[0001] Die Erfindung befaßt sich mit einem drallstabilisierten Übungsflugkörper der im Oberbegriff
des Anspruchs 1 angegebenen Art.
[0002] Aus der DE-PS 16 78 197 ist ein drallstabilisiertes Gescho für Übungsmunition mit
verkürzter Reichweite bekannt, bei dem ohne Zerlegung des Geschosses eine plötzliche
Erhöhung des aerodynamischen Widerstandes dadurch erreicht wird, da das Geschoß durch
künstliche Reduzierung des Dralls instabil wird und mit dem Heck nach vorn bei somit
erhöhtem aerodynamischen Widerstand weiterfliegt. Die Drallreduzierung wird durch
Radialflächen im Ogivenbereich oder nach Art eines Radialverdichters erreicht, d.h.
durch Ausnutzung der Coriolis-Beschleunigung in der innerhalb des Geschosse über entsprechende
Bohrungen radial nach außen strömenden Luft. Eine Erweiterung dieses Prinzips ist
in der DE-OS 21 49 977 beschrieben. Gemäß der DE-OS 26 16 209 kann weiterhin vorgesehen
werden, die als Radialverdichter wirkende Drallbremse auf der Übungsflugstrecke dadurch
zu blockieren, daß der Staudruck der Luftströmung auf einen Kolben wirkt, der zuerst
ein zähes Fluid aus einer Kammer preßt, bis die Strömungskanäle für den Radialverdichter
freigesetzt werden.
[0003] Die in axialer Richtung nicht geneigten Radialflächen im Ogivenbereich haben den
Nachteil, daß sie von Anfang an, d.h. sofort nach Verlassen der Abschußvorrichtung
wirken. Weiterhin ist der Kräfteangriff vor dem Schwerpunkt des Übungsflugkörpers
ungünstig für dessen Stabilität im Übungsbereich. Dadurch wird das aerodynamische
Verhalten des Übungsflugkörpers gegenüber dem des Originals stark verändert, so daß
die Forderung nach verkürzter Reichweite im Regelfall zwar erfüllt wird, nicht aber
die nach befriedigender ballistischer Übereinstimmung. Gemäß den heutigen Sicherheitsanforderungen
wird weiterhin angestrebt, daß die Maximalschußweite unter allen Umständen begrenzt
ist, die Übungsflugkörper also fail-safe sind. Auch die Erfüllung dieser Forderung
ist bei Radialflächen im Ogivenbereich fraglich, wenn beispielsweise Fremdkörper in
der Luft alle Flächen abreißen oder Abpraller auftreten
[0004] Das gleiche gilt für die Verdichterlösung, die gegenüber der Lösung mit Radialflächen
im Ogivenbereich aerodynamisc zwar etwas günstiger ist, dafür aber hinsichtlich der
Fail-safe-Forderung wesentlich ungünstiger ist, beispielsweise infolge Blockierung
des axialen Einlaufs durch Fremdkörper oder Klemmen des Kolbens.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, insbesondere ein drallstabilisiertes Übungsgeschoß,
aber auch andere drallstabilisierte Übungsflugkörper so zu gestalten, daß bei möglichst
einfachem Aufbau eine weitgehende Erfüllung der Fail-safe-Forderung gewährleistet
ist, der Übungsflugkörper also unter möglichst allen Umständen in seiner Maximalschußweite
begrenzt ist, so daß er auf vergleichsweise kleinen Übungsplätzen verwendet werden
kann. Dabei soll er sich vom Originalflugkörper in seiner äußeren Form in der Masse,
im Drall, in den Massenträgheitsmomenten und in den aerodynamischen Beiwerten nur
möglichst wenig unterscheiden, um mit dem Originalflugkörper eine gute ballistische
Übereinstimmung im Übungsbereich zu erzielen und keine größeren Modifikationen z.B.
an der Treibladung oder der Hülse eines Übungsgeschosses erforderlich zu machen. Der
Aufbau sollte möglichst einfach sein, um insbesondere bei vergleichsweise billigen
Originalflugkörpern wirtschaftliche Übungsflugkörper herstellen zu können. Die Übungsflugkörper
sollten sowohl die Verwendung als auch di Nichtverwendung eines Treibspiegels erlauben.
Weiterhin sollte die Originalabschußeinrichtung ohne Modifikationen benutzt werden
können.
[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Ausbildung entsprechend dem Kennzeichen
des Anspruchs 1 gelöst. Ein rotierender Flugkörper fliegt stabil, wenn für den Stabilitätsfaktor
s gilt

wobei K eine flugkörperspezifische Konstante, ω die Winkelgeschwindigkeit um die Längsachse
des Flugkörpers und v
∞ die Geschwindigkeit der ungestörten Anströmung ist Diese Beziehung gilt nur näherungsweise.
Das genaue Stabilitätsgesetz soll hier jedoch nicht erörtert werden, weil es auf den
Erfindungsgedanken keinen Einfluß hat. Weitere Angaben hierzu sind z.B. Molitz und
Strobel, "Äußere Ballistik", Springer Verlag, 1963 und Germershausen u.a., "Waffentechnisches
Handbuch", Rheinmetall GmbH, Düsseldorf 1977 zu entnehmen.
[0007] Erfindungsgemäß wird der Übungsflugkörper so ausgelegt, daß die vorgenannte Beziehung
nicht erfüllt ist, d.h. s < 1 ist, der Übungsflugkörper also ohne besondere Maßnahmen
instabil fliegt. Durch den erhöhten aerodynamischen Widerstand beim instabilen Flug
wird der Übungsflugkörper den vorgegebenen Sicherheitsbereich nicht überschreiten.
Dabei ist es möglich, daß er durch die erheblichen Kräfte und Momente bei Beginn oder
während des instabilen Fluges zerstört wird oder in neuer stabiler Lage mit dem Heck
nach vorn fliegt, ebenfalls mit stark erhöhtem aerodynamischen Widerstand.
[0008] Um den Übungsflugkörper jedoch der Übungsaufgabe entsprechend auf der Übungsflugstrecke,
d.h. kurzzeitig stabil zu halten, wird erfindungsgemäß am Übungsflugkörper ein Leitwerk
angebracht, welches das Stabilitätsdefizit der Drallstabilisierung kompensiert. Das
Leitwerk ist dabei hinter dem Schwerpunkt des Übungsflugkörpers, vorzugsweise in dessen
Heckbereich angebracht, um die stabilisierende Wirkung zu erreichen.
[0009] Da bei einem rotierenden Übungsflugkörper in der Regel die Fluggeschwindigkeit v
∞ schneller als die Winkelgeschwindigkeit ω abnimmt, wird der Übungsflugkörper der
vorgenannten Gleichung entsprechend ohne besondere Maßnahmen mit abnehmender Fluggeschwindigkeit
immer stabiler, so daß die Forderung der Flugweitenbeschränkung ohne zusätzliche Maßnahmen
nicht erfüllt werden kann.
[0010] Entsprechend dem Kennzeichen des Anspruchs 1 ist deshalb das Leitwerk weiterhin so
ausgelegt, daß es ein die Rotation bremsendes Längsmoment erzeugt, damit (ω/v
∞ )
2 nach Verlassen des Übungsbereiches, gegebenenfalls aber auch schon auf der Übungsflugstrecke
kleiner wird. Die Erfindung ist auch auf drallstabilisierte Flugkörper anwendbar,
bei denen die Fluggeschwindigkeit v
∞ nicht schneller als die Winkelgeschwindigkeit ω abnimmt. In diesem Fall muß das Leitwerk
beim Übungsflugkörper das Verhältnis (ω/v
∞) 2 stärker reduzieren als es bei dem Originalflugkörper der Fall ist. Dies ist erforderlich,
da die durch das Leitwerk bewirkte aerodynamische Stabilisierung, d.h. s (Leitwerk)
aus aerodynamischen Gründen, die hier nicht näher erläutert werden sollen, mit abnehmender
Überschallfluggeschwindigkeit zunimmt.
[0011] Erfindungsgemäß ist also das durch die Abbremsung der Rotation - auch Rolldämpfung
genannt - bedingte Stabilitätsdefizit frühestens am Ende der Übungsflugstrecke so
groß, daß das Leitwerk-nicht mehr ausreicht, die kombinierte Drall-Leitwerks-Stabilisierung
aufrecht zu erhalten. Der Übungsflugkörper wird instabil und überschreitet die geforderte
besonders geringe Restflugstrecke nicht.
[0012] Der Übungsflugkörper ist fail-safe, da bei einem Ausfall des Leitwerks sowohl dessen
rotationsdämpfende als auch stabilisierende Wirkung entfällt und der Übungsflugkörper
aufgrund seiner Auslegung instabil fliegt. Der Ubungsflugkörper erfüllt weiterhin
die Forderung nach möglichst genauer Simulation der Originalflugbahn im Übungsbereich,
da man es je nach Auslegung des Leitwerks - wie nachstehend näher erläutert - in der
Hand hat, die Rotationsdämpfung des Übungsflugkörpers erst am Ende der Übungsflugstrecke
oder bei geringeren Anforderungen an die Originaltreue auch bereits in der Übungsflugphase
einsetzen zu lassen.
[0013] Die Drallstabilität des Übungsflugkörpers gegenüber der des Originalflugkörpers kann
bei unveränderter Winkel- und Fluggeschwindigkeit z.B. dadurch auf s<1 verringert
werden, daß der Schwerpunkt nach hinten verlegt wird. Dadurch wird der Abstand zwischen
dem Druckpunkt (Angriffspunkt der Resultierenden R der aerodynamischen Kräfte ohne
Berücksichtigung der Leitwerkskräfte) des Übungsflugkörpers und dessen Schwerpunkt
vergrößert, wodurch die flugkörperspezifische Konstante K aus hier nicht näher zu
erörtenden Gründen und dementsprechend auch der Stabilitätsfaktor s verkleinert wird.
Die Rückverschiebung des Schwerpunktes z.B. durch Wahl unterschiedlicher Materialien
oder Bildung von Hohlräumen hat weiterhin den Vorteil, daß der Übungsflugkörper beim
Abschuß weniger beansprucht wird als der Originalflugkörper, da der Angriffspunkt
der d'Alembestschen Massenkräfte näher am Heck liegt.
[0014] Wird angenommen, daß beim Abschuß nicht nur die Winkelgeschwindigkeiten, sondern
auch die Massen von Original- und Übungsflugkörper gleich sind, um neben dem gleichen
Abschußrohr auch die gleiche Treibladung verwenden zu können und wird weiterhin die
äußere Kontur weitgehend - bis auf das Leitwerk - beibehalten, so läßt sich die Drallstabilität
auch dadurch herabsetzen, daß das Massenträgheitsmoment I, um die Längsachse des Flugkörpers
erniedrigt (hohe Massendichte in der Nähe der Drehachse) und das Massenträgheitsmoment
Iq um die Querachse des Flugkörpers erhöht wird (hohe Massendichte vorn und hinten).
Dies ergibt sich wiederum aus der flugkörperspezifischen Konstante K, für die gilt
K~I
12/I
q.
[0015] Sind geringe Unterschiede in der Kontur erlaubt oder notwendig, so gibt es entsprechend
K~d/1
2 weitere Möglichkeiten zur Reduzierung der Drallstabilität des Übungsflugkörpers gegenüber
der des Originalflugkörpers. Danach ist eine Reduzierung bei konstanter Masse m auch
durch Verringerung des Kalibers d und/oder Erhöhung der Länge 1 des Flugkörpers möglich.
[0016] Der aerodynamische Widerstand W eines Flugkörpers verändert sich bei affiner Veränderung
des Flugkörperdurchmessers d. proportional d
2, während eine Verlängerung z.B. durch Vergrößerung des zylindrischen Teils des Flugkörpers,
nur ein geringfügige Steigerung des aerodynamischen Widerstandes W zur Folge hat.
Eine geringfügige Reduzierung des Kalibers d des Übungsflugkörpers bietet daher weiterhin
eine Möglichkeit, erforderlichenfalls die durch das Leitwerk bedingte aerodynamische
WiderstandserhöhungAW zu kompensieren.
[0017] Das Leitwerk kann grundsätzlich fest am Übungsflugkörper ausgebildet werden, indem
dieser beispielsweise am Heck mit mehreren gleichmäßig über den Umfang verteilten
festen Leitwerksflächen versehen wird, die unter dem Einstellwinkel E gegenüber der
Längsachse des Flugkörpers geneigt sind.
[0018] Es sind Fälle möglich, bei denen der feste Einbau eines Leitwerks unmöglich, schwierig
oder nur durch teuere Änderungen, z.B. am Treibspiegel eines Unterkalibergeschosses,
zu erreichen ist. In diesen Fällen wird entsprechend Anspruch 2 vorgeschlagen, das
Leitwerk im Übungs flugkörper zu verstauen und in bekannter Weise erst im Fluge freizusetzen.
Der dazu notwendige Mechanismus ist fail-safe, weil der Übungsflugkörper bei Nichtfunktion
sofort instabil wird.
[0019] Diese Anordnung kann entsprechend Anspruch 3 dahin erweitert werden, daß die Rolldämpfung
während des Fluges infolge der mit abnehmender Winkelgeschwindigkeit sinkenden Fliehkraft
herabgesetzt wird, falls dies entsprechend den ballistischen Erfordernissen des Einzelfalles
vorteilhaft ist.
[0020] Weitere besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Ansprüchen
4 bis 10 angegeben. Die Ansprüche 4 bis 9 beziehen sich auf Übungsflugkörper mit einem
separaten Leitwerksträger, der gegenüber dem übrigen Übungsflugkörper - auch Vorkörper
genannt - in axialer Richtung drehbar ist und je nach Ausbildung die Erfüllung unterschiedlicher
Anforderungen ermöglicht.
[0021] Eine weitere Möglichkeit, um auch bei einem festen Leitwerk dessen Einfluß während
der Übungsflugphase möglichst vollständig zu kompensieren, ist im Anspruch 10 angegeben.
Der Strahlantrieb weist wenigstens zwei symmetrisch angeordnete Austrittsdüsen auf,
die gegenüber der Flugkörperlängsachse derart geneigt sind, daß auf den Übungsflugkörper
sowohl ein beschleunigendes Längsdrehmoments als auch ein Antriebsschub-innerhalb
der Übungsflugstrecke ausgeübt werden. Der Strahlantrieb ist bevorzugt als Feststofftriebwerk
ausgebildet, kann aber z.B. entsprechend der DE-OS 25 57 293 auch ein Kalt- oder Heißgasantrieb
sein.
[0022] In der Zeichnung sind grundlegende Zusammenhänge der Erfindung und einige Ausführungsbeispiele
schematisch gezeigt, anhand welcher die Erfindung nachstehend näher erläutert wird.
[0023] Es zeigen
Fig. 1 den qualitativen Verlauf der Stabilitätsfaktoren s in Abhängigkeit von der
Übungsflugmachzahl Ma,
Fig. 2a bis d den qualitativen Verlauf der resultierenden Anströmrichtung vres an verschiedenen Punkten der Übungsflugstrecke,
Fig. 3a und b zwei Varianten einer Version 1 des Übungsflugkörpers,
Fig. 4a bis c drei Varianten einer Version 2 des Übungsflugkörpers,
Fig. 5a bis d vier Varianten einer Version 3 des Übungsflugkörpers und
Fig. 6a und b eine weitere Version 4 des Übungsflugkörpers.
[0024] In Fig. 1 sind die qualitativen Verläufe der verschiedenen Stabilitätsfaktoren, nämlich
s1 = s(Drall) ohne Leitwerkseinfluß
s2 = s(Drall) durch "
s3 = s(Leitwerk)
s4 = s(Drall + Leitwerk) = s2+s3
[0025] in Abhängigkeit von der Übungsflugmachzahl Ma dargestellt.
[0026] Der Übungsflugkörper verläßt mit der Machzahl Ma
1 das Abschußrohr. Fällt das Leitwerk aus, so ist der Übungsflugkörper zwischen den
Machzahlen Ma
1 und Ma
2 gemäß der Kurve s
1 instabil und wird verstärkt abgebremst. Mit erfindungsgemäß wirkendem Leitwerk wird
dagegen der Stabilitätsanteil s
1 abgebaut, so daß sich der Kurvenverlauf s
2 ergibt, während der Stabilisierungsanteil s
3 des Leitwerkes aus hier nicht zu erörternden Gründen mit abnehmender Machzahl zunimmt.
Beide Stabilitätsanteile zusammen ergeben einen Kurvenverlauf s
4 > 1, solange die Übungsflugmachzahl Ma>Ma3 ist. Nach Unterschreiten von Ma
3 wird der Übungsflugkörper instabil, was zu einer entsprechend starken Erhöhung des
aerodynamischen Widerstandes und der gewünschten kurzen Restflugweite führt.
[0027] Die Figuren 2b bis d zeigen qualitativ Größe und Anstellwinkel α
geom der resultierenden Geschwindigkeit v
res bei verschiedenen Flugzuständen. Der geometrische Anstellwinkel α
geom ist derjenige Winkel, den die resultierende Geschwindigkeit v
res mit der Längsachse des Übungsflugkörpers bildet. Die resultierende Fluggeschwindigkeit
v
res ist wiederum die Summe aus der Geschwindigkeit der ungestörten Anströmung v
∞, der Geschwindigkeitsänderung Δv an der Flugkörperoberfläche durch die Dickenverteilung
des Flugkörpers und die Umfangsgeschwindigkeit infolge der Rotation des Flugkörpers
v
u=ω·r. Die Geschwindigkeiten sind dabei als Vektoren zu betrachten. Dieser Zusammenhang
ist in Fig. 2a gezeigt.
[0028] Am Anfang der Übungsflugstrecke sind gemäß Fig. 2b der entsprechend festgelegte Einstellwinkel
E der Leitwerksflächen und der geometrische Anstellwinkel α
geom vorzugsweise mehr oder weniger gleich, so daß kein oder nur ein geringer Einfluß
des Leitwerks auf die Winkelgeschwindigkeit ω vorhanden ist. Das Leitwerk reagiert
nur auf den Anstellwinkel α der Anströmung v
∞, d.h. es gewährleistet in gewünschter Weise die Stabilität. Der Anstellwinkel α ist
hier wegen der axialen Anströmung v
∞ gleich Null.
[0029] Nach einer gewissen Flugzeit t, nach der durch aerodynamische Kräfte die Fluggeschwindigkeit
v
∞ in der Regel schneller abgenommen hat, ist gemäß Fi
g. 2c α
geom > ε geworden und die resultierende Luftkraft R am Leitwerk bremst die Rotation verstärkt
ab.
[0030] Das vom Leitwerk erzeugte, die Rotation des Übungsflugkörpers abbremsende Längsmoment
M=n.r.R steigt mit dem effektiven Anstellwinkel eff α
geom - ε 'während der Übungsflugzeit stetig an. Dabei bedeuten n die Anzahl der Leitwerksflächen
und r deren mittleren Abstand von der Längsachse.
[0031] Gegen Ende der Übungsflugzeit kann gemäß Fig. 2d α
eff = α
geom - ε so groß geworden sein, daß die den Auftrieb A erzeugende Strömung mehr oder weniger
zusammengebrochen ist und der Widerstand W vorherrscht. Dies ist jedoch nich nachteilig,
weil die resultierende Luftkraft R weiterhin die Winkelgeschwindigkeit ω abbaut, bis
der Flugkörper instabil wird.
[0032] Das Längsmoment M des Leitwerks wird außer von n und r wegen R =

auch von der Größe und Form der Leitwerksflächen beeinflußt. Es stehen daher genügend
Parameter zur Verfügung, um das Leitwerk den jeweiligen Erfordernissen eines Übungsflugkörpers
anzupassen.
[0033] Die Versionen 1 bis 4 unterscheiden sich durch den Grad der Simulationstreue der
Originalflugbahn und den dafür notwendigen technischen Aufwand.
[0034] Die in Fig. 3a und b gezeigten Versionen 1a und 1b zeichne sich dadurch aus, daß
sie keine gegeneinander beweglichen Bauteile aufweisen und somit einfach zu fertigen
sind. Das in Fig. 3a in der Seitenansicht dargestellte unterkalibrige Übungsgeschαß
weist die Ogive 1, den zylindrischen Teil 2 und das Heck 3 mit fest angebrachtem Leitwerk
4 auf. Gegenüber den bekannten Übungsgeschossen hat dieses den Vorteil, das seine
aerodynamische Form weitgehend mit dem Originalflugkörper übereinstimmt. Die Abweichungen
am Heck 3 haben in Überschallströmung nur geringe Auswirkungen..Di Version 1a unterscheidet
sich von der Originalmunition im Fluge nur dadurch, daß die zeitlichen Drallverläufe
D(t)=I
1· ω(t) nicht übereinstimmen. Durch die zusätzliche Leitwerksstabilisierung ist dies
jedoch nicht so wichtig 'wie bei den bekannten Übungsflugkörpern. Der Einstellwinkel
ε der Leitwerksflächen wird so gewählt, daß ein merklicher Drallabbau erst nach Durchfliegen
der Übungsflugstrecke auftritt, was natürlich die Maximalflugstrecke gegenüber demjenigen
Fall verlängert, bei welchem der Drall von Anfang an abgebaut wird. Insbesondere wird
der Einstellwinkel ε gleich dem mittleren geometrischen Anstellwinkelel α
geom auf der Übungsflugstrecke gewählt, so daß das Leitwerk zunächst ein die Rotation
des Übungsflugkörpers beschleunigendes Längsmoment auf diesen ausübt und dann erst
ein abbremsendes.
[0035] Die Grundrißform der einzelnen Flächen des Leitwerkes 4 ist bei der Version 1a und
auch bei den anderen Versionen nicht auf ein Dreieck oder ein Rechteck beschränkt.
Auch alle anderen Flügelgrundrißformen sind prinzipiell anwendbar. Die Leitwerksflächen
können eben bzw. verwunden und/oder gewölbt sein. Sie können je nach den Umständen
des Einzelfalles auch durch reine aerodynamische Widerstandskörper, z.B. gleichmäßig
über den Umfang verteilt radial angeordnete zylinderförmige Ansätze, ersetzt werden,
welche die aerodynamische Stabilität erhöhen und gleichzeitig die Rotation des Übungsflugkörpers
abbremsen.
[0036] Das Leitwerk 4 der Version 1a ist überkalibrig und somit nur für einen unterkalibrigen
Flugkörper verwendbar. Im Unterschied dazu ist die in Fig. 3b gezeigte Version 1b
auch für eine Vollkalibermunition geeignet. Das Übungsgeschoß ist gleichfalls in der
Seitenansicht gezeigt, wobei hier und in den anderen Figuren jeweils gleiche Teile
mit gleichen Bezugsziffern gekennzeichnet sind. Wegen der gestörten Strömung im Bereich
des Leitwerks 4 und der ungünstigeren Form der Leitwerksflächen der Version 1b muß
bei gleicher Wirksamkeit die gesamte Leitwerksfläche größe als bei Version 1a sein,
was infolge zu. großer Abweichung von der Originalkontur ungünstig sein kann. In diesem
Fall kann eine d.er Versionen 2 von Vorteil sein.
[0037] Die Versionen 1 sind fail-safe, wie aus Fig. 1 ersichtlich. Die stabilisierende Wirkung
des Leitwerks ist während der gesamten Übungsflugzeit t(Ma
1)≤t≤t(Ma
3) notwendig. Um eine Stabilität auch für t>t(Ma
3) aufrechtzuerhalten, müßte das Leitwerk vergrößert werden. Eine Zerstörung des Leitwerks,
z.B. durch Abpraller, ist somit fail-safe.
[0038] In den Fig. 4a bis c sind drei verschiedene Versionen 2a bis c des Übungsflugkörpers
wieder in der Seitenansicht und im Bereich des Hecks geschnitten gezeigt. Fig. 2a
und b zeigen dabei in der linken Hälfte den Zustand ohne Rotation und in der rechten
Hälfte den Zustand mit Rotation, d.h. nach erfolgtem Abschuß. Fig. 4c zeigt dagegen
nur den Zustand mit Rotation.
[0039] Die Versionen 2 sind mit an sich bekannten Klapp- oder Ausfahrleitwerken ausgestattet.
Dies hat den Vorteil, daß Interface-Probleme mit Abschußvorrichtung, Treibladung,
Treibladungshülse oder Treibspiegel bei einem Übungsgeschoß nicht zu erwarten sind.
Nachteilig können im Einzelfall u.U. die erhöhten Fertigungskosten und mögliche Festigkeitsprobleme
sein.
[0040] Bei der Version 2a ist ein Leitwerk mit wenigstens zwei Flächen 4 vorgesehen, die
durch je eine Drehfeder 5 zunächst innerhalb der äußeren Kontur des zylindrischen
Teils 2 und des Hecks 3 gehalten werden. Bei Rotation klappen die Leitwerksflächen
4 infolge der Fliehkraft auf.
[0041] Entsprechendes gilt für die Version 2b. Hier sind die Leitwerksflächen 4 in radialer
Richtung lose in das Heck 3 eingesetzt. Nach innen ist ihr Verschiebeweg durch den
Anschlag 24 begrenzt. Durch die Fliehkraft werden sie nach außen gezogen und arretiert.
Die Leitwerksflächen 4 können - wie gestrichelt angedeutet - zusätzlich unter einer
radial nach innen gerichteten Kraft einer Feder oder eines anderen Kraftelementes
6 stehen, um die Wirksamkeit der Fliehkraft zu verringern. Damit können ggf. vorhandenen
Forderungen entsprechend die dem Luftstrom ausgesetzten Leitwerksflächen 4 während
der Übungsflugzeit in ihrer Wirkung reduziert werden. Die Flächen 4 können auch verwunden
sein. Bei der Version 2b - federbelastete und verwundene Flächen 4 - ist es dann möglich,
auch den mittleren Einstellwinkel E den veränderten Anströmbedingungen anzupassen.
[0042] Sofern die damit verbundenen aerodynamischen Asymmetrien im Einzelfall vernachlässiz-
oder tolerierbar sind, kann gemäß der in Fig. 4c gezeigten Version 2c ein Leitwerk
mit nur einer Fläche 4 vorgesehen werden, welche hier die Form eines Deltaflügels
4' mit Strake 4" besitzt. Zur Vermeidung einer dynamischen Unwucht wird synchron mit
der Leitwerksfläche 4 eine als Gegenmasse wirkende Kugel 7 radial nach außen bewegt.
[0043] Die Versionen 3a bis d sind in den Fig. 5a bis 5e wiederum in der Seitenansicht und
teilweise im Schnitt gezeigt. Sie zeichnen sich dadurch aus, daß die Leitwerksflächen
4 an einem separaten Leitwerksträger 8 ausgebildet sind, welcher gegenüber dem übrigen
Übungsflugkörper in axialer Richtung, d.h. um dessen Längsachse drehbar ist. Dieser
übrige Übungsflugkörper wird hier von der Ogive 1, dem zylindrischen Teil 2 und ggf.
dem Heck 3 gebildet und nachstehend der Einfachheit halber als Vorkörper 9 bezeichnet.
Die Leitwerksflächen 4 können einstückig mit dem Leitwerksträger 8 ausgebildet oder
auch separat gefertigt und mit diesem in geeigneter Weise verbunden sein.
[0044] Bei der Version 3a wird die Drehbarkeit des Leitwerksträgers 8 durch die mit dem
Vorkörper 9 verbundene Schraubenspindel 10 mit hinterem Anschlag 11 gewährleistet,
auf welcher der Leitwerksträger 8 mit Hilfe seiner Führung 12 zwischen der in Fig.5a
gezeigten vorderen Position - der Position bis zum Abschuß - und der in Fig. 5b gezeigten
hinteren Position unter entsprechender Verdrehung begrenzt axial verschiebbar ist.
[0045] Der Funktionsablauf nach Verlassen der Abschußvorrichtung erfolgt in drei Phasen.
[0046] Erste Phase:
Der Einstellwinkel ε der Leitwerksflächen 4 ist so festgelegt, daß zunächst der geometrische
Anstellwinkel αgeom kleiner als ε ist. Es entsteht dadurch ein Längsmoment am Leitwerksträger 8 in Rotationsrichtung
des Übungsflugkörpers. Als Folge davon wandert der Leitwerksträger 8 bei entsprechender
Orientierung des Schraubgewindes auf der Spindel 10 nach hinten. Der Verschiebe- und
Verdrehweg ist so festgelegt, daß der Leitwerksträger 8 dann zur Anlage am Anschlag
11 kommt und damit seine in Fig 5b gezeigte hintere Position einnimmt, wenn αgeom = ε geworden ist.
[0047] Zweite Phase:
Der geometrische Anstellwinkel αgeom wird größer als der Einstellwinkel ε. Dadurch entsteht ein Längsmoment gegen die
Rotationsrichtung des Übungsflugkörpers, aufgrund dessen der Leitwerksträger 8 auf
der Spindel 10 wieder nach vorn wandert, bis die Konfiguration wie in Fig. 5a gezeigt
erreicht ist. Die Auslegung von Leitwerksträger 8 und Schraubenspindel 10 ist weiterhin
bevorzugt so getroffen, daß das Ende der zweiten Phase mit dem Ende der Übungsflugzeit
zusammenfällt. Damit wird in vorteilhafter Weise erreicht, daß während der Übungsflugzeit
praktisch keine Momente auf den Vorkörper 9 übertragen und damit dessen Winkelgeschwindigkeit
ω nicht beeinflußt wird, wenn die Reibung der Spindel 10 vernachlässigbar ist, weil
sie durch die Hin- und Herdrehung im Mittel ausgeglichen wird.
[0048] Dritte Phase:
Der Leitwerksträger 8 bremst jetzt die Rotation des Vorkörpers 9 ab und zwar zunehmend
stärker, weil der geometrische Anstellwirkel αgeom immer größer wird, bis der gesamte Übungsflugkörper instabil wird.
[0049] Um während der Bewegung in der Abschußvorrichtung das Drehmoment für die Drallstabilisierung
vom Leitwerksträger 8 auf den Vorkörper 9 zu übertragen, ist zwischen beiden die in
einer Querschnittsebene liegende Verzahnung 13 vorgesehen.
[0050] Der Übungsflugkörper nach Version 3a ist sicher:
a) Bricht die Spindel 10 ab oder löst sich der Leitwerksträger 8 auf andere Art, so
wird der Übungsflugkörper vorzeitig instabil.
b) Klemmen Spindel 10 und Führung 12 zu irgendeinem Zeitpunkt während der Übungsflugzeit,
so wird der Drall des Übungsflugkörpers vorzeitig abgebaut, was zu einer weiteren
Reduzierung der Maximalflugstrecke führt.
[0051] Der Übungsflugkörper nach Version 3a stimmt mit dem Originalflugkörper aeroballistisch
besonders gut überein,
- wenn die Massen beider Flugkörper gleich sind oder bei ähnlicher äußerer Form beider
Flugkörper ballistisch angepaßt sind,d.h. das Verhältnis von Masse zu aerodynamischer
Bezugsfläche bei beiden Flugkörpern gleich ist (die aerodynamische Bezugsfläche ist
in der Regel die Querschnittsfläche),
- wenn die verringerte Drallstabilität s(Drall) infolge des nach hinten wandernden
Leitwerksträgers 8 (Iq steigt) durch den vergrößerten Hebelarm des Leitwerks näherungsweise kompensiert
wird,
- wenn, wie vorstehend bereits angegeben, die Reibungskräfte der Spindel 10 sich im
Mittel kompensieren.
[0052] Der Vorteil der Version 3a gegenüber den Versionen 1 und 2 besteht darin, daß der
zeitliche Verlauf der Winkelgeschwindigkeit des Übungsflugkörpers während der Übungsflug
zeit mit dem zeitlichen Verlauf der Winkelgeschwindigkeit des Originalflugkörpers
gut übereinstimmt, so daß eine gute Übereinstimmung in der Schußgenauigkeit besteht.
[0053] Bei der in Fig. 5c gezeigten Version 3b ist im Unterschied zur Version 3a, bei welcher
nach Beendigung der zweiten Phase eine starre, schlupffreie Koppelung zwischen dem
Leitwerksträger 8 und dem Vorkörper 9 vorliegt, der Leit werksträger 8 mit den Leitwerksflächen
4 auf dem zapfenförmigen Lager 14 frei drehbar angeordnet, nachdem nach erfolgtem
Abschuß der Leitwerksträger 8 geringfügig nach hinten verschoben worden ist, so daß
die Verzahnung 13 außer Eingriff ist. Die Reduzierung des Dralls im Vorkörper 9 durch
Momentenübertragung vom Leitwerksträger auf den Vorkörper kann z.B. nach Art einer
Reibkuppelung mittels wenigstens einer zwischen beiden Körpern angeordneten, in Längsrichtung
wirkenden, vorgespannten Druckfede erfolgen. Bevorzugt wird jedoch eine berührungsfreie
Längsmomentenübertragung. Die dazu vorgesehene, in der Figur schematisch angedeutete
Kuppelung 15 kann in bekannter Weise nach Art einer elektrischen Wirbelstrombremse
oder eines kurzgeschlossenen Generators arbeiten. Den jeweilige aeroballistischen
Erfordernissen entsprechend kann die Winkelgeschwindigkeit des Leitwerksträgers durch
Auswahl eines entsprechenden Einstellwinkels 6 der Leitwerksflächen 4 frei gewählt
werden. Sie muß lediglich verschieden von der Winkelgeschwindigkeit des Vorkörpers
9 sein im Hinblick auf die für den gewollten Bremseffekt zwischen beiden Körpern erforderliche
relative Drehbewegung. So kann auch hier der Einstellwinkel gleich dem mittleren geometrischen
Anstellwinkel αg
eom auf der Übungsflugstrecke gewählt werden, um die aeroballistischen Abweichungen vom
Originalflugkörper noch weiter zu verringern.
[0054] Sofern eine noch größere Simulationstreue angestrebt wird, kann mit Hilfe einer elektronischen
Schaltung, die fail-safe ist, in vorteilhafter Weise z.B. der Kurzschluß der als Generator
ausgelegten Kupplung 15 während der Übungsflugzeit aufgehoben werden. Die geforderte
Funktionssicher heit der elektronischen Schaltung kann z.B. durch redundante Ausführung
oder dadurch erreicht werden, daß bei Auf treten irgendeines Fehlers in der Schaltung
automatisch der Kurzschluß wieder hergestellt wird. Durch Wahl eines entsprechenden
Einstellwinkels ε der Leitwerksflächen 4 kann dann weiterhin erreicht werden, daß
im Mittel die Winkelgeschwindigkeit des Leitwerksträgers 8 während des entkoppelten
Zustandes gleich der des Vorkörpers 9 ist, so d.aß wegen des näherungsweise gleichen
zeitlichen Verlaufes der Winkelgeschwindigkeiten von Vorkörper 9 und Originalflugkörper
die aeroballistischen Abweichungen vom letzteren noch weiter verringert sind.
[0055] Die in Fig. 5d gezeigte Version 3c ist eine Variante der Version 3b, bei welcher
der Leitwerksträger 8 als Ring ausgebildet ist, der mit nicht gezeigtem geringem axialen
und radialen Spiel im Lager 14' des Vorkörpers 9 frei, d.h. unbeschränkt drehbar gelagert
ist. Bei dieser integrierten Anordnung des Leitwerksträgers 8 innerhalb der Struktur
des Übungsflugkörpers kann die Verzahnung 13 entfallen, da beim Abschuß die Drallübertragung
direkt über das Heck 3 auf den Übungsflugkörper erfolgen kann. Auch hier können wieder
bevorzugt elektronische Schaltungen vorgesehen werden, welche eine kraftschlüssige
Koppelung zwischen dem sich frei gegenüber dem Vorkörper drehenden Leitwerksträger
und dem ersteren erst am Ende der Übungsflugphase herstellen. Für die Ausbildung und
Anordnung der Leitwerks flächen 4 am Ring 8 gilt das vorstehend gesagte.
[0056] Bei den bislang geschilderten Versionen 3a bis 3c ist das Längsträgheitsmoment I
1 des Leitwerksträgers sehr viel kleiner als das des Vorkörpers. Dies ist bei der in
Fig.5e gezeigten Version 3d nicht mehr der Fall. Der Leitwerksträger 8 erstreckt sich
hier nach vorn z.B. über die halbe Länge des Übungsflugkörpers und wird vom Vorkörper
9 mit einem relativ dünnwandigen hülsen-, haubenförmigen od. dgl. Teile 16 übergriffen.
Der Leitwerksträger 8 ist auf dem Lager 14 entsprechend der Version 3b frei drehbar
gelagert. Er ist dazu in der Ausnehmung 17 des Vorkörpers 9 mit entsprechend geringem
Spiel in radialer und axialer Richtung angeordnet. Der Leitwerksträger 8 ist damit
praktisch bis auf die Leitwerksflächen 4 innerhalb des Vorkörpers 9 angeordnet, so
daß in vorteilhafter Weise der überwiegende Teil des Leitwerksträgers die Strömungsverhältnisse
im Vergleich zum Originalflugkörper nicht beeinflußt.
[0057] Die äußere Kontur des Vorkörpers 9 entspricht bevorzugt weitgehend der des Originalflugkörpers,
um die aeroballistischen Abweichungen möglichst gering zu halten. Das am hinteren
Ende des Teils 16 vorgesehene relativ kleine Trimm- oder Hilfsleitwerk 18 dient dazu,
den durch das im Vergleich zum Originalflugkörper geringere Längsträgheitsmoment des
Vorkörpers 9 an sich bedingten Abfall der Winkelgeschwindigkeit während der Übungsflugphase
zu kompensieren, indem die Rotation des Vorkörpers 9 mittels des Leitwerks 18 entsprechend
beschleunigt wird. Der Übungsflugkörper ist insgesamt so ausgelegt, daß die Längnträgheitsmomente
von Vorkörper und Leitwerksträger zusammen gleich dem des Originalflugkörpers sind
und daß der Leitwerksträger allein gegenüber dem Vorkörper derart abgebremst wird,
daß die Stabilisierung s(Leitwerksträger) + s(Drall des Vorkörpers) frühestens am
Ende der Übungsflugstrecke nicht mehr ausreicht, den Übungsflugkörper zu stabilisieren.
[0058] In der Fig. 6a ist schließlich noch eine Version 4 gezeigt, welche die Möglichkeit
bietet, die aeroballistischen Eigenschaften von Original- und Übungsflugkörper besonders
gut in Übereinstimmung zu bringen. Dazu ist ein Übungsflugkörper nach Version 1 mit
einem Triebwerk mit Düsen 19, Gasleitrohr 20 und Feststoff-Treibsatz 21 ausgerüstet.
Die Düsen 19 sind, wie auch Fig. 6b als Schnitt entlang der Linie A-A in Fig. 6a zeigt,
symmetrisch im Übungsflugkörpe angeordnet. Sie sind dabei so geneigt ausgerichtet,
daß sowohl ein Drehmoment um die Längsachse des Flugkörpers als auch ein Schub erzeugt
wird. Das Drehmoment dient während der Übungsflugzeit dazu, das Bremsmoment der Leitwerksflächen
4 zu kompensieren, während der Schub den erhöhten aerodynamischen Widerstand durch
die Leitwerksflächen 4 sowie durch die Massenabnahme infolge der Verbrennung des Treibstoffs
ausgleicht. Das Triebwerk ist gleichzeitig Leuchtspur und wird über den Anzündkanal
22 durch die Pulvergase beim Abschuß in Gang gesetzt. Der notwendige Schub-/Momentenverlauf
in Abhängigkeit von der Zeit kann durch eine entsprechende Außenkontur 23 des Treibsatzes
21 erreicht werden.
[0059] Der Treibsatz ist möglichst so ausgelegt und in der Form fixiert, daß-sich der Quotient
I
12/Iq während der Übungsfluzzeit möglichst wenig ändert. Nach Durchfliegen der Übungsflugstrecke
ist das Triebwerk bestimmungsgemäß ausge brannt, so daß der Abbau des Dralls durch
das Leitwerk wirksam wird.
[0060] Die Anwendung des Erfindungsgedankens - kombinierte Drall-Leitwerks-Stabilisierung
mit verstärktem Abbau des Dralls durch das Leitwerk - kann entsprechend den vorstehenden
Erläuterungen zu unterschiedlichen Entwürfen des Übungsflugkörpers führen. Allen gemeinsam
ist, daß das Problem der Fail-safe-Funktion mit einfachen Mitteln lösbar ist.
[0061] Wegen der weitgehenden Übereinstimmung der äußeren Form kann der Übungsflugkörper
nach den Versionen 1 in der Rege mit den gleichen Vorrichtungen wie der Originalflugkörper
gefertigt werden. Dies gilt prinzipiell auch für die Versionen 2. Die Version 2c besitzt
den Vorteil, daß die Heckströmung wenig gestört wird. Ein fester Einbau von Leitwerksfläche
und Gegenmasse ergäbe hier eine Version 1c mit vergleichsweise geringen Herstellkosten.
[0062] Die Versionen 3a sowie 3b und 3c mit elektronischer Schaltung haben den Vorteil,
daß wegen der besonderen Koppelung zwischen Leitwerksträger und Vorkörper die gegenüber
dem Originalflugkörper verstärkte Drallreduzierung erst nach Durchfliegen der Übungsflugstrecke
wirksam wird. Die Versionen 3b, 3c und 3d lassen darüber hinaus gegenüber den Versionen
1 und 2 Parameter wie z.B. die Winkelgeschwindigkeit des Leitwerksträgers frei, durch
welche die Simulation der Bahn des Originalflugkörpers durch den Übungsflug körper
noch weiter verbessert werden kann. Die Version 3e ist im allgemeinen nur für großkalibrige
Munition zweckmäßig und simuliert die Originalflugbahn sehr genau.
[0063] Die für den Übungsflugkörper notwendige Verschiebung des Schwerpunkts gegenüber dem
des Originalflugkörpers kann durch eine geeignete Materialauswahl erreicht werden.
Die Version 1a z.B. unterscheidet sich dann äußerlich nur durc ein neues Heck mit
einstückig angeformten Leitwerksflächen oder dadurch, daß Leitwerksflächen aufgeschraubt
sind. Korrekturen an d.er Startmasse, der Schwerpunktslage oder den Trägheitsmomenten
sind auch durch geeignete Bohrungen zu erreichen, die je nach Bedarf frei bleiben
oder beispielsweise mit Blei ausgefüllt werden. Entsprechendes gilt für die anderen
Versionen.
1. Drallstabilisierter Übungsflugkörper, insbesondere drallstabilisiertes Übungsgeschoß,
mit einer Einrichtung zur Reduzierung des Dralls zwecks Verringerung der Flugweite,
dadurch gekennzeichnet, daß der Übungsflugkörper derart ausgelegt ist, daß seine durch
den Drall beim Abschuß erreichbare Stabilisierung für einen stabilen Flug zu gering
ist, und daß er ein Leitwerk (4,4',4") aufweist, das einerseits eine den stabilen
Flug im Übungsbereich zusammen mit der Drallstabilisierung ermöglichende zusätzliche
aerodynamische Stabilisierung und andererseits nach Verlassen des Übungsbereiches
eine solche Reduzierung des Dralls bewirkt, daß der Übungsflugkörper instabil wird.
2. Übungsflugkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Leitwerk (4,4',4")
als Klapp- oder Ausfahrleitwerk ausgebildet ist.
3. Übungsflugkörper nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß den Leitwerksflächen
(4) ein Kraftelement (6), zugeordnet ist, das auf sie eine radial nach innen gerichtete
Kraft ausübt,derart, daß sie mit abnehmender Fliehkraft des rotierenden Übungsflugkörpers
zumindest teilweise wieder eingefahren werden.
4. Übungsflugkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Leitwerk (4)
an einem besonderen Leitwerksträger (8) ausgebildet ist, der mit dem übrigen einen
Vorkörper (9) bildenden Übungsflugkörper verbunden und relativ zu diesem drehbar ist.
5. Übungsflugkörper nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Vorkörper (9)
mit einer nach hinten gerichteten axialen Schraubenspindel (10) versehen ist, auf
welcher der Leitwerksträger (8) zwischen einer vorderen und einer hinteren Position
verdreh- und verschiebbar gelagert ist, und daß die Drallreduzierung durch mechanische
Koppelung zwischen dem Leitwerksträger (8) und de Vorkörper (9) erfolgt.
5. Übungsflugkörper nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet daß zur Drallreduzierung
eine Momentenübertragung vom Leitwerksträger (8) auf den Vorkörper (9) vorgesehen
ist bei der sich der Leitwerksträger (8) relativ zum Vorkörper dreht.
7. Übungsflugkörper nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Leitwerksträger
(8) während der Drallreduzierung gegenüber dem Vorkörper (9) frei drehbar ist und
ein derart großes Längsträgheitsmoment aufweist, daß seine Abbremsung allein die angestrebte
Drallreduzierung ergibt.
3. Übungsflugkörper nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Leitwerksträger
(8) nach vorn verlängert ist und mit dieser Verlängerung in eine korrespondierend
axiale Ausnehmung (17) des Vorkörpers (9) hineinragt.
9. Übungsflugkörper nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß der mit einem
entsprechend verminderten Längsträgheitsmoment ausgebildete Vorkörper (9) ein seiner
Drallreduzierung entgegenwirkendes Hilfsleitwerk (18) aufweist.
10. Übungsflugkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
zusätzlich zum Leitwerk (4) ein Strahlantrieb vorgesehen ist, der während der Übungs
flugphase ein Drehmoment und einen Schub zur Kompensa- tion der bremsenden Wirkungen des Leitwerks (4) ausübt.