[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein pneumatisch wirkendes Ziehkissen für Pressen,
insbesondere für mechanische Pressen zur Blechumformung, zum Gegenhalten während des
Umformvorganges und zum Auswerfen der Werkstücke nach Beendigung des Umformvorganges.
[0002] Es sind bereits pneumatisch wirkende Ziehkissen bekannt (DD-PS 82 108, DD
-PS 108 025), bei denen ein ein- oder mehrstufig ausgebildeter Kissenkolben auf ein
konstantes Luftvolumen wirkt. Dabei werden die wirksamen Kolbenflächen während des
Gegenhaltens und Auswerfens einseitig mit dem gleichen Luftdruck beaufschlagt, so
daß die Kissenkraft beim Gegenhalten und Auswerfen annähernd gleich groß ist.
[0003] Ein Mangel dieser Lösungen besteht darin, daß die während der Stößelstellung im unteren
Totpunkt im Kissen gespeicherte Energie beim Auswerfen in voller Größe frei wird,
obwohl technologisch nur ca. 1/6 dieser Energie zum Auswerfen erforderlich ist. Der
Restbetrag von ca, 5/6 wird durch hydraulisch wirkende Drossel- und Dämpfungseinrichtungen
in Wärme umgewandelt bzw, in Form kinetischer Energie als Stoßbelastung von den Bauelementen
aufgenommen. Zur Ableitung der freiwerdenden Wärmeenergie ist die zusätzliche Anordnung
von technologisch aufwendigen Kühleinrichtungen im Ölkreislauf der Drossel- und Dämpfungseinrichtungen
erforderlich. Ein weiterer Mangel ist in den relativ großen Baumaßen derartiger Ziehkissen,
bedingt durch den geringen Druck der allgemein in den betrieblichen Druckluftnetzen
zur Verfügung stehenden Druckluft von ca. 5 at, zu sehen.
[0004] Ein Betreiben der Ziehkissen mit höherem Luftdruck setzt unter den gegenwärtigen
Bedingungen den Einsatz zusätzlicher Druckübersetzer oder Kompressorstufen zur Erzeugung
des erforderlichen Luftdruckes voraus, so daß die auf Grund der geringeren Baumaße
der Kissen erzielten Einsparungen als zusätzlicher technischer Aufwand für die Erzeugung
der Druckluft wieder eingesetzt werden müssen.
[0005] Durch die Anwendung der Erfindung soll eine höhere Wirtschaftlichkeit auf Grund besserer
Ausnutzung der zugeführten Energie sowie die Einsparung von Material und technologischem
Aufwand durch kleinere Kissenabmessungen und den Wegfall der Kühleinrichtungen für
den Ölkreislauf erreicht werden.
[0006] Ausgehend von diesem Ziel ergibt sich die Aufgabe, den für den Auswerfvorgang nicht
benötigten Anteil der während der Stößeltiefststellung im Kissen gespeicherten Energie
zum Aufbau eines hohen Betriebsdruckes im Kissen sowie zur Erzeugung von Druckluft
für andere Verbraucher, wie z.B. Kupplung und Bremse oder Einspeisung in das betriebliche
Druckluftnetz, zu nutzen.
[0007] Erfindungsgemäß wird das dadurch-erreicht, daß der Kissenkolben als zweiseitig mit
Druckluft beaufschlagbarer Differenzkolben ausgeführt ist und daß der obere Teil des
unteren Zylinderraumes mit einem das Ausströmen von Druckluft während des Kolbenrückhubes
sperrenden Rückschlagventil versehen ist und über eine Rohrleitung mit dem unteren
Teil des Zylinderraumes verbunden ist, welche mit einem das Überströmen von Druckluft
aus dem unteren Teil in den oberen Teil des Zylinderraumes sperrenden Rückschlagventil
und/oder einem steuerbaren Wegeventil versehen ist, durch das bei Erreichen der unteren
Endlage des Kolbens die der Kissenplatte zugewandte, obere Differenzkolbenfläche durch
Überströmen von Druckluft aus dem unteren Teil in den oberen Teil des Zylinderraumes
mit Druckluft beaufschlagbar ist, und daß der untere Teil des Zylinderraumes über
eine weitere Rohrleitung mit einem Drucklbegrenzungsventil in Wirkverbindung steht,
dessen Ausgang zur Ableitung der erzeugten Druckluft mit einem Druckluftbehälter oder
dem betrieblichen Druckluftnetz verbunden ist.
[0008] Zu Beginn des Arbeitszyklus ist die untere, der Kissenplatte abgewandte Kolbenfläche
mit Druckluft beaufschlagt und der Kissenkolben befindet sich in seiner oberen Endlage.
Der obere Teil des unteren Zylinderraumes ist durckentlastet, so daß beim Gegenhalten
während des Stößelvorlaufes dem Stößel die volle Kissenkraft entgegenwirkt. Gleichzeitig
wird über ein Rückschlagventil Luft aus der Atmosphäre in den oberen Teil des Zylinderraumes
angesaugt. Während des Kolbenrückhubes beim Auswerfen baut sich durch 'Kompression
der im oberen Teil des Zylinderraumes eingesohlossenen Luft ein auf die obere, der
Kissenplatte zugewandte, Differenzkolbenfläche wirkender Druck auf.
[0009] Bei einer weiteren gesteuerten Variante wird bei Erreichung der unteren Endlage des
Kolbens durch Betätigung eines Wegeventils der obere Teil des Zylinderraumes mit dessen
unteren Teil verbunden und durch Überströmen von Druckluft aus dem unteren Teil in
den oberen Teil die obere der Kissenplatte zugewandte Differenzkolbenfläche mit Druckluft
beaufschlagt. Dadurch wird der Kissenkolben während des Kolbenrückhubes zweiseitig,
d.h. auf der unteren größeren, der Kissenplatte abgewandten und der oberen, der Kissenplatte
zugewandten Kolbenfläche mit Druckluft beaufschlagt, so daß zur Realisierung der Auswerferkraft
nur der Betrag der Druck- und Flächendifferenz der beiden Kolbenflächen wirksam wird.
[0010] Die während des Abwärtshubes des Kolbens im oberen Teil des Zylinderraumes angesaugte
Luft wird beim Kolbenrückhub komprimiert und über ein Rückschlagventil oder das vorstehend
genannte Wegeventil in den unteren Teil des Zylinderraumes verdrängt, wo sie zunächst
zum Aufbau eines hohen Betriebsdruckes im Kissen dient und bei Erreichung eines vorgegebenen
Sollwertes über ein Druckbegrenzungsventil einem Druckluftbehälter zugeführt wird,
wo sie als Druckluft für andere Verbraucher zur Verfügung steht,
[0011] Vorteilhafte Varianten der Realisierung der Erfindung sollen nachstehend an zwei
Ausführungsbeispielen näher erläutert werden. In der zugehörigen Zeichnung zeigen:
Fig. 1: eine schematische Darstellung der Erfindung an einem Ziehkissen mit direkt
mit der Kissenplatte verbundenen Kissenkolben
Fig. 2: eine weitere Variante an einem Ziehkissen mit räumlich getrennt angeordneten
Kissenkolben
[0012] Eine Variante des Ziehkissens (Fig. 1) besteht aus zwei Zylinderräumen, einem oberen,
mit Öl-gefüllten Steuerzylinder 1 und einem unteren, mit Druckluft gefüllten Zylinderraum
2, in denen ein als Differenzkolben ausgeführter Kissenkolben 3 angeordnet ist, der
seinerseits über eine Kolbenstange 4 mit der Kissenplatte 5 verbunden ist.
[0013] Bei einer weiteren Variante des Ziehkissens (Fig. 2) ist der'auf ein Druckluftvolumen
wirkende Kissenkolben 3 räumlich getrennt von der Kissenplatte 5 an beliebiger Stelle
innerhalb oder außerhalb des Ziehkissens angeordnet und die Kissenkraft wird durch
ein zwischengeschaltetes Ölpolster auf die Kissenplatte 5 übertragen. Die Kissenplatte
5 ist über die Kolbenstange 4 mit einem zweiseitig wirkenden Kolben 22 verbunden,
der in einem mit Öl gefüllten Zylinderraum geführt ist. Während der obere Teil des
Zylinderraumes als Steuerzylinder 1 die Sperrung des Ziehkissens in der unteren Endlage
und die Steuerung der Aufwärtsbewegung bewirkt, ist der untere Teil 23 des Zylinderraumes
mit dem oberen Teil 24 des abgestuft ausgeführten Zylinderraumes durch eine Rohrleitung
25 verbunden, die ein Überströmen von Drucköl während der Kissenbewegung und damit
eine Übertragung der durch den mit Druckluft beaufschlagten Kissenkolben 3 erzeugten
Kissenkraft auf die Kissenplatte 5 ermöglicht.
[0014] Der Kissenkolben 3 ist geometrisch so abgestuft, daß die obere, auf das Ölvolumen
wirkende Kolbenfläche 6 ca, 1/6 der gegenüberliegenden, mit Druckluft beaufschlagbaren
Kolbenfläche 7 beträgt. Der Steuerzylinder 1 ist in bekannter Weise über ein elektrisch
steuerbares Wegeventil 8 und ein regelbares Drosselventil 9 mit einem druckluftbeaufschlagten
Ölbehälter 10 verbunden. Parallel zum Wegeventil 8 und Drosselventil 9 ist ein Rückschlagventil
11 angeordnet, welches den Ölaustritt aus dem Steuerzylinder 1 sperrt.
[0015] Der untere Teil 12 des unteren Zylinderraumes 2 ist über eine Rohrleitung mit einem
den Druckausgleich dienenden Druckluftspeicher 13 verbunden (Fig. 1). In gleicher
Weise könnte natürlich auch der untere Teil 12 des Zylinderraumes 2 räumlich so groß
ausgelegt werden, daß er selbst als Druckluftspeicher wirkt (Fig. 2).
[0016] Am oberen Teil 14 des Zylinderraumes 2 ist ein Rückschlagventil 15 angeschlossen,
daß ein Einströmen von Luft aus der Atmosphäre während des Abwärtshubes des Kissenkolbens
3 ermöglicht und gleichzeitig das Ausströmen von Druckluft während des Kolbenrückhubes
sperrt. Der obere Teil 14 des Zylinderraumes 2 ist durch eine Rohrleitung 16 mit dem
unteren Teil 12 desselben verbunden. Entsprechend der jeweils geforderten Auswerfcharakteristik
des Kissens ist diese Rohrleitung 16 entweder mit einem Rückschlagventil 17 oder einem
steuerbaren Wegeventil 18 oder mit beiden. versehen.
[0017] Im ersten Fall wird die im oberen Teil 14 des Zylinderraumes 2 angesaugte Luft beim
Kolbenrückhub komprimiert und strömt beim Erreichen eines entsprechenden Druckanstieges
über das Rückschlagventil 17 in den unteren Teil 12 des Zylinderraumes 2 über. Dabei
wird die obere, der Kissenplatte 5 zugewandte Kolbenfläche 19 mit einem kontinuierlich
steigenden Luftdruck beaufschlagt, wobei die Größe der Auswerferkraft kontinuierlich
abnimmt.
[0018] Im zweiten Fall wird bei Erreichen der unteren Endlage des Kissenkolbens 3 das steuerbare
Wegeventil 18 betätigt, durch das die Verbindung zwischen dem unteren Teil 12 und
dem oberen Teil 14 des Zylinderraumes 2 freigegeben wird und Druckluft aus dem unteren
Teil 12 in den oberen Teil 14 desselben überströmt, die anschließend beim Rückhub
des Kissenkolbens 3 gemeinsam mit der aus der Atmosphäre angesaugten Luft wieder in
den unteren Teil 12 zurückströmt. Dabei wird schon bei Erreichen der unteren Endlage
die obere, der Kissenplatte 5 zugewandte Kolbenfläche 19 mit Druckluft beaufschlagt,
so daß zur Erzeugung der Auswerferkraft während des gesamten Rüokhubes nur noch der
Betrag der Flächendifferenz der beiden Kolbenflächen 7 und 19 wirksam ist.
[0019] Durch die Kombination eines Rückschlagventils 17 mit einem steuerbaren Wegeventil
18 wird die wahlweise Anpassung der Auswerfcharakteristik entsprechend den jeweiligen
technologischen Erfordernissen möglich. Die bei jedem Hub angesaugte und komprimierte
Luft führt zu einem Druckanstieg im unteren Teil 12 des Zylinderraumes 2. Durch den
selbständigen Aufbau eines beliebig hohen Betriebsdruckes ist es möglich, das Ziehkissen
bei Erreichung gleicher wirksamer Kissenkräfte räumlich wesentlich kleiner zu gestalten,
als das bei den bekannten technischen Lösungen der Fall ist. Bei Erreichung des vorgesehenen
Betriebsdruckes im unteren Teil 12 des Zylinderraumes 2 wird die weitere, angesaugte
und komprimierte Luft über ein einstellbares Druckbegrenzungsventil 20 in einen Druckluftbehälter
21 oder das betriebliche Druckluftnetz eingespeist, wo sie als erzeugte Druckluft
für andere Verbraucher zur Verfügung steht. Der Anteil der in der unteren Endlage
des Kolbens im Kissen gespeicherten Energie, der nicht für den Auswerfvorgang benötigt
wird, wird somit zur Erzeugung von Druckluft genutzt und braucht nicht über den Ölkreislauf
durch Drosselwirkung in Wärme umgewandelt zu werden. Der Ölkreislauf dient nur noch
der Sperrsteuerung in der unteren Endlage und der Endlagendämpfung, so daß auch keine
besondere Kühleinrichtung mehr erforderlich ist.
Ziehkissen für Pressen mit mindestens einem auf ein in einem Zylinderraum (2) eingeschlossenes,
konstantes Luftvolumen wirkenden Kissenkolben (3) und einem über eine Kolbenstange
(4) mit der Kissenplatte (5) fest verbundenen Steuerkolben, dessen obere. Kolbenfläche
zur Steuerung des Kolbenrückhubes auf ein in einem Steuerzylinder (1) befindliches,
über eine Steuereinheit (8;9;10;11) regulierbares Ölvolumen wirkt, gekennzeichnet
dadurch, daß der Kissenkolben (3) als zweiseitig mit Druckluft beaufschlagbarer Differenzkolben
ausgeführt ist und daß der obere Teil (14) des Zylinderraumes (2) mit einem das Ausströmen
von Druckluft während des Kolbenrückhubes sperrenden Rückschlagventil (15) versehen
und über eine Rohrleitung (16) mit dem unteren Teil (12) desselben verbunden ist,
welche mit einem das Überströmen von Druckluft aus dem unteren Teil (12) in den oberen
Teil (14) des Zylinderraumes (2) sperrenden Rückschlagventil (17) und/ oder einem
steuerbaren Wegeventil (18) versehen ist, durch das bei Erreichen der unteren Endlage
des Kolbens die der Kissenplatte (5) zugewandte, obere Kolbenfläche (19) durch Überströmen
von Druckluft aus dem unteren Teil (12) in den oberen Teil (14) des Zylinderraumes
(2) mit Druckluft beaufschlagbar ist und
daß der untere Teil (12) des Zylinderraumes (2) über eine weitere Rohrleitung mit
einem Druckbegrenzungsventil (20) in Wirkverbindung steht, dessen Ausgang mit einem
Druckluftbehälter (21) oder dem betrieblichen Druckluftnetz verbunden ist.