[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung stabilisierter Salze der Vinylsulfonsäure bzw.
von deren wäßrigen Lösungen als Grundglanzbildner in galvanischen Nickelbädern.
[0002] Die Verwendung von Vinylsulfonsäure bzw. ihrer Salze als Glanzbildner gehört zum
Stand der Technik und ist z.B. aus den Publikationen DE-AS 11 73 762, US 2 800 442,
FR 1 185 579, DE-PS 845 731, DE-AS 10 63 003 und DE-AS 10 66 068 bekannt. Vinylsulfonsäure
bzw. ihre Salze - im folgenden soll der Einfachheit halber von "Vinylsulfonaten" die
Rede sein - werden in Form wäßriger Lösungen hergestellt und verwendet.
[0003] Diese Lösungen erleiden beim Lagern recht rasch chemische Veränderungen, z.B. tritt
Polymerisation oder Umlagerung zum Isethionat ein, während andere Standardglanzbildner
in den Bädern stabil sind. Beim Einsatz von Vinylsulfonaten gibt es mehrere Möglichkeiten,
wo eine solche chemische Veränderung eintreten kann. Vinylsulfonat wird aus Stabilitätsgründen
immer bei relativ hohen pH-Werten gelagert. Dieser pH-Wert sinkt aber bei den erwähnten
Zersetzungsreaktionen häufig bis in den sauren Bereich ab, wo der Abbau bzw. die Polymerisation
beschleunigt wird. Derartige Lösungen wirken aber nicht mehr als Glanzbildner und
führen zu matten Nickelabscheidungen. Da nun Nickelbäder im schwach sauren Bereich
betrieben werden, liegt es auf der Hand, daß die Vinylsulfonate während des Prozesses
rasch an Aktivität verlieren, so daß frisches Vinylsulfonat nachgesetzt werden muß,
um befriedigende Ergebnisse zu erreichen.
[0004] 'Aus der DE-OS 20 54 221 ist eine Methode zur Stabilisierung von z.B. Vinylsulfonaten
bekannt, gemäß der man deren wäßrigen-Lösungen ca. 1 % an aliphatischen chlorierten
Kohlenwasserstoffen, z.B. Ethylendichlorid zumischt. Diese Methode hat sich aber technisch
nicht realisieren lassen, weil chlorierte Kohlenwasserstoffe stark toxisch (narkotisch)
wirken, was wegen ihrer Flüchtigkeit eine Gefährdung für das Personal darstellte und
auch sonst, da sie in den Bädern nicht löslich sind, kompliziertere apparative Einrichtungen
erfordern.
[0005] Das Ziel der Erfindung bestand darin, ein derart stabilisiertes Vinylsulfonat zu
entwickeln, das unter den Bedingungen seiner Lagerung und während seines Einsatzes
möglichst keine Zersetzungen erleidet, keiner komplizierter technischer Einrichtungen
bedarf und außerdem den Richtlinien der chemischen Industrie hinsichtlich des Arbeitsschutzes
entspricht.
[0006] Dieses Ziel wurde mit einem Vinylsulfonat erreicht, das einen Zusatz zugemischt enthält,
wie aus den Patentansprüchen ersichtlich ist.
[0007] Es handelt sich bei dem Zusatz um N-Nitroso-N-alkyl- oder -cycloalkylhydroxylaminsalze,
die an sich aus der DE-PS 1 092 005 als Stabilisatoren von ethylenisch ungesättigten
Verbindungen schon bekannt sind. In dieser Literaturstelle werden aber als. in Betracht
kommende zu stabilisierende Verbindungen Vinylsulfonate nirgends erwähnt, und außerdem
mußte der Fachmann den Einsatz von Nitrosoverbindungen in galvanischen Bädern als
recht fragwürdig ansehen, da anzunehmen war, daß diese Stoffe den Elektrolyseprozeß
nachteilig beeinflussen könnten. Derartige Bedenken gehen auch aus der vorerwähnten
DE-OS 20 54 221 hervor, wonach übliche Polymerisationsinhibitoren den Verlauf der
Elektro- lyse stören und unter Umständen zu Verfärbungen führen könnten, welch letzterer
Nachteil bei der stark chromophoren N=0-Gruppierung in Verbindung mit anderen Glanzmitteln,
wie Bis-Benzolsulfimiden, Pyridiniumbetainen oder Aminoacetylenalkoholen noch in verstärktem
Maße zu erwarten war. Daß diese Nachteile nicht nur nicht eintreten, sondern im Gegenteil
in verschiedenen Fällen sogar Verbesserungen bei der Abscheidung zu beobachten sind,
ist somit als überraschend anzusehen.
[0008] Die N-Nitrosohydroxylamine, mit denen das Vinylsulfonat, technisch in bevorzugtem
Maße Natriumvinylsulfonat, stabilisiert wird, gehorchen der aus dem Patentanspruch
1 ersichtlichen Formel

[0009] R bedeutet hierin einen C
4- bis C
10-Alkylrest, vorzugsweise den n-Pentyl, n-Hexyl, 2-Ethylhexyl-, n-Octyl- oder . den
3,5,5-Trimethylpentyl("Isononyl")-rest. Weiter bedeutet R einen C
5- bis C
10-Cycloalkylrest, z.B. den Cyclopentyl-, Cyclohexyl-, Cyclooctyl- oder den Dekahydronaphthylrest,
die gegebenenfalls noch durch Halogen oder Cyangruppen substituiert sein können.
[0010] Besonders bevorzugt sind hier der Cyclohexyl oder Dekahydronaphthylrest zu nennen.
[0011] Me bedeutet Alkalimetall oder Ammonium. Unter Alkalimetallen werden im erfindungsgemäßen
Sinne vor allem Natrium und Kalium, vorzugsweise das letztere verstanden. Unter "Ammonium"
versteht man außer der NH
4-Gruppe auch deren niedrigen organischen Derivate, wie alkyl-, alkylol- oder cyclohexyl-substituiertes
Ammonium, von von denen vor allem Mono-, Di- oder Tri-ethanol- oder -isopropanolammoniumreste
zu nennen sind.
[0012] Im Sinne der Erfindung besonders bevorzugte Stabilisatoren der genannten Formel sind
N-Nitroso-N-cyclohexylhydroxylamin-kalium und N-Nitroso-N-(2-ethylhexyl)-hydroxylamin-
kalium.
[0013] Das Vinylsulfonat, das zumeist in wäßriger Lösung gelagert und in dieser Form ausschließlich
verwendet wird, wird mit den Stabilisatoren entweder vermischt und dann gelöst oder
man fügt (vorzugsweise) letztere den wäßrigen Lösungen zu. Im allgemeinen werden -
bezogen auf wasserfreie Vinylsulfonat - 0,005 bis 1 Gew.% an Stabilisatoren eingesetzt.
Bevorzugt sind Mengen von 0,02 bis 0,5 Gew.%.
[0014] Die üblichen Watt'schen Nickelbäder, denen das erfindungsgemäß stabilisierte Vinylsulfonat
zugesetzt wird, setzen sich im allgemeinen aus 200 bis 400 g/l NiS04x7H20, 50 bis
70 g/l NiC1
2x6H
20 und 40 bis 50 g/l Borsäure zusammen. "Hochchlorelektrolyte" enthalten 80 bis 120
g/l NiS04x7H20, 150 bis 250 g/l NiCl
2x6H
2O und 35 bis 45 g/l Borsäure. Diese Bäder enthalten die üblichen Glanzbildnersysteme
und zwar z.B. 2 bis 6 g/l Na-m-Benzoldisulfonat, 0,2 bis 5 g/l Saccharin, 0,1 bis
2 g/l Bis-Benzolsulfonimid-Na-Salz und/oder 0,2 bis 3 g/l Na-Allylsulfonat. Der erfindungsgemäß
zu verwendende stabilisierte Grundglanzbildner Vinylsulfonat ist zu 0,2 bis 5 g/l,
vorzugsweise 0,5 bis 3 g/l enthalten.
[0015] Als Spitzenglanzbildner enthalten die Bäder 0,01 bis 0,5 g/1 eines gegebenenfalls
ethoxylierten Acetylenalkohols und/oder eines Pyridiniumsulfobetains. Die spezielle
Auswahl der letzeren Verbindungen gehört zum Grundwissen der Galvanotechniker und
bedarf an dieser Stelle keiner weiteren Erläuterungen.
[0016] Die Verwendung des erfindungsgemäßen stabilisierten Vinylsulfonats ergibt nunmehr
Bäder mit erhöhter Stabilität, d.h. es braucht während des Galvanisierungsprozesses
weniger Vinylsulfonat nachdosiert werden - es ergeben sich dadurch gegenüber früher
Minderverbräuche von 20 bis 30 % an Wirksubstanz.
Beispiele
[0017] Es wurden folgende Untersuchungen ausgeführt.
[0018] Eine 25%ige Lösung von Vinylsulfonat-Natrium wurde in einem geschlossenen Meßzylinder
aus Glas am Fenster (Südseite) 4 Monate gelagert. Als Maß für die Stabilität der Lösungen
wurde die Hydrieriodzahl bestimmt, sie ist ein Maß für den vorhandenen Doppelbindungsanteil.
Eine Hydrierjodzahl von 50 entspricht einem Vinylsulfonat-Natrium--Gehalt von 25 %.
Außerdem wurde eine Fällung mit Methanol (10 g Lösung mit 200 ml Methanol) durchgeführt.
Das ausgefällte Produkt war ein Maßstab für die erfolgte chemische Zersetzung von
Vinylsulfonat. Die Messungen wurden in Abständen von 4 Wochen durchgeführt. Als summarisches
Ergebnis kann festgehalten werden, daß während einer Testzeit von 4 Monaten die stabilisierten
Vinylsulfonat--Natriumproben sich nicht veränderten, während nicht stabilisierte Proben
sowohl in der Hydrieriodzahl als auch von der Fällung her binnen 4 bis 8 Wochen quantitativ
zersetzt waren. Einzelheiten können der folgenden Tabelle 1 entnommen werden.

[0019] Zur Untersuchung der Glanzbildnerfunktion wurden belichtete und unbelichtete Proben
in speziellen Formulierungen auf Glanzbildnerwirkung untersucht. Die Versuohe wurden
in einer 250 ml Hullzelle durchgeführt. Die Bedingungen waren 2,2 Ampere durch die
Zelle 10 min lang auf Messingbleche. Auch hier zeigte sich der überlegene Effekt der
stabilisierten Proben. Während die nicht stabilisierten Proben nach zwei Wochen Standzeit
keinerlei Glanzbildnerwirkung mehr besaßen, brachten die stabilisierten Proben gleiche
Effekte wie die nicht belichteten und nicht gelagerten Ausgangsproben. Der Elektrolyt
hat folgende Zusammensetzung:

In einer 250 ml Hullzelle mit 1 1 verfügbarem Zellenvolumen wurden Verbrauchsprüfungen
von Vinylsulfonat-Natrium unter Standardbedingungen durchgeführt. Als Ausgangselektrolyt
wurde ein Wattscher-Elektrolyt eingesetzt, Vinylaulfonat-Natrium wurde mit 1 g/l,
berechnet 100 %, dosiert. Es wurde jeweils gefahren, bis im hohen Stromdichtebereich
auf dem Messingblech ein 2,5 cm breiter matter Streifen auftrat. Er war ein Maß für
den fortgeschrittenen Verbrauch von Vinylsulfonat-Natrium. Nachdosierung von Vinylsulfonat-Natrium
und erneute Nickelabscheidung wurden bis zu ca. 100 Ampere durchgeführt. Stabilisiertes
und nicht stabilisiertes Vinylsulfonat--Natrium wurden in den bei bis zu diesem Zeitpunkt
(2,5 cm breiter, matter Steifen im hohen Stromlichtebereich) dosierten Werten verglichen.
[0020] Auch hier zeigte sich, daß die Stabilisierung von Vinylsulfonat-Natrium mit N-Nitroso-N-cyclohexyl(C
1-10-alkyl)--hydroxylamin-kalium nicht nur die Lagerstabilität erhöht, wie die ersten
Versuche zeigten, es hat außerdem einen deutlichen Einfluß auf die Verbrauchszahlen
von Vinylsulfonat-Natrium im Nickelelektrolyt. So konnten bei stabilisierten Proben
ein 20 bis 30 % niedrigerer Verbrauch gemessen werden, wie die Versuche im einzelnen
beweisen.

1. Verwendung von Alkalimetall-Vinylsulfonaten als Grundglanzbildner in galvanischen
Nickelbädern, dadurch gekennzeichnet, daß die zu verwendenden Vinylsulfonate Verbindungen
der Formel

in der R einen C
4- bis C
10-aliphatischen oder C
5- bis C
10-cycloaliphatischen Rest und Me ein Alkalimetall oder einen Ammoniumrest bedeuten,
als Stabilisatoren zugemischt enthalten.
2. Verwendung von Vinylsulfonaten nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Vinylsulfonate N-Nitroso-N-cycloalkylhydroxylamin-alkalimetallsalze als Stabilisatoren
zugemischt enthalten.
3. Verwendung von Vinylsulfonaten nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Stabilisatoren - bezogen auf wasserfreie Vinylsulfonsäure - zu 0,005 bis 1
Gew.% zugemischt sind.