[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Vlieskunstleders, bei
dem ein Vlies durch Zusammenfügen von Fasern auf trockenem Wege gebildet und durch
eine Nadelung und durch Aktivierung von Schrumpfkräften in seiner Struktur verdichtet
wird, bei dem ein Bindemittel mit einer wässrigen Trägerflüssigkeit eingebracht und
das Vlies anschließend der Einwirkung einer angesäuerten Flüssigkeit ausgesetzt, getrocknet
und fertigbehandelt wird.
[0002] Ein solches Verfahren wird in DE-OS 19 17 457 beschrieben. Dabei wird das durch Nadeln
verdichtete Vlies aus schrumpffähigen Polyvinyl-Alkohol-Fasern durch Eintauchen in
erwärmtes Wasser einem Schrumpfungsprozeß unterworfen und nacheinander oder gleichzeitig
mit einem wasserlöslichen Kunstharz und mit einer wässrigen Polyvinyl-Alkohol-Lösung
behandelt. Der Polyvinyl-Alkchol wird anschließend koaguliert und beim Eintauchen
des Vlieses in eine angesäuerte Formalin-Lösung vernetzt, während das wasserlösliche
Kunstharz zumindest teilweise aus dem Vlies entfernt wird, was allerdings einen größeren
Zeitaufwand erfordert. Eine zügige Durchführung des Verfahrens ist aus diesem Grunde
nicht möglich, und es ergeben sich erhebliche Abwasserprobleme. Die erhaltenen Produkte
zeichnen sich nur durch eine geringe mechanische Widerstandsfähigkeit aus und eignen
sich nicht für höherwertige Anwendungen.
[0003] In DE-OS 19 05 551 wird ein geschmeidiges, insbesondere als Rohmaterial für die Herstellung
von Kunstleder geeignetes Plattenmaterial beschrieben, das aus einem genadelten und
geschrumpften Vlies aus PVA-Fasern mit einem Titer von 0,5 bis 2,5 den besteht, deren
Zwischenräume einen nicht an den Fasern haftenden, polymeren Füllstoff enthalten,
der über die Zwischenräume zwischen den Fasern weitgehend zusammenhängt, sowie gegebenenfalls
ein Schleifpulver. Dieses Material hat wegen seiner großen Feuchtigkeits-Absorptionsfähigkeit
nur eine geringe Dimensionsbeständigkeit. Griff- und Drapierfähigkeit unterscheiden
sich wesentlich von den entsprechenden Eigenschaften des natürlichen Leders, weshalb
in einem solchen Material kein echter Ersatz für natürliches Leder gesehen werden
kann.
[0004] Aus DE-OS 28 56 091 sind genadelte und hitzeverschweißte Vliese aus Mehrkamponentenfsern
des Matrix-Segment-Typs bekannt, die durch eine erwärmmgsbedingte Einschrunpfung der
Matrix-Fasern zu
Teilfasern mit einem Titer zwischen 0,1 und 20 dtex aufgespalten sind. Ein solches
Flächengebilde weist nur eine geringe mechanische Festigkeit md keine lederähnlichen
Eigenschaften auf.
[0005] In DE-AS 20 34 195 wird ein Verfahren zur Herstellung eines Kunstleders beschrieben,
bei dem Verbundfasern mit einer Einbett- und einer Inselkonponente zu einem Vliesstoff
vereinigt und durch eine Nadelung in ihrer Raumstruktur verdichtet werden, bei dem
der so erhaltene Vliesstoff zunächst mit einer wasserlöslichen, hochpolymeren Substanz
imprägniert wird, wonach die Einbettkomponente durch Behandlung mit ihrem Lösungsmittel
aus dem imprägnierten Vliesstoff entfernt wird. Die Bündel der verbleibenden Inselkcmponenten
werden dadurch aus der Bindung durch die wasserlösliche, hochpolymere Substanz befreit,
und der die Bündel der Inselkomponenten enthaltende Vliesstoff wird mit einer elastischen,
hochpolymeren Substanz imprägniert und verfestigt. Im Anschluß wird die wasserlösliche,
hochpolynere Substanz ausgewaschen, der Vliesstoff wird parallel zur Cberfläche in
zwei Stücke geschnitten, und .die so erhaltene Fläche mit Schmirgelpapier gerauht,
um einen gleichmäßigen und dichten Flor zu erhalten. Das Verfahren ist kompliziert
und aufwendig in der praktischen Anwendung. Die benötigten, erheblichen Mengen an
organischen Lösungsmitteln lassen sich außerdem nur schwierig beseitigen, und können
eine große Umweltbelastung bedingen.
[0006] Es ergibt sich damit zusammenfassend, daß den aus dem Stande der Technik bekannten
Verfahren zur Herstellung von Vlieskunstledern in der praktischen Anwendung enge Grenzen
gesetzt sind. Diese bestehen einerseits vor allem darin, daß trotz der Verwendung
von im übrigen in der Vliesstoffproduktion ungebräuchlichen bzw. unbrauchbaren, kostspieligen
Anlagen nur sehr kleine Produktionsraten erzielt werden können. Dadurch kann die wirtschaftliche
Anwendung entsprechender Verfahren gefährdet werden.
[0007] Andererseits werden-die Grenzen der Anwendung bestimmter Verfahren durch die eng
spezifizierten Eigenschaften der erhaltenen Produkte bestimmt. Diese weisen beispielsweise
häufig eine nur sehr schlechte Lichtechtheit auf, einen spröden Griff sowie eine schlechte
Drapierfähigkeit neben einer unbefriedigenden Atmungsaktivität und/oder Abriebfestigkeit.
Beispielsweise eine Anwendung als Bezugsstoff für einen Autositz oder in bezug auf
die Her- stellung von Oberbekleidung ist in diesen Fällen zumindest problematisch.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Erzeugung eines hochwertigen
Vlieskunstleders zu entwickeln, das die genannten Schwierigkeiten überwindet. Insbesondere
soll das Verfahren bei Verwendung der in der Vliesstoffproduktion gebräuchlichen Produktionsanlagen
hohe Produktionsraten ermöglichen sowie zu Produkten führen, die sich bei einem attraktiven,
wildlederähnlichen Aussehen durch einen weichen Fall bei guter Lichtechtheit, guter
Atmungsaktivität und guter Abriebbeständigkeit auszeichnen. Die Produkte sollen in
einer üblichen Haushaltswaschmaschine was chbarsein und die genannten Eigenschaften
nach wenigstens 50 Wäschen bei einer Temperatur von 50° C noch im wesentlichen unverändert
aufweisen. Darüberminaus sollen sie auch beständig gegenüber allen in der Chemischreinigung
verwendeten Lösungmitteln sein, wie Benzin, Perchloräthylen und fluorierten Lösungsmitteln.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einem Verfahren der eingangs genannten Art
mit den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst. Auf vorteilhafte Ausgestaltungen
nehmen die Ansprüche 2 bis 23 Bezug.
[0010] Bei dem erfindungsgemäß vorgeschlagenen Verfahren wird zunächst ein Vlies gebildet
und durch intensives Nadeln und Schrumpfen auf ein Raumgewicht von 0,15 bis 0,45 g/cm
3 verdichtet. Die Fasern sollen aus einem hydrophoben Werkstoff bestehen und einen
Titer von weniger als 2 dtex haben, um eine Faserstruktur von möglichst großer Feinheit
zu erhalten. Demgegenüber sind dem Faserdurdmesser nach unten lediglich durch die
Verfügbarkeit bzw. durch die Verarbeitbarkeit Grenzen gesetzt. Fasertiter von 0,2
bis 1,7 dtex werden bevorzugt.
[0011] Die Fasern können nach den gebräuchlichen Methoden zu einem Flächengebilde vereint
werden, beispielsweise unter Zuhilfenahme einer Krempelanlage oder eines Rando-Webbers.
Die Länge der Fasern soll wenigstens 10 mm betragen, vorteilhaft wenigstens 20 mm.
Die Verwendung von endlosen Fasern ist ohne weiteres möglich, setzt aber die Anwendung
einer entsprechenden Spinneinrichtung voraus.
[0012] Die Fasern sollen ohne eine besondere Richtungsbevorzugung zu dem Vlies vereint werden,
un Richtungseffekte hinsichtlich der Biegeelastizität zu vermeiden. Sie werden durch
die intensive Nadelung zu einem erheblichen Teil in einer Richtung senkrecht zur Oberfläche
des Vlieses umgelagert und miteinander verschlungen, wodurch das Vlies eine gute Eigenfestigkeit
erhält. Identische Eigenschaften beider Oberflächen lassen sich durch beidseitiges
Nadeln erzielen. Auch in bezug auf ein neutrales Biegeverhalten in beiden Richtungen
ist ein beidseitiges Nadeln von Vorteil.
[0013] Der Durchmesser der einzelnen Fasern kann identisch sein oder innerhalb des angegebenen
Bereiches variieren. Im letztgenannten Falle werden die Verhältnisse im natürlichen
Leder weitgehend imitiert und es resultiert ein Produkt mit besonders lederartig erscheinendem
Fall und Griff.
[0014] Die Fasem sollen aus einem hydrophoben Werkstoff bestehen und erfahren dadurch bei
einer Beaufschlagung mit Feuchtigkeit keine nennenswerte Formveränderung. Als besonders
geeignet hat sich die Verwendung von Fasern aus Polyamid und Polyester erwiesen.
[0015] Zur Verbesserung des gegenseitigen Zusammenhaltes der Fasern nach der Nadelung ist
es erwünscht, daß zumindest ein Teil der Fasern schrumpffähig ist. Bei Verwendung
von Polyamidfasern und/oder Polyesterfasern mit einem Titer von 0,6 bis 0,9 werden
die günstigsten Eigenschaften erhalten bei Zumischung von 20 % Polyester-Hochschrumpffasern
mit einem Titer vcn 1,7 dtex.
[0016] Nach der Verdichtung wird das Vlies mit einem Bindemittel imprägniert, dem pulverförmiges
Bariumsulfat und eine weitere Substanz zugesetzt ist, aus der sich durch die Einwirkung
der angesäuerten Flüssigkeit ein Gas abspaltet, während das Bindemittel koaguliert.
Die sich innerhalb des Vlieses bildenden Gasblasen und das koagulierende Bindemittel
sind gleichmäßig durchmischt, wodurch eine lose zusammenhängende, offenporige Bindemittelstruktur
innerhalb des Vlieses erhalten wird. Diese hat im eigentlichen Sinne keine große Eigenstabilität,
führt aber durch die Einlagerung in die enge Porenstruktur des genadelten und geschrumpften
Vlieses zu einer wirkungsvollen Steigerung der Festigkeitseigenschaften.
[0017] Das pulverförmige Bariumsulfat ist in diesen mehr oder weniger losen Verband aus
Fasern und schaumförmigem Bindemittel einbe- zo
gen, und bewirkt durch seine gleichmäßige Verteilung über den gesamten Querschnitt
des Vlieses eine Stabilisierung der gesamten Struktur. Die Cberflächenhärte erfährt
neben einer Verminderung der Zusammendrückbarkeit des Querschnittes eine deutliche
Steigerung, wodurch die Florbildung beim abschließenden Überschleifen begünstigt wird.
[0018] Als Bindemittel kommen ausschließlich elastisch nachgiebige Substanzen zur Anwendung,
vorzugsweise in einer wässrigen Trägerflüssigkeit suspendierte, elastomere Werkstoffe.
Diese werden durch Zugabe entsprechender Sensibilisierungsmittel so eingestellt, daß
bei Beginn der Einwirkung der angesäuerten Flüssigkeit parallel zu der eintretenden
Gasentwicklung eine spontane Koagulation eintritt. Die Koagulation kann gegebenenfalls
durch Zugabe von Salzen, die mehrwertige Icnen bilden, zu der angesäuerten Flüssigkeit
beschleunigt und/oder intensiviert werden, Wie z.B. Kalziumc
hlorid oder Aluminiumsulfat. Das Bindemittel wird dadurch an einer weiteren Verlagerung
gehindert und ist gleichmäßig über den gesamten Querschnitt verteilt. Es wird nach
der Entfernung des diffusen Restwassers durch Trocknung in üblicher Weise vernetzt,
vorzugsweise durch eine vorübergehende Erwärmung auf eine Temperatur von 120 bis 170°
C. Ein Abquetschen oder Auspressen des diffusen Restwassers muß unter allen Umständen
vermieden werden.
[0019] Das nach der Verfestigung ein- oder beidseitig überschliffene Vlies läßt sich durch
eine intensive Walkbeanspruchung in seiner Weichheit weiter verbessern. Geeignet sind
diesbezüglich alle bekannten Verfahren, die geeignet sind, den Zusammenhalt der in
dem Vlies enthaltenen, schaumförmigen Bindemittelschicht weitgehend zu zerstören.
Ein nur teilweises Zerbrechen dieser Schicht in einem gegenseitigen Abstand von beispielsweise
mshr als einem Zentimeter führt nur zu einem unbefriedigenden Ergebnis und insbesondere
zu einem erneuten Ansteigen der Biegefestigkeit innerhalb weniger Wochen.
[0020] Die in dem Vlies anschließend noch enthaltenen Säurereste, Koagulations- und Dispergierhilfsmittel
können in einem anschließenden Waschvorgang mit klarem Wasser bei einer Temperatur
von 50 C entfernt und gegebenenfalls einer erneuten Verwendung zugeführt werden. Nach
der abschließenden Trocknung lassen sich das Aussehen und die Eigenschaften des fertigen
Vlieskunstleders durch Anwendung an sich bekannter Veredelungsmaßnahmen weiter verbessern.
Die Feinheit des Aussehens der velourartigen Oberfläche läßt sich beispielsweise durch
leichtes Überschleifen und anschließendes Ausbürsten weiter erhöhen. Die schmutzabweisenden
Eigenschaften und der lederartige Griff lassen sich durch Inprägnieren bzw. durch
Einsprühen mit einem Silikon oder fluorierten organischen Verbindungen weiter verbessern.
[0021] Die Einfärbung des Vlieskunstleders kann unter Beachtung der bekannten Regeln in
allen gewünschten Verfahrensstufen vorgenomnen werden. In Fällen, in denen verschiedenartige
Fasern und gegebenenfalls das Bindemittel unterschiedlich auf bestimmte Farbstoffe
reagieren, hat es sich als vorteilhaft bewährt, das noch nicht mit dem Bindemittel
imprägnierte Vlies vorzufärben und ein ein entsprechendes Pigment enthaltenes Bindemittel
zu verwenden.
[0022] Die Verarbeitung feinster Fasern kann auf üblichen Krempelanlagen in bestimmten Fällen
zu Schwierigkeiten führen. Für diese Fälle wird gemäß der Erfindung vorgeschlagen,
die Fasern zur erleichterten Bildung des Vlieses zu Strängen aus mehreren Fasern zusammenzufassen
und den Zusammenhalt der Stränge durch das Nadeln und/oder durch Schrumpfen wieder
zu zerstören. Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Stränge nur zu einem Teil aus
schrumpffähigen Fasern bestehen, weil sich in diesem Falle während des Schrumpfens
eine selbsttätige Fibrillierung und Auflösung des gesamten Stranges ergibt. Entsprechende
Fasern werden beispielsweise in DE-CS 28 56 091 beschrieben.
[0023] Durch die Schrumpfung der Fasern soll sich keine wesentliche Veränderung der Dicke
des Vlieses ergeben. Der Anteil an Schrumpffasern soll deshalb den Bereich von 20
bis 30 % nicht überschreiten.
[0024] Die Schrumpfung kann im Anschluß an das Nadeln durch eine Erwärmung des Vlieses bewirkt
werden, vorzugsweise durch Einbringen des Vlieses in eine auf eine Temperatur vcn
50 bis 99°C erwärmte Flüssigkeit, beispielsweise in Wasser. Dabei kann das Vlies zugleich
mit einem Trennmittel imprägniert werden, beispielsweise mit einem Silikon oder Paraffin,
um ein Anbacken des später eingebrachten Bindemittels an die Fasern zu verhindern.
(Schrunpfen und Aufbringen des Trennmittels können selbstverständlich auch in getrennten
Arbeitsgängen vorgenommen werden).
[0025] Von den zur Verfügung stehenden Bindemitteln auf elastomerer Basis sind zur Verfestigung
des Vlieses vor allem die Polyacrylate geeignet sowie auch gegebenenfalls Polyurethane.
Diese werden in suspendierter Form eingesetzt und auf eine solche Viskosität eingestellt,
daß sich eine Trockenaufnahme des Bindemittels ergibt, die identisch ist mit dem Gewicht
der inprägnierten Fasermasse des Vlieses einschließlich einer zulässigen Abweichung
von± 25 %. Die Polyacrylatdispersion kann mit einem inneren Trennmittel versehen sein,
um ein gegenseitiges Verkleben der Bindemittelpartikel während der Koagulation zu
verhindern. Das Bindemittel liegt dadurch im fertigen Vlieskunstleder in Form einer
sogenannten Kaviarstruktur vor. Überraschenderweise führt die Verwendung eines solchen
inneren Trennmittels, beispielsweise einer Silikondispersion, nicht zu einer nennenswerten
Verschlechterung der Festigkeit.
[0026] Zusammen mit dem Bindemittel wird dem Vlies als weitere Substanz ein wasserunlösliches
und/oder ein ganz und/oder ein teilweise wasserlösliches Carbonat zugesetzt. Aus dieser
Substanz wird beim anschließenden Behandeln des Vlieses mit einer angesäuerten Flüssigkeit
Kohlendioxydgas abgespalten und bewirkt eine weitere Auflockerung der im inneren des
Vlieses vorliegenden Bindemittelzusammenlagerung. Neben einer Verbesserung der Weichheit
läßt sich hierdurch die Atmungsaktivetät entscheidend verbessern. Feste Substanzen
müssen fertiggemahlen werden, um eine feine und gleichmäßige Verteilung zu gewährleisten.
[0027] Als wasserunlösliche Carbonate konmen vor allem Magnesium-, Calcium- und/oder Bariumcarbonat
in fein verteilter Pulverform in Betracht. Als teilweise wasserlösliches Carbonat
Natrium-Bicarbonat, als wasserlösliches Natrium- und/oder Kaliumcarbonat. Die unlöslichen
Substanzen haben den Vorteil einer gezielten Anlagerung des einzelnen Partikels an
die suspendierten Bindemittelpartikel, die wasserlöslichen Substanzen hingegen den
Vorteil einer besseren Durchdringung des nur sehr feine Poren aufweisenden, genadelten
und geschrumpften Vlieses. Mengenmäßig soll der zugesetzte Carbonatanteil, bezogen
auf das Trockengewicht des Bindemittels, von 0,5 bis 10 % betragen.
[0028] In bezug auf eine dauerhafte und befriedigende Weichheit ist es von wesentlicher
Bedeutung, daß das abschließende Walken des fertigen Produktes mit besonderer Intensität
vorgenommen wird. Es wurde gefunden, daß hierfür am besten eine Zylinderwalkmaschine
geeignet ist, von der das fertige Vlies gegen einen Klappendruck von 0,5 bis 5 kp
in die zugehörige Stauchkammer eingepresst wird. Entsprechende Anlagen wurden bisher
nicht für die Behandlung flächiger Textilprodukte aus synthetischen Fasern eingesetzt,
bewirken jedoch überraschender Weise eine hochgradige Weichheit der behandelten Vlieskunstleder.
Im Anschluß kann das Vlies gewaschen und in einem Spannrahmen geglättet werden, um
die entstandenen Falten wieder zu beseitigen.
[0029] Griff, Aussehen und Empfindlichkeit lassen sich durch abschließendes, feines Überschleifen,
Bürsten und Behandlung mit den üblichen Textilausrüstungsmitteln im gewünschten Maße
verbessern, beispielsweise in Anpassung an bestimmte Verwendungszwecke. In jedem Falle
ist das erhaltene Vlieskunstleder ausgezeichnet geeignet für kritische Anwendungsfälle,
beispielsweise für die Herstellung von Damenkleidern, Mänteln, Jacken oder die Bezüge
von Autopolstern. Für alle diese Anwendungsfälle ist die Vers chmutzungsunempfindli
chkeit in Verbindung mit der ausgezeichneten Atmungsaktivetät, Weichheit, Abriebfestigkeit
und Lichtechtheit von besonderer Bedeutung. Das erfindungsgemäße Vlieskunstleder vereint
insofern in sich zahlreiche Vorteile der höchsten Qualitätsstufe natürlichen Leders
mit Vorteilen, die von Naturprodukten nicht erwartet werden können.
[0030] Anhand der nachfolgenden Beispiele wird die Erfindung näher erläutert:
Beispiel 1
[0031] Mit Hilfe von Krempeln und Querlegern wurde ein multidirektionales Vlies aus der
folgenden Faserzusammensetzung gelegt:
20 % Hochschrumpf-polyester 1,7 dtex/51 mm
80 % Polyester 0,9 dtex/38 mm
und anschließend durch Nadeln auf eine Dichte von 0,13 g/cm
2 und eine Dicke von 1 mm gebracht. Anschließend wird das Vlies in eine auf 95° erwärmte
Paraffindispersion gebracht, die einen Paraffingehalt von 5 % aufweist. Das Vlies
schrumpft spontan um linear 19 %, die Dicke erhöht sich um 10 % auf 1,1 mm. Dies entspricht
einer Zunahme der Dichte des Faservlieses auf 0,21 g/cm
2. Das Vlies wird nach dem Schrumpfen auf eine Naßaufnahme von 200 % abgequetscht und
getrocknet.
[0032] Anschließend wird das Material mit einer wässrigen Flüssigkeit folgender Zusammensetzung
imprägniert:

[0033] Die Naßaufnahne nich dem Abquetschen beträgt 350 %.
[0034] Das imprägnierte und abgequetschte Material wird in ein Fällbad gebracht, das aus
einer Lösung von
2 % Maleinsäure und
3 % Aluminiumsulfat
[0035] in Wasser besteht, das eine Temperatur von 90° C aufweist. Unter Aufschäumen tritt
spontan die Koagulation ein.
[0036] Anschließend wird das Material bei einer Tenperatur von 160 C getrocknet und kondensiert.
[0037] Im nächsten Schritt wird das Material beidseitig so geschliffen, daß eine Dicke von
0,9 mm resultiert.
[0038] Anschließend wird das Material in einer handelsüblichen Zylinderwalkmaschine 2 Stunden
bei einem Klappendruck von 1,1 kp/cm
2 intensiv gewalkt.
[0039] Das Material wird nun gewaschen und mit Dispersionsfarbstoff in einem HT-Färbeapparat
bei 130° C gefärbt und anschließend naß-in-naß mit einer handelsüblichen Fleckschutzausrüstung
auf Fluorkohlenstoff-Basis inprägniert.
[0040] Anschließend wird in einem Spannrahmen bei 110 C getrocknet. Zum Abschluß wird das
Material nochmals einseitig-überschliffen, wobei es eine Dicke von 0,8 mm erhält,
und auf der nachgeschliffenen Seite gebürstet.
[0041] Man erhält ein sehr weiches, drapierfähi
ges Material mit einem angenehmen Lüster und einer hohen Wasserdampfdurchlässigkeit,
das sich besonders für die Anwendung in Automobil-Polstern eignet.
Beispiel 2
[0042] Mit Hilfe von Krempeln und Querlegern wird ein multidirektionales Vlies gebildet
und durch Nadeln verfestigt, das zu 100 % aus Stapelfasern des folgenden. Typs besteht:
Matrix-Segment-Faser vom Titer 1,8 dtex/40 mm aus 80 Gew. % PES-Hochschrumpf (6 Secgmente)
und 20 Gew. % Nylon 6 (Matrix), gemäß OS 28 56 091.
[0043] Das Vlies hat nach dem Nadeln ein Flächengewicht von 140 g/m
2 und eine Dicke von 1,05 mm.
[0044] Das genadelte Vlies wird mit Methylenchlorid bei 30° C behandelt, wobei es durch
den spontanen Schrumpfprozeß ein Flächengewicht von 230 g/m
2 und eine Dicke von 1,15 mm erhält. Gleichzeitig tritt die Fibrillierung ein.
[0045] Das geschrumpfte Vlies wird nun in einem HT-Färbeapparat mit Dispersionsfarbstoff
gefärbt.
[0046] Anschließend wird naß-in-naß mit einer Silikonöl-Emulsion inprägniert und getrocknet,
so daß das gefärbte Nadelvlies eine Silikonauflage von 5 Gew. % erhält.
[0047] Anschließend wird das Material mit einer Imprägniermischung folgender Zusammensetzung
getränkt:

[0048] Die Naßaufnahme nach dem Abquetschen beträgt 310 %.
[0049] Das imprägnierte und abgequetschte Material wird in ein Fällbad gebracht, das aus
einer Lösung von
2 % Maleinsäure und
4 % Calcimchlorid in
[0050] Wasser besteht, die eine Tenperatur von 96° aufweist.
[0051] Unter Aufschäumen tritt spontan die Koagulation ein.
[0052] Anschließend wird das Material bei einer Temperatur von 130° C getrocknet und kondensiert.
[0053] Das getrocknete und kondensierte Material wird durch beidseitiges Schleifen auf eine
Dicke von 0,95 mm gebracht.
[0054] Das geschliffene Material wird in einer Zylinderwalkmaschine 3 Stunden bei einem
Klappendruck von 2,5 kp intensiv gewalkt. Sofort anschließend wird das Material in
einer Düsenwaschmaschin gewaschen und dann im Ausziehverfahren mit einer kationischen
Silikcndispersion imprägniert.
[0055] Nun wird das Material im Spannrahmen bei 110 C getrocknet.
[0056] Schließlich wird das Material durch beidseitiges Überschleifen auf eine Dicke von
0,90 mm gebracht, und durch Bürsten werden Flor und Lüster optimiert.
[0057] Das Material ist extrem weich und drapierfähig und ist in Aussehen und Griff von
echtem Ziegenleder kaum zu unterscheiden. Es eignet sich daher ganz besonders für
die Herstellung von Damenbekleodimg. Es hat gegenüber dem Naturprodukt den Vorteil,
daß es ohne merkliche Veränderung in Griff und Aussehen sowohl gewaschen als auch
chemisch gereinigt werden kann.
[0058] Die Bestimmung des Fallvermögens nach DIN 54 306-79 ergibt einen Fallkoeffizienten
von 39 %.
Beispiel 3
[0059] Es wird ein Material in gleicher Weise hergestellt wie in Beispiel 2, mit dem einzigen
Unterschied, daß kein Walkprozeß durchgeführt wird.
[0060] Der Fallkoeffizient beträgt 46 %.
Beispiel 4
[0061] Es wird ein Material in gleicher Weise hergestellt wie in Beispiel 2, jedoch mit
dem Unterschied, daß die folgende Imprägniermischung verwendet wird:

[0062] Der Fallkoeffizient beträgt bei dem so hergestellten Material 53 %.
Beispiel 5
[0063] Es wird ein Material in gleicher Weise hergestellt wie in Beispiel 2, jedoch mit
dem Unterschied, daß die folgende Imprägniermischung verwendet wird:

[0064] Der Fallkceffizient beträgt bei dem so hergestellten Material 70 %.
Beispiel 6
[0065] Es wird ein Material in gleicher Weise hergestellt wie in Beispiel 5, jedoch mit
dem Unterschied, daß die Imprägnierung des gefärbten Nadelvlieses mit Silikon entfällt.
[0066] Der Fallkceffizient beträgt 77 %.
1. Verfahren zur Herstellung eines Vlieskunstleders, bei dem ein Vlies durch Zusammenfügen
von Fasern auf trockenem Wege gebildet und durch eine Nadelung und durch Aktivierung
von Schrumpfräften in seiner Struktur verdichtet wird, bei dem ein koagulierbar eingestelltes
Bindemittel mit einer wässrigen Tägerflüssigkeit eingebracht und das Vlies anschließend
der Einwirkung einer angesäuerten Flüssigkeit ausgesetzt, getrocknet und fertigbehandelt
wird, dadurch gekennzeichnet, daß das Vlies aus hydrophoben Fasern mit einem Titer
von weniger als 2 dtex gebildet und durch das Nadeln und Schrumpfen auf ein Raumgewicht
von 0,15 bis 0,45 g/cm3 verdichtet wird, daß ein elastomeres Bindemittel verwendet wird und daß zusammen
mit diesem pulverförmiges Bariumsulfat und eine weitere Substanz eingebracht und gleichmäßig
in dem Vlies verteilt wird, aus der sich unter Einwirkung der angesäuerten und auf
eine Temperatur oberhalb der Koagulationstemperatur des Bindemittels erwärmten Flüssigkeit
ein Gas abspaltet, während das Bindemittel koaguliert, und daß das Vlies nach der
Verfestigung des Bindemittels gewaschen, getrocknet und zur Erzeugung seines Flors
auf wenigstens einer Seite überschliffen und abschließend intensiv gewalkt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Vlies aus schrumpfenden
und aus nicht schrumpfenden Fasern gebildet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß 15 bis 30 %, bezogen auf
das Gewicht der Fasermasse, schrupffähige Fasern eingemischt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern zur erleichterten
Bildung des Vlieses zu Strängen aus mehreren Fasern zusamnangefasst werden und daß
der Zusammenhalt der Stränge durch das Nadeln und/oder das Schrumpfen zerstört wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Schrumpfen im
Anschluß an das Nadeln durch eine Erwärmung des Vlieses bewirkt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Vlies zur Erwärmung
in eine Flüssigkeit mit einer Temperatur von 50 bis 99° C eingetaucht wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Vlies während des Eintauchens
in die Flüssigkeit mit einem Trennmittel imprägniert wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß als Trennmittel Silikon
verwendet wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß als Trennmittel Paraffin
verwendet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß als Bindemittel eine
Polyacrylatsuspension verwendet wird und daß die Viskosität so eingestellt wird, daß
das von dem Vlies aufgenommene Trockengewicht identisch ist mit der Fasermasse einschließlich
einer zulässigen Abweichung von± 50 %.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Polyacrylatsuspension
teilweise oder ganz durch eine Polyurethansuspension ersetzt wird.
12. Verfahren nach Anspruch 10 und 11, dadurch gekennzeichnet, daß in die Suspension
ein inneres Trennmittel eingemischt wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß als inneres Trennmittel
eine Silikondispersion verwendet wird.
14. Verfahren nach Anspruch 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß dem Bindemittel
als weitere Substanz ein wasserunlösliches und/ oder ein ganz und/oder ein teilweise
wasserlösliches Carbonat zugesetzt wird.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß als wasserunlösliches
Carbonat Magnesium-, Calcium- und/oder Bariumcarbonat in feinverteilter Form eingemischt
wird.
16. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß als teilweise wasserlösliche
Substanz Natrium-Bicarbonat und/oder Lithiumcarbonat zugesetzt wird.
17. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß als wasserlösliches Carbonat
ein Natrium- und/oder Kaliumcarbonat und/oder Ammoniumcarbonat zugesetzt wird.
18. Verfahren nach Anspruch 14 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß so viel Carbonat
zugesetzt wird, daß das Volumen des durch die angesäuerte Flüssigkeit freigesetzten
Gases wenigstens dem Volumen des Bindemittels entspricht.
19. Verfahren nach Anspruch 1 bis 18, dadurch gekennzeichnet, daß das Walken auf einer
Zylinderwalkmaschine vorgenomrren wird.
20. Verfahren nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß das Vlies von der Zylinderwalkmaschine
gegen einen Klappendruck von 0,5 bis 5 kp in die Stauchkammer eingepreßt wird, vorzugsweise
O, 8 bis 3 kp.
21. Verfahren nach Anspruch 19 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß das Vlies im Anschluß
an das Walken in einem Spannrahmen geglättet wird.
22. Verfahren nach Anspruch 1 bis 21, dadurch gekennzeichnet, daß das Vlies nach dem
Walken feingeschliffen, gebürstet und/oder mit Textilausrüstungsmitteln veredelt wird.
23. Verfahren nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, daß als Textilausrüstungsmittel
ein Harz, Paraffin, Silikon und/oder eine Fluor enthaltende Stoffverbindung verwendet
wird, um den Griff zu verbessern und schmutzabweisende Effekte zu erzielen.