[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von technischen
Weißölen. Hierbei werden unraffinierte bzw. rohe Mineralöle zur Herstellung von technischen
Weißölen katalytisch in einer Stufe ohne die übliche Verwendung von Edelmetallkatalysatoren
hydriert.
[0002] Technische Weißöle sind stark raffinierte Erdölfraktionen, die weitgehend frei von
Sauerstoff-, Stickstoff- und Schwefelverbindungen sind und je nach dem vorgesehenen
Verwendungszweck nur noch geringe Anteile an Aromaten enthalten. Technische Weißöle
finden vielfältige Verwendung als Trägeröle für Insektizide und Herbizide und als
Komponenten für Druckfarben von Textilien bzw. Textilfasern.
[0003] Ältere Verfahren zur Herstellung von Weißölen gehen von geeigneten Erdölfraktionen
aus, die entweder direkt oder nach vorheriger teilweiser Entaromatisierung durch eine
Solventextraktion, z.B. mit Furfurol, S0
2, Phenol oder mit hochkonzentrierter Schwefelsäure bzw. Oleum raffiniert werden.
[0004] Es sind auch mehrstufige katalytische Raffinationsverfahren zur Herstellung von Weißölen
bekannt, um die früher übliche Schwefelsäurebehandlung zu vermeiden. So wird in der
offengelegten deutschen Anmeldung 16 45 791 ein zweistufiges katalytisches Verfahren
beschrieben, bei dem eine aromatenarme Erdölfraktion in einer ersten katalytischen
Verfahrensstufe an einem schwefelfesten Hydrierkatalysator und in einer zweiten Hydrierstufe
an einem Edelmetall enthaltenden Katalysator hydriert wird.
[0005] Bei Verwendung von Nichtedelmetallkatalysatoren war es erforderlich, den Aromatengehalt
in der zu hydrierenden Erdölfraktion durch Solventextraktion auf vorzugsweise weniger
als 5 % herabzusetzen (vgl. DE-OS 20 50 908).
[0006] Ein weiteres Problem bei der Hydrierung von aromatenreicheren Weißölvorprodukten
ist die bei der Aromatenhydrierung freiwerdende Hydrierwärme. Man ist gezwungen, durch
den Einbau von Quenchzonen in den Reaktor den Temperaturanstieg während der Hydrierung
zu begrenzen, da bei gegebenem Druck durch einen zu starken Temperaturanstieg das
thermodynamische Gleichgewicht nach der Seite der Dehydrierung der Aromaten verschoben
würde. Ein Einbau von Quenchzonen würde die Anlagekosten erheblich erhöhen.
[0007] Es bestand daher die Aufgabe, ein Verfahren zur katalytischen Raffination von Weißölvorprodukten
zu technischen Weißölen zu entwickeln, bei dem die geschilderten Nachteile nicht auftreten.
[0008] Die vorliegende Erfindung geht aus von einem Verfahren zur Herstellung von technischen
Weißölen aus Aromaten, Stickstoff-, Sauerstoff- und Schwefelverbindungen enthaltenden
Erdölfraktionen mit einem Siedebereich von 200 bis 580°C, die gegebenenfalls einer
Solventextraktion und einer Solvententparaffinierung unterzogen worden sind, durch
katalytische Hydrierung in Gegenwart eines geschwefelten Katalysators der Nickel und
Molybdän enthält.
[0009] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren dieser Art, bei dem man die Hydrierung
bei Drücken oberhalb 140 at und einem Gas-zu-Ölverhältnis von = 1,0 Nm
3 Wasserstoff pro kg Öl ausführt und bei der nachfolgenden Trennung des Hydrierproduktes
neben der höhersiedenden Fraktion des technischen Weißöls zusätzlich ein niedriger
siedendes ab 150°C entnimmt.
[0010] Der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß man neben dem leichten
Strippöl eine zusätzliche Fraktion mit den Eigenschaften von technischem Weißöl aus
der Destillation der leichter flüchtigen Hydrierbestandteile durch Abtrennung der
ab ca. 150°C siedenden Anteile beim Strippen in der Destillationskolonne nach dem
Hydrierreaktor erhält.
[0011] Als Hydrierkatalysatoren dienen geschwefelte Katalysatoren, die Nickel und Molybdän
und vorteilhaft auch Phosphorsäure enthalten und durch Tränkung eines Trägers mit
einer phosphorsauren Nickelmolybdatlösung hergestellt worden sind.
[0012] Für die katalytische Hydrierung wird ein sulfidischer Katalysator verwendet, der
im oxidischen Zustand, bezogen auf das Katalysatorgewicht, 3 bis 6 % Nickeloxid, 10
bis 15 % Molybdänoxid und 3 bis 6 % o-Phosphorsäure auf einem insbesondere aus γ-Aluminiumoxid
bestehenden Träger enthält. Der Träger besteht z.B. aus 100 bis 95 Gew.% γ-Aluminiumoxid
und bis zu 5 Gew.% Si0
2. Die Herstellung des Katalysators unterscheidet sich von den üblichen Herstellungsmethoden
für z.B. Kobalt/Molybdän, Nickel/Molybdän und Nickel/Wolfram enthaltende Katalysatoren
durch die Tränkung mit einer phosphorsauren Nickelmolybdatlösung.
[0013] Dieser spezielle, Nickel, Molybdän und Phosphorsäure enthaltende Katalysator wird
zweckmäßig unter den nachfolgend genannten Bedingungen eingesetzt: Druckbereich 140
bis 160 at, vorzugsweise 150 at; Temperaturbereich 250 bis 370°C, vorzugsweise 300
bis 350°C; Gas:Öl-Verhältnis größer als 1,0 Nm
3, vorteilhaft 1,2 Nm
3 Wasserstoff pro kg Öl; Katalysatorbelastung 0,15 bis 1,0 kg Öl pro Liter Katalysator
und Stunde.
[0014] Die Verwendung des genannten Katalysators bietet bei-der Raffination von Vorprodukten
für die Weißölherstellung einen erheblichen technischen Vorteil gegenüber den üblichen
Raffinationskatalysatoren, da dieser bei gleichem Entschwefelungsgrad wesentlich mehr
Aromaten hydriert. Es ist damit möglich, technische Weißöle, Druckfarbenöle oder Trägeröle
für Insektizide in einer Stufe herzustellen.
[0015] Zur Herabsetzung des Nickel-Molybdän-Gehaltes des Katalysators dienen aktive Verdünnungsmittel.
Unter "aktiven Verdünnungsmitteln" sollen verstanden werden großoberflächige Aluminiumoxide
oder Aluminiumoxid/Siliciumdioxidgemische, die aufgrund ihrer Oberflächenbeschaffenheit
selbst katalytisch wirksam sind und die Aktivität des Katalysators noch verstärken.
Die Aktivität des Katalysators kann zusätzlich noch durch Einbringen von MgO,
CaO, ZnO, B
20
3 und TiO
2 in Mengen von 1 bis 10 Gew.% in bekannter Weise verändert werden.
[0016] Besonders geeignete oberflächenreiche Aluminiumoxide werden durch Ausfällen von Aluminiumoxidhydraten
aus Aluminiumsalze enthaltenden wäßrigen Lösungen gewonnen. Man kann dabei von sauren
Aluminiumsalzlösungen oder von Aluminatlösungen ausgehen und im ersten Fall mit Laugen,
wie Ammoniak, im zweiten Fall mit Säuren, z.B. C0
2, oder sauren Aluminiumsalzlösungen, die bekannten Zwischenstufen der Oxidhydrate,
wie Bayerit, Hydrargillit oder Böhmit, und aus diesen nach bekannten Verfahren - bzw.
-Aluminiumoxide herstellen.
[0017] Geeignete Ausgangsprodukte zur Herstellung von Weißölen technischer Qualität sind
öle mit einem Siedebereich zwischen 200 und 550°C, wie z.B. Gasölfraktionen mit einem
Siedebereich von 220 bis 340°C, Spindelöl- oder Schmier- ölfraktionen. Höhersiedende
Ausgansprodukte erfordern dabei allgemein schärfere Raffinationsbedingungen. Der Aromatengehalt
der Rohstoffe ist nicht besonders kritisch, da die Aromaten durch die Hydrierung weitgehend
reduziert werden können. Nur in besonders gelagerten Fällen, wenn der Aromatengehalt
des Rohstoffs beträchtliche Werte, z.B. über 30 %, annimmt, ist es gegebenenfalls
zweckmäßig, die Aromaten zuvor durch eine Extraktion teilweise zu entfernen.
[0018] In Figur 1 ist ein Schema für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wiedergegeben.
Eine Kohlenwasserstoffbeschickung, die im Bereich von 200 bis 550°C siedet, wird aus
Leitung (1) zusammen mit Frischwasserstoff aus Leitung (2) und dem Kreislaufwasserstoff
aus Leitung (3) in die Reaktion geführt und dort über einen schwefelfesten Hydrierkatalysator,
der Nickel und Molybdän enthält, umgesetzt.
[0019] Die Hydrierung der Kohlenwasserstoffe wird bei 360°C und bei 140 bar in (4) vorgenommen.
Der aus dem Reaktor (4) kommende Strom wird durch Leitung (5) in die Trennzone (6)
geleitet, in der die Gasphase von der Flüssigphase getrennt wird. Die Flüssigphase
wird dann durch Leitung (7) in die Trennzone (8) geleitet, die eine Destillationszone
sein kann und dort in eine Leichtstrippölfraktion, die mit gasförmigen Anteilen beladen
ist und die durch Leitung (9) entfernt wird und ein schweres Produkt, das durch Leitung
(11) abgezogen wird, getrennt.
[0020] Beim Einsatz einer schwerem Fraktion durch Leitung (1) kann die Trennzone (8) so
betrieben werden, daß neben dem schweren Produkt mit Weißölqualität aus Leitung (11)
aus Leitung (10) als weiteres Produkt nur schweres Strippöl entnommen werden kann,
welches ebenfalls die Qualität eines technischen Weißöles besitzt.
Beispiel
[0021] Zur Herstellung eines technischen Weißöls wird von einer Erdölfraktion mit einem
Siedebereich von 340 bis 500°C, einer Dichte von 0,901 (15°C), einer Viskosität von
47,50 cSt/50°C und einem Schwefelgehalt von 1,1 Gew.% ausgegangen. Der Aromatengehalt
beträgt 17 Gew.%. Dieses öl wird an einem geschwefelten Katalysator, dessen Herstellung
nachfolgend beschrieben wird, unter bestimmten Verfahrensbedingungen bei 150 at hydriert.
[0022] Der Katalysator wird folgendermaßen hergestellt und vor seiner Verwendung geschwefelt.
Aus einer Al
2(SO
4)
3-Lösung (7,5 %
A120
3) wird mit 25 %igem NH
4OH bei einem pH--Wert von 6,5 und einer Temperatur von 85
0C ein Aluminiumoxidhydrat gefällt, mit 0,25 %iger (NH
4)
2CO
3-Lösung sulfatfrei gewaschen und bei 120°C getrocknet. Zur Herstellung des Katalysators
werden Strangpreßlinge mit 1,5 mm Durchmesser aus dem Aluminiumoxid, das bei 500 C
calciniert wurde, hergestellt. 1 000 g Katalysator werden mit 755 g einer Lösung übersprüht,
die umgerechnet 22,1 % Mo03, 8,5 % NiO und 6,8 Gew.% Phosphorsäure enthält. Zur Herstellung
dieser Lösung wird Mo03-Sublimat durch Erhitzen mit der berechneten Menge einer o-Phosphorsäure--Lösung
aufgeschlossen. Zu dieser Lösung wird anschliessend die erforderliche Menge Ni(NO
3)
2 · 6 H
20 gegeben, wobei man eine klare Lösung erhält. Die imprägnierten Strangpreßlinge werden
12 Stunden bei 120°C getrocknet und anschließend 2 Stunden bei 350°C calciniert. Der
fertige Katalysator enthält 5 % NiO, 13 % Mo03 und 4 % H
3PO
4. Für den Hydrierversuch werden 100 ml des zuvor geschwefelten Katalysators in einer
Testapparatur bei 360°C, 150 at Wasserstoffpartialdruck und einem Gas-zu-ölverhältnis
von
1,6 Nm
3 Wasserstoff pro kg Öl mit 200 g einer Erdölfraktion (mit einem Siedebereich von 340
bis 580°C) pro Liter Katalysator und Stunde beaufschlagt.
[0023] In Tabelle 1 sind die Eigenschaften des Ausgangsstoffes denen der Raffinate gegenübergestellt.

[0024] Diese Ergebnisse zeigen, daß man auch bei einstufiger Fahrweise dank der gewählten
Betriebsbedingungen technische Weißöle von ausgezeichneter Qualität gewinnt. überraschend
ist es, daß die aus dem Strippöl abgezweigte Fraktion des schweren Teils des Strippöles
die Qualitätsanforderungen für technische Weißöle erfüllt, womit eine Ausbeuteverbesserung
verbunden ist. Dieser Effekt wird durch eine mäßige Druckerhöhung und durch ein höheres
Gas/Öl-Verhältnis erzielt. Weiterhin können die beiden Fraktionen das schwere Produkt
(11) und das schwere Strippöl (10),wegen ihres niedrigen S-Gehaltes ( <5 ppm) in einer
zweiten
[0025] Hydrierstufe zur Herstellung von medizinischem Weißöl verwendet werden. Das Verfahren
ermöglicht es auch, Viskosität und Flammpunkt der Endprodukte durch Variierung der
Verfahrensbedingungen einzustellen.
1. Verfahren zur Herstellung von technischen Weißölen aus Aromaten, Stickstoff-, Sauerstoff-
und Schwefelverbindungen enthaltenden Erdölfraktionen mit einem Siedebereich von 200
bis 580°C, die gegebenenfalls einer Solventextraktion und einer Solvententparaffinierung
unterzogen worden sind, durch katalytische Hydrierung in Gegenwart eines geschwefelten
Katalysators, der Nickel und Molybdän enthält, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Hydrierung bei Drücken oberhalb 140 at und einem Gas-zu--ölverhältnis von ≧ 1,0 Nm3 Wasserstoff pro kg Öl ausführt und bei der nachfolgenden Trennung des Hydrierproduktes
neben der höhersiedenden Fraktion des technischen Weißöls zusätzlich ein niedriger
siedendes technisches Weißöl ab 150°C entnimmt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als Hydrier-Katalysatoren
geschwefelte, Nickel und Molybdän enthaltende Katalysatoren verwendet, die durch Tränkung
eines Trägers mit einer phosphorsauren Nickelmolybdatlösung hergestellt worden sind.