[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum galvanischen Beschichten eines
metallischen Werkstücks mit einer Metallschicht. Sie bezieht sich insbesondere auf
das galvanische Vernickeln der Zylinderlaufflächen von Kolbenbrennkraftmaschinen.
[0002] Um den Gehalt an Nickelionen in dem Beschichtungsbad zu regenerieren, ist es bekannt,
Anoden zu verwenden, die sich beim Durchgang des Stromes durch das Beschichtungsbad
auflösen. Diese löslichen Anoden weisen jedoch den Nachteil auf, daß sich ihre Abmessungen
während des Auflösens verändern, was eine ungleichmäßige Abscheidung des Metalls auf
dem Werkstück zur Folge hat. Außerdem ist die mit löslichen Anoden erzielbare Abscheidungsgeschwindigkeit
durch die Auflösung der Anode begrenzt und daher relativ gering. Wegen dieser Nachteile
löslicher Anoden wird bei der Erfindung von einem Bad ausgegangen, bei dem dem als
Kathode dienenden Werkstück eine unlösliche Anode, z.B. eine Bleianode, zugeordnet
ist. Eine derartige Vorrichtung geht beispielsweise aus der DE-OS 19 26 462 hervor.
[0003] Bei Beschichtungsbädern mit unlöslichen Anoden wird das Nickel in Form einer Lösung
direkt in das Bad gegeben. Beim diskontinuierlichen Nachdosieren des Nickels ist dann
ein erheblicher Arbeitsaufwand und beim automatischen Nachdosieren ein entsprechend
großer apparativer Aufwand erforderlich.
[0004] Da in der Regel ein Nickelsulfatbad verwendet wird, verläuft in dem Beschichtungsbad
eine Elektrolyse nachfolgendem Schema:

Es bildet sich also während der Elektrolyse Schwefelsäure (H
2S0
4). Um die Schwefelsäure gleichzeitig zu neutralisieren, d.h. um den für die Galvanisierung
optimalen pH-Wert wieder herzustellen, wird dem Bad bei der Nachdosierung vorzugsweise
Nickelkarbonat (NiC0
3) zugegeben. Nickelkarbonat ist jedoch krebserzeugend. Weiterhin ist die frische Zubereitung
von Nickelkarbonat über das Ausfällen von Calziumsulfat (CaSO
4) aus Nickelsulfat (NiS0
4) und Calziumhydroxid (Ca(OH)
2) aufwendig. Das im Handel erhältliche Nickelkarbonat technischer Reinheit enthält
demgegenüber unlösliche Verbindungen, z.B. unlösliche Eisen-, Zink- und Nickelhydroxykarbonate.
[0005] Es muß daher nach der Korrekturzugabe zur Nachdosierung des Nickels filtriert werden,
was neue Probleme aufwirft. So wird beispielsweise bei der Nickelbeschichtung der
Zylinderlaufflächen von Kolbenbrennkraftmaschinen ein Nickeldispersionsbad verwendet,
d.h. in dem Beschichtungsbad sind suspendierte Teilchen, beispielsweise fein verteiltes
Siliziumkarbid, enthalten. Um die Nachdosierung vorzunehmen, wird dem Bad ein Teil,
z.B. 100 Liter, entnommen, dem das Nickelkarbonat zugegeben wird.
[0006] Durch das Filtrieren dieses Teils des Beschichtungsbades, um die unlöslichen Verunreinigungen
in dem Nickelkarbonat zu entfernen, geht dann aber auch das in diesem Teil enthaltene
Siliziumkarbid verloren.
[0007] Auch ist das Beschichtungsbad selektiv von löslichen Verunreinigungen zu reinigen.
Insbesondere wenn die Brennkraftmaschinen vor dem Galvanisieren mit einer Zinkatbeize
gebeizt werden, geht nämlich durch den sauren pH-Wert des Beschichtungsbades das Zink
allmählich in Lösung.
[0008] Aus der DE-OS 14 96 966 ist es bekannt, bei einem kombinierten nicht elektrischen
und elektrischen Verfahren der Werkstückkathode lösliche Nickelanoden zuzuordnen sowie
einen zweiten Behälter vorzusehen, der gleichfalls eine lösliche Nickelanode enthält,
um den Gehalt des Nickelelektrolyten zu erhöhen. Um die der löslichen Anode zugeordnete
Kathode im zweiten Behälter ist dabei ein Diaphragma angeordnet, das verhindern soll,
daß sich das an der Anode des zweiten Behälters in Lösung gegangene Nickel an der
Kathode des zweiten Behälters wieder abscheidet. Mangels Diaphragmen mit einer hohen
Durchlässigkeit für Oxoniumionen und einer geringen Durchlässigkeit für Nickelionen
bei hohen Stromdichten hat das bekannte Verfahren jedoch keinen Eingang in die Praxis
gefunden.
[0009] Der Erfindung, wie sie in den Ansprüchen gekennzeichnet ist, liegt die Aufgabe zugrunde,
bei einer Galvanisiervorrichtung, bei der der Werkstückkathode eine unlösliche Anode
zugeordnet ist , mit einfachem apparativen Aufwand ein Nachdosieren des Elektrolyten
des Beschichtungsbades überflüssig zu machen und zugleich eine Selektivreinigung des
Beschichtungsbades durchzuführen.
[0010] Nachstehend ist die Erfindung anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert. Darin
zeigen:
Figur 1 eine schematische Ansicht einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung;
Figur 2 ein Diagramm, das die Auflösungsgeschwindigkeit der Nickelanode des zweiten
Behälters und die Abscheidungsgeschwindigkeit des Nickels an der Kathode des zweiten
Behälters in Abhängigkeit von der Stromdichte an der Oberfläche der Anode bzw. Kathode
wiedergibt; und
Figur 3 ein Diagramm entsprechend Figur 2, jedoch mit Wiedergabe der Abscheidegeschwindigkeit
von Zink anstelle von Nickel an der Kathode des zweiten Behälters.
[0011] Gemäß Figur 1 besteht die Vorrichtung im wesentlichen aus einem ersten Behälter 1
und einem zweiten Behälter 2 , in denen jeweils eine Kathode 3 bzw. 4 und eine Anode
5 bzw. 6 angeordnet sind.
[0012] Der Behälter 1 ist mit dem Beschichtungsbad 7 gefüllt, wobei das im Behälter 1 durch
die Metallabscheidung an der Kathode 3 an Elektrolyt verarmte Beschichtungsbad 7 dem
Behälter 2 über eine Leitung 8 zugeführt und nach der Anreicherung des Elektrolyten
im Behälter 2 über eine Umwälzleitung 9 mit einer Pumpe zu dem Behälter 1 wieder zurücktransportiert
wird.
[0013] An eine Gleichstromquelle 10 ist die Kathode 3 des Behälters 1 und die Anode 6 des
Behälters 2 jeweils über eine Leitung 11 bzw. 12 angeschlossen. Die Kathode 4 des
Behälters 2 ist mit der Anode 5 des Behälters 1 über eine elektrische Leitung 13 verbunden.
Statt dieser Schaltung in Reihe kann auch ine solche Schaltung getroffen sein, daß
der Strom im Bad es Behälters 2 unabhängig von dem Strom im Bad des Behälters 1 eingeschaltet
bzw. die Stromstärke im Bad des Behälters 2 unabhängig von'der Stromstärke im Bad
des Behälters 1 eingestellt werden kann.
[0014] Die Kathode 3 des Behälters 1 wird durch das zu beschichtende Werkstück, also beispielsweise
durch die Zylinder einer Hubkolbenbrennkraftmaschine gebildet, deren Laufflächen beschichtet
werden sollen. Die Anode 5 besteht aus Blei und ist unlöslich.
[0015] Das Beschichtungsbad 7 wird durch ein Nickelsulfatbad gebildet, beispielsweise mit
einer Nickelsalzkonzentration von 700 Gramm/Liter Wasser. In dem Bad 7 kann Siliziumkarbid
aufgeschlämmt sein, beispielsweise 30 Gramm/Liter. Für eine optimale , gleichmäßige
Nickelabscheidung an der Werkstückkathode 3 wird ein pH-Wert des Beschichtungsbades
7 von 3 bis 4 angestrebt.
[0016] Die Kathode 4 des Behälters 2 ist porös, beispielsweise gitterförmig ausgebildet
und besteht aus einem leitenden Metall, z.B. einem Stahlgewebe., während die Anode
6 des Behälters 2 aus Nickel gebildet ist. Die Kathode 4 ist zylindrisch ausgebildet
und konzentrisch um die Anode 6 angeordnet, so daß die Oberfläche der Kathode 4 des
Behälters 2 um ein Vielfaches, beispielsweise 50 bis 200 Mal größer ist als die Oberfläche
der Anode 6 des Behälters 2.
[0017] Bei der Nickelbeschichtung der Zylinderlaufflächen von Kolbenbrennkraftmaschinen
fließt in dem Bad der Behälter 1 und 2 ein Strom von beispielsweise 2 bis 3 Kilo-Ampere.
[0018] Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung geht von der Nickelanode 6 in dem Behälter
2 praktisch so viel Nickel in Lösung, wie sich an der Kathode 3 bzw. dem Werkstück
im Behälter 1 abscheidet. Wesentlich ist nun bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung
vor allem, daß sich das von der Nickelanode 6 im Behälter 2 in Lösung gegangene Nickel
nicht wieder an der der Anode 6 zugeordneten Kathode 4 des Behälters 2 abscheidet,
sondern weitestgehend über die Umwälzleitung 9 dem Behälter 1 zugeführt wird. Dies
wird erfindungsgemäß durch die um ein Vielfaches größere Oberfläche der Kathode 4
gegenüber der Anode 6 des Behälters 2 erreicht.
[0019] Wie dem Diagramm der Figur 2 zu entnehmen , wird die Auflösungsgeschwindigkeit des
Nickels an der Anode 6 des Behälters 2 und die Abscheidungsgeschwindigkeit des Nickels
an der Kathode 4 des Behälters 2 durch die Stromdichte A/dm
2 an der Anode 6 bzw. der Kathode 4 des Behälters 2 bestimmt. Daß heißt, da die Oberfläche
der Anode 6 des Behälters 2 um ein Vielfaches kleiner ist als die Oberfläche der Kathode
4 des Behälters 2 , ist die Stromdichte an der Oberfläche der Anode 6 um ein Vielfaches
größer als an der Oberfläche der Kathode 4 des zweiten Behälters 2.
[0020] An der Kathode 4 des zweiten Behälters 2 herrscht also eine relativ geringe Stromdichte
von beispielsweise 1 A/dm
2 , so daß die Nickelabscheidung an der Kathode 4 des Behälters 2 geringfügig ist, während
an der Anode 6 des Behälters 2 eine relativ große Stromdichte von beispielsweise 50
A/dm
2 und damit eine entsprechend hohe Auflösungsgeschwindigkeit des Nickels vorliegt.
Das Größenverhältnis zwischen den Oberflächender Anode 6 und der Kathode 4 des Behälters
2 findet ihre Grenze einmal darin, daß die Größe der Kathode 4 aus praktischen Gründen
nicht beliebig groß gewählt werden kann, ferner in der folgenden Sekundärreaktion

Daß heißt, durch die Elektrolyse der gemäß der Gleichung I gebildeten Schwefelsäure
bzw. des Wassers.
[0021] Die Stromdichte an der Anode 6 zur Auflösung derselben muß also unterhalb des Wertes
bleiben, bei dem die Wasserelektrolyse einzusetzen beginnt, wie in dem Diagramm der
Figur 2 durch die Gerade 0
2 veranschaulicht.
[0022] Neben der Bildung von neuem Nickelelektrolyten zur Regenerierung des Beschichtungsbades
dient die erfindungsgemäße Vorrichtung zugleich zur selektiven Reinigung des Beschichtungsbades
von solchen metallischen Verunreinigungen, die bei vorgegebener Stromdichte eine höhere
Abscheidungsgeschwindigkeit an der Kathode 4 des Behälters 2 aufweisen als Nickel,
z.B. von Zinkionen. Aus Figur 3 ist ersichtlich, daß bei einer Stromdichte von beispielsweise
1 A/dm
2 an der Oberfläche der Kathode 4 des Behälters 2 die Abscheidungsgeschwindigkeit von
Zink um ein Vielfaches größer ist als von Nickel , so daß gegenüber Nickel bevorzugt
im Beschichtungsbad enthaltenes Zink und andere Verunreinigungen an der Kathode 4
des Behälters 2 abgeschieden werden, d.h. das Beschichtungsbad wird selektiv gereinigt,
ohne daß es zur Nickelabscheidung kommt.
[0023] Die lösliche Nickelanode 6 im Behälter 2 ist zweckmäßig von einem porösen Magnetfilter
6 umgeben, um zu verhindern, daß Nickelflitter, die beim Auflösen der Anode 6 entstehen
können, in das Beschichtungsbad 7 gelangen. Derartige Magnetfilter sind an sich bekannt
(vgl. DE-OS 30 07 161).
[0024] Die Vorteile der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind insbesondere darin zu sehen,
daß ein Nachdosieren des Elektrolyten des Beschichtungsbades entfällt, der pH-Wert
des Beschichtungsbades über längere Zeit konstant bleibt und das Beschichtungsbad
zugleich selektiv gereinigt wird. Aus diesen Vorteilen resultiert eine problemlose
Badführung.
1. Vorrichtung zum galvanischen Abscheiden einer Metallschicht, insbesondere einer
Nickelschicht, auf einem metallischen Werkstück, mit einem ersten Behälter, der das
elektrolytische Beschichtungsbad aufnimmt, in das das als Kathode dienende Werkstück
und eine unlösliche Anode eingetaucht sind, wobei die Kathode und die Anode an eine
Gleichstromquelle anschließbar sind, sowie mit einem zweiten Behälter, der dem Beschichtungsbad
entsprechend der abgeschiedenen Metallmenge neuen Elektrolyten zuführt, dadurch gekennzeichnet
, daß das an Elektrolyt verarmte Beschichtungsbad (7) dem zweiten Behälter (2) im
Kreislauf zugeführt wird, in dem zweiten Behälter (2) eine lösliche Anode (6) sowie
eine Kathode (4) vorgesehen und die Anode (6) und die Kathode (4) des zweiten Behälters
(2) an eine Gleichstromquelle (10) anschließbar sind, wobei die benetzte Oberfläche
der Kathode (4) des zweiten Behälters (2) ein Vielfaches der Größe der benetzten Oberfläche
der Anode (6) des zweiten Behälters (2) beträgt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Zufuhr des Beschichtungsbades
vom ersten Behälter (1) in den zweiten Behälter (2) und zurück eine Umwälzpumpe (9)
vorgesehen ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die benetzte Oberfläche
der Kathode (4) des zweiten Behälters (2) mindestens 10 Mal, vorzugsweise 50 bis 200
Mal größer ist als die benetzte Oberfläche der Anode (6) des zweiten Behälters.
4. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Kathode (4) des zweiten Behälters (2) konzentrisch um die Anode (6) angeordnet
ist.
5. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Kathode (4) des zweiten Behälters (2) porös ausgebildet ist.
6. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Oberflächenverhältnisse zwischen der Kathode (4) und der Anode (6) des zweiten
Behälters (2) so gewählt sind, daß bei gegebener Stromstärke die Stromdichte an der
Kathode (4) des zweiten Behälters (2) zu einer Selektivreinigung des Bades führt.
7. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
lediglich eine Stromquelle (10) vorgesehen ist und entweder die Kathode (3) des ersten
Behälters (1) und die Anode (6) des zweiten Behälters (2) mit der Gleichstromquelle
(10) und die Anode (5) des ersten Behälters (1) und die Kathode (4) des zweiten Behälters
(2) miteinander oder die Anode (5) des ersten Behälters (1) und die Kathode (4) des
zweiten Behälters (2) über eine Leitung (11, 12, 13) miteinander und die Kathode (3)
des ersten Behälters (1) und die Anode (6) des zweiten Behälters (2) miteinander über
eine Leitung verbunden sind.
8. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
sich um die Anode (6) im zweiten Behälter (2) ein Magnetfilter (14) erstreckt.