[0001] Die Erfindung betrifft eine verschleißfeste Gußeisenlegierung hoher Festigkeit mit
sphärolithischer Graphitausscheidung für die Herstellung von auf Verschleiß beanspruchten
Maschinenteilen, wie Kolbenringe von Verbrennungskraftmaschinen, und zwar insbesondere
von Kleinkolbenringen mit geringer radialer und / oder axialer Wanddicke und ihr Herstellungsverfahren.
[0002] Gußeisenlegierungen zur Herstellung mechanisch hoch beanspruchter Maschinenteile,
wie Kolbenringe von Verbrennungskraftmaschinen, sind Speziallegierungen, die neben
guten Lauf - und Verschleißeigenschaften, einem guten elastischen Verhalten zusätzlich
auch höhere Festigkeitseigenschaften besitzen sollen. Insbesondere Kleinkolbenringe
mit kleinen Durchmessern von beispielsweise bis zu 60 mm haben aufgrund von geringen
axialen Wandstärken von meist nur 1 - 2 mm eine geringere absolute Festigkeit, und
es kommt bei ihnen häufiger zu Ringbrüchen, auch wenn sie aus sonst für Kolbenringe
größerer Durchmesser üblichen Gußeisenlegierungen hergestellt sind. Für solche Kleinkolbenringe
müssen daher spezielle Gußeisenlegierungen mit höheren Festigkeitswerten eingesetzt
werden.
[0003] Nach C. Englisch, Kolbenringe, Band 1, Springer Verlag, Wien, 1958, Seiten 204 und
245, besitzen solche Gußeisenlegierungen bis zu meist je 1,0 % Chrom, Molybdän, Vanadin
und Kupfer. Die Kolbenringe werden ledeburitisch weiß erstarrend gegossen, und die
gewünschte Graphitausscheidung und das gewünschte Gefüge werden durch anschließendes
Glühen, Abschrecken und Vergüten erhalten. Die beim Graphitisierungsglühen erhaltene
Temperkohle fällt dabei in sphärolithischer Form an, und dadurch bedingt wird die
Festigkeit der Ringe wesentlich gesteigert. Offensichtlich aber durch die Graphitausscheidung
bedingt, sind die Lauf - und Verschleißeigenschaften von Kolbenringen aus diesen Legierungen
nicht ausreichend, so daß die Laufflächen der Ringe zusätzlich mit Verschleißschutzschichten
versehen werden müssen.
[0004] Nach der DE - AS 1.172.049 werden derartige Gußeisenlegierungen zusätzlich mit 4,5
bis 5,5 Gewichtsprozent Kupfer legiert. Kupfer liegt dann bei diesen Gehalten in der
Form von Einschlüssen vor, die die Rolle von kompakteren Graphitausscheidungen übernehmen.
Aus diesen Legierungen. gegossene Kolbenringe können daher auch ohne Verschleißschutzschichten
eingesetzt werden. Diese Speziallegierungen eignen sich aber nur für Großkolbenringe
von Dieselmotoren, und die Festigkeitseigenschaften für Kleinkolbenringe sind nicht
ausreichend.
[0005] Nach der DE - OS 2.428.822 ist eine Gußeisenlegierung für Kolbenringe mit normaler
und durch besondere Behandlungsmaßnahmen erzielter Kugelgraphitausscheidung bekannt,
die als Legierungselemente außer 1,5 bis 4,5 % Silizium bis 3 % Mangan, bis 3,5 %
Vanadin und bis 2,5 % Molybdän, auch bis zu 2,5 % Wolfram, bis zu 1 % Titan, bis zu
2 % Kupfer, bis zu 1 % Nickel oder Kobalt und bis zu 2,5 % Niob und / oder Tantal
enthalten kann. Diese Legierungen erwiesen sich, insbesondere auch wegen der ausgewogenen
Zusammensetzung der Legierungselemente, als ausreichend verschleißfest, der relativ
kompakt vorliegende Kugelgraphit wiederum beeinflusste die Festigkeit jedoch derart
nachteilig, daß diese Legierungen zur Herstellung von insbesondere Kleinkolbenringen
mit geringen axialen Höhen nicht ausreichend bruchsicher waren.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Gußeisenlegierung
mit sowohl einer guten Verschleißfestigkeit als auch einer guten Elastizität und einer
hohen Festigkeit zu schaffen, so daß sie für hoch belastete Maschinenteile eingesetzt
werden kann. Die Gußeisenlegierung soll vor allem zur Herstellung bruchsicherer Kleinkolbenringe
ohne besonderen Verschleißschutz der Laufflächen und Flankenflächen verwendet werden
können.
[0007] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch eine Gußeisenlegierung gelöst, deren Graphitausscheidungen
durch einen Glühprozeß durch Zerfall von Ledeburit in extrem feiner Form mit hoher
Sphärolitzahl ( etwa 300.000 bis 900.000 Sphärolithen pro cm
2 in einer Schliffbildprobe ) gebildet sind. Die Legierung hat die folgende Zusammensetzung:
1,5 bis 3,0 % Kohlenstoff
3,0 bis 6,0 % Silizium
0,1 bis 2,0 % Mangan
0,05 bis 0,5 % Phosphor
bis max. 0,15 % Schwefel
0,1 bis 1,0 % Chrom
0 bis 3,5 % Vanadin
0,1 bis 2,5 % Molybdän
0,1 bis 2,5 % Nickel und / oder Kobalt
0,1 bis 3,5 % Kupfer
0,1 bis 2,5 % Wolfram
0,1 bis 1,0 % Titan, Niob und / oder Tantal
bis max. 0,15 % Magnesium
bis max. 0,15 % Stickstoff
[0008] Rest Eisen einschließlich herstellungsbedingter Verunreinigungen.
[0009] Vor allem zur Erhöhung der Verschleißfestigkeit kann die Gußeisenlegierung noch bis
zu 1,5 % Aluminium und / oder bis zu 1,0 % Zinn und / oder Antimon sowie gegebenenfalls
bis zu 0,5 % die Elemente Bor, Zirkon und / oder Wismuth enthalten.
[0010] Bei der Herstellung verzichtet man bewußt auf eines der zur Kugelgraphitbildung üblicherweise
angewendeten Verfahren und impft lediglich die Gußeisenschmelze mit handelsüblichem
Ferrosolizium, welches bis zu 0,5 bis 2,0 % Magnesium enthält. Gegebenenfalls ist
das Magnesium ganz oder teilweise durch die seltenen Erdmetalle wie Cer, Yttrium,
Lanthan, Neodym und / oder Praseodym ersetzt. Es wird mit einer Impfmittelmenge von
nur 0,1 bis 1,0 %, geimpft, so daß die Gußeisenlegierung weiß und ledeburitisch erstarrt.
Anschliessend erfolgt das Graphitisierungsglühen von bevorzugt 15 Minuten oberhalb
950°C, die Abschreckvergütung auf die gewünschte Härte oberhalb 700°C und das Anlassen
oberhalb 300°C.
[0011] Im Schliffbild erscheint das Gefüge jetzt als Vergütungsgefüge mit hohen Martensitanteilen.
Der Graphit ist feinkörnig und sphärolithisch, und die Sphärolithenzahl liegt zwischen
300.000 und 900.000 pro cm
2. Beim Impfen mit dem geringen magnesiumhaltigen Ferrosilizium scheinen sich beim
Erstarren schon sehr feine Graphitsphärolithen gebildet zu haben, die jedoch nicht
sichtbar sind, so daß das Gußeisen weiß erstarrend erscheint. Beim Glühprozeß dienen
diese feinen Ausscheidungen als Keime für die in extrem hoher Zahl sich bildenden
Sphärolithen.Die Sphärolithenzahl ist somit 5 - 10fach höher als bei normalen kugelgraphitischen
Gußeisenlegierungen. Die Phosphorphasen sind nicht netzförmig zusammenhängend, sondern
sind punktförmig in der Matrix verteilt.
[0012] Aus der erfindungsgemäßen Legierung wurden Kleinkolbenringe mit Außendurchmessern
von etwa 60 mm, radialen Wanddicken von 50 mm und axialen Ringhöhen von 1,5 mm gegossen,
thermisch behandelt und zu einsatzfähigen Kolbenringen bearbeitet. Die Ringe wurden
Motortestläufen ohne vorherige verschleißfeste Laufflächenbeschichtung unterzogen.
Sie zeigten sowohl eine gute Verschleißfestigkeit als auch eine gute Festigkeit, und
es waren nach dem Laufen keine Ringe durch Ringbruch oder durch Verschleißschäden
ausgefallen.
[0013] Durch die Erfindung ist somit eine Gußeisenlegierung mit hoher Verschleißfestigkeit
als auch hoher Bruchfestigkeit geschaffen worden. In der Legierung sorgt einmal die
ausgewogene Zusammensetzung der Legierungselemente für die guten Gleit - und Laufeigenschaften,
obwohl der Graphit extrem feinkörnig vorliegt. Die extrem feine Verteilung der Sphärolithen
verbessert ihrerseits wiederum die Festigkeits - und Dehnungseigenschaften der Werkstücke.
[0014] Obwohl die erfindungsgemäße Legierung bevorzugt zur Herstellung von Kleinkolbenringen
mit geringer radialer Wanddicke verwendet werden soll, kann sie genauso für ähnlich
beanspruchte.und / oder dimensionierte Maschinenteile verwendet werden. Dies können
auch Dichtleisten für Kreiskolbenmotoren oder extrem dünnwandige und / oder extrem
belastete Mittel - und Großkolbenringe sein.
[0015] Anhand eines Ausführungsbeispieles und der Abbildungen wird die Erfindung näher erläutert:
[0016] Ausgegangen wird von einer Gußeisenschmelze, die nach dem Impfen mit 0,6 % magnesiumhaltigem
Ferrosilizium ( 47 % Silizium, 5,9 % Calzium, 1,1 % Magnesium, 0,6 % Aluminium, Rest
Eisen ) die folgende Zusammensetzung zeigte:
2,68 % Kohlenstoff
4,48 % Silizium
1,02 % Mangan
0,31 % Phosphor
0,041 % Schwefel
0,47 % Chrom
0,25 % Vanadin
0,47 % Molybdän
0,30 % Nickel
0,41 % Kupfer
0,17 % Titan
0,11 % Niob
0,006 % Stickstoff
Rest Eisen mit herstellungsbedingten Verunreinigungen.
[0017] Aus der Schmelze wurden 35 Kleinkolbenringe mit einer Rohlingsabmessung von 55,6
mm Außendurchmesser, 48,6 mm radialer Wanddicke und 5,2 mm axialer Pin
ghöhe unter ledeburitischer Weißerstarrung gegossen. Die Ringe wurden anschließend
bei 950°C über 15 Minuten geglüht, aus 1.020°C abgeschreckt und bei 450°C angelassen.
Das Schliffbild 1 zeigt in 100facher Vergrößerung die Graphitausscheidung in sehr
feiner sphärolitischer Form mit einer Sphärolithenzahl von etwa 600.000 pro Quadratzentimeter.
Schliffbild 2 zeigt das VergUtungsgefüge mit überwiegend martensitischen Anteilen.
Die Härte der Ringe liegt bei 109 bis 115 HRB.
[0018] Die Ringe wurden dann auf ein Fertigmaß von 52 x 48 x 1,5 mm spanabhebend bearbeitet.
Die mittleren Werte sind
[0019] Anschließend wurden 5 Ringe in einem Versuchsmotor als oberste Ringe des Kolbens
über 240 Stunden getestet. Nach dem Probelauf waren weder Ringe gebrochen, noch zeigten
die Laufflächen größere Verschleißspuren.
1 . Verschleißfeste Gußeisenlegierung hoher Festigkeit mit sphärolithischer Graphitausscheidung
für die Herstellung von auf Verschleiß beanspruchten Maschinenteilen, wie Kolbenringe
von Verbrennungskraftmaschinen, und zwar insbesondere von Kleinkolbenringen mit geringer
radialer und / oder axialer Wanddicke, dadurch gekennzeichnet, daß die Gußeisenlegierung
ein Vergütungsgefüge besitzt, in dem der Graphit durch einen Glühprozeß durch Zerfall
von Ledeburit gebildet ist und in extrem feiner Form mit hoher Sphärolithenzahl von
etwa 300.000 bis 900.000/cm
2 vorliegt, und daß die Gußeisenlegierung
1,5 bis 3,0 % Kohlenstoff
3,0 bis 6,0 % Silizium
0,1 bis 2,0 % Mangan
0,05 bis 0,5 % Phosphor
bis max. 0,15 % Schwefel
0,1 bis 1,0 % Chrom
0 bis 3,5 % Vanadin
0,1 bis 2,5 % Molybdän
0,1 bis 3,0 % Nickel und / oder Kobalt
0,1 bis 3,5 % Kupfer
0,1 bis 2,5 % Wolfram
0,1 bis 1,0 % Titan, Niob und / oder Tantal
bis max. 0,15 % Magnesium
bis max. 0,15 % Stickstoff
Rest Eisen mit herstellungsbedingten Verunreinigungen enthält.
2 . Gußeisenlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gußeisenlegierung
zusätzlich Aluminium in Mengen von bis zu maximal 1,5 % enthält.
3 . Gußeisenlegierung nach mindestens einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Gußeisenlegierung zusätzlich Zinn und / oder Antimon in einer Gesamtmenge
von bis zu maximal 1 % enthält.
4 . Gußeisenlegierung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Gußeisenlegierung zusätzlich die Elemente Bor, Zirkon und / oder Wismuth in
einer Gesamtmenge von maximal 0,5 % enthält.
5 . Verfahren zur Herstellung der Gußstücke aus der Gußeisenlegierung nach mindestens
einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Gußeisenschmelze mit
0,1 bis 1,0 % Ferrosilizium, welches 0,5 bis 2,0 % Magnesium enthält, geimpft wird,
daß die Gußeisenschmelze ledeburitisch erstarrend gegossen wird, und daß die Gußstücke
einem anschließenden Graphitierungsglühen mit nachfolgendem Abschrecken oberhalb 700°C
und Anlassen oberhalb 300°C unterzogen wird.
6 . Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß im Impfmittel das Magnesium
ganz oder teilweise durch mindestens eines der seltenen Erdmetallelemente wie Cer,
Yttrium, Lanthan, Neodym und / oder Praseodym ersetzt ist.