[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Herstellen von Formteilen aus cadmiumfreien
Silber-Metalloxid-Verbundwerkstoffen mit mindestens zwei Metalloxid-Anteilen für elektrische
Kontaktstücke mit einer Löt-oder schweißfähigen zweiten Schicht, bei dem druckverdüstes
und anschließend inneroxidiertes Silber-Legierungspulver (AgMe
1Me
2) mit Me
1 aus Zink (Zn), Zinn (Sn) in einer Menge von 12 bis 25 Vol-% Oxid und Me
2 aus mindestens einem der Metalle Wismut (Bi), Blei (Pb), Kupfer (Cu), Indium (In)
in einer Menge von 0,1 bis 2 Vol-% Oxid zu Formteilen gepreßt und diese durch Sintern
an Luft oder neutraler Atmosphäre und durch Nachpressen verdichtet werden.
[0002] Cadmiumoxidfreie Silbermetalloxid-Kontaktwerkstoffe können bisher noch nicht alle
Eigenschaftsforderungen, die an größere Schaltschütze gestellt werden, erfüllen. Kontaktwerkstoffe,
z.B. aus AgSn0
2 in stranggepreßter Ausführung weisen z.B. parallel zur Strangpreßrichtung eine zu
hohe Erwärmung und störende Materialwanderung auf. Während die zu hohe Erwärmung durch
einen Wolframoxid (W0
3)-Zusatz gemindert werden kann, tritt die störende Materialwanderung bei großen Schaltschützen
noch immer auf. Lediglich ein AgSn0
2-Kontaktwerkstoff, senkrecht zurStrangpreßrichtung eingesetzt, zeigte keine Materialwanderung;
jedoch ist bei dieser Qualität die sichere Verbindungstechnik mit dem Träger noch
nicht gelöst.
[0003] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung - um eine geringere Umweltbelastung bei
der Anwendung von Silber- metalloxid-Kontaktwerkstoffen zu erzielen - cadmiumoxidfreie
Silbermetalloxid-Kontaktwerkstoffe mit etwa gleichem Eigenschaftsspektrum, wie Cadmiumoxid
enthaltende Silbermetalloxid-Werkstoffe, herzustellen. Demnach gibt die Erfindung
ein Verfahren an, mit dem es möglich ist, cadmiumoxidfreie AgSn0
2- oder AgZnO-Kontaktwerkstoffe als Formteile mit einer löt- oder schweißfähigen zweiten
Schicht herzustellen.
[0004] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß zunächst das druckverdüste
Silber-Legierungspulver unter gleichzeitigem Umformen in einer Mühle trocken oder
naß gemahlen wird, daß anschließend die innere Oxidation in zwei Stufen durchgeführt
wird in einem ersten Temperaturbereich zwischen 673 K und 773 K während 2 bis 6 Stunden
und in einem zweiten Temperaturbereich zwischen 873 K und 1073 K während 0,5 bis 2
Stunden und daß in einem Temperaturbereich zwischen 973 K und 1173 K gesintert wird.
[0005] Es kann z.B. vorteilhaft sein, daß das inneroxidierte Verbundpulver vor dem Sintern
einer Mahlung unterzogen wird.
[0006] Anhand von Ausführungsbeispielen und der Zeichnung wird die Erfindung noch näher
beschrieben. Es zeigen
FIG 1 in schematischer Darstellung im Querschnitt ein Pulverteilchen vor dem Mahlen.
FIG 2 in schematischer Darstellung im Querschnitt ein Pulverteilchen nach dem Mahlen.
[0007] Beim Mahlen des AgMe-Legierungspulvers wird als wesentliches Kriterium eine gleichzeitige
Umformung erzielt. Der Grad der Umformung hängt von der verwendeten Mühle, von der
Mahldauer und bei Naßmahlung auch etwas von der Mahlflüssigkeit ab. Beim Naßmahlen
hat sich Isopropanol als besonders geeignet erwiesen. Der Grad der Umformung kann
an der Veränderung der Teilchenform mikroskopisch beschrieben werden. Die verwendeten
AgMe-Legierungspulver zeigen nach der Herstellung vor dem Mahlen meist rundliche Form.
[0008] In FIG 1 und FIG 2 ist der Querschnitt eines Pulverteilchens 11 vor und 21 nach dem
Mahlen gezeigt. Der mittlere Durchmesser 12 des rundlichen Teilchens 11 vor dem Mahlen
ist etwa auf den halben Durchmesser 22 entsprechend der Dicke des entstandenen plättchenförmigen
Teilchens 21 nach dem Mahlen reduziert. Das Hauptkriterium bei der Mahlung ist die
Umformung, d.h. die Veränderung der Teilchenform, während der Zerkleinerung. Die Verminderung
des mittleren Teilchendurchmessers ist dagegen von untergeordneter Bedeutung. Bei
der Mahlbehandlung ändern sich auch die Füll- und Klopfdichten. Die gewünschte Umformung
der Pulverteilchen wurde bei Trockenmahlung mit einer Kugelmühle und bei Naßmahlung
mit einer Rührwerkskugelmühle erzielt.
Beispiel 1
[0009] Aus den Metallen Silber, Zink und Wismut wurde eine Schmelze der Zusammensetzung
91,8 Massenprozent Ag, 6 Massenprozent Zn und 2,2 Massenprozent Bi hergestellt. Die
homogenisierte Legierung wurde durch Druckverdüsung mit Wasser in Metallpulver zerkleinert.
Das AgZnBi-Legierungspulver der Teilchengröße < 0,2 mm wurde unter Propanol in einer
Rührwerkskugelmühle mit Stahlkugeln 15 Minuten lang gemahlen. Dabei ändern sich die
Pulvereigenschaften wie folgt: Fülldichte von 3,33 g/cm
3 zu 2,78 g/cm
3 und die Klopfdichte von 4,17 g/cm
3 zu 3,85 g/cm
3; die Fließzeit im 60° Trichter bei 4 mm Düsendurchmesser ändert sich von 20 s/100
g zu 27 s/100 g. Bei der Mahlung hat sich die Teilchenform durch Umformung in der
in den Figuren 1 und 2 schematisch dargestellten Weise geändert. Nach der Mahlung
wird das Pulver getrocknet. Die innere Oxidation erfolgte durch Erwärmen an Luft.
Zunächst bei 673 K für 2 Stunden und daran anschließend bei 873 K für 1 Stunde. Die
Vollständigkeit der inneren Oxidation des Legierungspulvers zum AgZnOBi
2O
3-Verbundpulver wurde durch Gewichtszunahme festgestellt und die in den Pulverteilchen
ausgeschiedenen Oxidteilchen im Querschliff beurteilt. Es wurde eine vollständige
innere Oxidation erzielt, wobei die Ausscheidungen der Oxidteilchen zum Teil im Teilchengrößenbereich
< 0,5 µm und zum Teil in Teilchengrößen 0,5-2 µm liegt. Das inneroxidierte Verbundpulver
wird 'mit 0,2 %igem Stearinsäure-Ester als preßerleichternder Zusatz vermischt. Das
preßfertige Pulver wurd auf einem Preßautomaten zu Zweischichten-Formteilkontaktstücken
einer Kontaktschicht von 2,4 mm und einer Silberschicht von etwa 0,3 mm Dicke mit
einem Druck von 600 MPa verpreßt. Die Größe der Formteilkontaktstücke betrug 15 x
16 x 2,5 mm3. Die Sinterung der Preßkörper erfolgte bei 1023 K während 1 Stunde an
Luft. Durch Kaltnachpressen mit 800 MPa wurden die Kontaktstücke verdichtet. Während
einer zweiten Sinterung bei 1123 K während 1 Stunde an Luft wurde die Festigkeit weiter
gesteigert und durch ein weiteres Kaltnachpressen die Endform der Kontaktstücke erhalten,
wobei die Porosität < 2 % betrug.
[0010] Die Biegebruchkraft der Kontaktstücke betrug ? 1400 N. Das Gefüge dieses Kontaktwerkstoffes
zeigt im Querschliff eine deutliche Ausrichtung, die bei der gleichen Herstellung
des Kontaktstückes aus ungemahlenem Pulver nicht vorhanden ist. Durch Erhöhen der
Sintertemperatur und der Sinterzeit kann der Grad der Ausrichtung verringert werden.
[0011] Bei der Bestimmung der Biegebruchkraft eines Kontaktstückes, z.B. der Größe 15 x
16 x 2,5 mm
3, wird dieses auf Rundstäbe von 4 mm Durchmesser, die im Abstand von 12 mm festgelegt
sind, aufgelegt und in der Mitte mit einem Biegestempel mit dem Radius 2 mm bis zum
Bruch belastet. Bei einem Zweischichtkontaktstück mit einer Silberschicht ist die
Silberschicht auf der Druckseite. Die Sinterbedingungen werden so gewählt, daß eine
Mindestbruchkraft erreicht wird. Durch Erhöhung der Sintertemperatur und Verlängerung
der Sinterzeit kann die Biegebruchkraft erhöht werden.
[0012] Die Kontakteigenschaften des Werkstoffes wurden auf einem Prüfschalter bei Bedingungen
gemessen, wie sie in "z.f.Werkstofftechnik/J. of Materials Technology 7,381 bis 389
(1976) auf Seite 382 in der rechten Spalte der Tabelle 1 angegeben sind. Der Abbrandwert
liegt mit 20 mm3 um etwa 30 % günstiger als bei dem Kontaktwerkstoff gleicher Zusammensetzung
aus ungemahlenem Pulver.
[0013] Dadurch ergibt sich eine Silbereinsparung von etwa 1/3. Die Kontaktwiderstandswerte
lagen mit dem R
K1-Wert nach dem prellenden Einschalten als 99,8 %-Wert der Verteilungskurve bei 0,2
mΩ, was einer zulässigen Erwärmung im Schaltgerät entspricht.
Beispiel 2
[0014] Eine AgSnBiCu-Legierung wurde in der gleichen Weise zu Legierungspulver verarbeitet,
wie bereits im Beispiel 1 beschrieben wurde. Nach der Naßmahlung wie in Beispiel 1
erfolgte die innere Oxidation bei 673 K 6 Stunden lang und daran anschließend bei
873 K 2 Stunden lang an Luft, wobei ein Verbundpulver der Zusammensetzung AgSnO
2 8,76 Bi
20
3 3,57 Cu0 0,98 erhalten wurde. Die Herstellungsdaten, wie sie im Beispiel 1 angegeben
sind, konnten auch hier angewendet werden.
1. Verfahren zum Herstellen von Formteilen aus cadmiumfreien Silber-Metalloxid-Verbundwerkstoffen
mit mindestens zwei Metalloxid-Anteilen für elektriche Kontaktstücke mit einer löt-
oder schweißfähigen zweiten Schicht, bei dem druckverdüstes und anschließend inneroxidiertes
Silber-Legierungspulver (AgMe1Me2) mit Me1 aus Zink (Zn), Zinn (Sn) in einer Menge von 12 bis 25 Vol-% Oxid und Me2 aus mindestens einem der Metalle Wismut (Bi), Blei (Pb), Kupfer (Cu), Indium (In)
in einer Menge von 0,1 bis 2 Vol-% Oxid zu Formteilen gepreßt und diese durch Sintern
an Luft oder neutraler Atmosphäre und durch Nachpressen verdichtet werden, dadurch
gekennzeichnet, daß zunächst das druckverdüste Silber-Legierungspulver unter gleichzeitigem
Umformen in einer Mühle trocken oder naß gemahlen wird, daß anschließend die innere
Oxidation in zwei Stufen durchgeführt wird in einem ersten Temperaturbereich zwischen
673 K und 773 K während 2 bis 6 Stunden und in einem zweiten Temperaturbereich zwischen
873 K und 1073 K während 0,5 bis 2 Stunden und daß in einem Temperaturbereich zwischen
973 K und 1173 K gesintert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß das inneroxidierte Verbundpulver
vor dem Sintern einer Mahlung unterzogen wird.