[0001] Zur Wärme- und Schall-Isolierung von Gebäuden und Gebäudeteilen werden Matten aus
Glas- oder Mineralfasern verwendet. Diese Matten sind jedoch mit Nachteilen behaftet,
deren Ursache in der anorganischen Natur der Fasern begründet ist.
[0002] Der Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, ein Isoliermaterial auf Basis organischer
Fasern zu entwickeln, das in seinen Dämmeigenschaften den anorganischen Materialien
weitgehend entspricht und das einfach herzustellen und leicht handzuhaben ist.
[0003] Es wurde gefunden, daß ein Isoliermaterial aus Melaminharz--Fasermatten diese Anforderungen
erfüllt. Es ist gekennzeichnet durch folgende Eigenschaften:
a) die Dicke liegt zwischen 20 und 200, vorzugsweise zwischen 50 und 100 mm,
b) die Dichte liegt zwischen 10 und 150, vorzugsweise zwischen 15 und 50 g.l ,
c) die Wärmeleitfähigkeit nach DIN 52 612 ist geringer als 0,05 W.m-1.°K-1, vorzugsweise liegt sie zwischen 0,03 und 0,04 W.m-1.°K-1,
d) die Schallabsorption nach DIN 52 215-63 bei 2500 Hz, umgerechnet von senkrechtem
auf stationären Schalleinfall, ist größer als 90 %, vorzugsweise größer als 95 %,
e) das Rückstellvermögen, gemessen an einer 100 mm dicken Matte, die innerhalb von
2 min auf 30 mm gestaucht und bei dieser Dicke 24 Stunden lang gepreßt wurde, ist
so hoch, daß die Matte bei Druckentlastung spontan auf eine Dicke von mehr als 80
mm, vorzugsweise von mehr als 90 mm zurückfedert und nach 6 Stunden Dd/P wieder eine
Dicke von mehr als 98 mm, vorzugsweise von mehr als 99 mm erreicht hat,
f) das Brandverhalten ist so günstig, daß bei der Brandprüfung nach DIN 4102, Teil
I, die Baustoffklasse B1 (schwerentflammbar) erreicht wird.
[0004] In der DE-AS 23 64 091 sind flammfeste, unschmelzbare Fasern aus gehärteten Melamin-Aldehyd-Harzen
beschrieben. Als Anwendungsgebiet ist ausschließlich der Textilbereich genannt. Es
'lag auch nicht ohne weiteres nahe, derartige Fasern zur Herstellung von Wärme- und
Schalldämm-Materialien zu verwenden, da die beschriebenen Fasern nur nach textiltechnologischen
Gesichtspunkten geprüft und verarbeitet wurden. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse
lassen keinen Schluß auf die Wärme- und Schalldämmeigenschaften zu. Insbesondere war
das gute Rückstellvermögen der erfindungsgemäßen Fasermatten nicht zu erwarten.
[0005] Unter Melaminharzen sind Melamin/Formaldehyd-Kondensationsprodukte zu verstehen,
die neben Melamin bis zu 50, vorzugsweise bis zu 20 Gew.% anderer Duroplastbildner,
und neben Formaldehyd bis zu 50, vorzugsweise bis zu 20 Gew.% anderer Aldehyde einkondensiert
enthalten können. Besonders bevorzugt ist ein unmodifiziertes Melamin/Formaldehyd--Kondensationsprodukt.
Als Duroplastbildner kommen beispielsweise in Frage: alkylsubstituiertes Melamin,
Harnstoff, Urethane, Carbonsäureamide, Dicyandiamid, Guanidin, Sulfurylamid, Sulfonsäureamid,
aliphatische Amine, Phenol und dessen Derivaten. Als Aldehyde können z.B. Acetaldehyd,
Trimethylolacetaldehyd, Acrolein, Benzalldehyd, Furfurol, Glyoxal, Phthalaldehyd und
Terephthalaldehyd eingesetzt werden. Weitere Einzelheiten über Melamin/Formaldehyd-Kondensationsprodukte
finden sich in Houben-Weyl, Methoden der organischen Chemie, Band 14/2, 1963, Seiten
319 bis 402. Das Molverhältnis Duorplastbildner : Aldehyd kann in weiten Grenzen zwischen
1 : 1,5 und 1 : 4,5 schwanken; im Falle von Melamin/Formaldehyd-Kondensaten liegt
es vorzugsweise zwischen 1 : 2,5 und 1 : 3,5.
[0006] Die Herstellung der Fasern kann - wie in der DE-AS 23 64 091 beschrieben - durch
Verspinnen einer hochkonzentrierten wäßrigen Lösung eines Melamin-Aldehyd-Vorkondensats
erfolgen. Man kann dabei aus einem Schleuderteller oder aus einer Düse verspinnen.
Die Fasern werden vorgetrocknet, gegebenenfalls gereckt, schließlich wird das Melaminharz
bei Temperaturen von 150 bis 250°C gehärtet. Als Härtungskatalysatoren können übliche
Säuren, wie z.B. Schwefelsäure, Salzsäure, Essigsäure oder vorzugsweise Ameisensäure
dienen, die in Mengen von 0,1 bis 5 Gew.% der wäßrigen Lösung des Vorkondensats zugesetzt
wurden. Die Fasern können gegebenenfalls mit Bindemitteln versehen werden, die eine
Verbindung der Einzelfasern an den Knotenstellen der Fasermatte herstellen. Es können
übliche Bindemittel, z.B. Melamin-, Phenol- oder Harnstoffharze, ferner Polyacrylate
oder Vinylpropionat bzw. Mischungen aus den genannten Stoffen in Mengen von 1 bis
8, vorzugsweise von 2 bis 5 Gew.%, bezogen auf die Fasern, verwendet werden. Das Bindemittel
kann - z.B. als wäßrige Dispersion - auf die Fasern direkt nach deren Herstellung
aufgesprüht werden.
[0007] Die Fasern werden zu Matten der gewünschten Dicke abgelegt, die dann zurechtgeschnitten
und gegebenenfalls kaschiert werden können.
[0008] Durch die beim Verspinnen gewählten Bedingungen, z.B. den Düsenquerschnitt und die
Drehzahl des Schleudertellers kann die Geometrie der Fasern in weiten Grenzen variiert
werden. Die Fasern sind gewöhnlich 3 bis 30
/um dick und 10 bis 150 mm lang. Ihre Zugfestigkeit liegt im Bereich von etwa 100 bis
1000 N.mm
-2, ihre Bruchdehnung zwischen 3 und 30 %. Im Gegensatz zu Glasfasern zeigen die Melaminharzfasern
neben einem elastischen auch einen plastischen Bereich. Bei starker Belastung brechen
sie nicht sofort, sondern werden zunächst plastisch verformt, so daß keine scharfkantigen
Bruchstellen entstehen.
[0009] Das erfindungsgemäße Isoliermaterial ist durch geringe Wärmeleitfähigkeit, hohe Schallabsorption,
gutes Rückstellvermögen und günstiges Brandverhalten ausgezeichnet. Die Eigenschaften
werden nach den in den genannten DIN-Normen angegebenen Methoden bestimmt. Bei der
Messung des Rückstellvermögens geht man von einer 100 mm dicken Matte aus. Dickere
Matten werden entsprechend zurechtgeschnitten, bei dünneren Matten werden mehrere
Matten zusammengelegt. Das gute Rückstellvermögen ist wichtig für den Transport, die
Lagerung und das Verlegen der Matten. Die Mattenbahnen werden nach der Herstellung
und Konfektionierung gewöhnlich aufgerollt und dabei stark zusammengepreßt, um das
Volumen beim Transport und bei der Lagerung zu verringern. Beim Verlegen werden sie
wieder ausgerollt, wobei sie möglichst rasch wieder ihre ursprüngliche Dicke und damit
auch die ursprüngliche Dichte annehmen sollen. Bei ungenügendem Rückstellvermögen
ergibt sich eine erhöhte Dichte, wodurch die Isolierwirkung herabgesetzt wird.
[0010] Die erfindungsgemäßen Fasermatten können zum Wärme- und Schallschutz von Gebäuden
und Gebäudeteilen verwendet werden, insbesondere zum Isolieren von Dächern.
Beispiel
[0011] Eine homogene wäßrige Lösung von 80 Gewichtsteilen eines Melamin/Formaldehyd-'Vorkondensats
(Molverhältnis 1 : 3, Molekulargewicht etwa 500) in 20 Gewichtsteilen Wasser wird
entgast. Dieser Lösung wird dann 1 Gewichtsteil 85 %iger Ameisensäure zugesetzt und
durch Rühren homogen darin verteilt. Die Viskosität der Lösung beträgt 300 Pas.
[0012] Die Lösung wird auf einen rotierenden Schleuderteller gegeben. Dieser hat einen Durchmesser
von 18 cm. Er ist mit 6 Düsen versehen, die gleichmäßig am Umfang verteilt sind und
einen Querschnitt von 50
/um aufweisen. Die Drehzahl beträgt 8500 U/min. Der Schleuderteller ist von einem zylinderförmigen
Fallschacht mit einem Innendurchmesser von 2 m und einer Höhe von 5 m umgeben. Die
ausgegepreßten und abgeschleuderten Fasern (mittlere Länge 60 mm, mittlerer Durchmesser
13
/um) werden im Fallschacht aufgefangen und fallen darin nach unten. Durch aufsteigende
Heißluft von 50°C werden sie vorgetrocknet. Etwa in der Mitte des Fallschachts sind
6 Düsenöffnungen angebracht, durch die Bindemitteldispersion eingespritzt werden kann.
Am unteren Ende des Fallschachts werden die Fasern auf einem Endlosband abgelegt.
Durch die pro Zeiteinheit aufgegebene Menge an Melaminharzlösung, sowie durch die
Geschwindigkeit des Endlosbandes und durch die Geschwindigkeit des Heißluftstroms
kann die Dicke und Dichte der Matte beeinflußt werden. Im vorliegenden Beispiel entstand
eine Matte einer Dicke von 50 mm und einer Dichte von 20 g.l
-1. Sie wurde auf eine Breite von 50 cm zurechtgeschnitten. Anschließend wurde sie in
einem Trockenofen bei 220°C 20 min lang getempert, wobei das Melaminharz vollständig
aushärtete und das restliche Wasser verdampfte.
[0013] Die fertige Matte wies folgende Eigenschaften auf:
1. Isoliermaterial aus Melaminharz-Fasermatten, gekennzeichnet durch folgende Eigenschaften:
a) die Dicke liegt zwischen 20 und 200 mm,
b) die Dichte liegt zwischen 10 und 150 g.l-1,
c) die Wärmeleitfähigkeit nach DIN 52 612 ist ge- ringer als 0,05 W.m-1.°K-1,
d) die Schallabsorption nach DIN 52 215-63 bei 2500 Hz, umgerechnet von senkrechtem
auf stationären Schalleinfall, ist größer als 90 %,
e) das Rückstellvermögen, gemessen an einer 100 mm dicken Matte, die innerhalb von
2 min auf 30 mm gestaucht und bei dieser Dicke 24 Stunden lang gepreßt wurde, ist
so hoch, daß die Matte bei Druckentlastung spontan auf eine Dicke von mehr als 80
mm rückfedert und nach 6 Stunden wieder eine Dicke von mehr als 98 mm erreicht hat,
f) das Brandverhalten ist so günstig, daß bei der Brandprüfung nach DIN 4102, Teil
I, die Baustoffklasse B1 (schwerentflammbar) erreicht wird.
2. Verwendung des Isoliermaterials nach Anspruch 1 zum Wärme- und Schallschutz von
Gebäuden und Gebäudeteilen.