[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum horizontalen Stranggießen von Metallen
oder Legierungen, insbesondere von Stählen, welche als wesentliche Bestandteile eine
feststehende, gekühlte Gleitkokille, sich an diese gegebenenfalls anschließende Nachkühler
und eine, in Richtung der Längsachse des Stranges verschiebbare Strangabzugseinrichtung
aufweist.
[0002] Beim horizontalen Stranggießen von Metallen wird der in der Gieß-Kokille gebildete,
noch nicht vollständig verfestigte Strang mittels der Strangabzugseinrichtung aus
der Kokille gezogen. Insbesondere bei höher schmelzenden Legierungen, wie beispielsweise
Stählen, erfolgt der Strangabzug vorteilhaft schrittweise. Durch Einhalten von Pausen
zwischen den einzelnen Schritten oder ein Zurückschieben des Stranges, wird die bei
der Abkühlung auftretende Kontraktion kompensiert, Wärmerisse werden vermieden und
es wird ein festes Verschweißen der einzelnen, jeweils gebildeten Stranghautabschnitte
in der Kokille erreicht.
[0003] Bei Strangabzugseinrichtungen sind grundsätzlich zwei verschiedene Anordnungen bekannt.
Eine heute weniger gebräuchliche Anordnung weist Greifbacken auf, die den Strang erfassen
und diesen in jeweils gewünschter Weise bewegen. Diese Art des Antriebes ist nicht
ganz exakt, da die relativ großen Massen der Backen bewegt werden müssen, so daß entsprechend
dimensionierte, relativ großes Spiel aufweisende Getriebe zum Einsatz kommen müssen.
Außerdem besteht die Gefahr einer Beschädigung der Strangoberfläche.
[0004] Ein exakter Strangabzug wird heute vornehmlich mittels Treibrollen bzw. Treibrollenpaaren,
die an den Strang direkt angreifen, erreicht. Treibrollen gewährleisten einen ständigen
Kontakt zwischen Strang und Abzugseinrichtung, wodurch ein exakter Strangabzug sichergestellt
wird.
[0005] Es existiert eine große Anzahl von Druckschriften, in welchen Horizontalstrangguß-Vorrichtungen
beschrieben sind, sowie weiters von solchen, welche Strangabzugseinrichtungen betreffen,
es seien nur stellvertretend die DE-PSen 15 83 611 und 23 40 636 erwähnt.
[0006] Beim Stranggieß-Vorgang tritt, während der zu gießende Metallstrang nach Verlassen
des Schmelzebehälters der Formgebung in der Kokille und eventuell einem Kühlvorgang
in Nachkühlern unterworfen wird, eine fortschreitende Abkühlung des Stranges und eine
Zunahme der Dicke der Stranghaut ein.
[0007] Nachdem der Gießstrang die Kokille bzw. eventuelle Nachkühler verlassen hat und bevor
er von den Strangabzugsorganen, insbesondere den Treibrollen, der Strangabzugseinrichtung
erfaßt wird, tritt eine weitere Abkühlung ein. Je nach Schrumpfungs- bzw. Ausdehnungsverhalten
des Metalles bzw. der Legierung treten auch auf dieser Wegstrecke Dimensionsänderungen
auf, die sich besonders in der Längsrichtung des Stranges bemerkbar machen. Neben
diesen Längenänderungen kann es während des Abkühlensund fortschreitenden Erstarrens
des Stranges, ebenfalls von Metall zu Metall bzw. von Legierung zu Legierung verschieden,
innerhalb der schon verfestigten Stranghaut zu Phasenumwandlungen kommen, während
denen, abgesehen von der üblicherweise eintretenden Verkürzung des Stranges, gegebenenfalls
auch Dimensionskonstanz trotz Abkühlens auftreten kann.
[0008] In der schon oben erwähnten DE-PS 1583611 ist eine Strangabzugseinrichtung beschrieben,
bei welcher das die Treibrollen tragende Gerüst während des Strangabziehvorganges
in Strangachsrichtung hin- und hergeschoben wird. Ein ebenfalls in Strangachsrichtung
oszillierend bewegliches, allerdings mit Klemmbacken ausgerüstetes Strangabzugsgerüst
ist auch bei der in der AT-PS 277 489 beschriebenen Vorrichtung vorgesehen. Bei diesen
beiden Vorrichtungen sind die Umkehrpunkte der oszillierenden Bewegung des Gerüstes
bzw. der Strangabzugsorgane konstant vorgegeben, es findet also bei jeder Hin- und
Herbewegung jeweils konstant an der gleichen Stelle das erste Erfassen des Stranges
durch die Strangabzugsorgane statt.
[0009] Dadurch kann, obwohl die Abzugseinrichtung beweglich ausgebildet ist, und sich während
des Abziehens bewegt, ein individuell auf das gerade zu vergießende Metall bzw. auf
die zu vergießende Legierung und deren spezifisches Verhalten beim AbkUhlungsprozeß
ausgerichtetes Abziehen des Stranges genau an jener Stelle, an der die Stranghaut
schon stark genug ist, um einen eventuellen Strangbruch od. dgl. auszuschließen, nicht
erfolgen.
[0010] Da diese Stelle von Metall zu Metall und bei gleichbleibendem Metall auch je nach
Querschnittsdimension des abgezogenen Stranges verschieden ist,jst es aus Sicherheitsgründen,
um Beschädigungen des Stranges oder den Betriebsablauf störende Brüche od. dgl. zu
vermeiden, notwendig, den oben genannten Abstand zwischen als erstes am Strang angreifendem
Strangabzugsorgan und Kokillen- bzw. Nachkühler-Ende größer zu halten als es an sich
aufgrund der jeweiligen "metallurgischen Länge",Sumpftiefe od. dgl. notwendig wäre.
Es ist also auch bei den Anlagen mit oszillierendem Gerüst gemäß dem Stand der Technik
eine individuelle Einstellung des Ortes, an dem der Strangabzug stattfindet, nicht
vorgesehen.
[0011] Ziel der Erfindung ist die Schaffung einer Vorrichtung zum horizontalen Stranggießen,
die es gestattet, den Ort des Angriffes des Strangabzuges präzise auf das jeweils
gerade zu vergießende Metall bzw. die zu vergießende Legierung und gegebenenfalls
auch auf die QuerschnittsDimension des Stranges einzustellen, und auf diese Weise
iessen bzw. deren individuelle(s) Verhalten und Eigenschaften während des kontrollierten
Abkühlens im Nachkühler und insbesondere auch beim Abkühlen auf dem Weg nach dem Verlassen
von Kokille und Nachkühler exakt zu berücksichtigen.
[0012] Gegenstand der Erfindung ist eine Vorrichtung zum horizontalen Stranggießen von Metallen
und Legierungen, insbesondere von Stählen, welche als wesentliche Bestandteile eine
feststehende, gekühlte Gleitkokille, sich an diese gegebenenfalls anschließende Nachkühler
und eine, in Richtung der Längsachse des Stranges verschiebbare Strangabzugseinrichtung
aufweist, und dadurch gekennzeichnet ist, daß das Strangabzugsgerüst zur Einstellung
eines jeweils gewünschten, konstanten Abstandes zwischen dem Ort des Austrittes des
Stranges aus der Kokille bzw. aus dem Nachkühler und dem den Strang erfassenden Strangabzugsorgan,
insbesondere Treibrollenpaar in die entsprechende Position verschiebbar und dort feststellbar
ausgebildet ist,und daß gegebenenfalls das Strangabzugsorgan, insbesondere die angetriebene
Treibrolle des Treibrollenpaares, am längsverschieblich ausgebildeten Abzugsgerüst,
auf welcher der horizontal geführte Strang aufliegt, quer zur Strangabzugseinrichtung
höhenverstellbar ausgebildet ist.
[0013] Die erfindungsgemäß vorgesehene Längs-Verschiebbarkeit des Abzugsgerüstes nach beiden
Seiten und Feststellbarkeit ermöglichen die jeweils gezielte Einstellung der Anlage
auf die "metallurgische Länge" des jeweils abgezogenen Stranges, also jenes Weges
des Stranges, den dieser nach dem Verlassen der Kokille bzw. der Nachkühler zu durchlaufen
hat, bevor er ohne Gefahr von den Strangabzugsorganen am Gerüst erfaßt wird.
[0014] Den praktischen Ausführungsformen der längsverschiebbaren Anordnung des Strangabzugsgerüstes
sind keine Grenzen gesetzt; üblicherweise ist diese über Räder oder Rollen auf Schienen
gelagert. Ein besonderer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß jede schon bestehende,
in Verwendung stehende Abzugseinrichtung nur ergänzt zu werden braucht, und mit dieser
wenig aufwendigen Maßnahme die beschriebene Verbesserung bei der Strangherstellung
erreicht werden kann.
[0015] Das Einstellen der Position des Abzugsgerüstes jeweils auf den vorher beschriebenen
Abstand vom Ende des Nachkühlers kann beispielsweise mittels eines Schraubentriebes
erfolgen, der vorteilhaft von einem, vorzugsweise schrittweise arbeitenden, Gleichstrommotor
angetrieben wird. Ein derartiger Schrittmotor läßt sich über ein zentrales Steuergerät,
z.B. einen Mikroprozessor, entsprechend einem vorgegebenen Programm leicht steuern,
wodurch eine einfache und an das Bedienungspersonal nur geringe Anforderungen stellende,
auf das zu vergießende Metall und die Strangdimension jeweils abgestimmte, sehr exakte
Einstellung der "metallurgischen Länge" am Strang, also des Abstandes jenes Ortes,
wo die Strangabzugseinrichtung bzw. deren Strangabzugsorgan am Strang ohne dessen
Beeinträchtigung angreift und dem Ort, an dem der Strang die Kokille oder den Nachkühler
verläßt, erreicht wird.
[0016] Diese erfindungsgemäß bevorzugt vorgesehene Höhenverstellbarkeit der Strangabzugsorgane
kann ebenso wie die Längsverschiebung des Gerüstes beispielsweise mittels Schraubentriebes
erfolgen. Der Antrieb dafür kann vorteilhaft ebenfalls mit einem, vorzugsweise schrittweise
arbeitenden, Gleichstrommotor erfolgen.
[0017] Durch das Vorsehen einer Höhenverstellbarkeit der Strangabzugsorgane, auf welchen
der Strang aufliegt, kann nicht nur eine auf das Verhalten des Metalles bzw. der Legierung
in Längsrichtung des erstarrenden Stranges abgestimmte, exakte Einstellung des Ortes
des Strangabzuges erfolgen, es können damit Vorgänge, welche Dimensionsänderungen
in der Dicke des abgezogenen Stranges, also quer zur Strangachse, hervorrufen, Berücksichtigung
finden.
[0018] Die Höhenverstellbarkeit der Abzugsorgane des längsverschieblich ausgebildeten Abzugsgerüstes
hat weiters Bedeutung, wenn auf ein und derselben Anlage Stränge unterschiedlicher
Querschnittsdimensionen hergestellt werden sollen, und dabei die Strangunterseite,
bedingt durch die Anwendung von Kokillen und Nachkühlern unterschiedlicher Querschnitts-Dimensionen,
in ihrer Höhenlage variiert.
[0019] Durch die Höhenverstellbarkeit der Strangabzugsorgane läßt sich ein optimal an die
Querschnittsdimension des gerade im Guß befindlichen Stranges in seiner Höhe exakt
angepaßtes Ausziehen erzielen, so daß beim Einlaufen des Stranges in die Abzugsorgane,
insbesondere Treibrollen, ein optimales Aufliegen des Stranges ohne Verbiegung und
damit auch eine weitgehende Konstanz bei der Übertragung der Kräfte des Abzugsorganes,
insbesondere der Treibrollen, auf den abzuziehenden Strang erreicht werden.
[0020] Eine die Exaktheit des Strangabzugsvorganges steigernde, günstige Ausgestaltung der
Vorrichtung, die sich besonders für einen oszillierenden Strangabzug eignet, besteht
darin, daß die Abzugsorgane durch Treibrollenpaare gebildet sind, wobei mindestens
eine Treibrolle am längsverschieblichen Abzugsgerüst in an sich bekannter Weise entweder
direkt auf der Achse des sie antreibenden Motors angeordnet, bzw. an diese direkt
angekuppelt ist, wobei als Motor ein schrittweise arbeitender Gleichstrommotor bevorzugt
ist.
[0021] Auf diese Weise kann nicht nur die Einstellung des auf das jeweilige Verhalten des
gerade zu verarbeitenden Metalles beim Erstarren des Stranges abzustimmenden Abstandes
des Angriffspunktes des Strangabzugsorganes vom Kühlerende erfolgen, sondern auch
eine exakte, schlupffreie Steuerung des Strangabziehvorganges selbst. Daneben zeichnet
sich diese Anordnung durch einen mechanisch einfachen Aufbau aus. Infolge des direkten
Zusammenhanges zwischen Drehwinkel des Motors und Bewegungsstrecke des Stranges lassen
sich Regeleingriffe sehr exakt und stets reproduzierbar durchführen, wodurch sehr
leicht auch in ihrem Mikro-Ablauf schwierige Schrittfolgen exakt durchführbar sind.
[0022] Im folgenden wird die Erfindung an Hand der Zeichnungen näher erläutert.
[0023] Es zeigen Fig. 1 eine erfindungsgemäße Stranggußanlage in Seitenansicht, Fig. 2 die
gleiche Anlage im Grundriß.
[0024] Die Stranggußanlage gemäß Fig. 1 und 2 ist gebildet aus dem auf dem Verteilerwagen
befindlichen Schmelzenverteiler 1, über welchem sich in der Darstellung der Pfannenwagen
mit der Pfanne 2 zur Beschickung des Verteilers befindet. Vom Verteiler gelangt das
zu vergießende Metall in die horizontale, ebenfalls auf einem Wagen montierte Kokille
3, in welcher Formgebung und Abkühlung des Stranges erfolgen. Der eine erstarrte Stranghaut
und einen schmelzflüssigen Kern aufweisende Strang wird durch die ebenfalls auf Wagen
montierten Rührspulen 4, die ein induktives Umwälzen des flüssigen Strangkernes bewirken,
geführt und wird danach von dem Abzugsorgan bzw. den Abzugsorganen des auf Rollen
gelagerten, in Stranglängsrichtung verschiebbar ausgebildeten und jeweils individuell
auf das gerade zu vergießende Metall in seinem Abstand vom Ende der Kokille einstellbaren
und in der entsprechenden Position feststellbaren Strangabzugsgerüst 5 erfaßt. In
strichpunktierter Form ist in der Fig. 1 eine andere Stellung des verschiebbar ausgebildeten
Abzugsgerüstes 5 angedeutet, in welche dieses z.B. dann gebracht wird, wenn das zu
vergießende Metall zu verzögerter Stranghautbildung neigt und bei einer Stellung näher
zur Kokille 3 eine Beschädigung des Stranges nicht ganz auszuschließen wäre.
[0025] In Bewegungsrichtung des Gießstranges folgt nach dem verschiebbar ausgebildeten Gerüst
5, welches die Treibrollen 5a für den Strangabzug trägt, eine Strangschneideeinrichtung,
in der Figur eine hydraulische Schere 6, die ebenfalls längsverschieblich ausgebildet
ist, sodaß in Abhängigkeit von der jeweiligen Stellung des Strangabzugsgerüstes 5,
dessen Strangabzugsorgane 5a beispielsweise direkt mit einem schrittweise arbeitenden
Gleichstrommotor gekuppelt sind, die Schere 6 im gewünschten Abstand davon angeordnet
werden kann. Schließlich folgen noch eine Reihe von Stützrollen 8 und Treibrollen
7, welche die Strangstücke über ein Kühlbett 9 und eine Sammelmulde 10 abtransportieren.
Vom Steuerhaus 11 in Fig. 2 aus, in welchem beispielsweise mehrere Speicher für Ablaufprogramme
und ein zentraler Mikroprozessor untergebracht sein können, erfolgen die individuelle
Steuerung der einzelnen Teile der Stranggußanlage, wie z.B. die Öffnung des Kokilleneinlaß-Schiebers
in Abhängigkeit von der Höhe der Schmelze im Verteiler 1, die Kühlung der Kokille
3, die Stellung und Beaufschlagung der Rührspulen 4, die jeweilige Position des Strang-Abzugsgerüstes
5, die Lagehöhe der Treibrollen 5a am Gerüst, die Steuerung von deren Antriebsaggregat,
die Steuerung der Stellung der Schere 6 und deren Funktion sowie schließlich jene
des Abtransportes des abgelängten Materials über die Rollen 7 und 8.
1. Vorrichtung zum horizontalen Stranggießen von Metallen oder Legierungen, insbesondere
von Stählen, welche als wesentliche Bestandteile eine feststehende, gekühlte Gleitkokille
(3), sich an diese gegebenenfalls anschließende Nachkühler,und eine, in Richtung der
Längsachse des Stranges verschiebbare Strangabzugseinrichtung (5) aufweist, dadurch
gekennzeichnet, daß das Strangabzugsgerüst (5) zur Einstellung eines jeweils gewünschten,
konstanten Abstandes zwischen dem Ort des Austrittes des Stranges aus der Kokille
(3) bzw, aus dem Nachkühler und dem den Strang erfassenden Strangabzugsorgan, insbesondere
Treibrollenpaar (5a) in die entsprechende Position verschiebbar und dort feststellbar
ausgebildet ist und daß gegebenenfalls das Strangabzugsorgan, insbesondere die angetriebene
Treibrolle des Treibrollenpaares (5a), am längsverschieblich ausgebildeten Abzugsgerüst
(5), auf welcher der horizontal geführte Strang aufliegt, quer zur Strangabzugseinrichtung
höhenverstellbar ausgebildet ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest eine Treibrolle
(5a) durch einen schrittweise arbeitenden Gleichstrommotor angetrieben wird, wobei
in an sich bekannter Weise Motor und Treibrolle eine gemeinsame Achse aufweisen, oder
deren jeweilige Achsen direkt miteinander gekuppelt sind.