[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung eines Stahles als Werkstoff für Bauteile mit
einem Querschnitt ab etwa. 4
0 cm
2, die nach einem Warmumformen durch Walzen, Schmieden oder Pressen bei Endverformungstemperaturen
bis zu etwa 1000°C oder Glühtemperaturen bis zu etwa 1000°C und anschließendem Abkühlen
in ruhender oder bewegter Luft gegebenenfalls nach gesteuerter Abkühlung ein ferritisch-perlitisches
Gefüge mit etwa 5 bis 20 % Ferrit, Rest Perlit und eine Streck- oder 0,2-Grenze von
mindestens 580 N/mm
2 sowie eine Kerbschlagarbeit gemessen an ISO-U-Proben von mindestens 25 J aufweisen.
[0002] Aus der DE
-PS 3 009 443 ist die Verwendung eines bestimmten Stahles für Bauteile bekannt, die
neben einer hohen Festigkeit auch eine beachtliche Zähigkeit haben sollen, nämlich
bei einer Streck- oder O,2-Grenze von 58
0 N/mm2 eine Kerbschlagarbeit gemessen an DVM-Proben von 35 J, ohne daß sie einer aufwendigen
Wärmebehandlung unterzogen werden müßten. Als Zusammensetzung wird für einen derartige
Bedingungen erfüllenden Stahl angegeben:
[0003]

[0004] Rest Eisen und erschmelzungsbedingte Verunreinigungen.
[0005] Ein solcher in der besagten Patentschrift angegebener Stahl mit innerhalb den Analysegrenzen
relativ hohen Anteilen von Vanadium, Aluminium und Stickstoff soll bei Ablegen an
Luft einer auf 155 mm 0 gewalzten Stange eine 0,2-Grenze von 578 N/mm2, eine Zugfestigkeit
von 865 N/mm2 und eine Kerbschlagarbeit gemessen an DVM-Proben von 35 J aufweisen.
[0006] Demgegenüber besteht die Aufgabe der Erfindung darin, Stahl für Bauteile mit noch
höherer Festigkeit bei gleichzeitig mindestens so hoher Zähigkeit bereitzustellen,
wobei dies durch einfache Abkühlung der Bauteile an Luft nach einer Warmumformung
bzw. einem Glühvorgang ohne weitere Wärmebehandlung erzielbar sein soll.
[0007] Als Lösung dieser Aufgabe wird für den angegebenen Zweck die Verwendung von Stahl
entsprechend der im Anspruch 1 angegebenen Analyse vorgeschlagen. Weitere vorteilhafte
Angaben hierzu sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0008] Der Erfindung liegen dabei folgende nachstehend aufgezeigte Überlegungen zugrunde:
[0009] Mit größer werdendem Kohlenstoffgehalt erhöht sich der Perlitanteil im Stahl und
damit auch seine Festigkeit, Härte und Sprödigkeit; bis zu etwa 0,6 % Kohlenstoffgehalt
nimmt zugleich auch seine Umwandlungsgeschwindigkeit bei Abkühlung aus Endverformungstemperatur
oder Glühtemperatur ab. Mit bis zu 3 % Anteil ist Mangan ebenso wie Chrom im d,-Eisen
sehr gut löslich und erhöht die Festigkeit ohne Versprödung durch Härtesteigerung
des Ferritanteiles, der zur Erzielung guter Zähigkeit nötig ist. Mangan bildet jedoch
im Gegensatz zu Chrom weit weniger die spätere Bearbeitbarkeit des Bauteiles verschlechternde
Karbide und erniedrigt weit weniger als Chrom den Eutektoidpunkt; selbst bei relativ
großen Mangananteilen wird die Bildung von Zementit vermieden, was die spätere Bearbeitung
des Bauteiles besonders beeinträchtigen würde. Mangan verzögert ebenfalls wie vorstehend
genannt ein Kohlenstoffgehalt bis 0,6 % die Umwandlungsgeschwindigkeit bei Abkühlung
des Bauteiles aus Endverformungstemperatur oder Glühtemperatur von etwa 1000°C, erniedrigt
jedoch zugleich auch alle
Umwandlungstemperaturen; innerhalb eines großen Abkühlgeschwindigkeitsbereiches stellt
sich außerdem eine fast konstante Perlitisierung mit davon abhängig gleich hoher Festigkeit
ein, auch bei Bauteilen mit durch un-
terschiedliche Wandstärken verursachter unterschiedlicher Abkühlgeschwindigkeit an
verschiedenen Stellen. Die durch die große Affinität von Mangan zu Verunreinigungen
wie z. B. Schwefel mögliche unterschiedliche Längs- und Querfestigkeit bedingt durch
langgezogene Gefügeunterbrechungen, verursacht durch Mangansulfide und Gaseinschlüsse,
kann bei Einstellung des Schwefelgehaltes durch Einblase- und Evakuierungsverfahren
bei der Pfannenbehandlung mit entsprechenden Zugaben durch Bildung kugeliger Verunreinigungen
umgangen werden. Diese beeinträchtigen die Festigkeitsisotropie weit weniger und gewähren
trotzdem eine vom Schwefelgehalt abhängig gute Bearbeitbarkeit des Bauteiles.
[0010] Mit kleinsten Zugaben von Bor und/oder kleinen Zugaben von Molybdän kann die Umwandlungsgeschwindigkeit
noch um eine oder mehrere Zehnerpotenzen weiter verlangsamt werden.
[0011] Mikrobeigaben von Vanadium und Aluminium und gegebenenfalls auch von Zirkon und Niob
in entsprechender Abstimmung zum Stickstoffgehalt bewirken durch Nitrid-und Karbonitridbildung
als Kristallisationskerne für Feinkornbildung, eine gute Verteilung des Ferrits, sowie
durch Ausscheidungshärtung im Ferrit eine Erhöhung des Verhältnisses Streckgrenze/Bruchfestigkeit
und außerdem eine Erhöhung der Festigkeit. Besagter Vorgang erfolgt bei einem Bauteil,
das unbeeinflußt in Raumluft aus einer Endverformungstemperatur oder Glühtemperatur
von etwa 1000°C abgekühlt wird, in Abhängigkeit von der Wandstärke bzw. -dicke des
Bauteiles mit einer bestimmten Geschwindigkeit, die durch leichtes Anblasen, beispielsweise
mittels einer Luftbrause, vorteilhaft verkürzt werden kann.
[0012] Unter Berücksichtigung dieser vorstehenden Überlegungen ist für ein Bauteil ein solcher
Stahl zu verwenden, dessen Kohlenstoff- und Mangangehalt vornehmlich danach festgesetzt
wird, daß die angestrebte Festigkeit erzielbar ist, wobei Mangan in einem gewissen
Umfang auch durch Chrom ersetzt werden kann. Die feinkornbildenden und ausscheidungshärtenden
Legierungsbestandteile müssen ebenfalls sowohl untereinander als auch in Bezug auf
den Kohlenstoff- und Mangangehalt abgestimmt sein. Ferner muß so viel Bor und/oder
Molybdän zugegeben sein, daß sich bei den den Abmessungen und Produktionsbedingungen
des Bauteiles angepaßten Abkühlungsbedingungen mit langsamer oder schnellerer Abkühlung
in ruhender oder bewegter Luft eine solche Perlitisierung einstellt, wie die gewünschten
Zähigkeitswerte es verlangen.
[0013] Auf diese Weise können durch geringfügiges Legieren mit gut bereitstellbaren, billigen
Beigaben bei einfachster Behandlungsmethode - da keine kostspieligen Einrichungen
nötig sind - und mit äußerst geringem Energieverbrauch kostengünstige, gut weiterbearbeitbare
Bauteile erstellt werden, die den aufgabengemäßen Festigkeits-und Zähigkeitsanforderungen
genügen. Diese Anforderungen können erfindungsgemäß durch die Verwendung von Stahl
mit folgenden Analysegrenzen erfüllt werden:

Rest Eisen und erschmelzungsbedingte Verunreinigungen.
[0014] Mit einem den obigen Bedingungen und innerhalb der entsprechenden Analysegrenzen
liegenden Stahl mit

[0015] Rest Eisen und erschmelzungsbedingte Verunreinigungen wurden Wellen mit einem Durchmesser
von 250 mm aus einer Schmiedeendtemperatur von 950°C auf 500°C in Luft abgekühlt und
folgende, der nachstehenden Tabelle entnehmbare Festigkeitswerte erzielt:

[0016] Aus der vorstehenden Tabelle ist ersichtlich, daß bei einem Bauteil mit einem nach
der Erfindung vorgeschlagenen Material schon bei Abkühlung an ruhender Luft sehr hohe
Festigkeits- und Zähigkeitswerte erzielbar sind, die durch gezielte Beeinflussung
der Abkühlung an Luft noch ganz wesentlich hinsichtlich noch besserer Werte beeinflußbar
sind. Diese Werte können durch noch günstigere Legierungsabstimmung speziell der Mikrobeigaben
noch weiter verbessert werden. Die angegebenen Werte lassen jedenfalls erkennen, daß
mit einem solchen, einfach behandelten Mangan-Stahl praktisch Festigkeits- und Zähigkeitswerte
wie mit einem vergüteten Stahl erreichbar sind, welch letzterer bei gleichen Abmessungen
(Durchmesser 250 mm) zur Erzielung der gleichen Festigkeits- und Zähigkeitswerte wenigstens
dreimal so hoch legiert sein müßte mit Legierungselementen wie Chrom, Nickel, Molybdän
und anderen, die in ihren dann notwendigen Anteilen ganz im Gegensatz zu jenen des
erfindungsgemäß verwendeten Manganstahles die spätere Bearbeitbarkeit des Bauteiles
erheblich verschlechtern würden.
[0017] Der erfindungsgemäß vorgeschlagene Stahl erbringt diese Vorteile besonders bei der
Herstellung von Bauteilen mit größeren Querschnitten von etwa 40 cm
2 an aufwärts wie Kurbelwellen oder Nockenwellen von Brennkraftmaschinen und dergleichen
wechselbeanspruchte Maschinenteile.
1. Verwendung eines Stahles mit

weniger als 0,0003 % Wasserstoff Rest Eisen und erschmelzungsbedingte Verunreinigungen
als Werkstoff für Bauteile mit einem Querschnitt ab etwa 40 cm
2, die nach einem Warmumformen durch Walzen, Schmieden oder Pressen oder einem Glühvorgang
bei Endverformungstemperaturen bis zu etwa 1000°C oder Glühtemperaturen bis zu etwa
1000°C und anschließendem Abkühlen in ruhender oder bewegter Luft gegebenenfalls nach
gesteuerter Abkühlung ein ferritisch- perlitisches Gefüge mit etwa 5 bis 20 % Ferrit,
Rest Perlit und eine Streck- bzw. O,2-Grenze von mindestens 580 N/mm
2 sowie eine Kerbschlagarbeit gemessen an ISO-U-Proben von mindestens 25 J aufweisen.
2. Verwendung eines innerhalb der in Anspruch 1 angegebenen Analysegrenzen liegenden
Stahles mit

Rest Eisen und erschmelzungsbedingte Verunreinigungen als Werkstoff für Bauteile mit
einem Querschnitt ab etwa 40 cm
2 bis etwa 500 cm
2, die nach einem Warmumformen durch Walzen, Schmieden oder Pressen bei Endverformungstemperaturen
oder Glühtemperaturen von 900 bis 950°C und einem anschließenden Abkühlen in ruhender
Luft länger als 60 Minuten oder in bewegter Luft kürzer als 30 Minuten ein ferritisch-perlitisches
Gefüge mit etwa 5 bis 20 % Ferrit, Rest Perlit sowie folgende Festigkeits-, Zähigkeits-
und Härtewerte aufweisen:






Härteabfall vom Rand zum Kern des größten Querschnittes von 500 cm
2 nur 3 % bis 15 %.
3. Verwendung eines Stahles der Zusammensetzung, Behandlung und Eigenschaften nach
den Ansprüchen 1 und 2 als Werkstoff für Bauteile wie Kurbelwellen, Nockenwellen von
Brennkraftmaschinen oder dergleichen wechselbeanspruchte Maschinenelemente.