[0001] Die Erfindung betrifft ein Falschdrahttexturiergarn sowie seineHerstellung durch
Fachen und gegebenenfalls Verblasen von zwei gegensinnig falschdrahttexturierten Garnkomponenten.
[0002] Aus dem Stand der Technik sind eine Reihe von Verfahren bekannt, drehungsneutrale
oder nicht zwirnlebendige Garne durch Fachen zweier gegensinnig falschdrahttexturierter
Garne herzustellen. Hierbei sind unter gegensinnig falschdrahttexturierten Garnen
solche Garne zu verstehen, die sich bei der üblichen Falschdrahttexturierung in einem
Zustand entgegengesetzten hohen Zwirns befunden haben, also vorübergehend jeweils
eine Drehung in S- bzw. Z-Richtung erfahren haben. Während falschdrahttexturierte
Garne, die nur aus Einzelfilamenten. bestehen, die alle in der gleichen Richtung hochgedreht
wurden, auch nach dem Zurückdrehen eine Drehungsneigung oder Zwirnlebendigkeit aufweisen,ist
das bei Kombination von zwei gegensinnig falschdrahttexturierten Garnen nicht mehr
der Fall, hier heben sich die nach der Falschdrahttexturierung zurückbleibenden Drehmomente
im allgemeinen gegeneinander auf. Das Fachen gegensinnig falschdrahttexturierter Fäden
kann durch eine Verwirbelung der Einzelfilamente der verschiedenen Komponenten miteinander
unterstützt werden, wie das z.B. in der DE-OS 17 10 639 beschrieben wird, oder auch
durch eine geringe Drehung der gefachten Garne erzielt werden, womit jedoch meist
eine Verminderung des Volumens und der Kräuselelastizität verbunden ist.
[0003] Drehungsneutrale Garne wurden auch bereits als Mischgarne. aus Einzelfilamenten aus
verschiedenen Rohstoffen hergestellt. Beispielsweise wird in der DE-OS 22 48 556 die
Fachung von falschdrahttexturierten Celluloseazetatgarnen mit entsprechenden Garnen
aus Polyester, Polyamid usw. vorgeschlagen, während in der DL-PS 1 419 33 ein Fachen
und Verblasen von Polyamid und. Polyestergarnen beschrieben wird, um spezielle färberische
Effekte zu erzielen. Bei diesen drehungsneutralen Garnen nach dem Stand der Technik
wird darauf geachtet, beide Garnkomponenten unter optimalen Bedingungen zu texturieren.
Für synthetische Garne kann die optimale Falschdrahtzahl, d.h. die Zahl der vorübergehend
aufgebrachten Drehungen pro Längeneinheit während des Falschdrahttexturierens durch
die sogenannte Heberlein-Formel (vgl. GB-PS 707 859) abgeschätzt werden:

Wird mit einer Falschdrahtzahl in der Nähe des Wertes der Heberlein-Formel gearbeitet,
so werden allgemein ein optimaler Bausch und besonders gute Kräuselwerte der behandelten
Garne bzw. Einzelfilamente beobachtet.
[0004] Bei Friktionstexturierung ist dagegen keine genaue Angabe über die vorübergehend
aufgebrachte Drehung möglich, wie dies z.B. von Arthur und Welle im J. Text. Inst.,Nr.2
(1960), T 66 ff dargestellt ist. In-der betrieblichen Praxis werden die optimalen
Text
uriereinstellungen, besonders der D/Y-Wert, aus den Kräuselwerten der texturierten
Garne ermittelt; durch aufwendige Meßmethoden kann nachgewiesen werden, daß die durch
Friktionsdrallgeber tatsächlich aufgebrachte Drehung dann wiederum dem bekannten Heberlein-Wert
entspricht.
[0005] Durch einen derartigen Texturiervorgang werden aus den glatten Filamentgarnen gekräuselte
bauschige Garne, die zu Flächengebilden verarbeitet werden können, die ein Aussehen
und ein Volumen haben, das Flächengebilden aus Stapelfasern ähnelt. Beanstandet wird
jedoch immer noch das "synthetische" Aussehen, der .Griff und- der Fall derartiger
Flächengebilde aus falschdrahttexturierten Synthesegarnen.
[0006] Der Warenausfall z.B. von Strickstücken aus texturierten Viskosefilamentgarnen wird
dagegen als seidig und fließend bezeichnet. Es war bisher nicht möglich, aus vollsynthetischem
Material einen entsprechenden Warenausfall bei textilen Flächengebilden zu erhalten.
[0007] Es bestand daher immer noch die Aufgabe, geeignete texturierte Filamentgarne aus
vollsynthetischen Einzelfilamenten zu entwickeln, die sich zu textilen Flächengebilden
verarbeiten lassen, die das Aussehen, den Griff und Fall von Flächengebilden aus texturierten
Viskosefilamentgarnen aufweisen, dabei aber nicht nach einer komplizierten Naßspinntechnologie
hergestellt werden müssen und zum andern nicht die geringe Formstabilität und den
fortlaufenden Schrumpf bei jeder Wäsche aufweisen.
[0008] Es wurde nun überraschend gefunden, daß Falschdrahttexturiergarne, die aus zwei Komponenten
von vollsynthetischen Einzelfilamenten bestehen, die unterschiedliche Drehneigung
aufweisen, dann zu textilen Flächengebilden mit bisher nicht bekannten Eigenschaften
verarbeitet werden können, wenn die Einzelfilamente der einen Komponente eirereduzierte
Einkräuselung (E) aufweisen, die unter 10 %, meist unter 6 % und bevorzugt unter 3
% liegt und die Einzelfilamente der anderen Garnkomponente eine übliche Einkräuselung
von über 30 %, bevorzugt über 50 % aufweisen. Es ist also erforderlich, daß die Werte
der Einkräuselung der Einzelfilamente der beiden Garnkomponenten sich erheblich unterscheiden.
Setzt man den Wert der Einkräuselun
g der normal falschdrahttexturierten Komponente gleich 100 %, so sollten die Einzelfilamente
der anderen Komponente nur noch Einkräuselungswerte zeigen, die unter 35 % bezogen
auf die normaltexturierte Komponente, vorzugsweise 1 bis 20 % betragen. Vorzugsweise
bestehen dabei die Einzelfilamente der beiden Komponenten aus der gleichen fadenbildenden
Substanz und zwar insbesondere aus fadenbildenden Polyestern.
[0009] Derartige Falschdrahttexturiergarne können durch Fachen und gegebenenfalls zusätzliches
Verblasen zweier gegensinnig falschdrahttexturierter Garne erhalten werden, wenn die
eine Garnkomponente in üblicher Weise unter optimalen Bedingungen falschdrahttexturiert
wird, d.h. also bei optimaler Temperatur und einem Falschdraht, der sich in etwa aus
der oben angegebenen Heberlein-Formel ergibt, während die andere Garnkomponente mit
einem gegensinnigen Drall beaufschlagt wird, der nur 35 bis 65, vorzugsweise 40 bis
55 % des optimalen Falschdrahts für diese Komponente beträgt. Bevorzugte Ausführungsformen
des Verfahrens sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0010] Besonders ansprechende Garne ergeben sich, wenn die Garnkomponente mit verminderter
Falschdrahtzahl bei geringeren Temperaturen texturiert wird. Bevorzugt wird die normaltexturierte
Komponente bei den gewohnten Temperaturen von etwa 200°C texturiert oder strecktexturiert,
die Garnkomponente mit verminderter Falschdrahtzahl dagegen bei 120 bis 180°C.Besonders
bevorzugt werden identische Garnkomponenten als Ausgangsmaterial verwendet, es können
aber auch durch Mischungen verschiedener Rohstoff, Titer, Profile usw. weitere Effekte
erzielt werden.
[0011] Beim erfindungsgemäßen Verfahren werden die über die Falschdrahtzahl und gegebenenfalls
die Texturiertemperatur hinausgehenden Texturierparameter im üblichen Bereich gewählt,
wie sie z.B. in der Zusammenstellung von Scherzberg in "Melliand Textilberichte" (1966),
Heft 2 bis Heft 12 aufgezeigt werden.
[0012] Die Fachung der Garne kann zu jedem Zeitpunkt nach der Falschdrahttexturierung stattfinden,
bevorzugt jedoch unmittelbar nach der Falschdrahttexturierung vor Aufspulung auf eine
Spule der Texturiermaschine. Die Fachung kann besonders bevorzugt noch durch eine
Verwirbelung verbessert werden. Eine solche Verwirbelung erfolgt üblicherweise durch
Verwendung von Blasdüsen, wobei jedoch auf eine ausreichende Fadenspannung zu achten
ist, um'die unter diesen Bedingungen mögliche Bildung von Schlingengarnen zu vermeiden.
[0013] Das Verfahren ist besonders einfach und liefert insbesondere dann homogene Garne,
wenn die beiden Garnkomponenten auf unmittelbar benachbartenTexturierstellen hergestellt
worden sind und nach Durchlaufen der Drallgeber gefacht und gegebenenfalls verblasen
werden. Unter diesen Umständen ist es zwar meist nicht möglich, die Texturierheizer
bei unterschiedlichen Temperaturen für die verschiedenen Garnkomponenten zu fahren.
Es besteht aber die Möglichkeit, durch Einsatz entsprechender Fadenleitorgane beispielsweise
die Verweilzeit eines Garnes auf dem Texturierheizer im Vergleich zu der Verweilzeit
der Normalkomponente zu verkürzen.
[0014] Wie bereits oben ausgeführt ist es jedoch noch möglich, die Garnkomponenten auch
noch zu einem späteren Zeitpunkt, gegebenenfalls direkt vor Einlauf in die Strickmaschine,
zu fachen und gegebenenfalls zu verblasen. Hier ist dann für eine konstante Einlaufgeschwindigkeit
der Garnkomponenten unter vorgegebener Spannung zu sorgen, falls nicht durch unterschiedliche
Einlaufgeschwindigkeiten bzw. Einlaufspannungen besondere Garneffekte, die nicht Gegenstand
dieser Anmeldung sind, erzeugt werden sollen.
[0015] Werden bei den benutzten Falschdrahttexturiermaschinen Spindeldrallgeber eingesetzt,
läßt sich die Falschdrahtzahl durch die Drehzahl der Spindeln exakt einstellen. Bei
Einsatz von Friktionsdrallgebern mit mehrachsigen Scheibenaggregaten kann die Falschdrahtzahl
bevorzugt durch den Achsabstand der Scheibenaggregate festgelegt werden.
[0016] Als Ausgangsmaterial für das erfindungsgemäße Verfahren werden bevorzugt identische
Garne verwendet. Es können verstreckte Garne ab Cops falschdrahttexturiert werden,
bevorzugt werden jedoch sogenannte Schnellspinngarne wie sie z.B. in der DE-OS 22
11 843 beschrieben sind. Bei der Verwendung derartiger Spinngarne sind die Garnkomponenten
während des Falschdrahttexturierverfahrens gleichzeitig zu verstrecken.
[0017] Erfindungswesentlich ist die deutlich unterschiedliche Falschdrahtzahl der beiden
gegensinnig falschdrahttexturierten Garnkomponenten. Die deutlich verminderte Drehungszahl
bei der zweiten Komponente führt zu Einkräuselungswerten (F 1) von unter 10 %, meist
sogar unter 6 % gegenüber Einkräuselungswerten von etwa 50 % und mehr bei der Komponente
mit normaler Falschdrahtzahl.
[0018] Bei Verwendung der erfindungsgemäßen Garne können textile Flächengebilde erzeugt
werden, die in ihrer Oberflächenstruktur, ihrem Griff und ihrem Fall deutlich von
solchen aus einfachen falschdrahttexturierten Garnen oder Flächengebilden aus drehungsneutralen
vollsynthetischen texturierten Garnen abweichen. Beispielsweise wird der Warenausfall
eines Rundstrickstückes aus einem erfindungsgemäß hergestellten Garn dtex 76 f 24
x 2 von Strickereifachleuten als seidig, fließend und geschliffen bezeichnet. Dieser
Effekt kann durch geeignete Profilgebung, wie z.B. Dreieckprofil noch verstärkt werden.
Der Warenausfall läßt sich am besten mit Strickstücken aus falschdrahttexturierten
Viskosefilamentgarnen vergleichen.
[0019] Stellt man aus den erfindungsgemäßen Garnen Strickstücke in Doppelreliev-, Struktur-
oder abgewandelten Uni-Bindungen her, ergibt sich ein plastisches Warenbild, wie es
bisher nur von hochgedrehten Viskosegarnen erhalten werden konnte.
[0020] Die Ursachen für diese Oberflächeneffekte von Strickstücken könnten in einer sehr
feinen Schlaufen- und/oder Schlingenstruktur der erfindungsgemäßen Garne liegen. Eine
solche Schlaufenstruktur kann bei einem extrem lockeren Abstricken sichtbar gemacht
werden. Strickt man beispielsweise ein erfindungsgemäßes Garn auf einer einsystemigen
Strickmaschine mit einer Einlaufspannung von nur 4 cN ab, so ergibt sich nach der
Temperaturbehandlung eines Wasch- oder Färbeprozesses ein Flächengebilde mit einer
ausgeprägten Frotte.-Struktur, die in Beispiel 1 noch ausführlicher erläutert wird.
Durch geeignete Wahl der Falschdrahtzahl und der Texturiertemperatur läßt sich diese
"Frotte-Strutur" optimieren. Dieses Optimum ergibt bei entsprechend fester gebundenen
Strickstücken etwa auch das Optimum der oben beschriebenen Veränderung der Oberflächenstruktur
in Richtung Viskosetexturiergarn. Die dabei auftretenden Verbesserungen in der Oberflächenstruktur,'
im Griff und im Fall sind allerdings nur qualitativ gegebenenfalls nur subjektiv erfaßbar.
Die Ausbildung der Frotte-Struktur der untersuchten Strickstücke gestattet jedoch
eine objektive Optimierung.
[0021] In den folgenden Beispielen soll die Erfindung weiter erläutert werden. Gezeigt wird
der Einfluß der verminderten Falschdrahtzahl bei einer Komponente. Ein weiteres Beispiel
zeigt die Möglichkeit der betrieblichen Fertigung eines erfindungsgemäßen Garnes und
ein weiteres Beispiel zeigt den Einfluß der Texturiertemperatur auf die Struktur des
erfindungsgemäßen Texturiergarnes.
[0022] Bei den in den Beispielen angegebenen Werten für die Reißfestigkeit bzw. Reißdehnung
ist dabei die feinheitsbezogene Höchstzugkraft bzw. Höchstzugkraftdehnung nach DIN
53 815 zu verstehen, die Werte für den Kochschrumpf bzw. Thermoschrumpf wurden nach
DIN 53 866, die Werte für die Einkräuselung bzw. Kräuselbeständigkeit nach DIN 53
840 bestimmt.
Beispiel 1
[0023] Das folgende Beispiel zeigt die Herstellung des erfindungsgemäßen Texturiergarnes
durch Fachen von zwei falschdrahttexturierten Garnkomponenten. Als Ausgangsgarn für
beide Komponenten war ein Polyethylenterephthalat-Schnellspinngarn dtex 86 f 24, rund,
glänzend, ausgesponnen worden, das mit einer Spinnabzugsgeschwindigkeit von 3 000
m/min aufgewickelt wurde. Das Texturierverstreckverhältnis dieser Fäden betrug 1:1,5
[0024] Die Herstellung der normal texturierten Komponente, die in gewohnter Art strecktexturiert
wurde, erfolgte unter Einhaltung der folgenden Parameter:

[0025] Der D/Y-Wert ist dabei der Quotient aus der Umfangsgeschwindigkeit der Drallgeberscheiben
(disc) und der Garngeschwindigkeit (yarn). Als Drallgeber wurden 3- achsige Friktionsdrallgeber
der Firma Barmag, Barmer Maschinenfabrik AG, mit jeweils drei
(R)KYOCERA-Keramikscheiben verwendet.
[0026] Die textiltechnologischen Daten dieser normaltexturierten Garnkomponente betrugen:

[0027] In diesem Beispiel wird eine Drehungsreihe für die zweite, geringer falschdrahttexturierte
Komponente gezeigt, wobei die Falschdrahtzahl der zweiten Komponente mit Hilfe einer
Stegspindel genau eingestellt wurde. Beide Komponenten wurden anschließend an der
Strickmaschine gefacht und in loser Einstellung abgestrickt. Hierzu diente eine Schlauchstrickmaschine
vom Typ SBV-A 2 der Firma Santoni, die eine 8'er Teilung aufwies sowie einen Durchmesser
von 3,5" und 88 Nadeln. Die Einlaufspannung betrug ca. 4 cN.
[0028] Bei der Texturierung lag das Verstreckverhältnis,wie bei der Normalkomponente,bei
1:1,5, die Heizertemperatur betrug 200°C, variiert wurde die Falschdrahtzahl, die
Falschdrahtdrehung erfolgte in Z-Richtung, während die Normalkomponente in S-Richtung
falschdrahttexturiert wurde. Die Falschdrahtzahl nach Heberlein errechnet sich zu
3270 T/m.

Bei dem anschließenden Verstricken wurde jeweils ein normaltexturiertes Garn und eine
Komponente der Proben 1a bis 1d vor der Strickmaschine gefacht, wobei auf gleiche
Einlaufgeschwindigkeit und Fadenspannung geachtet wurde.
[0029] Die erhaltenen Strickschläuche wurden anschließend gefärbt unter den nachfolgenden
Bedingungen:

[0030] Die Proben wurden anschließend mit Wasser nachgespült, geschleudert und getrocknet.
[0031] Die so erhaltenen Strickschläuche aus den gefachten Garnen zeigten eine frotteartige
Schlaufenstruktur, die mit zunehmender Falschdrahtzahl der zweiten Komponente zunächst
ausgeprägter wurde. Ein Optimum dieser Schlaufenstruktur ergab sich bei dem gefachten
Garn unter Verwendung der Garnkomponente 1c, mit einer Falschdrahtzahl, die etwa 40-%
des Wertes betrug, der sich nach der Heberlein-Formel errechnet. Eine weitere Erhöhung
der Falschdrahtzahlen der zweiten Komponente, die die Schlaufen bildet, führte zum
Kringeln der abstehenden Schlaufen und zu einer zunehmend feineren Kräuselung der
Einzelfilamente dieser Komponente.
[0032] Muster der erhaltenen Strickschläuche mit den Proben 1a, 1c und 1d sind in den Figuren
1 bis 3 vergrößert wiedergegeben. Die Ausbildung der Schlaufenstruktur kann an den
Außenkanten der Strickschläuche gesehen werden. In Figur 1 ist der Strickschlauch
wiedergegeben, der unter Verwendung der Garnkomponente 1a erhalten wurde. Bei dieser
Garnkomponente wurde nur eine Falschdrahtzahl von 750 T/m entsprechend 22,9 % des
theoretischen Wertes nach Heberlein eingehalten. An der Schlauchkante sind relativ
wenig ausgeprägte Schlaufen zu sehen.
[0033] In Figur 2 ist der Ausfall unter Verwendung der Komponente 1c mit einer Falschdrahtzahl
von 1360 T/m entsprechend 41,5 % des Wertes nach Heberlein wiedergegeben. Die Schlaufen
sind stark entwickelt und stehen bogig von der Hauptmasse des Strickstückes ab. In
Figur 3 wurde die Probe 1d zusammen mit der Normalkomponente verarbeitet. Die Komponente
1d hat eine Falschdrahtzahl von 1720 T/m entsprechend einem Wert von 52,5 % gemäß
der Heberlein-Methode.
[0034] Bei diesem Muster stehen die Schlaufen der Komponente mit geringer Falschdrahtzahl
nicht mehr weit von der Hauptmasse der Ware ab, zeigen Kringel und eine feinere Kräuselung.
[0035] Werden die Garne aus Mischungen der Garnkomponente mit normaler Falschdrahttexturierung
und -Garnkomponenten verminderter Falschdrahtzahl unter üblichen Bedingungen verstrickt,
so zeigt sich, daß die gewünschten Besonderheiten dieser textilen Flächengebilde etwa
parallel zu der an den Musterstücken beobachten Frotte-Struktur sich verändern.
Beispiel 2
[0036] Dieses Beispiel zeigt die Herstellung eines erfindungsgemäßen Garnes durch alleinigen
Einsatz von Friktionsdrallgebern. Gearbeitet wurde auf einer Strecktexturiermaschine,
die mit dreiachsigen Friktionsdrallgebern der Firma Barmag AG bestückt war, die jeweils
mit drei Friktionsscheiben aus
(R)KYOCERA ausgerüstet waren. Das Einlegen des Garnes in die Drallgeber erfolgte dabei
in üblicher Weise durch Ausklappen einer der drei Achsen. Zur Übertragung des geringeren
Falschdrahtes auf die zweite Komponente wurde bei diesem Garn mit halbge- öffneten
Drallgeber texturiert, d.h. mit vergrößertem Achsenabstand, während bei der ersten
Komponente wie gewohnt mit geschlossenem Drallgeber texturiert wurde. Der Abstand
der drei Achsen zueinander liegt im geschlossenen Zustand bei 38 mm und wurde zur
übertragung des geringen Dralls auf 49 mm erhöht. Jeweils ein Garn mit normalem Falschdraht
(völlig geschlossenem Drallgeber) und vermindertem Falschdraht (teilweise geschlossener
Drallgeber) wurden nach Verlassen der Drallgeber gefacht und mit Hilfe einer Blasdüse
verwirbelt. Die Ausgangsgarne und alle in der folgenden Tabelle nicht genannten Parameter
entsprechen den Angaben des Beispiels 1.

[0037] Die Musterstrickschläuche aus dem erhaltenen gefachten und verwirbelten Garn entsprachen
in ihrer Schlaufenstruktur denen, die aus normal texturierter Ware und der Probe 1c
gemäß Beispiel 1 erhalten worden waren, die Gestricke in fester Einbindung zeigten
den gewünschten viskoseähnlichen Griff und Fall.
Beispiel 3
[0038] Als Vorlage für die Texturiermaschine diente wiederum Schnellspinnware aus Polyethylenterephthalat
mit dem Spinntiter dtex 86 f 24, glänzend, rund. Das normal texturierte Material wurde
wiederum mit Hilfe eines Friktionsdrallgebers der Firma Barmag, Barmer Maschinenfabrik
bestückt mit drei mal drei
(R)KYOCERA-Scheiben erzeugt. Das Material erhielt bei der Strecktexturierung einen Z-Drall,
die Heizerlänge betrug 125 cm. Weiterhin wurden folgende Werte eingehalten

[0039] Das erhaltene Garn bzw. die Garnkomponente zeigte folgende Prüfergebnisse

[0040] Die 2. Garnkomponente mit verminderter Falschdrahtzahl wurde mit Hilfe einer Stegspindel
in S-Richtung falschdrahttexturiert. Die Heizerlänge betrug wiederum 125 cm. Weitere
Einstelldaten:

[0041] Diese Garnkomponente zeigte folgende Prüfergebnisse:

[0042] Beide Garnkomponenten wurden an einer Strickmaschine mit 10er Teilung zusammengefacht
und gemeinsam mit sehr geringer Spannung verstrickt. An den. gewaschenen Strickmustern
hebt sich der mit niedrigerer Falschdrahtzahl texturierte Faden in den meisten Maschen
als kleine Schlaufe ab und führt zu dem beschriebenen Frotte-Charakter. Werden die
erhaltenen Musterstücke gewaschen und gefärbt, so entwickelt sich ein frotteartiger
Charakter des textilen Flächengebildes, wie es in Figur 2 wiedergegeben wurde. Bei
dem Abstricken derartiger kombinierter falschdrahttexturierter Fäden unter üblichen
Garnspannungen werden Flächengebilde erhalten, die wiederum den gewünschten viskoseähnlichen
Griff und Fall aufwiesen.
[0043] Bei den Einstelldaten des Beispiels 3 fällt auf, daß hier, im Gegensatz zu den Ergebnissen
des Beispiels 1 eine Falschdrahtzahl von 1710 T/m entsprechend 52,5
% des theoretischen Wertes nach Heberlein noch zu einer brauchbaren Garnkomponente
geführt hat. Ursache dafür ist, daß bei diesem Beispiel die Temperatur des Heizers
von üblicherweise 200° auf 145°Cabgesenkt wurde. Unter diesen Bedingungen wird die
gewünschte verminderte Einkräuselung auch noch bei etwas höheren Falschdrahtzahlen
erzielt als bei höheren Temperaturen.
1. Falschdrahttexturiertes Garn aus zwei Garnkomponenten, die aus vollsynthetischen
Einzelfilamenten bestehen und unterschiedliche Drehneigung aufweisen, dadurch gekennzeichnet,
daß die Einzelfilamente der einen Komponente eine reduzierte Einkräuselung (E) aufweisen,
die unter 10 % liegt und daß die Einzelfilamente der anderen Garnkomponente eine Einkräuselung
in an sich bekannter Höhe von über 30 % bevorzugt über 50 % aufweisen.
2. Texturiergarne nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Garnkomponente
mit verminderter Einkräuselung eine Einkräuselung der Einzelfilamente von weniger
als.6 %, bevorzugt weniger als 3 % aufweist.
3. Texturiergarn nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Einzelfilamente
der beiden Komponenten die gleiche fadenbildende Substanz aufweisen.
4. Texturiergarn nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als fadenbildende Substanz
ein Polyester eingesetzt wird.
5. Verfahren zur Herstellung eines falschdrahttexturierten Garnes durch Fachen und
gegebenenfalls zusätzliches Verblasen zweier gegensinnig falschdrahttexturierter Garne,
dadurch gekennzeichnet, daß die eine Garnkomponente bei voller Falschdrahtzahl entsprechend
der Heberleinformel und die andere mit einer Falschdrahtzahl von 35 bis 65, vorzugsweise
40 bis 55 % der theoretischen Falschdrahtzahl nach Heberlein beauf- ,schlagt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Garnkomponente mit verminderter
Falschdrahtzahl bei einer Temperatur von 120 bis 180°C texturiert wird.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß identische
Garne als Ausgangsmaterial für beide Komponenten verwendet werden.
8. Verfahren nach Anspruch 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß als Ausgangsmaterial
für beide Garnkomponenten unverstreckte schnellgesponnene Garne verwendet werden,
die simultan strecktexturiert werden.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest eine der Garnkomponenten mittels Falschdrallspindeln
texturiert wird.
10. Verfahren nach den Ansprüchen 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Garnkomponenten
von mehrachsigen Scheibenaggregaten falschdrahttexturiert werden, die einen unterschiedlichen
Achsabstand der Scheiben aufweisen.
11.Verfahren nach den Ansprüchen 5 bis10, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Komponenten auf benachbarten Texturierstellen
eine Texturiermaschine hergestellt und nach Durchlaufen der Drallgeber gefacht und
gegebenenfalls verblasen werden und wobei gegebenenfalls die Garnkomponente mit der
verminderten Falschdrahtzahl eine kürzere Wegstrecke auf dem Texturierheizer durchläuft
als die Falschdrahtkomponente mit normaler Falschdrahtzahl.