(19)
(11) EP 0 087 031 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
31.08.1983  Patentblatt  1983/35

(21) Anmeldenummer: 83101087.1

(22) Anmeldetag:  05.02.1983
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3B65D 71/08, C12M 1/22, B65D 75/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB IT

(30) Priorität: 18.02.1982 DE 3205756

(71) Anmelder: MERCK PATENT GmbH
D-64271 Darmstadt (DE)

(72) Erfinder:
  • Kappner, Manfred, Dr.
    D-6107 Reinheim 3 (DE)
  • Gunkel, Werner
    D-6101 Rossdorf 2 (DE)
  • Trinkaus, Winfried
    D-6110 Dieburg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Petrischalen mit gebrauchsfertigen Nährböden


    (57) Petrischalen mit gebrauchsfertigen Nährböden werden derart in Schrumpffolien eingepackt, daß die Folie dicht an den Rändern der die Bodenteile der Schalen übergreifenden Deckel und an den Stirnseiten des Stapels anliegt, so daß die einzelnen Schalen im Stapel fest fixiert und gegeneinander abgedichtet sind. Eine solche Verpackung schützt die Fertignährböden in den Petrischalen vor raschem Austrocknen und Verderben und verhindert mikrobiologische Kontaminationen der einzelnen Schalen. Zudem gestattet diese Verpackung eine einfache Entnahme und Handhabung der Schalen.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft Petrischalen mit gebrauchsfertigen Nährböden, wobei mehrere übereinandergestapelte Schalen in Schrumpffolien eingepackt sind.

    [0002] Während in der Vergangenheit in den mikrobiologischen Laboratorien hauptsächlich Petrischalen aus Glas eingesetzt wurden, werden in den letzten Jahren mehr und mehr Einweg-Petrischalen aus'Kunststoff verwendet.

    [0003] Bei der industriellen Produktion von Fertignährböden in Petrischalen werden fast ausschließlich Petrischalen aus Polystyrol eingesetzt, die in zwei Grundtypen erhältlich sind, nämlich mit und ohne Entlüftungsnocken am Deckel.

    [0004] Die Fertignährböden in den Petrischalen sind normalerweise Gele mit einem sehr hohen Wassergehalt. Als Geliermittel werden z. B. Agar-Agar, Gelatine, Carrageenan, Agarose oder Silikagele verwendet. Das gebräuchlichste Geliermittel ist Agar-Agar. Je nach der Zusammensetzung des Fertignährbodens und den Lagerbedingungen nach der Produktion bildet sich häufig Syneresiswasser auf dem Gel. Bei Temperaturschwankungen entsteht in den Schalen Kondenswasser, und da die Schalen, vor allem solche mit Entlüftungsnocken, nicht dicht schließen, können Kondenswasser bzw. Syneresiswasser insbesondere bei einer vorübergehenden Lagerung der Schalen auf der Seite, z. B. beim Transport, nach außen gelangen. Eventuell in der Schale vorliegende mikrobiologische Kontaminationen können mit dem Wasser mitgeschleppt werden.

    [0005] Ebenso können über eine Wasserbrücke Keime von der Außenseite der Schale in die Schale gelangen und den Nährboden kontaminieren.

    [0006] Die Art der Verpackung von Petrischalen mit Fertignährböden trägt somit wesentlich zur Qualität der Fertignährböden in den Petrischalen bei; sie muß zwei Hauptaufgaben erfüllen, den Kontaminationsschutz der Schalen und den Schutz vor raschem Austrocknen und Verderben des Fertignährbodens.

    [0007] Die gebräuchlichen Verfahren zur Verpackung von Petrischalen mit gebrauchsfertigen Nährböden sind die Einzelbanderolierung der Schalen mit einem Klebeband bzw. das Einsetzen von mehreren Schalen in einen Kunststoff- . beutel. Beide Alternativen haben jedoch entscheidende Nachteile.

    [0008] Die Einzelbanderolierung von Petrischalen mit Fertignährböden durch ein relativ wasserdampfdichtes Klebeband gewährleistet je nach Zusammensetzung des Nährbodens eine gute Haltbarkeit der Produkte über mehrere Monate bei kühler Lagerung. Mikrobiologische Kontaminationen, die eventuell in einer Schale vorhanden sind, bleiben infolge der dichten Banderolierung auf diese Schale beschränkt. Durch die eng anliegende Banderole können mikrobiologische Kontaminationen weder von außen nach innen noch von innen nach außen gelangen. Sehr mühsam und zeitaufwendig ist jedoch das Entfernen der Banderole vor der Benutzung. Nach dem Entfernen der Banderole ist der Umfang von Deckel und Bodenteil der Petrischale klebrig, was von vielen Benutzern als störend empfunden wird.

    [0009] Beim Verpacken von Petrischalen mit Fertignährböden in Kunststoffbeutel kann durch die Wahl des Beutelmaterials (z.B. Wasserdampfdurchlässigkeit, Gasdurchlässigkeit) und den Verschluß des Beutels die Haltbarkeit der Fertignährböden stark beeinflußt werden. Der Verbraucher kann zwar die Petrischalen mit Fertignährböden direkt aus dem Beutel entnehmen, ohne daß weitere Manipulationen an den Schalen nötig sind,, die einzelnen Schalen im Beutel sind jedoch nicht gegeneinander abgedichtet. Besonders bei Schalen mit Entlüftungsnocken entsteht bei Temperaturschwankungen häufig ein starker Kondenswasserfilm an der Innenseite des Beutels. Dieses Kondenswasser kann unter ungünstigen Bedingungen im Beutel vorliegende mikrobiologische Kontaminationen durch den gesamten Beutel transportieren. Trotz umfangreicher Vorsichtsmaßnahmen bei der Produktion von Petrischalen mit Fertignährböden können mikrobiologische Kontaminationen im Beutel nie sicher ausgeschlossen werden. Da die Petrischalen mit-Fertignährböden im Beutel nicht wie bei der Einzelbanderolierung gegeneinander abgedichtet sind, können in einzelnen Schalen vorhandene mikrobiologische Kontaminationen durch Kondenswasser, Syneresiswasser bzw. Luft leicht von Schale zu Schale wandern, was in kurzer Zeit zu einer Kontamination sämtlicher Fertignährböden im Beutel führen kann. Die mikrobiologische Kontaminationsgefahr ist bei der Beutelverpackung dann besonders groß, wenn z.B. beim Transport die Petrischalen mit Fertignährböden auf der Seite liegen und sich dadurch die Deckel vom Bodenteil etwas abheben.

    [0010] Der Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, Petrischalen mit gebrauchsfertigen Nährböden so zu verpacken und zur Verfügung zu stellen, daß die Schalen neben der Kombination der Vorteile der geschilderten Verpackungssysteme bei gleichzeitiger Elimination der Nachteile deutliche Verbesserungen in der Qualität und Handhabung bieten.

    [0011] Es wurde nun gefunden, daß diese Aufgabe durch Einpacken von übereinandergestapelten Petrischalen mit gebrauchsfertigen Nährböden mit Schrumpffolien gelöst werden kann.

    [0012] Gegenstand der Erfindung sind Petrischalen mit gebrauchsfertigen Nährböden, die dadurch gekennzeichnet sind, daß mehrere Schalen in Schrumpffolien derart eingepackt sind, daß die Folie dicht an den Rändern der die Bodenteile der Schalen übergreifenden Deckel und an den Stirnseiten des Stapels anliegt, so daß die einzelnen Schalen im Stapel fest fixiert und gegeneinander abgedichtet sind.

    [0013] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung betrifft die Verwendung von Schrumpffolien zur Verpackung von übereinander gestapelten Petrischalen mit gebrauchsfertigen Nährböden.

    [0014] Die Wahl des Folienmaterials beeinflußt die Haltbarkeit der Fertignährböden in den Petrischalen. Je nach der gewünschten maximalen Haltbarkeitsdauer der gebrauchsfertigen Nährböden wird eine Folie mit größerer oder geringerer Wasserdampfdurchlässigkeit gewählt. Die Haltbarkeit gebrauchsfertiger Nährböden in Petrischalen wird im wesentlichen bestimmt von der Haltbarkeit empfindlicher Ingredienzien in den Fertignährböden sowie vom Eintrocknungsgrad der Gele. Der Eintrocknungsgrad des Fertignährbodens ist abhängig von der Wasserdampfdurchlässigkeit des Verpackungsmaterials und den Lagerungsbedingungen.

    [0015] Bei gebrauchsfertigen Nährböden mit sehr empfindlichen Ingredienzien, wie Blut in Blutagar, wird die Haltbarkeit des Fertignährbodens hauptsächlich von'der Haltbarkeit der Ingredienzien im Nährboden bestimmt; sie liegt bei kühler Lagerung bei etwa 2 - 4 Monaten. Bei gebrauchsfertigen Nährböden mit relativ unempfindlichen Ingredienzien (z.B. Peptone, Zucker, Salze usw.) ist die Haltbarkeit wesentlich vom Eintrocknungsgrad des Fertignährbodens in den Petrischalen abhängig. In Ab-- hängigkeit von der Wahl des Verpackungsmaterials kann die Haltbarkeit zwischen 2 Monaten und 24 Monaten liegen.

    [0016] Geeignete Schrumpffolien im Sinne der Erfindung sind z.B. solche aus Polyvinylchlorid, Polyvinylidenchlorid, Polyethylen, Polypropylen, Polyethylenterephthalat oder auch Copolymere z.B. aus Vinylchlorid und Vinylidenchlorid, Vinylchlorid und Vinylacetat, Ethylen und Vinylacetat usw. Vorzugsweise werden Schrumpffolien aus Polyvinylchlorid, Polyvinylidenchlorid, Polyethylen oder aus einem Vinylchlorid-Vinylidenchlorid-Copolymer verwendet.

    [0017] Die Dicke der Folien sollte im Bereich von etwa 10 - 50 µm, vorzugsweise von etwa 15 - 35 pm liegen. Bei Verwendung einer 30 pm dicken Polyvinylchlorid-Schrumpffolie z.B. zeigt ein Fertignährboden in den Petrischalen mit Agar-Agar als Geliermittel nach 2 - 3 Monaten Lagerung bei Zimmertemperatur bzw. nach 6 - 8 Monaten Lagerung bei 10 - 14 0 nur geringe Eintrocknungstendenzen. Die Schichtdicke des Gels hat sich im Vergleich zum frischen Zustand nur minimal verringert.

    [0018] Bei Verwendung von 30 µm dicken Schrumpffolien mit geringerer Wasserdampfdurchlässigkeit als Polyvinylchlorid, z.B. einer Folie aus einem Vinylchlorid-Vinylidenchlorid-Copolymer oder Polyethylen sind erst nach einer Lagerung von 6 - 8 Monaten bei Zimmertemperatur bzw. 12 - 14 Monaten Lagerung bei 10 - 14° geringe Eintrocknungstendenzen feststellbar.

    [0019] Die Eintrocknungstendenzen der Fertignährböden in Petrischalen, die mit handelsüblichen Kunststoffklebebändern banderoliert werden, entsprechen etwa denen einer Schrumpffolienverpackung mit einer 20 - 30 µm dicken Polyethylenfolie bzw. Vinylchlorid-Vinylidenchlorid-Copolymer-Folie, wobei die oben geschilderten Nachteile bei der Schrumpfverpackung vermieden werden.

    [0020] Man kann beliebig viele Petrischalen mit Fertignährböden erfindungsgemäß in einem Stapel verpacken, zweckmäßigerweise werden ca. 5 oder 10 Schalen jeweils zusammen eingepackt. Der Durchmesser der Petrischalen liegt je nach Einsatzgebiet und Ausführungsart zwischen 35 und 150 mm. Der Durchmesser der üblicherweise in der Mikrobiologie eingesetzten Petrischalen liegt bei etwa 90 mm.

    [0021] In den Abbildungen ist eine bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäß eingepackten Petrischalen dargestellt. Fig. 1 zeigt eine Ansicht von 5 eingepackten Schalen, Fig. 2 zeigt einen Ausschnitt aus Fig. 1, und in Fig. 3 ist eine Aufsicht dargestellt. Mit (1) ist die Schrumpffolie, mit (2) der Deckel, mit (3) der Bodenteil der Petrischale und mit (4) die Stirnseite des Stapels bezeichnet.

    [0022] Bei der Schrumpfverpackung sind die einzelnen Schalen im Stapel fixiert. Deckel und Bodenteil der Schalen werden fest aneinander gepreßt. Die Schrumpffolie (1) liegt seitlich eng am Deckel (2) der Schalen und an 'der Stirnseite (4) des Stapels und dichtet die einzelnen Schalen im Stapel relativ flüssigkeitsdicht und luftdicht gegeneinander ab. Die Bedingungen der Schrumpfung können dabei so gewählt werden, daß die Folie auch teilweise am Seitenrand des Bodenteils (3) fest anliegt; dies ist jedoch nicht unbedingt notwendig, weil die Abdichtung der einzelnen Schalen untereinander - bereits durch das dichte Anliegen der Folie am Seitenrand des Deckels (2) und an den Stirnseiten (4) des Stapels erreicht wird (Fig. 1, 2). Mikrobiologische Kontaminationen von einer einzigen Schale können somit - im Gegensatz zur Beutelverpackung - nicht innerhalb der Verpackung weiterwandern und andere Schalen kontaminieren. Im Gegensatz zur Beutelverpackung ist eine Entnahme einzelner Schalen aus den Stapeln ohne Kontaminationsgefahr für die restlichen Schalen dadurch möglich, daß an der betreffenden Schale über den vollen Umfang der Schale die Folie aufgeschnitten wird. Ohne Beeinträchtigung von Qualität und Haltbarkeit der restlichen Schalen können somit einzelne Schalen aus den Stapeln entnommen werden. Sollen alle Schalen aus einem Stapel zugleich benutzt werden, so kann die Verpackungsfolie leicht aufgerissen und entfernt werden. An den Stirnseiten des Schalenstapels (Fig. 3) können z.B. runde Scheiben aus Papier oder Kunststoff zur Isolierung und/bzw. als Etikett mit eingeschrumpft werden. Die Verpackung von Petrischalen mit Fertignährböden in Schrumpffolien kann sehr einfach automatisiert werden.

    [0023] Die Verpackung der Petrischalen in eine Schrumpffolie erfolgt so, daß die mit Nährboden gefüllten Petrischalen nach dem Erstarren des gebrauchsfertigen Nährbodens zu je 5 oder 10 Stück gestapelt und anschließend einer den speziellen Anforderungen angepaßten Verpackungsmaschine zugeführt werden. In der Verpackungsmaschine werden die Stapel zunächst zwischen zwei von einer Rolle abgezogene Schrumpffolien gebracht. Durch Verschweißen der beiden Folien entsteht ein straff um den Stapel liegendes, an den Stirnseiten offenes Schlauchstück. In der nachgeschalteten Schrumpfstation wird die Folie unter Drehen des Schalenstapels im Heißluftstrom geschrumpft, wobei sie sich dicht an die Oberfläche der Petrischalen anlegt. Infolge der kurzen Verweilzeit von weniger als 3 Sekunden tritt dabei trotz einer Heißlufttemperatur von 150 - 250° nur eine sehr geringe Temperaturerhöhung der Nährböden in den Petrischalen auf.


    Ansprüche

    1. Petrischalen mit gebrauchsfertigen Nährböden, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Schalen in Schrumpffolien derart eingepackt sind, daß die Folie dicht an den Rändern der die Bodenteile der Schalen übergreifenden Deckel und an den Stirnseiten des Stapels anliegt, so daß die einzelnen Schalen im Stapel fest fixiert und gegeneinander abgedichtet sind.
     
    2. Petrischalen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schrumpffolien aus Polyvinylchlorid, Polyvinylidenchlorid, Polyethylen oder einem Vinylchlorid-Vinylidenchlorid-Copolymer bestehen.
     
    3. Verwendung von Schrumpffolien zur Verpackung von übereinander gestapelten Petrischalen mit gebrauchsfertigen Nährböden.
     




    Zeichnung