[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Wärmebehandlung von Schienen aus
einem C, Si und Mn sowie Legierungselemente enthaltenden Stahl durch Abschrecken der
Schiene oder zumindest des Schienenkopfes mittels eines Kühlmediums aus einer im Austenitgebiet
liegenden Temperatur auf eine Temperatur, bei welcher die Perlitumwandlung abgeschlossen
ist, zur Erzielung eines feinperlitischen Gefüges. Die Ausbildung des Gefüges hängt
weitgehend von den AbkiJhlungsbedingungen ab. Eine Martensitbildung muß auf jeden
Fall verhindert werden, da dadurch eine Versprödung der Schiene entsteht. Es hat sich
erwiesen, daß optimale Verschleißeigenschaften bei solchen Schienen erreicht werden
können, wenn die Abkühlung so geführt wird, daß ein feinperlitisches Gefüge entsteht.
[0002] Aus der DE-AS 24 39 338 ist es bekannt geworden, solche Schienen in heißem Wasser
abzuschrecken. Beim Abschrecken in heißem Wasser ergibt sich nun an der Schiene eine
Dampfhautbildung, wobei die Abkühlungsgeschwindigkeit an den Stellen, an welchen sich
die Dampfhaut bildet, verringert wird, während an denjenigen Stellen, an welchen das
Heißwasser unmittelbar mit der Schiene in Berührung gelangt, die Abkühlung schneller
erfolgt. Infolge der Zunderbildung tritt aber eine ungleichmäßige Dampfhautbildung
auf, da der Zunder im Zuge des Abkühlverfahrens stellenweise absprin
gt. Es gelangen somit Teile der Schiene bzw. des Schienenkopfes mit der gebildeten
Dampfhaut in Berührung, während auf andere Teile wieder das Heißwasser unmittelbar
einwirkt. Dadurch entstehen Ungleichförmigkeiten in der Abkühlungsgeschwindigkeit
über die Länge der Schiene bzw. in den verschiedenen Teilen der Oberfläche der Schiene
oder des Schienenkopfes. Damit wird die Bildung der feinen Perlitstruktur beeinträchtigt
und die Verschleißeigenschaften der Schiene werden an den verschiedenen Stellen ungleichmäßig.
Da aber die Stellen der Schiene, welche eine schlechtere Gefügeausbildung aufweisen,
für die Verschleißeigenschaften der gesamten Schiene maßgebend sind, werden bei einem
solchen Verfahren keine optimalen Verschleißeigenschaften erzielt.
[0003] Die Erfindung setzt sich nun zur Aufgabe, die feinperlitische Gefügeausbildung zu
vergleichmäßigen und damit die Verschleißeigenschaften der Schiene oder des Schienenkopfes
zu verbessern.
[0004] Die Erfindung besteht im wesentlichen darin, daß Schienen aus einem Stahl, der 0,65
bis 0,85 % C, max. 0,80 % Si und 0,5 bis-2,5 % Mn, Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen,
aufweist, in einem Kühlmedium behandelt werden, das Wasser mit einem an sich bekannten
synthetischen Kühlmittelzusatz, vorzugsweise Polyglykol, in einer Menge von 20 bis
60 %, bezogen auf das gesamte Kühlmedium, enthält. Durch diesen synthetischen Kühlmittelzusatz
wird eine Schicht auf der Schiene bzw. dem Schienenkopf gebildet, welche die Abkühlungsgeschwindigkeit
verringert. Eine solche Schicht ist gleichmäßig und wird nicht durch Abspringen von
Zunder beeinträchtigt, so daß auf diese Art gleichmäßige Abkühlungsbedingungen über
die gesamte Oberfläche und über die gesamte Länge der Schiene bzw. des Schienenkopfes
erreicht werden.
[0005] Der synthetische Kühlmittelzusatz, vorzugsweise Polyglykol, wird erfindungsgemäß
in einer Menge von 20 - 60 %, bezogen auf das gesamte Kühlmedium, verwendet. Innerhalb
dieser Grenzen konnte für Schienenstähle mit 0,65 % - 0,85 % C, max. 0,80 % Si und
0,5 - 2,5 % Mn, Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen ein gleichmäßiges Ergebnis
in Bezug auf die Verschleißfestigkeit erzielt werden. Polyglykol hat sich in dieser
Beziehung in besonderem Maße bewährt. Das Kühlmedium kann auf die Schiene bzw. den
Schienenkopf auch aufgesprüht werden. Zweckmäßig wird aber die Schiene oder zumindest
der Schienenkopf in an sich bekannter Weise in das Kühlmedium getaucht, da auf diese
Weise der Film des synthetischen Kühlmittelzusatzes besser und gleichmäßiger gebildet
werden kann.
[0006] Gemäß der Erfindung kann die Wärmebehandlung in an sich bekannter Weise aus der Walzhitze
erfolqen, so daß die Walzhitze ausgenützt wird und eine nachfolgende kostenaufwendige
Erwärmung erspart wird.
[0007] Gemäß der Erfindung ist vorzugsweise das Kühlmedium so zusammengesetzt, daß sich
im Temperaturbereich zwischen 800 und 500 °C eine Abkühlgeschwindigkeit von 0,2 -
6 C/sec. einstellt. Die Abkühlungsgeschwindigkeiten, welche zur Erzielung eines feinperlitischen
Gefüges erforderlich sind, sind für die verschiedenen Zusammensetzungen der Schiene
bekannt und liegen in dem angegebenen Bereich 0,2 - 6 °C/sec. Bei einer größeren Menge
des synthetischen Kühlmittelzusatzes, bezogen auf das gesamte Kühlmedium, bildet sich
ein stärkerer Film des Kühlmittelzusatzes an der Schiene bzw. dem Schienenkopf aus
und die Abkühlungsqeschwindigkeit wird geringer als bei einem geringeren synthetischen
Kühlmittelzusatz. Im Rahmen der oben angegebenen Werte von 0,2 - 6 °C/sec. kann durch
Wahl der Menge des Kühlmittelzusatzes unter Berücksichtigung der Zusammensetzung des
Schienenstahles in den oben angegebenen Grenzen von 0,65 - 0,85 % C, max. 0,80 % Si
und 0,5 - 2,5 % Mn die Ahkühlungsgeschwindigkeit variiert werden.
[0008] Mit besonderem Vorteil lassen sich Stähle mit einem Gehalt von 1,2 - 1,3 Gew.% Mn
und einem Gehalt von 0,7 - 0,75 Gew. % C innerhalb der Grenzen von 20 - 50 Vol.% synthetischen
Kühlmittelzusatzes der erfindungsgemäßen Behandlung unterwerfen, wenn der Kühlmittelzusatz
mit steigendem Manoangehalt erhöht und mit steigendem Kohlenstoffgehalt verringert
wird. Innerhalb der vorgegebenen Grenzen an Kühlmittelzusatz und innerhalb der angegebenen
Bereiche für den Mangan- und den Kohlenstoffgehalt haben sich auf diese Weise gleichbleibende
Werte für die Verschleißfestigkeit erzielen lassen, wobei eine Vickers-Härte HV
30 im Schienenkopf zwischen 340 und 380 erzielt wurde. Zu diesem Zweck wird in vorteilhafter
Weise die Kühlbadtemperatur auf 40 - 60 °C, insbesondere 50 °C, gehalten, wobei das
Bad umgewälzt bzw. bewegt wird. Diese Maßnahmen erlauben eine gleichmäßige Temperaturbehandlung
und damit über den gesamten Schienenkopf
querschnitt und die gesamte Oberfläche des Schienenkopfes gleichbleibende Ergebnisse.
[0009] Es ist auch möglich, die Verschleißeigenschaften der Schiene durch entsprechende
Legierungen des Schienenstahles, wie beispielsweise durch Verwendung einer Cr-Mn-Legierung,
zu verbessern. Dies bringt aber, abgesehen von den höheren Kosten eines solchen Stahles,
Nachteile in bezug auf die Schweißbarkeit der Schiene mit sich, da bei solchen Legierungen
auch nach einem Schweißvorgang eine langsame Abkühlung eingehalten werden muß, um
eine Martensitbildung zu verhindern.
[0010] Fig. 1 zeigt ein Diagramm und Fig. 2 zeigt einen Querschnitt durch einen Schienenkopf,
Fi
g. 3 zeigt ein Diagramm der Verschleißfestiqkeit in Abhängigkeit von der Vickers-Härte,
und Fig. 4 die Abhängigkeit der Verbesserung der Verschleißfestigkeit von Mangan-
und Kohlenstoffgehalt bei vorgegebenen Anteil des Kühlmittelzusatzes.
[0011] Bei der Darstellung nach Fig. ?, welche einen Schnitt durch einen Schienenkopf zeigt,
werden entlang der durch den Pfeil a angedeuteten sogenannten Härtespur auf der Schnittfläche
Proben in verschiedenen Abständen von der Oberfläche b des Schienenkopfes bestimmt.
[0012] In Fig. 1 ist die Vickers-Härte HV
30 auf der Ordinate aufgetragen. Auf der Abszisse sind die Abstände der Messungen von
der Oberfläche bzw. der Lauffläche b eines Schienenkopfes aufgetragen. Die Kurve c
zeigt eine Messung bei nach dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelten Schienen,
welche eine feinperlitische Struktur aufweisen. Es wurde eine Schiene aus einem Schienenstahl
mit einer Zusammensetzung von 0,72 % C, 0,30 % Si und 1,27 % Mn, Rest Eisen und unvermeidbare
Verunreinigungen, gewählt. Die Kurve d zeigt den Härteverlauf entlang der Härtespur
a bei einer Schiene ähnlicher Zusammensetzung, deren Kopf in heißem Wasser abgeschreckt
wurde. Der Vergleich der Kurven c und d zeigt, daß bei der erfindungsgemäßen Wärmebehandlung
die Werte der Vickers-Härte höher liegen als bei der Kurve d, wobei vor allem auch
die Härteabnahme in Abstand von der Oberfläche b des Schienenkopfes geringer ist.
Dies wird darauf zurückgeführt, daß die feinperlitische Gefügeausbildung gleichmäßiger
erfolgt.
[0013] Fig. 3 zeigt ein Diagramm, in welchem auf der Ordinate die Verschleißfestigkeit ß,
ausgedrückt in N/cm
2, aufgetragen ist. Auf der Abszisse ist die Vickers-Härte HV
30, gemessen im Schienenkopf-Randbereich, dargestellt. Die Kurve e zeigt den Verlauf
der Verschleißfestigkeit im Vergleich zur Vickers-Härte. Der Bereich e
1 ist der Bereich, in welchem die Verschleißfestigkeit und die Vickers-Härte bei nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren wärmebehandelten Schienen liegt. Die bekannten Werte,
welche durch bekannte Verfahren erzielt werden können, liegen beträchtlich unter dem
Bereich e
1. So zeigen die Bereiche e2, e3 und e
4 für verschiedene Schienenstahlqualitäten bisher erzielte Festiqkeitswerte, wobei
e3 und e
4 für verschiedene Regelschienenstahlgüten und e2 für einen Cr-Mn Schienenstahl gelten.
[0014] Bei der Darstellung in Fig. 4 ist auf der Ordinate der Mangangehalt in Gew.% beginnend
bei 1,1 Gew.% aufgetragen. Auf der Abszisse ist der Kohlenstoffgehalt in Gew.% beginnend
mit 0,65 Gew.% aufgetragen. Das in diesem Diagramm ein
ge-tragene Rechteck f begrenzt den Bereich der Stähle mit einem Kohlenstoffgehalt von
0,7 - 0,75 Gew. % und einem Mangan
ge-halt von 1,2 - 1,3 Gew. %. Bei Stählen mit einem mittleren Kohlenstoffgehalt und
einem mittleren Mangangehalt innerhalb dieses Bereiches hat es sich gezeigt, daß ein
Anteil von 30 Vol.% eines Polyglykols als Kühlmittelzusatz die besten Ergebnisse ergibt.
Gerade a entspricht hiebei einem Anteil von 30 Vol.% eines Polyglykols im Kühlmittel.
Mit zunehmenden Kohlenstoffgehalt muß der Anteil des Kühlmittelzusatzes zur Erzielung
gleicher Ergebnisse herabgesetzt werden, wenn der Mangangehalt gleich bleibt. Umgekehrt
muß bei gleichbleibendem Kohlenstoffgehalt und zunehmendem Mangangehalt der Anteil
des Kühlmittelzusatzes erhöht werden, um wiederum zu gleichen Ergebnissen zu gelangen,
wobei die Geraden h und i die untere bzw. die obere Grenze für den Anteil des Kühlmittelzusatzes,
nämlich 20 Vol. % und 50 Vol.%, wiedergibt. Bei Unterschreiten der Untergrenze von
20 Vol.% Kühlmittelzusatz bei den genannten Stählen würde sich eine zu hohe Abkühlgeschwindigkeit
ergeben, wodurch die Verzugsneigung im Schienenkopf in zu großem Maße zunimmt. Umgekehrt
hätte eine Überschreitung der Obergrenze von 50 Vol.% Kühlmittelzusatz für die Stähle
im angegebenen Bereich die Folge einer stärkeren Belagbildung. Diese Belagbildung
führt zu unregelmäßiger Konzentrationsverteilung des Kühlmittelzusatzes im Kühlmittel
und ein unkontrolliertes Absinken des Anteiles des Kühlmittelzusatzes hätte Unregelmäßigkeiten
im örtlichen Verlauf der Abkühlungsgeschwindigkeit zur Folge. Darüber hinaus würde
bei einer Verarmung des Kühlmittels an Kühlmittelzusatz der Bereich, bei welchem sich
die besten Werte für die Erhöhung der Verschleißfestigkeit ergeben, verlassen werden.
Aus diesem Diagramm ergibt sich für jeden einzelnen, der dem Rechteck f entsprechenden
Stähle jeweils ein Optimum für den Anteil des Kühlmittelzusatzes im Kühlmittel, mit
welchem besonders gute und gleichmäßige Ergebnisse im Bezug auf die Verschleißfestigkeit
der Schienenstähle erzielt werden. Bei diesen Versuchen wurde die Kühlmitteltemperatur
bei 50 °C konstant gehalten und das Bad in Bewegung gehalten. Die Tauchtiefe des Schienenkopfes
betrug jeweils 40 mm. Bei der jeweils optimalen Zusammensetzung des Kühlmittels wurde
ein feinperlitisches Gefüge im Schienenkopfrandbereich erzielt.
1. Verfahren zum Wärmebehandeln von Schienen durch Abschrecken der Schiene oder zumindest
des Schienenkopfes mittels eines Kühlmediums aus einer im Austenitgebiet liegenden
Temperatur auf eine Temperatur, bei welcher die Perlitumwandlung abgeschlossen ist,
zur Erzielung eines feinperlitischen Gefüges, dadurch gekennzeichnet, daß Schienen
aus einem Stahl, der 0,65 bis 0,85 % C, max. 0,80 % Si und 0,5 bis 2,5 % Mn, Rest
Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen, aufweist, in einem Kühlmedium behandelt
werden , das Wasser mit einem an sich bekannten synthetischen Kühlmittelzusatz, vorzugsweise
Polyglykol, in einer Menge von 20 bis 60 %, bezogen auf das gesamte Kühlmedium, enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schiene oder zumindest
der Schienenkopf in an sich bekannter Weise in das Kühlmedium getaucht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Wärmebehandlung
in an sich bekannter Weise aus der Walzhitze erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Kühlmittel
so zusammengesetzt ist, daß sich im Temperaturbereich zwischen 800 und 500 °C eine
Abkühlgeschwindigkeit von 0,2 bis 6 C/s einstellt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß für Stähle
mit einem Gehalt von 1,20 - 1,30 Gew.% Mn und einem Gehalt von 0,70 - 0,75 Gew.% C
innerhalb der Grenzen von 20 - 50 Vol.% synthetischen Kühlmittelzusatzes der Kühlmittelzusatz
mit steigendem Mangangehalt erhöht und mit steigendem Kohlenstoffgehalt verringert
wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlbadtemperatur
auf 40 - 60 °C insbesondere 50 °C gehalten wird und daß das Bad ungewälzt bzw. bewegt
wird.