[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen zahnärztlichen Patientenstuhl mit einem Stuhlunterteil
und einem einen Sitz und eine schwenkbar daran angelenkte Rückenlehne enthaltenden
Stuhloberteil, mit einer zwischen Stuhlunterteil und -oberteil angeordneten, als Geradführung
ausgebildeten Verschiebevorrichtung mittels der ein das Stuhloberteil tragender Sitzrahmen
längs des Stuhlunterteiles bewegbar ist, wobei Mittel vorgesehen sind, die bei Neigen
der Rückenlehne den Sitz einerseits in Längsrichtung des Stuhles relativ zum Stuhlunterteil
verschieben und andererseits mit Hilfe einer sich an einer Laufbahn aufstützenden
Ablaufrolle um eine Querachse kippen.
[0002] Bei einem solchen bekannten Stuhl (DE-PS 22 26 572) sind am Sitzrahmen zwei parallel
zueinander angeordnete Führungsstangen befestigt, auf denen durch einen Querträger
miteinander verbundene Hülsen als Gegenglieder verschiebbar gelagert sind. Die Hülsen
sind mittels Lager am Stuhlunterteil angelenkt, so daß der Sitz bei einer Längsbewegung
die eingangs erwähnte Kippbewegung ausführen kann. Ausgehend von einer einer Sitzposition
entsprechend aufgerichteten Rückenlehne wird bei einem Neigen der Rückenlehne das
gesamte Stuhloberteil nach vorne, also zum Fußende des Stuhles hin, bewegt. Gleichzeitig
wird das Fußende zur Rückenlehne hin leicht gekippt. Bei Wiederaufrichten der Rückenlehne
erfolgt eine umgekehrte Bewegung.
[0003] Die Zwangsführung des Stuhloberteiles im Sinne der geschilderten kombinierten Bewegung
erfolgt bei dem bekannten Stuhl mittels eines als Armlehne ausgebildeten starren Lenkers,
der einerseits mit der Rückenlehne und andererseits mit dem Stuhlunterteil gelenkig
verbunden ist.
[0004] Um der Forderung nach einer besseren Zugänglichkeit zum Patientenstuhl, insbesondere
beim Ein- und Aussteigen, nachzukommen, wurde schon vorgeschlagen, an der Ein-und
Ausstiegsseite des Stuhles die Armlehne wegzulassen bzw. diese wegschwenk-oder klappbar
auszubilden, und die andere Seite für die Zwangsführung vorzusehen. Eine solche einseitige
Anlenkung der Rückenlehne ist hinsichtlich der Kraftübertragung problematisch; will
man eine ausreichende Stabilität erzielen, ist unter anderem ein sehr aufwendiger
verwindungssteifer Tragrahmen für Sitz-und Rückenlehne vorzusehen.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen zahnärztlichen Patientenstuhl der
eingangs genannten Gattung dahingehend zu verbessern, daß die oben erläuterte kombinierte
Bewegung erzielt werden kann, ohne daß seitliche Armlehnen oder ähmliche, außen am
Stuhl angebrachte und den freien Zugang zum Stuhl störende Lenkgestänge vorzusehen
sind, dennoch aber eine ausreichende Stabilität ohne Anordnung eines besonders verwindungssteifen
Tragrahmens gegeben ist.
[0006] Zur Lösung der gestellten Aufgabe wird gemäß der Erfindung vorgeschlagen, daß das
Schwenklager für die Rückenlehne ortsfest am Sitzrahmen etwa im Bereich des Hüftgelenkes
einer im Stuhl sitzenden Person angeordnet ist, daß der Lagerteil., an dem die Rückenlehne
angeordnet ist, einen winkelsteif mit der Rückenlehne verbundenen, nach unten in den
Sitzrahmen mündenden Fortsatz aufweist, an dem eine Zug-/Druckstange angelenkt ist,
und daß am Sitzrahmen ein zwei Hebelarme aufweisender Rollenhebel angelenkt ist, an
dessen einem Arm die Zug-/Druckstange angelenkt ist und an dessen anderem Arm die
Laufrolle gelagert ist, welche sich auf der am Stuhlunterteil angeordneten und die
Kippbewegung des Sitzes bestimmende Laufbahn abstützt. Vorteilhafte Ausgestaltungen
und Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen enthalten.
[0007] Die erfindungsgemäße Konstruktion hat den Vorteil, daß, nachem das Schwenklager für
die Rückenlehne etwa im Bereich des Hüftgelenkes einer im Stuhl sitzenden Person liegt,
praktisch kein "Auszieheffekt" vorhanden ist, daß weiterhin die Rückenlehne praktisch
selbsttragend ist, demnach keinen verwindungssteifen Tragrahmen erfordert, und daß
beide Stuhlseiten außen frei sind von einem Lenk- oder Armlehnengestänge. Ein weiterer
Vorteil der erfindungsgemäßen Konstruktion ist darin zu sehen, daß die Rückenlehne
in Richtung Steilstellung keine mechanische Koppelung aufweist, demnach in jeder Neigungsphase
frei anhebbar ist und somit den geforderten Sicherheitsbestimmungen entspricht.
[0008] Die vorgeschlagene Konstruktion zur Führung des Stuhloberteiles hat außerdem den
Vorzug, daß keinerlei Gegengewichte im Bereich der Beinauflage vorzusehen sind, wie
dies bei bekannten Stühlen aus Sicherheitsgründen der Fall ist um evtl. Kippbewegungen
bei extremen Stuhlpositionen zu vermeiden.
[0009] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung näher
erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 einen zahnärztlichen Patientenstuhl in einer Seitenansicht,
Fig. 2 den Stuhl nach Fig. 1 in Frontansicht,
Fig. 3 den Stuhl in einer vereinfachten Darstellung im Bereich des Sitzes im Längsschnitt,
Fig. 4 den Stuhl in einer Draufsicht entlang der Schnittlinie III-III in Fig. 3.
[0010] Die Fig. 1 zeigt einen zahnärztlichen Patientenstuhl in einer Seitenansicht mit einem
aus Basisteil 1, einer nicht näher dargestellten Höhenverstellvorrichtung 2 sowie
einem Tragrahmen 3 bestehenden Stuhlunterteil und einem aus Sitz 4 und Rückenlehne
5 gebildeten Stuhloberteil. Sitz 4 und Rückenlehne 5 sind mittels Gelenk 6 miteinander
verbunden. Das Gelenk 6 ist beidseitig des Stuhles vorhanden (Fig. 2) und befindet
sich etwa im Bereich des Hüftgelenkes einer im Stuhl sitzenden Person.
[0011] Wie aus Fig. 3 und 4 deutlicher hervorgeht, bestehen die beiden Gelenke 6 jeweils
aus einem am Sitzrahmen 7 angeordneten Zapfen 8 und einem um diesen schwenkbaren Lagerteil
9. Am schwenkbaren Lagerteil 9 sind einerseits ein Befestigungsteil 10für die Rückenlehne
5 und andererseits ein nach unten in den Sitzrahmen 7 eintauchender Fortsatz 11 winkelsteif
befestigt. Am freien Ende des Fortsatzes 11 ist mittels Gelenk 12 eine Zug-/Druckstange
13 angelenkt, an deren freiem Ende mittels Gelenk 14 der eine Hebelarm 15 eines Rollenhebels
16 angelenkt ist. Der Rollenhebel 16 ist mittels Gelenk 17 am Sitzrahmen 7 ortsfest
gelagert; am zweiten Hebelarm 18 ist eine Rolle 19 gelagert, die sich auf einer am
Tragrahmen 3 des Stuhlunterteiles befestigten Laufbahn 20 abstützt. Die beiden Gelenke
14, 17 und die Rolle 19 bilden ein gleichschenkeliges Dreieck.Die Bemessung der Hebelarme
sowie die Anordnung des Lagerpunktes und die Neigung der konkav gewölbten Ebene der
Laufbahn 20 sind so getroffen, daß bei einem Neigen der Rückenlehne 5 der Sitz 4 in
der gewünschten Weise in Richtung des angegebenen Pfeiles im Bild nach rechts bewegt
wird und gleichzeitig die Beinauflage zur Rückenlehne hin leicht angehoben wird. Die
hierzu notwendige Führung wird anhand der Fig. 4 näher erläutert.
[0012] Am Sitzrahmen 7 sind zu beiden Seiten Führungsstangen 21, 22 angeordnet. Die hierzu
notwendigen Befestigungsblöcke sind mit 23 bezeichnet. Die Führungsstangen 21, 22
sind paarweise (21,21a; 22,22a) und hintereinander angeordnet. Auf den Führungsstangen
laufen Führungsbuchsen 24,24a; 25,25a, diese Führuhgsbuchsen 24,25 sind jeweils mittels
Gelenk 26 (FIG 3) in Halterungen 27 gelenkig am Tragrahmen 3, also am Stuhlunterteil
angelenkt.
[0013] Zur Verstellung des Stuhloberteiles ist in an sich bekannter Weise ein Spindelantrieb
30 vorgesehen mit einer Spindelmutter 31 und einer Gewindespindel 32. Der Spindelantrieb
30 ist mittels Lagerzapfen 33 und Halterungen 34 am Sitzrahmen 7 aufgehängt. Die Spindelmutter
31 ist ebenfalls mittels eines Gelenkes 35 und Halterungen 36 am Tragrahmen 3, also
am Stuhlunterteil, angelenkt. Ausgehend von der dargestellten Position wird bei eingeschaltetem
Antrieb 30 die Gewindespindel 32 längs der Spindelmutter 31 bewegt; infolge der Koppelung
des Antriebs mit dem Sitzrahmen 7 wird der Sitz 4 in Längsrichtung des Stuhles verstellt.
Die Führungsbuchsen 24,25 werden dabei längs der Führungsstangen 21,22 verstellt.
Während der Verstellbewegung läuft die Rolle 19 auf der schiefen Ebene der Laufbahn
20 ab. Durch das Eigengewicht der Rückenlehne wird die Rolle auf die Laufbahn 20 gedrückt.
In Verbindung mit der Darstellung nach Fig. 3 ist ersichtlich, daß mit dem nach Vornebewegen
des Sitzrahmens 7 und dem Abrollen der Rolle 19 auf der Laufbahn 20 der Rollenhebel
16 um die Gelenkachse 17 kippt, mit der Folge, daß über den Hebelarm 15 die Zug-/Druckstange
13 in Darstellungsebene nach rechts bewegt wird, Durch die Koppelung von Zug-/Druckstange
13 mit dem Fortsatz 11 und der winkelsteifen Verbindung dieses Fortsatzes mit dem
an der Rückenlehne 5 befestigten Befestigungsteil 10 wird die Rückenlehne nach hinten
geneigt.
[0014] Durch die unter einem Winkel von jeweils ca. 10° zur Horizontalen geneigten Führungsstangen
21,22 bzw. 21a, 22a wird die Sitz- und Beinauflage bei einem Nachvorneschieben leicht
angehoben. Der Neigungswinkel der Führungsstangen 21,22 bestimmt dabei den Grad des
Anhebens der Sitz- und Beinauflage.
[0015] Die Anordnung der Führungsstangen 21,22 ist vorteilhafterweise paarweise; denkbar
ist auch eine Ausführung mit lediglich einer paarweisen Anordnung der Stangen 21,
21a und nur einer Führungsstange im vorderen Bereich. Diese müßte aber dann mittig
angeordnet sein. Wegen der besseren Anordnung des Antriebsteiles 30 und einer besseren
Sicherung gegen Verkippen ist jedoch eine doppelte paarweise Anordnung der Führungsstangen
vorteilhafter.
1. Zahnärztlicher Patientenstuhl mit einem einen Tragrahmen (3) enthaltenden Stuhlunterteil
und einem einen Sitz (4) und eine schwenkbar daran ingelenkte Rückenlehne (5) enthaltenden
Stuhloberteil, mit einer zwischen Tragrahmen (3) und Stuhloberteil angeordneten, als
Geradführung ausgebildeten Verschierevorrichtung (21-25) mittels der ein das Stuhloberteil
tragender Sitzrahmen (7) längs des Stuhlunterteiles bewegbar ist, wobei Mittel vorgesehen
sind, die bei Neigen der Rückenlehne den Sitz einerseits in Längsrichtung des Stuhles
relativ zum Stuhlunterteil verschieden und andererseits mit Hilfe eines sich an einer
Laufbahn (20) abstützenden Rolle (19) um eine Querachse kippen dadurch gekennzeichnet
, daß ias Schwenklager (6) für die Rückenlehne (5) ortsfest am Sitzrahmen (7) etwa
im Bereich des Hüftgelenkes einer in Stuhl sitzenden Person angeordnet ist, daß der
Teil (9) des Lagers (6), an dem die Rückenlehne (5) angeordnet ist, einen winkelsteif
mit der Rückenlehne (5) verbundenen, nach unten in den Sitzrahmen (7) mündenden Fortsatz
(11) aufweist, an dem eine Zug-/Druckstange (13) angelenkt ist, und daß am Sitzrahmen
(7) ein zwei Hebelarme (15,18) aufweisender Rollenhebel (16) angelenkt ist, an ressen
einem Hebelarm (15) die Zug-/Druckstange (13) angelenkt ist und an dessen anderem
Arm (18) die Rolle (19) gelagert ist, welche sich auf des am Tragrahmen (3) des Stuhlunterteiles
angeordneten und die Kippbewegung des Sitzes bestimmenden Laufbahn (20) abstützt.
2. Patientenstuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Fortsatz (11),
die Zug-/Druckstange (13) und der Rollenhebel (16) zu beiden Seiten der Rückenlehne
(5) angeordnet sind.
3. Patientenstuhl nach Anspruch 1 oder 2, da- durch gekennzeichnet , daß der Rollenhebel
(16) mit den beiden Gelenken (14,17) und dem Lager der Rolle (19) ein vorzugsweise
gleichschenkeliges Dreieck bilden.
4. Patientenstuhl nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet , daß der Rollenhebel (16)
V-förmige Hebelarme (15,18) enthält, die an ihrem Schnittpunkt mittels Lager (17)
am Sitzrahmen (3) angelenkt sind.
5. Patientenstuhl nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet , daß die
Geradführung aus zwei hintereinander und unter einem stumpfen Winkel zueinander geneigt
angeordneten, am Sitzrahmen (7) gehalterten Längsführungsstangen (21,22) und diesen
zugeordneten, am Sitzrahmen (3) des Stuhlunterteiles gelenkig gehalterten Laufbuchsen
(24,25) gebildet ist.
6. Patientenstuhl nach Anspruch 5, dadurch ge- kennzeichnet, daß die beiden hintereinander
liegenden Führungsstangen (21,22) jeweils unter einem Winkel von 10° zur Horizontalen
geneigt angeordnet sind.
7. Patientenstuhl nach einem der Ansprüche 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet , daß
die Führungsstangen (21,22) paarweise angeordnet sind.