[0001] Bei Maschinen verschiedenster Art müssen oftmals elektrische Ströme zwischen gegeneinander
verdrehbaren Teilen übertragen werden. Meist werden dazu Schleifringübertrager verwendet,
d.h. Vorrichtungen,bei denen auf ringförmigen Schleifbahnen aus gut leitendem Material
Bürsten, insbesondere Kohlebürsten, gleiten. Diese Schleifringübertrager haben den
Nachteil, daß an den Bürsten, die aus weichem Material bestehen, ein hoher Verschleiß
auftritt. Um auch bei hoher Drehzahl geringen Verschleiß und damit eine lange Lebensdauer
zu erreichen, wurde bereits versucht, zur Stromübertragung Kugellager zu verwenden.
Dabei ergab sich jedoch, daß die Lagerluft kurzzeitige Unterbrechungen zur Folge hat,
so daß bei Meßströmen ein hohes Rauschen und bei stärkeren Strömen eine störende und
den Verschleiß erhöhende Funkenbildung entsteht.
[0002] Durch die Erfindung wird die Aufgabe gelöst, ein Kugellager so zu gestalten, daß
das Rauschen bei Meßströmen und die Funkenbildung bei stärkeren Strömen vermieden
wird. Während bei Radiallagern die störende Lagerluft unvermeidlich ist, ergab sich,
daß sich ein spiel- und störungsfreier Lauf erreichen läßt, wenn die den Strom übertragenden
Kugellager Axiallager sind. Insbesondere ergibt sich eine störungsfreie Stromübertragung,
wenn diese,den Strom übertragenden Axiallager unter einem konstanten einstellbaren
Druck stehen, insbesondere unter Federdruck. Dieser Druck kann abhängig von den Abmessungen
der Lager und der vorgesehenen maximalen Drehzahl eingestellt werden und sorgt für
den nötigen Kontaktdruck. Ein guter gleichmäßiger Kontakt wird erzielt, wenn gemäß
der weiteren Erfindung die Laufringe nicht den bei Kugellagern üblichen runden Einstich
aufweisen, sondern einen V-förmigen Einstich. Diese Form des Einstiches hat den Vorteil,
daß jede Kugel an zwei definierten Punkten im Ring aufliegt und dadurch eine verbesserte
Kontaktübertragung gewährleistet ist.
[0003] Zur Verbesserung der elektrischen Werte der Vorrichtung erwies es sich ferner als
zweckmäßig, statt der bei Kuggellagern üblichen Stahlteile Teile aus Nichteisen-Metallen
zu verwenden. Bei der Auswahl des geeigneten Materials sind drei Materialeigenschaften
wichtig, nämlich Elastizitätsmodul, Oberflächenhärte und Leitfähigkeit. Werkstoffe
mit hoher Leitfähigkeit, also geringem spezifischen Widerstand, sind in der Regel
weich und plastisch verformbar, während umgekehrt Werkstoffe mit hohem Elastizitätsmodul
und großer Härte meist einen hohen spezifischen Widerstand besitzen. Es mußte also
nach einem Kompromiß gesucht werden und es ergab sich, daß Silberlegierungen besonders
geeignet sind, da sie mit einer relativ hohen Leitfähigkeit, ein großes Elastizitätsmodul
und verhältnismäßig große Oberflächenhärte verbinden. Insbesondere geeignet sind Legierungen
des Silbers mit Kupfer oder Beryllium oder mit beiden Metallen. Als vorteilhaft hat
sich z.B. eine Materialpaarung von kalt verfestigtem 835-Silber mit Silberkugeln,
die mit 3% Kupfer gehärtet sind, erwiesen.
[0004] Eine weitere Möglichkeit, eine gute elektrische Leitfähigkeit, verbunden mit verhältnismäßig
großer Oberflächenhärte, zu erzielen, besteht darin, daß die Lagerschalen und die
Kugeln mit aus Nitriten bestehendem oder Nitrite enthaltendem Material beschichtet
sind. Hierdurch ergibt sich eine Verbesserung der Kontaktierung, insbesondere bei
steigender Drehzahl durch Fliehkräfte, welche auf die Kugel wirken.
[0005] Bei einer besonders vorteilhaften Ausführungsform weist die erfindungsgemäße Vorrichtung
mehrere stromübertragende Axiallager auf, die in axialer Richtung übereinander in
einem Gehäuse und koaxial zu einer gegenüber dem Gehäuse verdrehbaren Welle angeordnet
sind, wobei jeweils zwischen den einander zugewandten Lagerschalen zweier benachbarter
Axiallager Isolierringe eingesetzt sind, und zwar derart, daß abwechselnd jeweils
auf ein mit dem Gehäuse drehfest verbundenen Isolierring ein mit der Welle drehfest
verbundener Isolierring folgt. Hierbei ist es zweckmäßig, wenn die Isolierringe in
axialer Richtung verschiebbar in das Gehäuse eingesetzt sind und der Kontaktdruck
durch ein an einem Ende des Gehäuses angeordnetes für alle Axiallager gemeinsam wirksames
Federelement bewirkt wird. Bei dieser Ausführungsform sind infolge der besonderen
Anordnung der Isolierringe jeweils zwei rotierende Lagerschalen und zwei feststehende
Lagerschalen über einen Isolierring mechanisch miteinander verbunden. Diese Anordnung
erlaubt das Anbringen nahezu unbegrenzt vieler Übertragungswege. Durch das in axialer-Richtung
verschiebbare Einsetzen der Isolierringe in das Gehäuse wird ein quasi fliegender
Aufbau erreicht, was zur Folge hat, daß in axialer und radialer Richtung wirksame
Fertigungs- und Montagetoleranzen vernachlässigbar sind. Weiterhin wird bei diesem
Aufbau nur ein einziges Federelement benötigt, das einstellbar den Kontaktdruck für
alle Axiallager erzeugt. Die exakte Einstellmöglichkeit des Kontaktdruckes ermöglicht
einen Eingriff auf die Lebensdauer der rotierenden Teile. Diese Art des Aufbaus benötigt
auch keine festen Flansche, sondern nur eine stützende Kante und, da in tangentialer
Richtung nur geringe Kräfte auftreten, nur einfache Mitnehmer.
[0006] Es hat sich weiterhin als vorteilhaft erwiesen, wenn in jedem Axiallager ein aus
Kunststoffmaaterial bestehender Kugelhalter zur Halterung mehrerer Kugeln in festgelegten
Abständen angeordnet ist. Auf diese Weise ist es möglich, in jedem Axiallager mehrere
Kugeln unterzubringen, die verschleißfrei auf Abstand gehalten werden, wodurch der
zu übertragende Strom bei geringer Baugröße erhöht werden kann.
[0007] Ein Ausführungsbeispiel einer Stromübertragungsvorrichtung nach der Erfindung ist
in den Zeichnungen dargestellt.
[0008]
Fig. 1 zeigt einen Längsschnitt durch die Vorrichtung ,
Fig. 2 zeigt im vergrößertem Maßstäb die Axiallager.
[0009] In einem Gehäuse 12 ist die Welle 10 mittels der RadialKugellager 19, 20 drehbar
gelagert. Die Kugellager 19, 20 können beliebige bekannte Kugellager sein, die alle
zwischen dem Gehäuse 12 und der Welle 10 auftretenden Kräfte aufnehmen. In das Gehäuse
12 ist ein zweites Gehäuse 15 eingesetzt und mittels eines Flansches befestigt. In
dieses Gehäuse sind die Isolierringe 3 eingesetzt, die die Lagerschalen lb von Axiallagern
tragen. Auf die Welle 10 sind ebenfalls Isolierringe 2 aufgeschoben, die die anderen
Lagerschalen la der Axiallager tragen. Durch diese Anordnung sind die Isolierringe
3 drehfest mit dem Gehäuse 15 und die Isolierringe 2 drehfest mit der Welle 10 verbunden.
Zwischen diesen Lagerschalen la, lb befinden sich die Kugellager-Kugeln 25. In Fig.
2 ist ein Teil der Axiallager dargestellt, wobei ersichtlich ist, daß die Lagerschalen
la und lb V-förmige Einstiche 24 aufweisen. Die mit dem Gehäuse 15 verbundenen Lagerschalen
Ib sind mit den elektrischen Zuleitungen 8 und die mit der Welle 10 verbundenen Lagerschalen
la mit den Zuleitungen 9 verbunden. Werden, wie in Fig. 1 dargestellt, sechs Axiallager
verwendet, die voneinander durch die Isolierringe 2, 3 getrennt sind, so können sechs
Ströme unabhängig voneinander übertragen werden. Wie aus Fig. 1 ersichtlich, sind
die Isolierringe 3 und 2 abwechselnd in das Gehäuse 15 eingesetzt. Dieser Aufbau erlaubt
es, durch Aneinanderreihen einer großen Anzahl von Axiallagern eine beinahe unbegrenzte
Anzahl von Übertragungswegen vorzusehen. Wichtig für eine gute Übertragung, d.h. für
gleichmäßige Kontakte, die bei Meßströmen kein Rauschen und bei starken Strömen keine
Funkenbildung verursachen, ist ein gleichmäßiger Lagerdruck, der nicht zu gering sein-darf,
damit guter Kontakt gewährleistet ist, aber auch nicht zu hoch sein darf, damit die
Lagerschalen und Kugeln nicht deformiert oder abgenutzt werden, wodurch die Kontaktgabe
wieder mit der Zeit verschlechtert würde. Dieser gleichmäßige Lagerdruck wird dadurch
gewährleistet. daß an einem Ende Tellerfedern 22 vorgesehen sind, deren Druck durch
die Scheibe 6 auf die zusammen mit den Isolierringen 2, 3 in axialer Richtung verschiebbaren
Axiallager übertragen wird, auf die aber sonst keine Kräfte einwirken. Durch die Isolierringe
2, 3 und durch zusätzliche Isolierscheiben 4 sind die Axiallager gegen die übrigen
Metallteile der Vorrichtung elektrisch isoliert. Eine Mutter 26 dient zur Einstellung
des Druckes, den die Federn 22 auf die Axiallager ausüben.
[0010] Zur Erleichterung des Zusammenbaues und zur Gewährleistung eines ruhigen Laufes können
in an sich bekannter Weise Kugelhalter 27 vorgesehen sein, die jedoch zum Unterschied
von den üblichen Kugelhaltern nicht aus Metall, sondern aus Kunststoff bestehen. Durch
diese Kugelhalter können die Kugeln 25 verschleißfrei auf Abstand gehalten werden.
Es ist dadurch möglich, mehrere Kugeln unterzubringen, wodurch der zu übertragende
Strom bei geringer Baugröße erhöht wwerden kann. Durch die Differenz der Umfangsgeschwindigkeiten
von innerer und äußerer Laufspur an den V-förmigen Einstichen tritt eine 6 Selbstreinigung
der Berührungsflächen zwischen Kugeln und Lagerschalen auf, während sich Verunreinigungen,
die die Kontaktgabe beeinträchtigen würden, in der nicht als Kontaktfläche dienenden
Talsole der V-förmigen Einstiche ablagern können.
1. Vorrichtung zur Übertragung elektrischer Ströme zwischen gegeneinander verdrehbaren
Teilen mit Kugellagern, dadurch gekennzeichnet, daß die den Strom übertragenden Kugellager
Axiallager (la,lb, 25) sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Axiallager unter einem
konstanten einstellbaren Druck stehen.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Lagerdruck durch Federn
(22) erzeugt wird.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Lagerschalen
(la, lb) der Axiallager einen V-förmigen Einstich (24) aufweisen.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Lagerschalen
(la, lb) und die Kugeln (25) aus Silberlegierungen bestehen.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Lagerschalen (la,
lb) und die Kugeln (25) aus Legierungen des Silbers mit Kupfer und/oder Beryllium
bestehen.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Lagerschalen
(la, lb) und die Kugeln (25) mit aus Nitriten bestehendem oder Nitrite enhaltendem
Material beschichtet sind.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß sie mehrere
stromübertragende Axiallager aufweist, die in axialer Richtung übereinander in einem
Gehäuse (15) und koaxial zu einer gegenüber dem Gehäuse (15) verdrehbaren Welle (10)
angeordnet sind, wobei jeweils zwischen den einander zugewandten Lagerschalen (la-la,
lb-lb) zweier benachbarter Axiallager Isolierringe (3,2) eingesetzt sind, und zwar
derart, daß abwechselnd jeweils auf einen mit dem Gehäuse (15) drehfest verbundenen
Isolierring (3) ein mit der Welle (10) drehfest verbundener Isolierring (2) folgt.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Isolierringe (2, 3)
in axialer Richtung verschiebbar in das Gehäuse (10) eingesetzt sind und der Kontaktdruck
durch ein an einem Ende des Gehäuses (10) angeordnetes für alle Axiallager gemeinssam
wirksames Federelement (22) bewirkt wird.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß in jedem
Axiallager ein aus Kunststoffmaterial bestehender Kugelhalter (27) zur Halterung mehrerer
Kugeln (25) in festgelegten Abständen angeordnet ist.