[0001] Die Erfindung betrifft ein wärmeflusshemmendes Fenster mit mindestens zweifacher
Verglasung, deren Scheiben im Abstand voneinander angeordnet sind, wobei der Innenraum
zwischen den Scheiben luft- und wasserdampfdicht gegen die Umgebung abgeschlossen
ist und für einen Druckausgleich über einen Trocknungsmittel enthaltenden Hohlraum
mit der Umgebung in Verbindung steht.
[0002] Zwei- oder Mehrfach-Verglasungen für Fenster, bei denen der Luftzwischenraum bzw.
die Summe der Luftzwischenräume mehr als ca. 30 mm betragen, können im allgemeinen
nicht mehr als gasdichte Isolationsfenster ausgeführt werden, da sich infolge Temperatur-
und/oder Barometerdruck- änderungen im Scheibenzwischenraum ein zu grosser Ueber-oder
Unterdruck ergäbe. Offene Systeme, bei denen eine unkontrollierte Verbindung zwischen
Umgebungsluft und Scheibenzwischenraum besteht, neigen zur Beschlagbildung an den
Glasoberflächen des Scheibenzwischenraumes, da an diesen Flächen sich sowohl kondensierter
Wasserdampf als auch staub- und gasförmige Beimengungen der Umgebungsluft niederschlagen
können; bei sdchen Systemen sind daher periodische Reinigungen im Zwischenraum zwischen
den Glasscheiben notwendig. Diese Reinigungen sind vom Aufwand her unerwünscht und
bei Anordnung empfindlicher, selektiv reflektierender Schichten wegen der Gefahr von
Beschädigungen nicht mehr zulässig. Ebenso ist durch die Schadstoffbeimengungen der
Luft eine Zerstörung der selektiv reflektierenden Schichten möglich.
[0003] Eine grundsätzliche Möglichkeit, diese Schwierigkeit bei offenen Systemen zu überwinden,
besteht in einem Druckausgleich zur Umgebungsluft durch eine kontrollierte Verbindung.
In dieser Verbindung ist dafür zu sorgen, dass Staub- und Schadstoffe aus der Umgebung
vom Scheibenzwischenraum ferngehalten und vor allem das Eindringen von Feuchtigkeit
in den Zwischenraum soweit wie möglich vermieden werden. Es ist daher bekannt - z.B.
CH-PS 475 467 -, die "Atem"-Oeffnungen derartiger Fenster mit Trockenmitteln, beispielsweise
Silicagel oder Molekularsieben (Zeolithen) zu füllen.
[0004] Die Praxis hat gezeigt, dass mit den bisherigen Konstruktionen vor allem eine ausreichende
Wasserdampffreiheit im Fensterinnenraum zwischen den Scheiben nicht erreichbar ist.
Der Wasserdampf gelangt dabei im wesentlichen auf drei verschiedenen Wegen in den
Scheibenzwischenraum: Der erste Weg ist die ständige Diffusion von Feuchtigkeit durch
die Glasrandverbindung; durch Anwendung der von der Isolierglasfertigung her bekannten
Versiegelungstechnik kann dieser Anteil vernachlässigbar klein gehalten werden. Der
zweite Weg sind Atem- oder Pumpvorgänge der Scheiben aufgrund mechanischer und/oder
thermischer Belastungsschwankungen wie z.B. Windbelastungen oder Temperatur- und Barometerstandsänderungen.
Ständige Diffusion von Wasserdampf durch die Druckausgleichsöffnungen in das Trockenmittel
und - wenn dieses feuchtigkeitsgesättigt ist - in den Scheibenzwischenraum, ist der
dritte Weg, auf dem Feuchtigkeit in den Fensterinnenraum eindringen kann.
[0005] Bei den bisherigen Konstruktionen wird ein Eindringen von Wasserdampf in den Scheibenzwischenraum
aufgrund der beiden zuletzt genannten Mechanismen nicht in ausreichendem Masse verhindert,
bzw. führt zu untragbar kurzen Standzeiten des Trockenmittels, nach denen dieses regeneriert
oder ausgewechselt werden muss.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, diesen Nachteil bisheriger Fensterkonstruktionen zu
beseitigen und die Standzeit des Trockenmittels in den "Atem"-Oeffnungen derartiger
Fenster zu verlängern. Nach der Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass
der Trocknungskammer, die sich in Strömungsrichtung der Luft mindestens über eine
Teillänge des Fensters erstreckt, eine sich in Strömungsrichtung ebenfalls mindestens
über eine Teillänge des Fensterumfangs erstreckende Vorkammer vorgelagert ist.
[0007] Die Luftsäule in der Vorkammer erhöht zum einen den Diffusionswiderstand für Wasserdampf
beträchtlich - wofür es vorteilhaft ist, wenn der Querschnitt der Vorkammer klein
ist gegenüber ihrer Länge, insbesondere wenn das Verhältnis von Querschnitt zu Länge
der Vorkammer etwa 10
-4 m oder weniger beträgt -; zum anderen tritt bei kurzzeitigen, z.B. durch Windböen
verursachten Pumpstössen auf die Scheiben die trockene Luft aus dem Innenraum bzw.
dem Trockenmittel nicht direkt in die Umgebung aus, sondern bleibt zumindest weitgehend
in der Vorkammer eingeschlossen und erhalten. Sie kann bei einer nachfolgenden Gegenbewegung
wieder in das Trockenmittel bzw. den Scheibenzwischenraum einfliessen, ohne dass ihr
ins Gewicht fallend feuchte Umgebungsluft beigemischt worden ist. Um das "Puffervolumen"
an trockener Luft zu vergrössern, kann es weiterhin nützlich sein, wenn in der Vorkammer
über ihre Länge verteilt, Teilräume erweiterten Querschnittes vorgesehen sind.
[0008] Als geeignete Trockenmittel, die gleichzeitig noch als Staubfilter und/oder als Filter
für gasförmige Schadstoffe - wie beispielsweise Schwefeldioxid, Schwefelwasserstoff,
Stickoxide, Ozon, Ammoniak, Chlorwasserstoff u.a. dienen können - haben sich z.B.
erwiesen Silicagel und/oder Molekularsiebe (Zeolithe), allein oder in Verbindung mit
Aktivkohle, Ton- oder Porzellangranulate sowie Glas- bzw. Mineralfasergeweben.
[0009] Um kurzperiodische Pumpvorgänge, z.B. infolge von Windböen, soweit wie möglich zu
unterdrücken, sollte der Gesamtströmungswiderstand der Trocknungs- und der Vorkammer
so gross wie möglich sein; um eine Zerstörung des Fensters zu verhindern, ist es jedoch
erforderlich, ihn nicht zu gross werden zu lassen. Er wird daher so klein wie aufgrund
der mechanischen Festigkeit des Fensters notwendig bemessen: Die obere Grenze des
Strömungswiderstandes ist dabei durch die aus der Erfahrung stammende Forderung gegeben,
dass der temperaturbedingte Austausch von etwa 10 % des zwischen den Glasscheiben
eingeschlossenen Luftvolumens innerhalb einer Stunde keine grössere Druckdifferenz
als 600 Pa erfordern darf. Diese Druckdifferenz entspricht der bei der Auslegung der
Fenster zu berücksichtigenden minimalen Windlast.
[0010] Trocknungs- und Vorkammer lassen sich konstruktiv vorteil- 'haft unterbringen, wenn
sie über den ganzen Umfang des Fensters verlaufen oder - bei rechteckigen oder quadratischen
Fenstern - sich über mindestens eine Seitenlänge erstrecken.
[0011] Ist im Innenraum zwischen den Scheiben mindestens eine der Oberflächen mit einer
reflektierenden, korrosionsanfälligen Schicht, z.B. aus Silber, Kupfer oder einem
Metalloxid, versehen, so ist es weiterhin für die Erhaltung derartiger Schichten von
Nutzen, wenn in der Trocknungskammer der oder die korrosionsanfälligen Stoffe der
Beschichtung in verteilter Form vorhanden sind. Diese Verteilung der Schichtmaterialien
im Trockenmittel kann dabei z.B. durch Imprägnieren des Trockenmittels mit aus Salzlösungen
ausgefälltem kolloidalem Silber oder Kupfer erreicht werden.
[0012] Im folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen im Zusammenhang
mit der Zeichnung näher erläutert.
Fig. 1 zeigt den rein schematischen Aufbau eines erfindungsgemäss ausgebildeten Fensters
in einer Aufsicht auf die Fensterfläche, während
Fig. 2 in gleicher Darstellung eine konstruktiv weiter durchgebildete Ausführungsform
wiedergibt.
[0013] Fig. 3 ist, wiederum schematisch, eine weitere Variante der Erfindung. Der von einem
nicht dargestellten Rahmen umschlossene Zwischenraum 1 zwischen den ebenfalls nicht
gezeigten Scheiben ist längs des ganzen Umfangs mit Hilfe einer Versiegelung 2 aus
Polysulfid und/oder Polyisobutyl möglichst weitgehend luft- und wasserdampfdicht verschlossen.
Um den erwähnten Druckausgleich oder das "Atmen" des Fensters zu ermöglichen, besteht
eine Strömungsverbindung zwischen der Umgebung und dem Scheibenzwischenraum 1; diese
Verbindung umfasst zunächst eine mit Trockenmittel 5 gefüllte Trocknungskammer 3,
die dem Scheibenzwischenraum 1 unmittelbar vorgelagert und mit diesem über Durchtrittsöffnungen
4 verbunden ist. An ihrem stromaufwärtigen Ende geht die über eine Längsseite des
Fensters verlaufende Trocknungskammer 3 über in eine Vorkammer 6, die sich ebenfalls
längs einer Seite des Fensters erstreckt und über Eintrittsöffnungen 7 mit der umgebenden
Atmosphäre in Kontakt steht. Wie in Fig. 1 angedeutet, beträgt der Querschnitt der
Trocknungskammer 3 ein mehrfaches desjenigen Vorkammer 6. Sein Absolutwert liegt beispielsweise
zwischen 5 - 1
0 cm
2.
[0014] Im Beispiel nach Fig. 2 sind die nicht dargestellten Scheiben getragen durch einen
Rahmen 10, der den Innenraum 11 zwischen den Scheiben nach aussen abschliesst, wobei
durch eine nicht gezeigte Versiegelung dieser Abschluss soweit wie möglich gas- und
wasserdampfdicht ausgeführt ist. In den Profilhohlräumen des Rahmens 10 sind eine
mit Trockenmittel 15 gefüllte Trocknungskammer 13 und eine Vorkammer 16 vorgesehen;
die beiden Kammern 13 und 16 verlaufen entlang des ganzen Umfangs des Fensters. Dabei
steht die Vorkammer 16 an ihrem äusseren Ende über eine Oeffnung 17 mit der Aussenluft
in Verbindung, während zwischen beiden Kammern Durchtrittsöffnungen 18 vorgesehen
sind, und schliesslich Bohrungen 19 von der Kammer 13 in den Scheibenzwischenraum
11 führen. Weiterhin sind in den Ecken der Trocknungskammer 13 durch Stopfen 20 verschlossene
Oeffnungen vorhanden, die zum Einfüllen und zum gegebenenfalls notwendigen Austausch
des Trockenmittels 15 dienen.
[0015] Wie bereits erwähnt, ist der Strömungswiderstand in den Kammern 13 und 16 zwischen
den Oeffnungen 17 und 19 nur gerade soweit erniedrigt wie aus mechanischen Gründen
erforderlich, wobei der wesentlichen Anteil durch die mit Trockenmittel gefüllte Trocknungskammer
13 gegeben ist. Ebenso wird der Diffusionswiderstand für Wasserdampf besonders in
der Vorkammer 16 möglichst gross gemacht, indem diese Kammer in Strömungsrichtung
möglichst lang gestreckt ist, während ihr Querschnitt so gering wie möglich gehalten
wird. So beträgt ihre Länge in Strömungsrichtung beispielsweise im allgemeinen mindestens
einige dm, ihr Querschnitt jedoch nur wenige mm
2, so dass das Verhältnis des Querschnitts zur Länge, das den Diffusionswiderstand
bestimmt, etwa 10
-4m oder weniger beträgt; im vorliegenden Beispiel nach Fig. 2 wäre eine typische Länge
der Vorkammer ca 4m und ihr Querschnitt ca. 1 cm . Bei der in Fig. 3 gezeigten Variante
erstrecken sich zwei Trocknungskammern 3 und parallel dazu zwei Vorkammern 6 über
die Fensterhöhe zu beiden Seiten des Scheibenzwischenraumes 1. Das Gesamtvolumen der
Vorkammer 6 ist dabei als Puffervolumen ausgebildet; ein solches stellen die Vorkammern
6 dann dar, wenn ihr Gesamtvolumen pro m
3 Scheiben- bzw. Fensterfläche mindestens 100 cm
3 beträgt. Ein grosser Diffusionswiderstand für Wasserdampf wird bei diesem Beispiel
vor allem durch relativ enge Eintrittsöffnungen 7 zur umgebenden Atmosphäre hin gewährleistet.
Es sind bei der gezeigten Ausführungsform für jede Vorkammer 6 zwei Eintrittsöffnungen
7 vorgesehen, deren Durchmesser beispielsweise 1 - 2 mm beträgt.
[0016] Das Puffervolumen der Vorkammern 6 hat den Zweck, bei den relativ hochfrequenten
Schwingungen des Fensters infolge von wechselnden Windbelastungen die Verluste an
trockener Luft möglichst gering zu halten; auch dafür sind die diffusionshemmenden
engen Eintrittsöffnungen vorteilhaft, weil sie einen erhöhten Widerstand beim "Ausatmen"
bilden und so eine leichte Verdichtung der trockenen Luft vor den Oeffnungen 7 bewirken.
[0017] Die Trocknungskammern 3 sind unten mit je einer verschlossenen Entleer- und oben
mit je einer verschlossenen Einfüllöffnung 8 bzw. 9 versehen, wodurch der Austausch
verbrauchten Trockenmittels 5 beträchtlich vereinfacht wird.
1. Wärmeflusshemmendes Fenster mit mindestens zweifacher Verglasung, deren Scheiben
im Abstand zueinander angeordnet sind, wobei der Innenraum zwischen den Scheiben luft-
und wasserdampfdicht gegen die Umgebung abgeschlossen ist und für einen Druckausgleich
über einen Trocknungsmittel enthaltenden Hohlraum mit der Umgebung in Verbindung steht,
dadurch gekennzeichnet, dass der Trocknungskammer (3, 13), die sich in Strömungsrichtung
der Luft mindestens über eine Teillänge des Fensters erstreckt, eine sich in Strömungsrichtung
ebenfalls mindestens über eine Teillänge des Fensterumfangs erstreckende Vorkammer
(6, 16) vorgelagert ist.
2. Fenster nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Querschnitt der Vorkammer
(6, 16) klein ist gegenüber ihrer Länge.
3. Fenster nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis von Querschnitt
zu Länge der Vorkammer (6, 16) höchstens 2.10 4 m ist.
4. Fenster rechteckiger oder quadratischer Form, nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass sich die Vorkammer (6, 16) und/oder die Trocknungskammer (3, 13) vor den Durchtrittsöffnungen
(18 bzw. 4, 19) in die Trocknungskammer (13) bzw. den Innenraum (1, 11) mindestens
nahezu über eine Seitenlänge erstrecken.
5. Fenster nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sich die Trocknungskammer
(3, 13) und/oder die Vorkammer (6, 16) über den ganzen Umfang des Fensters erstrecken.
6. Fenster nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Trocknungskammer (3.
13) gleichzeitig als gasförmige Schadstoffe absorbierendes Staubfilter ausgebildet
ist.
7. Fenster nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Trocknungskammer (3,
13) mit Mitteln (20) zum Auswechseln des Trockenmittels (5, 15) ausgerüstet ist.
8. Fenster nach Anspruch 1, wobei mindestens eine der Oberflächen im Innenraum (1)
zwischen den Scheiben mit einer korrosionsanfälligen reflektierenden Schicht versehen
ist, dadurch gekennzeichnet, dass in der Trocknungskammer (3 , 13) der oder die korrosionsanfälligen
Stoffe der Beschichtung in verteilter Form vorhanden sind.
9. Fenster nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorkammer (6) mindestens
ein Pufferpolumen enthält, das mindestens in Richtung zur freien Atmosphäre durch
diffusionshemmende Eintrittsöffnungen engen Querschnitts abgeschlossen ist.
10. Fenster nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Puffervolumen der Vorkammern
(6) pro m 2 Scheiben-oder Fensterfläche mindestens 100 cm3 beträgt.