[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von unlegiertem oder legiertem
Stahl, Stahlvorschmelzen, Nichteisenmetallen oder Nichteisenlegierungen durch Schmelzreduktion
von Erz oder Erzgemischen mit Hilfe von Kohle und/oaer Prozeßgas in einem Reaktionsgeiäß,
wie einem Konverter oder Schachtofen.
[0002] Schmelzreduktionsverfahren bieten die Möglichkeit, feinkörnige Erze als Einsatzstoffe
ohne aufwendige Vorbereitung zu nutzen. Durch die hohe Energiekonzentration und die
günstigen Stofftransportbedingungen in den flüssigen Phasen ist die volumenspezifische
Reaktionsgeschwindigkeit wesentlich größer als bei konventionellen Reduktionsverfahren.
[0003] Schmelzreduktion von Metallerzen zur Erzeugung insbesondere von Roheisen oder Stahl
wird in vielfältiger Weise durchgeführt, wobei unterschiedliche Gefäße, wie Schacht-
oder Hochofen, Elektroofen oder Konverter verwendet werden. Eine Übersicht über die
bisher angewendeten Verfahrenstechniken der Schmelzreduktion haben R. Thielmann und
R. Steffen in der Zeitschrift "Stahl und Eisen" 101 (1981), Seiten 71 bis 81 gegeben.
Prinzipiell erfolgt die Schmelzreduktion in der Weise, daß in abgestimmten Mengen
Erz und Kohle von oben in das Reaktionsgefäß chargiert werden und Prozeßgas, meist
Luft oder Sauerstoff, eingeblasen wird. Dabei ist es zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit
der Verfahrensweise meist erforderlich, das Erz vorzureduzieren. Durch getrennte Öffnungen
wird das schmelzflüssige Metall oder die Metallegierung und die auf dem Metallschmelzbad
schwimmende flüssige Schlacke aus dem Reaktionsgefäß abgezogen (abgestochen).
[0004] Als nachteilig wird bei den bekannten Schmelzreduktionsverfahren empfunden, daß sie
nicht einstufig durchgeführt werden können, sondern entweder für die Abgasaufbereitung
oder die Erzvorbereitung zusätzliche Verfahrensstufen, Energie und Anlagen bedingen.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Schmelzreduktionsverfahren für
Metallerze oder -oxyde anzugeben, bei dem in-einstufiger Arbeitsweise der gesamte
Energieinhalt des verwendeten Reduktionsmittels ausgenutzt und damit auf zusätzliche
Maßnahmen, wie Abgasreinigung oder Erzvorreduktion, verzichtet werden kann.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß das im Anspruch 1 gekennzeichnete
Verfahren vorgeschlagen.
[0007] Die eriindungsgemäße Verfahrensweise sieht eine Reihe von Maßnahmen vor, die erst
im Zusammenwirken die gestellte Aufgabe lösen. So ist es ein wesentlicher Gesichtspunkt
des erfindungsgemäßen Verfahrens, daß die zur Reduktion benötigte Kohle ausschließlich
von außen in die flüssige Erzsäule' eingebracht wird, damit das gebildete CO
2 nicht durch Kontakt mit Kohlenstoff in der Flüssigerzsäule wieder zu CO reagiert,
was dann eine Abgasbehandlung und -verwertung erforderlich machen-würde. Dies ist
auch der Gesichtspunkt, der das erfindungsgemäße Verfahren wesentlich von den bekannten
Schmelzreduktionsverfahren unterscheidet. Bei den bekannten Verfahren wird nämlich
Erz in Mischung mit Kohle chargiert. Das erfindungsgemäße Verfahren erfordert sowohl
bei chargenweisem als auch bei kontinuierlichem Betrieb eine zeitlich abgestimmte
Zugabe von Erz, Kohlenstoff und Sauerstoff entsprechend der Stöchiometrie, der Reaktionsgeschwindigkeit
und des spezifischen Wärmebedarfs.
[0008] Von wesentlicher Bedeutung bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist ferner, wie bzw.
wo die Kohle in die Flüssigerzsäule eingebracht wird. Die Kohle muß an einer so hoch
über dem Spiegel des sich im Boden des Reaktionsgefäßes ansammelnden schmelzflüssigen
Metalls liegenden Stelle eingebracht werden, daß einerseits das Metall möglichst kohlenstoffarm
in das Metallschmelzbad gelangt und andererseits kein Kohlenstoff in die Metallschmelze
eingebracht wird. Hierdurch wird der Aufwand für eine zusätzliche Frischbehandlung
vermieden bzw. vermindert.
[0009] Eine weitere Maßnahme von besonderer Bedeutung ist die Wahl der Höhe der Flüssigerzsäule.
Diese muß erfindungsgemäß so bemessen werden, daß gebildetes CO beim Aufsteigen durch
die Flüssigerzsäule in dem Reaktionsgefäß vollständig zu C0
2 ausreagiert.
[0010] Das erfindungsgemäße Verfahren führt zu folgenden Vorteilen:
- Der Energieinhalt des Reduktionsmittels wird bis auf die fühlbare Wärme nahezu vollständig
ausgenutzt,
- der Einsatz von preiswertem Reduktionsmittel, wie Feinkohle, ist möglich,
- die Schmelzreduktion läßt sich einstufig ausführen, d. h., es werden zusätzliche
Maßnahmen, wie Abgasreinigung, Erzvorreduktion oder Frischen der Metallschmelze, vermieden,
- infolge der Einstufigkeit der Arbeitsweise sind auch Energieaufwand und -verluste
niedriger,
- durch entsprechende Bemessung der Erzmischung können unmittelbar Metallegierungen
vorbestimmter Zusammensetzung erzeugt werden,
- dabei ergibt sich die Möglichkeit, hochschmelzende Oxyde, z. B. Chromoxyd, auch
in fester Form bei Bildung einer Suspension in einer flüssigen Schlackenschmelze bei
einer Temperatur von 1600 bis 18000C sehr schnell zu reduzieren, was sonst bei Direktreduktion im festen Zustand wegen
des Sinterns der Beschickung nicht erreichbar ist,
- Möglichkeit der ausschließlichen Verwendung von Primärenergie zur Reduktion.
[0011] Grundsätzlich ist es aber auch möglich, einen Teil der Prozeß- und Verlustwärme oder
die gesamte Menge durch andere Energiequellen als die Verbrennung des in die Flüssigerzsäule
eingebrachten Kohlenstoffs zu erzeugen. Es wird aber bevorzugt, Kohle zur Reduktion
und zur Erzeugung der benötigten Wärme einzubringen, am besten durch Einblasen.
[0012] Kohle und auch Sauerstoff können in mehreren Höhen, am besten entsprechend dem örtlichen
Bedarf zugeführt werden.
[0013] In der Zeichnung ist schematisch ein Schachtofen als Reaktionsgefäß dargestellt.
Die Gleichungen der darin ablaufenden Reaktionen sind für Eisen als Beispiel angegeben.
1. Verfahren zur Herstellung von Metallen oder Metallegierungen durch Schmelzreduktion
von Erz oder Erzgemischen mit Hilfe von Kohle und/oder Prozeßgas in einem Reaktionsgefäß,
wie einem Konverter oder Schachtofen, dadurch gekennzeichnet, daß die zur Reduktion
des Erzes benötigte Kohle bzw. das Reduktionsgas mit Sauerstoff in eine im Reaktionsgefäß
erzeugte flüssige Erzsäule eingebracht wird und zwar in einer solchen Höhe oberhalb-des
sich im Reaktionsgefäß bildenden Metallschmelzbades, daß die reduzierten nach unten
absinkenden Metalltropfen kohlenstoffarm in das Metallschmelzbad gelangen, wobei das
Erz bis zu einer solchen Höhe im Re.aktionsgefäß oberhalb der Einbringstelle für Kohlenstoff
und Sauerstoff verflüssigt wird, daß Kohlenstoff nur vollständig oxidiert, d. h. als
C02 aus dem Reaktionsgefäß entweicht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Kohle Feinkohle, Sauerstoff
in Form von technischem Sauerstoffgas und Erz in Form von Feinerz kontinuierlich oder
in Teilmengen in das Reaktionsgefäß eingebracht werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß Kohle und Sauerstoff
in die Flüssigerzsäule eingeblasen werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß in Mischung
Eisenerz, Chromerz und Erze oder Oxyde anderer Legierungselemente gemeinsam verflüssigt
oder zumindest teilweise unter Bildung einer Suspension verflüssigt werden, wobei
die Mischung derart eingestellt wird, daß die gewünschte Zusammensetzung des fertig
legierten Stahls oder einer Stahlvorschmelze erzielt wird.