[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Beschichten von über eine Stützwalze
laufenden Materialbahnen mit regelbarer Auftragsstärke, bei der das Beschichtungsmedium
mit Hilfe einer sich über die Breite der Materialbahn erstreckenden Schlitzdüse mit
in der Breite einstellbarem Vordosierspalt, an den eine Dosierlippe und eine Rücklauflippe
derart angeschlossen sind, daß eine sich über die Breite der Materialbahn erstreckende
Dosierkammer gebildet ist, auf die Materialbahn aufgebracht wird.
[0002] Eine derartige Vorrichtung ist beispielsweise aus der DE-PS 23 59 413 bekannt. Mit
dieser bekannten Vorrichtung wird ein Überschußauftrag durch einen starr justierbaren
Dosierspalt im Bereich der Dosierlippe erzielt. Der Dosierspalt muß sehr fein justiert
werden, wobei jeweils eine Anpassung an die Bahngeschwindigkeit und die Rheologie
des Beschichtungsmediums erforderlich ist.
[0003] Bei einer anderen bekannten Vorrichtung wird eine Schlitzdüse im Abstand zur Warenbahn
angeordnet und das Beschichtungsmedium von unten gegen die Materialbahn gespritzt,
ohnebereits feindosiert. werden zu können. Viskosität und Feststoffgehalt des Beschichtungsmediums
sind hier begrenzt. Die Feineinstellung des Schlitzes der Schlitzdüse ist kompliziert.
Weiter ergibt sich immer eine ungleichmäßige Oberfläche des Auftrags.
[0004] Bei beiden bekannten Vorrichtungen wird die Feindosierung bahnaufwärts durch eine
getrennte Rakeleinrichtung vorgenommen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung der eingangs beschriebenen
Art zu schaffen, welche eine feinfühlige Änderung des Auftragsgewichts bei höchster
Qualität der Beschichtung mit einfachen Mitteln ermöglicht.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß
a) die Dosierlippe mit einer Rakelleiste ausgebildet ist, die mit geringer Reibung
an wenigstens einer ablaufseitigen ebenen Gleitfläche des die Dosierlippe bildenden
Rakelbetts geführt ist,
b) die der zu beschichtenden Bahn zugekehrte, einen rechteckigen Umriß aufweisende
Stirnfläche der Rakelleiste mit der Bahn einen sich verengenden Keilspalt bildet,
dessen Geometrie unabhängig vom Anpreßdruck ist,
c) die Ablaufkante der Stirnfläche eine geradlinige und scharfkantige Abrißkante bildet,
d) die Rakelleiste im Bereich der Stirnfläche und Abrißkante biegeweich ist,
e) die Stirnfläche eine große Verschleißfestigkeit aufweist, und
f) ein Anpreßdruck der Rakelleiste gegen die Bahn durch ein elastisches Druckmittel
zwischen Rakelleiste und Rakelbett aufgebracht wird.
[0007] Die mit geringer Reibung im Rakelbett geführte Rakelleiste läßt eine äußerst feinfühlige
Regelung des Auftragsgewichtes der Beschichtung zu, wobei das elastische Druckmittel
unmittelbar auf die im Bereich ihrer Stirnfläche biegeweiche Rakelleiste wirkt. Hierdurch
ergibt sich eine äußerst gleichmäßige Beschichtung der Materialbahn. In dem... Keilspalt
zwischen der geometrisch stabilen Stirnfläche der Rakelleiste wird einhydrodynamischer
Druck aufgebaut, der zu einem Gleichgewichtszustand gegenüber dem Druck im elastischen
Druckmittel führt. Durch die scharfkantige Abrißkante an der Ablaufkante der Stirnfläche
der Rakelleiste wird ein hoher Glättwert sichergestellt, während die Ausbildung der
Stirnfläche mit großer Verschleißfestigkeit, u.a. gekennzeichnet durch eine große
Vickershärte, eine hohe Standzeit bei konstanter Geometrie des Keilspalts unabhängig
vom Anpreßdruck sicherstellt. Durch die erfindungsgemäße Ausbildung und Anordnung
der Rakelleiste an der Dosierlippe werden auch zusätzliche Einrichtungen zum Anpassen
des Profils der Rakelleiste an Ungleichmäßigkeiten der Stützwalze, über welche die
Materialbahn läuft, und der Materialbahn selbst, längs der Beschichtungsbreite überflüssig.
[0008] Vorteilhaft ist der Reibungskoeffizient zwischen Rakeleiste und Rakelbett etw µ ≤
0,1. Hierdurch wird die Reibung der Rakelleiste gegenüber dem Rakelhalter verglichen
mit dem Anpreßdruck der Rakelleiste gegen die beschichtete Bahn vernachlässigbar klein.
[0009] Zweckmäßig ist die Rakelleiste bzw. das Rakelbett zumindest im Bereich der Gleitfläche
aus Stahl, Edelstahl oder beschichtetem Aluminium und das Rakelbett bzw. die Rakelleiste
zumindest im Bereich der Gleitfläche aus Rotguß, teflonbeschichtet, hartnickelbeschichtet
oder hartanodisch oxidiert. Durch derartige Materialpaarungen läBt sich der gewünschte
Reibungskoeffizient erreichen.
[0010] Die Stirnfläche der Rakelleiste ist vorteilhaft ausgehend von der Abrißkante zumindest
in deren Bereich konkav gekrümmt mit einem Krümmungsradius R> Stützwalzenradius ausgebildet.
Eine derartige Ausbildung der Stirnfläche ist insbesondere dann zweckmäßig, wenn mit
Überschußauftrag mit anschließender Fertigdosierung durch eine separate Einheit gearbeitet
wird.
[0011] Alternativ ist die Stirnfläche der Rakelleiste ausgehend von der Abrißkante zumindest
in deren Bereich konvex gekrümmt mit einem Krümmungsradius R von 4 mm ≤ R≤∞, vorzugsweise
5 mm ≤ R ≤ 250 mm, weiter vorzugsweise 20 mm ≤ R ≤ 50 mm. Diese Ausbildung der Stirnfläche
wird vorgesehen für eine integrierte Einheit, bei welcher die Dosierlippe bereits
die Fertigdosierung erzeugt.
[0012] Zur Annäherung des Krümmungsradius ist die Stirnfläche zweckmäßig durch Facettenschliff
geformt, was zu einer besonders einfachen Fertigung führt..
[0013] Zweckmäßig weist die Stirnfläche eine Breite zwischen 8 mm und 60 mm auf. Die Breite
der Stirnfläche bemißt sich danach, wie hoch das Auftragsgewicht sein soll. Je höher
das Auftragsgewicht ist, desto geringer ist der hydrodynamische Druck und desto breiter
sollte die Stirnfläche und damit der Keilspalt in seiner Länge sowie desto kleiner
der Keilwinkel sein, um einen stabilen Gleichgewichtszustand zu erreichen.
[0014] Um auf einfache Weise Rakelleisten mit unterschiedlich breiten Stirnflächen verwenden
zu können, kann vorteilhaft zwischen anlaufseitiger Fläche der Rakelleiste und Rakelbett
ein Abstandhaltestück eingefügt werden.
[0015] Zweckmäßig ist die Schlitzdüse um die Abrißkante der Rakelleiste verschwenkbar, um
den Keilwinkel verändern zu können..
[0016] Die Abrißkante der Rakelleiste kann, um ihre Wirkung noch zu verbessern, hinterschliffen
sein.
[0017] Um die erforderliche Biegeweichheit der Rakelleiste zu erreichen, weist diese vorteilhaft
entlang ihrer Länge äquidistante Einschnitte auf. Alternativ kann die Rakelleiste
ausPolytetrafluorethylen bestehen, was Einschnitte nicht erforderlich macht. Weiter
kann die Rakelleiste alternativ aus gummielastischem Material sein und an der Stirnfläche
einen verschleißfesten Ein- bzw. Aufsatz aufweisen.
[0018] Um eine hohe Verschleißfestigkeit der Rakelleiste zu erhalten, weist die Stirnfläche
der Rakelleiste vorteilhaft eine Vickershärte größer als 600 HV auf. Die Stirnfläche
der Rakelleiste ist.zweckmäßig verchromt, oberflächen-oder einsatzgehärtet, nitriert.,
durch Aufspritzen von Oxidkeramik beschichtet, eloxiert, bei Aluminium hartcoatiert
oder hartvernickelt. Bei einer zweckmäßigen Ausführungsform der Rakelleiste kam deren
Stirnfläche auch von einem in die Rakelleiste eingesetzten Einsatzstück hoher Verschleißfestigkeit
gebildet sein.
[0019] Das elastische Druckmittel, vorzugsweise ein Druckschlauch, wirkt zweckmäßig zwischen
einer zu der Gleitfläche im wesentlichen senkrechten Fläche des Rakelbetts und einer
zu dieser im wesentlichen parallelen Fläche der Rakelleiste.
[0020] In einer bevorzugten Ausführungsform können das Druckmittel und die Rakelleiste auch
einstückig ausgebildet sein.
[0021] Weiter ist vorteilhaft zwischen anlaufseitiger Fläche der Rakelleiste und Rakelbett
ein weiteres dichtendes elastisches Druckmittel, vorzugsweise ein Druckschläuch, angeordnet:
Dieses weitere dichtende elastische Druckmittel verhindert zum einen das Eindringen
von Beschichtungsmedium zwischen Rakelhalter und Rakelleiste. Zum anderen ist es möglich,
nach Einstellung des Gleichgewichts zwischen hydrodynamischem Druck und Druck im ersten-Druckmittel
durch Erhöhung des Drucks im weiteren dichtenden elastischen Druckmittel die so erreichte
stabile Lage der Rakelleiste zu fixieren.
[0022] Das weitere Druckmittel und die Rakelleiste können vorteilhaft einstückig ausgebildet
sein.
[0023] Eine weitere vorteilhafte Ausbildung der erfindungsgemäßen Vorrichtung besteht darin,
daß der Vordosierspalt einen Abstand kleiner als 10 mm von der zu beschichtenden Bahn
hat. Hierdurch läßt sich das Beschichtungsmedium ähnlich einer ' Fontäne in den Dosierspalt
zwischen Dosierlippe und Bahn bringen.
[0024] Die Stützwalze weist vorteilhaft eine gummielastische Oberfläche auf, deren Härte
vorzugsweise 60 ≤ Shore A≤95 ist.
[0025] Zum beidseitigen Beschichten von Materialbahnen können schließlich zwei Schlitzdüsen
mit einander zugekehrten Stirnflächen der Rakelleisten mit unterschiedlichen Krümmungsradien
bei unterschiedlicher Beschichtung angeordnet werden. Durch die Wahl unterschiedlicher
Radien der Stirnflächen kann dabei ein festes Verhältnis für das Auftragsgewicht auf
beiden Seiten eingestellt werden. Es versteht sich, daß in diesem Falle keine Stützwalze
zum Führen der beschichteten Materialbahn im Beschichtungsbereich erforderlich und
vorgesehen ist. Für gleiches Auftragsgewicht auf beiden Seiten werden gleiche Radien
gewählt.
[0026] Schließlich können zur Kompensation von ungleichmäßiger Beschichtungsmediumaufnahme
der Materialbahn hinter dem ersten Druckmittel zusätzliche Andruckelemente zur lokalen
Erhöhung der Anpreßkraft angeordnet sein.
[0027] Die Erfindung ist im folgenden an Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnungen näher
erläutert. In den Zeichnungen zeigen
Fig. 1 eine schematische Teilansicht der erfindungsgemäßen Vorrichtung, teilweise
im Schnitt,
Fig. 2 eine Teilseitenansicht der Vorrichtung nach Fig. 1 mit abgeschwenkter Dosierlippe,
Fig. 3 eine schematische Teilansicht einer modifizierten erfindungsgemäßen Vorrichtung,
teilweise im Schnitt,
Fig. 4 eine Teilschnittansicht.einer Dosierlippe in einer erfindungsgemäßen Vorrichtung,
Fig. 5 eine Draufsicht, teilweise im Schnitt entlang der Linie V-V in Fig. 4,der Dosierlippe,
und
Fig. 6 eine schematische Darstellung einer Anordnung zum beidseitigen Beschichten
einer Materialbahn mit erfindungsgemäßen Vorrichtungen.
[0028] Die in Fig. schematisch dargestellte Vorrichtung zum Dosieren von Beschichtungsmedium
auf eine in Richtung des Pfeiles A über eine Stützwalze 2 laufenden Materialbahn 1
weist eine sich über die Breite der Materialbahn 1 erstrekkende Schlitzdüse 21 auf.
Die Schlitzdüse 21 besteht aus einem Verteilerrohr 22, einem langgezogenen, in der
Breite einstellbaren Vordosierspalt 23,einer an den Vordosierspalt 23 anschließenden,
als Rakelbett 3 ausgebildeten Dosierlippe und einer an den Vordosierspalt 23 ebenfalls
anschließenden Rücklauflippe 24. Dosierlippe und Rücklauflippe bilden eine Dosierkammer
25. Durch die Rücklauflippe 24 am Bahneinlauf der Schlitzdüse 21 wird ein Eindringen
der Luftgrenzschicht verhindert.
[0029] Das Rakelbett 3 weist eine Anschlagleiste 26 mit einer ebenen Gleitfläche 4 auf,
an der eine Rakelleiste 6 anliegt und gleitend geführt ist. Die Rakelleiste 6 weist
eine gegen die beschichtete Bahn 1 gedrückte Stirnfläche 7 mit einer scharfkantigen
Abrißkante 8 auf. Mit Hilfe eines Druckmittels in Form eines Druckschlauches 9 zwischen
Rakelbett 3 und Rakelleiste 6 wird die Rakelleiste 6 feinfühlig variabel gegen die
zu beschichtende Materialbahn 1 gedrückt.
[0030] Die Rakelleiste 6 ist entlang der Gleitfläche 4 des Rakelbetts 3 bzw. der Anschlagleiste
26 in wählbaren Grenzen frei verschieblich, d.h. ungehindert dehnfähig. Die Rakelleiste
6 weist im Bereich der Stirnfläche 7 und Abrißkante 8 bezogen auf eine Achse senkrecht
zur Abrißkante 8 und parallel zur beschichteten Bahn 1 ein relativ geringes Flächenträgheitsmoment
I auf, welches vorzugsweise im Bereich zwischen 200 mm
4 und 7000 mm
4 liegt. Ein derartiges Flächenträgheitsmoment I läßt sich beispielsweise dadurch erreichen,
daß, wie aus Fig. 5 ersichtlich, äquidistante Einschnitte 10 entlang der Länge der
Rakelleiste 6 vorgesehen sind, wobei der Leistenquerschnitt bis zu einem geringen
Abstand von der Abrißkante 8 aus gemessen über die gesamte Länge der Rakelleiste 6
konstant bleibt. Die hierdurch erzielte Biegeweichheit der Rakelleiste 6 kann alternativ
durch geeignete Materialauswahl oder durch eine entsprechend geringe Höhe der Rakelleiste
6 erreicht werden.
[0031] Die Stirnfläche 7 der Rakelleiste 6 verläuft ausgehend von der Abrißkante 8 konvex
oder konkav gekrümmt. In den dargestellten bevorzugten Ausführungsbeispielen weist
die Stirnfläche 7 entweder eine konkave Kontur mit einem Krümmungsradius R größer
dem Stützwalzenradius (vorzugsweise für überschußauftrag mit anschließender Fertigdosierung
in separater Einheit) oder eine konvexe Krümmung mit einem Krümmungsradius R von 4
mm ≤ R ≤ ∞, vorzugsweise 5 mm ≤ R ≤ 250 mm, weiter vorzugsweise 20 mm ≤ R ≤ 50 mm
auf (vorzugsweise für FertigdosierUng in einer integrierten Einheit). Die Krümmung
R wird abhängig von dem angestrebten Auftragsgewichtsbereich und den rheologischen
Eigenschaften des Auftragmediums gewählt.
[0032] Die Rakelleiste 6 weist weiter zumindest im Bereich der gekrümmten Stirnfläche 7
eine Oberfläche mit einer Vickershärte größer als 600HV auf, um eine hohe Verschleißfestigkeit
der Stirnfläche 7 zu erhalten. Zu diesem Zweck kann die Stirnfläche 7 der Rakelleiste
6 verchromt, oberflächen-oder einsatzgehärtet, nitriert, durch Aufspritzen von Oxidkeramik
beschichtet, eloxiert, bei Aluminium härtcoatiert oder hartvernickelt sein.
[0033] Die Abrißkante 8 der Rakelleiste 6 ist absolut geradlinig und scharfkantig ausgeführt,
wodurch eine außerordentlich gute Oberflächenglätte.des Strichauftrags erzielt wird.
Eine weitere Verbesserung des Abrißverhaltens kann beispielsweise durch Hinterschleifen
der Abrißkante 8 erreicht werden.
[0034] Eine weitere Möglichkeit, die Verschleißfestigkeit der Stirnfläche 7 der Rakelleiste
6 zu verbessern, besteht auch darin, daß die Stirnfläche 7 von einem Einsatzstück
hoher Verschleißfestigkeit gebildet wird.
[0035] Zwischen dem Rakelbett 3 und einer anlaufseitigen Fläche 27 der Rakelleiste 6 ist
ein weiteres dichtendes elastisches Druckmittel in Form eines Druckschlauches 28 angeordnet,
das zum einen Rakelbett 3 und Rakelleiste 6 gegeneinander abdichtet und zum anderen
zum Fixieren einer erreichten stabilen Stellung der Rakelleiste 6 durch Druckerhöhung
verwendet werden kann..
[0036] Die Geometrie der Stirnfläche 7 der Rakelleiste 6 bleibt mit der beschriebenen Ausführung
der Rakelleiste 6 unabhängig vom jeweiligen Anpreßdruck immer konstant. Da der Anpreßdruck
neben der Ausbildung der Stirnfläche 7, d.h. der Größe der Krümmung R, der Bahngeschwindigkeit,
der Rheologie des Beschichtungsmediums und den physikalischen Eigenschaften der Materialbahn
1 ein wesentlicher Parameter ist, und dieser Anpreßdruck andererseits die Geometrie
der Stirnflä-7 nicht verändert, kann die Qualität der Beschichtung bei unterschiedlichen
Anpreßdrücken völlig konstant gehalten werden.
[0037] Als elastisches Druckmittel zum Aufbringen des Anpreßdruckes wird bei der beschriebenen
Vorrichtung ein mit Luft beaufschlagter Druckschlauch 9 verwendet. Der Druckschlauch
sorgt durch seine Flexibilität für eine über die Arbeitsbreite gleichmäßige Andrückung
der Rakelleiste 6 gegen die auf der Stützwalze 2 laufende Materialbahn 1. Die über
den Schlauchdruck aufgebrachte Linienpressung hält dem hydrodynamischen Druck unter
der Stirnfläche 7 der Rakelleiste 6 in dem Keilspalt das Gleichgewicht. Durch Variation
des Schlauchdrucks läßt sich somit sehr feinfühlig, gleichmäßig und stufenlos das
Auftragsgewicht variieren, wobei sich ohne zusätzliche Profilierungseinrichtung an
jeder Stelle der Arbeitsbreite der gleiche Gleichgewichtszustand zwischen hydrodynamischem
Druck und Rakelanpressung einstellt. Dies ist die Voraussetzung für ein gleichmäßiges
Strichprofil. Der Druckschlauch 9 ist so ausgebildet, daß sich seine Kräfte nur gegen
die rückseitige Fläche 15 der Rakelleiste 6 und eine zu dieser im wesentlichen parallelen
Abdruckfläche 16 im Rakelbett 3 abstützen können. Der Druckschlauch 28 preßt gegen
die Fläche 27 der Rakelleiste 6 und kann bei entsprechend hohem Druck die Rakelleiste
6 in einer einmal eingestellten stabilen Lage halten.
[0038] Die Druckschläuche 9 und 28 sowie gegebenenfalls auch die Rakelleiste 6 können einstückig
ausgebildet werden, wobei sichergestellt sein muß, daß diese Einheit einerseits die
erforderliche Biegeweichheit und andererseits die Stirnfläche 7 eine ausreichende
Verschleißfestigkeit aufweist.
[0039] Die Materialpaarung zwischen Rakelbett 3 bzw. Anschlagleiste 26 und Rakelleiste 6
ist so zu wählen, daß sich möglichst geringe Reibkräfte bei der Verschiebung der Rakelleiste
6 aufbauen, die dem Anpreßdruck des Druckschlauches 9 entgegenwirken und somit zu
einem Hysteresis-Verhalten bei der Regelung des Auftragsgewichtes führen könnten.
Durch den unvermeidlichen Schubspannungszustand im Auftragsspalt entstehen Normalkräfte
auf die Rakelleiste 6, denen der Luftdruck im Druckschlauch 9 das Gleichgewicht hält.
Wenn der Reibungskoeffizient u zwischen Rakelleiste 6 und Rakelbett 3 bzw. Anschlagleiste
26 kleiner oder gleich 0,1 gewählt wird, sind die auftretenden Reibungskräfte verglichen
mit der Anpreßkraft vernachlässigbar klein.
[0040] Die Schlitzdüse 21 ist, um den Keilspalt zwischen Stirnfläche 7 und Materialbahn
1 verstellen zu können, zweckmäßig um die Abrißkante 8 schwenkbar. Weiter ist die
vom Rakelbett 3 gebildetet Dosierlippe zweckmäßig als ganzes abschwenkbar. Die abgeschwenkte
Stellung ist in Fig. 2 dargestellt.
[0041] Fig. 3 zeigt eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung, bei welcher
eine relativ schmale Rakelleiste 6 Verwendung findet. Um diese schmale Rakelleiste
6 gegen eine breitere Rakelleiste austauschen zu können, ist ein zusätzliches Abstandhaltestück
29 vorgesehen.
[0042] Bei der in Fig. 4 und 5 dargestellten Ausführungsform einer Dosierlippe bzw. eines
Rakelhalters 3 ist nur die Möglichkeit einer schmalen Rakelleiste 6 vorgesehen.
[0043] Fig. 6 zeigt eine Anordnung zum beidseitigen Beschichten einer Materialbahn 1. Hier
ist statt der Stützwalze 2 eine weitere Schlitzdüse 21 gegenüber der ersten Schlitzdüse
21 derart angeordnet, daß die Stirnflächen 7 beider Rakelleisten 6 einander zugekehrt
sind und die Rakelleisten 6 die Materialbahn 1 auf gleicher Höhe mit ihren Abrißkanten
8 berühren. Durch Ausbildung unterschiedlicher Krümmungsradien der Stirnflächen 7
beider Rakelleisten 6 können unterschiedliche Auftragsgewichte eingestellt werden.
1. Vorrichtung zum Beschichten von über eine Stützwalze laufenden Materialbahnen mit
regelbarer Auftragsstärke, bei der das Beschichtungsmedium mit Hilfe einer sich über
die Breite der Materialbahn erstreckenden Schlitzdüse mit in der Breite einstellbarem
Vordosierspalt, an den eine Dosierlippe und eine Rücklauflippe derart angeschlossen
sind, daß eine sich über die Breite der Materialbahn erstreckende Dosierkammer gebildet
ist, auf die Materialbahn aufgebracht wird, dadurch gekennzeichnet , daß
a) die Dosierlippe mit einer Rakelleiste (6) ausgebildet ist, die mit geringer Reibung
an wenigstens einer ablaufseitigen ebenen Gleitfläche (4) des die Dosierlippe bildenden
Rakelbetts (3) geführt ist,
b) die der zu beschichtenden Bahn (1) zugekehrte, einen rechteckigen Umriß aufweisende
Stirnfläche (7) der Rakelleiste (6) mit der Bahn einen sich verengenden Keilspalt
bildet, dessen Geometrie unabhängig vom Anpreßdruck ist,
c) die Ablaufkante der Stirnfläche (7) eine geradlinige und scharfkantige Abrißkante
(8) bildet,
d) die Rakelleiste (6) im Bereich der Stirnfläche (7) und Abrißkante (8) biegeweich
ist,
e) die Stirnfläche (7) eine große Verschleißfestigkeit aufweist, und
f) ein Anpreßdruck der Rakelleiste (6) gegen die Bahn (1) durch ein elastisches Druckmittel
(9) zwischen Rakelleiste und Rakelbett aufgebracht wird.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß der Reibungskoeffizient
zwischen Rakelleiste (6) und Rakelbett (3) etwa µ ≤ 0,1 ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet , daß die Rakelleiste (6) bzw.
das Rakelbett (3) zumindest im Bereich der Gleitfläche (4) aus Stahl, Edelstahl oder
beschichtetem Aluminium und das Rakelbett (3) bzw. die Rakelleiste (6) zumindest im
Bereich der Gleitfläche (4) aus Rotguß, teflonbeschichtet, hartnickelbeschichtet oder
hartanodisch oxidiert ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet , daß die Stirnfläche
(7) der Rakelleiste (6) ausgehend von der Abrißkante (8) zumindest in deren Bereich
konkav gekrümmt mit einem Krümmungsradius R > Stützwalzenradius ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet , daß die Stirnfläche
(7) der Rakelleiste (6) ausgehend von der Abrißkante (8) zumindest in deren Bereich
konvex gekrümmt mit einem Krümmungsradius R von 4 mm ≤ R ≤ ∞, vorzugsweise 5 mm ≤
R ≤ 250 mm, weiter vorzugsweise 20 mm ≤ R ≤ 50 mm ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet , daß die Stirnfläche
(7) zur Annäherung des Krümmungsradius durch Facettenschliff geformt ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet , daß die
Stirnfläche (7) eine Breite zwischen 8 mm und 60 mm aufweist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, .dadurch gekennzeichnet, daß zwischen
anlaufseitiger Fläche (27) der Rakelleiste (6) und Rakelbett (3) ein Abstandhaltestück
(29) eingefügt ist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet , daß die
Schlitzdüse (21) um die Abrißkante (8) der Rakelleiste (6) verschwenkbar ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet , daß die
Abrißkante (8) der Rakelleiste (6) hinterschliffen ist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet , daß die
Rakelleiste (6) entlang ihrer Länge äquidistante Einschnitte (10) aufweist.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet , daß die
Rakelleiste (6) aus Polytetrafluorethylen besteht.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet , daß die
Rakel- . leiste (6) aus gummielastischem Material besteht.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet , daß die
Stirnfläche (7) der Rakelleiste (6) eine Vickershärte größer als 600 HV aufweist.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet , daß die
Stirnfläche (7) der Rakelleiste (6) verchromt, oberflächen-oder einsatzgehärtet, nitriert,
durch Aufspritzen von Oxidkeramik beschichtet, eloxiert, bei Aluminium hartcoatiert
oder hartvernickelt ist.
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet , daß die
Stirnfläche (7) der Rakelleiste (6) von einem in die Rakelleiste (6) eingesetzten
Einsatzstück hoher Verschleißfestigkeit gebildet ist.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 16, dadurch gekennzeichnet , daß das
elastische Druckmittel (9) zwischen einer zu der Gleitfläche (4) im wesentlichen senkrechten
Fläche (16) des Rakelbetts (3) und einer zu dieser im wesentlichen parallelen Fläche
(15) der Rakelleiste (6) wirkt.
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 17, dadurch gekennzeichnet , daß das
Druckmittel (9) ein Druckschlauch ist.
19. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 17, dadurch gekennzeichnet , daß das
Druckmittel (9) und die Rakelleiste (6) einstückig ausgebildet sind.
20. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 19, dadurch gekennzeichnet , daß zwischen
anlaufseitiger Fläche (27) der Rakelleiste (6) und Rakelbett (3) ein weiteres dichtendes
elastisches Druckmittel (28) angeordnet ist.
21. Vorrichtung nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet , daß das weitere Druckmittel
(28) ein Druckschlauch ist.
22. Vorrichtung nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet , daß das weitere Druckmittel
(28) und die Rakelleiste (6) einstückig ausgebildet sind.
23. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 22, dadurch gekennzeichnet , daß der
Vordosierspalt (23) einen Abstand kleiner als 10 mm von der zu beschichtenden Bahn
(1) hat.
24. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 23, dadurch gekennzeichnet , daß die
Stützwalze (2) eine gummielastische Oberfläche aufweist, deren Härte vorzugsweise
60 ≤ Shore A ≤ 95 ist.
25. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 23, dadurch gekennzeichnet , daß zum
beid-. seitigen Beschichten von Materialbahnen (1) zwei Schlitzdüsen (21) mit einander
zugekehrten Stirnflächen (7) der Rakelleisten (6) mit unterschiedlichen Krümmungsradien
bei unterschiedlicher Beschichtung angeordnet werden.
26. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 25, dadurch gekennzeichnet , daß zur
Kompensation von ungleichmäßiger Beschichtungsmediumaufnahme der Materialbahn (1)
hinter dem ersten Druckmit- tel (9) zusätzliche Andruckelemente zur lokalen Erhöhung der Anpreßkraft angeordnet
sind.