[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung einer Eisen-Nickel-Chrom-Legierung als Werkstoff
für langzeitbeanspruchte Bauteile, die hohe Zeitstandfestigkeit, gute Gefügestabilität
und hohe Korrosionsbeständigkeit bei Beanspruchung im Temperaturbereich um 950 °C
aufweisen müssen.
[0002] Die Werkstoffentwicklung für die Hochtemperaturanwendung insbesondere im Reaktorbau
hat eine Reihe von Legierungen aufgezeigt, die sich entweder durch hohe Zeitstandfestigkeit
oder durch Korrosionsbeständigkeit auszeichnen. Es sind dies in erster Linie Nickellegierungen
und Eisen-Nickel-Chrom-Legierungen. Der Chromgehalt zur Verbesserung der Oxidationsbeständigkeit
liegt meist im Bereich um 20%. Die einzelnen Werkstoffe unterschieden sich hauptsächlich
in den Mengenanteilen Eisen und Nickel, die Hauptbestandteil der Legierungen und damit
Basis der Mischkristallzusammensetzung sind. Durch Substitutionselemente wie Molybdän
oder Wolfram in unterschiedlichen Anteilen wird einmal die Mischkristallfestigkeit
erhöht, zum anderen können aber auch intermetallische Phasen gebildet werden. Beide
Vorgänge tragen zur Verbesserung der Warmfestigkeitseigenschaften bei. Andere Legierungszusätze,
z. B. Aluminium und Titan, dienen dazu, durch Bildung der intermetallischen γ-Phase
durch Teilchenhärtung die Warmfestigkeit und die Zeitstandfestigkeit der Legierungen
zu erhöhen.
[0003] Beispiele dafür sind die in Tafel 1 angeführten Vergleichslegierungen A, B und C
(A = Werkstoff-Nr. 1.4876, B = 2.4606 nach Stahl-Eisen-Liste 1977, C = neue Legierung).
Die Vergleichslegierung C weist zusätzlich noch rd. 12,5 % Kobalt auf. Auch durch
den Kobaltzusatz wird die Mischkristallfestigkeit und damit die Warm- und Zeitstandfestigkeit
erhöht. Für die 1000 H-Zeitstandfestigkeit dieser Legierungen bei 950 °C ergeben sich
folgende Mittelwerte :
[0004] Die Legierung C schneidet am besten ab. Die Zeitstandfestigkeit der Legierung A ist
dagegen für viele Anwendungsfälle nicht hoch genug.
[0005] Korrosionsversuche, die vornehmlich auf Auslagerungen in Helium beruhen, haben zusätzlich
gezeigt, daß die genannten Legierungen bei niedrigem Sauerstoffpartialdruck keine
schützenden Oxidschichten zu bilden vermögen und daher in mehr oder weniger starkem
Maße auf- oder abgekohlt werden. Diese Änderung durch die Heliumverunreinigungen führt
wiederum zu einer starken Beeinflussung der Eigenschaften mit insbesondere hohen Duktilitäts-
bzw. Festigkeitsverlusten.
[0006] Die DE-AS-2638793 beschreibt eine Legierung hoher Korrosionsbeständigkeit in Atmosphären
niedriger Oxidationsfähigkeit. Die Korrosionsbeständigkeit wird dadurch erzielt, daß
der Aluminium- und Titangehalt zur Vermeidung der inneren Oxidation auf ein Minimum
reduziert wird (AI-Gehalt 0,001 bis 0,2 und Ti-Gehalt 0,001 bis 0,05 %) und gleichsam
zur Bildung stabiler Oxidschichten auf der Oberfläche von Korrosionsproben (etwa zur
Vermeidung von Aufkohlung) bestimmte Grenzgehalte von 0,4 bis 1,5% Mangan und 0,05
bis 0,5 %, vorzugsweise 0,05 bis 0,2 % Silizium gefordert werden. Aussagen über mechanische
Eigenschaften werden zu dieser Legierung nicht gemacht. Jedoch kann davon ausgegangen
werden, daß die Zeitstandfestigkeit dieser Legierungen nicht besser als die der Vergleichslegierungen
A oder B ist.
[0007] Aus der US-A-2 562 854 ist eine Eisenbasislegierung mit 10 bis 30 % Chrom, bis 0,5
% Kohlenstoff und wenigstens einem der Elemente Nickel und Mangan in einer ausreichenden
Menge, um den Stahl vollständig austenitisch zu machen, 0,005 % bis weniger als 0,1
% Bor für Hochtemperaturanwendungen, z. B. für Gasturbinenschaufeln, bekannt, die
ihre guten mechanischen Eigenschaften durch eine verhältnismäßig aufwendige Warm-Kaltverformung
mit einem Verformungsgrad von 10 bis 40 % erhält. Für den Zweck der Erfindung ist
diese bekannte Legierung nicht geeignet, denn bei den angestrebten Betriebstemperaturen
um 950 °C können die Vorteile einer Warm-Kaltverformung nicht mehr genutzt werden,
denn oberhalb von rd. 750 °C tritt Rekristallisation, verbunden mit Festigkeitsabnahme
auf. Dementsprechend sind in der US-A-2 562 854 auch nur Zeitstandwerte für 732 °C
angegeben.
[0008] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, eine Legierung mit einer besseren Zeitstandfestigkeit
um 950 °C als der der Vergleichslegierung B zu schaffen, die sich gleichzeitig durch
hohe Korrosionsbeständigkeit auch in einer Atmosphäre mit geringem Sauerstoffpartialdruck
auszeichnet und damit gegen Veränderungen vor allem des Kohlenstoffgehaltes durch
die Verunreinigung der Gasatmosphäre geschützt ist und gute Gefügestabilität besitzt.
[0009] Erfindungsgemäß werden diese Forderungen von einer Legierung folgender Zusammensetzung
erfüllt : 0,05 bis 0,15 % Kohlenstoff, 0 bis 1,5 % Silizium, 0 bis 1,5 % Mangan, 18
bis 25 % Chrom, 30 bis 36 % Nickel, 9,0 bis 16 % Wolfram, 0,7 bis 1,3 % Niob, 0,000
4 bis 0,007 % Bor, Rest Eisen, sowie nicht vermeidbare Verunreinigungen, die jedoch
zur Vermeidung von Auf- und Abkohlung in Atmosphären mit niedrigem Sauerstoffpartialdruck
in ihren Gehalten an Wolfram und Niob so abgestimmt ist, daß diese die Bedingung
erfüllen, wobei die 1 000 h-Zeitstandfestigkeit bei 950 °C im Mittel 35 N/mm
2 beträgt.
[0010] Für Legierungen, die in Atmosphären mit niedrigem Sauerstoffpartialdruck weder auf-
noch abkohlen sollen, wird ein Siliziumgehalt von mehr als 0,5 % erfindungsgemäß bevorzugt.
[0011] Die chemische Zusammensetzung von Bespielen erfindungsgemäß zu verwendender Legierungen
ist in Tafel 1 aufgeführt und den Richtanalysen der Vergleichslegierungen gegenübergestellt.
Die erfindungsgemäß zu verwende Legierung unterscheidet sich von den Vergleichslegierungen
und der gemäß DE-AS 26 38 793 insbesondere dadurch, daß sie einen Niobgehalt von 0,7
bis 1,3 % aufweist, der die Legierung für den genannten Anwendungsfall geeignet macht.
[0012] Anhand von Ausfürungsbeispielen werden die hervorragenden Eigenschaften der erfindungsgemäß
zu verwendenden Legierung erläutert.
[0013] In Bild 1 sind Zeitstandwerte bei 950 °C eingetragen sowie zum Vergleich die Mittelwertskurve
der Vergleichslegierung B gegenübergestellt. Es ist ersichtlich, daß die erfindungsgemäß
zu verwendende Legierung eine bessere Zeitstandfestigkeit aufweist als die Vergleichslegierung
B.
[0014] Bild 2 enthält die an ISO-V-Kerbschlagproben ermittelten Kerbschlagarbeitswerte nach
3000 Stunden Auslagerung über der Auslagerungstemperatur der erfindungsgemäß zu verwendenden
Legierung im lösungsgeglühten Ausgangszustand und nach Langzeitglühungen.
[0015] Die Kerbschlagarbeit der erfindungsgemäß zu verwendenden Legierung bei RT (Bild 2a)
liegt im lösungsgeglühten Ausgangszustand zwischen rd. 40 und 120 Joule. Durch Auslagerung
besonders im Temperaturbereich 650 bis 850 °C nimmt die Kerbschlagarbeit aufgrund
von Karbidausscheidungen und Bildung von Laves-Phase ab. Das Minimum der Kerbschlagarbeit
und damit das Ausscheidungsmaximum liegt bei der hier angewendeten Auslagerungsdauer
bei 750 °C. Eine Erhöhung der Glühtemperatur führt wieder zur Verbesserung der Kerbschlagarbeit
durch teilweises Koagulieren oder Wiederauflösen der ausgeschiedenen Phasen. In der
Tendenz ergibt sich die gleiche Aussage bei erhöhten Prüftemperaturen (Bild 2b). Hier
ist die Streubreite der Werte im lösungsgeglühten Ausgangszustand geringer als bei
Raumtemperatur. Die Zähigkeitswerte bei Auslagerungstemperatur nach dem Auslagern
liegen meist über den RT-Werten.
[0016] Der Wiederanstieg der Kerbschlagarbeit nach dem Langzeitglühen im Anwendungstemperaturbereich
ist ein Zeichen für eine hohe Gefügestabilität der erfindungsgemäß zu verwendenden
Legierung.
[0017] Korrosionsversuche wurden bei 950 °C in Helium mit folgenden Gehalten begleitender
(verunreinigender) Gaskomponenten (Richtwerte) durchgeführt :
[0018] Die flächenspezifische Strömungsrate betrug 0,22 cm/sec. Aufgrund der Strömungsgeschwindigkeit
an der Oberfläche der Probe herrschten hier keine Gleichgewichtsverhältnisse, sondern
es stellte sich ein stationnärer Zustand ein, dem für Reinsteisen eine Kohlenstoffaktivität
von a
c = 0,1 zugeordnet werden konnte.
[0019] Korrosionsversuche an den Legierungen 1k, 7k und 25k mit etwa gleichem Ausgangskohlenstoffgehalt
von rd. 0,11 % haben nun überraschenderweise zu folgendem Ergebnis geführt (vgl. die
Ergebnisse der Kohlenstoffanalysen von schichtweise von der Oberfläche abgetragenem
Material in Bild 3) :
Legierung 1k zeigt in der Randzone eine Abkohlung, wohingegen bei der Legierung 25k
eine Kohlenstoffaufnahme eintritt. Das verunreinigte Helium mit einer Kohlenstoffaktivität
von 0,1 gegenüber Reinsteisen verhält sich gegenüber Legierung 1 k so, als ob ihm
eine niedrigere Aktivität zuzuordnen ist. Unter den gegebenen Bedingungen liegt die
Kohlenstoffaktivität der Legierung 1 über der der Gasphase, so daß Entkohlung auftritt.
[0020] Eine Erhöhung des Wolframgehaltes von rd. 10% (Legierung 1k) auf rd. 16% (Legierung
25k) führt dazu, daß die Kohlenstoffaktivität der Legierung derart abgesenkt wird,
daß sie unterhalb der der Gasphase liegt und daher Aufkohlung eintritt. Es gelingt
also, durch eine Abstufung karbidbildender Legierungselemente Wolfram und Niob, die
Kohlenstoffaktivität der Legierungen der der Gasphase weitgehend anzuleichen und dadurch
Auf- oder Abkohlung zu vermeiden bzw. weitestgehend zu unterdrücken.
[0021] Legierung 7k mit gleicher Grundzusammensetzung wie Legierung 1 k, jedoch mit erhöhtem
Silizium-und Mangangehalt, verhält sich unter den gegebenen Versuchsbedingungen neutral,
d. h. es findet keine Kohlenstoffveränderung in der Randzone statt. Auch diese Legierungsmaßnahme
bietet danach Schutz gegen die unerwünschte Auf- oder Abkohlung von Werkstoffen bei
hohen Temperaturen in technischen Gasen mit niedrigem Sauerstoffpartialdruck. Die
mechanischen Eigenschaften bleiben von dieser Maßnahme praktisch unbeeinflußt.
[0022] Je nach den technischen Notwendigkeiten und Gegebenheiten kann eine oder können beide
der oben erwähnten legierungstechnischen Maßnahmen ergriffen werden. Dies ist abhängig
von der für diese Werkstoffe erforderlichen Verformbarkeit zur Herstellung bestimmter
Bauteile und von der geforderten Sicherheit und Lebensdauer der Bauteile im Betrieb
bei hohen Temperaturen.
(Siehe Tabelle Seite 5 f.)
[0023]
1. Verwendung einer Legierung der Zusammensetzung 0,05 bis 0,15 % Kohlenstoff, bis
1,5 % Silizium, bis 1,5 % Mangan, 18 bis 25 % Chrom, 30 bis 36 % Nickel, 9 bis 16
% Wolfram, 0,7 bis 1,3 % Niob, 0,000 4 bis 0,007 % Bor, Rest Eisen, sowie nicht vermeidbare
Verunreinigungen, die jedoch zur Vermeidung von Auf-oder Abkohlung in Atmosphären
mit niedrigem Sauerstoffpartialdruck in ihren Gehalten an Wolfram und Niob (Massengehalte
in %) so abgestimmt ist, daß diese die Bedingung
erfüllen, wobei die 1 000 h-Zeitstandfestigkeit bei 950 °C im Mittel 35 N/mm
2 beträgt als Werkstoff für langzeitbeanspruchte Bauteile, die hohe Zeitstandfestigkeit,
gute Gefügestabilität und hohe Korrosionsbeständigkeit bei Hochtemperatur-Beanspruchung
aufweisen müssen.
2. Verwendung einer Legierung der Zusammensetzung nach Anspruch 1, jedoch mit mehr
als 0,5 % Silizium, die in Atmosphären mit niedrigem Sauerstoffpartialdruck weder
auf- noch abkohlt, für den Zweck nach Anspruch 1.
1. Use of an alloy of the composition 0.05 to 0.15 % of carbon, up to 1.5 % of silicon,
up to 1.5 % of manganese, 18 to 25 % of chromium, 30 to 36 % of nickel, 9 to 16 %
of tungsten, 0.7 to 1.3 % of niobium and 0.000 4 to 0.007 % of boron, the remainder
being iron and unavoidable impurities, in which alloy, however, in order to avoid
carburisation or decarburisation in atmospheres of low oxygen partial pressure, the
tungsten and niobium contents (mass contents in %) are matched in such a way that
the condition
is fulfilled, the 1.000 hours creep strength at 950 °C being on average 35 N/mm
2, as a material for components which are subjected to long-term stresses and must
have a high creep strength, good structural stability and high corrosion resistance
under high-temperature stresses.
2. Use of an alloy of the composition according to Claim 1, but with more than 0.5
% of silicon, which alloy neither carburises nor decarburises in atmospheres of low
oxygen partial pressure, for the purpose according to Claim 1.
1. Utilisation d'un alliage ayant comme composition de 0,05 à 0,15 % de carbone, au
plus 1,5% de manganèse, de 18 à 25 % de chrome, de 30 à 35 % de nickel, de 9 à 16
% de tungstène, de 0,7 à 1,3 % de niobium, de 0,000 4 à 0,007 % de bore, le reste
en fer avec les impuretés non inévitables, qui, pour éviter la surcarburation et la
décarburation en atmosphère à basse pression partielle d'oxygène, présente des teneurs
en tungstène et en niobium (teneurs en masses en pourcentage), qui satisfont à la
relation
la résistance au fluage de 1 000 h à 950 °C étant en moyenne égale à 35 N/mm
2, comme matériau pour pièces de construction soumises à des sollicitations de longue
durée, qui doivent présenter une résistance élevée au fluage pour une durée déterminée,
une bonne stabilité de structure, et une résistance à la corrosion élevée en travail
à haute température.
2. Utilisation d'un alliage ayant la composition selon la revendication 1, mais avec
plus de 0,5 % de silicium, qui ne subit ni surcarburation ni décarburation en atmosphère
à basse pression partielle d'oxygène, pour le but selon la revendication 1.