(19)
(11) EP 0 113 833 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
25.07.1984  Patentblatt  1984/30

(21) Anmeldenummer: 83111635.5

(22) Anmeldetag:  22.11.1983
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3F42B 13/02, F42B 13/18, F42B 13/04, F42B 13/12, F42B 13/14
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH FR GB LI SE

(30) Priorität: 18.01.1983 DE 3301381

(71) Anmelder: Rheinmetall GmbH
40880 Ratingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Becker, Wilfried
    D-4000 Düsseldorf (DE)
  • Bisping, Bernhard
    D-4030 Ratingen 6 (DE)

(74) Vertreter: Podszus, Burghart, Dipl.-Phys. 
Rheinmetall GmbH Ulmenstrasse 125 Postfach 6609
D-4000 Düsseldorf
D-4000 Düsseldorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Spreng- und Brandgeschoss


    (57) Bei einem vollkalibrigen Spreng- und Brandgeschoß hoher Splitterwirkung soll neben der Erzeugung einer sicheren Brandwirkung beim Auftreffen beliebiger aus dem Querschnitt der Geschoßhülle gelöster Splitter auf entzündbare Stoffe der Aufbau des Geschosses vereinfacht und eine hohe durchschlagende Wirkung des Geschosses und der Geschoßhüllensplitter, insbesondere bei Geschossen in einem Kaliberbereich kleiner als 40 mm, erzielt werden. Gelöst wird die Aufgabe dadurch, daß die Geschoßhülle (1) oder wenigstens ein überwiegender Längenbereich der Geschoßhülle (1) aus einem homogenen Werkstoff einer gesinterten Schwermetallegierung mit einer Dichte größer als 17 g/cm3 besteht. Durch den Einsatz eines aus vorzugsweise Wolframanteilen bestehenden Werkstoffs kann die eine große Menge Sprengladung (3) umschließende Geschoßhülle (1) eine hohe Durchschlagswirkung bei leicht gepanzerten Zielen erreichen, wobei durch die große Menge Sprengladung (3) ein wirkungsvoller Gasschlag entsteht, durch den eine hohe Splitterdurchschlagsleistung und beim Auftreffen beliebiger Splitter der Geschoßhülle (1) auf brennbare Stoffe auch ein sicherer Brand erzeugbar ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Spreng- und Brandgeschoß nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.

    [0002] Ein Geschoß, bei dem in der Geschoßhülle zu Geschoßsplittern vorgeformte Geschoßkörper aus Schwermetall, beispielsweise aus abgereichertem Uran, zu dem Zweck eingebettet sind, neben einer pyrophoren Wirkung beim Auftreffen der Geschoßsplitter auf entzündbare Stoffe, auch die mechanische Wirkung von Uran nutzbar zu machen, ist aus der DE-OS 25 57 676 bekannt. Die nach sehr aufwendigen Herstellverfahren hergestellte Geschoßhülle besteht dabei einerseits aus werkstoffgleichen Innen- und Außenrohrkörpern, wobei demgegenüber andererseits die eingebetteten Geschoßkörper aus einem Werkstoff mit einer wesentlich höheren Dichte hergestellt sind. Zur Erzielung einer ausreichenden Abschußhaltbarkeit sind für die Einbettung der Geschoßkörper 5 dabei im Querschnitt relativ breite Innen- und Außenrohrkörper erforderlich. Dadurch ist es jedoch nicht möglich, das durchschnittliche spezifische Gewicht der Geschoßhülle wesentlich zu erhöhen. Besonders nachteilig ist bei diesem Geschoß, daß der Anteil an wirksamen, aus abgereichertem Uran bestehenden, eingebetteten Geschoßsplittern aufgrund der Abschußhaltbarkeit begrenzt bleiben muß, wodurch die Wirkungen von Geschoß und Splittern, insbesondere bei vollkalibrigen Spreng- und Brandgeschossen kleiner 40 mm Kaliberdurchmesser, entweder durch in der Größe nur klein dimensionierbare eingebettete Splitter oder durch eine zu dicke Geschoßhülle unbedeutend wird. Bei der Detonation entstehen dabei in überwiegender Anzahl durch die Innen- und Außenrohrkörper Geschoßsplitter einer verminderten Durchschlagsleistung, wobei durch die erzeugten leichteren Splitter der Geschoßhülle einerseits eine pyrophore Wirkung nicht erzielt werden kann und andererseits die Branderzeugung erheblich eingeschränkt wird.

    [0003] Der Erfindung liegt gegenüber dem bekannten Geschoß die Aufgabe zugrunde, neben der Erzeugung einer sicheren Brandwirkung beim Auftreffen beliebiger, aus dem Querschnitt der Geschoßhülle gelöster Splitter auf entzündbare Stoffe, den Aufbau des Geschosses derartig zu vereinfachen, daß dennoch eine hohe durchschlagende Wirkung des Geschosses und der Geschoßhüllensplitter bei vollkalibrigen Spreng- und Brandgeschossen, insbesondere in dem Kaliberbereich kleiner 40 mm, erzielt werden kann.

    [0004] Gelöst wird diese Aufgabe durch die im Patentanspruch 1 angegebene Erfindung. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung gehen aus den Unteransprüchen hervor.

    [0005] Die Erfindung ermöglicht es, gegenüber dem aus der DE-OS 25 57 676 bekannten Geschoß, bei einem vollkalibrigen Spreng- und Brandgeschoß mit einer eine vergleichsweise gleiche Masse aufweisenden Geschoßhülle, die Hüllenwanddicke, aufgrund der Homogenität und hoher Dichte des Werkstoffs, verhältnismäßig dünnwandig auszuführen. Durch die somit erzielte vorteilhafte Vergrößerung des für die Sprengladung zur Verfügung stehenden Raumes, wird einerseits nicht nur ein vergleichsweise höhere Gasschlag erzielt, sondern andererseits werden dadurch die Geschoßhüllensplitter mit einer größeren Energie beschleunigt. Dadurch, daß die Geschoßhülle homogen und aus einer gesinterten Schwermetallegierung mit einer Dichte größer 17 g/cm3 hergestellt ist, resultiert neben einem sehr einfachen Aufbau der Geschoßhülle, eine insbesondere aus dem gesamten Querschnitt der Geschoßhülle hervorgerufene hohe und effektive Splitterwirkung, bei der durch die Ausbildung sogenannter Splitterwolken oder Splitterschwärme ein kumulativer Splittereffekt hervorgerufen wird.

    [0006] Weitere Vorteile werden im Vergleich bei derartigen Splittern gegenüber Stahlsplittern gleicher Masse und Geschwindigkeit nicht nur im Flug, aufgrund des geringeren Luftwiderstandes, durch einen geringeren Geschwindigkeitsabfall erzielt, sondern auch aufgrund der höheren Querschnittsbelastung: Gewicht/Fläche der Splitter,durch eine mehrfach höhere Durchschlagsleistung erreicht, wobei beim Auftreffen auf entzündbare Stoffe, beispielsweise Alu-Mehrplattenziele, wie sie bei Flugzeugen, Hubschraubern etc. auftreten, durch die im Splitterstreuschwarm voreilenden größeren Splitter ein hoher Durchschlag mit Brandwirkung und durch den Glüheffekt der nacheilenden kleineren Splitter eine sichere Brandwirkung erzielt wird.

    [0007] Durch die besonders günstige Splitter- und Brandbildung, wie sie der erfindungsgemäßen Geschoßhülle oder dem überwiegenden Längenbereich a der Geschoßhülle aus einem homogenen Werkstoff einer gesinterten Schwermetallegierung mit mindestens 85% und maximal 98% Wolframanteilen eigentümlich ist, können sogar selbstschließende Tanks sicher in Brand gesetzt werden.

    [0008] Die Erfindung wird anhand der in den Zeichnungen unter weitgehendem Verzicht auf erfindungsunwesentliche Einzelheiten dargestellten bevorzugten Ausführungsbeispiele des näheren erläutert.

    [0009] Es zeigt:

    Fig. 1 schematisch im Längsschnitt ein vollkalibriges Spreng- und Brandgeschoß mit massiver Geschoßspitze,

    Fig. 2 schematisch im Längsschnitt ein vollkalibriges Spreng- und Brandgeschoß mit einer in einem überwiegenden Längenbereich aus einer Schwermetalllegierung bestehenden Geschoßhülle,

    Fig. 3 schematisch im Längsschnitt ein vollkalibriges Spreng- und Brandgeschoß, bei dem die Geschoßhülle das gesamte Geschoßkörperunterteil seitlich umfaßt,

    Fig. 4 und

    Fig. 5 die jeweiligen Enden des rohrförmigen Längenbereichs a der in Fig. 2 dargestellten Geschoßhülle 1.



    [0010] Nach Fig. 1 umschließt eine als Geschoßoberteil ausgebildete haubenförmige Geschoßhülle 1 eines vollkalibrigen Spreng- und Brandgeschosses in ihrem Inneren eine Sprengladung 3 und heckseitig ein Geschoßkörperunterteil 2. Das Geschoßkörperunterteil 2 ist mit einem seitlichen Führungsring 9, einem einstellbaren Bodenaufschlagzünder 16 und einem Leuchtspurkörper 17 ausgerüstet, wobei eine Treibladungshülse heckseitig angeschlossen ist, die jedoch zeichnerisch auch in den Fig. 2 und 3 nicht dargestellt ist. Die Geschoßspitze 4 ist als Teil der Geschoßhülle 1 ausgebildet und weist einen von der Spitze 15 in heckseitige Richtung verlaufenden kegelförmigen Mantel 10 auf. Die gesamte Geschoßhülle 1, einschließlich des von dem Mantel 10 bis zur Sprengladung 3 eingeschlossenen Bereichs 5 der Geschoßspitze 4, bestehen erfindungsgemäß aus einem homogenen Werkstoff einer gesinterten Schwermetallegierung mit einner Dichte größer 17 g/cm3, Als besonders geeigneter Werkstoff für eine hohe Durchschlägsleistung leicht gepanzerter Ziele und für eine sichere Entstehung eines Brandes beim Auftreffen auf entzündbare Stoffe hat sich eine Schwermetallegierung aus mindestens 85% bis maximal 98% Wolfram mit Zusätzen von Eisen, Kobalt und Nickel erwiesen. Durch die aufgrund des geringeren Volumens der Schwermetallegierung besonders dünnwandige Geschoßhülle 1 ist es möglich, eine große Menge Sprengladung 3 aufzunehmen, wodurch ein hoher Gasschlag entsteht und die gesamten Geschoßsplitter der aus der Wolframlegierung bestehenden Geschoßhülle 1 derartig beschleunigt werden, daß sie aufgrund ihrer kinetischen Energie neben einem hohen Durchschlag beim Auftreffen auf brennbare Stoffe in großer Anzahl alle selbst den Brand erzeugen können.

    [0011] In Fig. 2 ist ein vollkalibriges Spreng- und Brandgeschoß dargestellt, bei dem ein überwiegender Längenbereich a der Geschoßhülle 1 aus homogenem Werkstoff der unter Fig. 1 beschriebenen Schwermetallegierung besteht. Bei diesem Geschoß besteht das Geschoßhüllenvorderteil 8 aus einem von der Geschoßhülle 1 abweichenden und eine geringere Dichte aufweisenden Werkstoff. Dadurch, daß der Längenbereich a der Geschoßhülle 1 in einem größeren Teilbereich b die Sprengladung 3 umhüllt und das Geschoßhüllenvorderteil 8 hohl ausgebildet ist, ermöglicht dieses Geschoß die Aufnahme einer besonders großen Menge der Sprengladung 3. Das Geschoßkörperunterteil 2 ist wie in Fig. 1 mit einem Führungsring 9, einem einstellbaren Bodenaufschlagzünder 16 und einem Leuchtspurkörper 17 ausgerüstet, wobei die Geschoßhülle 1 mit dem Geschoßkörperunterteil 2 in einem vor dem Führungsring 9 liegenden Teilbereich c verbunden ist. Der Längenbereich a der Geschoßhülle 1 ist bis zur Ogive 6 der Geschoßhülle 1 weitgehendst rohrförmig ausgebildet, wobei die Enden auf der Innenseite 7 nach Fig. 4 und Fig. 5 Bohrungen 14 aufweisen, in denen als Befestigungsmittel 13 für den Anschluß des Geschoßkörperunterteils 2 und des Geschoßhüllenvorderteils 8 Gewinde vorgesehen ist.

    [0012] Dieses Spreng- und Brandgeschoß ist aufgrund des homogenen und gesinterten Werkstoffs hoher Dichte in der überwiegend rohrförmig ausgebildeten Geschoßhülle 1 in der Lage, leicht gepanzerte Ziele zu durchschlagen, wobei durch die anschliessend im Zielinnern wirkenden Geschoßsplitter, besonders gekapselte Instrumente, zerstört werden und eine Brandwirkung wie unter Fig. 1 bereits beschrieben, eintritt.

    [0013] In einer weiteren Ausführungsvariante, bei der durch eine heckseitige Verlängerung der in Fig. 1 dargestellten Geschoßhülle 1 das Geschoßkörperunterteil 2 seitlich ganz umfaßt wird, ist in Fig. 3 dargestellt. Der Führungsring 12 ist dabei auf dem Außenmantel 11 im seitlichen Bereich des Geschoßkörperunterteils 2 unlösbar mit der Geschoßhülle 1 durch eine Warmbehandlung, insbesondere durch eine Lötverbindung, verbunden. Dadurch, daß dieses Spreng- und Brandgeschoß zwar einen einstellbaren Bodenaufschlagzünder 16, jedoch keinen Leuchtspurkörper enthält, weist dieses Geschoß gegenüber dem Geschoß nach Fig. 1 ein größeres Fassungsvermögen an Sprengladung 3 auf. Auch dieses Geschoß eignet sich besonders zur Bekämpfung leicht gepanzerter Ziele, wobei der Panzerdurchschlag durch die kinetische Energie der Geschoßspitze 4 erzeugt wird. Die verlängerte Geschoßhülle 1 trägt dazu bei, daß ein hoher Grad an Splitter- und Brandwirkung erreicht werden kann.

    Bezugszeichenliste



    [0014] 

    1. Geschoßhülle

    2 Geschoßkörperunterteil

    3 Sprengladung

    4 Geschoßspitze

    5 Bereich

    6 Ogive

    7 Innenseite

    8 Geschoßhüllenvorderteil

    9 Führungsring

    10 Mantel

    11 Außenmantel

    12 Führungring

    13 Befestigungsmittel

    14 Bohrung

    15 Spitze

    16 Bodenaufschlagzünder

    17 Leuchtspurkörper

    a Längenbereich

    b,c Teilbereiche




    Ansprüche

    1. Spreng- und Brandgeschoß mit einer als Geschoßoberteil ausgebildeten und vorderseitig eine Sprengladung haubenförmig umschließenden Geschoßhülle, deren offenes Ende heckseitig mit einem Geschoßkörperunterteil verbunden ist, b gekennzeichnet, daß die Geschoßhülle (1) oder wenigstens ein überwiegender Längenbereich (a) der Geschoßhülle (1) aus einem homogenen Werkstoff einer gesinterten Schwermetallegierung mit einer Dichte größer 17 g/cm3 besteht.
     
    2. Spreng- und Brandgeschoß, nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der homogene Werkstoff der gesinterten Schwermetallegierung der Geschoßhülle (1) oder des überwiegenden Längenbereichs (a) der Geschoßhülle (1) mindestens aus 85% und maximal aus 98% SITolfram besteht.
     
    3. Spreng- und Brandgeschoß, nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet , daß der homogene Werkstoff der gesinterten Schwermetallegierung der Geschoßhülle (1) oder des überwiegenden Längenbereichs (a) der Geschoßhülle (1) metallische Zusätze, vorzugsweise Eisen, Kobalt und Nickel enthält.
     
    4. Spreng- und Brandgeschoß, nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet daß die Geschoßhülle (1) in dem Längenbereich (a) das Geschoßkörperunterteil (2) seitlich in einem oberhalb des Führungsringes (9) liegenden Teilbereich (c) und die Sprengladung (3) in einem gegenüber dem Teilbereich (c) größeren Teilbereich (b) umschließt.
     
    5. Spreng- und Brandgeschoß, nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Geschoßhülle (1) das Geschoßkörperunterteil (2) seitlich ganz umschließt, wobei auf dem Außenmantel (11) der Geschoßhülle (1) im seitlichen Bereich des Geschoßkörperteils (2) ein durch Warmbehandlung unlösbar verbundener Führungsring (12) angeordnet ist.
     
    6. Spreng- und Brandgeschoß, nach einem der Ansprüche 1 bis 5, gekennzeichnet, daß die Geschoßspitze (4) der Geschoßhülle (1) in einem von der Spitze (15) eines kegelförmig verlaufenden Mantels (10) eingeschlossenen und bis zur Sprengladung (3) reichenden Bereich (5) voll mit dem homogenen Werkstoff der gesinterten Schwermetallegierung einer Dichte größer 17 g/cm3 ausgefüllt ist.
     
    7. Spreng- und Brandgeschoß, nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Längenbereich (a) der Geschoßhülle bis zur Ogive (6) weitgehendst rohrförmig ausgebildet ist, wobei auf der Innenseite (7) Befestigungsmittel (13) für die jeweilige Verbindung, einerseits mit dem Geschoßkörperunterteil (2), andererseits mit einem separaten Geschoßhüllenvorderteil (8), vorgesehen sind.
     
    8. Spreng- und Brandgeschoß, nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß beidseitig an den Enden des rohrförmigen Längenbereichs (a) der Geschoßhülle (1) jeweils in einer abgesetzten Bohrung (14) als Befestigungsmittel (13) Gewinde vorgesehen ist.
     




    Zeichnung