[0001] Die Erfindung betrifft einen Färbeelektrolyten zum elektrolytischen Einfärben von
anodisch erzeugten Oxidschichten auf Aluminium und Aluminiumlegierungen in Farben
unterschiedlicher Buntheit und Helligkeit, insbesondere zur Anwendung bei Profilen
für Fenster-, Türen-, Fassadenelemente u.dgl.
[0002] Es sind bereits elektrochemische Färbebäder zum Einfärben von anodisch erzeugten
Oxidschichten auf Aluminium und dessen Legierungen bekannt, die ein Metallsalz zur
Einfärbung der Oxidschicht enthalten. Dabei wird zunächst an der Oberfläche der Aluminium
bzw. Aluminiumlegierungen mittels Gleichstrom in beispielsweise schwefelsaurer Lösung
eine definierte Oxidschicht erzeugt und diese anschließend mittels Wechselstrom unter
Verwendung eines schwachsauren Färbeelektrolyten eingefärbt. Dabei enthält der Färbeelektrolyt
vielfach ein Sulfat, beispielsweise des Eisens, Nickels oder Cobalts, wodurch ein
Bronzeton bestimmter Farbstichigkeit erzeugt wird. Ausnahmen der Bronzefärbung lassen
sich nur durch einen Zusatz im elektrochemischen Färbebad in Form von Kupfersulfat
- wodurch eine rötliche Färbung der Oxidschicht erzeugt wird -, Silbersulfat oder
Goldsulfat erzeugen, wodurch eine bläuliche bzw. gelbliche Färbung der Oxidschicht
zustande kommt. Abgesehen davon, daß die Verwendung von Gold- und Silbersalzen zumeist
aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu vertreten ist, so ergeben sich vielfach bei
gleicher Färbebadzusammensetzung und gleicher Behandlungsfolge doch unterschiedliche
Bronzetöne, was sich insbesondere dann sehr nachteilig auswirkt, wenn eine größere
Anzahl von Aluminiumprofilen eingefärbt werden soll und die nebeneinander verwendeten
Profile optisch einen ungleichmäßigen Farbeindruck hinterlassen.
[0003] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, einen Färbeelektrolyten der eingangs genannten
Art zu schaffen, mit dem es möglich ist, auf wirtschaftlich vertretbare Weise anodisch
oxidierte Schichten von Aluminium und Aluminiumlegierungen in bezug auf Buntheit und
Helligkeit bei entsprechender Auswahl beliebig einzufärben.
[0004] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Färbeelektrolyt außer einem
Metallsalz eine organische Farbstoffkomponente enthält. Dadurch läßt sich der vom
Metallsalz erzeugte Farbton bei entsprechender Auswahl der organischen Farbstoffkomponente
derart überlagern, daß eine gewünschte Farbe entsteht.
[0005] In vielen Fällen ist es beispielsweise wünschenswert, eine unbunte Farbe an-der Oberfläche
des Aluminiums bzw. der Aluminiumlegierung zu erzeugen. Es lassen sich die Gesetze
der Farbmischung anwenden, wobei die Mischung von zwei Komplementärfarben bzw. die
additive Farbmischung mit einer gegebenen Farbvalenz durch eine kompensative Farbe
dann eine unbunte Farbe entstehen läßt. Um nun eine derartige unbunte Farbe der Qxidschicht
des Aluminiums bzw. der Aluminiumlegierung zu erzeugen, enthält die neben dem Metallsalz
im Elektrolyten enthaltene Farbstoffkomponente die Spektralfarbe Violett-Blau. Damit
kommt die unbunte Farbe "grau" an Aluminium-Oxidschichten zustande, weil der über
die elektrochemische Metallabscheidung anfallende Farbton "Bronze" durch den elektroadsorptiv
angelagerten Farbton "Violett-Blau" gewissermaßen neutralisiert wird. Dabei kommt
vorzugsweise als organische Farbstoffkomponente ein metallkomplexhaltiger Azofarbstoff
zur Anwendung.
[0006] Zur gemeinsamen Einlagerung der Farbstoffkomponente und des Metalls in die Oxidschicht
ist der Elektrolyt vorzugsweise auf einen pH-Wert von pH 4 bis pH 5 eingestellt. Dabei
wird als Spannungsquelle Wechselstrom für die Abscheidung des Metalls und die Einlagerung
des metallkomplexhaltigen Azofarbstoffes benutzt.
[0007] Um die Einlagerung der Farbstoffkomponente in die Oxidschicht zu stabilisieren, ist
dem Färbeelektrolyt vorzugsweise eine Stickstoffverbindung zugesetzt. Eine derartige
Stickstoffverbindung könnte beispielsweise ein Sulfat sein, das in seiner Verbindung
Stickstoff enthält.
[0008] Die Erfindung ist nachfolgend näher beschrieben und wird anhand eines Ausführungsbeispieles
erläutert.
[0009] Zur Herstellung einer elektrolytisch und elektroadsorptiv eingefärbten Oxidschicht
von Aluminium und Aluminiumlegierungen werden die aus dem Aluminium bzw. dessen Legierungen
hergestellten Gegenstände zunächst einer in bekannter Weise durchgeführten anodischen
Oxidation unterzogen, wobei mittels Gleichstom in einer zur Elektrolyse geeigneten
Lösung - wie beispielsweise Schwefel-, Oxal-oder Chromsäure - eine definierte Oxidschicht
erzeugt wird und diese anschließend in dem schwachsauren Färbeelektrolyten unter Zuführung
von Wechselstrom eingefärbt wird.
[0010] Zur Erzielung eines beispielsweise unbunten Farbtones - d.h. eines Grautones - mag
der Färbeelektrolyt als Metallsalz Cobaltsulfat sowie als organische Farbstoffkomponente
eine chromkomplexhaltige Azoverbindung enthalten. Legt man an diesen Färbeelektrolyten
eine elektrische Wechselspannung an, so wandern unter dem Einfluß des elektrischen
Feldes der metallkomplexhaltige Farbstoff und die Cobalt-Ionen in die Mikroporen der
Aluminiumoxidschicht ein, wobei die Cobalt-Ionen am Porengrund zu Metall reduziert
werden. Der organische Farbstoff lagert sich tiefer in die Poren ein, als dies bei
einer rein adsorptiven Einfärbung der Fall ist. Infolge dieser tieferen Einlagerung
in den Poren sowie der Rekomplexierung des Farbstoffes mit den in den Poren verbleibenden
Schwermetallsalzen während der hydro-thermalen Behandlung - dem sogenannten Sealen
-, gelingt es in wirtschaftlicher Weise sogenannte licht- und wetterfeste Grautöne
auf anodisiertem Aluminium zu erhalten.
[0011] Dabei lassen sich unterschiedliche Farbnuancen der definierten Aluminiumoxidschichten
durch gezieltes Abstimmen der Einflußgrößen in zwei aufeinander folgenden Behandlungsstufen
erzielen. Als erste Behandlungsstufe ist die Vorbehandlung der aus Aluminium bzw.
dessen Legierungen hergestellten Gegenstände mit nachfolgender anodischer Oxidation
anzusehen, während die zweite Behandlungsstufe durch das Einfärben der Oxidschicht
in einem Färbeelektrolyten dargestellt ist. Während bei der ersten Behandlungsstufe
die Legierung und der Zustand der anodisierten Halbzeuge, deren Glanz- bzw. Mattheitsgrad
der Oberfläche sowie die Elektrolytzusammensetzung und die Arbeitsbedingungen während
des Anodisiervorganges als Einflußgrößen in Frage kommen, sind als Einflußgrößen der
zweiten Behandlungsstufe die Zusammensetzung des Färbeelektrolyten, deren pH-Wert,
Temperatur, Verweilzeit und Stromdichte anzusehen.
[0012] Wenn nun beispielsweise ein Strangpreßprofil der Aluminiumlegierung AlMgSi o,5 Mittelgrau
entsprechend der Dunkelstufe D 4,5 des DIN-Blattes 6164, Beiblatt 25, eingefärbt werden
soll, so wird das Strangpreßprofil zunächst nach bekannten Verfahren entfettet, gebeizt
und anodisiert. Der die anodische Oxidation bewirkende Elektrolyt enthält 19o g Schwefelsäure
je 1 1 Wasser (19o g/1 H
2S0
4) und 1o g Aluminium pro 1 1 Elektrolyt (1o g/l). Die Temperatur des zur Anodisation
vorgesehenen Elektrolyten beträgt 20°C, während die Stromdichte 1,5 A/dm
2 betragen soll. Um die im Anodisations-Elektrolyten erzeugte Oxidschicht mittelgrau
einzufärben, wird das Strangpreßprofil anschließend in den Färbeelektrolyten eingetaucht,
der bei diesem speziellen Ausführungsbeispiel 12 g Cobalt je 1 1 (12 g Co/1), 8 g
metallkomplexhaltiger Farbstoff je 1 1 (8 g/l) und 12 g Borsäure je 1 1 (12 g/1) enthält,
wobei der pH-Wert des Elektrolyten auf pH 4,3 und dessen Temperatur auf 24° eingestellt
ist.
[0013] Das Strangpreßprofil wird in den Färbeelektrolyten eingetaucht, anschließend für
2 Minuten und 3o Sekunden an eine Wechselspannung von 11 Volt angeschlossen und konstant
gehalten, wonach das Profil aus dem Färbeelektrolyt gehoben wird. Je 1 dm
2 Profiloberfläche sollen 1,o A.min Färbestrom geflossen sein.
[0014] Durch die Wahl der Abscheidungs- und Arbeitsbedingungen lassen sich beispielsweise
die unbunten Farben, d.h. die Grautöne, ab der Dunkelstufe 2,5 bis Dunkelstufe 8 gemäß
DIN 6164, Beiblatt 25 in beliebiger Dunkelheit und Farbstichigkeit nach DIN 55981
in demselben Färbeelektrolyten herstellen.
[0015] In Anlehnung an das Farbkoordinatensystem nach CIELAB 1976 gilt für die unbunte Farbe
"Grau" im physikalischen Sinne, daß die Farbkoordination a
* und b
* gleich O sind. Die Farbe "Grau" unterscheidet sich von den Farben "Weiß" und "Schwarz"
nur durch die variable Helligkeit, die im CIELAB-System von 1
00 (Weiß) bis O (Schwarz) bewertet ist.
[0016] Wie bereits erwähnt, gibt das vorbeschriebene Anwendungsbeispiel die Erfindung lediglich
beispielsweise wieder und ist keinesfalls allein darauf beschränkt. Es sind vielmehr
noch mancherlei Änderungen der Anwendung möglich. Wenn beispielsweise das Strangpreßprofil
eine Farbstichigkeit nach Blau aufweisen soll und nach dem CIELAB-Farbkoordinatensystem
die Farbkoordinaten a
* = 1,3 und b
* = 3,o aufweisen soll, so kann entweder der pH-Wert des Färbeelektrolyten angehoben
oder aber die Tauchzeit verlängert werden.
1.) Färbeelektrolyt zum elektrolytischen Einfärben von anodisch erzeugten Oxidschichten
auf Aluminium und Aluminiumlegierungen in Farben unterschiedlicher Buntheit und Helleigkeit,
insbesondere zur Anwendung bei Profilen für Fenster-, Türen-, Fassadenelemente u.dgl.,
dadurch gekennzeichnet ,
daß der Färbeelektrolyt außer einem Metallsalz eine organische Farbstoffkomponente
enthält.
2.) Färbeelektrolyt nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die neben dem Metallsalz
im Elektrolyten enthaltene Farbstoffkomponente die Spektralfarbe Violett-Blau enthält.
3.) Färbeelektrolyt nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die organische
Farbstoffkomponente ein metallkomplexhaltiger Azofarbstoff ist.
4.) Färbeelektrolyt nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß der Elektrolyt zur gemeinsamen Einlagerung der Farbstoffkomponente
und des Metalls in die Oxidschicht auf einen pH-Wert von pH 4 bis pH 5 eingestellt
ist.
5.) Färbeelektrolyt nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß zur Stabilisierung der Farbstoffkomponente dem Färbeelektrolyt
eine Stickstoffverbindung zugesetzt ist.