[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Turbinenschaufeln aus Rohlinqen
aus 7 - 14 %igen Chromstählen, die auf Schmiedetem
peratur erhitzt und anschließend, insbesondere in einer Spindelpresse, präzisionsgeschmiedet
werden,: worauf die Schaufeln im wesentlichen aus der Schmiedehitze mit einem aus
einer oder mehreren Düsen austretenden Kühlmittel abgekühlt und nach dem Abkühlen
auf Raumtemperatur angelassen werden.
[0002] Zur Herstellung von Turbinenschaufeln, für deren Formgebung ein gedrungen, um nicht
zu sagen klobig gestalteter Fuß und ein sich daran anschließendes, schlankes und meist
mehr oder minder verwunden ausgebildetes Schaufelblatt charakteristisch ist, und die
für den Dampfturbinenbau überwiegend aus 7 - 14 %igen Chromstählen gefertigt werden,
die auch Legierungszusätze aus der Gruppe Mo, Ni, V, Nb, B, W, Cu, N enthalten können,
ist es üblich, das Präzisionsschmieden anzuwenden. Dabei handelt es sich um einen
Schmiedevorgang, bei dem aus einem entsprechend vorgeformten Rohling im Schmiedegesenk
bzw. neuerdings auch schlagartig in einer mit einem solchen ausgestatteten massiven
Spindelpresse bei Schmiedetemperatur die vielfach unter Berücksichtigung einer Bearbeitungszugabe
auf die Endform abgestellte präzise Formgebung erfolgt, an die sich eine Wärmebehandlung
zum Härten und Anlassen, sowie die mechanische Fertigbearbeitung anschließt.
[0003] Im Bestreben, einen Kostenvorteil zu erreichen, wenn unter Verzicht auf eine langsame
Abkühlung der geschmiedeten Schaufeln auf Raumtemperatur und einen weiteren Erwärmungsschritt
auf Austenitisierungstemperatur die Härtung gleich aus der Schmiedehitze vorgenommen
wird, ist schon versucht worden, die dafür erforderliche schroffe Abkühlung durch
Ölhärtung auszuführen. Dabei hat sich jedoch ein derart starker Verzug ergeben, daß
der erhoffte und energetisch auch erreichte Kostenvorteil wegen der schwierig vorzunehmenden
und sehr aufwendigen Egalisierung des eingetretenen Verzuges praktisch_verlorengeht.
[0004] Zielsetzung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es daher, einen Ausweg aus dem genannten
Dilemma aufzuzeigen und dies gelingt in überraschender Weise derart, daß die von der
bzw. den Düsen je Zeiteinheit abgegebene Kühlmittelmenge und/oder die Richtung des
Kühlmittelstrahles derart gelenkt wird, daß die Kühlwirkung im jeweils davon erfaßten
Oberflächenbereich der Schaufel umso stärker ist, je größer die von diesem Bereich
aufzunehmende Wärmemenge ist, die vom Schaufelteilvolumen und entsprechender Temperatur
bestimmt ist.
[0005] Dabei hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die Abkühlung mit der Maßgabe gelenkt
wird, daß die Unterschiede bei den Oberflächentemperaturen des Schaufelblattes das
Ausmaß von 100°C nicht übersteigen.
[0006] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die
gelenkte Abkühlung der Schaufeln durch ein getrennt der Menge und/oder der Richtung
nach regelbares System von Luft- und Wasserstrahldüsen vorgenommen, wobei am besten
die Kühlmitteldüsen beidseitig eines Transportweges für die, vorzugsweise hängend,
durch eine Kühlungszone geförderten Schaufeln angeordnet werden
[0007] Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachfolgend unter Bezugnahme auf ein Ausführungsbeispiel
näher erläutert. Be schrieben wird dabei die Herstellung von Dampfturbinenschaufeln
mit einer Blattlänge von 1500 mm, einer maximalen Blattbreite von 300 mm und einer
Blattverwindung von 70° aus dem Chromstahl der Werkstoffnummer 1.4021 ( X 20 Cr 13
entsprechend AISI 420). Bei der Schmiedung solcher Schaufeln mittels einer Spindelpresse
ergibt sich gegenüber der vordem üblichen Fertigung auf dem Gegenschlaghammer der
besondere Vorteil, daß unter Einhaltung gleicher Bedingungen, insbesondere bezüglich
der Schmiedetemperatur, der Schlaganzahl, der Gesenkkühlung u.s.f., das die Presse
verlassende Produkt beim Vergleich in praktisch einheitlicher Art und Weise vorliegt.
Auf die Temperatur bezogen bedeutet dies, daß zwar, durch die Verformung im Gesenk
bedingt, nicht mehr ein einheitliches Temperaturniveau vorliegt, wie dies bei der
Entnahme der Rohlinge (der sogenannten Keulen) aus dem Ofen als Schmiede-Anfangstemperatur
der Fall war, weil das schlanke Schaufelblatt bei der Schmiedung stärker abkühlt als
der Fuß, daß aber beim Vergleich einer Schaufel mit praktisch jeder anderen einer
Fertigungsreihe die Oberflächentemperaturen bezogen auf die jeweiligen Meßstellen
übereinstimmen.
[0008] Zur Vermeidung von Karbidausscheidungen und der Perlit-Umwandlung besteht beim Härten
des genannten Stahltyps das Erfordernis , die geschmiedeten Schaufeln rasch von der
Schmiede-Endtemperatur auf ein Temperaturniveau von etwa 300
0C abzukühlen, während die weitere Abkühlung auf Raumtemperatur an ruhender Luft erfolgen
kann.
[0009] Wegen der zwangsläufig eintretenden Abkühlung beim Manipulieren der Schaufeln von
der Entnahme aus dem Gesenk bis zur Einbringung in die Kühlzone, haben sich folgende
Temperaturverhältnisse ergeben:

[0010] Die gelenkte Abkühlung im Sinne des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgte in einer
Kühleinrichtung, die mit einer Transportkette zur Aufhängung der Schaufeln und einem
längs des Transportweges etwa spiegelbildlich,nach Höhe und Breite gestaffelt angeordneten
und der Menge und teilweise auch der Richtung nach regelbaren Düsensystem von Sprühdüsen
für Luft und Wasser als Kühlmittel ausgestattet ist. Während in Höhe des Schaufelfußes
eine speziell auf diesen Bereich abgestellte intensive Kühlung durch eine eng-kegelig
aufeinanderfolgende Reihe von Wassersprühstrahlen vorgenommen wurde, war die Kühlwirkung
nach oben, also zum Schaufelkopf hin, zunehmend schwächer dosiert. Das Schaufelblatt
wurde hier nur mittels Luftstrahlen gekühlt, wobei die Kühlmittelmenge etwa proportional
zum abnehmenden Schaufelteilvolumen und der Temperatur eingestellt war, wodurch die
unterschiedlichen Oberflächentemperaturen des Schaufelblattes nie mehr als 100°C differierten.
Die Länge der Kühlungszone bzw. die Zeitdauer der Kühlung war derart bemessen, daß
die Turbinenschaufeln beim Verlassen der Kühleinrichtung auf max. 300°C auch im Schaufelfuß
abgekühlt waren, sodaß sie durch Lagerung an ruhender Luft auf Raumtemperatur abgekühlt
werden konnten.
[0011] Zur Vergütung wurde dann eine Erhitzung auf 740°C vorgenommen, und nach 3-stündiger
Haltezeit an Luft auf Raumtemperatur abgekühlt. Die Schaufeln zeigten danach bloß
einen minimalen Verzug, der sich auf konventionelle Art und Weise mit vergleichsweise
geringem Kostenaufwand beheben ließ.
[0012] Um den gravierenden Unterschied aufzuzeigen, der sich vergleichsweise ergeben hat,
wenn anstatt der beschriebenen erfindungsgemäßen Härtung der Turbinenschaufeln durch
eine gelenkte Steuerung ihrer Abkühlung auf etwa 300°C die Härtung in einem auf 300
0C erwärmten Ölbad oder - was auch noch versucht wurde - in einem aus etwa 300°C heißem
Quarzsand durch einen Luftstrom gebildeten Wirbelbett vorgenommen wurde, werden die
ausgewerteten Ergebnisse einer Serie von je 200 Schaufeln des beschriebenen Schaufeltyps
entsprechend den mittleren Maximalwerten für den sich aus Durchbiegung und Verdrallung
gegenüber dem Sollprofil in verschiedenen Meßebenen ermittelten Verzug bezogen auf
das prozentuelle Ausmaß in einer grafischen Gegenüberstellung wie folgt ausgewiesen,
wobei als Vergleichsbasis für den Prozentsatz von 100 % die gemittelten Maximalwerte
für diesen Schaufeltyp herangezogen sind, die sich bei der bislang üblichen Technologie
(Fertigung mit dem Gegenschlaghammer und Härtung nach einem gesonderten Wärmebehandlungsschritt
durch Aufheizen auf die Härtetemperatur und Abschrecken im heißen Ölbad) ergeben haben.
[0013] Die Ziffern auf der Abszisse bedeuten:
l: Vergleichsbasis
2: Ölhärtung aus der Schmiedehitze
3: erfindungsgemäße Härtung aus der Schmiedehitze
4: Härtung im heißen Sand-Wirbelbett aus der Schmiedehitze
1. Verfahren zur Herstellung von Turbinenschaufeln aus Rohlingen aus 7 - 14 %igen
Chromstählen, die auf Schmiedetemperatur erhitzt und anschließend, insbesondere in
einer Spindelpresse,präzisionsgeschmiedet werden,.worauf die Schaufeln im wesentlichen
aus der Schmiedehitze mit einem aus einer oder mehreren Düsen austretenden Kühlmittel
abgekühlt und nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur angelassen werden, dadurch gekennzeichnet,
daß die von der bzw. den Düsen je Zeiteinheit abgegebene Kühlmittelmenge und/oder
die Richtung des Kühlmittelstrahles derart gelenkt wird, daß die Kühlwirkung im jeweils
davon erfaßten Oberflächenbereich der Schaufel umso stärker ist, je größer die von
diesem Bereich aufzunehmende Wärmemenge ist, die vom Schaufelteilvolumen und entsprechender
Temperatur bestimmt ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Abkühlung mit der Maßgabe
gelenkt wird, daß die Unterschiede bei den Oberflächentemperaturen des Schaufelblattes
das Ausmaß von 100 C nicht übersteigen.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die gelenkte
Abkühlung der Schaufeln durch ein getrennt der Menge und/oder der Richtung nach regelbares
System von Luft- und Wasserstrahldüsen vorgenommen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlmitteldüsen beidseitig
eines Transportweges für die, vorzugsweise hängend, durch eine Kühlungszone geförderten
Schaufeln angeordnet werden.