(19)
(11) EP 0 119 186 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
19.09.1984  Patentblatt  1984/38

(21) Anmeldenummer: 84890041.1

(22) Anmeldetag:  08.03.1984
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3C21D 9/00, C21D 1/667, C21D 8/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE CH DE FR GB IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 10.03.1983 AT 837/83

(71) Anmelder: VEREINIGTE EDELSTAHLWERKE AKTIENGESELLSCHAFT (VEW)
A-1010 Wien (AT)

(72) Erfinder:
  • Loidl, Alfons, Dipl.-Ing.
    A-8600 Bruck/Mur (AT)
  • Fladischer, Johann, Dipl.-Ing.
    A-8605 Kapfenberg (AT)
  • Schieber, Herbert
    A-8605 Kapfenberg (AT)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Herstellung von Turbinenschaufeln


    (57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Turbinenschaufeln aus Rohlingen aus 7 - 14 %igen Chromstählen, die auf Schmiedetemperatur erhitzt und anschließend, insbesondere in einer Spindelpresse, präzisionsgeschmiedet werden, worauf die Schaufeln im wesentlichen aus der Schmiedehitze mit einem aus einer oder mehreren Düsen austretenden Kühlmittel abgekühlt und nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur angelassen werden, wobei die von der bzw. den Düsen je Zeiteinheit abgegebene Kühlmittelmenge und/oder die Richtung des Kühlmittelstrahles derart gelenkt wird, daß die Kühlwirkung im jeweils davon erfaßten Oberflächenbereich der Schaufel umso stärker ist, je größer die von diesem Bereich aufzunehmende Wärmemenge ist, die vom Schaufelteilvolumen und entsprechender Temperatur bestimmt ist.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Turbinenschaufeln aus Rohlinqen aus 7 - 14 %igen Chromstählen, die auf Schmiedetemperatur erhitzt und anschließend, insbesondere in einer Spindelpresse, präzisionsgeschmiedet werden,: worauf die Schaufeln im wesentlichen aus der Schmiedehitze mit einem aus einer oder mehreren Düsen austretenden Kühlmittel abgekühlt und nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur angelassen werden.

    [0002] Zur Herstellung von Turbinenschaufeln, für deren Formgebung ein gedrungen, um nicht zu sagen klobig gestalteter Fuß und ein sich daran anschließendes, schlankes und meist mehr oder minder verwunden ausgebildetes Schaufelblatt charakteristisch ist, und die für den Dampfturbinenbau überwiegend aus 7 - 14 %igen Chromstählen gefertigt werden, die auch Legierungszusätze aus der Gruppe Mo, Ni, V, Nb, B, W, Cu, N enthalten können, ist es üblich, das Präzisionsschmieden anzuwenden. Dabei handelt es sich um einen Schmiedevorgang, bei dem aus einem entsprechend vorgeformten Rohling im Schmiedegesenk bzw. neuerdings auch schlagartig in einer mit einem solchen ausgestatteten massiven Spindelpresse bei Schmiedetemperatur die vielfach unter Berücksichtigung einer Bearbeitungszugabe auf die Endform abgestellte präzise Formgebung erfolgt, an die sich eine Wärmebehandlung zum Härten und Anlassen, sowie die mechanische Fertigbearbeitung anschließt.

    [0003] Im Bestreben, einen Kostenvorteil zu erreichen, wenn unter Verzicht auf eine langsame Abkühlung der geschmiedeten Schaufeln auf Raumtemperatur und einen weiteren Erwärmungsschritt auf Austenitisierungstemperatur die Härtung gleich aus der Schmiedehitze vorgenommen wird, ist schon versucht worden, die dafür erforderliche schroffe Abkühlung durch Ölhärtung auszuführen. Dabei hat sich jedoch ein derart starker Verzug ergeben, daß der erhoffte und energetisch auch erreichte Kostenvorteil wegen der schwierig vorzunehmenden und sehr aufwendigen Egalisierung des eingetretenen Verzuges praktisch_verlorengeht.

    [0004] Zielsetzung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es daher, einen Ausweg aus dem genannten Dilemma aufzuzeigen und dies gelingt in überraschender Weise derart, daß die von der bzw. den Düsen je Zeiteinheit abgegebene Kühlmittelmenge und/oder die Richtung des Kühlmittelstrahles derart gelenkt wird, daß die Kühlwirkung im jeweils davon erfaßten Oberflächenbereich der Schaufel umso stärker ist, je größer die von diesem Bereich aufzunehmende Wärmemenge ist, die vom Schaufelteilvolumen und entsprechender Temperatur bestimmt ist.

    [0005] Dabei hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die Abkühlung mit der Maßgabe gelenkt wird, daß die Unterschiede bei den Oberflächentemperaturen des Schaufelblattes das Ausmaß von 100°C nicht übersteigen.

    [0006] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die gelenkte Abkühlung der Schaufeln durch ein getrennt der Menge und/oder der Richtung nach regelbares System von Luft- und Wasserstrahldüsen vorgenommen, wobei am besten die Kühlmitteldüsen beidseitig eines Transportweges für die, vorzugsweise hängend, durch eine Kühlungszone geförderten Schaufeln angeordnet werden

    [0007] Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachfolgend unter Bezugnahme auf ein Ausführungsbeispiel näher erläutert. Be schrieben wird dabei die Herstellung von Dampfturbinenschaufeln mit einer Blattlänge von 1500 mm, einer maximalen Blattbreite von 300 mm und einer Blattverwindung von 70° aus dem Chromstahl der Werkstoffnummer 1.4021 ( X 20 Cr 13 entsprechend AISI 420). Bei der Schmiedung solcher Schaufeln mittels einer Spindelpresse ergibt sich gegenüber der vordem üblichen Fertigung auf dem Gegenschlaghammer der besondere Vorteil, daß unter Einhaltung gleicher Bedingungen, insbesondere bezüglich der Schmiedetemperatur, der Schlaganzahl, der Gesenkkühlung u.s.f., das die Presse verlassende Produkt beim Vergleich in praktisch einheitlicher Art und Weise vorliegt. Auf die Temperatur bezogen bedeutet dies, daß zwar, durch die Verformung im Gesenk bedingt, nicht mehr ein einheitliches Temperaturniveau vorliegt, wie dies bei der Entnahme der Rohlinge (der sogenannten Keulen) aus dem Ofen als Schmiede-Anfangstemperatur der Fall war, weil das schlanke Schaufelblatt bei der Schmiedung stärker abkühlt als der Fuß, daß aber beim Vergleich einer Schaufel mit praktisch jeder anderen einer Fertigungsreihe die Oberflächentemperaturen bezogen auf die jeweiligen Meßstellen übereinstimmen.

    [0008] Zur Vermeidung von Karbidausscheidungen und der Perlit-Umwandlung besteht beim Härten des genannten Stahltyps das Erfordernis , die geschmiedeten Schaufeln rasch von der Schmiede-Endtemperatur auf ein Temperaturniveau von etwa 3000C abzukühlen, während die weitere Abkühlung auf Raumtemperatur an ruhender Luft erfolgen kann.

    [0009] Wegen der zwangsläufig eintretenden Abkühlung beim Manipulieren der Schaufeln von der Entnahme aus dem Gesenk bis zur Einbringung in die Kühlzone, haben sich folgende Temperaturverhältnisse ergeben:



    [0010] Die gelenkte Abkühlung im Sinne des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgte in einer Kühleinrichtung, die mit einer Transportkette zur Aufhängung der Schaufeln und einem längs des Transportweges etwa spiegelbildlich,nach Höhe und Breite gestaffelt angeordneten und der Menge und teilweise auch der Richtung nach regelbaren Düsensystem von Sprühdüsen für Luft und Wasser als Kühlmittel ausgestattet ist. Während in Höhe des Schaufelfußes eine speziell auf diesen Bereich abgestellte intensive Kühlung durch eine eng-kegelig aufeinanderfolgende Reihe von Wassersprühstrahlen vorgenommen wurde, war die Kühlwirkung nach oben, also zum Schaufelkopf hin, zunehmend schwächer dosiert. Das Schaufelblatt wurde hier nur mittels Luftstrahlen gekühlt, wobei die Kühlmittelmenge etwa proportional zum abnehmenden Schaufelteilvolumen und der Temperatur eingestellt war, wodurch die unterschiedlichen Oberflächentemperaturen des Schaufelblattes nie mehr als 100°C differierten. Die Länge der Kühlungszone bzw. die Zeitdauer der Kühlung war derart bemessen, daß die Turbinenschaufeln beim Verlassen der Kühleinrichtung auf max. 300°C auch im Schaufelfuß abgekühlt waren, sodaß sie durch Lagerung an ruhender Luft auf Raumtemperatur abgekühlt werden konnten.

    [0011] Zur Vergütung wurde dann eine Erhitzung auf 740°C vorgenommen, und nach 3-stündiger Haltezeit an Luft auf Raumtemperatur abgekühlt. Die Schaufeln zeigten danach bloß einen minimalen Verzug, der sich auf konventionelle Art und Weise mit vergleichsweise geringem Kostenaufwand beheben ließ.

    [0012] Um den gravierenden Unterschied aufzuzeigen, der sich vergleichsweise ergeben hat, wenn anstatt der beschriebenen erfindungsgemäßen Härtung der Turbinenschaufeln durch eine gelenkte Steuerung ihrer Abkühlung auf etwa 300°C die Härtung in einem auf 3000C erwärmten Ölbad oder - was auch noch versucht wurde - in einem aus etwa 300°C heißem Quarzsand durch einen Luftstrom gebildeten Wirbelbett vorgenommen wurde, werden die ausgewerteten Ergebnisse einer Serie von je 200 Schaufeln des beschriebenen Schaufeltyps entsprechend den mittleren Maximalwerten für den sich aus Durchbiegung und Verdrallung gegenüber dem Sollprofil in verschiedenen Meßebenen ermittelten Verzug bezogen auf das prozentuelle Ausmaß in einer grafischen Gegenüberstellung wie folgt ausgewiesen, wobei als Vergleichsbasis für den Prozentsatz von 100 % die gemittelten Maximalwerte für diesen Schaufeltyp herangezogen sind, die sich bei der bislang üblichen Technologie (Fertigung mit dem Gegenschlaghammer und Härtung nach einem gesonderten Wärmebehandlungsschritt durch Aufheizen auf die Härtetemperatur und Abschrecken im heißen Ölbad) ergeben haben.

    [0013] Die Ziffern auf der Abszisse bedeuten:

    l: Vergleichsbasis

    2: Ölhärtung aus der Schmiedehitze

    3: erfindungsgemäße Härtung aus der Schmiedehitze

    4: Härtung im heißen Sand-Wirbelbett aus der Schmiedehitze




    Ansprüche

    1. Verfahren zur Herstellung von Turbinenschaufeln aus Rohlingen aus 7 - 14 %igen Chromstählen, die auf Schmiedetemperatur erhitzt und anschließend, insbesondere in einer Spindelpresse,präzisionsgeschmiedet werden,.worauf die Schaufeln im wesentlichen aus der Schmiedehitze mit einem aus einer oder mehreren Düsen austretenden Kühlmittel abgekühlt und nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur angelassen werden, dadurch gekennzeichnet, daß die von der bzw. den Düsen je Zeiteinheit abgegebene Kühlmittelmenge und/oder die Richtung des Kühlmittelstrahles derart gelenkt wird, daß die Kühlwirkung im jeweils davon erfaßten Oberflächenbereich der Schaufel umso stärker ist, je größer die von diesem Bereich aufzunehmende Wärmemenge ist, die vom Schaufelteilvolumen und entsprechender Temperatur bestimmt ist.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Abkühlung mit der Maßgabe gelenkt wird, daß die Unterschiede bei den Oberflächentemperaturen des Schaufelblattes das Ausmaß von 100 C nicht übersteigen.
     
    3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die gelenkte Abkühlung der Schaufeln durch ein getrennt der Menge und/oder der Richtung nach regelbares System von Luft- und Wasserstrahldüsen vorgenommen wird.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlmitteldüsen beidseitig eines Transportweges für die, vorzugsweise hängend, durch eine Kühlungszone geförderten Schaufeln angeordnet werden.
     




    Zeichnung