[0001] Die Erfindung betrifft einen gasdynamischen Druckwellenlader für Fahrzeug-Verbrennungsmotoren
gemäss Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Beim Druckwellenlader zur Aufladung von Fahrzeug-Verbrennungsmotoren ist das Problem
der Axialspiele zwischen den Rotorstirnflächen und den dem Rotor zugewandten Gehäusestirnflächen
von grosser Bedeutung. Der Wirkungsgrad und das Betriebsverhalten eines Druckwellenladers
hängen sehr stark von diesen Axialspielen ab. Nur mit sehr kleinen axialen Betriebsspielen
kann ein einwandfreies Funktionieren des Druckwellenladers und ein guter Wirkungsgrad
erreicht werden, da dann die Leckverluste an den Stirnseiten des Rotors auf ein Minimum
beschränkt sind. Gleichzeitig muss aber ein Anstreifen des Rotors an den Gehäusestirnflächen
verhindert werden. Da sich die Stirnflächen infolge der Wärmedehnung nicht einfach
planparallel verschieben, kann dieser Gefahr nicht nur durch grössere Montagespiele
begegnet werden. Hierzu kommt noch die Gefahr des Anstreifens des Rotors an den zugewandten
Gehäusestirnflächen, die durch die Rotorschwingungen entstehen kann.
[0003] Um eine Rotorhavarie durch eventuelles starkes Anstreifen zu vermeiden, kann eine
abreibbare, beispielsweise Graphit-Nickelschicht auf den Gehäuse- oder Rotorstirnflächen
oder eine abrasive feinkörnige A1203 (Korund-Basis)-Schicht auf die Gehäusestirnflächen
aufgetragen werden.
[0004] Die Streifschicht wird nur im radialen Bereich der relativ scharfkantigen Zellenwände
abgerieben. Die Schicht im Bereich des dicken Nabenrohres wird bloss komprimiert,
wobei es beim starken Anstreifen zum Blockieren des Rotors kommen kann.
[0005] Infolge Alterung der Schicht kann es zum Abbröckeln der Schicht kommen und dadurch
zu schlechtem Wirkungsgrad des Druckwellenladers führen.
[0006] Zudem ist die durch ein Flammspritzverfahren aufgebrachte Streifschicht für eine
Seriefertigung des Druckwellenladers zu teuer.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, einen gasdynamischen Druckwellenlader
der eingangs genannten Art zu schaffen, welcher unter Verzicht auf Streifschichten
eine in bezug auf Wärmedehnung und Rotorschwingungen optimale Form der Rotor- und
Gehäusestirnflächen aufweist, die ein einwandfreies Funktionieren des Druckwellenladers
gewährleistet.
[0008] Erfindungsgemäss wird diese Aufgabe mit den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs
1 gelöst.
[0009] Die durch die Erfindung erreichten Vorteile sind im wesentlichen darin zu sehen,
dass durch gezielte Formgebung der Rotor- sowie Gehäusestirnflächen die Wärmedehnung
sowie Rotorschwingungen derart kompensiert werden, dass mit sehr kleinen Axialspielen
und somit mit einem guten Wirkungsgrad gefahren werden kann.
[0010] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes vereinfacht
dargestellt.
[0011] Es zeigen:
Fig. 1 einen zum Stand der Technik gehörenden Druckwellenlader im Längsschnitt, wobei
die Wärmedeformation der gasseitigen Rotor- und Gehäusestirnflächen unmassstäblich
gross gezeichnet ist;
Fig. 2 eine schematische Darstellung von Schwingungen und Wärmedehnungen des Rotors
eines Druckwellenladers;
Fig. 3 eine erfindungsgemässe Ausführung eines Druckwellenladers im Längsschnitt.
[0012] Gleiche Teile sind in den Figuren mit denselben Bezugszeichen versehen. Erfindungsunwesentliche
Teile des Systems Druckwellenlader-Motor wie beispielsweise Luftansaugleitung, Ladeluftleitung,
Motorabgasleitung und Auspuffleitung, sind weggelassen. Die Strömungsrichtungen der
Arbeitsmittel sind mit Pfeilen bezeichnet.
[0013] Der grundsätzliche Aufbau eines Druckwellenladers und dessen genaue Struktur kann
der Druckschrift CH-T 123-143 der Anmelderin entnommen werden.
[0014] In Fig. 1 ist mit 1 das Gasgehäuse und mit 2 das Luftgehäuse des Druckwellenladers
bezeichnet. Die beiden Gehäuse sind mit dem Statormittelteil 4, in welchem der Rotor
3 angeordnet ist, zusammen verbunden. Der Rotor 3 ist auf der Welle 5 befestigt und
im Luftgehäuse 2 gelagert. Auf der Welle 5 ist ein Keilriemenrad 6 angeordnet.
[0015] Die heissen Abgase des Verbrennungsmotors treten durch den Motorabgaskanal A in den
mit axialgeraden, beidseitig offenen Rotorzellen 3e versehenen Rotor 3 des Druckwellenladers
ein, expandieren darin und verlassen ihn über den Auspuffkanal B und die nicht gezeigte
Auspuffleitung in die Atmosphäre. Auf der Luftseite wird atmosphärische Luft angesaugt,
strömt über den Luftansaugkanal C axial in den Rotor 3 ein, wird darin verdichtet
und verlässt ihn als Ladeluft über den Ladeluftkanal D zum nicht gezeigten Verbrennungsmotor
hin.
[0016] Zum Verständnis des eigentlichen, äusserst komplexen gasdynamischen Druckwellenprozesses,
welcher nicht Erfindungsgegenstand ist, wird auf die schon genannte Druckschrift CH-T
123 143 der Anmelderin verwiesen.
[0017] Der für das Verständnis der Erfindung notwendige Prozessablauf wird nachstehend kurz
erläutert:
Die Druckwellenvorgänge laufen im Inneren des Rotors 3 ab und bewirken im wesentlichen,
dass sich ein gasgefüllter Raum und ein luftgefüllter Raum bilden. Im ersteren entspannt
sich das Abgas und entweicht dann in den Auspuffkanal B, während im zweiten Raum ein
Teil der angesaugten Frischluft verdichtet und durch den Ladeluftkanal D ausgeschoben
wird. Der verbleibende Frischluftanteil wird durch den Rotor 3 in den Auspuffkanal
B überspült und bewirkt damit den vollständigen Austritt des Abgases.
[0018] Um einen guten Wirkungsgrad des Druckwellenladers zu erhalten ist es erforderlich,
dass die Axialspiele zwischen den Rotorstirnflächen und den entsprechenden Gehäusestirnflächen
an allen Durchmessern, möglichst klein gehalten werden.
[0019] Das axiale Einbauspiel kann aussen über dem Rotordeckband gemessen werden. Es muss
genügend gross sein, damit im Betrieb der Rotor in der Nabenpartie nicht zum Anstreifen
kommt.
[0020] Das Wärmedehnungsverhalten von Rotor und Statormittelteil ist in den einzelnen Betriebszuständen
ganz verschieden. Am kritischsten, bezüglich Streifgefahr, ist das transiente Spielverhalten
beim Starten des kalten Verbrennungsmotors und darauffolgendem raschen Beschleunigen
auf Vollast und Maximaldrehzahl.
[0021] Im Betrieb eines Druckwellenladers treten zudem relative Deformationen von Gehäuse-
und Rotorstirnflächen insbesondere auf der Gasseite auf und zwar infolge ungleichmässiger
Temperaturverteilung auf der Gasgehäusestirnfläche, sowohl in der Umfangsrichtung
(Hochdruckzone-Niederdruckzone) als auch in der Radialrichtung.
[0022] Der Rotor weist ein relativ dickes Nabenrohr 3a, ein dünnes Zwischenrohr 3b und ein
dünnes aussenliegendes Deckband 3c auf. Bei den Druckwellenmaschinen für Fahrzeug-Verbrennungsmotoren
ist der Rotor 3 in der Regel ständigen Temperaturschwankungen bei den Last- und Drehzahländerungen
unterworfen.
[0023] Wegen der grösseren Wärmekapazität des Nabenrohrs 3a weist dieses im Mittel eine
höhere Temperatur auf als das äussere Deckband 3c. Daraus resultiert eine grössere
Wärmedehnung des Nabenrohres 3a gegenüber dem äusseren Deckband 3c.
[0024] Das äussere Deckband 3c gibt infolge Ventilation und Wärmestrahlung mehr Wärme nach
aussen ab als das Nabenrohr 3a. Im Nabenraum 3d führt die Wärmeabgabe ausserdem zu
einem Wärmestau. Die grössere Wärmedehung des Nabenrohrs 3a führt im Betrieb zu einer
axialen Deformation insbesondere der gasseitigen Rotorstirnfläche. Durch die unterschiedliche
Wärmedehnung an verschiedenen Radien wird die dem Gasgehäuse zugewandte Rotorstirnfläche
sowie die dem Rotor zugewandte Gasgehäusestirnfläche eine konvexe Form erhalten, wobei
das Axialspiel mit zunehmendem Radius zunehmen wird.
[0025] Luftseitig ist die relative Wärmedeformation zwischen dem Rotor 3 und der dem Rotor
zugewandten Stirnfläche des Luftgehäuses 2 vernachlässigbar.
[0026] Mit X ist in Fig. 1 ein Axialspiel in kaltem Zustand eines zum Stand der Technik
gehörenden Druckwellenladers unmassstäblich und übertrieben gross dargestellt. Das
vom Radius abhängige Axialspiel Y bei der Betriebstemperatur des Druckwellenladers
ist unter anderem eine Funktion der Temperaturverteilung im Rotor und im Gasgehäuse.
Die vom Radius abhängige Deformation Z
2 des Rotors sowie diejenige Z
l des Gasgehäuses sind sowohl von der Temperatur und der Wärmedehnzahl des angewandten
Werkstoffes abhängig.
[0027] Darüber hinaus entstehen wegen der asymmetrischen Aufhängung des Rotors 3 auf der
Welle 5 Rotorschwingungen (Taumelbewegungen), die bei der Dimensionierung der Axialspielverteilung
sowohl auf der Luftseite als auch auf der Gasseite eine wesentliche Rolle spielen.
[0028] In Fig. 2 ist mit dicker voller Linie die neutrale Lage des Rotors eines Druckwellenladers
schematisch dargestellt, wobei die Linie W-W die Rotationsachse darstellt. Die im
Bild dargestellte linke Rotorseite ist die Luftgehäuseseite. Da der Befestigungspunkt
des Rotors auf der Welle 5 in der Nähe des relativ kälteren Luftgehäuses liegt, dehnt
sich der Rotor hauptsächlich in Richtung des Gasgehäuses aus und da die innere Partie
des Rotors wärmer als die äussere ist, deformiert sich gleichzeitig die gasseitige
Rotorstirnseite konvex. Diese Deformation ist mit einer dicken Strich-Punkt-Linie
dargestellt. Die radiale Wärmedehnung ist hier nicht berücksichtigt. Wegen der erwähnten
asymmetrischen Lagerung des Rotors entstehen im Betrieb Rotorschwingungen, die in
Fig. 2 mit strichlierten Linien gezeigt sind. Diese Schwingungen müssen bei der Profilierung
von Rotor- bzw. Gehäusestirnflächen berücksichtigt werden, um möglichst kleine axiale
Betriebsspiele zu erreichen.
[0029] Soweit ist der Druckwellenlader bekannt. Gemäss der Erfindung ist nun luftgehäuseseitig
mindestens eine der beiden einander zugewandten Stirnflächen des Rotors bzw. des Luftgehäuses
konvex und/oder gasgehäuseseitig mindestens eine der beiden einander zugewandten Stirnflächen
des Rotors bzw. des Gasgehäuses konkav ausgebildet. Dadurch wird luftgehäuseseitig
ein radial von innen nach aussen zunehmendes und gasgehäuseseitig ein radial von innen
nach aussen im kalten Zustand abnehmendes Axialspiel erreicht.
[0030] Die konvexen oder konkaven Stirnflächen sind entweder als Kegelstumpfmantelflächen
oder sphärische Flächen oder aus zwei oder mehreren nacheinanderfolgenden Kegelstumpfmantelflächen
mit unterschiedlichen Kegelwinkeln ausgebildet.
[0031] Vorteilhafterweise beträgt der Bearbeitungswinkel an der dem Gasgehäuse zugewandten
Rotorstirnfläche a oder an der dem Rotor zugewandten Gasgehäusestirnfläche b zwischen
10' und 30'.
[0032] Bei dem in Fig. 3 in kaltem Zustand dargestellten erfindungsgemässen Druckwellenlader
sind sowohl die Rotorstirnflächen als auch die Gehäusestirnflächen als Kegelstumpfmantelflächen
derart bearbeitet, dass man im Betriebszustand des Druckwellenladers möglichst kleine
Axialspiele erreicht und dass ein Anstreifen des Rotors trotzdem unmöglich ist. Dabei
sind sowohl thermische Dehnungen als auch mechanische Rotorschwingungen berücksichtigt.
[0033] Die Bearbeitungswinkel a, b, c und d sind hier wegen der besseren Klarheit unmassstäblich
gross eingezeichnet.
[0034] Wenn nur eine der gasseitigen Stirnflächen als eine Kegelstumpfmantelfläche bearbeitet
wird, beispielsweise die dem Rotor 3 zugewandte Stirnfläche des Gasgehäuses 1, so
beträgt der Bearbeitungswinkel b in diesem Falle vorzugsweise zwischen 10' und 30'.
Sollten die beiden einander zugewandten gasseitigen Stirnflächen als Kegelstumpfmantelflächen
bearbeitet werden, so betragen die beiden Bearbeitungswinkel a und b vorzugsweise
je 5' bis 15'.
[0035] Mit den genau gemessenen Temperaturfeldern sowie den Schwingungsamplituden lassen
sich die erforderlichen Profile der Rotor- bzw. Gehäusestirnflächen exakt berechnen.
[0036] Diese Profile lassen sich ausserdem durch Versuche bestimmen. Zu diesem Zweck können
Graphitstifte in die Gas- sowie Luftgehäusestirnflächen eingesetzt werden. Die Graphitstifte
werden im Heissbetrieb des Druckwellenladers auf dem Prüfstand vom Rotor abgeschliffen.
Durch Ausmessen der Reststiftlängen kann die optimale Form der Stirnflächen bestimmt
werden. Wenn die erforderlichen Axialspiele zwischen dem Rotor und dem Luft- bzw.
Gasgehäuse festgelegt sind, kann durch einen Kostenvergleich entschieden werden, ob
die Radialverteilung des erforderlichen Axialspieles durch Bearbeitung der Rotor-
und/oder Gehäusestirnfläche erreicht werden soll.
[0037] Ob die Gehäusestirnfläche auch in Umfangsrichtung profiliert werden soll, d.h. ob
sie als eine rotationsasymmetrische Fläche bearbeitet werden sollte, ist eine Frage
der Optimierung, gemäss der die Bearbeitungsmehrkosten dem Wirkungsgradgewinn gegenübergestellt
werden sollen.
1. Gasdynamischer Druckwellenlader zur Aufladung eines Fahrzeug-Verbrennungsmotors,
bei dem ein zwischen einem Luftgehäuse (2) und einem Gasgehäuse (1) angeordneter Rotor
(3) im Luftgehäuse (2) gelagert ist, wobei die Rotorstirnflächen von den dem Rotor
zugewandten Gehäusestirnflächen jeweils durch ein Axialspiel entfernt sind, dadurch
gekennzeichnet, dass luftgehäuseseitig mindestens eine der beiden einander zugewandten
Stirnflächen des Rotors bzw. des Luftgehäuses konvex ist, um ein radial von innen
nach aussen im kalten Zustand zunehmendes Axialspiel zu erhalten und/oder dass gasgehäuseseitig
mindestens eine der beiden einander zugewandten Stirnflächen des Rotors bzw. des Gasgehäuses
konkav ist, um ein radial von innen nach aussen in kaltem Zustand abnehmendes Axialspiel
zu erhalten.
2. Gasdynamischer Druckwellenlader nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die
konvexe oder konkave Stirnfläche als Kegelstumpfmantelfläche ausgebildet ist.
3. Gasdynamischer Druckwellenlader nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die
konvexe oder konkave Stirnfläche sphärisch ausgebildet ist.
4. Gasdynamischer Druckwellenlader nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die
konvexe oder konkave Stirnfläche aus zwei Kegelstumpfmantelflächen mit unterschiedlichen
Kegelwinkeln ausgebildet ist.
5. Gasdynamischer Druckwellenlader nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der
Bearbeitungswinkel entweder an der dem Gasgehäuse zugewandten Rotorstirnfläche (a)
oder an der dem Rotor zugewandten Gasgehäusestirnfläche (b) zwischen 10' und 30' beträgt.