[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Regeleinrichtung für ein Elektrofilter mit mehreren
hintereinandergeschalteten Filterkammern, bei der
a) Filtersteuerungen mit zugeordneten Stellgliedern für die einzelnen Filterkammern
vorgesehen sind und
b) ein Leitrechner, der abhängig von der Differenz zwischen gewünschten und gemessenen
Rauchgasdichte-Istwert die Stellgrößen für die einzelnen Filtersteuerungen ändert,
den Filtersteuerungen überlagert ist.
[0002] Eine Steuerung der eingangs genannten Art ist beispielsweise in der europäischen
Patentanmeldung 35 209 beschrieben. Hierbei ist jedem Filter bzw. jeder Filterkammer
als Steuerung ein Mikrocomputersystem zugeordnet, das über ein Koppelglied und einen
Datenbus mit einem übergeordneten Leitrechner in Verbindung steht. Dieser kann übergeordnete
Optimierungsstrategien berechnen, z.B. kann durch ein Staubbeladungsmeßgerät die Abscheideleistung
erfaßt und die Abscheidung so auf die einzelnen Filter verteilt werden, daß sich bei
minimalem Energieaufwand ein optimaler Abscheidungsgrad ergibt (vgl.z.B. DE-OS 29
49 797).
[0003] Die vorliegende Erfindung bezieht sich speziell auf die Ausgestaltung des Leitrechners
bzw. Leitreglers.
[0004] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, den Leitrechner so auszubilden,
daß sich eine möglichst genaue Führung der Rauchgasdichte nach einem vorgegebenen
Sollwert ergibt, wobei ein Einsatz für alle praktisch vorkommenden Betriebsarten möglich
sein soll.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch folgende Merkmale gelöst:
c) im Leitrechner ist einem die Differenz zwischen Soll-und Istwert der Rauchgasdichte
bildenden Hauptregler ein Zustandsregler für die Rauchgasdichten der einzelnen Filterkammern
unterlagert, der die Stellgrößen für die einzelnen Filtersteuerungen bildet,
d) die FührungsgröBen für den Zustandsregler sind von der durch den Hauptregler erfaßten
Differenz und der Streckenverstärkung der betreffenden Filterkammer abhängig und
e) die IstwertgröBen der Rauchgasdichte für den Zustandsregler sind mit einem adaptiven
Beobachter anhand eines Modells des Filters geschätzt.
[0006] Um das Modell sich ändernden Verhältnissen anzupassen, wird dabei der geschätzte
Istwert der letzten Kammer, der ja mit dem dort gemessenen Istwert'übereinstimmen
müßte, mit diesem verglichen und abhängig davon die Modellparameter des Modells geändert.
[0007] Der Gesichtspunkt der Energieoptimierung kann dabei vorteilhafterweise dadurch berücksichtigt
werden, daß die Führungsgrößen für den Zustandsregler zusätzlich noch in diesem Sinne
geändert werden.
[0008] Anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels sei die Erfindung
näher beschrieben; es zeigen:
Figur 1 ein schematisches Prinzipschaltbild der gesamten Anlage und
Figur 2 das Steuerungs- und Regelungskonzept im Leitregler bzw. Leitrechner.
[0009] Das zu reinigende Rohgas 4 durchströmt in Richtung des Pfeiles 8 nacheinander die
einzelnen Filterkammern 1 bis 3. Die Transportzeit T
o des Gases 4 von einer Kammer zur nächsten Kammer ist dabei - bei Baugleichheit der
Kammern - durch die Beziehung V : V definiert, wobei V (m
3) das Volumen einer Filterkammer und V (m
3:sec) der zeitliche Volumenstrom des Gases sind. Jeder Filterkammer 1 bis 3 ist ein
Stellglied 6 und eine Filtersteuerung 5 zugeordnet, wie beispielsweise aus der eingangs
genannten DE-OS 29 49 797 ersichtlich.
[0010] Der jeweilige Filterstromsollwert u (k), wobei k die jeweilige Kammer ist, und damit
die Stellgröße Filterstrom, d.h. die Abscheideleistung jeder Kammer, ist durch einen
übergeordneten Leitrechner 7 - gestrichelt umrandet dargestellt - veränderbar, der
die entsprechenden Befehle u (k) auf dem Bussystem 71 an die einzelnen Steuerungen
5 ausgibt.
[0011] Der Leitrechner 7 umfaßt einen Hauptregler 72 (PI bzw. Abtastregler), der in einem
zeitlichen Abstand T
1= n
1·T
o den gewünschten Rauchgasdichtesollwert W (k) am Ausgang der Filterkammer 3 mit dem
durch einen Rauchgasdichtemeßgeber 9 erfaßten Rauchgasdichteistwert Y(k) vergleicht.
Die vom Hauptregler 72 verarbeitete RegelabT weichung E
(k) wird in einem Führungsgrößenverteiler 73 (Führungsgrößenmodell) in entsprechende
Filterstromsollwerte w (k) (Stellgrößen) für die einzelnen Filtersteuerungen 5 umgesetzt.
Wenn diese Sollwerte direkt den Filtersteuerungen 5 zugeführt werden, wie durch die
gestrichelte Linie 76 angedeutet, so kann die Regelabweichung dahingehend ausgewertet
werden, daß alle Filterstromsollwerte für die Filtersteuerungen 5-um den gleichen,
von der Differenz abhängigen Betrag verändert werden.
[0012] Ein wesentliches Charakteristikum des Leitrechners 7 ist jedoch darin zu sehen, daß
im Regelfall eine zweistufige Regelstrategie verwendet wird, bei derdem Hauptregler
72 ein Zustandsregler 74 unterlagert ist. Dieser Zustandsregler 74 vergleicht die
Rauchgaszustände, die an den Ausgängen der einzelnen Kammern 1 bis 3 erreicht werden
sollen, mit den entsprechenden Istzuständen und leitet hieraus die Stellbefehle für
die einzelnen Filtersteuerungen 5 ab. Durch die Doppellinien ist dabei angedeutet,
daß die betreffenden Rechnungsvorgänge sukzessive für die einzelnen Steuerungen durchgeführt
werden.
[0013] Die jeweiligen Führungsgrößen für die Rauchgasdichte werden dabei im Führungsgrößengeber
73 z.B. dadurch ermittelt, daß zum vorhergehenden Wert für die betreffende Kammer
1 bis 3 jeweils ein sich aus dem Produkt der Regelabweichung mit einem Bewertungsfaktor
ergebenden Wert addiert wird, wobei dieser Bewertungsfaktor von der Streckenverstärkung,
d.h. Reinigungswirkung der jeweiligen Filterkammer abhängig ist.
[0014] Da der Rauchgasdichteistwert am Ausgang der einzelnen Filterkammern nicht meßbar
ist, werden die einzelnen Istwerte mit einem adaptiven Beobachter 75 anhand eines
Prozeßmodells geschätzt. Aus den dann im Zustandsregler 74 festgestellten Zustandsabweichungen
bestimmt der Zustandsregler die Stellgrößen, d.h. die Filterstromsollwerte u (k) für
die Steuerungen 5 der Kammern 1 bis 3.
[0015] Wie dabei durch den Pfeil 77 angedeutet, wird das Modell des adaptiven Beobachters
75 abhängig vom tatsächlich gemessenen Rauchgasdichteistwert 7 am Ausgang der Strecke,
der mit dem Ausgangswert der Kammer 3 übereinstimmen muß, korrigiert.
[0016] Hinsichtlich des Modells einer Filterkammer wird dabei von folgender Beziehung ausgegangen:

wobei C
E = Eingangsstaubkonzentration, C
A = Ausgangsstaubkonzentration [
mg/
m3] I
F = Filterstrom [A] ,q, = spez. Raumladun

bedeuten.
[0017] Aus diesen Beziehungen ist der zu erwartende Ausgangsistwert der betreffenden Kammer
schätzbar, wobei zu berücksichtigen ist, daß der Ausgangswert der vorhergehenden Kammer
gleich dem Eingangswert der folgenden Kammer ist.
[0018] Die Führungsgrößenaufteilung läßt sich ebenfalls anhand der zu erwartenden Rauchgasdichteänderung
je Kammer bei einer Änderung des Filterstroms dahingehend treffen, daß entsprechend
den vorstehend genannten Beziehungen die Werte so aufgeteilt werden, daß an der Stelle
verstellt wird, an der eine Verstellung im Hinblick auf die Gesamtreinigung die größte
Wirkung hervorruft.
[0019] Wie aus dem im Figur 2 gezeigten Regelungs- und Optimierungskonzept ersichtlich,
werden mit dem Hauptregler 72 in zyklischen Abständen Soll- und Istwert der Rauchgasdichte
miteinander verglichen. Das Ausgangssignal des Abtastreglers, eine Stellgröße, wird
in einem Führungsgrößengeber 73 in entsprechende FUhrungsgrößen w (k) für die einzelnen
Filterkammern 1 bis 3 umgerechnet. Diese Führungsgrößen w (k) entsprechen dem Rauchgassollzustand
am Ausgang der einzelnen Kammern. Diese Werte werden mit dem vom adaptiven Beobachter
75 - gestrichelt angedeutet - geschätzten Rauchgasdichteistwert w (k) an den Ausgängen
der einzelnen Filterkammern 1 bis 3 verglichen. Der Zustandsregler 74 bildet hieraus
die Führungsgrößen u (k), d.h. Eingangsgrößen oder Stellgrößen für die einzelnen Filterkammern
1 bis 3 des Elektrofilters - wie ebenfalls gestrichelt umrandet angedeutet -.
[0020] Der Prozeß ist dabei durch die Eingangsströme, durch Störungen am Streckeneingang
und durch Begrenzungen gekennzeichnet. Zu der mit B bezeichneten Filterwirkung der
einzelnen Filter kommen dann noch Störgrößen r
(k) hinzu. Hieraus ergeben sich dann die jeweiligen Zustandsgrößen x (k), d.h. die Rauchgasdichten.
Die Rauchgasdichte am Ende der Strecke wird dann mit dem Rauchgasdichtegeber 9 erfaßt
und als Istwert Y
(k) an den Eingang des Hauptreglers 72 geliefert. Störungen, wie z.B. Begrenzungen und
Durchschläge werden durch eine Größe V (k) in Verbindung mit den Filterströmen berücksichtigt.
[0021] Der am Ausgang der jeweiligen Filterkammer zu erwartende Rauchgasdichteistwert wird
in der Weise geschätzt, daß aus dem jeweiligen Stellsignal u (k), d.h. der Eingangsgröße
für die Kammer, unter Berücksichtigung der Streckenverstärkung K in einen Baustein
751 zusammen mit dem durch den Faktor A
m bewerteten Ausgangswert der vorhergehenden Kammer ein neuer Wert x̂ (k+1) gebildet
wird und dann jeweils dem Zustandsregler 74 zur Verfügung gestellt wird. Zur Anpassung
des Modells an sich ändernde Verhältnisse wird der für die letzte Kammer 3 berechnete
Wert mittels eines Ausgangsmodells 753 des Rauchgasdichtemeßgebers 9 mit dem tatsächlichen
Ausgangssignal des Rauchgasdichtemeßgebers 9 verglichen und hieraus über eine Korrekturstufe
754 ein Korrekturwert für den geschätzten Rauchgasdichteistwert bestimmt. Zusätzlich
können auch noch, wie durch den Baustein 755 angedeutet, die einzelnen Streckenparameter
A
m und B
m verändert werden.
[0022] Die am Eingang der Strecke, d.h. der jeweiligen Filterkammer auftretenden Störgrößen
z.B. Durchschläge, sind noch durch eine Größe v (k) berücksichtigbar. Die jeweils
errechneten Filterströme u (k) werden zusammen mit den Filterspannungen U
F auch einem Energieoptimierungsglied 78 zugeführt, das dann entsprechend im Takt
[0023] T
2=T
o. n
2 auf die Bildung der Führungsgrößen w (k) zusätzlich einwirkt.
1. Regeleinrichtung für ein Elektrofilter mit mehreren hintereinandergeschalteten
Filterkammern, bei der
a) Filtersteuerungen mit zugeordneten Stellgliedern für die einzelnen Filterkammern
vorgesehen sind, und
b) ein Leitrechner, der abhängig von der Differenz zwischen gewünschten und gemessenen
Rauchgasdichteistwert die Stellgrößen für die einzelnen Filterströme ändert, den Filtersteuerungen
überlagert ist, gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
c) im Leitrechner (7) ist einem die Differenz bildenden Hauptregler (72) ein Zustandsregler
(74) für die Rauchgasdichte an den Ausgängen der einzelnen Filterkammern (1, 2, 3)
unterlagert, der die Stellgrößen für die Filtersteuerungen (5) bildet,
d) die Führungsgrößen für den Zustandsregler (74) sind von der mit dem Hauptregler
(72) erfaßten Differenz und der Streckenverstärkung der betreffenden Filterkammer
(1, 2, 3) abhängig und
e) die Istwerte für den Zustandsregler (74) sind mit einem adaptiven Beobachter (75)
anhand eines Modells des Elektrofilters geschätzt.
2. Regeleinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß der geschätzte Istwert
der letzten Filterkammer (3) und der dort gemessene Istwert miteinander vergleichbar
sind und abhängig davon die Modellparameter des Modells veränderbar sind.
3. Regeleinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Führungsgrößen
für den Zustandsregler (74) im Sinne einer Energieoptimierung zusätzlich veränderbar
sind.