[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Krückenpaar, im heutigen Sprachgebrauch als Unterarmgehstützen
und Achselkrücken bezeichnet, welches für Steh- und Gehbehinderte bestimmt ist, die
auf Grund ihres Leidens auf zwei Krücken angewiesen sind.
[0002] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Sitzvorrichtung zu schaffen, die nachträglich
oder von vornherein an einer handelsüblichen Krücke angebracht werden kann und die
von dem behinderten Benutzer eines derart ausgerüsteten Krückenpaares ohne Behinderung
beim Stehen und Gehen zum sicheren und ausreichend bequemen Sitzen benutzt werden
kann, ohne daß er die Hände von der Halt gebenden Krücke nehmen muß und er sich somit
auch sicher niedersetzen und wieder aufstehen kann.
[0003] Es sind Geh- und Spazierstöcke, Stöcke für Jäger und Angler bekannt, die mit Sitzen
ausgestattet sind und zum Gebrauch für gesunde Personen dienen. Sitzvorrichtungen
an Steh- und Gehhilfen für Behinderte, insbesondere an sogenannten Unterarmgehstützen
und Achselkrücken sind bisher nicht bekannt. Sitzvorrichtungen an Krücken mit Schulterunterstützung
müßten mit mindest einer freien Hand für das-Sitzen vorbereitet werden, was für Steh-
und Gehbehinderte, die auf zwei Krücken angewiesen sind, nicht möglich ist.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß auf dem Schaft jeder Krücke
des Krückenpaares je eine Hälfte einer gewünschten Gesamtsitzfläche in der erforderlichen
Sitzhöhe so angebracht ist, daß sie einfach, das heißt ohne daß der Behinderte eine
Hand vom Handgriff der Krücke lösen muß, aus einer Stellung, die das Stehen und Gehen
nicht behindert, durch Anschlag an den jeweiligen Oberschenkel oder mit dem jeweiligen
Knie in die Sitzstellung und von dort auf die gleiche Weise wieder in die Steh- und
Gehstellung zurückgebracht werden kann.
[0005] Der durch die Erfindung erzielte technische Fortschritt wird darin erblickt, daß
sich der auf zwei Krücken angewiesene Behinderte zu jeder Zeit und wo immer er es
für wünschenswert und notwendig hält, sofort und ohne fremde Hilfe und ohne auch nur
eine Hand vom Handgriff der Krücke lösen zu müssen, sicher niedersetzen, sicher und
ausreichend bequem sitzen und sich beim Niedersetzen wie beim Aufstehen an den Handgriffen
abstützen kann.
[0006] Der Behinderte bringt nahezu sein gesamtes Körpergewicht auf die durch die Sitzvorrichtung
der beiden Krücken dargebotene, entsprechend große und bequeme Sitzfläche auf, die
Hüften werden vollständig, die Kniee und Füße nahezu vollständig entlastet. Im Sitzen
wird jeweils der Teil der Krücke über dem Handgriff entweder zwischen Oberarm und
Oberkörper angelehnt, wobei die Hände weiterhin die Handgriffe umfassen oder aber
die Unterarmstütze unterstützt den Oberarm und die Unterarme werden auf die Handgriffe
aufgelegt. In beiden Fällen entlastet der Behinderte auch die beim Stehen und Gehen
stark beanspruchten Arme und Hände. Das Gleichgewicht wird sicher und leicht dadurch
gehalten, daß zur Fußabstützung ein Abstützen durch zwei Krückenschäfte kommt, die
am Wegkippen sowohl durch die Anlehnung an Oberarm und Oberkörper mit den Händen an
den Handgriffen als auch bei der Unterstützung des Oberarmes mit der Unterarmstütze
und gleichzeitiger Auflage der Unterarme auf die Handgriffe gehindert sind. Für Gehbehinderte
mit einseitiger Unterschenkelamputation besteht ein weiterer technischer Fortschritt
darin, daß sie im Stehen das Standbein durch Aufsetzen des Stumpfes auf die entsprechende
Hälfte der Sitzvorrichtung entlasten können.
[0007] In der Zeichnung ist die Erfindung beispielsweise in zwei Ausführungsformen dargestellt.
Fig. 1 zeigt eine linksgeführte Krücke mit einer Sitzvorrichtung in Steh- und Gehstellung,
die um den Schaft der Krücke um 90° in die Sitzstellung geschwenkt werden kann;
Fig. 2 zeigt diese Ausführung um 90° in Richtung Körper in Sitzstellung geschwenkt,
und
Fig. 3 zeigt eine linksgeführte Achselkrücke mit einer Sitzvorrichtung, die um eine
Achse etwa 90° zur Achse des Schaftes der Krücke und parallel zur Gehrichtung aus
der dargestellten Sitzstellung in die Gehstellung hochgeklappt werden kann.
[0008] Zu Fig. 1 und 2: Die Halterung 2 ist mit einer Längsbohrung versehen und auf den
Schaft 3 der Krücke 1 aufgeschoben. Mit den Schraubenbolzen 4 und 5 ist sie in der
gewünschten Sitzhöhe festgelegt. Mit der Halterung 2 ist der Ausleger 6 und die Sitzfläche
7 fest verbunden und läßt sich um den Schaft 3 in einer Ebene etwa 90° zur Längsachse
des Schaftes 3 liegend verdrehen. In die rohrförmige Unterseite der Halterung 2 sind
um 90° versetzt vier wellenförmige Aussparungen 8 eingearbeitet, in die sowohl der
Kopf des Schraubenbolzens 5 als auch die auf der Gegenseite bis auf den Schaft 3 anliegend
aufgeschraubte Mutter unter dem Druck der Feder 9 in der Geh- bzw. Sitzstellung der.Sitzfläche
beim Verdrehen einrasten. Die Möglichkeit der Verstellung auf die gewünschte Sitzhöhe
ist durch entsprechende Bohrungen 10 im Schaft 3 gegeben; dabei ist der Abstand für
die Schraubenbolzen 4 und 5 immer ein Vielfaches des Abstandes der Bohrungen 10 voneinander.
[0009] Zu Fig. 3: Die Halterung 11 ist mit dem Schraubenbolzen 12 auf dem Schaft 13 der
Krücke 14 in der gewünschten Sitzhöhe verschraubt. Die Halterung 11 hat in Richtung
Körper des Krückenführers einen ösenartigen Ansatz 15, in dem der Ausleger 16 mit
der Sitzfläche 17 um den Achsbolzen 18 rechtwinkelig zur Achse des Schaftes 13 schwenkbar
gelagert ist. In der Sitzstellung liegt der Ausleger 16 mit einem angepaßten Anschlag
19 so an der Halterung 11 an, daß die Sitzfläche 17 sowohl zur Achse des Schaftes
13 als auch zur Steh- und Gehrichtung in einem Winkel von ca. 90° steht. Die Zugfeder
20 ist mit ihren Enden im Schraubenbolzen 12 und dem Dorn 21 auf dem Ausleger 16 unter
Spannung eingehängt. Wird die Sitzfläche 17 vom Krückenführer mit dem Knie von unten
nach oben gedrückt, dann schwenken Sitzfläche 17, Ausleger 16, Anschlag 19, der Dorn
21 und die Zugfeder 20 um den Achsbolzen 18 nach oben. nie Zugfeder 20 wird dabei
angespannt, bis der Dorn 21 mit dem Achsbolzen 18 und dem Schraubenbolzen 12 in einer
Flucht stehen, und zieht über diese Stellung gedrückt die Sitzfläche 17 und die mit
ihr fest verbundenen Teile selbsttätig weiter in Richtung Schaft 13bis zur Anlage
in der Steh- und Gehstellung. Das Abklappen in die Sitzstellung erfolgt in umgekehrter
Reihenfolge.
[0010] Die vorstehend beschriebenen und in der Zeichnung veranschaulichten Ausführungsformen
sind nur Beispiele für die Ausführungsformen des Erfindungsgedankens, welcher sich
nicht darauf beschränkt, sondern alle sonstigen Ausführungsformen und Varianten umfaßt.
1. Krückenpaar für Steh- und Gehbehinderte, dadurch gekennzeichnet, daß jede Krücke
des Paares mit einer Sitzvorrichtung ausgestattet ist, die jeweils eine Hälfte der
Gesamtsitzfläche bereitstellt.
2. Krückenpaar für Ste-- und Gehbehinderte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die beiden Sitzhälften baugleich sind.
3. Krücke des Krückenpaares nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Sitzvorrichtung
auf dem Schaft der Krücke um dessen Längsachse drehbar in der gewünschten Sitzhöhe
angebracht ist.
4. Krücke des Krückenpaares nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Ausleger
und die Sitzfläche der Sitzvorrichtung um eine Achse, die parallel zur Gehrichtung
und etwa 90° zur Längsachse des Schaftes der Krücke verläuft, aus der Steh- und Gehstellung
in die Sitzstellung herab und von dort zurück hochklappbar sind.
5. Krücke des Krückenpaares nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Sitzvorrichtung durch Federdruck jeweils in zwei sich gegenüberliegende
Aussparungen im unteren Teil der Halterung einrastbar ist, die entweder der Steh-
und Gehstellung oder der Sitzstellung entsprechen und dadurch am selbständigen Verdrehen
aus der jeweils gewünschten Stellung verhindert wird.
6. Krücke des Krückenpaares nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß der Ausleger mit Sitzfläche der Sitzvorrichtung in den verschiedenen
Gebrauchsstellungen durch Federkraft haltbar ist.
7. Krücke des Krückenpaares nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Sitz- ) vorrichtung vom Benutzer durch einfaches Anschlagen
an den zugehörigen Oberschenkel in die Sitzstellung und auf gleicheWeise wieder zurück
in die Steh- und Gehstellung verstellbar ist.
8. Krücke des Krückenpaares nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß der Ausleger mit der Sitzfläche der Sitzvorrichtung vom Benutzer durch einfaches
Niederdrücken mit dem zugehörigen Knie in die Sitzstellung und von dort durch einfaches
Hochdrücken mit dem zugehörigen Knie wieder in die Steh- und Gehstellung verstellbar
ist.