[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur elektrolytischen Verzinkung von Stahl mittels
schwefelsaurer, wäßriger Zink-Elektrolytlösungen
[0002] Es ist bekannt, Oberflächen aus Stahl durch kathodische Schaltung in schwefelsauren
wäßrigen Zinkelektrolyten mit einem metallischen Zinküberzug zu versehen. Derartig
behandelte Stahlflächen zeichnen sich durch eine wesentlich verbesserte Korrosionsbeständigkeit
gegen Freibewitterung unter den verschiedensten Klimabeanspruchungen aus.
[0003] Sofern eine zusätzliche Aufbringung von Anstrichen und ähnlichen Beschichtungsstoffen
beabsichtigt ist, hat es sich als vorteilhaft erwiesen, die Zinkoberflächen zuvor
durch Behandlung mit einer wäßrigen sauren Phosphatierungslösung, insbesondere mit
einer Zinkphosphatlösung mit einer Phosphatschicht zu überziehen. Hierdurch werden
im Vergleich zu unbehandelt lackiertem Zink die Haftung und Korrosionsbeständigkeit
des Duplexsystems Lack + Zink wesentlich erhöht.
[0004] Die Phosphatierbäder für die Zinkbehandlung enthalten insbesondere Zink und Phosphat
als die Schichtausbildung bestimmende Komponenten. Daneben können zur Modifizierung
der Schichtbildung noch weitere Kationen, wie Nickel, Kupfer, Kalzium, Mangan und
Alkalimetall zugegen sein. Zur Beschleunigung der Schichtbildung werden Oxidationsmittel,
z.B. aus der Gruppe Nitrat, Chlorat, Nitrit, Peroxid, organische Nitroverbindungen,
mitverwendet. Weitere mögliche Zusätze sind u.a. Fluorid, komplexes Fluorid, Chlorid,
organische Polyhydroxykarbonsäure, komplexe Phosphate und Tenside. Die Bäder werden
im Tauch-, Spritz/Tauch- und Spritzverfahren bei Temperaturen von üblicherweise 30
bis 70 °C und Behandlungszeiten von beispielsweise 0,5 bis 5 min angewendet (EP-OS
69 950).
[0005] Falls Elektrolytzinkflächen phosphatiert werden sollen, die durch Öl- und Fettfilme
verunreinigt sind, muß der Phosphatierung eine meist alkalisch-wäßrige Entfettung
vorausgehen. Zwischen Entfettung und Phosphatierung wird mit Wasser gespült.
[0006] Im Anschluß an die Phosphatierung wird mit Wasser gespült und danach üblicherweise
noch mit einer passivierenden Nachspülung nachbehandelt.
[0007] Nach der Anwendung der Phosphatierung auf verzinkte Stahloberflächen werden häufig
auf der an sich einheitlich deckenden
Phos- phatschicht kleine weißliche Stippen beobachtet, die sich bei mikroskopischer
Betrachtung als Beizgrübchen mit am Rand ange-
häuften Kristallen erweisen. Während des Kontaktes mit der
Phos- phatierungslösung überzieht sich die Zinkoberfläche mit zunehmender
Phosphatierzeit praktisch vollständig mit Phosphatschicht, wobei allerdings aus noch
unbekannten Gründen einzelne Punkte mit einem Durchmesser von 0,1 bis 1 mm verbleiben,
an denen die
Beiz- wirkung der Phosphatierungslösung andauert. Das hohe, aus den
Beizgrübchen stammende Zinkionenangebot führt am Rande der Grübchen zur Ausfällung
von tertiärem Zinkphosphat, das wie der Rand eines Kraters aufwächst. Bei der anschließenden
Lackierung markieren sich die Stippen als kleine Erhebungen im Lackfilm und verursachen
kostspielige Schleifarbeit.
[0008] Eine lokale Korrosion der Zinkoberfläche kann aber auch während der Reinigungs- und
Spülprozesse auftreten. Insbesondere beim Reinigen entstehen Kristallausblühungen
mit einer flächenparallelen Ausdehnung von mehreren Millimetern.
[0009] Sowohl die während des Reinigens als auch während des Phosphatierens mögliche Stippenbildung
kann zwar durch spezielle Formulierung der Behandlungslösungen unterbunden werden.
Dieser Weg bedeutet jedoch eine Beschränkung der Variationsbreite für die Zusammensetzung
der Behandlungslösungen und erschwert Optimierungen, die zur Erreichung anderer Ziele,
beispielsweise zur Verbesserung von Lackhaftung und Korrosionsschutz, wünschenswert
wären. Aus diesem Grunde besteht Bedarf an verzinkten Oberflächen, die die Erscheinung
der Stippenbildung weniger oder gar nicht zeigen.
[0010] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur elektrolytischen Verzinkung bereitzustellen,
das die vorgenannten Nachteile nicht aufweist, insbesondere nicht mit der erwähnten
Stippenbildung bei der nachfolgenden Behandlung verbunden ist.
[0011] Die Aufgabe wird gelöst, indem das Verfahren der eingangs genannten Art gemäß der
Erfindung derart ausgebildet wird, daß man die Verzinkung mit einer Elektrolytlösung
vornimmt, die eine oder mehrere Sauerstoffsäuren des Schwefels mit einer Oxidationszahl
des Schwefels von +5 bis +1 enthält.
[0012] Als Oxidationszahl ist hierbei die Ladung verstanden, die ein Atom (des Schwefels)
im Molekül haben würde, wenn das Molekül ausschließlich aus Ionen bestünde.
[0013] Unter dem Begriff schwefelsaure Zink-Elektrolytlösungen sind solche Elektrolyte verstanden,
die einen pH-Wert unter 5 besitzen und - neben Zink - zumindest einen erheblichen
Anteil an Sulfationen aufweisen. Weitere Anionen, die zugegen sein können, sind
Z.B. Chlorid, Acetat, Zitrat und Borsäure. Als weitere Kationen kann der Elektrolyt
z.B. Ammonium, Alkali, Aluminium, Eisen, Nickel, Blei, Antimon, Zinn, Erdalkali enthalten,
wobei diese dem Elektrolyten bewußt zur Beeinflussung seiner Eigenschaften zugesetzt
sein können oder über das Ansatz- und Ergänzungswasser die Anoden oder sonstige Quellen
zufällig oder unbeabsichtigt in diesen gelangen.
[0014] Die Elektrolytlösungen werden meist oberhalb Raumtemperatur und bei Kathodenstromdichten
zwischen beispielsweise 1 und 100 A/dm
2 eingesetzt. Die Elektrolyse erfolgt üblicherweise so lange, bis ein Zinküberzug mit
einer Dicke zwischen 2 und 15
/um abgeschieden ist. Das Verfahren wird vorzugsweise im kontinuierlichen Durchlauf
für die Verzinkung von Stahlband eingesetzt. Es ist jedoch auch für die Behandlung
von Trommel- und Gestellware anwendbar. Im Anschluß an die Verzinkung wird mit Wasser
gespült und in der Regel mit geeigneten Mitteln zur Vermeidung von Weißrostbildung
bei Lagerung und Versand, beispielsweise mit wäßrigen ölemulsionen, nachbehandelt.
Verzinktes Band wird häufig zur Glättung der Oberfläche und/oder zur Verbesserung
der Zieheigenschaften leicht nachgewalzt.
[0015] Die innerhalb des erfindungsgemäßen Verfahrens einzusetzenden Sauerstoffsäuren des
1- bis 5-wertigen Schwefels können in Form der Säuren, der Salze oder der Säureanhydride
in den Elektrolyten eingebracht werden.
[0016] Eine bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, die Verzinkung mit einer Elektrolytlösung
vorzunehmen, die als Sauerstoffsäure des Schwefels schweflige Säure (H
2S0
3; Oxid.-Zahl 4), Sulfoxylsäure (H
2SO
2; Oxid.-Zahl 2), dithionige Säure (H
2S
2O
4; Oxid.-Zahl 3) und/oder Thioschwefelsäure (H
2S
20
3; Oxid.-Zahl 2) bzw. Salze oder Anhydride hiervon enthält.
[0017] Weiterhin ist es vorteilhaft, die Konzentration der Sauerstoffsäuren des Schwefels
im Elektrolyten auf einen Wert zwischen 0,05 und 10 g/1, vorzugsweise zwischen 0,1
und 2,0 g/1, einzustellen. Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele näher
und beispielsweise erläutert.
Beispiele
[0018] Blanke, fettfreie Tiefziehbleche aus Stahl wuden nach folgendem allgemeinem Arbeitsgang
behandelt:
1) Beizen; 10 Gew.-% H2S04; 5 g/1 Fe(II) als Sulfat; 5 g/1 Fe(III) als Sulfat; 3 s Tauchen bei Raumtemperatur;
2) Spülen mit Wasser und Abquetschen;
3) Elektrolytische Verzinkung mit einer Elektrolytlösung, die 120 g/1 Zn als ZnSO4 . 7H20, p.A. 4 g/l H2SO4 (100 Gew.-%) 0,3 g/1 Fe(II) als Sulfat 0,2 g/1 Fe(III) als Sulfat ggf. Zusätze
enthält und bei 55 °C unter leichtem Rühren und 20 A/dm2 Kathodenstromdichte mit Feinzinkanoden als Gegenelektroden zur Anwendung kommt. Elektrolysedauer
80 s.
4) Spülen mit Wasser;
5) Spülen mit vollentsalzten Wasser und Abquetschen;
6) Trocknen.
[0019] Die so elektrolytisch verzinkten Bleche wurden folgendermaßen weiterbehandelt:
7) Alkalisches Reinigen mit einem Reiniger, enthaltend 6,9 g/l Na2B4O7 . 10H2O 2,3 g/l Na2SiO3 . 5H2O 1,5 g/l Na5P3O10 1,5 g/l Na4P2O7 1,5 g/l Na3PO4 1,4 g/1 Tensid
während 5 min im Tauchen bei 60 °C;
8) Spülen mit Wasser;
9) Aktivierendes Vorspülen mit einer Dispersion, die 2 g/1 eines Gemisches aus Titanphosphat
und Dinatriumphosphat enthält, während 1 min im Tauchen bei 40 °C;
10) Zinkphosphatieren mit einer Phosphatierungslösung, die 1,51 g/1 Zn 1,00 g/1 Ni
4,80 g/1 Na 16,08 g/l P205 3,06 g/l C103 2,19 g/l N03 0,40 g/1 Cl 0,6 g/1 Na-m-nitrobenzolsulfonat
enthält, und ca. 1,8 Punkte Freie Säure (entsprechend einem Verbrauch von ca 1,8 ml
N/10 NaOH bei Titration einer Badprobe von 10 ml gegen Dimethylgelb) sowie
ca. 28 Punkte Gesamt-Säure (entsprechend einem Verbrauch von ca. 28 ml N/10 NaOH bei
Titration einer Badprobe von 10 ml gegen Phenolphthalein) aufweist; Behandlungsform:
5 min Tauchen bei 60 °C;
11) Spülen mit Wasser;
12) Spülen mit vollentsalztem Wasser;
13) Trocknen.
[0020] Der Zink-Elektrolytlösung gemäß Verfahrensschritt 3) wurden unterschiedliche Mengen
Natriumthiosulfat, Natriumsulfit, Natriumdithionit und Natriumformaldehyd-sulfoxylat
zugegeben. Menge und Art des Zusatzes sind in der nachfolgenden Tabelle, die zudem
die Versuchsergebnisse zusammenfassend wiedergibt, aufgeführt.

Die Versuchsergebnisse lassen erkennen, daß bei der elektrolytischen Verzinkung in
Gegenwart von Sauerstoffsäuren des Schwefels, in denen die Oxidationszahl des Schwefels
+5 bis +1 beträgt, Zinkschichten entstehen, die bei der anschließenden Phosphatierung
zu praktisch keiner Stippenbildung führen. Dieses Ergebnis wird bei Einsatz anorganischer
Sauerstoffsäuren bereits bei äußerst geringen Gehaltewerzielt. Lediglich bei Verwendung
von Natrium-Formaldehyd-sulfoxylat sind etwas höhere Zusätze zum Elektrolyt erforderlich.
1. Verfahren zur elektrolytischen Verzinkung von Stahl mittels schwefelsaurer, wäßriger
Zink-Elektrolytlösungen, dadurch gekennzeichnet, daß man die Verzinkung mit einer
Elektrolytlösung vornimmt, die eine oder mehrere Sauerstoffsäuren des Schwefels mit
einer Oxidationszahl des Schwefels von +5 bis +1 enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Verzinkung mit einer
Elektrolytlösung vornimmt, die als Sauerstoffsäure des Schwefels schweflige Säure
(H2SO3), Sulfoxylsäure (H2SO2), dithionige Säure (H2S204) und/oder Thioschwefelsäure (B2S203) bzw. Salze oder Anhydride hiervon enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man die Verzinkung
mit einer Elektrolytlösung vornimmt, die die Sauerstoffsäuren des Schwefels in einer
Menge von 0,05 bis 10 g/l, vorzugsweise von 0,1 bis 2 g/l, enthält.