[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Binden eines Bündels elektrischer
Leitungen gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 1 sowie auf eine zugehörige Vorrichtung
gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 7.
[0002] Auf vielen Gebieten der Technik besteht die Forderung, mehrere elektrische Leitungen
zusammenzubinden. Beispielsweise müssen bei elektrischen Ausrüstungen Kabelbäume mit
über längere Strecken parallel geführten Leitungen oder Motoren-Wickelköpfe mit Leitungsbündeln
fixiert werden. Es ist bekannt, jeweils mit separaten Kunststoff-Kabelbindern, welche
jede einen Einzelverschluß haben, Bündel von Leitungen zusammenzuhalten. Dafür werden
spezielle Kabelbinder benötigt, die als Kunststoffteile vorgefertigt und vergleichsweise
teuer sind. Es wurden auch bereits Verfahren und Vorrichtungen vorgeschlagen, mit
denen Kabelbäume oder dergleichen gebunden werden können. Dabei wird der Kabelbaum
maschinell von einem als Wickeleinrichtung bezeichneten Gerät nach Art eines Häkelvorganges
fortlaufend mit in Schleifen gelegten Bindegarn umschlungen; bei Beendigung des Bindevorganges
wird das Fadenende manuell abgetrennt und verknotet.
[0003] Ein Verfahren und eine Vorrichtung der vorstehend genannten Art sind im einzelnen
in der DE-OS 25 33 640 angegeben. Mit dem dort beschriebenen Gerät ist es insbesondere
möglich, einen Kabelbaum maschinell und kontinuierlich zu umwickeln, wobei durch einen
jeweils doppelt geführten Faden bei der Schleifenbildung eine Stabilität des geschaffenen
Fadengebindes erreicht werden soll. Nicht möglich ist aber ein Verknoten und Abschneiden
des Bindegarns mit diesen Gerät, so daß ein vollautomatischer Betrieb nicht erreicht
wird. Letztere Eigenart des aus der DE-OS 25 33 640 vorbekannten Gerätes wird von
der Fachwelt als nachteilig angesehen, da ein praxisgerechtes Arbeiten nicht realisierbar
ist.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren anzugeben und die zugehörige Vorrichtung
zu schaffen, mit denen nunmehr beispielsweise beim Binden von Motoren-Wickelköpfen
ein vollautomatisches Arbeiten ermöglicht wird. Dabei soll die neue Vorrichtung vollständig
im Einhandbetrieb verwendbar sein, ohne daß zwischenzeitlich oder anschließend weitere
manuell durchzuführenden Verfahrensschritte notwendig werden.
[0005] Die Aufgabe ist erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruches
1 gelöst. Eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens ist durch die kennzeichnenden
Merkmale des Patentanspruches 7 charakterisiert.
[0006] Mit der Erfindung ist nun erstmalig ein tatsächlich praxisgerechtes Verfahren und
die zugehörige Vorrichtung geschaffen. Das gemäß der neuen Vorrichtung realisierte
Gerät kann während des gesamten Arbeitsablaufes wie eine Pistole in einer Hand gehalten
werden und mit seinem Greifer jeweils zur gewünschten Bindestelle geführt werden.
Da das neue Verfahren selbst diskontinuierlich arbeitet, also einerseits nach Umschlingen
und Knoten das Fadenende des Bindegarns abgeschnitten wird, andererseits aber das
fortlaufende Ende des Bindegarns gehalten wird, kann jeweils punktuell ein Abbinden
erfolgen, wozu das Gerät frei zum Kabelbaum führbar ist.
[0007] Im Gegensatz zum angegebenen Stand der Technik wird mit der Erfindung kein kontinuierlicher
Umschlingungsvorgang der Parallelleitungen realisiert, an welchen die Vorrichtung
möglichst gleichmäßig entlang bewegt werden mußte, sondern es wird jeweils an diskreten
Orten der Leitungen gebunden. Dadurch ergeben sich wesentlich größere Einsatzmöglichkeiten.
Ein fortlaufendes Häkelgebilde hatte zudem auch den Nachteil, daß bei Auftrennen der
Umschlingung an einer Stelle das gesamte Häkelgebilde über den fortlaufenden Bereich
aufgelöst wurde. Bei der Erfindung wird demgegenüber an der Bindestelle vorzugsweise
ein zweifacher Umschlingungsvorgang mit anschließenden zweifachen Knoten durchgeführt,
wobei das Fadenende nach dem Abschneiden zum Auffangen durch das Knotengebilde hindurchgezogen
wird. Es bilden also nunmehr das Binden, Knoten, Schneiden und Fangen des Fadens einen
einzigen abgeschlossenen Arbeitszyklus.
[0008] Bei der zugehörigen Vorrichtung wird neben der Zungennadel ein Schneidmesser und
eine Fangnadel so geführt, daß in zeitlicher Aufeinanderfolge das Umschlingen und
Knoten mit der Zungennadel und anschließend das Abschneiden und Auffangen.erfolgt.
Vorzugsweise erfolgt der Antrieb druckluftgesteuert und ist die Steuerung mechanisch
aufgebaut. Es ist aber auch eine elektrisch/elektronische Antriebssteuerung möglich.
[0009] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus nachfolgender Figurenbeschreibung
eines Ausführungsbeispiels anhand der Zeichnung in Verbindung mit den Patentansprüchen.
[0010] Es zeigen
FIG 1 und FIG 2 den schematischen Aufbau der Gesamtvorrichtung in teilweise geschnittener
Ansicht und Draufsicht,
FIG 3 einen Teilausschnitt der FIG 1 in verschiedenen Arbeitsphasen zur Verdeutlichung
der Kinematik des Knotvorganges,
FIG 4 in Seitenansicht die Führungskulisse für die Zungennadel mit Einstellglied für
den Knotvorgang,
FIG 5 und FIG 6 einen Ausschnitt aus den Figuren 1 und 2 in verschiedenen Arbeitsphasen
zur Verdeutlichung des Schneidvorganges,
FIG 7 und FIG 8 einen Ausschnitt aus den Figuren 1 und 2 in verschiedenen Arbeitsphasen
zur Verdeutlichung des Fangvorganges,
FIG 9 und FIG 10 das verwendete Steuergetriebe in Seitenansicht und Draufsicht,
FIG 11 die zur Steuerung des Arbeitszyklus verwendeten Getriebescheiben sowie
FIG 12 und FIG 13 die Einheit zur Druckluftsteuerung in Seitenansicht und Draufsicht.
[0011] Die Figuren geben jeweils Teilbereiche der gesamten Vorrichtung wieder; sie sind
nicht maßstäblich zueinander dargestellt. In der Figurenbeschreibung wird durchweg
nur auf die erfindungswesentlichen Einzelheiten eingangen.
[0012] In den einzelnen Figuren sind identische Teile mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
Bei der Beschreibung wird verschiedentlich auf die DE-OS 25 33 640 Bezug genommen,
in der der eigentliche Bindevorgang bereits so deutlich beschrieben ist, daß darauf
nachfolgend nicht mehr im einzelnen eingegangen wird.
[0013] In FIG 1 und FIG 2 kennzeichnet 100 das Gehäuse einer Vorrichtung zum Umbinden von
parallelen Leitungen, wie beispielsweise Kabelbäumen oder dergleichen, die nachfolgend
als Wickelpistole bezeichnet wird. Durch die Bezeichnung "Wickelpistole" wird bereits
deutlich, daß das Gehäuse vom Benutzer mittels einer Hand an einem Gehäuseknauf 105
gehalten, in die richtige Arbeitsposition gebracht und über einen Betätigungshebel
106 in Betrieb gesetzt werden kann. Dabei ist die gesamte Wickelpistole so kompakt
aufgebaut, daß sie auch bei beengten Arbeitsverhältnissen ohne Schwierigkeiten in
die jeweilige Betriebsposition bringbar ist. Es ist möglich, die Wickelpistole manuell
oder maschinell, insbesondere robotergeführt, an einem Kabelbaum entlang zu führen.
[0014] Das Gehäuse 100 der Wickelpistole besteht im wesentlichen aus zwei parallelen mit
Abstand verbundenen Gehäuseplatten 110 und 111, an welchen die Arbeitsgerätschaften
und die dazu notwendigen Betriebsmittel angeordnet sind. Rückwärtig kann eine Vorratsrolle
für Bindegarn angeordnet sein, von der ein Faden 2 über entsprechende Führungen in
den Arbeitsbereich am vorderen Teil des Gehäuses 100 gebracht wird. Eine Fadenspann-
und Rückholeinrichtung 120 sorgt für die notwendige Spannung im Faden. Der Arbeitsbereich
ist mit einer Führung 3 für den Faden 2 und einem Greifer 130 derart ausgebildet,
daß ein Bündel paralleler Leitungen vom Faden 2 umschlungen werden kann. Dabei ist
der Greifer 130 in etwa hufeisenförmig geformt und wird von einem Zahnradgetriebe
geführt. Er kann jeweils um etwa +90° verschwenkt werden, um ein Umschlingen eines
mit seinem Querschnitt im Hufeisenprofil liegenden Kabelbaums zu gewährleisten. Dabei
kommt es beim Umschlingen auf das Zusammenspiel des Greifers 130 mit Fadenführung
3 und einer zugehörigen Haltenadel 4 für den Faden an, was noch im einzelnen berschrieben
wird. Die Nadel 4 wird wegen einer Mitnehmerzunge für den Faden 2 als "Zungennadel"
bezeichnet. Über eine zugehörige Halterung 5 und Antrieb 140 mit Druckluftzylinder
ist eine Vor- und Rückwärtsbewegung der Zungennadel 4 möglich. Dabei ist die Halterung
5 der Zungennadel 4 gleichermaßen kulissengeführt, so daß neben der übergeordneten
Vor- und Rückwärtsbewegung auch eine Bewegung in vorbestimmter Kurvenform erfolgt.
[0015] Bei der Bewegung der Zungennadel 4 zum Umschlingen eines Kabelbaums bzw. von Parallelleitungen
mit Bindegarn ist es wichtig, daß der Faden 3 im Arbeitsbereich definiert geführt
ist. Dazu sind im Bereich des Greifers 130 an den Gehäuseplatten 110 und 111 entsprechende
Führungsbleche 131 und 132 vorhanden.
[0016] Die aus FIG 1 entnehmbare Grundform der Wickelpistole ist im wesentlichen aus der
DE-OS 25 33 640 bekannt. In dieser Druckschrift wird das Zusammenwirken von Zungennadel
4 und Greifer 130 im einzelnen beschrieben, wobei dort fortlaufend Schleifen zum Umschlingen
der Parallelleitungen gebildet werden. Nach Beendigung der Umschlingungsvorgänge zur
Bildung eines Geflechtes entlang dem ausgedehnten Kabelbaum muß dort das Bindegarn
abgeschnitten und das Fadenende manuell verknotet werden.
[0017] Aus FIG 2 ist ersichtlich, daß die Wickelpistole gemäß vorliegender Patentanmeldung
zusätzliche Arbeitsgerätschaften aufweist, die seitlich an der Gehäuseplatte 111 angebracht
sind. Dies sind im wesentlichen ein Schneidmesser 17 und eine sogenannte Fangnadel
18, welche beide über einen Antrieb 160 mit Druckzylinder ebenfalls eine Vor- und
Rückwärtsbewegung ausführen können. Dabei erfolgt die Bewegung zwar in Richtung auf
die Gehäuseplatte 111 kulissengeführt, was aus dem dargestellten Nutprofil erkennbar
ist.
[0018] Die druckmittelbetätigten Antriebseinheiten 140 und 160 sind miteinander im Sinne
einer Zeitverzögerung des Bewegungsablaufes gekoppelt, was weiter unten noch erläutert
wird.
[0019] Mit dem Schneidmesser 17 und der Fangnadel 18 und den zugehörigen Betriebs- bzw.
Steuermitteln ist es nun möglich, den Umschlingungsvorgang, der bisher kontinuierlich
entlang eines Kabelbaumes durchgeführt wurde, vollautomatisch diskontinuierlich einschließlich
jeweiligem Verknoten und Abschneiden durchzuführen, so daß nun mehr punktuell gebunden
werden kann. Zweckmäßigerweise wird dabei das Binden auf ein zweimaliges Umschlingen
begrenzt, was bereits eine hinreichende Wickelfestigkeit gewährleistet, wodurch neben
der Verringerung des Arbeitsaufwandes auch eine erhebliche Materialeinsparung erreichbar
ist.
[0020] Ausgehend vom bekannten Bindevorgang werden nun anhand der FIG 3 sowie der FIG 5,
6 und FIG 7, 8 die Vorgänge des Knotens, Abschneidens und Auffangens des Fadenendes
in ihrer Kinematik erläutert. Dabei kennzeichnen jeweils die Teilfiguren a, b, ...
eine signifikante Phase des entsprechenden Vorganges. Zusammen ergeben diese Teilvorgänge
einen kompletten Arbeitszyklus.
[0021] In FIG 3 stellt 1 ein bereits gebundenes Leiterbündel dar. Daneben kennzeichnen 2
das Bindegarn, 3 eine Fadenführeinrichtung, 4 die Zungennadel, 5 die zugehörige Halterung,
6 das Kulissenrad und 10 die zugehörige Kulissenführung. Die Zuordnung dieser Einzelheiten
zur FIG 1 ist deutlich erkennbar. Bei den einzelnen Phasen des Knotvorganges ist jeweils
zur Zungennadel 4 die Stellung der zugehörigen Zunge 9 angegeben.
[0022] Die dargestellte Vorrichtung dient zunächst in an sich bekannter Weise zum Binden
eines Kabelbaumes. Dabei wird - wie im einzelnen in der DE-OS 25 33 640 beschrieben-die
Halterung 5 abwechselnd in der unteren oder oberen Nut der Kulissenführung 10 hin-
und hergeschoben, wobei sich im Zusammenwirken mit dem Greifer 130 die Umschlingung
des Kabelbaums mit dem Faden 2 ergibt. Für das Knoten wird die obere Führungshälfte
der Kulissenführung 10 gesperrt, so daß die Zungennadel 4 sich nunmehr nur noch in
der Nut der unteren Führungshälte hin- und herbewegen kann.
[0023] In FIG 3a ist gezeigt, daß der Faden 2 über die Fadenführung 3 um das Leitungsbündel
1 herumläuft und eine Schlaufe 8 bildet, durch die die Zungennadel geführt ist. Der
Greifer 130 befindet sich dabei in der Ausgangslage. Beim Zurückbewegen der Zungennadel
4 wird bei offener Zunge 9 das Bindegarn mitgenommen und als Schlaufe 7 durch die
vom Bindevorgang vorhandene letzte Schlaufe 8 gezogen. Gleichzeitig bewegt sich das
Kulissenrad 6 in entgegengesetzte Richtung, so daß sich eine Position gemäß FIG 3b
ergibt. Die Zunge 9 der Zungennadel 4 ist nun geschlossen, was sich bei entsprechender
Ausbildung der Zungennadel 4 durch den Fadendruck erreichen läßt. Es schließt sich
darauf der umgekehrte Bewegungsablauf gemäß FIG 3c an, wobei sich beim Vorwärtsbewegen
die Zunge 9 öffnet und die Zungennadel 4 anschließend durch die neugebildete Schlaufe
in eine Position gemäß FIG 3a fährt. Entsprechende Teilschritte gemäß FIG 3d und FIG
3e folgen, die prinzipiell den Teilschritten gemäß FIG 3b und FIG 3c entsprechen,
so daß im Ergebnis ein Gebilde mit mehreren Schleifen vorliegt.
[0024] Es wurde bereits erwähnt, daß für den Knotvorgang die identische Gerätschaft aus
Greifer 130 und Zungennadel 4 wie für den Bindevorgang notwendig ist. Einziger Unterschied
ist die spezielle Bewegung der Zungennadel 4, die beim Binden abwechselnd oberhalb
und unterhalb des Bündels 1 geführt wird, während für das Knoten eine durchgehend
gleiche Bewegung erfolgt. Dafür ist eine umschaltbare Kulisse notwendig.
[0025] In FIG 4 ist die zugehörige Kulissenführung im einzelnen dargestellt: Sie besteht
im wesentlichen aus einem Halteblech 11 mit der in zwei Führungshälften ausgebildeten
Kulissennut 10, einem Zapfen 12 zur Führung der Halte-
ßinrichtung,5 für die Zungennadel 4, einer Umschaltzunge 13, einem Sperrhebel 14 und
einem weiteren Zapfen 15. Während beim Bindevorgang die Halterung der Zungennadel
4 einen solchen Weg ausführt, der in FIG 4 durch die Punkte I über II nach III und
von III nach II bis zurück nach I beschrieben ist, wird beim Knotvorgang beispielsweise
der Weg II nach III gesperrt. Damit folgen der Zapfen 12 und die Zungennadel 4 dem
direkten Weg von I nach II und wieder zurück von II nach I. Letztere Bewegung definiert
jeweils eine zu einem Knoten festziehbare Schleife und kann beliebig wiederholt werden.
Die Sperrung der Kulisse erfolgt durch die Umschaltzunge 13, welche durch den Sperrhebel
14 nach oben gedrückt wird, wobei der Sperrhebel 14 direkt auf den Zapfen 15 einwirkt.
[0026] Nach dem Legen von Knotenschleifen ist der Faden 2 des Bindegarns festzuziehen und
in definierter Lage abzuschneiden, wobei sichergestellt sein muß, daß der abgeschnittene
Faden gefangen werden kann und so unmittelbar für einen neuen Bindevorgang zur Verfügung
steht. Die Kinematik des Abschneidens einerseits und des Fangens des Fadenendes andererseits
wird anhand der FIG 5 und 6 einerseits sowie FIG 7 und 8 andererseits in verschiedenen
Arbeitsphasen erläutert.
[0027] In FIG 5 bis 8 bedeuten 16 der zu bildende Knoten, 17 das Schneidmesser, 18 die Fangnadel,
19 die zugehörige Halterung, 20 ein Zapfen an der Messerhalterung, 21 eine zugehörige
Kulisse für die Führung von Schneidmesser 17 und Fangnadel 18, 22 ein Druckluftzylinder,
23 ein Klemmstift, 24 ein Winkelstück, 25 eine Feder, 26 eine Nadelöffnung und 28
ein Anschlag für die Fangnadel 18.
[0028] Wesentlich ist, daß das Schneidmesser 17 und die Fangnadel 18 an der gemeinsam geführten
Halterung 19 angebracht sind und aufeinander in ihrem Bewegungsablauf abgestimmt sind.
Die gelenkig gelagerte Halterung 19 mit Schneidmesser 17 und Fangnadel 18 wird durch
den Druckluftzylinder 22 synchron bewegt.
[0029] Während sich das Schneidmesser 17 in FIG 5a und FIG 6a in seiner Ruhestellung befindet,
ist in FIG 5b und FIG 6b dessen Stellung unmittelbar nach dem Schneidvorgang gezeigt.
Es ist ersichtlich, daß dazu die Klinge 17 entlang der Kulissenführung 21 in die Ebene
der Zungennadel 4 gebracht wird, wobei das Abschneiden des Fadens unmittelbar am Knoten
16 erfolgt. Dabei ist es zweckmäßig das freie Ende durch das Knotengebilde 16 rückwärts
hindurchzuziehen,wodurch das Auffangen des Fadenendes vereinfacht wird. Dazu ist die
Fangnadel 18 vorhanden, deren Form und Funktion im einzelnen anhand FIG 7 und FIG
8 deutlich wird. Insbesondere aus der Schnittdarstellung der FIG 8a ergibt sich deren
vergleichsweise komplexer Aufbau mit Innenklemmstift 23, Innenfeder 25 und über ein
Winkelstück 24 federnd gelagerten Außenstift 27. Dabei ist der Klemmstift 23 mit dem
Winkel 24 fest verbunden und wird durch die Feder 25 nach vorn gedrückt, so daß in
der Nadelöffnung 26 ein Faden 2 fest einklemmbar ist. Der Innenfederstift 27 dient
gleichermaßen zur Unterstützung des Klemmvorganges.
[0030] Durch das Zusammenwirken von Schneidmesser 17 und Fangnadel 18 ist es nunmehr auch
überflüssig, bei Beginn des Bindevorganges den Faden festzuhalten, wie es bei Geräten
des Standes der Technik notwendig war. Damit ergibt sich jetzt erstmalig die Möglichkeit
eines vollautomatischen Arbeitsablaufes. Insbesondere FIG 6b und FIG 7b verdeutlichen
das Zusammenwirken von Zungennadel 4, Schneidmesser 17 und Fangnadel 18. Nach dem
Abschneiden wird das Ende des Fadens 2 in die öffnung 26 der Nadel 18 eingeklemmt.
Zum Zurückbringen der Klemmvorrichtung 23 und 24 dient ein Anschlag 28, so daß die
Nadelöffnung 26 frei wird und der Faden 2 gefangen werden kann. Er wird bei der sich
anschließenden Rückwärtsbewegung der Fangnadel 18 festgehalten.
[0031] Aus den vorangehenden Einzelbeschreibungen der Gerätschaften für das Knoten, Abschneiden
und Auffangen des Fadens ergab sich deutlich, daß die Bewegungsabläufe beim Binden,
Knoten, Abschneiden, Fangen und Halten des Bindegarns zeitlich exakt aufeinander abgestimmt
sein müssen. Hierzu sind neben dem Antrieb geeignete Steuermittel notwendig.
[0032] Letzteres kann bei einer Ausführungsform der Erfindung in Verbindung mit einem Druckluftantrieb
durch eine Nockensteuerung geschehen, welche anhand der Beschreibung von FIG 9 bis
FIG 11 verdeutlicht wird. Der Antrieb der Nockensteuerung erfolgt über das Kulissenrad
6, das in bekannter Weise bei der Vor- und Rückwärtsbewegung der Zungennadel 4 nach
links bzw. rechts verdreht wird. Konzentrisch zum Kulissenrad 6 ist ein Antriebszahnrad
29 befestigt, welches zum Antrieb eines zugeordneten Steuerzahnrades 30 dient. Dessen
feststehende Achse 31 ist an das Halteblech 11 der FIG 4 angeschraubt.. In der Achse
des Steuerzahnrades 30 sitzt ein Freilauf 32, der nur eine Rechtsdrehung von gemeinsam
auf einer Buchse 33 befestigten Schaltscheiben 34, 35 und 36 zuläßt. Die Übersetzung
zwischen den Zahnrädern 29 und 30 ist so gewählt, daß bei einer Drehung der Schaltscheiben
34, 35 und 36 um 360 ° ein Arbeitszyklus abgeschlossen ist. Dieser Arbeitszyklus beinhaltet
den Binde-, Knot-, Schneid-und Fang- bzw. Haltevorgang für das Bindegarn.
[0033] Aus FIG 11 ist ersichtlich, daß die Schaltscheibe 34 am Umfang sägezahnförmige Kerben,
die einen Winkelabstand von 2 x 90° für einen zweimaligen Bindevorgang, einen Winkelabstand
von 2 x 45° für einen zweimaligen Knotenvorgang und weitere 90
0 für die Nullstellung besitzen. In die Kerben kann eine gefedert gelagerte Sperrklinke
37 einrasten. Die Sperrklinke 37 dient zur exakten Fixierung der Schaltscheiben 34,
35 und 36 und verhindert damit das Zurückdrehen bei der Richtungsänderung des Kulissenzahnrades
6.
[0034] Die Schaltscheibe 35 in FIG 11 ist für den Knotvorgang deswegen erforderlich, wenn
wie oben gezeigt wurde im Winkelbereich von 2 x 45° die Sperrung des Weges II nach
III in der Kulissenführung 10 bewirkt werden soll. Dazu dient die Sperre 14, die an
einem Hebel 38 befestigt ist. Die Schaltscheibe 36 mit Klinke 39 dient dagegen zum
Stillsetzen des Bindegerätes. Über die Klinke 39 kann ein Umsteuerschieber blockiert
und damit die Betriebsfunktion der beschriebenen Vorrichtung gestoppt werden.
[0035] Aus FIG 9 und FIG 10 ist ersichtlich, daß die Schaltscheibe 34 eine Schaltnocke 40
trägt, die jeweils dann eine separate Ansteuerung für den Schneide- und Fadenfang-Vorgang
auslöst, wenn die Wickelpistole stillgesetzt wird.
[0036] Die Schaltscheibe 34 mit Schaltnocke 40 steht mit der Druckluftsteuerung gemäß FIG
12 und FIG 13 in unmittelbarer Wirkverbindung. In letzteren Figuren bedeuten 41 ein
zeitverzögernder Luftdämpfer, 42 ein Steuerventil, 43 ein Stift mit daran gelagerten
Hebel 44, 45 ein weiterer Schaltarm, 46 eine Zugfeder, 47 ein Gelenk mit auf dem Hebel
44 federnd gelagerter Schaltklinke. Weiterhin kennzeichnen 50 ein am Punkt 49 gelagerter
Hebel mit einer Schaltnocke 51, 52 einen Steuerkolben am Steuerventil 42, sowie 53
eine Druckfeder und 54 bis 56 Druckluftanschlüsse. Diese angegebenen Einzelheiten
wirken folgendermaßen zusammen und bilden eine Funktionseinheit:
Bei Bewegung der Schaltnocke 40 nach oben wird gleichzeitig die Schaltklinke 44 nach
unten und der Luftdämpfer 41 in Pfeilrichtung betätigt. Nachdem die Schaltnocke 40
den Hebel 44 passiert hat, bewegt sich die Schaltklinke 48 zeitverzögert aufgrund
des Luftdämpfers 41 nach oben und betätigt über den Hebel 50 den Steuerkolben 52 nach
rechts gegen die Druckfeder 53. Dabei wird der Anschluß 56 mit Druckluft beaufschlagt,
der mit dem Druckluftzylinder 22 in der FIG 6 verbunden ist. Dadurch wird die Vorwärtsbewegung
des Schneidmessers 17 und der Fangnadel 18 eingeleitet. Wenn die Schaltklinke 48 über
die Nocke 51 läuft, bewegt sich der Steuerkolben 52 aufgrund der Druckfeder 53 nach
links. Der Druckluftanschluß 55 wird dann mit Druckluft beaufschlagt und leitet über
den Zylinder 22 die Rückstellbewegung des Messers 17 und der Fangnadel 18 ein.
[0037] Damit ist ein Arbeitszyklus aus Binden, Knoten, Abschneiden und Auffangen des Fadens
abgeschlossen. Die Vorrichtung ist für einen erneuten Arbeitszyklus betriebsbereit.
[0038] Bei der oben beschriebenen Vorrichtung mit den verschiedenen Gerätschaften ist als
wesentlich hervorzuheben, daß der Arbeitszyklus von Binden, Knoten, Abschneiden und
Auffangen des Fadens erstmalig in zeitlich exakt aufeinander abgestimmten Einzelschritten
durchgeführt wird. Dabei sind Binde- und Knotvorgang einerseits sowie Schneid- und
Auffangvorgang andererseits jeweils gleichwirkend und voneinander deutlich getrennt.
[0039] Beim beschriebenen Ausführungsbeispiel erfolgt Antrieb und Steuerung auf pneumatisch/mechanischer
Basis. Es ist auch möglich, den Antrieb elektrisch vorzusehen und dazu eine elektronische
Ablaufsteuerung zu schaffen. Dabei kann zweckmäßigerweise von einem Mikroprozessorsystem
Gebrauch gemacht werden.
1. Verfahren zum Binden eines Bündels elektrischer Leitungen, wie Kabelbäume od.dgl.,
durch Umschlingen mit einem von einer Spule abziehbaren Faden, der in mehrere Schleifen
gelegt wird, von denen wenigstens eine Schleife um das Bündel herumgeschlungen wird,
wobei jeweils eine weitere Schleife in Gegenrichtung um das Bündel gelegt und wobei
zur Fixierung einer Schleife die jeweils nachfolgende Schleife durch die vorhergehende
Schleife hindurchgezogen wird, welcher Vorgang wiederholbar ist, dadurch gekennzeichnet
, daß nach einer vorgebbaren Anzahl von Wiederholungen des Umschlingungsvorganges
durch Legen zusätzlicher Schleifen ein Knoten im Faden gebildet und daß der Faden
am Knoten abgeschnitten wird, wobei.das nachfolgende Ende des Fadens festgehalten
wird und sofort zur Durchführung eines erneuten Bindevorganges zur Verfügung steht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichne , daß der Umschlingungsvorgang
einmal wiederholt wird, so daß das Bündel durch den Faden zweifach gebunden ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß zur Knotenbildung wenigstens
zwei weitere Schleifen gelegt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet , daß die Knotenbildung durch
Zusammenziehen der weiteren Schleifen erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß der Faden unmittelbar in
der letzten Schleife geschnitten und das Ende des Fadens zum Auffangen durch die den
Knoten bildenden Schleifen hindurchgezogen wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß Binden, Knoten, Abschneiden
sowie Auffangen des Fadens einen geschlossenen Arbeitszyklus bilden.
7. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder einem der Ansprüche
2 bis 6, mit einem Gehäuse, an dem eine Vorratsspule für einen Faden sowie ein um
das Leitungsbündel drehbarer Greifer mit einer hufeisenförmigen Führung zum Führen
des Fadens um das Leitungsbündel angeordnet sind und das eine Schleifenbildungseinrichtung
mit einer in der Führung des Greifers beweglichen Zungennadel zur Umschlingung des
Bündels mit dem Faden aufweist, dadurch gekennzeichnet , daß zusätzlich ein Schneidmesser
(17) vorhanden ist, das in gleicher Arbeitsrichtung wie die Zungennadel (4) um die
Längsachse verschieb- und verschwenkbar geführt wird, und daß dem Schneidmesser (17)
eine Fangnadel (18) zum Festhalten des Fadens (2) beim Abschneiden durch das Schneidmesser
(17) zugeordnet ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet , daß die Zungennadel (4) zum
Bindevorgang einerseits und Knotvorgang andererseits umsteuerbar ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet , daß der Greifer (130) mittels
eines Zahnradgetriebes (6) mit zugeordneter Kulissenführung (10) für die Zungennadel
(4) verdrehbar ist, wobei die Zungennadel (4) für den Bindevorgang synchron in der
Kulissenführung (10) mit zwei Führungshälften geführt und wobei für den Knotvorgang
eine Führungshälfte der Kulissenführung mittels eines Hebels (14, 15) gesperrt wird.
10. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet , daß im Gerätegehäuse (100)
Antriebseinheiten (140, 160) für den koordinierten Bewegungsablauf von Zungennadel
(4), Schneidmesser (17) und Fangnadel (18) vorhanden sind.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet , daß den Antriebseinheiten
(140, 160) eine Programmsteuereinheit (30 - 40) zugeordnet ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet , daß die Antriebseinheiten
(140, 160) durch Steuerscheiben (34, 35, 36) im Sinne der Durchführung eines kompletten
Arbeitszyklus in ihrem zeitlichen Ablauf steuerbar sind.
13. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet , daß die Antriebseinheiten
(140, 160) druckluftgetrieben sind.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet , daß die Antriebseinheiten
(140, 160) neben dem Druckzylinder für die Zungennadel (4) einen separaten umschaltbaren
Druckzylinder (22) zur Linearverschiebung von Schneidmesser (17) und Fangnadel (18)
aufweisen.
15. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet , daß zwecks Überführung von
Schneidmesser (17) und Fangnadel (18) in die Ebene der Zungennadel (4) eine Führungskulisse
(21) vorhanden ist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet , daß dem Druckzylinder (22)
eine Zeitverzögerungseinrichtung (41) zur exakten Trennung von Binde- und Knotvorgang
einerseits und Schneid- und Fangvorgang andererseits zugeordnet ist.