[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Entwässern von Torf. Bei der Torfgewinnung
und Verarbeitung stellt die Herabsetzung des hohen Wassergehaltes des Torfes für die
Weiterverarbeitung eine wesentliche Voraussetzung dar. Bisher wird für die Entwässerung
von Torf nahezu ausschließlich die zeit- und arbeitsaufwendige sowie wetterabhängige
natürliche Trocknung an der Luft durchgeführt. Für die Verwendung als Brennstoff muß
bei nur teilweise getrocknetem Torf immer öl zugegeben werden, um eine Verbrennung
zu ermöglichen.
[0002] Die Erfindung zielt nun darauf ab, Torf in einer Weise zu trocknen, daß dieser maschinell
so weit getrocknet wird, daß eine Verbrennung ohne Stützfeuerung oder eine wie immer
geartete Weiterverarbeitung, beispielsweise zu Dünger, zu Briketts zur Verbrennung,
zu Torfkoks u.a.ermöglicht wird. Zur Lösung dieser Aufgabe besteht die Erfindung im
wesentlichen darin, daß der Torf in eine druckfest abschließbare Zentrifuge eingebracht
und während des Zentrifugierens unter Sattdampf mit einem Druck von 2 bis 35 bar,
vorzugsweise 5 bis 20*bar, gesetzt wird. Die Verwendung von Sattdampf zum Trocknen
von organischen Substanzen ist im Zusammenhang mit Kohlen bereits bekanntgeworden,
wobei im besonderen beispielsweise auf das Fleißner-Verfahren verwiesen wird. Die
Bindung von Wasser in Kohlen unterscheidet sich jedoch beträchtlich von der Bindung
von Wasser in Torf, so daß die für Kohle entwickelte Technologie nicht unmittelbar
auf Torf anwendbar erscheint. Im Zusammenhang mit der Trocknung von Kohlen wurde mit
der AT-PS 366 090 bzw. mit der AT-PS 366 405 und der AT-PS 369 423 weiters bereits
vorgeschlagen, Zentrifugen in einer nachgeschalteten Trocknungsstufe einzusetzen,
welche unter Dampfdruck gesetzt wurden. Das aus AT-PS 366 090 bekanntgewordene Trocknen
von Braunkohlen in einer Zentrifuge mittels überhitzten Dampfes im Anschluß an eine
Fleißner-Trocknung ist hinsichtlich der Verwendung überhitzten Dampfes auf die Trocknung
von Torf in erster Stufe nicht anwendbar, da Torf andere physikalisch-chemische Eigenschaften
als Braunkohle besitzt. Bei Vergleichsversuchen wurde weiters gefunden, daß durch
die Kombination des aus der AT-PS.366 405 und 369 423 für nachgeschaltete Trocknungsstufen
bekanntgewordenen Trocknens von Braunkohlen unter Verwendung von Zentrifugen und von
Sattdampf bei der Trocknung von Torf in der ersten Trocknungsstufe ein weit über den
Summeneffekt hinausgehender unerwarteter Entwässerungseffekt eintritt. Während bei
der Sattdampfbehandlung von Schwarztorf und Weißtorf im Druckbereich von 2 bis 10
bar Wasserentfernungen in der Größenordnung von etwa 30 bis 35% erzielbar waren, hat
sich bei gleichzeitiger Anwendung einer Zentrifugalkraft eine Wasserentfernung von
über'80% erzielen lassen. Der durch gleichzeitige Anwendung von -Sattdampf und Zentrifugalkraft
wesentlich gesteigerte Entwässerungseffekt ist vermutlich auf mehrere die Entwässerung
begünstigende Faktoren zurückzuführen. Zum einen wird durch die Anwendung von Sattdampf
im Zentrifugalfeld die Behandlungstemperatur des Torfes durch die sofortige Abführung
des Kondensates und des aus dem Torf frei werdenden Wassers erhöht, wodurch die Entbindung
des Torfwassers begünstigt wird. Durch die gleichzeitige Herabsetzung der Viskosität
des Wassers wird der Trenneffekt im System Torf--Wasser positiv beeinflußt. Schließlich
führt die auf Grund der Zentrifugalkräfte eintretende Verdichtung bzw. Verpressung
des Torfkuchens beim Zentrifugieren zu einem Auspressen weiteren im Torf enthaltenen
Wassers. Eine besonders deutliche Erhöhung des Entwässerungseffektes konnte hier bereits
bei Sattdampfdrücken von ungefähr 10 bar erzielt werden. Überraschenderweise konnte
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren nicht nur relativ leicht entwässerbarer Weißtorf,
sondern auch relativ schwer entwässerbarer Schwarztorf ohne weiteres mit gutem Wirkungsgrad
entwässert werden. Das erhaltene Produkt konnte ohne Stützfeuerung und ohne zusätzliche
Brennstoffbeimengung verheizt werden, was unter anderem auch darauf zurückzuführen
ist, daß durch die Sattdampfbehandlung bei höheren Temperaturen bereits eine Inkohlung
des Torfes durch Abbau-funktioneller Sauerstoffgruppen und eine Kohlenstoffanreicherung
erzielt wird, wodurch der Heizwert der wasser-aschefreien Torfsubstanz merkbar erhöht
wird.
[0003] Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es von besonderem Vorteil, daß die
Behandlungszeit in der Zentrifuge frei gewählt werden kann, und es wird daher mit
Vorteil die Behandlungszeit in der Zentrifuge bzw. in den Zentrifugen der Torfqualität
bzw. dem gewünschten Restwassergehalt angepaßt.
[0004] Zur Verbesserung des Wärmebilanz kann mit Vorteil die Wärme des aus der Zentrifuge
ausgebrachten Kondensates bzw. des aus dem Torf abgeschiedenen Wassers für die Vorwärmung
des Torfes vor dem Einbringen in die Zentrifuge genützt werden. Bei dieser Gelegenheit
kann das Abwasser auch als Transportmedium herangezogen werden, wofür eine Aufschlämmung
des Torfes mit dem heißen Wasser hergestellt wird und in eine Vorwärmungsstufe eingebracht
wird.
[0005] In einfacher Weise kann aber auch so vorgegangen werden, daß der vorgewärmte Torf
vor der Aufgabe in die Zentrifuge weitgehend mechanisch vorentwässert wird.
[0006] Der aus der Zentrifuge ausgebrachte Torf kann in besonders vorteilhafter Weise einer
Nachtrocknung unterzogen werden, wobei auch hier wiederum zur Verbesserung der Energiebilanz
so vorgegangen werden kann, daß die Wärme des aus der Zentrifuge ausgebrachten Kondensates
bzw. des aus dem Torf abgeschiedenen Wassers vor ihrer Verwertung für die Vorwärmung
des Torfes für die Erwärmung von Luft für eine Nachtrocknung des aus der Zentrifuge
ausgebrachten Torfes verwendet wird. In weiterer Anpassung an verschiedene Torfqualitäten
kann im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahren so vorgegangen werden, daß die hintereinander
geschalteten Zentrifugen mit unterschiedlichen Sattdampfdrücken beaufschlagt werden.
Auch hiemit ist eine weitgehende Anpassung an den gewünschten Kokungsgrad und an das
Entwässerungsverhalten unterschiedlicher Torfqualitäten gegeben.
[0007] Die Erfindung wird nachfolgend an Hand einer in der Zeichnung schematisch dargestellten
Einrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens sowie von tabellarisch
zusammengefaßten Ergebnissen von Vergleichsversuchen näher erläutert. Hiebei ist in
Tabelle 1 die Entwässerung von Schwarztorf, d.h. einem relativ schwer entwässerbaren
Torf wiedergegeben, wobei die Versuche 1, 3, 5, 7 und 9 in einem Versuchsautoklaven.
ohne Anwendung von Zentrifugalkräften lediglich unter dem angegebenen Sattdampfdruck
durchgeführt wurden. Demgegenüber wurden die Versuche 2, 4, 6, 8 und 10 der Tabelle
1 bei gleichzeitiger Anwendung einer Zentrifugalkraft vorgenommen, wobei eine versuchsbedingte
Zykluszeit von 5 min für die Vorwärmphase, 15 min für die Zentrifugalbehandlung und
5 min für die Entspannungsphase sowie Umdrehungszahlen der Zentrifuge von 750 min
-1 in der ersten Phase, 2500 min
1 in der zweiten Phase und 750 min 1 in der dritten Phase gewählt wurde. Der Wassergehalt
der Einsatzprobe betrug hiebei 88,7 Gew.%, bzw. 785 g H
20 pro 100 g Trockensubstanz.

[0008] Ein vergleichsweise bei 20°C ohne Anwendung von Sattdampf in einer Zentrifuge behandelter
Torf gleicher Zusammensetzung hat einen Wassergehalt von 85,0 Gew.% bzw. 566,7 g H
20 pro 100 g Trockensubstanz ergeben.
[0009] In Tabelle 2 sind die analogen Resultate einer anderen Schwarztorfprobe wiedergegeben,
wobei die mit ungeradzahligen Nummern bezeichneten Versuche wiederum die Entwässerungsversuche
im Autoklaven bezeichnen. Die mit geradzahligen Versuchsnummern bezeichneten Versuche
erläutern die Ergebnisse der gleichzeitigen Anwendung von Zentrifugalkräften entsprechend
den Angaben zur Tabelle 1.
[0010] Bei den in Tabelle 2 eingesetzten Torfproben handelt es sich um Schwarztorf mit relativ
leichterer Entwässerbarkeit, dessen Wassergehalt 88,5 Gew.% bzw. 640,7 g H
20 pro 100 g Trockensubstanz betrug. Ein Vergleichsversuch in einer Zentrifuge bei
einer Temperatur von 20°C ohne Anwendung von Sattdampf hat eine Trocknung auf 69,8
Gew.% bzw. 231,1 g H
20 pro 100 g Trockensubstanz ergeben.

Schließlich sind in Tabelle 3 die Kennzahlen von weiteren Einsatztorfproben wiedergegeben,
welche bei einem Sattdampfdruck von 10 und 35 bar in einer Zentrifuge entwässert wurden.
In dieser Tabelle bedeuten Schwarztorf L einen Schwarztorf von leichter Entwässerbarkeit
und Schwarztorf S einen Schwarztorf mit schwerer Entwässerbarkeit.

[0011] In Tabelle 4 sind die Ergebnisse einer Untersuchung zusammengefaßt, bei welcher im
Versuchsautoklaven die Zykluszeit variiert wurde. Aus dieser Tabelle 4 ergibt sich,
daß die besten Ergebnisse durch eine Druckerhöhung in der zweiten Phase und entsprechende
Verlängerung der Dauer dieser zweiten Phase erzielt wurde.

[0012] Schließlich wurden noch Versuche mit Weißtorf vorgenommen, wobei diese Versuche bei
Umdrehungszahlen der Zentrifuge von 750 min , in der zweiten Phase von 2500 min
-1 und in der dritten Phase von 750 min
1 im Sattdampfdruckbereich von 5 bis 10 bar durchgeführt wurden. Die Ergebnisse dieser
Untersuchungen sind in Tabelle 5 zusammengestellt, wobei auch hier wiederum eine Zykluszeit
von 5 min in der ersten Phase, 15 min in der zweiten Phase und 5 min in der dritten
Phase eingehalten wurde. Auch in der Tabelle 5 sind die Versuche mit ungeradzahligen
Nummern Versuche im Versuchsautoklaven, wohingegen die Versuche mit geradzahligen
Bezeichnungen Versuche in der Zentrifuge bei gleichzeitiger Anwendung von Sattdampf
des angegebenen Druckes bezeichnen. Der Wassergehalt der Einsatzprobe betrug in diesem
Falle 89,1 Gew.% bzw. 817,4 g H
20 pro 100 g Trockensubstanz.
[0013] In der Zeichnung ist eine Anlage für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
schematisch dargestellt. Der Rohtorf gelangt über eine Zuführungseinrichtung 1 in
ein Gefäß 2 zur Vorwärmung und von dort aus in eine mechanische Vorentwässerungsstufe
3. Für die Vorentwässerung kann hiebei eine Siebband- oder Kammerfilterpresse oder
aber eine Zentrifuge verwendet werden. Das Abwasser der Vorentwässerung wird über
eine Leitung 4 abgeführt und ist aufgrund der Vorwärmung bereits auf einem höheren
Temperaturniveau. Der vorentwässerte Torf wird dann einer oder mehreren Zentrifugen
5 zugeführt, wobei diese Zentrifugen unter Sattdampfdruck stehen. Nach dem Zentrifugieren
gelangt der Torf über eine Schleuse 6 in einen Nachtrockner 7. Der getrocknete Torf
wird über eine Austrageeinrichtung 8 einer weiteren Verwendung zugeführt.
[0014] Das Abwasser der mechanischen Vorentwässerung, welches über die Leitung 4 abgezogen
wurde, kann wie üblich gereinigt und in den Vorfluter geleitet werden.
[0015] Das Kondensat bzw. das aus dem Torf abgeschiedene heiße Wasser sowie der Ausschleusdampf
werden über eine Schleuse 9 einem Wärmetauscher 10 zugeführt und über eine Leitung
11 dem Gefäß 2 für die Vorwärmung rückgeführt. Der Wärmetauscher 10 dient hiebei der
Vorwärmung von Luft, welche über eine Leitung 12 dem Nachtrockner 7 zugeführt wird.
Die Einführung der Nachtrocknung hat hiebei den Vorteil, daß eine günstigere Wärmebilanz
für das gesamte Verfahren gegeben ist.
[0016] Das über die Leitung 4 abgezogene erwärmte Abwasser der mechanischen Vorentwässerung
kann zumindest teilweise über eine Leitung 13 der Torfaufgabe rückgeführt werden,
wofür eine Pumpe 14 vorgesehen ist. Dieses Abwasser kann mit Torf zum Bilden einer
Aufschlämmung vermischt werden, wobei das heiße Abwasser als Transportmedium für den
Torf eingesetzt werden kann. Auf diese Weise kann das Abwasser weitgehend im Kreislauf
geführt werden und der erforderliche Aufwand für die Reinigung des Abwassers kann
geringer gehalten werden. Im Rahmen des Verfahrensablaufes kann der in der Schleuse
6 anfallende Dampf über eine Leitung 15 gleichfalls dem Gefäß für die Vorwärmung rückgeführt
werden.
[0017] Die Aufgabe von Torf kann bei 16 oder 17 vorgenommen werden, je nachdem ob eine Aufschlämmung
mit dem rückgeführten und im Kreislauf geführten heißen Abwasser gewünscht wird, oder
eine Zugabe von Torf ohne Aufschlämmung mit Wasser gewünscht wird.

[0018] Die Qualitätskennzahlen derartiger Weißtorfeinsatzproben sowie der bei einem Sattdampfdruck
von 35 bar in der Zentrifuge hergestellten Trockenprobe sind in Tabelle 6 zusammengestellt.

1. Verfahren zum Entwässern von Torf,-dadurch gekennzeichnet, daß der Torf in eine
oder mehrere hintereinandergeschaltete druckfest abschließbare Zentrifugen (5) eingebracht
und während des Zentrifugierens unter Sattdampf mit einem Druck von 2 bis 35 bar,
vorzugsweise 5 bis 20 bar, gesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Behandlungszeit in der
Zentrifuge (5) bzw. in den Zentrifugen (5) der Torfqualität bzw. dem gewünschten Restwassergehalt
angepaßt wird.
3. Verfahren nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Wärme des aus
der Zentrifuge ausgebrachten Kondensates bzw. des aus dem Torf abgeschiedenen Wassers
für die Vorwärmung des Torfes vor dem Einbringen in die Zentrifuge (5) genützt wird.
4. Verfahren nach Ansprüchen 1, 2 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß der vorgewärmte
Torf vor der Aufgabe in die Zentrifuge (5) weitgehend mechanisch vorentwässert wird.
5. Verfahren nach Ansprüchen 1, 2, 3 und 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Wärme
des aus der Zentrifuge (5) ausgebrachten Kondensates bzw. des aus dem Torf abgeschiedenen
Wassers vor ihrer Verwertung für die Vorwärmung des Torfes für die Erwärmung von Luft
für eine Nachtrocknung des aus der Zentrifuge (5) ausgebrachten Torfes verwendet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die hintereinandergeschalteten
Zentrifugen (5) mit unterschiedlichen Sattdampfdrücken beaufschlagt werden.
7. Verwendung von unter Sattdampf mit einem Druck von 2 - 35 bar stehenden Zentrifugen
für die Entwässerung von Torf.