[0001] Stähle, die wie Wälzlagerstähle einer hohen Flächenpressung ausgesetzt sind, müssen
eine hohe Härte haben und beständig sein gegen Verschleiß. In Tafel 1 ist die Analyse
des handelsüblichen Wälzlagerstahls 100 Cr 6 wiedergegeben. Neben den klassischen
durchhärtenden Wälzlagerstählen, die in der Regel 0, 9 bis 1, 05 % C besitzen, werden
auch Einsatz-, Vergütungs-, nichtrostende und warmharte Stähle in der Wälzlagerindustrie
verwendet. Hier geht es um die Entwicklung von neuen durchhärtenden Stählen, die eine
andere chemische Zusammensetzung aufweisen als die in DIN 17 230.
[0002] Die herkömmlichen durchhärtenden Stähle haben einen hohen Kohlenstoffgehalt von 0,9
bis 1,05 %. Der Chromgehalt der meisten durchhärtenden Wälzlagerstähle liegt zwischen
1,35 und 2,1 %. Lediglich der Stahl 100 Cr 2 weist einen Chromgehalt von 0,4 bis 0,6
% auf. Der Siliziumgehalt dieser Stähle beläuft sich auf Werte zwischen 0,15 bis 0,60
%, der Mangangehalt je nach Stahlzusammensetzung zwischen 0,25 und 1,1 %. Ein weiterer
legierungsarmer Wälzlagerstahl ist der Stahl 85 Cr 2, der folgende Analyse hat: 0,84
- 0,95% C, 0,2 - 0,35% Si, 0,5 - 0,8% Mn, 0,25 - 0,40 % Cr und 0,05 - 0,10 % Mo.
[0003] In der Auslegeschrift DE 1961651 wird ein Wälzlagerstahl mit hoher Zähigkeit beansprucht,
der nachstehende Analyse aufweist: 0,6 - 0,9% C, 1,5 - 2,5 % Mn, 1,5 - 2,5% Si, 0,7
- 1,2 % Cr, 0 - 0,8 % Mo, 0 - 1 % W, 0 - 0,8% V, 0 - 0,5 % Nb und 0, - 0,5 % Ti.
[0004] Die Erfindung betrifft die Entwicklung von Wälzlagerstählen, die bei niedrigem Chrom-
und Kohlenstoffgehalt ähnliche Eigenschaften aufweisen wie der klassische Wälzlagerstahl
100 Cr 6. Es hat sich überraschenderweise gezeigt, daß durch die Veränderung des Silizium-
und Mangangehaltes und durch die Zugabe von Vanadin gleiche Eigenschaften zu erzielen
sind wie bei dem Stahl 100 Cr 6.
[0005] Der Stahl 100 Cr 6 hat den Nachteil, daß infolge des vergleichsweise höheren Kohlenstoff-
und Chromgehaltes Kohlenstoffseigerungen auftreten können, die die Eigenschaften negativ
beeinflussen. Ferner können verstärkt Ausscheidungen von Carbiden auf den Korngrenzen
(Carbidnetz) vorliegen. Zudem sind auch geschlossene oder aufgelockerte Carbidzeilen
im Gefüge möglich. Diese Nachteile können verringert werden durch eine Reduzierung
der Kohlenstoff-und Chromgehalte. Neben diesen Gesichtspunkten sollten die neuen Stähle
nach vergleichsweise kürzerer Glühdauer - zur Einstellung eines Gefüges mit eingeformten
Carbiden (GKZ-Glühung) - ähnliche Bearbeitungseigenschaften aufweisen wie der Stahl
100 Cr 6. Eine weitere wichtige Eigenschaft für Wälzlagerstähle ist die Lebensdauer
im Überrollversuch bei hohen Flächenpressungen.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe wurden Stähle mit folgender Analyse entwickelt:
0, 7 bis 0, 85 % Kohlenstoff
0, 55 bis 1,0 % Silizium
0, 55 bis 0,9 % Mangan
0, 2 bis 0, 55 % Chrom
0, 04 bis 0,15 % Vanadium
Rest Eisen einschließlich der üblichen Begleitelemente.
Bevorzugte Stähle sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0007] Diese Stahlzusammensetzung unterscheidet sich deutlich von den durchhärtenden Stählen
in DIN 17230. Die Analyse des in der Deutschen Auslegeschrift 1961651 angegebenen
Stahles weicht in seinen Silizium-, Mangan- und Chromgehälten von der des erfindungsgemäßen
Stahles ab. Der Stahl 85 Cr 2 besitzt einen niedrigeren Siliziumgehalt und enthält
zusätzlich Molybdän. Er ist nicht mit Vanadin legiert.
[0008] Die Abstimmung der Silizium-, Mangan- und Vanadingehalte des Stahles soll eine schnellere
Einformung der Carbide bewirken.
[0009] Anhand von nachstehenden Beispielen wird gezeigt, daß der erfindungsgemäße Stahl
ähnliche Eigenschaften aufweist wie der Stahl 100 Cr 6:
1. Härtbarkeit, ermittelt im Stirnabschreckversuch nach DIN 50191 (Austenitisierung:
850°C)

2. Härte nach dem Härten und Entspannen (840°C/Öl + 200 °C/Luft) (Abmessung: 50 mmØ)

3. Gefügeäusbildung nach der GKZ+)-Glühung zeigt Fig. 1 für den erfindungsgemäßen Stahl (Glühdauer: 13 h) und Fig.
2 für den bekannten Stahl 100 Cr 6 (Glühdauer: 19 h).
+) GKZ-Glühen auf kugeligem Zementit
Für den erfindungsgemäßen Stahl wird nach kürzerer Glühdauer ein ähnliches Glühgefüge
erzielt wie für den Stahl 100 Cr 6.
Nachfolgende Zerspanungsversuche sind in diesem Glühgefügezustand durchgeführt worden.
4. Ergebnisse des Einstechverschleißversuches In Fig. 3 wird gezeigt, daß die Verschleißkennwerte
für den erfindungsgemäßen Stahl und den Stahl 100 Cr 6 etwa gleich liegen.
5. Ergebnisse der Temperaturstandzeit-Versuche Hier sind ebenfalls keine Unterschiede
zwischen den Ergebnissen für den Stahl 100 Cr 6 und den erfindungsgemäßen Stahl festzustellen,
wie Fig. 4 zeigt.
[0010] Nach kürzerer Glühdauer des erfindungsgemäßen Stahles können also ähnliche Zerspanungseigenschaften
erzielt werden wir für den Stahl 100 Cr 6.