[0001] Bei der Erfindung wird ausgegangen von einem Stromrichtertransformator nach dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1.
[0002] Mit diesem Oberbegriff nimmt die Erfindung auf einen Stand der Technik von Stromrichtertränsformatoren
Bezug, wie er in dem Buch: H. Happoldt, D. Oeding, Elektrische Kraftwerke und Netze,
5. Auflage, Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York, 1980, S. 612 - 614, dargestellt
und beschrieben ist. Dort sind in den Bildern 19.4 bzw. 19.5 3- bzw. 4Wicklungstransformatoren
einer Hochspannungs-Gleichström-Uebertragungsanlage, nachfolgend HGU genannt, dargestellt,
bei denen eine bzw. zwei Sekundärwicklungen des Transformators mit Wechselstromeingängen
von Stromrichtern verbunden sind. Eine Tertiär- oder Ausgleichswicklung ist mit Filter-Saugkreisen
für Oberschwingungsströne bzw. mit Generatoren verbunden, welche die benötigte Blindleistung
für die Stromrichter liefern. Auf den S. 172-175 dieses Buches ist ein Beispiel eines
3Wicklungstransformators zur Einspeisung elektrischer Energie aus einem 110-kV-Netz
in 10-kV- bzw. 30-kV-Netze mit ruhigen und unruhigen Verbrauchern beschrieben, bei
dem die Primärwicklung zwischen zwei Sekundärwicklungen angeordnet ist. Dort sind
Gleichungen zur Ermittlung der Kurzschlussimpedanzen aus Spannung, Durchgangsleistung
und Nennkurzschlussspannung angegeben. Bei einem gerechneten Beispiel ist die Reaktanz
der Primärwicklung negativ, während Reaktanzen der beiden Sekundärwicklungen etwa
gleich den Kurzschlussreaktanzen zwischen ihnen und der mittleren Wicklung sind.
[0003] Die Stromrichter einer HGU erzeugen Oberschwingungsströme. Fliessen diese frei in
das Drehstromnetz ab, entstehen dort Spannungsverzerrungen. Um dies zu verhindern,
werden parallel zu den Stromrichtertransformatoren Filterkreise (Saugkreise) an die
Drehstromsammelschiene geschaltet. Diese Filterkreise sind so dimensioniert, dass
sie für bestimmte, dominant auftretende Oberschwingungen eine sehr geringe Impedanz
aufweisen und dadurch für die Oberschwingungsströme einen Kurzschlussweg bilden.
[0004] Die Auswirkung ist, dass die Oberschwingungsströme vorwiegend in die Filterkreise
fliessen und somit die Oberschwingungsbelastung des Netzes klein gehalten wird.
[0005] Wenn HGU kleiner Leistung an Drehstromsammelschienen mit hoher Spannung angeschlossen
werden und die Filterkreise gleichfalls an diese hohe Spannung angeschlossen werden
müssen, ergeben sich für die Filterkreise sehr hohe spezifische Kosten. Um diese zu
reduzieren, werden die Filterkreise an eine zusätzliche Wicklung der Stromrichtertransformatoren
angeschlossen, welche für eine niedrige Spannung dimensioniert sind. Störend ist dabei
die Restimpedanz der Ausgleichswicklung, welche die Filterkreise verstimmt und damit
deren Wirkung reduziert.
[0006] Die Erfindung, wie sie in den Patentansprüchen gekennzeichnet ist, löst die Aufgabe,
mit einfachen Massnahmen eine bessere Filterung störender Oberschwingungsströme, die
durch Verbraucher, insbesondere durch Stromrichter, erzeugt werden, zu erreichen.
[0007] Ein Vorteil der Erfindung besteht darin, dass Oberschwingungsspannungen in den Wechselstromnetzen
verringert und somit unzulässige Verzerrungen der Netzspannung und Telefonstörungen
vermieden werden. Durch geeignete Wicklungsanordnung kann die filterseitige Ersatzstreureaktanz
gegenüber einem imaginären Mittelpunkt der Ersatzreaktanzen negativ oder möglichst
nahe zu Null gebracht werden. Ist eine Ersatzstreureaktanz = 0, so werden die angeschlossenen
Filterkreise nicht verstimmt. Ist die Ersatzstreureaktanz
[0008] 0, so kann gemäss einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung eine Zusatzdrossel
zwischen die Ausgleichswicklung und den Filterkreis geschaltet werden, so dass dieser
nicht verstimmt wird. Die Drossel der Filtersaugkreise des an den Stromrichtertransformator
angeschlossenen Filterkreises kann vorteilhafterweise so bemessen sein, dass die Zusatzdrossel
entfällt. Besonders vorteilhaft ist die Verwendung eines 4wicklungstransformators
für 12pulsigen Stromrichterbetrieb, bei dem der Filterkreis im wesentlichen nur für
die Ausfilterung der 11. und 13. Oberschwingung ausgelegt sein muss.
[0009] Die Erfindung wird nachstehend anhand von zwei Ausführungsbeispielen erläutert. Es
zeigen:
Fig. 1 ein Prinzip-Schaltbild einer HGU mit Gleichrichter-und Wechselrichterstation
mit erfindungsgemässen Stromrichtertransformatoren,
Fig. 2 die Wicklungsanordnung eines 4Wicklungstransformators,
Fig. 3 ein Reaktanz-Ersatzschaltbild für einen 4Wicklungstransformator gemäss Fig.
2,
Fig. 4 die Wicklungsanordnung eines 3Wicklungstransformators und
Fig. 5 ein Reaktanz-Ersatzschaltbild für einen 3Wicklungstransformator gemäss Fig.
4 .
[0010] In Fig. 1 ist mit A ein 400-kV-Drehstromnetz und mit B ein 220-kV-Drehstromnetz bezeichnet,
das über eine HGU mit dem Drehstromnetz A verbunden ist. Stromrichtertransformatoren
T
A bzw. T
B transformieren die in den Drehstromnetzen A bzw. B vorhandenen Spannungen in Stromrichtern
S
1, S
2 bzw. S
3, S
4 auf einen für die Gleichstromkupplung geeigneten Wert von 50 kV. Die Stromrichter
S
1 und S
2 auf der Sendeseite arbeiten als Gleichrichter; sie entnehmen dem Drehstromnetz A
Wirkleistung und geben diese an die Gleichstromseite ab. Die Stromrichter S
3 und S
4 auf der Empfangsseite arbeiten als Wechselrichter; sie übernehmen die von der Gleichstromleitung
übertragene Gleichstromleistung und geben diese als Wirkleistung an das Drehstromnetz
B ab. Im Gleichstromkreis ist mindestens eine Glättungsdrossel L vorgesehen. Die Stromrichtertransformatoren
T
A und T
B haben je eine Primär- oder Hochspannungswicklung 1, zwei Sekundär- oder Ventilwicklungen
2, 3 und eine Tertiär-oder Ausgleichswicklung 4. Die Primärwicklungen 1 der Stromrichtertransformatoren
T
A und T
B sind an das jeweilige Drehstromnetz A oder B angeschlossen, die Sekundärwicklungen
2 bzw. 3 an die Wechselstromeingänge der Stromrichter S
1 bzw. S
2 und S
3 bzw. S
4. Die Ausgleichswicklungen 4 der parallelgeschalteten Stromrichtertransformatoren
auf der Sendeseite sind über mindestens eine Zusatzdrossel 7 mit einem Filterkreis
6 mit Filtersaugkreisen für Oberschwingungsströme der Ordnungszahl V = 11 und V =
13 und V≥ 23 verbunden. In der Empfängerstation sind die beiden Ausgleichswicklungen
4 ebenfalls mit einem Filterkreis 6' verbunden. Hier sind keine Zusatzdrosseln zum
Anschluss des Filterkreises 6' vorhanden, da sie entweder auf Grund des Aufbaus des.Stromrichtertransformators
T
B nicht erforderlich oder bei der Dimensionierung der Saugkreisdrosseln berücksichtigt
sind.
[0011] Je Stromrichterstation können auch zwei oder mehr Stromrichtertransformatoren mit
Ventil- und Filterkreisen parallelgeschaltet sein. Die Ausgleichswicklungen 4 der
Stromrichtertransformatoren können dann miteinander verbunden sein. Auf Grund des
symmetrischen Aufbaus können Sende- und Empfangsseite miteinander vertauscht sein.
[0012] Die Wicklungsanordnung der Zylinderwicklungen der Stromrichtertransformatoren T
A, T
B gemäss Fig. 1 ist für eine Wechselstromphase aus Fig. 2 ersichtlich. Um je einen
Schenkel eines Transformatorkerns 5 ist eine Primärwicklung 1 bzw. l' als Aussenwicklung,
eine Sekundärwicklung 2 bzw. 3 als Innenwicklung und eine Ausgleichswicklung 4 bzw.
4" zwischen Aussen- und Innenwicklung angeordnet. Die beiden Primärwicklungen 1 bzw.
l' sind parallelgeschaltet, die beiden Ausgleichswicklungen 4 und 4" sind hintereinandergeschaltet
und die beiden Sekundärwicklungen 2 und 3 getrennt ausgeführt. Durch die Anordnung
auf zwei Schenkeln wird die unerwünschte magnetische Kopplung der Sekundärwicklungen
2 und 3 möglichst gering gehalten.
[0013] Ein zugehöriges Ersatz-Reaktanzschaltbild für eine Wechselstromphase ist in Fig.
3 dargestellt, in der X
1··· X
4 Ersatzreaktanzen bezeichnen, welche den Wicklungen 1 ... 4 des Stromrichtertransformators
T
A oder T
B zugeordnet sind, und Xp, X fiktive Filterkopplungsreaktanzen sind. Die Dimensionierung
der Wicklungen des Stromrichtertransformators und deren Abstände zueinander sind so
zu wählen, dass die filterseitige Ersatzreaktanz X
4 0 wird. Bezüglich der relativ umfangreichen Gleichungen zur Berechnung von X
4 wird verwiesen auf das Buch: Transformer Engineering (a publication of the General
Electric Company's engineers of the transformer engineering department), herausgegeben
von L.F. Blume, Wiley, New York (1938) S. 122 und 123.
[0014] Für einen 3Wicklungstransformator ist eine Wicklungsanordnung der Zylinderwicklungen
für eine Wechselstromphase aus Fig. 4 ersichtlich. Um einen abschnittweise dargestellten
Transformatorkern 5' sind von innen nach aussen eine Ausgleichswicklung 4', eine Sekundärwicklung
2, eine weitere Ausgleichswicklung 4 und eine Primärwicklung 1 angeordnet. Die beiden
Ausgleichswicklungen 4 und 4' sind in Reihe geschaltet.
[0015] In dem zugehörigen Ersatz-Reaktanzschaltbild der Fig. 5 bezeichnet 8 einen Verbraucher,
der über den Stromrichter S
1 an die Sekundärwicklung 2 angeschlossen ist. An die Ausgleichswicklung 4 ist über
die Zusatzdrossel 7 der Filterkreis 6 angeschlossen. X
12, X
24 und X
14 bezeichnen Streureaktanzen, die in bekannter Weise aus Messungen am Transformator
zwischen den Wicklungen 1, 2 und 4 ermittelt werden können und üblicherweise auf dem
Typenschild des Transformators angegeben sind. Im übrigen sind in allen Figuren gleiche
Teile mit denselben Bezugszeichen versehen.
[0016] Der 3Wicklungstransformator ist wieder so zu diemensionieren, dass die Ersatzreaktanz
X
4 den Wert 0 oder einen kleinen negativen Wert annimmt. Im letzteren Fall wird dann
in Serie zur Ausgleichswicklung 4 und gegebenenfalls 4' eine Luftdrossel mit einer
(positiven) Reaktanz geschaltet, welche gleich gross ist wie die negative Ersatzreaktanz
X
4- Damit wird vom Filteranschlusspunkt aus gesehen die Reaktanz zu einem imaginären
Mittelpunkt der Streureaktanzen zu Null gebracht und die Filterwirkung bleibt voll
erhalten. X
4 kann berechnet werden nach:

[0017] Werden bei einer HGU gemäss Fig. 1 anstelle der 4Wicklungstransformatoren T
A und T
B 3Wicklungstransformatoren verwendet, so entfallen die Sekundärwicklungen 3 mit angeschlossenen
Stromrichtern S
2 und S
4. Bei Verwendung eines 3Wicklungstransformators kann die innere Ausgleichswicklung
4' entfallen und die geforderte Bedingung für die Ersatzreaktanz X
4 allein mit der Ausgleichswicklung 4 durch geeignete Einstellung der Abstände der
Wicklungen erreicht werden. Vorzugsweise werden jedoch zwei Ausgleichswicklungen 4
und 4'-mit gleicher Windungszahl verwendet.
[0018] Es versteht sich, dass die Erfindung nicht auf 3- oder 4Wicklungstransformatoren
beschränkt ist. Bei 4Wicklungstransformatoren können die beiden Wicklungsanordnungen
statt auf zwei Schenkeln auch auf einem Schenkel untereinander angeordnet sein.
1. Stromrichtertransformator für mindestens eine Phase eines Wechselstromes, insbesondere
zur Hochspannungs-Gleichstrom-Uebertragung, mit einem Transformatorkern (5, 5'), um
den
a) mindestens eine Primärwicklung (1, 1'),
b) mindestens eine Sekundärwicklung (2, 3) und
c) mindestens eine Ausgleichswicklung (4, 4', 4") für den Anschluss mindestens eines
Filterkreises (6, 6') gewickelt ist, dadurch gekennzeichnet,
d) dass mindestens ein Teil der Ausgleichswicklung (4, 4") zwischen einer Primärwicklung
(1) und einer Sekundärwicklung (2, 3) angeordnet ist und
e) dass die Abstände der Ausgleichswicklung von der Primärwicklung und Sekundärwicklung
so gewählt sind, dass die Ersatzreaktanz (X4) dieser Ausgleichswicklung ≤ 0 ist.
2. Stromrichtertransformator nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
a) dass ein Teil der Ausgleichswicklungen (4') zwischen dem Transformatorkern (5')
und der Sekundärwicklung (2) angeordnet ist und
b) dass die Teilwicklungen der Ausgleichswicklung (4, 4') in Reihe geschaltet sind.
3. Stromrichtertransformator nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
a) dass auf dem Transformatorkern (5) mindestens zwei Wicklungsanordnungen angebracht
sind,
b) dass jede Wicklungsanordnung eine Primärwicklung (1, 11) als Aussenwicklung aufweist,
c) dass die Primärwicklungen zueinander parallelgeschaltet sind,
d) dass jede Wicklungsanordnung eine getrennte Sekundärwicklung (2, 3) aufweist und
e) dass die Ausgleichwicklungen (4, 4") zwischen jeder Primär- und Sekundärwicklung
in Reihe geschaltet sind.
4. Stromrichtertransformator nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
a) dass die Ausgleichswicklung (4, 4', 4") mit einer Zusatzdrossel (7) in Wirkverbindung
steht und
b) dass die Reaktanz dieser Zusatzdrossel betragsmässig gleich dem Betrag der Ersatzstreureaktanz
(X4) der Ausgleichswicklung ist.
5. Stromrichtertransformator nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Zusatzdrossel
(7) mit mindestens einer Drossel des Filterkreises (6') vereinigt ist.