[0001] Die Erfindung betrifft eine Hohlladung mit gerichteter Sprengwirkung, bestehend aus
einem einen Sprengstoff aufnehmenden Ladungsgehäuseelement, einem an dem einen Ende
der Hohlladung angebrachten Zünder (Detonator) und einem am gegenüberliegenden Ende
der Hohlladung angeordneten Metallkonus, wobei das Gehäuse und der Metallkonus der
Hohlladung auf einer gemeinsamen Symmetrieachse genau zentriert sind, auf welcher
der Zünder angeordnet ist.
[0002] Bekannte Hohlladungen dieser Art machen lediglich von der Spitzenmasse, dem sogenannten
"Jet", Gebrauch, die gerade einen Teil des genannten Metallkonus umfaßt, während eine
nachfolgende oder nachlaufende Stoßmasse, die den Hauptteil des Metallkonus umfaßt
und deren Geschwindigkeit im allgemeinen kleiner als 1000 m/s ist, nicht ausgenutzt
wird.
[0003] Es ist bekannt, verstopfte Grubenschächte, Rollöcher od. dgl. mit Hilfe von Sprengstoffen
zu öffnen. Der Sprengstoff wird hierbei so nahe wie möglich zu der Stelle, an der
das Haufwerk hängengeblieben ist, herangebracht oder aber in das hängengebliebene
Haufwerk eingeführt. Das Heranbringen des Sprengstoffs an die Verstopfungsstelle ist
umständlich und gefährlich. Außerdem ist die Wirkung des Sprengstoffs nicht so, wie
dies gewünscht wird.
[0004] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, eine Hohlladung der oben genannten Art in der
Weise auszubilden, daß ihre innewohnende, hochmassige Stoßmasse aus einer angemessenen
Distanz bei hoher Geschwindigkeit gegen ein Ziel zur Wirkung gebracht werden kann,
das z.B. aus einem hängengebliebenen, durch Brückenbildung oder in sonstiger Weise
blockierten Grubenschacht od.dgl., aus einer Eisablagerung, einer aufzusprengenden
Wand usw. besteht.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß, aus der Blickrichtung von
dem zu sprengenden Ziel her gesehen, die Form des aus reinem Metall, vorzugsweise
Kupfer, bestehenden Hohlladungskonus derart parabolisch oder hyperbolisch ausgebildet
ist, daß der Konuswinkel entsprechend der Konkavität der Konuswand, die über den konischen
Bereich eine gleichmäßig große Dicke hat, gröBer als 120° und kleiner als 180°ist,
derart, daß bei Detonation der Hohlladung aufgrund der Ausbildung des Metallkonus
seine Massenelemente eine im wesentlichen geschlossene, einheitliche Stoßmasse und
nur geringe Metallspritzer erzeugen.
[0006] Während die bisher verfügbaren Hohlladungen nur die Spitzenmasse bzw. den "Jet" ausnutzen,
nicht aber die nachlaufende Stoßmasse, deren Geschwindigkeit im allgemeinen kleiner
als 1000 m/s ist, sieht die Erfindung eine Hohlladung bzw. eine Grubenladung od.dgl.
vor, bei der der "Jet" und die Stoßmasse, also die gesamte Masse, sich mit einer im
wesentlichen gleichen Relativgeschwindigkeit zueinander, die etwa 2300 bis 3000 m/s
beträgt, bewegt, während die Detonationsgeschwindigkeit des Sprengstoffs bei 7000
bis 8000 m/s liegt. Die tatsächliche Wirkung einer Hohlladung ist hauptsächlich als
kinetische Stoßmassenenergie gebunden und die Ladung ist daher eine Ladung mit Distanzwirkung.
Der Metallkonus der Hohlladung gemäß der Erfindung ist insbesondere derart ausgebildet,
daß die Massenelemente eine im wesentlichen einheitliche, einzige Stoßmasse und nur
kleine Metallspritzer erzeugen. Die Hohlladung arbeitet nach dem Prinzip der sphärischen
Zone.
[0007] Die Erfindung wird nachfolgend im Zusammenhang mit dem in der Zeichnung dargestellten
Ausführungsbeispiel näher erläutert. In der Zeichnung zeigen:
Figo 1 eine erfindungsgemäße Hohlladung in Blickrichtung auf ihren Kupferkonus;
Fig. 2 einen Schnitt nach Linie II - II der Fig.1;
Fig. 3 die Parameter der hyperbolischen Form des Metallkonus zur mathematischen Berechnung.
[0008] Gemäß den Figuren 1 und 2 weist die Hohlladung 1 ein Ladungsgehäuseelement 2 mit
dem darin befindlichen Sprengstoff 3, eine Sprengkapsel bzw. einen Zünder (Detonator)
4 an dem einen Ende der Hohlladung 1 und einen Metallkonus 5 auf, der an dem gegenüberliegenden
Ende der Hohlladung 1 angeordnet ist, Das Gehäuse 2 und der Metallkonus 5 der Hohlladung
1 sind auf einer gemeinsamen Symmetrieachse 6 genau zentriert; der Zünder 4 ist auf
dieser Symmetrieachse 6 angeordnet.
[0009] Die Form des aus reinem Metall, vorzugsweise Kupfer, bestehenden Konus 5 der Hohlladung
1, von der Richtung des zu sprengenden Zieles aus gesehen, ist derart parabolisch
oder hyperbolisch, daß die Größe des Konuswinkels 2 α , gemessen über die konkave
Innenseite der Konuswand 7, die über den Konusbereich eine gleichmäßig große Dicke
aufweist, größer als 120
0, aber kleiner als 180° ist. Wie erwähnt, weist der Metallkonus 5 eine Wand 7 mit
über den gesamten Konusbereich gleichmäßiger Wandstärke auf. Der Konuswinkel 2 α ,
der die Konkavität der Wand 7 bestimmt, muß größer als 120° sein, da praktische Versuche
ergeben haben, daß bei kleineren Winkeln dieser Konus keine einzige Stoßmasse, sondern
vielmehr eine Ausdehnung in Form einer Vielzahl getrennter Massen bewirkt. Um dem
Konus die Form eines Paraboloids oder eines Hyperboloids in der gewünschten Richtung
zu geben, ist der Winkel 2 a kleiner als 180
0. Aufgrund der parabolischen oder hyperbolischen Form des Metallkonus erzeugen seine
Massenelemente bei der Sprengung der Hohlladung 1 im wesentlichen eine einzige, geschlossene
Stoßmasse und nur leichte Metallspritzer.
[0010] Die physikalisch-mathematische Grundlage dieses Phänomens wird für den Fall eines
hyperbolischen Konus im Zusammenhang mit Fig. 3 erläutert. Hierbei sind:
S: der theoretische Zündpunkt
0: der Scheitel eines geraden Konus
K: der Scheitel bzw. die Spitze eines hyperbolischen Konus
α: der halbe Scheitelwinkel
a und b: die Halbachsen der Hyperbel (tand α =

)
ß y: die Konuslänge
A und B: Massenzentrum des hyperbolischen Konus
x: der Abstand des Massenzentrums von der Symmetrieachse
u die theoretische Richtung der Detonationswelle
σ = SAO: Einfallswinkel der Detonationswelle in bezug auf den Konus.
[0011] Abgeleitet aus dieser Figur nach dem Prinzip der sphärischen Zone ergibt sich:

Hieraus folgt:

[0012] Der Wert mit dem + Kennzeichen kann als ein Hyperboloid interpretiert werden, wobei:

[0013] Hierbei ist die Größe der Hyperbel a (
a ) so gewählt, daß der Winkel σ < 15° (≈10°) im Zentralbereich des Konus ist und sich
in Näherung an den Konusrand gegen 0 vermindert. Der Winkel der Deformation ϕ u ist
demgemäß 25°...30°. In der Gleichung (2) kann der mit dem + Vorzeichen versehene Wert
auch als eine Parabel interpretiert werden, wobei:

[0014] Die Auswahl der Parameter k und c erfolgt in der oben beschriebenen Weise. Nach dem
Prinzip der sphärischen Zone ist die Abflug- bzw. Ausgangsgeschwindigkeit der Massenpartikel
im Punkt B:

u = Detonationsgeschwindigkeit
[0015] Beispiel
1: u = 7800 m/s (RDX/TNT)
f =
250 δ = 15°
[0016] 
[0017] Beispiel
2: u = 7800 m/s ϕ = 30° δ =
5°

[0018] 
Das theoretische Maximum des Ausdrucks 2, welches vom Sprengstoffverhältnis und den
Konusparametern abhängt, ist 15°, was bedeutet, daß das Maximum in der Praxis <15°
ist. Das praktisch erzielbare Maximum ist ν
o ≈4000 m/s, wenn σ u → O.
[0019] Die Form des Gehäuses 2 an dem dem Metallkonus 5 zugewandten Ende der Hohlladung
1 ist zylindrisch und läuft von hier in der Form eines Kegelstumpfes zu der Sprengkapsel
4 hin. Es versteht sich, daß die Form der Hohlladung 1 gemäß der Erfindung innerhalb
gewisser Grenzen variieren kann, jedoch in der Weise, daß das Verhältnis der Menge
an Sprengstoff zu der Masse des Metallkonus 5 angenähert konstant ist, so daß das
Verhältnis der Sprengstoffmasse zu derjenigen des Metallkonus etwa 2 : 1 beträgt.
Im Hinblick auf der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe ist es auch zweckmäßig, daß
das Verhältnis der Dicke des Sprengstoffs 3 zu der Dicke s des Metallkonus auf einer
beliebigen Senkrechten dieses Konus etwa bei 12 : 1 liegt.
[0020] Wenn der Ladungsteil explodiert bzw, detoniert, wird der Metallkonus 5 der Hitze
und der Druckenergie ausgesetzt, wodurch er in einen plastischen Zustand gelangt,
bei dem jedes Masseelement des Metallkonus eine bestimmte Ausgangsgeschwindigkeit
und Richtung hat. Bei der erfindungsgemäßen Formgebung des Metallkonus 5 und bei Dimensionierung
der Hohlladung nach dem Prinzip der sphärischen Zone ist das Sprengstoffverhältnis
im Rand der Ladung bedeutsam; die Abfluggeschwindigkeiten und Richtungen der Massenelemente
des Metallkonus vollziehen sich in einer solchen Weise, daß die Konusmasse für die
Erzeugung einer großen Stoßmasse nahezu 100 % ausgenutzt wird. Die Wirkung dieser
einheitlichen Stoßmasse beruht auf der Tatsache, daß die kinetische Energie dieser
Stoßmasse sich an ihrem Wirkungspunkt in Stoßenergie verwandelt. Die Wirkung ist wesentlich
verschieden von derjenigen, die mit einer Hohlladung erreicht wird, die nach dem "Jet"-Prinzip
arbeitet und die bei ihrer Explosion aus dem Metallkonus einen Strahl mit hoher Geschwindigkeit
und kleiner Masse erzeugt, dessen Wirkung weitgehend derjenigen eines Hochleistungs-Schneidbrenners
(z.B. eines Plasmabrenners) ähnelt. Der Hauptteil der Metallkonusmasse verbleibt hier
in der Form eines Massenklumpens, dessen Geschwindigkeit so niedrig wie möglich gehalten
wird (200 bis 300 m/s), da dies ursächlich für die Erzielung des "Jet" mit hoher Geschwindigkeit
ist.
[0021] Die Stoßenergie einer Hohlladung gemäß der Erfindung liegt bei etwa 5,3 bis 36 MJ,
wenn der Abstand der Hohlladung von dem zu sprengenden Ziel 15 m, das Gewicht der
entstehenden Stoßmasse etwa 2 bis 8 kg und ihre Geschwindigkeit 2300 bis 3000 m/s
beträgto
[0022] Wie Fig. 2 zeigt, sind die Randteile 8 des Metallkonus 5 genutet, wobei eine Ringplatte
9 in der Nut eingestaucht ist. Mit Hilfe dieser Ringplatte 9 ist der Metallkonus 5
am Gehäuse 2 der Hohlladung 1 gelagert. Die Hohlladung wird auf ein zu sprengendes
Zielobjekt ausgerichtet, z.B. durch Zielen durch ein dünnes Rohr hindurch, welches
an einem Ziel- oder Visiergriff befestigt ist.
1. Hohlladung mit gerichteter Sprengwirkung, bestehend aus einem einen Sprengstoff
aufnehmenden Ladungsgehäuseelement, einer an dem einen Ende der Hohlladung angebrachten
Sprengkapsel und einem am gegenüberliegenden Ende der Hohlladung angeordneten Metallkonus,
wobei das Gehäuse und der Metallkonus der Hohlladung auf einer gemeinsamen Symmetrieachse
genau zentriert sind, auf welcher die Sprengkapsel angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet,
daß, aus der Blickrichtung von dem zu sprengenden Ziel her gesehen, die Form des aus
reinem Metall, vorzugsweise Kupfer, bestehendem Konus (5) derart parabolisch oder
hyperbolisch ausgebildet ist, daß der Konuswinkel (2 a ) entsprechend der Konkavität
der Konuswand (7), die über den konischen Bereich eine gleichmäßig große Dicke hat,
größer als 120° und kleiner als 1800ist, derart, daß bei Explosion der Hohlladung (1) aufgrund der Ausbildung des Metallkonus
(5) seine Massenelemente eine im wesentlichen geschlossene Stoßmasse und nur geringe
Metallspritzer erzeugen.
2. Hohlladung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Verhältnis der Dicke
des Sprengstoffs (3) zu der Dicke (s) des Metallkonus (5) auf einer beliebigen Senkrechten
(1) auf dem Konus angenähert 12 : 1 beträgt.
3. Hohlladung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schnittlinie
einer durch den Metallkonus (5) hindurchgehenden Ebene und der Symmetrieachse des
Metallkonus eine Hyperbel entsprechend der Gleichung

wobei bedeuten:
a und b: die Halbachsen der Hyperbel, auf welcher b auf der Symmetrieachse liegt;
Δ y: die Konuslänge in Richtung der Halbachse b,
und wobei a so bestimmt ist, daß der Einfallswinkel ( σ ) in bezug auf den Metallkonus
<15°(≈10°) in dem Zentralbereich des Konus ist und sich in Richtung auf den Rand dieses
Konus gegen 0 vermindert.