[0001] Die Erfindung betrifft ein Bohrfahrzeug gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Bekannte Bohrfahrzeuge dieser Art (Prospekt "Salzgitter Hydraulikbohrwagen im Baukastensystem
für schlagendes und drehendes Bohren" W 399.283.1000 H der Anmelderin) sind als Sprenglochbohrwagen
ausgebildet.
[0003] Aus dem Prospekt "Salzgitter Bohrwagen" W 287.282.500 H der Anmelderin sind Großlochbohrwagen
zur vollmechanischen Herstellung von EinbruchsgroBbohrlöchern an sich bekannt. Dort
ist eine Lafette für eine Großlochbohrvorrichtung an einem Rahmen des Bohrwagens um
+ 6° in Längsrichtung neigbar gelagert.
[0004] In der Zeitschrift "Glückauf", 119 (1983) Nr. 14, Seite 674 bis 683, befaßt sich
ein Beitrag "Neuere Erkenntnisse bei der Gestaltung der Sprengarbeit im Steinkohlenbergbau"
von Professor Dr.-Ing. Wild u. a. auf den Seiten 676 und 677 mit "Einbruchsverfahren
und Abschlaglängen". Die dort erwähnten Einbruchsgroßbohrlöcher und Sprenglöcher wurden
nacheinander mit unterschiedlichen speziellen Bohrwagen gebohrt. Dies erfordert einen
verhältnismäßig hohen Zeit- und Geräteaufwand.
[0005] Aus der EP-B1-0 026 942 ist ein Bohrarm für Bohrmaschinen zum Bohren von Spreng-
und Ankerbohrlöchern in Strecken oder Abbauräumen des Bergbaus bekannt, bei welchem
am Ende eines Auslegers über ein Kreuzgelenk die Führungsbetten von zwei nebeneinander
angeordneten Bohrmaschinen angelenkt sind. Dieser bekannte Bohrarm befindet sich auf
einem Fahrzeug und ermöglicht beim Auffahren von Strecken oder Abbauräumen eine Reduzierung
der Bohrzeit. Es ist die Aufgabe der Erfindung, ein Bohrfahrzeug zu schaffen, mit
dem für das Einbruchsverfahren sowohl die Einbruchsgroßbohrlöcher als auch die Sprenglöcher
gebohrt werden können. Gelöst wird diese Aufgabe durch die Merkmale des Kennzeichnungsteils
des Anspruchs 1. Es kommen je nach dem Einsatzfall z. B. raupen- oder reifenfahrbare
Fahrzeuge in Betracht. Es ist vorzugsweise eine an sich bekannte selbsttätige Parallelführung
der Lafette vorgesehen. Die Lafette ist vorne mit einem Verspanndorn zur Sicherung
der Arbeitsposition versehen. Bei dem Bohrdrehantrieb der Sprenglochbohrvorrichtung
kann es sich um einen Antrieb für drehendes oder schlagendes Bohren handeln. Die zusätzliche
Großl
ochbohrvorrichtung an der Lafette bringt zunächst den erheblichen betrieblichen Vorteil
mit sich, daß einerseits Großlöcher im Durchmesserbereich von z.B. 150 bis 250mm und
andererseits Sprenglöcher mit ein und demselben Bohrfahrzeug in die Ortsbrust eingebracht
werden können. Es entfällt somit die Verlustzeit für das Rangieren der bekannten beiden
Bohrfahrzeuge, von denen das eine die Großbohrlöcher und das andere die Sprenglöcher
bohrt. In vielen Fällen steht für dieses Rangieren außerdem in der Strecke nur unzureichender
Platz zur Verfügung, so daß die beiden Bohrfahrzeuge oft verhältnismäßig lange Wege
zu einer Ausweichstelle zurücklegen müssen. Vermieden sind außerdem die doppelten
Anschaffungskosten für zwei Bohrfahrzeuge. Ein weiterer Vorteil ist der, daß mit dem
neuen Bohrfahrzeug Großbohrlöcher und Sprenglöcher gleicher Länge hergestellt werden
können. Dadurch, daß die Längsachsen des Lafettenhalters der Großlochbohrvorrichtung
der Lafette und der Sprenglochbohrvorrichtung annähernd in einer Ebene angeordnet
sind, ergibt sich der weitere Vorteil, daß wenn die Sprenglochbohrvorrichtung in größerem
Abstand von dem Lafettenhalter liegt als die Großlochbohrvorrichtung, auch in den
äußersten Umfangsbereich des Ausbruchquerschnitts Sprenglöchereingebracht werden können.
Von Vorteil ist dabei, daß der Ausleger sich um eine waagerechte Schwenkachse um 360°
schwenken läßt.
[0006] Die Merkmale des Anspruchs 2 bringen den Vorteil mit sich, daß die Lafette mit einfachen,
ein geringes Gewicht aufweisenden Mitteln an dem Lafettenhalter geführt ist.
[0007] Die Erfindung wird nachfolgend anhand des in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Es zeigen:
Die Fig. 1A und 1B als Fig. 1 eine Seitenansicht eines Bohrfahrzeugs,
Die Fig. 2A und 2B als Fig. 2 die Draufsicht auf das Bohrfahrzeug gemäß Fig. 1,
Fig. 3 die Schnittansicht nach Linie 3-3 in Fig. 1 in vergrößerter Darstellung,
Fig. 4 ein Bohrbild für mit dem erfindungsgemäßen Bohrfahrzeug einbringbare Bohrungen
und
Fig. 5 die Schnittansicht nach Linie 5-5 in Fig. 4.
[0008] Fig. 1 zeigt ein Bohrfahrzeug 1 mit einem Raupenfahrwerk 2 und einem robusten Stahlrahmen
3 für schweren Einsatz unter Tage. An dem Stahlrahmen 3 sind ein Elektromotor 4, ein
Hydraulikpumpenaggegrat 5, Hydrauliktanks und ein Steuerstand 6 montiert. Der Stahlrahmen
3 trägt ferner einen Schwenkantrieb 7, dessen Abtriebswelle 8 eine waagerechte Längsachse
9 aufweist. An der Abtriebswelle 8 befindet sich eine Drehdurchführung 10 für Versorgungsleitungen.
[0009] An der Drehdurchführung 10 sind diametral gegenüberliegend Arme 11 und 12 befestigt.
Der Arm 11 trägt eine Achse 13 mit in Fig. 1 waagerechter Längsachse 14. An den Enden
der Achse 13 sind Träger 15 und 16 (Fig. 2) angelenkt, die zu einem Ausleger 17 miteinander
verbunden sind.
[0010] Zwischen den Trägern 15,16 ist an dem anderen Arm 12 an einer Anlenkachse 18 eine
Kolben-Zylinder-Einheit 19 für das Heben und Senken des Auslegers 17 angelenkt. Die
Kolben-Zylinder-Einheit 19 greift am anderen Ende an einer Anlenkachse 20 des Auslegers
17 an.
[0011] Koaxial mit der Anlenkachse 18 sind an dem Arm 12 Anlenkachsen 21 und 22 für Geberzylinder
23 und 24 befestigt. Die Geberzylinder 23,24 sind an dem anderen Ende jeweils mit
einer Anlenkachse 25 verbunden, die innen an den Trägern 15,16 befestigt sind. Statt
der beiden Geberzylinder 23,24 könnte auch nur einer von ihnen vorgesehen sein.
[0012] Ein oder zwei zugehörige Nehmerzylinder 26 sind mit den Geberzylindern 23,24 in an
sich bekannter Weise hydraulisch verbunden und bilden eine zwangsweise Parallelführung
für eine später noch zu beschreibende Lafette. Der oder die Nehmerzylinder 26 sind
einerseits an einer Anlenkachse 27 des Auslegers 17 und andererseits an einer Anlenkachse
28 eines Kippstückes 29 angelenkt, das durch den oder die Nehmerzylinder 26 um eine
in Fig. 1 waagerechte Achse 30 kippbar ist.
[0013] An dem Kippstück 29 ist um eine in Fig. 1 senkrechte Schwenkachse 31 ein Lafettenhalter
32 schwenkbar gelagert. Die Schwenkung geschieht durch eine Kolben-Zylinder-Einheit
33, die einerseits an dem Lafettenhalter 32 und andererseits an einem seitlichen Fortsatz
34 des Kippstückes 29 angelenkt ist.
[0014] In Richtung der Längsachse 35 des Lafettenhalters 32 erstreckt sich eine Kolben-Zylinder-Einheit
36 für die axiale Verschiebung einer Lafette 37 relativ zu dem Lafettenhalter 32.
Die Kolbenstange der Kolben-Zylinder-Einheit 36 greift an einer Anlenkachse 38 eines
Anschlußstücks 39 an, das an einer Führung 40 für ein Wendelbohrgestänge 41 einer
Einbruchsgroßlochbohrvorrichtung 42 befestigt ist. Die Führung 40 ist ihrerseits an
dem vorderen Ende der Lafette 37 befestigt. Die Lafette 37 trägt am vorderen Ende
in Fluchtung mit ihrer Längsachse 43 einen Verspanndorn 44.
[0015] In einer durch die Längsachse 43 der Lafette 37 verlaufenden waagerechten Ebene ist
auf jeder Seite der Lafette 37 eine Führungsschiene 45 an der Lafette 37 befestigt.
Jede Führungsschiene 45 ist in mindestens zwei in Längsrichtung im Abstand voneinander
befindlichen Führungsstücken 46 und 47 verschiebbar. Jedes Führungsstück 46,47 ist
an einem Schenkel 48 und 49 eines U-förmigen Lagerbocks 50 und 51 befestigt, der seinerseits
an dem Lafettenhalter 32 befestigt ist. Zwischen den Schenkeln 48,49 hindurch verläuft
die Längsachse 52 der EinbruchsgroBlochbohrvorrichtung 42.
[0016] In Fig. 1 ist an gegenüberliegenden unteren Flanschen 53 der Lafette 37 ein Bohrdrehantrieb
54 mit einem Einspeisekopf 55 der Einbruchsgroßlochbohrvorrichtung 42 längsverschiebbar
angeordnet. Der Einspeisekopf 55 führt dem mehrere, hier nicht gezeichnete Längskanäle
aufweisenden Wendenlbohrgestänge 41 das Antriebsfluid für einen vorne an das Wendelbohrgestänge
41 angeschlossenen Imlochbohrhammer 56 und ein Spülfluid zu. Normalerweise leitet
der Einspeisekopf auch das verbrauchte Antriebsfluid wieder aus dem Wendelbohrgestäge
41 ab. Der Imlochbohrhammer 56 trägt vorne eine Bohrkrone 57. Alle Versorgungsleitungen
für die Einbruchsgroßlochbohrvorrichtung 42 laufen über eine am Ende der Lafette 37-angebrachte
Rolle 58 und sind so weit wie möglich in nicht dargestellter Weise geschützt im Inneren
des Auslegers 17 und durch die Drehdurchführung 10 hindurch verlegt.
[0017] An in Fig. 1 oberen gegenüberliegenden Flanschen 59 der Lafette 37 ist ein
*Bohrdrehantrieb 60 einer Sprenglochbohrvorrichtung 61 längsverschiebbar geführt, dessen
Bohrstange 62 eine Bohrkrone 63 aufweist und in Führungen 64 und 65 der Lafette 37
geführt ist. Die Versorgungsleitungen für die Sprenglochbohrvorrichtung 61 laufen
ebenfalls über eine Rolle 66 der Lafette 37 und sind in der gleichen Weise verlegt
wie die Leitungen der Einbruchsgroßlochbohrvorrichtung 42. Die Längsachse 67 der Sprenglochbohrvorrichtung
61 liegt in einer gemeinsamen Ebene mit den Längsachsen 35,43 und 52.
[0018] Der Vorschub und Rückzug des Bohrdrehantriebs 54 und des Einspeisekopfes 55 einerseits
und des Bohrdrehantriebs 60 andererseits entlang der Lafette 37 erfolgt durch an sich
bekannte, im einzelnen nicht dargestellte Mittel, z.B. durch im Inneren der Lafette
37 vorgesehene Hydraulikzylinder.
[0019] Fig. 2 zeigt in der Draufsicht Einzelheiten des Bohrfahrzeugs 1 gemäß Fig. 1.
[0020] Fig. 3 zeigt, daß die Lafette 37 einen Hohlraum 68 von annähernd rechteckiger Querschnittsfläche
umschließt. In dem Hohlraum 68 sind hier nicht gezeichnete Vorschuborgane für die
EinbruchsgroBlochbohrvorrichtung 42 und die Sprenglochbohrvorrichtung 61 angeordnet.
Die Führungsschienen 45 sind jeweils oben und unten an einer Gleitplatte 69 und 70
und seitlich an einem Gleitblock 71 geführt, die alle z.B. aus Polyamid mit Molybdändisulfid
bestehen.
[0021] Fig. 4 zeigt ein Bohrbild in einer Ortsbrust 72.Zu beiden Seiten einer Mittenebene
73 ist ein Einbruchsgroßbohrloch 74 und 75 eingebracht, während Sprenglöcher 76 kleineren
Durchmessers nach geeignetem Schema über die Ortsbrust 72 verteilt vorgesehen sind.
[0022] * hydraulischer Bohrhammer oder ein Wie Fig. 5 zeigt, sind die äußersten Sprenglöcher
76 leicht in Vortriebsrichtung nach außen geneigt, um trotz der geringen, über die
Längsachse 67 sich von der Lafette 37 weg erstreckenden Bauhöhe des Bohrdrehantriebs
60 eine zumindest annähernd gleichbleibende Querschnittsfläche der Ortsbrust 72 zu
erzielen. Die weiter innen liegenden Sprenglöcher 76 und die EinbruchsgroBbohrlöcher
74, 75 verlaufen parallel zur Vortriebsrichtung 77 und damit zueinander. Die Länge
der Bohrlöcher 74 bis 76 ist grundsätzlich gleich und kann z.B. 4m oder mehr betragen.
Die Länge dieser Bohrlöcher und damit die Abschlaglänge richtet sich nach den örtlich
vorgefundenen geologischen Verhältnissen.
I. Bohrfahrzeug mit wenigstens einem um zueinander rechtwinklige Achsen bewegbaren
Ausleger, wobei am Ausleger ein Lafettenhalter um zueinander rechtwinklige Achsen
bewegbar angeordnet ist wobei am Lafettenhalter eine Lafette längsverschiebbar befestigt
ist und von der Lafette zwei Bohrvorrichtungen längsverschiebbar getragen sind, dadurch
gekennzeichnet, daß die Bohrvorrichtungen (42,61) eine Sprenglochbohrvorrichtung (61)
und eine GroBlochbohrvorrichtung (42) sind und daß die Längsachsen (35,52,43,67) des
Lafettenhalters (32), der Großlochbohrvorrichtung (42) der Lafette (37) und der Sprenglochbohrvorrichtung
(61) annähernd in einer Ebene angeordnet sind.
2. Bohrfahrzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Lafettenhalter (32)
in axialem Abstand voneinander angeordnete, U-förmige Lagerböcke (50,51) aufweist,
an deren freien Enden sich jeweils ein Führungsstück (46,47) für eine Führungsschiene
(45) der Lafette (37) befindet und daß zwischen Schenkeln (48, 49) der Lagerböcke
(50,51) die Längsachse (52) der Großlochbohrvorrichtung (42) verläuft.