[0001] Die Erfindung richtet sich auf ein Verfahren zum Schutz von Spanngliedern, insbesondere
von unidirektional faserverstärkten Verbundwerkstoffprofilen in Hüllrohren, in Beton
und zur Kraftübertragung vom Spannglied auf das Hüllrohr, sowie auf eine Vergußmasse
zum Schutz von in Hüllrohren im Beton verlaufenden Spanngliedern.
[0002] Beton ist wegen seiner Fähigkeit, große Druckkräfte aufnehmen zu können, einer der
wichtigsten Baustoffe. Da die Zugfestigkeit auch hochwertiger Betonsorten bei weniger
als ein Zehntel ihrer Druckfestigkeit liegt, muß in der Praxis fast immer armiert
werden. Zur Armierung wird heute fast ausschließlich Stahl eingesetzt.
[0003] Besonders vorteilhafte Betonkonstruktionen lassen sich realisieren, wenn das Armierungsmaterial
nicht schlaff, sondern vorgespannt eingebaut wird. Besonders verbreitet ist die sog.
Spanngliedtechnik, bei der die Vorspannelemente nach dem Erhärten des Betons in dafür
vorgesehene Kanäle eingezogen und gegen das Bauwerk vorgespannt werden. Wird Stahl
zum Vorspannen verwendet, werden nach dem Abschluß des Spannvorgangs die verbleibenden
Hohlräume mit dauerhaft stark alkalischem Zementmörtel zum Schutz der Spannelemente
ausgepreßt.
[0004] Glasfaserverbundwerkstoffe mit unidirektionaler Faserorientierung und hohem Verstärkungsfaseranteil,
wie sie beispielsweise in der DE-OS 27 35 538 beschrieben sind, erreichen die Festigkeit
hochfester Spannstähle, und besitzen einen etwa viermal niedrigeren E-Modul.
[0005] Es wird dadurch ein viermal größerer Vorspannweg erforderlich. Andererseits wird
der durch Schwinden und Kriechverkürzungen des Betons unvermeidliche Spannkraftverlust
aber auch um den gleichen Faktor verringert. Positiv wirkt sich der niedrige E-Modul
auch dadurch aus, daß störende Biegespannungen infolge von Stabkrümmungen bei planmäßigen
Umlenkstellen in einem Bauwerk oder beim Aufhaspeln der Stäbe bei Transport und Lagerung
nur ein Viertel der Werte vergleichbarer Stahlstäbe erreichen. Da das spezifische
Gewicht von Glasfaserverbundstäben mit ca. 2 g/cm nur etwa ein Viertel des Wertes
von Stahl beträgt, ergeben sich weitere Vorteile beim Transport und Einbau.
[0006] Trotz dieser günstigen Eigenschaften haben Glasfaserverbundwerkstoffprofile bislang
kaum Eingang in die Spannbetontechnik gefunden. Während nämlich der an sich korrosionsempfindliche
Stahl durch die starke Basizität des Betons geschützt wird, wenn die Betonüberdeckung
nur ausreichend groß ist, werden vorgespannte Glasfaserverbundwerkstoffe von feuchtem
Beton und Zementmörtel im Laufe der Zeit mehr oder weniger stark angegriffen.
[0007] Versuche, die Glasfaserelemente durch Beschichtungen oder Ummantelung mit alkalibeständigen
Materialien z.B. thermoplastischen Kunststoffen, zu schützen, waren bislang nicht
zufriedenstellend. Wegen des Fließens des Beschichtungsmaterials bei Belastung wird
die Verbundfestigkeit zwischen Spannelement und Beton (Auspreßmörtel) ungünstig beeinflußt;
durch die Beschichtung wird auch die Einleitung von Kräften in die Stäbe erheblich
schwieriger. Werden zum Verpressen anstelle von Zementmörtel ungefüllte oder gefüllte
Kunstharze verwendet, kommt es infolge des Schwunds bei der Aushärtung zu Ablösungen
oder Schwundrissen an vorher nicht bestimmbaren Stellen, die Ausgangspunkt nachfolgender
Schädigung sein können.
[0008] Aufgabe der Erfindung ist es, einen Weg aufzuzeichnen, wie sich Korrosionsprobleme
an Spanngliedern, insbesondere an glasfaserverstärkten Verbundwerkstoffen dauerhaft
vermeiden lassen ohne Beeinträchtigung der Fähigkeit, große Kräfte im Verankerungsbereich
und durch Haftverbund zwischen Verbundwerkstoffelement und vorgespanntem Beton zu
übertragen.
[0009] Verfahrensmäßig wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß die Spannglieder durch Einpressen
einer hinreichend fließfähigen und benetzenden Vorgußmasse mit einem vernachlässigbaren
Schrumpf in das Hüllrohr von der Vorgußmasse vollständig ummantelt werden und die
Vergußmasse eine stetige Kraftübertragung vom Spannglied auf das mit dem Beton fest
verbundene Hüllrohr ermöglicht. Die erfindungsgemäße Vergußmasse ist gekennzeichnet
durch eine Viskosität der Mischung von η zwischen 300 und 3000 mPa s, vorzugsweise
zwischen 600 und 2000 mPa s, ganz bevorzugt zwischen 800 und 1500 mPa s, die nach
der Herstellung der Vergußmasse mindestens eine Stunde lang in dieser Größenordnung
bleibt, einem vernachlässigbaren Schrumpf, einer Druckfestigkeit im Bereich von 40
bis 100 MPa und einer Auszugsfestigkeit im Bereich von 15 - 26 MPa. Weitere Ausbildungen
sind in den Unteransprüchen genannt.
[0010] Es hat sich gezeigt, daß wegen der relativ großen Dehnung der Elemente aus faserverstärkten
Verbundwerkstoffen beim Vorspannen in der Matrix der Verbundelemente Oberflächenrisse
entstehen, die alkalisch reagierenden Medien einen direkten Zutritt zu den tragenden
Verstärkungsfasern ermöglichen und diese in relativ kurzer Zeit schädigen. Mit der
erfindungsgemäßen Vergußmasse werden die Spannglieder vollständig benetzt und solche
Matrixrisse beim Aushärten, das ohne Volumenschwund erfolgt, vollständig beseitigt.
Wesentlich für die erreichbare Schutzwirkung der Vergußmasse ist eine Härtung ohne
Schrumpf, eine geringfügige Volumenzunahme bei der Härtung kann in Kauf genommen werden.
Damit auch sehr lange Spannglieder in ihrer ganzen Länge geschützt werden können,
ist die Einstellung des Fließverhaltens sehr wesentlich. Die Viskosität der Mischung
soll zwischen 300 und 3000 mPa s, vorzugsweise zwischen 600 und 2000 mPa s liegen
(Messung der Viskosität mit dem Brookfield-Viskosimeter). Sie soll ein bis zwei Stunden
in dieser Größenordnung verbleiben.
[0011] Besonders geeignet zur Herstellung der erfindungsgemäßen Vergußmassen sind kalthärtende,
nicht schrumpfende ungesättigte Polyesterharze wie sie beispielsweise in der deutschen
Auslegeschrift 21 08 390 beschrieben sind. Solche Vergußmassen können mit den üblichen
peroxidischen Polymerisationskatalysatoren gehärtet werden, erreichen in Verbindung
mit feinteiligen Füllstoffen gute mechanische Eigenschaften und schützen vorgespannte
Glasfaserverbundwerkstoffstäbe auch im Bereich niedriger Uberdeckung, z.B. an planmäßigen
Umlenkstellen, dauerhaft gegen den Angriff korrodierender Medien z.B. dem stark basisch
reagierenden Umgebungsbeton.
[0012] Es sind aber auch andere UP-Harze beispielsweise Vinylesterharze vorteilhaft einsetzbar,
ebenso wie Vergußmassen aus Acrylharzen, Epoxidharzen und PU-Harzen. Bei der Auswahl
des Harzes und der Zusammensetzung der Einzelkomponenten (Harz, Härtungsmittel, Füllstoffe
und Zusatzmitteln) müssen die Fließeigenschaften, der Schrumpf und die mechanischen
Eigenschaften innerhalb der obengenannte Wertebereiche liegen, damit eine vollständige
Benetzung erreicht wird und vorhandene Fehlstellen an der Oberfläche nach der Aushärtung
eliminiert sind.
[0013] Zur Einstellung des Fließverhaltens und der mechanischen Eigenschaft nach der Härtung
aber auch aus wirtschaftlichen Gründen enthalten die Vergußmassen Füllstoffe in Anteilen
zwischen 20 und 80 Gew.-%. Bevorzugt werden Abmischungen aus feineren und gröberen
Zuschlagstoffen z.B. Quarzmehl, Feinsand, Flugasche und Fillite (Silikathohlkügelchen,
Teilchengröße 5 bis 300 um, spezifisches Gewicht 0,7). Der Anteil und die Zusammensetzung
der eingesetzten Füllmaterialien wird von dem Fließ- und Sedimentationsverhalten der
Vergußmassen und von den zu erzielenden mechanischen Eigenschaften bestimmt. Bei den
mechanischen Eigenschaften der ausgehärteten Vergußmasse sollten hinsichtlich der
Druckfestigkeit (Bestimmung der Druckfestigkeit nach DIN 1048, Teil 1) und Verbundfestigkeit
(Bestimmung der Verbundfestigkeit wie beschrieben in: C. Rehm, "über die Grundlagen
des Verbundes zwischen Stahl und Beton" DAfStb, Heft 138, Berlin, 1961) mindestens
die Werte vom Zementmörtel erreicht werden. Da Füllmaterialien auch das Ausdehnungs-
bzw. Schrumpfverhalten der Reaktionsharze beeinflussen, muß der Anteil und die Zusammensetzung
des Füllmaterials auch danach ausgewählt werden, daß die Vergußmasse während des Aushärtens
nicht schrumpft.
[0014] Die Vergußmasse enthält außerdem die erforderlichen Härtungsmittel sowie gegebenenfalls
Benetzungsverbesserer, Haftmittel, Fließhilfsmittel oder modifizierende Zusätze zur
Erzielung bestimmter Polymereigenschaften beispielsweise Isocyanate oder zusätzlicher
Vernetzer.
Beispiel 1
[0015] Herstellung eines Polyesters, der für die Herstellung einer erfindungsgemäßen homogenen
Vergußmasse besonders gut geeignet ist:
Ein Gemisch aus Malein-, Adipin- und Phthalsäure in einem Molverhältnis 12:1:11 wird
zusammen mit einer Mischung aus Ethylenglykol und Propylenglykol im Molverhältnis
1:2 auf 200°C erhitzt. Der dabei entstehende Polyester hat ein Molekulargewicht von
ca. 2100 und eine Säurezahl von 31. Danach werden 2100 g dieses Polyesters bei 200°C
in 2276 g Styrol, das 0,34 g Hydrochinon enthält, unter Rühren eingegossen. Während
des Eingießens wird die Masse so weit gekühlt, daß die Temperatur 80°C nicht übersteigt.
[0016] Nach Abkühlen auf Raumtemperatur werden 500 Gew.-Teile entnommen und 160 Gew.-Teile
einer 4 Gew.-%igen Lösung von Polyvinylacetat in Styrol zugefügt. Nach ca. 15 minütigem
Rühren wird ein homogenes Gemisch erhalten, das auch nach längerem Lagern seine Homogenität
behält, und auch noch mehrere Wochen nach seiner Herstellung für die Weiterverarbeitung
zu Vergußmassen benutzt werden kann.
[0017] Durch Zusammenmischen folgender Komponenten

erhält man eine homogene Vergußmasse mit einer Viskosität η = 800 mPa s. Eine Rückstellprobe
wies nach 1 1/2 Stunden Standzeit eine Viskosität von η= 1100 mPa s auf. Bei der obengenannten
Vergußmasse betrug die Druckfestigkeit 89 MPa und die Auszugsfestigkeit 18.5 MPa.
Beispiel 2
[0018] Durch Zusammenmischen folgender Komponenten

erhält man eine homogene Vergußmasse. Die Viskosität dieser Mischung betrug direkt
nach dem Vermischen (bei 25°C) 1000 mPa s. Eine Rückstellprobe wies nach 2 Stunden
Standzeit eine Viskosität von 1400 mPa s auf. Es trat dieser Zeit keinerlei Mischung
oder Sedimentation der Zuschlagstoffe auf. Die Druckfestigkeit eines aus dieser Masse
hergestellten Prüfkörpers betrug 46 MPa; die Auszugsfestigkeit 16.4 MPA.
Beispiel 3
[0019] Durch Zusammenmischen folgender Komponenten

wurde eine homogene Masse erhalten.
[0020] Die Viskosität dieser Abmischung betrug 1100 mPa s, eine Rückstellprobe zeigte nach
einer Standzeit von 1,5 Stunden eine Viskosität von 1400 mPa s. Während dieser Zeit
trat keinerlei Entmischung auf. Die Druckfestigkeit betrug 67 MPa und die Auszugsfestigkeit
15.9 MPa.
[0021] Das Verpressen der Vergußmasse in den Hüllrohren sowie ein Praxistest sind in der
Zeichnung dargestellt und unten näher erläutert. Es zeigen
Fig. 1 Anlage zum Verpressen der Vergußmasse;
Fig. 2 Vorderansicht eines Verpreßankers;
Fig. 3 Versuchsbalken mit sinusförmigem Hüllrohr.
[0022] Fig. 1 zeigt ein Spannglied 1 in einem Betonblock 2. Das Spannglied ist mit einem
Verpreßanker 3 gegen den Betonblock verankert. Der durch die Spannung aus dem Beton
herausragende Teil des Spanngliedes ist durch den Ring 4 zwischen Verpreßanker 3 und
Betonklotz 2 gesichert. Der Querschnitt des Spanngliedes ist in Fig. 2 dargestellt.
Es besteht in diesem Fall aus 8 unidirektional faserverstärkten Verbundwerkstoffprofilen
5 mit einem Außendurchmesser von 7,5 mm. In dem Betonblock 2 verläuft das Spannglied
1 in einem Hüllrohr 7. Entsprechend der Erfindung muß zum Schutz des Spanngliedes
der Raum 6 mit einer bestimmten Vergußmasse gefüllt werden.
[0023] Zu diesem Zweck ist auf dem Verpreßanker 3 eine Gewindehülse 8 angebracht, die über
einen Füllschlauch 9 (NW 18) mit einem Druckbehälter 10 verbunden ist. In dem Druckbehälter
befinden sich ca. 25 1 Vergußmasse 11. Durch Druckluft 12 von etwa 5 bar wird das
Reaktionsgemisch 11 über das Tauchrohr 13 und den Füllschlauch 9 in das Hüllrohr 7
eingetragen. Es gelingt so, ein Spannglied in einem mehrere 100 m langen Hüllrohr
lunkerfrei zu ummanteln.
[0024] Zur Ausprüfung der Vergußmasse in einem Praxistest wurde ein Hüllrohr 20 mit Verbundwerkstoff-Spanngliedern
21 in einem Betonversuchsbalken 22 sinusartig verlegt (Fig. 3) Berg- und Talkrümmung
besaßen je einen Krümmungsradius von 2,3 m; die Spanngliedlänge betrug 12,3 m. In
einem Hüllrohr mit dem Durchmesser 34 mm waren 9 Verbundwerkstoff-Spannglieder aus
unidirektional glasfaserverstärkten Stäben, 0 7,5 mm, zusammengefaßt. Die Belegung
des Rohrquerschnitts betrug 37 bis 40 %. Die Vorspannung wurde auf 6 t (das sind 10
% der Belastbarkeit) eingestellt. Am Hüllrohr waren im ganzen 3 Entlüftungsrohre vorhanden,
eines 23 am Einpreßanker 26, eines 24 am Endanker 27 und eines 25 am obersten Punkt
der "Bergkrümmung". Das Hüllrohr 20 wurde wie oben beschrieben verfüllt. Nach Anschluß
des Druckkessels an den Einpreßanker 26 des Hüllrohres kam es nach ca. 30 Sek. und
einem Anfangsdruck von 0,5 bar zu einem Überlauf am Entlüftungsrohr 2'3 des Einpreßankers.
Nach Schließen dieses Ventils trat die Vergußmasse nach ca. 60 Sek. am Entlüftungsrohr
24 aus; bis dahin kam es zu einem Druckanstieg auf 1 bar. Nach weiteren 3 Min. zeigte
ein Überlauf am Endanker 24 und einem Druck von 1,5 bar an, daß das Hüllrohr 20 ganz
ausgefüllt war. Nachträglich wurde noch einmal am Entlüftungsrohr 23 belüftet.
[0025] Eine Woche nach dem Verfüllen wurde das Hüllrohr mit Hilfe einer Trennscheibe in
50 cm lange Stücke geschnitten. Die Schnittflächen zeigten, daß die Vergußmasse auch
nach dem Aushärten völlig homogen war und daß sich die anorganischen Füllstoffe nicht
abgesetzt hatten. Die Hüllrohre waren voll ausgefüllt. Auch die kleinsten Zwischenräume
zwischen den zusammengepreßten Verbundwerkstoffstäben waren gut ausgefüllt.
1. Verfahren zum Schutz von Spanngliedern, insbesondere von unidirektional faserverstärkten
Verbundwerkstoffprofilen, in Hüllrohren in Beton und zur Kraftübertragung vom Spannglied
auf das Hüllrohr, dadurch gekennzeichnet, daß die im Hüllrohr befindlichen Spannglieder
mit einer hinreichend fließfähigen und benetzenden Vergußmasse mit einem vernachlässigbaren
Schrumpf vollständig formschlüssig verpreßt werden.
2. Vergußmasse zum Schutz von in Hüllrohren (7,20) in Beton (2,22) verlaufenden Spanngliedern
(1,21), gekennzeichnet durch eine Viskosität der Mischung von η zwischen 200 und 3000
mPa s, vorzugsweise zwischen 600 und 2000 mPa s, die nach der Herstellung der Vergußmasse
mindestens eine Stunde lang in dieser Größenordnung bleibt, einem vernachlässigbaren
Schrumpf, einer Druckfestigkeit im Bereich 40 bis 100 MPa und einer Auszugsfestigkeit
im Bereich 15 - 26 MPa.
3. Vergußmasse nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Vergußmasse aus einem
füllstoffhaltigen, kalthärtenden, ungesättigten Polyesterharz besteht.
4. Vergußmasse nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß sie als Füllstoffe
Quarzmehl-Sand-Abmischungen enthält.