[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Glühen von Metallteilen
unter Schutzgas in einem Ofen, in den das Schutzgas zeitweise mit einem maximalen
Volumenstrom eingeleitet wird.
[0002] Für das Glühen von Metallteilen sind verschiedene Methoden der Schutzgaszuführung
bekannt, die sich unter anderem durch Beginn und Dauer der Schutzgaszuführung sowie
durch die Schutzgasmenge und Schutzgasart unterscheiden.
[0003] Für das Glühen in Festbundhaubenöfen beispielsweise das Blank- und Rekristallisationsglühen
von kaltgewalzten Stahlbändern ist es unter anderem bekannt, nach dem Chargieren und
dem Absenken der Haubenofen-Retorte auf den Ofensockel, jedoch vor dem Aufsetzen der
Heizhaube einen maximalen Schutzgasvolumenstrom in die Retorte zu leiten. Unter diesem
maximalen Volumenstrom ist hierbei ein Volumenstrom zu verstehen, bei dem innerhalb
einer Stunde eine Schutzgasmenge in den Ofen geleitet wird, die dem Vier bis Zehnfachen
des freien Ofenvolumens gleicht. Erfahrungsgemäß reicht ein derartiger Volumenstrom
zum Spülen eines Ofens aus. Je nach Ofengröße werden zwischen 15 und 35 m' Schutzgas
pro Stunde in den Ofen geleitet.
[0004] Der Zweck des Vorspülens vor dem Glühbeginn ist, den Sauerstoff zu verdrängen und
die Gefahr einer Explosion zu vermeiden. Während der anschließenden Aufheizphase wird
ebenfalls mit der maximalen Schutzgasmenge gespült. Dieser Ver- fahrensschritt allen
Glühverfahren gemeinsam. In der nachfolgenden Haltephase wird ebenfalls mit der maximalen
Schutzgasmenge gespült. Nach Erreichen der Sollglühtemperatur und dem Temperaturausgleich
innerhalb der Metallteile wird der Schutzgasauslaß geschlossen. Während des gesamten
Abkühlvorganges, d.h. bis zum Ende des Glühprozesses wird dem Ofen nur noch jene Schutzgasmenge
zugeführt, die zur Deckung der Leckverluste erforderlich ist.
[0005] Der Schutzgasverbrauch verursacht Kosten, die ein wesentlicher Teil der Glühkosten
sind. Zur Senkung der Glühkosten wird daher ein möglichst niedriger Schutzgasverbrauch
angestrebt. Ein sparsamer Schutzgasverbrauch darf jedoch nicht Glühränder oder eine
geringere Bandsauberkeit verursachen.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs geschilderten
Art anzugeben, bei dem der Schutzgasverbrauch gegenüber herkömmlichen Verfahren ohne
Beeinträchtigung der Qualität der geglühten Metallteile niedriger ist.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Schutzgas dem Ofen während
der Aufheizphase nur innerhalb eines Zeitraumes, in dem die Opazität der Ofenatmosphäre
größer als die der Ofenatmosphäre bei Umgebungstemperatur ist, mit maximalem Volumenstrom
zugeführt wird.
[0008] Dem erfindungsgemäßen Verfahren liegt die Erkenntnis zugrunde, daß der Ofen während
der Aufheizphase nicht ständig mit dem maximalen Schutzgasvolumenstrom gespült werden
muß. Vielmehr kann dem Ofen in bestimmten Zeitintervallen während der Aufheizphase
ein erheblich geringerer Volumenstrom als der maximale Schutzgasvolumenstrom zugeführt
werden, ohne daß die Qualität der geglühten Metallteile leidet. Erfindungsgemäß werden
durch den Wert der Opazität der Ofenatmosphäre die Zeiträume festgelegt, in denen
dem Ofen Schutzgas mit maximalem Volumenstrom oder mit niedrigem Volumenstrom zuzuführen
ist.
[0009] Unter der Opazität der Ofenatmosphäre ist hierbei das Lichtabsorptionsvermögen dieser
Atmosphäre zu verstehen. Die Opazität ist abhängig vom Fremdschmutz, der in der Ofenatmosphäre
vorhanden ist, vom Kohlenstoffanteil im Ofen und von der Emulsionsabdampfrate. Es
wurde festgestellt, daß sich die Opazität - ausgehend von einem Wert der Opazität
der Ofenatmosphäre bei Umgebungstemperatur, dem Umgebungswert - unmittelbar nach Beginn
der Aufheizphase nur geringfügig ändert. Nach einer gewissen Zeit von beispielsweise
etwa 2 Stunden nimmt die Opazität der Ofenatmosphäre jedoch stark zu um nach Erreichen
eines Maximums wieder auf den Umgebungswert zu sinken. Dieser Wert wird beispielsweise
innerhalb von 13 bis 18 Stunden erreicht (abhängig von Ofen- und Chargengröße).
[0010] Erfindungsgemäß wird dem Ofen in der Aufheizphase nur dann Schutzgas mit maximalem
Volumenstrom zugeführt, wenn die Opazität den eingestellten Sollwert übersteigt. Solange
die Opazität der Ofenatmosphäre Umgebungswert besitzt oder nur geringfügig größer
ist, reicht zur Spülung eines Glühofens ein kleinerer Volumenstrom als der maximale
Volumenstrom aus. Der kleinere Volumenstrom liegt in einem Bereich zwischen dem die
Leckrate des jeweiligen Ofens deckenden Schutzgasmenge und etwa der 2 bis 5-fachen
Leckratenmenge.
[0011] Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird folglich der Volumenstrom des Schutzgases an
den zeitlichen Verlauf der Opazität der Ofenatmosphäre angepaßt. Während der gesamten
Aufheizphase wird dem Ofen wenigstens ein die Leckrate deckender Volumenstrom zugeführt.
Sobald die Opazität über den Umgebungswert oder einen geringfügig darüberliegenden
Wert ansteigt, wird mit einem höheren Volumenstrom bis hin zum maximalen Schutzgasvolumenstrom
gespült.
[0012] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren konnte beim Blank- und Rekristallisationsglühen
von kaltgewalztem Stahlblech in der Aufheizphase eine Schutzgaseinsparung bis zu 70%
gegenüber herkömmlichen Verfahren erzielt werden. Bezogen auf den gesamten Glühprozeß
liegt die Schutzgaseins
parung - abhängig von der Leckrate des jeweiliaen Ofens - zwischen 25 und 50%. Trotz
der geringeren Schutzgasmenge konnte dabei überraschenderweise eine erhöhte Bandsauberkeit
festgestellt werden. Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht somit, Glühkosten zu
senken. Außerdem wird die Qualität der nach dem vorgeschlagenen Verfahren hergestellten
Produkte verbessert.
[0013] Die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erzielbare Schutzgaseinsparung hat vermutlich
folgende Ursachen: In den ersten Stunden (1,5 bis 2,5 Stunden) nach Glühbeginn ist
die Emulsionsabdampfrate sehr niedrig, da die Temperatur im Ofen niedrig ist. Während
dieser Zeit reicht eine Schutzgasmenge pro Zeiteinheit aus, die deutlich unter der
maximalen Schutzgasrate liegt. Es wurde festgestellt, daß die Opazität innerhalb eines
gewissen Zeitraumes nach Glühbeginn wieder auf den Umgebungswert absinkt. Der Zeitraum
ist dabei unabhängig von der Stärke und derRauhtiefe der zu glühenden Metallteile
(Stahlbänder) und außerdem unabhängig davon, ob die Metallteile (z.B. Stahlbänder
nach dem Walzen) längere Zeit gelagert oder direkt in die Ofenanlage gebracht wurden.
Der Zeitraum mit großen Opazitätswerten ist spätestens 17 Stunden nach Glühbeginn
beendet. Von diesem Zeitpunkt an reicht zum Spülen des Ofens eine geringere Schutzgasmenge
pro Zeiteinheit aus.
[0014] Grundsätzlich ist es möglich, den Schutzgasvolumenstrom zu erhöhen, sobald die Opazität
über den Umgebungswert ansteigt. Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung
wird das Schutzgas mit maximalem Volumenstrom nur innerhalb eines Zeitraumes in den
Ofen geleitet, in dem die Opazität der Ofenatmosphäre um 2% und mehr, vorzugsweise
um 5% und mehr größer als die Opazität des dem Ofen zugeführten Schutzgases ist. Diese
Verfahrensweise hat sich in der Praxis als völlig ausreichend erwiesen.
[0015] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung besteht das Schutzgas aus Stickstoff
und geringen Mengen an einem reduzierenden Zusatzgas, z.B. Wasserstoff. Mit einem
derartigen Spülgasgemisch ist es nicht erforderlich, einen Ofen vor dem eigentlichen
Glühen zu spülen. Das Ausspülen kann vielmehr mit dem Glühvorgang beginnen, da der
Sauerstoffgehalt der Atmosphäre sehr schnell von 21 VoL%unter 0,5 Vol.% fällt und
die Temperatur der Retorte nur sehr langsam steigt und somit keine Explosionsgefahr
besteht. Durch diese Maßnahme kann der Schutzgasverbrauch nochmals gesenkt werden.
[0016] Nach zwei Varianten des erfindungsgemäßen Verfahrens hat es sich als besonders vorteilhaft
erwiesen, das Schutzgas geregelt in den Ofen einzuspeisen.
[0017] In der einen Variante wird die Opazität der Ofenatmosphäre kontinuierlich gemessen,
der Meßwert mit einem Sollwert verglichen und dem Ofen Schutzgas automatisch mit maximalem
Volumenstrom zugeführt, so lange die O
pazität der Ofenatmosphäre oberhalb des Sollwertes liegt. In dieser Variante wird bei
überschreiten des Sollwertes, der etwa dem Umgebungswert oder dem in Anspruch 2 angegebenen
Wert gleicht, sofort Schutzgas mit maximalem Volumenstrom geleitet. Der maximale Volumenstrom
wird erst wieder auf einen kleineren Volumenstrom abgesenkt, wenn die O
pazität unter den ein
ge-stellten Sollwert gesunken ist.
[0018] Die zweite Variante ermöglicht eine noch bessere Anpassung der erfoderlichen Schutzgaszufuhr
an die Opazität der Ofenatmosphäre und damit einen minimalen Schutzgasverbrauch. Dabei
wird die Opazität der Ofenatmosphäre kontinuierlich gemessen und aufgrund eines Vergleichs
des Meßsignals mit dem Sollwert ein Stellbefehl zur Erhöhung oder Drosselung der Schutzgaszufuhr
im Sinn einer Angleichung des gemessenen Opazitätswertes an den Sollwert gegeben.
In dieser Variante wird der Schutzgasvolumenstrom nach Überschreiten des Sollwertes
mit wachsender Opazität allmählich vergrößert. Sobald die Opazität der Ofenatmosphäre
wieder sinkt, wird auch die Schutzgaszufuhr gedrosselt.
[0019] Durch eine vollautomatische Regelung kann beim erfindungsgemäßen Verfahren eine beträchtliche
Schutzgasmenge gespart und eine hohe Qualität der geglühten Metallteile gesichert
werden.
[0020] In einer weiteren Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens hat es sich als zweckmäßig
erwiesen, die Opazität der Ofenatmosphäre nicht innerhalb des Ofens, sondern nach
dem Verlassen des Ofens zu messen.
[0021] In einer geringe Investitionskosten erfordernden vorteilhaften Ausgestaltung der
Erfindung wird der Volumenstrom etwa 1 bis 3 Stunden nach Glühbeginn auf maximalen
Volumenstrom vergrößert und bei Erreichen einer Chargentemperatur von 450°C bis 500°C
wieder abgesenkt.
[0022] Bei öfen mit gleicher Aufheizleistung sowie bei gleichwertigen Chargen wird diese
Temperatur stets nach der gleichen Zeit erreicht. Daher hat sich in diesen Fällen
eine andere, mit besonders geringen Investitionskosten verbundene Verfahrensweise
als vorteilhaft erwiesen.
[0023] Das Schutzgas wird dem Ofen mit maximalem Volumenstrom gesteuert in Abhängigkeit
von der Zeit zugeführt. Bei dieser Zeitplansteuerung wird der Volumenstrom durch einen
Zeitplan eindeutig bestimmt. Der Zeitplan ist in einem Zeitplangeber gespeichert und
das eingegebene Programm wird nach erfolgtem Start abgearbeitet. Während des Glühvorganges
wird dabei beispielsweise zu einem Zeitpunkt, nachdem erfahrungsgemäß die Opazität
der Ofenatmosphäre ansteigt, auf maximalen Schutzgasvolumenstrom geschaltet. Zu einem
Zeitpunkt, nachdem die Opazität praktisch Umgebungswert angenommen hat, wird auf einen
kleineren Volumenstrom zurückgeschaltet. In dieser Variante ist zwar keine direkte
Rückkoppelung zwischen der Opazität der Ofenatmosphäre und der pro Zeiteinheit
[0024] zugeführten Schutzgasmenge vorhanden, jedoch ist bei dieser Variante der apparative
Aufwand gering. Die damit verbundenen Kosten sind minimal.
[0025] Eine zur Durchführung des Verfahrens geeignete Vorrichtung besteht im wesentlichen
aus einem Glühofen, in den eine Zufuhr- und eine Abgasleitung münden, und ist gekennzeichnet
durch eine an eine Regeleinheit angeschlossene, der im Ofen gebildeten Atmosphäre
ausgesetzte Opazitätssonde, sowie durch eine der Zufuhrleitung parallel geschaltete
Bypaßleitung mit einem an die Regeleinheit angeschlossenen Ventil. Ober die Zufuhrleitung
kann der Ofen mit dem Basis Volumenstrom versorgt werden, der zur Deckung der Leckrate
dient und die Schutzgasmengen liefert, die zum Ausspülen des Ofens erforderlich sind,
solange die Opazität der Ofer atmosphäre im Bereich unter dem Umgebungswert liegen.
Sobald durch die Opazitätssonde ein Anstieg der Opazität signalisiert wird, erfolgt
durch die Regeleinheit ein Öffnen des Ventils in der Bypaßleitung. Der Basisvolumenstrom
wird folglich durch einen Zusatzvolumenstrom ergänzt. Als Opazitätssonde eignen sich
beispielsweise Partikelzähler oder eine nach dem photoelektrischen Prinzip arbeitende
Sonde.
[0026] Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist das
Ventil in der Bypaßleitung ein Magnetventil. Dieses wird durch die Regeleinheit je
nach dem aktuellen Wert der Opazität der Ofenatmosphäre geöffnet und geschlossen.
[0027] In einer bevorzugten Variante der erfindungsgemäßen Vorrichtung kann der Schutzgasvolumenstrom
dem aktuellen Opaztätswert kontinuierlich angepaßt werden. In dieser Variante ist
das Ventil in der Bypaßleitung ein Motorventil.
[0028] Eine prollemlose Messung der Opazität ist in einer anderen Ausbildung der Erfindung
möglich, wenn die Opazitätssonde in der Ab;asleitung angeordnet ist.
[0029] Die Schut gaszufuhr kann nicht nur automatisch geregelt, sondern nach einer besonders
kostengünstigen Variante einer erfi dungsgemäßen Vorrichtung gesteuert erfolgen. Dazu
ist in einer Bypaßleitung, die der Zufuhrleitung zum Ofen parallel geschaltet ist,
ein Ventil angeordnet, dessen Schaltzustand von einem Zeitplangeber bestimmt wird.
[0030] Besonders große Schutzgaseinsparungen lassen sich erzielen, wenn das erfindungsgemäßen
Verfahren und eine der erfindungsgemäßen Vorrichtungen auf das Blank- und/oder Rekristallisationsglühen
von kaltgewalztem Stahl in Festbundhaubenöfen oder auf das Glühen von Halbzeugbunden
und NE-Metallhalbzeug angewendet wird.
[0031] Im folgenden werden anhand schematischer Skizzen Ausführungsbeispiele der Erfindung
erläutert.
[0032] In den Figuren 1 bis 3 sind drei Gaseinspeisesysteme schematisch dargestellt, die
eine geregelte bzw. gesteuerte Zuführung des Schutzgases in einen Ofen ermöglichen.
In den Figuren sind gleiche Bauteile mit denselben Bezugsziffern versehen:
In einen Ofen 1 münden eine Zufuhrleitung 5 für Schutzaas sowie eine Abgasleitung
17. In der Zufuhrleitung sind in Strömungsrichtunq des Schutzgases ein Absperrventil
8, ein Durchflußmeßgerät 4, eine Regulierventil 11 und ein weiteres Absperrventil
9 angeordnet. Der Zufuhrleitung 5 ist eine Bypaßleitung 18 parallel geschaltet, die
in Strömungsrichtung nach dem Absperrventil 8 abzweigt und vor dem Absperrventil 9
wieder in die Zufuhrleitung mündet. In der Bypaßleitung 18 ist ein weiteres Durchflußr.teßgerät
10 angeordnet. Das Ofenabgas verläßt den Ofen über eine Abgasleitung 17.
[0033] Gemäß Figur 1 und Figur 2 ist in der Abgasleitung eine Opazitätssonde 2 angeordnet,
in der das Absorptionsvermögen, das heißt die Opazität der Ofenatmosphäre gemessen
und ein Meßsignal gebildet wird. Das Meßsignal wird zu einer Regeleinheit 3 geleitet.
[0034] Gemäß Figur 1 ist Regeleinheit 3 an ein Motorventil 13 in der Bypaßleitung 18 angeschlossen.
Im Ausführungsbeispiel sollen kaltgewalzte Stahlbänder im Ofen 1 durch Blark-bzw.
Rekristallisationsglühen behandelt werden. Dazu werden z.B. drei zu einem Coil aufgewickelte
Stahlbänder auf den Sockel des Ofens 1 gesetzt und eine Retorte über die Coils abgesenkt.
Eine Dichtung zwischen Retorte und Sockel verhindert allzugroße Leckraten. Sobald
die Heizhaube auf den Sockel aufgesetzt ist, wird beim erfindungsgemäßen Verfahren
mit dem Spülen der Retorte und dem Aufheizen begonnen. Dazu wird ein aus Stickstoff
bestehendes Schutzgas, dem beispielsweise 2,5 Vol.% Wasserstoff zugesetzt sind, über
Leitung 5 durch die geöffneten Ventile 8 und 9 in den Ofen 1 geleitet. Ventil 13 ist
noch geschlossen. Mit Ventil 11 wird der Volumenstrom eingestell im.Ausführungsbeispiel
auf etwa 10 m
3/h. Das Schutzgas durchströmt den Ofen 1 in Kontakt mit dem Coil und verläßt den Ofen
über Abgasleitung 17 sowie über Lecks im Ofen. Wegen der Lecks ist es wichtig, daß
dem Ofen stets eine minimale Schutzgasmenge zugespeist wird, die die Leckverluste
durch Sockeldichtung und - bei älteren Ofenmodellen - Ventilatorwellendurchführung
deckt und somit die Charge vor Oxidation bewahrt.
[0035] Mit Beginn der Aufheizphase werden auch die Opazitätssonde 2 und Regeleinheit 3 eingeschaltet.
Die Opazität des Ofenabgases am Anfang der Aufheizphase, der Umgebungswert, dient
als Ausgangsniveau für die Festlegung des Sollwertes der Opazität. Die Opazität wird
beispielsweise anhand der Schwächung eines Lichtstrahles, der die Ofenatmosphäre durchsetzt
bestimmt. Im Ausführungsbeispiel wird in der Regeleinheit ein Sollwert eingestellt,
der etwa um 2% über dem Umgebungswert liegt.
[0036] Steigt die Opazität des Ofenabgases im Verlauf der Aufheizphase durch abdampfende
Walzölemulsion, so wird dieser Anstieg von der Opazitätssonde 2 erfaßt. über einen
Meßwertumformer und Regeleinheit 3 wird bei Überschreiten des eingestellten Sollwertes
ein Stellsignal an Motorventil 13 gegeben. Mit zunehmender Opazität wird Motorventil
immer weiter geöffnet bis ein maximaler Volumenstrom von beispielsweise 20 m
3/h erreicht ist. Mit abnehmender O
pa-zität wird Motorventil 13 immer weiter geschlossen, bis die Opazität unter den eingestellten
Sollwert sinkt. Von diesem Zeitpunkt an wird ausschließlich mit dem durch Leitung
5 strömenden Basisvolumenstrom gespült.
[0037] Die Ausführungsform gemäß Figur 2 unterscheidet sich von der der Figur 1 dadurch,
daß in der Bypaßleitung 18 anstelle eines Motorventils ein Magnetventil 14 sowie ein
Regulierventil 12 angeordnet sind. Sobald die Opazität der Ofenatmosphäre den in Regeleinheit
3 eingestellten Sollwert überschreitet, wird durch die Regeleinheit 3 das Magnetventil
14 geöffnet, so daß der mit Regulierventil 12 eingestellte Volumenstrom über Bypaßleitung
18 strömt und dem Basisvolumenstrom zugemischt wird. In dieser Ausführungsform wird
dem Ofen so lange Schutzgas mit maximalem Volumenstrom (z.B. 20 m3/h) zugeführt, wie
die Opazität oberhalb des gewählten Sollwertes liegt. In den verbleibenden Zeitintervallen
der Aufheizphase wird lediglich der Basisvolumenstrom (z.B. 10 m
3/h) in den Ofen geleitet.
[0038] Eine hinsichtlich der Investitionskosten sehr günstige Ausführungsform der Erfindung
ist in Figur 3 dargestellt: Ein Magnetventil 15 wird von einem Zeitrelais 16 angesteuert.
In dieser Ausführungsform ist der Schaltzustand des Relais 16 durch einen Zeitplan
bestimmt, der aufgrund der Kenntnis des Opaztitäsverlaufs, der bei vorausgegangenen
Glühprozessen gleicher Chargen ermittelt worden ist. Ventil 15 ist beispielsweise
nach Glühbeginn zwei Stunden lang geschlossen, anschließend für die Dauer von 15 Stünden
geöffnet und danach 55 Stunden lang geschlossen.
[0039] Zusammenfassend ist festzustellen, daß sich durch das erfindungsgemäße Verfahren
eine erhebliche Schutzgaseins
parung erzielen läßt, da das Schutzgas nur in den erforderlichen Mengen und in den
Zeiten in den Ofen geleitet wird, in denen Schutzgas tatsächlich zum Spülen gebraucht
wird.
1. Verfahren zum Glühen von Metallteilen unter Schutzgas in einem Ofen, in den das
Schutzgas zeitweise mit einem maximalen Volumenstrom eingeleitet wird, dadurch gekennzeichnet,
daß das Schutzgas dem Ofen während der Aufheizphase nur innerhalb eines Zeitraumes,
in dem die Opazität der Ofenatmosphäre größer als die der Ofenatmosphäre bei Umgebungstemperatur
ist, mit maximalem Volumenstrom zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Schutzgas mit maximalem
Volumenstrom nur innerhalb eines Zeitraumes in den Ofen geleitet wird, in dem die
Opazität der Ofenatmosphäre um 2% und mehr, vorzugsweise um 5% und mehr größer als
die Opazität des dem Ofen zugeführten Schutzgases ist.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Schutzgas
aus Stickstoff und geringen Mengen an einem reduzierenden Zusatzgas besteht.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche.1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Opazität der Ofenatmosphäre kontinuierlich
gemessen, der Meßwert mit einem Sollwert verglichen und dem Ofen Schutzgas automatisch
mit maximalem Volumenstrom zugeführt wird, solange die Opazität der Ofenatmosphäre
oberhalb des eingestellten Sollwertes liegt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Opazität
der Ofenatmosphäre kontinuierlich gemessen und aufgrund eines Vergleichs des Meßsignals
mit dem Sollwert ein Stellbefehl zur Erhöhung oder Drosselung der Schutzgaszufuhr
im Sinn einer Angleichung des gemessenen Opazitätswertes an den Sollwert gegeben wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Opazität
des Ofenabgases gemessen wird.
7. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Volumenstrom etwa 1
bis 3 Stunden nach Glühbeginn auf den maximalen Volumenstrom vergrößert und bei Erreichen
einer Chargentemperatur von 450°C bis 500°C wieder abgesenkt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Schutzgas
dem Ofen mit maximalem Volumenstrom gesteuert in Abhängigkeit von der Zeit zugeführt
wird.
9. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 6 mit
einem Glühofen, in den eine Zufuhr- und eine Abgasleitung münden, gekennzeichnet durch
eine an eine Regeleinheit (3) angeschlossene, der im Ofen (1) gebildeten Atmosphäre
ausgesetzte Opazitätssonde (2) sowie durch eine der Zufuhrleitung(5) parallel geschaltete
Bypaßleitung (18) mit einem an die Regeleinheit (3) angeschlossenen Ventil (13,14).
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Ventil ein Magnetventil
(14) ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Ventil ein Motorventil
(13) ist.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die
Opazitätssonde (2) in der Abgasleitung (17) angeordnet ist.
13. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 7 oder 8
mit einem Glühofen, in den eine Zufuhrleitung mündet, gekennzeichnet durch eine der
Zufuhrleitung (5) parallel geschaltete Bypaßleitung (18), wobei in der Bypaßleitung
(18) ein von einem Zeitplangeber (16) beaufschlagtes Ventil (15) angeordnet ist.
14. Anwendung des Verfahrens und der Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 13 auf
das Blank- und/oder Rekristallisationsglühen von kaltgewalztem Stahl in Festbundhaubenöfen.
15. Anwendung des Verfahrens und der Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 13
auf das Glühen von Halbzeugbunden und NE-Metallhalbzeug.