Stand der Technik
[0001] Die Erfindung geht aus von einem Simulationsverfahren und einer Vorrichtung nach
der Gattung des Hauptanspruchs bzw. des ersten Vorrichtungsanspruchs. Allgemein ist
der Versuch, Teilsysteme eines menschlichen Außenohrmodells durch elektroakustische
Schaltungen zu substituieren, bekannt; so beispielsweise zur Simulierung von Ohrsignalen
bei Kopfhörerwiedergabe, die bei Freifeldbeschallung aus beliebiger Schalleinfallsrichtung
auftreten können.
[0002] Es ist auch schon versucht worden, etwa nach Art eines als Richtungsmischpult zu
bezeichnenden Vorgehens elektronische Mittel vorzusehen, die für angenommene Schalleinfallsrichtungen
eine geeignete mittlere Außenohrübertragungsfunktion repräsentieren. Ein solches Richtungsmischpult
kann beispielsweise dadurch aufgebaut und hergestellt werden, daß man zwar auf die
eigentlichen Entstehungsmechanismen von Außenohrübertragungseigenschaften nicht eingeht,beispielsweise
weil diese unbekannt sind, daß man aber durch Messung an einer Anzahl von Versuchspersonen
einfach empirisch für eine vorgegebene, also endliche Anzahl von diskreten Schalleinfallsrichtungen
eine mittlere Außenohrübertragungsfunktion bestimmt. Eine solche, für die jeweilige
Schalleinfallsrichtung dann zugrunde gelegte Außenohrübertragungsfunktion ermöglicht
eine Umschaltung des "Richtungsmischpultes" für die diskreten Richtungen, hat aber
die Nachteile, daß
1. bislang kein Mittelungsverfahren für Außenohrübertragungsfunktionen existiert,
welches mit Sicherheit zu mittleren Ubertragungseigenschaften führt, die dem Nachrichtenempfänger
"menschliches Gehör" tatsächlich adäquat sind;
2. daß eben nur die Einstellung einer endlichen Anzahl unterschiedlicher Schalleinfallsrichtungen
möglich ist; und daß
3. der sich aus einer solchen Arbeit ergebende Aufwand proportional mit der Anzahl
der einstellbaren Schalleinfallsrichtungen, die man wünscht, ansteigt.
[0003] Eine andere Möglichkeit zur elektronischen Nachbildung eines sogenannten Außenohrsimulators
zur Simulation mittlerer Außenohrübertragungsfunktionen im Zeitbereich würde beispielsweise
darin bestehen, daß an Versuchspersonen gemessene Stoßantworten für alle Schalleinfallsrichtungen
geeignet gemittelt und abgespeichert werden, was zunächst einen, je nach gewünschter
Rasterung unter Umständen extrem hohen Speicherplatzbedarf benötigt. Das Ausgangssignal
wäre in einem solchen Fall die sogenannte Faltung des Eingangssignals mit den beiden
für die jeweilige Schalleinfallsrichtung gültigen Stoßantworten (für das linke und
das rechte Ohr). Eine derartige Signalverarbeitung in Echtzeit ist jedoch praktisch
unmöglich, da zumindest die zur Zeit erhältlichen Signalprozessoren nur mit erheblichem
Aufwand in der Lage sind, eine solche Verarbeitung durchzuführen. Aus dem gleichen
Grund scheidet auch die Möglichkeit aus, die sogenannte Fouriertransformation des
Eingangssignals vorzunehmen mit anschließender Multiplikation der entsprechenden Ubertragungsfunktionen
und Rücktransformation.
[0004] Herkömmliche Mischpultsysteme können zwar mit Hilfe der sogenannten Panoramaregler
einzelne Mikrofonsignale derart auf die beiden Kanäle einer stereofonen Ubertragung
verteilen, daß bei Wiedergabe über zwei Lautsprecher in typischer Stereoaufstellung
eine räumliche Verteilung von Hörereignissen zwischen den beiden Lautsprechern entsteht
(Summenlokalisation). Dieses Verfahren hat aber die Nachteile, daß
1. die Hörereignisse nur innerhalb des von der Lautsprecheraufstellung vorgegebenen
Raumwinkelbereiches liegen,
2. die Höhe des Hörereignisses häufig überhalb der Verbindungslinie zwischen den Lautsprechern
wahrgenommen wird und abhängig von der Position des Zuhörers zu den Lautsprechern
ist und daß
3. bei Kopfhörerwiedergabe in der Regel das Hörereignis im oder am Kopf des Zuhörers
auftritt, da dem Gehör ungewohnte bzw. unnatürliche Ohrsignale angeboten werden.
[0005] Aufgrund dieser erheblichen Probleme und des großen Aufwandes dann, wenn die Ohrsignale
für viele Schalleinfallsrichtungen reproduziert werden sollen, existiert bisher keine
praktisch brauchbare Realisierungsform eines sogenannten elektronischen Kunstkopfes
oder Außenohrsimulators.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, hier Neuland zu betreten und einen
Außenohrsimulator als sogenannten elektronischen Kunstkopf zu schaffen, der in der
Lage ist, ohne größeren Aufwand eine stufenlose Richtungseinstellung unter Berücksichtigung
der menschlichen Außenohrübertragungseigenschaften, und zwar nach Betrag und Phase
für alle Frequenzen zu liefern, und der dabei trotz des vereinfachten Aufbaus mit
besonders hoher Genauigkeit arbeitet, also die Simulation so durchführt, daß die Ubertragungseigenschaften
der elektroakustischen Ersatzschaltung des Außenohrs denen des menschlichen Außenohrs
bei Freifeldbeschallung praktisch identisch entsprechen.
Vorteile der Erfindung
[0007] Die Erfindung löst diese Aufgabe mit den kennzeichnenden Merkmalen des Hauptanspruchs
sowie den kennzeichnenden Merkmalen des ersten Vorrichtungsanspruchs und hat den Vorteil,
daß mit geringem Aufwand einer beliebigen Schalleinfallsrichtung im Freifeld entsprechende
Ohrsignale erzeugt werden können, die etwa einer Kopfhörerwiedergabe dienen können.
Hierdurch ist die Realisierung eines natürlichen Klangbildes möglich. Vorteilhaft
ist ferner, daß, obwohl, wie dem Fachmann bekannt, gerade Außenohrübertragungsfunktionen
besonders komplizierte Strukturen aufweisen, die für die praktische Realisierung des
erfindungsgemäßen Außenohrsimulators notwendige Schaltungsteile auf Laufzeiten, einfache
Filter, Hoch- und Tiefpässe gegebenenfalls Resonanzsysteme beschränkt sind. Dabei
lassen sich die für die Einstellung der Schaltungen beim Betrieb erforderlichen Parameter
wie Größe einer Laufzeit oder Grenzfrequenz eines Tiefpasses direkt mit Hilfe eines
Modells zur analytischen Beschreibung der Außenohrübertragungseigenschaften aus physikalisch
vorgegebenen geometrischen Abmessungen bestimmen. Es ändern sich für die verschiedenen
Schalleinfallsrichtungen außer den Laufzeiten nur wenige Filterparameter des durch
eine elektronische Schaltung dargestellten Modells des elektronischen Kunstkopfs.
Es ist daher möglich, durch Bestimmung nur weniger Parameter die Ubertragungsfunktion
für eine Schalleinfallsrichtung zu-simulieren, wobei es ferner möglich ist, zur Nachbildung
mittlerer Außenohrübertragungsfunktionen die Werte der gemittelten geometrischen Kenngrößen
fest zu programmieren, so daß man in weiterer, praxisgeeigneter Vereinfachung die
entsprechenden Steuerparameter von einer elektronischen Logikschaltung, Mikrorechner
oder Mikroprozessor direkt berechnet und an die steuerbaren Schaltungsblöcke jeweils
übergeben werden, die Einzelelemente des elektronischen Kunstkopfes simulieren. Dadurch
ist es möglich, ohne großen Speicherplatzbedarf beliebig feine Unterteilungen des
Winkelbereichs sowohl in der Horizontal- als auch in der Medianebene zu realisieren,
so daß für effektiv jede Schalleinfallsrichtung, auch und insbesondere in der Vertikalen
im Freifeld die entsprechenden Ohrsignale erzeugt werden können.
[0008] Der elektronische Kunstkopf entsprechend der Erfindung erzeugt dem Gehör vertraute
Ohrsignale, so daß einerseits die Im-Kopf-Lokalisation vermieden und andererseits
die Einstellung von beliebigen Hörereignisrichtungen möglich wird. Dies eröffnet völlig
neue Perspektiven nicht nur für die Kunstkopftechnik, sondern auch für die Mehrspuraufnahmetechnik.
In der Kunstkopftechnik ist es mit dem elektronischen Kunstkopf möglich, Signale von
Stützmikrofonen räumlich korrekt der kopfbezogenen Aufnahme zuzumischen. In der Mehrspuraufnahmetechnik
können durch Einsatz des elektronischen Kunstkopfes die Signale von Einzelschallquellen
so umcodiert werden, daß bei kopfbezogener Wiedergabe der gesamte, dem menschlichen
Gehör zur Verfügung stehende Bereich zur Erzeugung von Hörer-
eignissen ausgenutzt werden kann. Dabei kann die Hörereignisrichtung auch während einer
Aufnahme verändert werden, so daß Bewegungen einer Schallquelle simuliert werden können.
Die Lautsprecherkompatibilität des elektronischen Kunstkopfes ist vergleichbar mit
Kunstkopf-Aufnahmesystemen, da beide Systeme zueinander äquivalente Freifeldübertragungseigenschaften
aufweisen bzw. approximieren.
[0009] Weitere Verbesserungen und Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche
und in diesen niedergelegt. Hierbei ist besonders vorteilhaft, daß es möglich ist,
die fest gespeicherten geometrischen Kenngrößen auch abzuändern, wodurch sich dann
andere Außenohrübertragungsfunktionen nachbilden lassen. Über eine Schnittstelle kann
der erfindungsgemäße Außenohrsimulator ferner an einen externen Rechner angekoppelt
werden, so daß die individuellen Ubertragungsfunktionen von Versuchspersonen oder
aber auch die Auswirkung von Hörgeräten (HDO-Geräte, Im-Ohr-Geräte) , Anomalie der
Ohrmuschel oder Änderung der Trommelfellimpedanz elektrisch nachgebildet werden können.
Zeichnung
[0010] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird in
der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 ein stark schematisiertes Blockschaltbild des erfindungsgemäßen Außenohrsimulators,
aus dem auch die Unterteilung in richtungsabhängige Schaltungselemente und richtungsunabhängige
Schaltungselemente hervorgeht, die Fig. 2a und 2b den Verlauf einer entsprechend vorliegender
Erfindung simulierten Freifeld-Außenohrübertragungsfunktion (I) im Vergleich zu einer
gemessenen (II) über der Frequenz und die Kurvenverläufe (1), (2), ( 3 ) die Simulation
einzelner akustisch wirksamer Parameter, nämlich des Ohrkanals (Kurve 1), der Schulter-
und des Ohrmuschelrandes (Kurve 2) und des cavum conchae (Kurve 3);
Fig.3 ein detaillierteres Ausführungsbeispiel, noch immer in vereinfachter Form und
lediglich der richtungsabhängigen Elemente für einen Kanal (einkanaliges Blockschaltbild
des Außenohrsimulators - richtungsbestimmender Teil),
Fig.4 das Prinzipschaltbild einer praxisgerechten Ausführungsform unter Steuerung
der Parameter der jeweiligen Schaltungselemente durch ein Mikroprozessorsystem und
unter Beachtung gespeicherter gemittelter geometrischer Kenngrößen,
Fig.5 in größerem Detail eine mögliche Ausführungsform eines spannungsgesteuerten
Tiefpaß-/Hochpaß-Filters, wie er zur Realisierung des erfindungsgemäßen elektronischen
Kunstkopfs Verwendung finden kann,
Fig.6 das Blockschaltbild einer Interface-Schaltung zur Erzeugung von Steuerspannungen
für die einzelnen Schaltungsblöcke zur Veränderung von deren Parameter, unter der
Führung eines Mikroprozessors und
die Fig. 7 und 8 jeweils für zwei verschiedene Schalleinfallswinkel in Form von Diagrammen
den Verlauf von Freifeld-Außenohrübertragungsfunktionen (hier des linken Ohres) einer
individuellen Versuchsperson im Freifeld (Horizontalebene), wobei der dick durchgezogene
Kurvenverlauf die Rechnung anhand des durch die Erfindung realisierten Modells und
die gestrichelten Funktionen die Standardabweichung einer vorgegebenen Anzahl,von
Messungen an derselben Versuchsperson darstellen.
Beschreibung der Ausführungsbeispiele
[0011] Der Grundgedanke vorliegender Erfindung besteht darin, die physikalischen Ursachen
der Außenohrübertragungseigenschaften durch Unterscheidung und Rückführung auf vorgegebene,
anschließend vereinfachte akustische Elemente aufzuteilen, also beispielsweise Oberkörper,
Schulter, Kopf, Ohrmuschel mit cavum conchae-Höhlung, Ohrkanal und Trommelfell; alle
diese Körper üben entsprechend ihren geometrischen Abmessungen in Abhängigkeit der
Frequenz unterschiedliche Einflüsse auf die Außenohrübertragungseigenschaften aus,
wobei sich dann die resultierende Ubertragungsfunktion des Außenohrs aus den komplexen
Überlagerungen der von allen Teilkörpern verursachten Resonanzen, Reflektionen und
Beugungswellen zusammensetzt.
[0012] Richtungsabhängige Merkmale werden im wesentlichen von den Elementen, Oberkörper,
Schulter und Ohrmuschelrand bestimmt. Die prinzipielle Berechnung solcher Abhängigkeiten
ist zwar möglich (und zwar mit dem KIRCHHOFF'schen Beugungsintegrals, abgeleitet aus
dem GREEN'schen Satz), jedoch ungeeignet für eine anschauliche Darstellung, die aber
zur Beschreibung der mittleren Außenohrübertragungsfunktion und deren Simulation in
einem Modell, wie durch die Erfindung angestrebt, benötigt wird.
[0013] Es ist daher von Bedeutung, daß die Erfindung sich aus der Berechnung komplizierter
und aufwendiger Beugungsintregrale löst und Beugung und Reflektionan einem Körper
mit Mitteln der Systemtheorie beschreibt, was erst die technische Realisierung eines
elektronischen Außenohrsimulators ermöglicht, dann allerdings mit vergleichsweise
einfachen Mitteln.
[0014] Die Erfindung geht daher an die Lösung des Problems nicht empirisch heran, sondern
beginnt mit der Betrachtung und Zugrundelegung der mathematisch effektiv bestimmten,
komplexen Beugungs- und Reflexionsverhältnisse und der sich hierdurch ergebenden Ubertragungsfunktionen,
die durch analytische Betrachtung in ein (vereinfachtes) Modell überführt werden,
welches durch elektrische Schaltungen darstellbar ist, wobei beispielsweise Ohrmuschel
oder Kopf dann durch die zunächst mathematische Betrachtung der Überlagerung mehrerer
Beugungskörper in Form bestimmter Schaltungen dargestellt werden, wobei für die Gesamt-Außenohrübertragungsfunktion
eine komplexe Addition der jeweiligen reflektierten und gebeugten, durch die elektrischen
Schaltungsblöcke simulierten Schallanteile der entsprechenden Körperteile oder -bereiche
vorgenommen werden. Eine lagenunterschiedliche Ebene wird durch eine zusätzliche Laufzeit
berücksichtigt (Superpositionsprinzip).
[0015] Ohne daß die Beschreibung durch komplizierte mathematische Zusammenhänge überlastet
werden soll, was zum Verständnis der Erfindung auch nicht erforderlich ist, wird an
einem nachfolgenden Beispiel gezeigt, was hierunter zu verstehen ist. Um beispielsweise
die Ubertragungsfunktion des cavum conchae anzugeben - diese umfaßt Grundresonanzen
und ist, ebenso wie der Einfluß des Ohrkanals und der Trommelfellimpedanz in diesem
Fall richtungsunabhängig - kann das cavum conchae als ein System,bestehend aus mehreren
ineinander geschachtelten öffnungen aufgefaßt werden mit der folgenden Ubertragungsfunktion:

[0016] Diese Funktion umfaßt mit K
1 sogenannte Rayleigh-Struve-Funktionen und mitJ sogenannte Bessel'sche Funktionen,
wobei mit 1
n noch der Länge entsprechende Angaben und mit r
n dem Radius entsprechende Angaben von n-öffnungen zu verstehen sind, mit k = Wellenzahl
(Ω/c).
[0017] Eine solche Ubertragungsfunktion erfährt mit guter Näherung eine Approximierung durch
eine Laufzeit in Verbindung mit einem Resonanzsystem, wie folgt:

wobei V
n der Verstärkung, Q
n der Güte und f
on der Resonanzfrequenz der öffnung n entspricht und die Parameter des Resonanzsystems
- Resonanzfrequenz, Güte, Verstärkung - in einem funktionalen Zusammenhang zu den
geometrischen Abmessungen - Radius und Tiefe - der Ohrmuschelöffnungen stehen.
[0018] Die Erfindung basiert daher auf der Erkenntnis, daß die äußere, akustisch wirksame
Geometrie eines Menschen in einem mathematisch zumindest in guter Näherung beschreibbaren
Zusammenhang zur gemessenen Außenohrübertragungsfunktion steht. Ausgehend von mittleren
geometrischen Abmessungen kann daher auf diese Weise für jede Schalleinfallsrichtung
ohne zusätzlichen Aufwand eine mittlere Außenohrübertragungsfunktion bestimmt werden,
die in geeigneter Weise die für das menschliche Gehör erforderlichen Ubertragungseigenschaften,
da alle für die Signalanalyse-und Mustererkennungsprozesse im Gehör erforderlichen
Merkmale aufgrund des physikalischen Zusammenhangs von Außenohr und dessen Ubertragungseigenschaften
berücksichtigt werden, repräsentiert. Die Realisierung wird dann durch die Annahme
möglich, daß diese mathematisch beschreibbaren physikalischen Ursachen der Außenohrübertraqungseigenschaften
mit einem Modell, das auf aus der Nachrichtentechnik bekannten Systemen (Hoch- und
Tiefpässe, Laufzeitglieder, Resonanzelemente und dgl.) basiert, approximiert werden
können. Dieses Modell erlaubt, die Außenohrübertragungsfunktion für alle Schalleinfallsrichtungen
direkt anhand physikalischer Kenngrößen durch Variation weniger Parameter zu approximieren.
[0019] Das System Außenohr mit seinen richtungsabhängigen Ubertragungseigenschaften beschreibt
im nachrichtentechnischen Sinne die frequenzabhängigen Verzerrungen, die die Schallsignale
in Abhängigkeit der Schalleinfallsrichtung bei der Umcodierung in Ohrsignale für den
Nachrichtenempfänger "menschliches Gehör" erfahren.
[0020] Im folgenden soll anhand eines Beispiels, nämlich des Kopfes, der angenähert durch
einen Ellipsoid beschrieben werden kann, dargetan werden, wie Beugung und Reflexion
mit Hilfe eines Modells approximiert werden können.
[0021] Es wird hier zunächst verwiesen auf das in Fig. 3 gezeigte Blockschaltbild des richtungsbestimmenden
Teils eines Außenohrsimulators 10 - nur ein Kanal -, wobei unterteilt durch strichpunktierte
Linien die Approximation durch Schaltungsblöcke für den Bereich Kopf bei 10a, für
den Bereich Ohrmuschel bei 10b und für den Be--reich Schulter und Oberkörper bei 10c
dargestellt ist.
[0022] Basierend auf der Annahme, daß sich Beugung und Reflexion an einer kreisrunden Scheibe
beispielsweise sehr gut mit einem einfachen Modell approximieren lassen, welches aus
zwei Laufzeitgliedern und einem Tiefpaß besteht, (wenn man zunächst von einfachen
geometrischen Grundfiguren ausgeht) wird bei der Approximation des Kopfmodells davon
ausgegangen, daß der SchaDdruckverlauf in einem Punkt auf einen Ellipsoid als
Kopfnäherung in Abhängigkeit der Schalleinfallsrichtung durch die bei 10a angegebenen
Schaltungsblöcke eines Teilmodells approximiert werden kann, wobei die Parameter dieses
Modells in einem funktionalen Zusammenhang zu den geometrischen Abmessungen des betrachteten
Körpers stehen; sie berücksichtigen auch Spezialfälle wie Kugelkopf, Ellipse und kreisförmige
Scheiben. Dabei ist bei sämtlichen beispielsweise in Fig. 3 gezeigten Schaltungsblöcken
unter K ein Koeffizientenglied, mit T und beliebigem Index ein Laufzeitglied, mit
TP ein Tiefpaß und mit HP ein Hochpaß besteht. Der physikalische Bezug des bei 10a
für den Kopf repräsentativen Modells ist folgendermaßen. Zur direkt einfallenden Schallwelle
wird, abhängig vom Schalleinfallswinkel, das vom Ellipsoid (Kopf) reflektierte Schallfeld
zuaddiert, durch die Blöcke K und HP
1. Das von der Umrandung ausgehende Beugungsfeld wird in zwei Anteile aufgeteilt. Der
Zweig mit den Elementen K3, HP
3 und T
2 repräsentiert den dem Schallquellenort zugewandten Anteil der Beugungswelle, der
Zweig mit den Elementen K
2, HP
2, T
1 und TP den dem Schallquellenort abgewandten Teil. Die Grenzfrequenzen der Hoch- und
Tiefpässe, die Beträge der Laufzeit und die Koeffizienten bestimmen sich direkt aus
den Parametern Kopfgröße, Schalleinfallsrichtung und Position des Ohrkanaleingangs.
Wie für den Kopf läßt sich auch der Einfluß der Beugungskörper Schulter (mit den Elementen
K
S, HP
S, P
s und TP
S), Oberkörper (K
O' HP
O, T
O und TP
O) und -

[0023] Ohrmuschel (mit den Elementen K
a, T und TP
a sowie K
z, T
z) mit dem in Fig. 3 insoweit dann für die richtungsabhängigenElemente gezeigten Modell
hinreichend genau beschreiben.
[0024] Die auf der vorhergehendensei
te angegebene Tabelle betrifft durch Messung ermittelte geometrische Daten von sechs
Versuchspersonen, diese Daten können als geometrische Mittelwerte bei Bezugnahme der
Parameter der einzelnen Approximations-Elemente wie in Fig. 3 gezeigt, und der Berechnung
der Schaltungselemente zugrunde gelegt werden. Dabei können zur Nachbildung mittlerer
Außenohrübertragungsfunktionen die Werte der gemittelten geometrischen Kenngrößen,
wie weiter unten noch erläutert wird, fest programmiert werden.
[0025] Lediglich als Beispiel und nicht als die Erfindung einschränkend zu verstehen sind
im folgenden noch mathematische Zusammenhänge aufgeführt, die erkennen lassen, wie
die im Modell hier der Fig. 3 verwendeten Parameter (Koeffizient, Laufzeit, Hochpaß,
Tiefpaß) in einem insoweit jetzt vereinfachten, mathematischen Zusammenhang zu den
geometrischen Abmessungen (Parameter
*) der Tabelle auf Seite 12 stehen.
[0026] Ohrmuschel:






mit θ: Schalleinfallswinkel
r Hälfte des Parameters Nr. 24* a
rb: Hälfte des Parameters Nr. 25*
[0028] Zur vollständigen Beschreibung der strukturbestimmenden Merkmale muß noch der Einfluß
der richtungsunabhängigen Elemente Ohrkanal und carvum conchae Höhlung bestimmt werden.
Die Resonanzeigenschaft dieser Höhlung läßt sich sehr gut durch Bandpaßsysteme in
Form von Serienschwingkreisen approximieren. Die Parameter (Resonanzfrequenz, Güte
und Verstärkung) stehen ebenfalls in einem funktionalen Zusammenhang zu den geometrischen
Abmessungen der Höhlung. Der Ohrkanal kann als Rohr mit einer komplexen Abschußimpedenz,
der Trommelfellimpedanz, aufgefaßt werden. In guter Näherung wird dieses System durch
ein Modell, bestehend aus Laufzeit, Hochpaß und Koeffizient beschrieben.
[0029] Man gelangt dann mit diesen Überlegungen zu dem in der Fig. 1 dargestellten, stark
vereinfachten Blockschaltbild eines Außenohrmodells, wobei nur der linke Kanal angegeben
ist; die einzelnen Blöcke dieses Modells stehen, entsprechend der weiter vorn schon
erläuterten Verfeinerung nach Fig. 3, für die entsprechenden akustischen Elemente,
die in Fig. 1 auch angegeben sind und die grundsätzlich bei allen Menschen zu finden
sind,und die damit die überindividuellen Strukturen der Außenohrübertragungsfunktionen
festlegen. Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, das in Fig. 1 gezeigte Modell, wie
weiter vorn schon kurz erwähnt, in einen richtungsabhängigen Teil 12, der zur Simulation
der Richtcharakteristik des Außenohrs dient, und in einen richtungsunabhängigen Teil
13 zu unterteilen, der die Freifeld-Außenohrübertragungsfunktion simuliert. Über die
Ausgänge zur Freifeldsimulation können bei Wiedergabe über einen freifeldentzerrten
Kopfhörer Ohrsignale erzeugt werden, die den Ohrsignalen einer "mittleren" Versuchsperson
für die eingestellten Schalleinfallsrichtungen entsprechen. Der zweite Ausgang, in
Fig. 1 mit 14b bezeichnet,-14a ist der freifeldentzerrte Ausgang - dient zur Nachbildung
der Freifeld-Außenohrübertragungsfunktionen. Das vollständige, schematisch vereinfachte
Modell der Fig. 1 ist in den notwendigen Schaltungsteilen auf Laufzeiten, einfache
Filter, Allpässe und Addierer beschränkt - obwohl die Außenohrübertragungsfunktionen,
wie weiter vorn erläutert, zum Teil extrem komplizierte Strukturen aufweisen -, wobei
die Parameter der Schaltungsteile und -blöcke,wie Größe einer Laufzeit oder Grenzfrequenz
eines Tiefpasses oder dgl. sich direkt mit Hilfe eines Modells zur analytischen Beschreibung
der Außenohrübertragungseigenschaften aus physikalisch vorgegebenen geometrischen
Abmessungen, nämlich aus der weiter vorn angegebenen Tabelle bestimmen lassen, mit
der weiteren, ganz wesentlichen Folgerung, daß durch Variation oder Änderung solcher
oder jedenfalls vorgegebener Parameter der Schaltungsblöcke hier, und wie sofort zu
verstehen ist, vollständig kontinuierlich die Möglichkeit eröffnet wird, für jede
Schalleinfallsrichtung in Horizontal- und Medianebene die entsprechenden Ohrsignalc
zu erzeugen, so daß mit einem solchen elektronischen Kunstkopf ein System zur Verfügung
steht, das für beliebige Schalleinfallsrichtungen einer Freifeldbeschallung entsprechende
Ohrsignale bei
[0030] Kopfhörerwiedergabe erzeugt und die Realisierung eines besonders natürlichen, eindrucksvollen
Klangbilds ermöglicht. Dabei ist auch bei Lautsprecherwiedergabe analog zur Kunstkopftechnik
eine Verbesserung der Transparenz gewährleistet. Es ergeben sich daher nicht nur spezielle
Anwendungsbereiche in der Psychoakustik, auf die noch eingegangen wird, sondern es
eröffnen sich hierdurch speziell in der Tonstudiotechnik neue Möglichkeiten zur künstlerischen
Gestaltung einer Aufnahme.
[0031] Bei dem in Fig. 1 dargestellten Modell, welches lediglich für einen Kanal durch Schaltungsblöcke
zusammengefaßte Koeffizienten-, Tiefpaß-, Hochpaß-, Allpaß-, Bandpaß-, Addier-, Resonanzglieder
und ähnliches umfaßt, ändern sich außer den Laufzeiten für die verschiedenen Schalleinfallsrichtungen
nur wenige Filterparameter. Es ist daher auch möglich, durch die Bestimmung dieser
nur wenigen Parameter die übertragungsfunktion für eine Schalleinfallsrichtung zu
simulieren. Die einzelnen Schaltungsblöcke sind in Fig. 1 für den Kopfbereich mit
10a', für Ohrmuschel und -umrandung mit 10b' und für Schulter und Oberkörper mit 10c'
bezeichnet; ein die additive Überlagerung der jeweiligen komplexen Teilübertragungsfunktionen
bewirkendes Additionsglied trägt'das Bezugszeichen 15. Der Schaltungsblock des richtungsunabhängigen
Teils umfaßt die Bereiche Ohrkanal und cavum conchae und ist mit 16 bezeichnet.
[0032] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung bei vorliegender Erfindung besteht darin,
daß alle im Außenohrmodell auftretenden Laufzeiten in einen den Schaltungsblöcken
10a', 10b' und 10c' vorgeschalteten Grundlaufzeit-Schaltungsblock 17 zusammengefaßt
sind, der die erforderlichen Signalverzögerungen und Laufzeiten repräsentiert und
realisiert.
[0033] Da in diesem Zusammenhang die technische Realisation der Laufzeiten unter Verwendung
analoger Verzögerungsleitungen beispielsweise deshalb zu Problemen führen kann, weil
neben einem unzureichenden Nutz-/Störleistungsverhältnis Mischprodukte der Frequenzen
im hörbaren Frequenzbereich auftreten könnten, zieht die vorliegende Erfindung für
einen qualitativ hochwertigen Aufbau eine digitale Realisation der Laufzeiten in Betracht,
die im Grundsatz so erfolgt, daß alle den jeweiligen Teilmodellen oder Schaltungselementen-Ketten
zugeordneten Laufzeitglieder so wie in Fig. 1 dargestellt angeordnet werden, also
vor die einzelnen anderen Schaltungen gezogen werden, wodurch es möglich ist, mit
nur einer Analog/Digital-Umsetzung auszukommen. Im einzelnen wird für den Grundlaufzeit-Block
17 ein 16-bit A-D/Umsetzerverwendet, der mit einer Abtastrate von hier beispielsweise
44KHz, was hinreichend hoch ist, arbeitet. Die quantisierten Abtastwerte werden nach
der Umsetzung in ein Schieberegister eingelesen. Die Verzögerungszeit bestimmt sich
dann durch die von einem nachfolgend noch zu erläuterndem,eine zentrale Steuerung
der einzelnen Elemente bewirkendem Mikroprozessor gesteuerte Zeitdifferenz zwischen
Einschreiben und Auslesen verschiedener Speicherstellen. Aufgrund der kurzen Speicherzugriffszeiten
ist es während einer Abtastperiode möglich, alle Speicherstellen, die zur Laufzeitsimulation
benötigt werden (pro Kanal 8 Laufzeiten - es sind linker und rechter Kanal vorhanden)
auszulesen. Mit einem schnellen D-A/Umsetzer können die so verzögerten Abtastwerte
im Zeitmultiplexbetrieb wieder ausgegeben werden. Unter Zugrundelegung dieser Konzeption
sind dann nur ein oder zwei D-A/Umsetzer (für jeden Kanal ein Umsetzer) notwendig.
Die zur Simulation notwendigen Filter und Koeffizienten werden dann vorzugsweise mit
Hilfe von steuerbaren Operationsverstärkern realisiert, was weiter unten noch erläutert
wird. Eine digitale Filterrealisierung - beispielsweise mit schnellen Signalprozessoren
- liegt ebenfalls innerhalb des erfindungsgemäßen Rahmens, es empfiehlt sich jedoch,
jedenfalls derzeit insbesondere aus Kosten- und Aufwandsgründen hiervon noch Abstand
zu nehmen.
[0034] Es ist weiter vorn schon erwähnt worden, daß, wie die Darstellung der Fig. 1 zeigt,
der die Erfindung bildende elektronische Kunstkopf (Außenohrsimulator) vorzugsweise
unter einer zentralen Steuerung steht, was die praktische Handhabung entscheidend
vereinfacht; zu diesem Zweck ist ein Mikroprozessor 18 vorgesehen, in welchem beispielsweise
auch die Werte der gemittelten geometrischen Kenngrößen fest programmiert sein können,
die zur Nachbildung mittlerer Außenohrübertragungsfunktionen erforderlich sind. In
entsprechender Weise können dann vom Prozessor 18 die entsprechenden Steuerparameter
berechnet und direkt an die steuerbaren Schaltungsblöcke übergeben werden. Mit dieser
Methode lassen sich ohne großen Speicherplatzbedarf beliebig feine Unterteilungen
des Winkelbereichs in der Horizontal- und Medianebene realisieren, so daß für jede
Schalleinfallsrichtung im Freifeld die entsprechenden Ohrsignale erzeugt werden können.
Es ist dann zusätzlich möglich, die fest gespeicherten geometrischen Kenngrößen abzuändern,
wodruch sich auch andere Außenohrübertragungsfunktionen nachbilden lassen. Ferner
ist es möglich, über eine Schnittstelle den erfindungsgemäßen Außenohrsimulator an
einen externen Rechner zu koppeln; diese Möglichkeit ist in der detaillierteren Darstellung
der Fig. 4 mit 19 bezeichnet, wo, dem Mikroprozessor 18' zugeordnet,das Tastenfeld
eines externen Rechners, beispielsweise Personalcomputers, dargestellt ist.
[0035] Die geradezu verblüffende Sinulationsfähigkeit des erfindungsgemäßen Außenohrsimulators
läßt sich den beiden Diagrammdarstellungen der Fig. 2a und 2b entnehmen, wobei die
Fig. 2a eine entsprechend der Erfindung simulierte Freifeld-Außenohrübertragungsfunktion
(I) - hier ohne Oberkörper-Simulation - zeigt, im Vergleich zu einer effektiv gemessenen,
also empirisch ermittelten Ubertragungsfunktion, wie bei (II) gezeigt. Ergänzend hierzu
zeigt die Fig. 2b die Simulation einzelner, beispielsweise als Freifeld-Teilaußenohrübertragungsfunktionen
zu bezeichnender akustisch wirksamer Parameter, nämlich für den Bereich Ohrkanal bei
(1), den Bereich Schulter und Ohrmuschelrand bei (2) und das cavum conchae bei (3);
aus diesen beiden Teilverläufen setzt sich dann die Außenohrübertragungsfunktion (I)
der Abbildung 2a zusammen.
[0036] Wie weiter vorn schon erwähnt, stellen die einzelnen Schaltungselemente der Fig.
3 die Kopf-, Ohrmuschelumrandung- und Schulter/Oberkörper-Bereiche der Schaltungsblöcke
der Fig. 1 detaillierter dar, sie schließen sich an den mit digitalen Elementen realisierten
Grundlaufzeit-Block 17 an und enthalten jeweils einzelne, noch nicht erwähnte Additionsglieder
15a, 15b, 15c, 15d mit dem Endaddierglied 15' mit dem zu den richtungsunabhängigen
Elementen weiterführenden Ausgangsanschluß 20. Die Schaltungselemente der Fig. 3 stellen
den analogen Teil des mikroprozessorgesteuerten Außenohrsimulators dar, zur Realisation
der Koeffizienten, der Hoch- und Tiefpässe und der deren Ausgangssignale zusammenfassenden
Addierglieder.
[0037] Das detaillierte Ausführungsbeispiel der Fig. 4 stellt das Prinzipschaltbild einer
möglichen Realisierungsform eines Außenohrsimulators nach vorliegender Erfindung dar,
mit einem Bedienungs- und Eingabeelemente sowie Anzeigeelemente enthaltendem Block
21, zugeordnet dem Mikroprozessorsystem 18', dem ferner eine zentrale Zeitablaufsteuerung
22 zugeordnet oder in ihm enthalten ist. Der Mikroprozessor beeinflußt über die Vielfach-Verbindungsleitungen
23a, 23b die Parameter von hier beispielsweise vorhandenen acht analogen Schaltungskanälen
24, die mit ihren Ausgängen auf das Summationsglied 15'' arbeiten. Je nach Art und
Aufbau des Modells enthalten die analogen Schaltungskanäle 24 Tief- und Hochpaßfilter
24a, 24b erster bzw.dritter Ordnung, Bandpässe 24c und sogenannte Koeffizientenglieder
24d mit einer Verstärkung von - 1... + 1. Die Laufzeitglieder für die jeweiligen Kanäle
werden als digitale Verzögerungsleitungen realisiert und zu diesem Zweck so angeordnet,
daß nur eine A-D/Umsetzung an einem einen Eingangs-Tiefpaßfilter 25 nachgeschaltetem
Digitalisierungsblock 26 erforderlich ist. Nach der Umsetzung werden die quantisierten
Abtastwerte in einen frei adressierbaren Speicher 27 (Verzögerungsspeicher RAM) eingelesen.
Die sich zwischen Einlesen und Auslesen der Abtastwerte an verschiedenen Speicherstellen
ergebenden Verzögerungszeiten bestimmen die Zeitdifferenz, wobei die Länge des Registers
sich durch die maximal notwendige Verzögerungszeit bestimmt. Da ein Speicherzugriff
im Vergleich zu der schon erwähnten Abtastrate von vorzugsweise 44KHz sehr kurz ist,
können während einer Abtastperiode alle für die Simulation der verschiedenen Laufzeiten
notwendigen Abtastwerte hintereinander ausgelesen werden. Es ist daher mit Hilfe eines
entsprechend schnellen D-A/Umsetzers 26 möglich, die so erhaltenen Abtastwerte für
die unterschiedlichen Laufzeiten im Zeitmultiplexbetrieb wieder umzusetzen, wozu nach
einem Signalrückgewinnungsblock 28 schematisch ein von der zentralen Zeitablaufsteuerung
gesteuerter Zeitmultiplex-Umschalter 29 angedeutet ist, dessen Ausgänge mit den Eingängen
der verschiedenen Kanäle 24 verbunden sind. Durch die Kombination von analogen und
digitalen Schaltungsteilen ist einerseits eine problemlose Realisierbarkeit und andererseits
ein äußerst vielseitiges, qualitativ hochwertiges Simulationssystem für die Darstellung
von Außenohrübertragungsfunktionen erzielt. In Fig. 4 ist der beispielsweise rechte
Kanalbereich noch mit 30a, ein zugehöriger linker Kanalbereich mit 30b bezeichnet;
den Addiergliedern 15' ist noch ein Tiefpaß 31a, 31b jeweils nachgeschaltet, wobei
sich am Ausgang 32a des Tiefpasses 31a das rechte Ohrsignal und am Ausgang 32b des
Tiefpasses 31b das linke Ohrsignal abnehmen läßt.
[0038] Eine mögliche Realisierungsform eines beliebig als Tiefpaßfilter oder Hochpaßfilter
1. Ordnung auslegbaren Schaltungselements ist in Fig. 5 dargestellt; das Filter ist
mit Hilfe eines als steuerbarer Widerstand geschalteten sogenannten "Operational Transconductance
Amplifier - OTA" 33 aufgebaut, bei dem die Vorwärtssteilheit (Transconductance) der
Kehrwert der Verstärkung ist und mit Hilfe eines extern eingespeisten Gleichstroms
Ist einstellbar ist. Dabei ergibt sich je nach Einspeisungspunkt dieses Gleichstrom-Eingangssignals
für die Gesamtanordnung die Ubertragungsfunktion entweder eines Tiefpasses oder auch
eines Hochpasses. Dem OTA 33 ist ein normaler Operationsverstärker 34 noch nachgeschaltet;
der Steuerstrom ergibt sich durch den unteren Schaltungsteil, wobei die Steuerspannung
USt einem Operationsverstärker 35 zugeführt und über einen FET-Transistor 36 am Ausgang
zum OTA 33 gelangt; wesentlich sind lediglich noch ein am Rückführungszweig liegender
Kondensator C und die in der Eingangsbeschaltung zum invertierenden Anschluß liegenden
Widerstände R3 und R4, an eine Rückführleitung 37 angeschlossen. Eine zum Steuerstrom
Ist proportionale Grenzfrequenz ergibt sich dann bei einer solchen Schaltung beispielsweise
aus folgender Formel

[0039] Insgesamt ergibt sich durch eine solche Schaltung der Fig. 5 ein spannungsgesteuertes
Tiefpaß/Hochpaß-Filterelement.
[0040] Bei der Schaltung der Fig. 6 handelt es sich um ein Blockschaltbild einer Interface-Schaltung
zur Erzeugung der Steuerspannungen U
St. die sich am Ausgang 38 der Schaltung abnehmen lassen und für die Parametereinstellung
der Filter und Koeffizientenglieder benötigt werden. Der Mikroprozessor 18' (Fig.
4) schreibt das Parameter-Datenwort über eine Daten-Bus-Leitung 39 in ein Datenregister
40. An dessen Ausgängen wird das Datenwort von einem Digital-/ Analog-Umsetzer 41
mit nachgeschaltetem Stromspannungswandler 42 in eine Spannung von beispielsweise
0 ... -10 V umgesetzt. Über ein von der gleichen Daten-Bus-Leitung 39 angesteuertes
Adressregister 43 wird ein Kanal eines dem Strom/Spannungswandler 42 nachgeschalteten
Analog-Multiplexers 44 adressiert und somit die erzeugte Spannung zu einer entsprechenden
Ausgangs-Speicherschaltung (Sample + Hold) durchgeschaltet, wobei für jedes jeweils
zu steuernde Filterelement eine solche S + H-Schaltung 45 vorgesehen ist. Die Sample
+ Hold-Schaltung 45 besteht lediglich aus einem Speicherkondensator C und einem sehr
hochohmigen Spannungsfolger 46 als Operationsverstärker. Ist der Kondensator C aufgeladen,
so wird der Kanal mit einem Inhibit-Signal, das vom Adressregister 43 ausgegeben wird,
wieder abgeschaltet. Der gesamte Vorgang läuft in der gleichen Weise zyklisch bei
allen anderen Kanälen ab. Auf diese Weise werden die Spannungen an den Halte-Kondensatoren
C jeweils wieder aufgefrischt. Eine noch vorhandene Dekodierlogik 47 erzeugt mit Hilfe
von Adress-Bus-Eingangsleitungen 48 und Steuer-Bus-Eingangsleitungen 49 vom Mikroprozessorsystem
18' die Ladeimpulse für die beiden Register 43 und 40.
[0041] Die Fig. 7 und 8 zeigen schließlich in Form von Diagrammen für zwei verschiedene
Richtungen (0° bzw. 270°) die Freifeld-Außenohrübertragungsfunktionen des linken Ohrs
einer individuellen Versuchsperson im Freifeld (Horizontalebene) , wobei die durchgezogene
Linie durch Rechnung entsprechend dem Gegenstand vorliegender Erfindung (Modell) und
die beiden, diese durchgezogene Linie gestrichelt oben und unten umgebenden Kurvenverläufe
die Standardabweichung bei sechs Messungen an derselben Versuchsperson darstellen;
man erkennt, wie hochgenau durch die vorliegende Erfindung das gesteckte Ziel eines
elektronischen Kunstkopfes realisiert werden konnte.
[0042] Besonders geeignete Anwendungsbereiche für den erfindungsgemäßen elektronischen Kunstkopf,
der anstelle des natürlichen Außenohrs die Transformation von Schallsignalen und Ohrsignalen
durchführt,liegen, unter anderem auf den folgenden drei Gebieten:
1. in der psychoakustischen Forschung zur leichten Realisation von speziellen Außenohrübertragungseigenschaften,
z.B. zur Simulation einer Hörgeräteversorgung. Da die Möglichkeit besteht, einzelne
Parameter in kürzester Zeit einfach zu ändern, kann beispielsweise der Einfluß von
Hörgeräten oder die Auswirkungen von ein- und beidohriger Hörgeräteversorgung einfach
simuliert werden;
2. im medizinisch-diagnostischen Bereich zur Überprüfung des Richtungshörvermögens
oder der Sprachverständlichkeit in störschallerfüllter Umgebung. So sind Hörtests,
insbesondere Richtungshörtests mit dem erfindungsgemäßen Gerät unter Freifeldbedingungen
möglich ohne die Notwendigkeit, einen reflexionsarmen Raum vorzusehen, und ohne großen
apparativen Aufwand;
3. im tontechnischen Bereich zur synthetischen Erzeugung einer kopfbezogenen Aufnahme,
wobei es möglich ist, Signale für beliebige Schalleinfallsrichtungen etwa Kunstkopfaufnahmen
oder dgl. zuzumischen.
[0043] Alle in der Beschreibung, den nachfolgenden Ansprüchen und der Zeichnung dargestellten
Merkmale können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination miteinander erfindungswesentlich
sein.
1. Elektroakustisches Simulationsverfahren zur Nachbildung von dem menschlichen Außenohr
bei Freifeldbeschallung entsprechenden Übertragungseigenschaften, dadurch gekennzeichnet,
daß strukturbestimmende Merkmale von Außenohrübertragungsfunktionen durch Beschreibung von einzelnen akustisch wirksamen Elementen ermittelt
und unter Zugrundelegung eines mindestens die Elemente Kopf- und Ohrmuschel umfassenden
Modells für jedes Element durch Approximation jeweils komplexer Außenohr-Ubertragungsteilfunktionen
nach Betrag und Phase entwickelt und durch die Reihen- und Parallelschaltung von Hochpässe,
Tiefpässe, Allpässe, Baßpässe, Resonanzsysteme, Addierer, Laufzeiten enthaltenden
elektrischen Schaltungsblöcken realisiert werden,wobei Parameter (Laufzeiten, Grenzfrequenzen)
der Teilmodelle bzw. des Modells zur analytischen Beschreibung der Außenohr-Ubertragungseigenschaften
aus physikalisch vorgegebenen, vorzugsweise gemittelten geometrischen Abmessungen
bestimmt sind und beliebige Schalleinfallsrichtungen kontinuierlich durch zusätzliche
Verstellung der Parameter der die elektrischen Schaltungsblöcke bildenden Teilschaltungen
realisiert werden.
2. Vorrichtung zur elektroakustischen Nachbildung des menschlichen Außenohrs (Freifeld-Außenohrsimulator
oder elektronischer Kunstkopf), mit den Ubertragungseigenschaften des menschlichen
Außenohrs bei Freifeldbeschallung entsprechenden Ubertragungseigenschaften, dadurch
gekennzeichnet, daß die gesamten physikalisch akustischen Ursachen des Außenohrs,
des Kopfes, des Oberkörpers, des Ohrmuschelrandes, der Ohrmuschel, des Gehörkanals,
des Trommelfells u.dgl. durch einfache Teilmodelle mathematisch dargestellt und in
Form von Schaltungselemente wie Hochpässe, Tiefpässe, Allpässe, Bandpässe, Resonanzsysteme,
Addierer, Laufzeitenglieder u.dgl. enthaltende elektrische Schaltungen approximiert
werden, wobei die Schaltungen oder Schaltungsblöcke der Teilmodelle additiv überlagert
werden.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schaltungsblöcke und
Schaltungselemente in einen richtungsabhängigen Teil (12) und einen sich daran anschließenden
richtungsunabhängigen Teil (13) aufgeteilt werden, wobei die Laufzeiten aus den Schaltungselementen
des richtungsabhängigen Teils herausgezogen und einem vorgeschalteten Grundlaufzeitblock
(17) zugeordnet sind .
4. Vorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß jeder für sich
eine vorgegebene Anzahl von Schaltungseinzelelementen (Hochpässe.24b, Tiefpässe 24a,
Bandpässe 24c, Koeffizientenglieder 24d) je nach Modell in vorgegebener Anzahl nach
Art und Reihenfolge in Parallel-und Reihenschaltung enthaltender Schaltungsblock für
den Kopfbereich (10a') für den Ohrmuschelumrandungsbereich (l0b') und für Schulter-und
Oberkörperbereich (10c') die Ausgänge der einzelnen Schaltungselemente über Addierglieder
(15a,15b,15c,15d) verbindet und einem Endaddierglied (15') zuführt, an welches sich
der Ohrkanal und cavum conchae umfassende Schaltungsteilbereich (16) anschließt.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Parameter
der einzelnen Schaltungselemente (Hochpässe 24b, Tiefpässe 24a, Bandpässe 24c, Koeffizientenglieder
24d, Laufzeiten) aus physikalisch vorgegebenen, gemittelten geometrischen Abmessungen
bestimmt sind und daß mindestens bestimmte Schaltungselemente Parameter-Verstelleinrichtungen
umfassen zur kontinuierlichen Erzeugung von jeder Schalleinfallsrichtung im Freifeld
entsprechenden Ohrsignalen.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß zur Darstellung
der Verzögerungszeiten (Grundlaufzeiten) digitale Verzögerungsleitungen vorgesehen
sind.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß zur digitalen Laufzeitbildung
lediglich ein Analog/Digitalumsetzer (26) vorgesehen ist, aus welchem die quantisierten
Abtastwerte des analogen Eingangssignals in ein Schieberegister (27) eingelesen werden,
derart, daß die zwischen Einlesen und Auslesen der Abtastwerte an verschiedenen Speicherstellen
sich ergebenoe Zeitdifferenz die jeweilige Verzögerungszeiten bestimmt.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Schieberegister
ein frei adressierbarer Verzögerungsspeicher (RAM 27) ist.
9. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß zur Einstellung der jeweiligen Steuerparameter der einzelnen Schaltungselemente
der jeweiligen Schaltungsblöcke eine zentrale Steuer- und Speicherschaltung (Mikroprozessorsystem
18') vorgesehen ist, der die jeweils gewünschten Schalleinfallsrichtungen zur Bestinmung
der Steuerparameter von außen zuführbar sind.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß dem
Mikroprozessorsystem (18') eine zentrale Zeitablaufsteuerung (22) zugeordnet ist,
die den Digitalisierungsablauf des zugeführten analogen Eingangssignals, die Zeitdifferenzbestimmung
zur Laufzeiterzeugung am Verzögerungsspeicher sowie die Signalrückgewinnung bestimmt
un einen nachgeschalteten Signalmultiplexer (29) derart ansteuert, daß den jeweiligen,
die Schaltungselemente enthaltenden Kanäle (24) des nachfolgenden analogen Schaltungstells
die jeweils zugeordneten Laufzeiten zugeführt sind.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß ein
spannungsgesteuertes Tiefpaß/Hochpaßfilter mit einstellbarer Grenzfrequenz (f ) vorgesehen
ist, dem zur Änderung seiner Ubertragungseigenschaften eine Steuerspannung zuführbar
ist.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß eine
vom Mikroprozessor(18')gesteuerte Vorrichtung zur Erzeugung der den jeweiligen Schaltungselementen
zur Parameterbestimmung zuzuführenden Steuerspannungen vorgesehen ist, mit einem Adressen-
und einem Datenregister (43, 40), einem nachgeschalteten Digital-/Analogwandler (41)
und einem vom Adressregister (43) gesteuerten Multiplexer (44), der die jeweilige
Ausgangssteuerspannung jedem elektrischen Schaltungselement zugeordneten Sample-and-Hold-Schaltungen
(45) zuführt.