[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Sanierung von Stützmauern mit dahinterliegendem
Erdreich durch Einpressen einer Mörtelmasse.
[0002] Es ist bekannt, aus Mauerwerk bestehende Stützmauern durch Einpressen einer üblicherweise
aus Trass-Kalk-Zement bestehenden Mörtelmasse in die Mauerwerksfugen zu festigen.
Die eingepreßte Mörtelmasse, die aus den Mauerwerksfugen an der Vorderseite und/oder
der Rückseite der Stützwand auch austreten kann, dient hierbei nur dazu, einen festen
Verbund des Mauerwerks wieder herzustellen.
[0003] Alte Stützmauern sind in vielen Fällen zwar als Schwergewichtsmauern angelegt worden,
jedoch reicht die dabei vorgesehene Querschnittsverbreiterung der Stützmauer nach
unten nicht aus, um allein durch die Schwergewichtswirkung das dahinter anstehende
Erdreich abzufangen. Ein statischer Nachweis der Standsicherheit derartiger Stützmauern
kann deshalb nicht erbracht werden.
[0004] Für solche Stützmauern läßt sich durch die bekannten Sanierungsmaßnahmen, mit denen
nur ein fester Mauerwerksverbund wieder hergestellt wird, keine ausreichende und statisch
nachprüfbare Standsicherheit erreichen. Erschwerend kommt noch hinzu, daß solche alten
Stützmauern mit einem für die Schwergewichtswirkung unzureichenden Mauerquerschnitt
in vielen Fällen ohne Fundament errichtet wurden. Eine ausreichende Standsicherheit
einer derartigen Stützmauer kann nur dadurch erreicht werden, daß der Erddruck durch
eine Winkelstützmauer abgefangen wird, die entweder hinter der vorhandenen alten Stützmauer
errichtet wird oder an deren Stelle tritt und abschließend an der Maueraußenseite
mit Steinen der alten Stützmauer verblendet wird. Derartige Sanlerungsmaßnahmen sind
nicht nur mit sehr hohen Kosten verbunden sondern erfordern auch größere Aushubarbeiten
an der Mauerrückseite, die aber ausgeschlossen sind, wenn sich dort Gebäude, Friedhöfe
od. dgl. befinden.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren der eingangs genannten Art zu schaffen,
das es ermöglicht, Stützmauern , die einen als Schwergewichtsmauer unzureichenden
Querschnitt aufweisen, so zu sanieren, daß ohne Abtrag des Mauerwerks und ohne Aushubarbeiten
an der Mauerrückseite eine statisch nachprüfbare, ausreichende Standsicherheit als
Schwergewichtsmauer erreicht wird.
[0006] Diese Aufgabe wir durch die folgenden Verfahrensschritte gelöst:
a) am Fuß der Stützmauer wird mindestens eine Ablaufbohrung und im Abstand darüber
mindestens eine Spülbohrung durch die Stützmauer gebohrt;
b) durch die Spülbohrung wird mindestens eine Spüldüse bis in den Bereich hinter der
Stützmauer eingeführt;
c) durch die Spüldüse wird mittels Hochdruck-Wasserstrahlen ein Hohlraum an der Mauerrückseite
im Erdreich ausgespült;
d) die Mauerrückseite wird durch Hochdruck-Wasserstrahlen gereinigt;
e) der Hohlraum wird durch Einpressen der Mörtelmasse gefüllt.
[0007] Das hinter der Stützmauer anstehende Erdreich wird dabei nur im unteren Bereich der
Stützmauer ausgespült, wobei zugleich die Mauerrückseite intensiv gereinigt wird.
Hinter der Mauerkrone bleibt das Erdreich vollständig stehen. Der so gebildete Hohlraum
wird mit Mörtelmasse gefüllt,die von rückwärts teilweise in die Mauerfugen der Stützmauer
eindringt und dadurch eine innige Verbindung mit der Stützmauer herstellt. Man erhält
auf diese Weise einen zusammenhängenden Mauerwerkskörper, dessen Querschnitt im unteren
Bereich nach hinten in das Erdreich hinein so erweitert ist, daß eine echte Schwergewichtsmauer
entsteht, die auch bei fehlendem Fundament einer statischen Nachprüfung standhält.
[0008] Das Verfahren wird zweckmäßig abschnittsweise durchgeführt, um zu verhindern, daß
an der Mauerrückseite zu große Hohlräume bestehen, bevor diese verfüllt werden.
[0009] Vorteilhafterweise wird im Abstand oberhalb der Spülbohrung mindestens eine Entlüftungsbohrung
durch die Stützmauer gebohrt. Die Entlüftungsbohrung erleichtert nicht nur das Verfüllen
des Hohlraums, sondern läßt durch austretendes Mörtelmaterial auch erkennen, wann
der Hohlraum vollständig gefüllt ist.
[0010] Da bei zu sanierenden alten Stützmauern in den meisten Fällen keine sicheren Informationen
über den Mauerquerschnitt vorliegen, ist es zweckmäßig, vor Ausführung des Verfahrens
mehrere horizontale Kernbohrungen zur Bestimmung der Mauerdicke vorzunehmen. Danach
kann die erforderliche Verstärkung und somit die Größe des auszuspülenden Hohlraums
statisch bestimmt werden.
[0011] Durch die Spülbohrung kann ein Endoskop eingeführt werden, um den ausgespülten Hohlraum
hinsichtlich seiner Größe und seiner Beschaffenheit zu kontrollieren, bevor die Mörtelmasse
eingebracht wird.
[0012] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des Erfindungsgedankens sind Gegenstand weiterer
Unteransprüche.
[0013] Die Erfindung wird nachfolgend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert, das
in der Zeichnung dargestellt ist. Es zeigt:
Fig. 1 eine zu sanierende Stützmauer aus Naturstein-Mauerwerk im Querschnitt,
Fig. 2 die Stützmauer nach Fig. 1 nach dem Einbringen von Bohrungen,
Fig. 3 die Stützmauer nach Fig. 1 nach dem Ausspülen eines Hohlraums an der Mauerrückseite,
Fig. 4 die Stützmauer nach Fig. 1 während des Einpressens der Mörtelmasse in den Hohlraum
und
Fig. 5 die Stützmauer nach Fig. 1 nach dem Füllen des Hohlraums.
[0014] Durch die in Fig. 1 im Querschnitt dargestellte, zu sanierende Stützmauer 1, hinter
der Erdreich 2 ansteht, werden zunächst mehrere Kernbohrungen 3 gebohrt, um den jeweiligen
Mauerwerks-Querschnitt festzustellen. Dabei ergibt sich in der Regel, daß der Mauerwerksquerschnitt
für eine Schwergewichtsmauer, deren Standsicherheit statisch nachweisbar sein soll,
zu gering ist. Rechnerisch ergibt sich ein erforderlicher Querschnitt für eine Schwergewichtsmauer,
der in Fig.1 mit gestrichelten Linien 4 angedeutet ist.
[0015] Am Fuß der Stützmauer 1 wird mindestens eine Ablaufbohrung 5 ausgeführt, die ein
leichtes Gefälle nach außen hat. Im Abstand oberhalb der Ablaufbohrung 5 wird mindestens
eine Spülbohrung 6 eingebracht, vorzugsweise horizontal oder mit leichtem Gefälle
nach hinten. Oberhalb der Spülbohrung 6 und im Abstand zu dieser wird mindestens eine
Entlüftungsbohrung 7 gebohrt.
[0016] Alle Bohrungen 5, 6 und 7 reichen bis zur Mauerrückseite und werden beispielsweise
mit einem Durchmesser von 55 mm ausgeführt. Die Anzahl, Lage und Abstand der Bohrungen
5, 6 und 7 richten sich nach den jeweiligen örtlichen Erfordernissen.
[0017] Da bei alten Naturstein-Stützmauern die Mauerwerksfugen in den meisten Fällen durchlässig
sind, wird das Mauerwerk vor Beginn der Arbeiten durch maschinelle Trass-Kalk-Mörtelverfugung
wahlweise steinsichtig abgedichtet.
[0018] Durchdie Spülbohrung 6 (Fig. 2) wird eine Lanze 8 eingeführt, die an ihrem vorderen
Ende z. B. eine drehbare Spüldüse 9 trägt (Fig. 3).
[0019] Beispielsweise kann die Lanze 8 einen drehbaren Düsenkörper mit mehreren Düsenöffnungen
aufweisen. Stattdessen können auch eine oder mehrere fest an der Lanze 8 angebrachte
Spüldüsen(zielgerichtete Wechselspüldüsen) vorgesehen werden. Durch die Lanze 8 wird
unter hohem Druck von bis zu 900 bar stehendes Wasser zugeführt, das aus den Düsenöffnungen
austritt. Durch die Hochdruck-Wasserstrahlen wird das Erdreich 2 im Bereich um die
Spüldüse 9 ausgespült, so daß ein Hohlraum 12 entsteht. Das Wasser und das abgespülte
Erdreich gelangen durch die Ablaufbohrungen 5 zur Vorderseite der Stützmauer 1. Die
Hochdruck-Wasserstrahlen bewirken auch eine intensive Reinigung der Rückseite der
Stützmauer 1 im Bereich des Hohlraums 12.
[0020] Nach Beendigung des Spülvorgangs kann anstelle der Lanze 8 ein (nicht dargestelltes)
Endoskop mit einer Beleuchtungseinrichtung in den Hohlraum 12 eingeführt werden, um
die Lage und Größe des Hohlraums 12 zu kontrollieren.
[0021] Nachdem die Ablaufbohrungen 5 durch Trass-Kalk-Mörtel verschlossen sind, wird in
die Spülbohrung 6 eine Injektionslanze 13 eingeführt und der Hohlraum 12 wird durch
Einpressen einer fließfähigen Trasszement-Mörtelmasse 14 gefüllt, bis die Mörtelmasse
durch die Entlüftungsbohrungen 7 austritt. Der dabei angewandte Preßdruck bewirkt,
daß die Mörtelmasse 14, die bei der Darstellung nach Fig. 4 den Hohlraum 12 noch nicht
vollständig füllt, von der Rückseite her teilweise auch in die Stützmauer 1 eindringt,
wie in Fig. 5 angedeutet ist. In das noch frische Verpressmaterial können Ankerstahlstäbe
16 (Fig. 5) durch die Spülbohrungen 6eingetrieben werden, um eine noch bessere Verankerung
zwischen der Stützmauer 1 und der Mörtelmasse 14 zu erreichen.
[0022] Der Mörtelmasse 14 können zur Verbesserung der Druck- und Zugfestigkeit sowie für
ein verbessertes elastisches Verhalten wahlweise Stahlfasern oder Kunststoff-Fasern
beigemischt werden.
[0023] Die Mörtelmasse 14 bildet nach dem Abbinden mit der ursprünglichen Stützmauer 1 zusammen
eine Schwergewichts-Stützmauer, deren Querschnitt so ist, daß die Standfestigkeit
auch statisch nachgewiesen werden kann. Zur Bestimmung des erhaltenen Mauerquerschnitts
können anschließend horizontale Kontroll-Kernbohrungen 15 vorgenommen werden.
[0024] Das beschriebene Verfahren schafft die Möglichkeit, mit verhältnismäßig geringem
Aufwand und geringen Kosten das Prinzip der Schwergewichtsmauer bei zu geringem Mauerquerschnitt
an alten Naturstein-Stützmauern herzustellen und einen sicheren statischen Nachweis
der Standsicherheit zu ermöglichen.
1. Verfahren zur Sanierung von Stützmauern mit dahinter liegendem Erdreich durch Einpressen
einer Mörtelmasse, gekennzeichnet durch die folgenden Verfahrensschritte:
a) am Fuß der Stützmauer (1) wird mindestens eine Ablaufbohrung (5) und im Abstand
darüber mindestens eine Spülbohrung (6) durch die Stützmauer gebohrt;
b) durch die Spülbohrung (6) wird mindestens eine Spüldüse (9) bis in den Bereich
hinter der Stützmauer eingeführt;
c) durch die Spüldüse (9) wird mittels Hochdruck-Wasserstrahlen ein Hohlraum (12)
an der Mauerrückseite im Erdreich (2) ausgespült;
d) die Mauerrückseite wird durch die Hochdruck-Wasserstrahlen gereinigt;
e) der Hohlraum (12) wird durch Einpressen der Mörtelmasse (14) gefüllt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verfahrensschritte a)
- e) in weiteren Abschnitten der Stützmauer (1) wiederholt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Abstand oberhalb der
Spülbohrung (6) mindestens eine Entlüftungsbohrung (7) durch die Stützmauer gebohrt
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß vor dem Verfahrensschritt
a) mehrere horizontale Kernbohrungen (3) zur Bestimmung der Mauerdicke vorgenommen
werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Verfahrensschritt
b) durch die Spülbohrung (6) ein Endoskop eingeführt wird zur Kontrolle des ausgespülten
Hohlraums (12).
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Verfahrensschritt
e) und dem Abbinden der Mörtelmasse (14) Kontrollbohrungen (15) durch die Stützmauer
(1) und die Mörtelmasse (14) gebohrt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Einpressen der Mörtelmasse
(14) durch die Spülbohrung (6) erfolgt und daß die Ablaufbohrungen (5) vorher verschlossen
werden.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Mauerwerksfugen an der
Vorderseite der Stützmauer (1) vor den Verfahrenaschritten a) - e) durch maschinelle
Trass-Kalk-Mörtel-Verfugung verschlossen werden.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet daß für den Verfahrensschritt
e) ein fließfähiger Trass-Kalk-Mörtel verwendet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine auf der Lanzenspitze
frei drehbare Spüldüse (9) verwendet wird.
11. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Verfahrensschritt
e) Ankerstahlstäbe (16) durch die Spülbohrungen (6) in die Mörtelmasse (14) eingetrieben
werden.
12. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Mörtelmasse (14) vor
der Injektion Stahlfasern oder Kunststoff-Fasern beigemischt werden.