[0001] Verfahren zum Herstellen eines beflockten Textilflächengebildes und flexibles Textilflächengebilde
[0002] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines beflockten, porösen Textilflächengebildes,
das aus einer Klebstoffschicht und einer Kurzfaserschicht (Flock) besteht. Hergestellt
wird das Textilflächengebilde, indem eine Klebstoffschicht von einer Trägerfläche
nicht haftend aufgenommen und elektrostatisch beflockt wird. Dieses Flächengebilde
wird getrocknet und anschließend fixiert. Im gereinigten Zustand wird es von der Trägerfläche
getrennt und liegt als sich selbsttragendes Textilprodukt zur Weiterverwendung vor.
[0003] Flächengebilde aus Klebstoff und Kurzfasern auf einer Trägerfläche herzustellen,
ist nach DE PS 10 81 857 bekannt. Dabei wird ein gleichförmiger, kontinuierlicher
Klebstoffilm aus geringviskosem Kunststoff, Harz, Kautschuk oder Mischpolymerisat
in Form einer flüchtigen organischen Lösungsmittellösung auf eine Trägerfläche aufgebracht,
beflockt und nach dem Beflocken getrocknet, so daß das Lösungsmittel verdampft. Das
erhaltene textile Flächengebilde ist leicht und porös und zeigt eine samtartige Oberfläche.
In zusätzlichen Behandlungsstufen mit Hilfe von Kleber und Florlage kann es auch eine
florartige Oberfläche erhalten.
[0004] Textile Flächengebilde, bestehend aus Substrat, Kleber und Kurzfasern, mit samtartiger
Oberfläche herzustellen, ist nach DE-PS 832 112 bekannt. Die Fasern werden dabei an
bestimmten Stellen in ihrer Neigung durch Kippen infolge Luftstrahlbehandlung geändert.
Dadurch werden hellere und dunklere Effekte in der samtartigen Oberfläche erzielt.
[0005] Textile Flächengebilde, die mit Kurzfasern (Flock) versehen sind, werden nach Handbuch
"Die textilen Rohstoffe", E. Wagner, 6. Auflage 1981, Seite 159, als Wildleder-, Samt-,
Plüsch- und Fellimitationen, als Velourpapiere, Kunstleder, u.a. Florprodukte hergestellt.
Dabei dient ein Substrat in Form von Gewebe, Gewirke oder Papier als Kleber und Flock
tragendes Produktbestandteil.
[0006] Ziel der Erfindung ist es, ein substratloses, eine Flockschicht aufweisendes Textilflächengebilde
herzustellen, das hinsichtlich seiner Gebrauchstüchtigkeit verbesserte Eigenschaften
aufweisen und des weiteren bezüglich seiner textilen Oberfläche ein veredeltes, flanellartigen
Charakter aufweisendes Aussehen erhalten soll. Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde,
das Textilflächengebilde aus handelsüblichen Klebstoffen und Kurzfasern herzustellen
und dabei die gewünschten Eigenschaften durch die genannten Ausgangsstoffe und durch
eine Veredelung in einer weiteren Behandlungsstufe einfach und kostengünstig zu erzielen.
[0007] Erfindungsgemäß wird dies dadurch erreicht, das ein aus einer wäßrigen polymeren
Luftschaumdispersion und Kurzfasern (Flock) erhaltenes Flächengebilde nach dem Beflocken
zusätzlich kalandriert wird. Ein in einer Dünnschicht auf eine Trägerfläche kontinuierlich
aufgegebener wäßriger Dispersionskleber in Luftschaumform wird in der Beflockungsstufe
mit Kurzfasern beflockt und wird als angetrocknetes, mit einer dichten Flockschicht
aus im wesentlichen aufrechtstehenden Fasern verbundenes, noch nicht ausgehärtetes
textiles Flächengebilde durch den Walzenspalt eines Kalanders bewegt und dabei auf
eine bestimmte, wählbare Dicke zusammengepreßt. Im wesentlichen wird dabei eine gleichmäßige
Oberflächenverformung des Flocks erzielt.
[0008] Das kalandrierte Flächengebilde wird anschließend fixiert und auskondensiert, dann
vom Flocküberschuß gereinigt und von der Trägerfläche getrennt. Das so erhaltene textile
Flächenprodukt ist leicht, luftdurchlässig und bi-elastisch. Es weist eine Oberfläche
auf, die einem feinen Flanell gleichkommt. Dieses veredelte Aussehen wird durch das
Kalandrieren erzielt.
[0009] Es ist außerdem weich im Griff und sieht optisch voller aus, als es tatsächlich ist.
Es ist außerdem reinigungsbeständig. Aufgrund dieser Eigenschaften ist das textile
Flächenprodukt in vielen Bereichen vorteilhaft anzuwenden, so z.B. als Auskleidungsmaterial
in Taschen und Koffer, als Textiltapetenersatz in Räumen und als Innenverkleidung
in Fahrzeugen. Als weniger dekorativ ausgestattetes Material kann es in Fahrzeugen
und Maschinengehäusen, wie z.B. Schreib- oder anderen BUromaschinen oder Staubsauger
als schallbrechendes Material verwendet werden. Bei der Verwendung in Räumen kann
es wärmeisolierend und schallschluckend sein.
[0010] Dispersionsklebstoffe sind nach Kunststoff Handbuch Polyurethane Band 7, G. Oertel,
2. Auflage 1983, bekannt; vgl. Seite 591, beispielsweise Klebstoffe aus wäßrigen Polyurethandispersionen.
Vgl. auch Kapitel 11.7.4 Bekleidungsindustrie, insbesondere Verbunde mit Geweben und
Gewirken, u.a.O. für ganzflächige Beflockung, und Kapitel 11.7.5 Fahrzeugbau, insbesondere
Fahrzeugteile, z.B. Handschuhkasten, bezüglich dekorativer Beflockung.
[0011] Nach dem Herstellungsverfahren der vorliegenden Erfindung wird der Dispersionsklebstoff
derart mit der Flockschicht verbunden, daß die in den Kleber eindringenden Kurzfasern
die Klebschicht halten und verstärken und daß sie dabei von den in voller Dichte vorhandenen,
im wesentlichen aufrechtstehenden Kurzfasern selbst unterstützt werden. Dieser, in
seinem Kleberschichtbereich noch plastische, nicht auskondensierte, nicht abschließend
vernetzte, großzellige Schaumstoffbestandteil und die Kurzfasern des Flockbereichs
werden im Kalanderwalzenspalt zusammengepreßt und hierbei erhält im wesentlichen die
Flockoberfläche ihre über die gesamte Fläche reichende sehr gleichmäßige Oberflächenverformung.
Sie verleiht ihr hernach ein flanellartiges, gleichmäßig ungleichmäßiges Aussehen.
[0012] Dieses durch Kalandrieren behandelte Flächengebilde ergibt nach dem Trocknen und
Fixieren eine sehr leichte Warenbahn, die hoch luftdurchlässig und begrenzt bi-elastisch
ist und die eine Flockoberfläche in der vorbeschriebenen Art aufweist.
[0013] Nach einer weiteren Ausgestaltung kann das textile Flächengebilde nach dem Kalandrieren
in einer Prägestufe bevorzugt ein dekoratives Muster nach vorgegebenen, wählbar einzusetzenden
Prägehilfsmitteln erhalten. Es kann z.B. ein rustikales Gewebedessin erhalten. Die
Behandlung in Kalandrier- und Prägestufen ergibt ein textiles Flächengebilde, das
einen kombiniert aus Flachgewebe und Flanell ähnlichen Charakter aufweist.
[0014] Das Verfahren und daraus erhaltene textile Flächenprodukt nach Erfindung wird anhand
von Beispielen näher erläutert.
[0015] Die Zeichnung zeigt schematisch den Aufbau der Mittel zum Herstellen einer beflockten
Textilbahn mit Flanellaussehen.
[0016] Eine wäßrige polymere Schaumkleberdispersion mit einem Schaumgewicht von 100 bis
500 g/1 aus Polyurethan oder Acrylat wird durch eine Rakel lauf eine Trägerfläche
2 in Form eines nicht haftenden und hitzebeständigen Endlosbandes in einer Dicke des
Luftschaums von wahlweise 100 bis 1000 um aufgegeben. In einer Beflockungsstufe 3,
d.i. ein elektrostatisch aufgebautes Feld, werden elektrostatisch präparierte Kurzfasern
bekannter Art, z.B. Polyamid in einer Feinheit von wahlweise 1,7 bis 3,3 dtex und
wahlweise etwa 0,6 bis 1,0 mm Schnittlänge, in die Kleberschicht eingeflockt, so daß
die Kurzfasern mit ihren Enden von dem Klebermaterial zumindest teilweise umgeben
sind. Die Kleberschicht ist verhältnismäßig großzellig und die Schichtdicke ist sehr
gering. Der klebende Schaumstoff verbindet sich mit den in voller Dichte eingeflockten
Kurzfasern, wobei sich beide gegenseitig halten und die Fasern gewissermaßen die Klebermasse
verstärken. Das Aufrakeln und Beflocken erfolgen bei Raumtemperatur. Die beflockte
Bahn, die die Beflockungsstufe verläßt, ist weich, plastisch und viscoelastisch und
noch nicht ausgehärtet. Sie wird dann in einer ersten Trockenzone 4 je nach Art des
gewählten Schaumklebers entweder durch Hitze- oder Wärmebehandlung getrocknet, wobei
dem Kleberschaum das Wasser entzogen wird.
[0017] Diese Bahn wird dann durch den Walzenspalt eines Kalanders 5 geführt, unterliegt
hierbei einer Flächenpressung, durch die die Kurzfasern auf Druck und/oder Knickung
beansprucht werden. Im Ergebnis zeigt sich die Oberfläche mit einem gleichmäßigen,
flanellartigen oder verfilzt flanellartigen Aussehen. Es ist einheitlich an der gesamten
Oberfläche vorhanden und als neue Veredelungsbehandlung anzusehen, die bei Tuchgeweben
vergleichsweise nur durch hohen Ausrüstungsaufwand erzielt werden kann. Bevor der
Schaumkleber auskondensiert, können weitere Oberflächenveredelungen in einer Zwischenstufe
6 vorgenommen werden. Es kann z.B. ein Prägen oder Teilprägen vorgesehen werden. Dies
richtet sich nach den Erfordernissen der späteren Verwendung des textilen Oberflächengebildes.
Einsatzgebiete sind z.B. die Fahrzeugindustrie sowie die Wandbespann- oder Täschnermaterial
verarbeitende Branche.
[0018] In einer weiteren Behandlungsstufe 7 wird die angetrocknete, veredelte textile Warenbahn
einem Trocken- und Fixierprozeß mit gegebenenfalls für Ober- und Unterseite unterschiedl_ichen
Wärmebehandlungen unterworfen. Hierbei erhält die Bahnenware die gewünschte Strukturstabilität
und die erforderliche Qualität. Im Anschluß an diese letzte Behandlungsstufe wird
das Textilflächengebilde von überschüssigen Materialresten gereinigt, z.B. durch eine
Absaugevorrichtung 8. Dann wird es von der Trägerfläche 2 getrennt und aufgewickelt.
Die Gesamtprozeßzeit dauert etwa 5 bis 6 Minuten. Die gewickelte Warenbahn ist verhältnismäßig
weich und elastisch, weist einen fülligen Griff auf und hat ein Gewicht von etwa 120
bis 150 g/m
2. Der Wickel ist mit 9 und die beflockte substratlose Textilflächenbahn ist mit 10
bezeichnet.
[0019] Das nach dem Verfahren der Erfindung erhaltene textile Flächengebilde besteht a)
aus dem Kleberschaum der vorgenannten wäßrigen Dispersion, mechanisch luftgeschäumt
und weist eine gute Eigenstabilität und zugleich gute Luftdurchlässigkeit aufgrund
der großzelligen Struktur auf und b) aus der Flockschicht aus handelsüblicher Flockkonstruktion.
[0020] Diese substratlose Bahnenware ist selbsttragend, wobei sich die Kurzfasern im Kleber
inbesondere durch das Kalandrieren verbessert verankern und wobei die Fasern den Kleber
verstärken. Die Dichte des Flockeintrags begünstigt diesen Verbund. Die auskondensierte
Kleberschaumdicke kann zwischen 0,1 und 1 mm je nach dem vorgesehenem Einsatzgebiet
betragen.
[0021] Es werden eine hohe Atmungsaktivität und Luftdurchlässigkeit erreicht. Der hohe Lufteinschluß
gibt der leichten Bahnenware eine dem Gewicht entsprechende Feuchtigkeitsaufnahme.
Das optisch volle Bild der Ware läßt scheinbar auf eine schwerere Ware schließen,
als sie tatsächlich ist. Die erzielte Bi-Elastizität macht das Produkt bis zu 25%
tiefziehfähig.
[0022] Es kann Verwendung finden im Fahrzeugbau. Bei der Produktion des sogenannten Autohimmels
wird das Produkt auf die Trägerkonstruktion, z.B. Blech oder Kunststoff, vor der Verformung
aufgeklebt, dann zusammen mit diesem verformt und gestanzt. Dies ergibt mehrere Vorteile.
[0023] Es bildet sich kein Kondenswasser am Autohimmel. Er ist schallisolierend und temperaturisolierend.
Er ist modisch in den gewünschten Farben zu bekleiden, nicht verfärbend, nicht verbleichend
und reinigungsfreundlich. Bei der Verwendung des textilen Flächengebildes können ebenso
Autotüren, Fächer und Ablagen innen mit dieser Ware preisgünstig in modischen Dessins
ausgerüstet werden. Die Vorteile gleichen denen des Autohimmels. Als Schallschluckelement
können Gehäuse von Schreibmaschinen und anderen Büromaschinen mit dieser textilen
Ware ausgestattet werden. Die Schallübertragung wird dabei wesentlich reduziert.
[0024] Des weiteren können Taschen und Koffer mit dieser textilen Ware in allen gewünschten
Dessins günstig, reinigungsfreundlich und abriebfest ausgekleidet werden.
[0025] Das textile Flächengebilde eignet sich ferner mit Vorteilen für die Raumgestaltung
als kostengünstiges Bespannmaterial für Räume in Konferenzsälen, Konzertsälen, Theater
usw.. Es ist schallbrechend und gering schallreflektierend. Es kann die teuere Textilbespannung
ohne weiteres ersetzen. Die Farben und Mustergestaltungen sind je nach Wunsch zu erzielen.
Zugleich kann das erwähnte flanellartige Oberflächenaussehen auch in geprägter Form
einfach hergestellt werden.
1. Verfahren zum Herstellen eines beflockten, porösen, aus einer Klebstoffschicht
und einer Kurzfaserschicht (Flock) bestehenden, flexiblen Textilflächengebildes, bei
dem eine dünne Klebstoffschicht nicht haftend von einer Trägerfläche aufgenommen und
elektrostatisch präparierte Kurzfasern in die Klebstoffschicht eingeflockt werden,
das erhaltene Flächengebilde getrocknet und fixiert, danach gereinigt und von der
Trägerfläche getrennt wird, dadurch gekennzeichnet, daß ein aus einer wäßrigen polymeren
Luftschaumkleberdispersion und Flock erhaltenes Flächengebilde nach dem Beflocken
zusätzlich kalandriert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das nach dem Beflocken angetrocknete
Flächengebilde kalandriert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das erhaltene kalandrierte
Flächengebilde vor dem Trocken-und Fixierprozeß oberflächengeprägt wird.
4. Flexibles Textilflächengebilde, bestehend aus Klebstoffschicht und Flock, hergestellt
nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Kleber eine auskondensierte,
wäßrige polymere Luftschaumdispersion ist und die Flockoberfläche flanellartig vorliegt.