[0001] Die Erfindung bezieht sich auf Verfahren und Vorrichtungen zum maschinellen Hecheln
von Bast, insbesondere aus Flachs oder Hanf, dessen Fasern im eingespannten Zustand
während des Durchlaufes einer Arbeitsstrecke entlang ihrer Längsachse der Einwirkung
von umlaufenden Hechelkämmen ausgesetzt werden, die eine in Förderrichtung zunehmende
Dichte an feineren Nadeln aufweisen, wobei nach Wechseln der Einspannstelle auch der
eingespannt gewesene Bereich des Bastes gehechelt wird.
[0002] Das manuelle Hecheln von Bast geschieht in der Weise, daß der Bast bündelweise gegen
ortsfeste Nadelroste manuell schleudernd bewegt wird. Dadurch werden die Bastbündel
der Länge nach in die technisch verwendbaren spinnfertigen Fasern (Hechelflachs) aufgeteilt
und Holzrückstände beseitigt.
[0003] Bei der maschinellen Ausführung dieser Hecheltechnik werden Bastbündel in endlos
umlaufenden Klemmbacken (Kluppen) eingespannt, deren Bewegungen im Takt mit Stillstands-
und Vorschubphasen erfolgen. Während der Stillstandphase werden diese Klemmbacken
mit den Bαstbündeln zwischen quer zur Vorschubrichtung umlaufende Rotationselemente
abgesenkt, die aus bandförmigen Grundkörpern mit außenflächig angeordneten Nadeln
bestehen. Diese Nadeln haben die Aufgabe, den Bast entlang der Faserrichtung aufzuspalten,
ihn von Verunreinigungen oder Rückständen zu befreien und die Bastbündel der Länge
nach in die technisch verwendbaren spinnfertigen Fasern (Hechelflachs) aufzuteilen.
Die übrigbleibenden Bestandteile (Werg) werden anderen Verwendungsmöglichkeiten zugeführt.
[0004] Entlang der Arbeitsstrecke sind zahlreiche solcher Hechelbänder vorgesehen, deren
Hechelnadeln in Arbeitsrichtung hinsichtlich ihrer Dimension feiner dimensioniert
und hinsichtlich ihrer Dichte zahlreicher angeordnet werden. Auf diese Weise wird
entlang der Arbeitsstrecke eine Reinigung sowie Verfeinerung des Bastes bis zu einer
spinnfertigen Vorlage herbeigeführt. Damit aber auch die eingespannten Bereiche der
Bastbündel gehechelt werden können, werden bei der vorbekannten Anordnung die Spannbacken
gelöst und die einzelnen Bastbündel zwischen den Spannbacken versetzt, woraufhin nach
erneutem Festspannen der Bastbündel eine Arbeitsstrecke erneut durchlaufen wird, was
längs einer geschlossenen Umlaufbahn der Spannbacken erfolgt.
[0005] Ein Nachteil dieser vorbekannten Anordnung besteht darin, daß mit einem unverhältnismäßig
hohen Investitionsaufwand ein Minimum an Produktion erreicht wird. Die an sich erstrebte
Leistungssteigerung scheiterte daran, daß bei bloßer Geschwindigkeitserhähung der
bewegten Teile eine Qualitätsminderung der zu bearbeitenden Ware zu beobachten war.
Das seit Jahrzehnten geübte Hechelverfahren wurde demgemäß als ein notwendiges Übel
angesehen.
[0006] Ein anderer Nachteil ist in dem hohen Anteil beschädigter Fasern zu sehen, deren
wirtschaftliche Verwendung als Werg umso ungünstiger ist, je gröber das Werg ist.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das Hecheln von Bast, insbesondere aus
Flachs oder Hanf, wesentlich zu beschleunigen und die Hechelqualität zu steigern.
[0008] Überraschenderweise gelingt die erfindungsgemäße Lösung dieser Aufgabe dadurch, daß
die Bastfasern während einer kontinuierlichen Vorschubbewegung Hechelkämmen unterschiedlicher
Einwirklänge zugeführt werden, indem die Bastfasern zunächst im Spitzenbereich und
dann fortschreitend bis zum Einspannbereich gehechelt werden.
[0009] Während beim Stand der Technik ein Eintauchen der eingespannten Bαstbüschel in die
ständig umlaufenden, gleiche Arbeitshöhe aufweisenden Hechelwerkzeuge während des
Stillstandes des Vorschubes erfolgt, wird bei der Erfindung der Bast kontinuierlich
in einer Ebene voranbewegt. Die Hechelwerkzeuge sind im Hinblick auf ihrer Arbeitslänge
stufenweise eingeteilt, wobei die erste Stufe in der Arbeitsstrecke nur die Spitzenbereiche
des Bastes bearbeitet und wobei die nachfolgenden Stufen schrittweise längere Strecken
des Bastes bis zum Einspannbereich bearbeiten, was zur Folge hat, daß die zu hechelnde
Ware wesentlich schonender als bisher behandelt wird und daß im Endeffekt eine qualitativ
wertvollere Ware zum Verspinnen erzielt wird.
[0010] Im Rahmen der Unteransprüche wird offenbart, daß es zweckmäßig ist, die zu hechelnde
Ware in einer vom Einspannbereich seitlich vorstehenden Lage durch sie untergreifende
Hechelkämme zu bearbeiten. Auf diese Weise wird erreicht, daß der Bast lediglich durch
sein Schwergewicht auf den Hechelwerkzeugen aufliegt und kein Abreißen der Fasern
an der Einspannstelle erfolgen kann.
[0011] Wie beim Stand der Technik ist erfindungsgemäß selbstverständlich vorgesehen, die
Dimension der Hechelwerkzeuge und deren Häufigkeit in Abhängigkeit von ihrer Lage
in der Arbeitsstrecke zu verändern. Aus diesem Grunde sieht die Erfindung vor, den
Bast im Spitzenbereich lediglich mit ösenartigen, keine Spitzen aufweisenden Werkzeugen
zu bearbeiten und dadurch vorzuorientieren.
[0012] Ein weiterer erfindungsgemäßer Gedanke zur schonenden Behandlung des Bastes liegt
darin, die Umfangsgeschwindigkeit der Hechelwerkzeuge längs der Arbeitsstrecke zu
steigern. So-sollen beispielsweise die ösenartigen Werkzeuge wesentlich langsamer
als die feinsten und am dichtesten angeordneten Nadeln am Ende der Arbeitsstrecke
umlaufen.
[0013] Wenn man die Bastfasern während des Hechelns quer zu ihrer Längsachse knickt, gelingt
es rascher und schonender, die Bastfasern von den Holzbestandteilen oder sonstigen
Verunreinigungen zu befreien und am Ende der Arbeitsstrecke einen wesentlich höheren
Anteil feiner Fasern zu erhalten.
[0014] Im Rahmen eines Ausführungsbeispiels sieht die Erfindung vor, daß mindestens eine
Anzahl von Hechelkammgruppen um eine gemeinsame Achse rotieren und die Hechelkämme
längs einer Kegelmantelfläche, gegebenenfalls abgestuft, orientiert werden, wobei
die Achse sich parallel zur Vorschubrichtung der Bastbündel und dgl. erstreckt. Dabei
erweist es sich als zweckmäßig, wenn zwischen der Kegelmantelfläche und der Bastschicht
ein Luftpolster gebildet und Vorkehrung dafür getragen wird, daß die Bastschicht beim
Übergang von einer Hechelkammgruppe zur anderen zunächst mit den Spitzen der letzteren
Hechelkämme in Eingriff gebracht wird.
[0015] Die erfindungsgemäßen Vorrichtungsmerkmale sind in den Unteransprüchen aufgeführt.
[0016] Einzelheiten der Erfindung sind in der Zeichnung schematisch und beispielsweise dargestellt.
Es zeigen:
Fig. 1: eine schematische,perspektivische Darstellung des vorbekannten Hechelverfahrens,
Fig. 2: eine schematische, perspektivische Darstellung des erfindungsgemäßen Hechelverfahrens,
Fig. 3 und 4: Querschnitte von um eine gemeinsame Achse rotierenden Hechelwerkzeugen
gemäß Fig. 2 in zwei verschiedenen Lagen,
Fig. 5: eine schematische Draufsicht auf längs einer kegelmantelförmigen Fläche angeordnete
Hechelwerkzeuge,
Fig. 6: eine Draufsicht gemäß Fig. 5 mit einer besonders gestalteten Auflageplatte
für die Bastfasern,
Fig. 7: eine Draufsicht auf zwei versetzt zueinander angeordnete Hechelwerkzeuge,
entsprechend Fig. 5 oder 6,
Fig. 8: eine Seitenansicht auf kontinuierlich umlaufende Fördervorrichtungen für die
zu bearbeitende Hechelware,
Fig. 9: einen Querschnitt entlang der Linie IX-IX durch eine Hechelvorrichtung gemäß
Fig. 7 und
Fig. 10: eine schematische Teildraufsicht auf seitlich ablenkbar geführte Hechelkämme.
[0017] In Fig. 1 ist zum Zweck der Verdeutlichung der erfindungsgemäßen Lehre das vorbekannte
Verfahren in den einzelnen Arbeitsschritten schematisch gezeigt. Bei der Verarbeitung
von Flachs oder Hanf entsteht nach dem Entfernen der Holzteile des Stengels ein Zwischenzustand
der Fasern, der in der Erfindung mit "Bast" bezeichnet wird. Beim ersten Arbeitsschritt
werden Bastbündel 1 auf taktweise durch eine Arbeitsstrecke bewegbare Unterlagen 2
aufgelegt und durch Aufsetzen der Klemmbacken 3 auf die Unterbgen 2 verspannt. Die
Verspannung erfolgt mittels Verschraubung. Das Bastbündel 1 hängt nach beiden Seiten
über die Unterlage 2 herab.
[0018] Die Aufgabe des Hecheins besteht nun darin, diese herabhängenden Bastbündelteile
längs der Faser mit nadel- bzw. nagelartigen Werkzeugen mechanisch zu bearbeiten,
wodurch die Bastbündel 1 der Länge nach in die technisch verwendbaren spinnfertigen
Fasern (Hechelflachs) aufgeteilt und dabei Verknotungen, Verunreinigungen und dgl.
beseitigt werden. Das hierfür erforderliche Werkzeug wird allgemein als umlaufender
Hechelkamm 4 bezeichnet. Eine Vielzahl solcher umlaufender Hechelkamme (4,5 usw. sind
hintereinander beidseits der Bewegungsbahn der Klemmbacken 2,3 angeordnet. Die normale
Führungsbahn 27 der Klemmbacken 2,3 befindet sich soweit oberhalb der Hechelkämme
4,5, daß die herabhängenden Bastfasern noch nicht in deren Eingriff gelangen. Um die
Bastbündel 1 zum Zwecke des Hechelns zu bearbeiten, werden die Klemmbacken 2,3 mit
den eingespannten Bastbündeln 1 von oben her in den Bearbeitungsbereich zwischen zwei
umlaufenden Hechelkämmen 4,5 eingesetzt und in dieser Stellung festgehalten. Der am
Beginn der Arbeitsstrecke zur Einwirkung kommende Hechelkamm 4 weist grobe Nägel bzw.
Nadeln in einem verhältnismäßig großen Abstand zueinander auf. Bei den nachfolgenden
Hechelkämmen 5 wird von Station zu Station die Dimension der Nadeln feiner, aber die
Dichte der Nadelanordnung größer.
[0019] Um das einzelne Bastbündel 1 von einem Hechelkamm 4 zum anderen Hechelkamm 5 zu bringen,
wird die Klemmbacke 2,3 aus ihrer unteren Eingriffsstellung angehoben und längs der
Arbeitsstrecke bis zur nächsten Station umlaufender Hechelkämme 5 bewegt, wo die Klemmbacke
2,3 mit dem Bastbündel 1 wieder in die Arbeitsstellung abgesenkt wird. So wiederholt
sich dieser Vorgang, bis der von der Klemmbacke 2,3 herabhängende Teil des Bastbündels
1 fertiggehechelt ist. Wie die Fig. 1 zeigt, ist aber der eingespannte Bastbündelteil
noch völlig unbearbeitet. Aus diesem Grunde wird die Verschraubung der Klemmbacken
2,3 am Ende der Arbeitsstrecke gelöst, die Klemmbacke 3 angehoben und das Bastbündel
1 gegenüber der Klemmbacke 2,3 so seitlich versetzt, daß nun ein fertiggehechelter
Bereich des Bastbündels 1 eingespannt und der vorher eingespannt gewesene Bereich
der gleichen Hechelprozedur, wie beschrieben, ausgesetzt wird.
[0020] Zur Ausübung dieses bekannten Verfahrens ist eine antriebstechnisch komplizierte
große Maschinenanlage erforderlich, die im Verhältnis zu den Anlagen, welche die Faser
später verarbeiten, eine viel zu geringe Leistung aufweist.
[0021] Mit der in den Figuren 2 bis 4 schematisch angedeuteten erfindungsgemäßen Verfahrensweise
wird dieses Leistungsmißverhältnis gänzlich beseitigt. Bei der Erfindung fällt der
Bast 1 nicht unbedingt in BastbUndeln an, sondern kann in einer aufgelockerten Aneinanderreihung
der Bastfasern zugeführt werden. Diese Bastfasern werden zwischen endlos umlaufenden
Förderbändern 7 geklemmt, die in Pfeilrichtung durch die Arbeitsstrecke kontinuierlich
umlaufen. Ähnlich wie in Fig. 1 hängen nun die Bastfasern seitlich der Einspannstelle
von den Förderbändern 7 herab.
[0022] Die erfindungsgemäßen Hechelkammreihen 8,9,10 usw. laufen längs der Fasern um und
streichen mit ihren nadel- bzw. nagelartigen Werkzeugen entlang der Bastfasern, beseitigen
Knoten und Verunreinigungen, spalten die Fasern und erzeugen somit den gewünschten
Hechelflachs. Der Unterschied zum Stand der Technik besteht aber darin, daß die einzelnen
Hechelkammreihen 8,9,10 eine unterschiedliche Arbeitslänge, bezogen auf die Länge
der herabhängenden Bastfasern, besitzen. Wie in Fig. 2 verdeutlicht, wirkt die erste
Hechelkammreihe 8 mit ihrem groben Werkzeug im wesentlichen nur auf die Spitzenbereiche
der Bastfasern 1 ein. Die nächste Hechelkammreihe 9 besitzt schon eine größere Arbeitslänge
usw. bis die letzte Hechelkammreihe 10 einen maximalen Arbeitsweg längs der Bastfaser
1 ausführt und bis nahe an die Einspannstelle an den Förderbändern 7 wirkt.
[0023] Die einzelne Bastfaser 1 wird somit, beginnend von der Spitze, nach und nach bis
zur Einspannstelle bearbeitet, was eine wesentlich schonendere Behandlung der Faser
und ein besseres Hechelergebnis zur Folge hat.
[0024] Im Beispiel der Fig. 3 und 4 ist gezeigt, daß die Bastfasern vom Förderband 7 seitlich
wegstreben und von unten her von den Hechelkämmen 4,5 bearbeitet werden. Diese laufen
um eine gemeinsame Achse 16 um. Außerdem ist erkennbar, daß der Bast 1 zwischen Gurten
28,29 von Förderbändern 7 eingespannt ist. Im Fall der Fig. 3 befindet sich das Hechelwerkzeug
4,5 rechts vom Förderband 7, im Fall der Fig. 4 links davon. Damit sind zwei Stationen
gezeigt, zwischen denen eine später dargestellte Wechselstation sich befindet, um
den eingespannt gewesenen Bereich der Bastfasern für die Hecheleinwirkung freizugeben.
[0025] Fig. 5 zeigt eine erfindungsgemäße Hechelkcmm-Anordnung an einem konusförmigen Rotationskörper
25, wobei die Hechelkammreihen 8,9,10 um eine gemeinsame Achse 16 rotieren und zufolge
ihrer unterschiedlichen radialen Abstände von der Achse 16 eine unterschiedlich lange
Arbeitsstrecke besitzen. Die Hechelkammreihe 8 mit der kürzesten Arbeitslänge weist
im Gegensatz zum Stand der Technik gar keine Nadeln oder Nägel auf, sondern ist mit
ösenartigen Werkzeugen 12 bestückt, deren dem herankommenden Bast entgegengerichteter
Teil eine sanftere Steigung als der in Förderrichtung des Förderbandes 7 weisende
Teil besitzt. Da der Bast 1 mit dem Förderband 7 kontinuierlich bewegt wird, hat diese
Ausbildung der ösenartigen Werkzeuge 12 eine besonders schonende Einwirkung auf den
zu bearbeitenden Bast.
[0026] Die nächstfolgende Hechelkammreihe 9 weist grobe Nadeln 13 mit verhältnismäßig großen
Abständen auf. Da der radiale Abstand von der gemeinsamen Achse 16 größer als bei
den ösenartigen Werkzeugen 12 ist, besitzen die groben Nadeln 13 eine größere Umfangsaeschwindigkeit.
[0027] Bei den folgenden Hechelkammreihen 9,10 wird die Dimension der Nadeln 14,15 immer
feiner und die Dichte ihrer Anordnung immer größer.
[0028] In einer Hechelkammreihe 8,9,10 können die hintereinander befindlichen Hechelkämme
4,5 einen geringen axialen Versatz zueinander aufweisen.
[0029] Es ist allerdings auch denkbar, daß die einzelnen Hechelkammreihen 8, 9,10 unabhängig
voneinander umlaufen. Sie können beispielsweise in Form von nadelbestückten Bändern
ausgebildet sein, wobei nur wesentlich ist, daß die Länge der Einwirkungsbereicheauf
die Bastfasern 1, wie gezeigt, abgestuft wird.
[0030] Der in Fig. 5 dargestellte Rotationskörper 25 weist eine Kegelmantelflöche 17 auf,
die in Arbeitsrichtung gesehen, in eine zylinderförmige Mantelfläche 24 übergeht.
Man erkennt daraus, daß die zwischen den Förderbändern 7 eingespannten Fasern 1 während
des Passierens des Rotationskörpers 25 nach und nach eine Bearbeitung von ihrer Spitze
bis nahe an die Einspannstelle erfahren. Durch die Anordnung der Hechelkammreihen
8,9,10 auf einer Kegelmantelfläche 17 wird erreicht, daß die Umfangsgeschwindigkeit
von Hechelkamm zu Hechelkamm zunimmt. Je feiner die Nadeln 15 sind, desto größer ist
die Umfangs- bzw. Arbeitsgeschwindigkeit.
[0031] Es kann sich aber durchaus auch als zweckmäßig erweisen, den einzelnen Hechelkammreihen
8,9 bzw. 10 bestimmte Umfangsgeschwindigkeiten zuzuordnen. In diesem Falle würde der
Rotationskörper 25 nicht ein in sich starres Gebilde sein, sondern es wäre in scheibenförmige
Bauteile aufgeteilt, die in geeigneter Weise gelagert und für sich angetrieben sind.
Als Antrieb empfiehlt sich beispielsweise die Anwendung eines Planetenradgetriebes.
Man kann aber auch jedem einzelnen scheibenförmigen Bauteil einen eigenen Antriebsmotor
zuordnen.
[0032] Im Beispiel der Fig. 5 war davon ausgegangen worden, daß sich das Förderband 7 parallel
zur Achse 16 erstreckt. Gemäß Fig. 6 kann das Förderband 7 aber auch parallel zur
Mantelfläche 17 des Rotationskörpers 25 geführt sein. Damit dann immer noch das fortschreitende
Hecheln von der Spitze bis zur Einspannstelle möglich ist, wird das Hechelgut über
eine Gleitfläche 26 geführt, deren in Förderrichtung vorstehender Rand 30 gekrümmt
oder abgeschrägt ausgebildet ist. Diese Gleitfläche 26, die sich nur wenig unterhalb
der Einspannebene des Förderbandes 7 befindet, läßt nur die über seinen Rand 30 hinausragenden
Faserteile in den Eingriff mit den Hechelkämmen 8 kommen.
[0033] Selbstverständlich läßt sich mit einer solchen Gleitfläche auch ein zylinderförmiger
Rotationskörper kombinieren.
[0034] Sobald die einzelne Bastfaser 1 die Hechelkammanordnung gemäß Fig. 5 oder 6 passiert
hat, ist wie beim Stand der Technik noch kein Hecheln des eingespannten Faserbereiches
möglich gewesen.
[0035] Um auch diesen eingespannten Bereich hecheln zu können, sieht das Beispiel der Fig.
7 bis 9 die Anordnung von zwei zueinander versetzt angeordneten Rotationskärpern 25
vor, die ebenfalls Kegelmantelflächen 17 und anschließende zylinderförmige Mantelflächen
24 aufweisen.
[0036] Man sieht, daß die Förderbänder 7 in zwei Gruppen von Förderbändern 18,19 aufgeteilt
sind, die einen seitlichen Versatz 22 zueinander aufweisen und im Bereiche dieses
Versatzes 22 gemeinsam auf die Bastfasern 1 spannend einwirken. Wie die Fig. 8 in
einer Seitenansicht zu Fig. 7 zeigt, werden beispielsweise die Förderbänder 18 um
die Umlenkrollen 20 und die Förderbänder 19 um die Umlenkrollen 21 gespannt, was zu
einem gemeinsamen Einspannbereich 31 der Bastfasern zwischen beiden Förderbändern
18,19 und zu einer gesicherten Übergabe führt. Sobald die Faser 1 vom Förderband 19
übernommen worden ist und vom Förderband 18 freigekommen ist, wird deren vorheriger
Einspannbereich nun voll von den umlaufenden Hechelkammreihen 8,9,10 des in Arbeitsrichtung
vorstehenden Rotationskörpers 25 bearbeitet.
[0037] Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, die feinen Nadeln 15 der mit großer Geschwindigkeit
umlaufenden Hechelkammreihe 10 besonders schonend in die Hechelware eintauchen zu
lassen. Um dies zu erreichen, ist mindestens die zylinderförmige Mantelfläche 24 gemäß
Fig. 5 im Bereiche der Hechelkammreihe 10 mit Aushebebügeln 23 versehen, auf denen
die Bastfasern 1 aufgleiten. Dabei hilft ein sich zwischen den Bastfasern und den
Mantelflächen 17,24 bildendes Luftpolster, diesen Aushebevorgang zu fördern, mit der
Folge, daß die Spitzen der feinen Nadeln 15 tatsächlich außerordentlich schonend in
die sich ständig voranbewegenden Fasern eintauchen.
[0038] Die in Fig. 6 gezeigte Gleitfläche 26 ist bei einer Anordnung nach Fig. 7 zweckmaßigerweise
vor beiden Rotationskörpern 25 angeordnet. Auch kann eine ähnliche Gleitfläche hinter
den Rotationskörpern 25 vorgesehen sein.
[0039] Es hat sich nun gezeigt, daß die Befreiung der Bastfasern von Verunreinigungen, insbesondere
von Verklebungen untereinander bzw. mit Holz, besonders dann erleichtert wird, wenn
die einzelne Faser während des Hechelns einer seitlichen Knickbeanspruchung unterworfen
wird. Zu diesem Zweck kann der einzelne Hechelkamm 4,5 gemäß Fig. 10 quer zu seiner
in Umfangsrichtung 31 des Rotationskörpers 25 erfolgenden Bewegung einer oszillierenden
Bewegung 32 ausgesetzt werden. Fig. 10 deutet hierzu an, daß am Hechelkamm 4,5 befindliche
Rollen 34 in eine ortsfeste Kurvenführung 35 eintauchen, die beispielsweise an einem
innerhalb des Rotationskörpers 25 (Fig. 5) befindlichen Stator angeordnet sein kann.
Folglich sind diese Hechelkämme 8,9,10 auf der Mantelfläche 17,24 verschiebbar geführt.
[0040] Diese Knickbewegung läßt sich konstruktiv in verschiedenster Weise ausführen. Es
ist beispielsweise zweckmäßig, von drei in Umfangsrichtung 32 dicht hintereinander
angeordneten Nadelreihen die mittlere oszillierend auszubilden. In diesem Fall können
alle drei Nadelreihen an einem ortsfesten Hechelkamm 8,9,10 angeordnet sein. Die mittlere
Nadelreihe befindet sich an einem im Hechelkamm 8,9,10 geführten Schieber, der gegebenenfalls
unter Federdruck an einer ortsfesten Kurvenbahn entlanggleitet, die den Mantel 17,24
mit Spiel umgreift.
[0041] Die Erfindung beschränkt sich daher nicht auf die dargestellten Ausführungsbeispiele.
Stückliste
[0042]
1 Bastbündel
2 Unterlage
3 Klemmbacke
4 umlaufender Hechelkamm
5 umlaufender Hechelkamm feineren Grades
6 Versetzstation
7 Förderband
8 Hechelkammgruppe
9 Hechelkammgruppe
10 Hechelkammgruppe usw.
11 Wechselstation
12 ösenartiges Werkzeug
13 grobe Nadel
14 mittlere Nadel
15 feine Nadel
16 Achse
17 Kegelmentelfläche
18 Förderband
19 Förderband
20 Umlenkrolle
21 Umlenkrolle
22 seitlicher Versatz
23 Aushebebügel
24 zylinderförmige Mantelfläche
25 Rotationskörper
26 Gleitfläche
27 Führungsbahn
28 Gurt
29 Gurt
30 Rcnd
31 gemeinsamer Einspannbereich
32 Umfangsrichtung
33 oszillierende Bewegungsrichtung
34 Rolle
35 Kurvenführung
1. Verfahren zum maschinellen Hecheln von Bast, insbesondere aus Flachs oder Hanf,
dessen Fasern im eingespannten Zustand während des Durchlaufes einer Arbeitsstrecke
entlang ihrer Längsachse der Einwirkung von umlaufenden Hechelkämmen ausgesetzt werden,
die eine in Förderrichtung zunehmende Dichte an feineren Nadeln aufweisen, wobei nach
Wechseln der Einspannstelle auch der eingespannt gewesene Bereich des Bastes gehechelt
wird, dadurch gekennzeichnet , daß die Bastfasern während einer kontinuierlichen Vorschubbewegung
nacheinander Hechelkämmen unterschiedlicher Einwirklängen zugeführt werden, indem
die Bastfaserh zunächst im Spitzenbereich und dann fortschreitend bis zum Einspannbereich
gehechelt werden.
2. Verfahren noch Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Bastfasern in einer
vom Einspannbereich seitlich vorstehenden Lage von unten her gehechelt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet , daß der Spitzenbereich
der Bastfasern mit ösenartigen, keine Spitzen aufweisenden Werkzeugen bearbeitet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet , daß
die Bastfasern während des Hechelns quer zu ihrer Längsachse geknickt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet , daß
hinsichtlich ihrer Einwirklänge abgestufte Hechelkammreihen mit unterschiedlichen
Umfangsgeschwindigkeiten angetrieben werden, vorzugsweise derart, daß die Umfangsgeschwindigkeit
mit der Vergrößerung der Einwirklänge zunimmt.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder einem der folgenden,
bestehend aus einem den Bast einspannenden Förderer und aus einer Vielzahl von quer
zur Förderrichtung umlaufenden Hechelkämmen, die mit einer Vielzahl von in Förderrichtung
immer feineren und dichter angeordneten Nadeln bestückt sind, dadurch gekennzeichnet
, daß längs der Förderstrecke eine Vielzahl von Hechelkammreihen (8,9,10) unterschiedlicher
Einwirklänge angeordnet ist, wobei diejenige (8) mit minimaler Einwirklänge am Beginn
und diejenige (10) mit maximaler Einwirklänge am Ende der Förderstrecke sich befindet.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet , daß die Hechelkammreihen
(8,9,10) längs einer Kegelmantelfläche (17) eines Rotationskörpers (25), die stufenweise
ausgebildet sein kann, angeordnet sind, wobei die Kegelspitze zur Förderrichtung entgegengesetzt
gerichtet ist,
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet , daß die in-Umfangsrichtung
hintereinander angeordneten Hechelkämme (4,5) einer Hechelkammreihe (8,9,10) einen
axialen Versatz zueinander aufweisen.
9. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet ,
daß Hechelkammreihen (10) mit feinen Nadeln (15) auf einer Zylindermantelfläche (24)
angeordnet sind, in welche die Kegelmantelfläche (17) in Förderrichtung αusläuft.
10. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet ,
daß zwischen axial benachbarten Hechelkammreihen (9,10), insbesondere im Bereich des
Überganges von der Kegelmantelfläche (17) zur Zylindermantelfläche (24) bzw. im Bereich
der Zylindermantelfläche (24), Ablenkorgane (23) für die Bastfasern angeordnet sind,
die ein radiales Anheben der Bastfasern beim Übergang von einer Hechelkammreihe zur
anderen bewirken.
11. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder einem-der folgenden, dadurch gekennzeichnet ,
daß eine oder mehrere einlaufseitige Hechelkammreihen (8) mit spitzenlosen Ösen (12)
als Vororientierungswerkzeuge ausgerüstet sind.
12. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet ,
daß die Bastfasern zwischen endlos umlaufenden Fördergurtpaaren (7,28,29), z.B. Keilriemen,
längs der Arbeitsstrecke eingespannt sind.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet , daß zwei oder mehr in Förderrichtung
im wesentlichen hintereinander sich teilweise überlappend angeordnete Fördergurtpaare
(18,19) seitlich zueinanderversetzt (22) vorgesehen sind.
14. Vorrichtung noch Anspruch 6 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet ,
daß mindestens zwei in Förderrichtung hintereinander und beidseits des Förderers befindliche
Rotationskörper (25) mit Hechelkammreihen (8,9,10) angeordnet sind und zwischen ihnen
der Überlappungsbereich (31) der Fördergurtpaare vorgesehen ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet ,
daß einlaufseitig zu jedem Rotationskörper (25) eine ungefähr horizontale Gleitfläche
(26) zur Abstützung der zu hechelnden Ware vorgesehen ist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet , daß die Gleitfläche (26)
einen in Förderrichtung weisenden schrägen oder gekrümmten Rand (30) aufweist, dessen
in Förderrichtung am weitesten vorragende Bereich dem Förderer (7) nächstgelegen ist.
17. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß der die einzelnen Hechelkammreihen (8,9,10) aufnehmende Rotationskörper (25) mit
seiner Achse (16) seitlich unterhalb der Förderebene (7) angeordnet ist.
18. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet ,
daß die Achse (16) des Rotationskörpers (25) parallel zur Förderrichtung (7) des Bastes
angeordnet ist.
19. Vorrichtung nach Anspruch 7 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet ,
daß die Förderrichtung (7) des Bastes parallel zu einer Mantellinie des Rotationskörpers
(25) angeordnet ist.
20. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet
, daß der einzelne Hechelkamm (4,5) quer zu seiner Umlaufrichtung ablenkbar angeordnet
ist.
21. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder einem der folgenden, dadurch gekennzeichnet ,
daß der einzelne Rotationskörper in voneinander unabhängig gelagerte und angetriebene
Scheiben für Hechelkammreihen aufgeteilt ist.
22. Vorrichtung nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, daß die Scheiben unabhängig
voneinander, z.B. über Planetenradgetriebe, angetrieben sind.