[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Sterilisierung von Packstoffen für die aseptische
Abfüllung von Fruchtsaft und Wein unter Verwendung schwefliger Säure.
[0002] Da Bakteriensporen-in Fruchtsäften und Weinen aufgrund ungeeigneter Wachstumsbedingungen
nicht zur Entwicklung kommen, ist für die aseptische Abfüllung von Wein ein Einsatz
des bei anderen Getränken, z.B. Milch, üblichen Wasserstoffperoxids zur Sterilisation
des Verpackungsmaterials - Flaschen, Beutel und Gefäße aus Kunststoff oder kunststoffbeschichtetem
Papier - nicht erforderlich. Als Ersatz käme an sich schweflige Säure infrage, die
auch bisher schon, z.B. bei der Weinvergärung und Weinabfüllung, gegen Pilzwachstum
verwendet wurde. Jedoch ist die Abtötungswirkung schwefliger Säure gegen Bakterien
zu gering, um eine Keimfreiheit in produktionstechnisch erwünschten, kurzen Zeiten
von einigen Sekunden zu erreichen.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Sterilisierung von Packstoffen
für die aseptische Abfüllung von Fruchtsaft und Wein unter Verwendung schwefliger
Säure anzugeben, welche in kurzer Zeit eine befriedigende Keimabtötung bewirkt.
[0004] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man den Packstoff mit wässrigen
Lösungen aus schwefliger Säure und Alkoholen behandelt.
[0005] Es wurde in überraschender Weise gefunden, daß eine solche Mischung synergistisch
wirkt und für die in Rede stehende Getränkeverpackung und -abfüllung eine mikrobizide
Wirkung hat, die diejenige von schwefliger Säure ohne Alkoholzusatz erheblich übertrifft.
[0006] Die nachstehende Beschreibung dient im Zusammenhang mit zwei Tabellen und mehreren
Figuren der weiteren Erläuterung der Erfindung.
[0007] Die Figuren 1 bis 16 zeigen die Abtötungswirkung (Reduzierung der Keimzahl in Abhängigkeit
von der Zeit) von schwefliger Säure und Alkohol jeweils allein sowie von Mischungen
aus schwefliger Säure und Alkoholen im Einsatz gegen verschiedene Hefen, Pilze und
Bakterien.
[0008] Im Verlaufe der im Zusammenhang mit der Erfindung unternommenen Untersuchung der
mikrobiziden Wirkung von schwefliger Säure allein und von schwefliger Säure in Verbindung
mit Alkohol wurden folgende Mikroorganismen eingesetzt:
Hefen (Saccharomyces cerevisiae) Schimmelpilze (Aspergillus niger und Mucor) Essigbakterien
(Acetobacter aceti und Gluconobacter) Milchsäurebakterien (Leuconostoc dextranicum).
[0009] Als Testsubstanzen dienten wässrige Mischungen (Lösungen) von Natriumdisulfit (Na
2S
2O
5) und Ethanol, wobei Ethanol in einer Konzentration zwischen 96 und 100% vorlag. Da
schweflige Säure in stark saurem Bereich ihre stärkste keimtötende Wirkung entfaltet,
wurde das verwendete Natriumdisulfit nach Lösung in Wasser mit Zitronensäure auf einen
pH-Wert von 3,0 angesäuert. Die so angesäuerte, alkoholhaltige Na
2S
2O
5-Mischlösung enthält neben Alkohol schweflige Säure in verschiedenen Dissoziationsstufen,
wobei die schweflige Säure das wirksame antiseptische Mittel ist.
[0010] Die keimabtötende Wirkung wurde in Abhängigkeit von der Konzentration bei verschiedenen
Temperaturen untersucht.
[0011] Fig. 1 zeigt die Abtötungszeitkurven von Saccharomyces cerevisiae bei 22°C und bei
verschiedenen H
2SO
3-Konzentrationen (Einwaage als Na
2S
2O
5). Die Abtötung ist bei einer Konzentration von 40.000 ppm am schnellsten. Hier wird
ein D-Wert von D
22 = 2 Sekunden erreicht. (Der D-Wert gibt diejenige Zeit an, nach welcher bei einer
bestimmten Temperatur eine bestimmte Keimzahl um eine Zehnerpotenz abgesunken ist.)
[0012] Die Abhängigkeit der Abtötung der Hefe S. cerevisiae von der Temperatur ist in Fig.
2 dargestellt. Bei einer einheitlichen Konzentration an Na
2S
2O
5 von 10.000 ppm ergibt sich die stärkste Abtötung bei 50°C. Die dezimale Reduktionszeit
beträgt hier ebenfalls ca. 2 Sekunden (D
50 = 2 Sekunden).
[0013] Die keisabtötende Wirkung der schwefligen Säure wird durch Zugabe von Alkohol (Ethanol)
sprunghaft verstärkt, wie die Fig. 3 zeigt. Mit schwefliger Säure allein (10.000 ppm,
22°C) ergibt sich bei der Abtötung von S. cerevisiae ein D-Wert von D
22 = 37 Sekunden. Durch Zugabe von Ethanol (15 Gew.%) lässt sich die Abtötung erheblich
beschleunigen. Der D
22-Wert beträgt jetzt nur noch etwa 2 Sekunden. Wie ebenfalls aus Fig. 3 hervorgeht
- vgl. die obere Kurve -, zeigt Ethanol allein praktisch keine keimtötende Wirkung.
Somit lässt sich der synergistische Effekt der verwendeten Mischung aus schwefliger
Säure und Alkohol aus Fig. 3 deutlich ablesen.
[0014] Im Vergleich mit Fig. 1 und 2 ergibt sich, daß bei Ausnutzung der gefundenen synergistischen
Wirkung eine Erhöhung der Konzentration der schwefligen Säure auf 40.000 ppm (Fig.
1)bzw. der Temperatur auf 50°C (Fig. 2 nicht mehr notwendig ist.
[0015] Im Vergleich mit Hefen lassen sich die Konidien des Schimmelpilzes Aspergillus niger
von schwefliger Säure leichter abtöten. Die H
2SO
3-Konzentration und die Temperatur üben auf die Abtötung nur einen geringen Einfluß
aus (Fig. 4). Bereits bei einer Konzentration von 10.000 ppm ergibt sich bei Zimmertemperatur
ein: D-Wert von D
22 = 2,45 Sek.
[0016] Die synergistische Wirkung, die sich durch Kombination von H
2SO
3 mit Alkohol (Ethanol) ergibt, ist mit D
22 = 1,8 Sek. nur schwach ausgeprägt (Fig. 5).
[0017] Der Schimmelpilz Mucor ist gegen H
2SO
3 noch resistenter als Aspergillus niger. Die Abtötungszeitkurven von Mucor bei unterschiedlichen
H
2SO
3-Könzentrationen und bei verschiedenen Temperaturen sind in Fig. 6 bzw. 7 dargestellt.
Ein D-Wert im Bereich von einigen Sekunden wird bei 30.000 ppm (22°C) bzw. bei 10.000
ppm (60°C) erreicht.
[0018] Die synergistische Wirkung des H
2SO
3-Alkohol-Gemisches kommt auch bei Mucor deutlich zum Ausdruck (Fig. 8 und 9). Sowohl
bei Zimmertemperatur (22°C) als auch bei 50°C lässt sich mit dem Alkoholzusatz eine
Verbesserung der Abtötungswirkung von schwefliger Säure erzielen.
[0019] Essigsäurebakterien weisen eine ziemlich hohe Resistenz gegen schweflige Säure auf.
Wie aus Fig. 10 und 11 ersichtlich ist, lässt sich das Essigsäurebakterium Gluconobacter
nur langsam abtöten. Sowohl eine hohe Konzentration von H
2SO
3 als auch eine Temperaturerhöhung vermögen die keimabtötende Wirkung nicht wesentlich
zu verbessern. Eine technisch verwertbare rasche Keimabtötung mit entsprechenden D-Werten
im Bereich weniger Sekunden, vorzugsweise unter 3 Sekunden, wird sogar bei der hohen
Konzentration von 100.000 ppm bei Zimmertemperatur nicht erreicht. Der D
22-Wert beträgt hier immer noch 15 Sek.
[0020] Die Zugabe von Ethanol zu schwefliger Säure erweist sich bei Gluconobacter als ein
entscheidender Faktor zur Verstärkung der mikrobiziden Wirkung. Eine Kombimation von
30.000 ppm Na
2S
2O
5 und Alkohol (30 Gew.% Ethanol) wirkt bei Zimmertemperatur synergistisch und ermöglicht
dadurch eine schnelle Abtötung mit D
22 Da. 1,6 Sek. (Fig. 12).
[0021] Wird die Abtotungstemperatur auf 50°C erhöht, so lässt sich ein vergleichbarer D-Wert
(D
50 = 1,5 sek.) auch bei niederer Konzentration an schwefliger Säure (20.000 ppm) und
geringerem Alkoholgehalt (15 Gew.%) erreichen (Fig. 13).
[0022] Ebenso wie Gluconobacter zeigt auch Acetobacter aceti hohe Resistenz gegen schweflige
Säure. Eine schnelle Abtötung mit einem D
50-Wert von 1,7 Sek. ist jedoch auch hier bei diesem Essigsäurebakterium aufgrund der
synergistischen Wirkung der Mischlösung schweflige Säure/Alkohol (20.000 ppm/15 Gew.%)
erreichbar (Fig. 14).
[0023] Die Abhängigkeit der Abtötungszeit des Milchsäurebakteriums Leuconostoc dextranicum
von der Temperatur ist in Fig. 15 dargestellt. Die stärkste Abtötung erreicht man
bei 60° C mit einer Konzentration von 10.000 ppm. Der D
60-Wert beträgt hier 1,45 Sek.
[0024] Auch bei L. dextranicum ist eine synergistische Wirkung des erfindungsgemäß eingesetzten
Gemisches schweflige Säure/Alkohol deutlich feststellbar. Aus Fig. 16 geht hervor,
daß die keimabtötende Wirkung der schwefligen Säure (20.000 ppm Na
2S
2O
5 bei pH 3,o) durch Zugabe von Ethanol (15 Gew.%) erheblich verstärkt wird. Es läßt
sich ein D-Wert von D
22 = 1,5 Sek. erreichen.
[0025] Die synergistische Wirkung des H
2SO
3-Alkohol-Gemisches kommt auch deutlich zum Ausdruck, wenn statt Ethanol andere Alkohole
eingesetzt werden. Die Zugabe von 1-Propanol (Fig. 17), 2-Propanol (Fig. 18), 1-Butanol
(Fig. 1i) , 2-Butanol (Fig. 2o) und n-Amylalkohol (Fig. 21) zu schwefliger Säure trägt
deutlich zur Verstärkung der mikrobiziden Wirkung gegen Hefen (Saccharomyces cerevisae)
bei. Der Alkohol 1-Propanol beschleunigt ebenfalls in Kombination mit schwefliger
Säure die Abtötung von Schimmelpilzen - Mucor - (Fig. 22), Essigsäurebakterien- Gluconobacter
- (Fig. 23) und Milchsäurebakterien - L. dextranicum - (Fig. 24).
[0026] Zusammenfassend ist festzustellen, daß sich anhand der beschriebenen und dargestellten
Versuchsergebnisse eine synergistische Wirkung von schwefliger Säure und Alkohol bei
der Abtötung der untersuchten Keime deutlich erkennen läßt. Die Kombination von schwefliger
Säure mit Alkohol ermöglicht durch entsprechende Wahl der H
2SO
3-Konzentration, des Alkoholgehaltes und der Temperatur eine schnelle Abtötung der
vorhandenen Keime mit D-Werten zwischen 1 und 2 Sekunden, so daß die vorgeschlagene
Mischlösung in vorteilhafter Weise auch großtechnisch, insbesondere bei der Sterilisierung
von kunststoffbeschichteten Packstoffen zur Fruchtsaft- und Neinabfüllung oder bei
der Sterilisierung von Weinflaschen eingesetzt werden kann.
[0027] Als Alkohol wird bevorzugt Ethanol verwendet, obwohl bevorzugt auch andere Alkohole
eingesetzt werden können. Die schweflige Säure liegt vorzugsweise in einer Konzentration
von 10.000 bis 100.000, insbesondere 10.000 bis 50.000 ppm bezogen auf die Mischung
vor. Besonders vorteilhafte Alkoholkonzentrationen liegen im Bereich vorteilhafte
Alkoholkonzentrationen liegen im Bereich von 10 bis 30, insbesondere 10 bis 2o Gew.%
bezogen auf die Mischung. Durch erfindungsgemäße Behandlung sind Temperaturen zwischen
2o und 8
0, vorzugsweise 20 und 50° C geeignet. Die schweflige Säure gewinnt man am besten durch
Umsetzung salzartiger Schwefelverbindungen mit Säure. Außer Na
2S
2O
5 eignet sich allein oder in Verbindung mit der vorgenannten Substanz auch Na
2SO
3. Als Säure zur Einstellung des pH-Werts verwendet man bevorzugt Zitronensäure.
[0028] Der Packstoff kann durch Tauchen, Besprühen oder dergleichen mit der erfindungsgemäßen,
synergistisch wirkenden Mischlösung behandelt werden. Dabei ist es auch möglich, diejenige
salzartige Schwefelverbindung, z. B. Na
2S
2O
5, welche die schweflige Säure liefert, separat auf den Packstoff aufzubringen und
ihn anschließend durch Zugabe einer angesäuerten, wässrigen Alkohollösung aufzulösen.
[0029] Die Ergebnisse sind in den nachstehenden Tabellen zusammengefaßt.
[0030] Besonders günstig ist es, die sterilisierende Mischlösung auf den Packstoff aufzusprühen
und nach Ablauf der Einwirkzeit durch Erwärmen wieder zu verdampfen.
[0031] Von besonderem Vorteil ist die Erfindung bei Weinverpackungen, da Wein von Haus aus
häufig schweflige Säure und Alkohol enthält. Zur Sterilisierung der Packstoffe brauchen
also keine "Fremdstoffe" eingesetzt zu werden, welche die Qualität des Weines beeinträchtigen
könnten.

1. Verfahren zur Sterilisierung von Packstoffen für die aseptische Abfüllung von Fruchtsaft
und Wein unter Verwendung schwefliger Säure, dadurch gekennzeichnet, daß man den Packstoff
mit wässrigen Lösungen aus schwefliger Säure und Alkoholen behandelt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als Alkohol Ethanol
benutzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als Alkohol Butanol,
Propanol und Amylalkohol benutzt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die schweflige Säure
in einer Konzentration von 10.000 bis 100.000 ppm bezogen auf die Mischung verwendet
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die schweflige Säure in
einer Konzentration von 10.000 his 50.000 ppm verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man eine
Alkoholkonzentration von 1o bis 3o Gew.% bezogen auf die Mischung verwendet.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Alkoholkonzentration
von 1o bis 2o Gew. % verwendet.
8. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,. dadurch gekennzeichnet, daß
die Behandlung bei einer Temperatur zwischen 2o und 80° C vorgenommen wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Behandlung bei einer
Temperatur zwischen 2o und 5o C vorgenommen wird.
10. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man
die schweflige Säure durch Umsetzung salzartiger Schwefelverbindungen mit Säure gewinnt.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß man als Schwefelverbindung Na2S2O5 und/oder Na2SO3 und als Säure Zitronensäure verwendet.