[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entfernung verschwelbarer, anhaftender Beschichtungen
von Metallteil-Oberflächen, wobei die Metallteile im Verfahrensverlauf geschwelt oder
pyrolysiert werden.
[0002] In vielen technischen Bereichen treten im Laufe von Verfahrens- und Arbeitsvorgängen
stark verschmutzte Metallteile auf. Beispielsweise werden die Gehänge-Stangen oder
die sogenannten Body-Skits beim Lackieren von Automobil-Karosserieteilen von Lackschichten
nahezu lückenlos bedeckt. Diese Teile müssen jedoch von Zeit zu Zeit völlig von den
anhaftenden Lackschichten befreit werden, da sonst für die elektrolytische Lackbeschichtung
kein Stromübergang mehr erfolgt. Da ein Ablösen mit einem Lösungsmittel von den Kosten
und von der Umweltbelastung her nicht zu vertreten ist, werden diese Teile heute in
einer Retorte, deren Boden von einem erhitzten Wirbelbett überdeckt ist, entlackt.
Als Material für die Entlackung wird im wesentlichen körniger Sand eingesetzt. Der
Bodenteil der Retorte ist luftdurchlässig ausgeführt, so daß über das Druckluftnetz
oder ein Gebläse Luft von unten her in das Sandbett eingeblasen werden kann. Bei Erwärmung
des Wirbelbettmediums auf eine Tem- peratur von 400 bis 450 C werden die Metallteile
mit hoher Geschwindigkeit aufgewärmt und es verschwelen dabei die organischen Lacküberzüge.
Entlackungszeiten von ca. 20 bis 40 Minuten sind die Regel.
[0003] Allerdings ist bei bekannten Vorrichtungen wegen der hohen Anforderung an die völlige
Befreiung der Metalloberfläche auch von verkokten Resten eine Nachbehandlung erforderlich.
Die zu reinigenden Metallteile werden aus der Retorte entnommen und anschließend in
einer Schleuderrad-Strahlanlage bis auf die blanke Oberfläche gereinigt, bis alle
Verkokungsreste entfernt sind.
[0004] Es ist auch bekannt, die dem heißen Wirbelbett entnommenen Teile auf einen Rütteltisch
zu legen, um grobe, verkokte Teile abfallen zu lassen oder sich gegenseitig abschaben
zu lassen. Die feine Verschmutzung wird dann noch mit Strahlmitteln entfernt, wobei
diese Schritte außerhalb der Retorte auch schon teilweise automatisiert sind.
[0005] Wegen der relativ weichen Konsistenz der ungehärteten Lackschichten auf den Metallteilen
ist es nicht möglich, die verschmutzten Oberflächen direkt im Strahlverfahren zu reinigen.
Die Oberflächenschichten sind teilweise noch elastisch, so daß die Strahlteilchen
ohne Wirkung abprallen. Ähnliche Schwierigkeiten sind bei anhaftenden Beschichtungen
mit weicher Konsistenz zu beobachten, z. B. bei schaumstoffbeschichteten Metallflächen,
bei Metallteilen mit aufvulkanisierten Gummikissen oder bei Kabelsträngen mit elastomerer
Ummantelung.
[0006] Es stellt sich demnach die Aufgabe, das eingangs genannte Verschwelungs- und Pyrolyseverfahren
dahingehend zu verbessern, daß die Verarbeitungszeit verkürzt wird i und daß es zur
Erreichung makelloser, gereinigter Metalloberflächen nicht mehr erforderlich ist,
die Pyrolyse-Retorte mit den Metallteilen zu verlassen.
[0007] Gemäß Erfindung wird diese Aufgabe bei einem Verfahren zur Entfernung verschwelbarer,
anhaftender Beschichtungen dadurch gelöst, daß die Metallteile in einer im wesentlichen
geschlossenen Retorte auf Schweltemperatur gebracht werden
;und daß ohne Verlassen der Retorte die anhaftende, verkokte Beschichtung mit Fortschreiten
oder nach Beendigung der Verschwelung mit Hilfe von aufgeheiztem Strahlmittel abgestrahlt
wird.
[0008] Das vorstehend genannte Erfindungsprinzip macht Gebrauch von einer neuen Technik,
nämlich der Verwendung von aufgeheiztem Strahlmittel. Die Temperatur des Strahlmittels
sollte vorzugsweise im Bereich der Schweltemperatur liegen, jedenfalls so hoch, daß
die zum Verschwelen erforderliche Temperatur innerhalb der Retorte nicht abfällt.
Es ist darüber hinaus auch möglich, das Strahlmittel auch über die Schweltemperatur
zu erhitzen. In diesem Fall wird das Strahlmittel selbst zum Wärmeträger, das seine
Temperatur an die Retorten-Atmosphäre abgibt und darüber hinaus beim Zusammenprall
mit der zu entfernenden Beschichtung direkt Wärme abgibt, die zu einem schrittweisen
Pyrolysieren und Verkoken der Beschichtung führen.
[0009] Tatsächlich ist bei Versuchsläufen beobachtet worden, daß nicht abgewartet zu werden
braucht, bis die gesamte Beschichtung durch und durch verschwelt bzw. verkokt ist;
der besonders vorteilhafte Effekt der Erfindung ist, daß die Verkokung fortschreitet
und jeweils die verkokte Schicht von dem aufgeheizten Strahlmittel abgeschält wird
("Gyros-Prinzip").
[0010] Während bei dem bekannten Wirbelbett ein Großteil der Energie dazu verwendet werden
muß, die innenliegenden Schichten ebenfalls aufzuheizen und zu verkoken, wird diese
Energie im vorliegenden Fall nicht benötigt. Genau wie bei. der Zubereitung der griechischen
Gyros-Spieße wird das frisch verkokte Material sofort abgetragen und das noch nicht
verschwelte, jedoch weiche Material der Wärmeeinwirkung voll ausgesetzt. Mit diesem
Prinzip ist es möglich, sehr kurze Bearbeitungszeiten zu erreichen, wobei in einer
geschlossenen Retorte gearbeitet werden kann.
[0011] Dabei ist möglich, zusätzlich noch das Aufheizen in einem Wirbelbett vorzunehmen,
das im unteren Bereich der Retorte angeordnet ist und in das die zu reinigenden Metallteile
mit Hilfe eines Hebezeuges abgesenkt werden können. Nach dem Herausziehen aus dem
heißen Wirbelbett kann dann die Strahlbehandlung sofort beginnen. Durch zusätzliche
Luftumwälzungsanlagen und dergleichen läßt sich der Wärmetransport innerhalb der Retorte
noch verbessern. Dabei ist ein wesentlicher Vorteil, daß das Bettungsmedium des Wirbelbettes
gleichzeitig auch das Strahlmittel sein kann. Wird z. B. Sand oder ein Stahlkorn verwendet,
wie es üblicherweise als Strahlmittel eingesetzt wird, so lassen sich Bearbeitungs-
und Regenerierungszeiten auf ein Minimum reduzieren.
[0012] Die Körnung und die Art des Strahlmittels richten sich nach den vorliegenden Aufgaben.
Insbesondere bei der Entmantelung von Kabelresten ist es vorteilhaft, daß das Strahlmittel
aus dem Metall besteht, aus dem auch der Metall-Kabelstrang besteht. Das Material
kann dann als Ganzes von Zeit zu Zeit abgenommen werden und elektrolytisch raffiniert
werden.
[0013] Eine Retorte zur Durchführung des Verfahrens besitzt im Strahlbereich Schlitze zum
Durchlaß der von eiher Schleudervorrichtung herrührenden Strahlmittel-Strahlen. Üblicherweise
werden hierfür Schleuderräder verwendet, mit denen ein hoher Impuls aufgebracht werden
kann. Es soll aber nicht ausgeschlossen werden, daß auch handgeführte Druckluft-Strahlpistolen
eingesetzt werden. Zusätzlich kann die Retorte im unteren Teil ein Wirbelbett enthalten,
wie dies an sich für derartige Retorten bekannt ist. Hierdurch wird in bekannter Weise
ein Feststoff-Bad erzeugt, in das die Metallteile eingetaucht werden können. Mit Hilfe
des entsprechend heißen Wirbelbett-Mediums (vorzugsweise Luft) werden die Metallteile
mit hoher Geschwindigkeit aufgewärmt, wobei gleichzeitig die Lacküberzüge und ähnlichen
Beschichtungen erwärmt werden. Dabei kann auch durch gesteuerte Beimischung von Inertgasen
oder durch Sauerstoffüberschuß eine kontrollierte Verbrennung der Lacküberschüsse
durchgeführt werden, wobei die Verbrennungswärme ebenfalls für die Erwärmung der Retortenatmosphäre
zur Verfügung steht.
[0014] Die Retorte wird vorzugsweise mit einem Hebezeug ausgestattet, das auch eine Drehung
der Metallteile oder eines die Metallteile aufnehmenden Korbes im Strahlmittelstrahl
erlaubt. Weiterhin ist möglich, einen kontinuierlichen Durchlauf-Betrieb, insbesondere
für lange Rohre und dergleichen, durchzuführen, wenn die Retorte mit wärmerückhaltenden,
gegenüberliegenden Durchlauftoren versehen ist, wie sie für geschlossene Strahlkabinen
bekannt ist.
[0015] Ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Retorte und Anwendungsbeispiele des
Verfahrens werden in der nachfolgenden Beschreibung erläutert. Die Figuren zeigen
im einzelnen:
Figur 1 in schematischer Darstellung eine für das Verfahren geeignete Retorte mit
nachgeschalteten Aggregaten; '
Figur 2 eine Retorte mit fluidisierbarem Wirbelbett im Fuß und weiteren, nachgeschalteten
Aggregaten, ähnlich wie Figur 1;
Figur 3 eine Retorte in aufgeschnittener, perspektivischer Darstellung entsprechend
Figur 1;
Figur 4 eine Retorte mit fluidisierbarem Wirbelbett gemäß Figur 2, jedoch in detaillierterer
Darstellung.
[0016] In Figur 1 ist schematisch dargestellt eine im wesentlichen geschlossene Retorte
1, die ein dem Gebrauchszweck angepaßtes Gesamtvolumen hat, wobei in die Retorte über
an sich bekannte Öffnungen kontinuierlich oder diskontinuierlich zu behandelnde Materialien
eingebracht werden können. Im vorliegenden Fall ist ein sogenannter Strahlkorb 2 vorgesehen,
der sich etwa im Zentrumsbereich der Retorte 1 befindet, beispielsweise getragen durch
ein Hebezeug, das im Kopf der Retorte angebracht ist (in Figur 1 nicht dargestellt).
[0017] Über zwei Schleuderstrahlräder 3 an sich bekannter Bauart wird ein Strahlmittel in
zwei sich überlappenden Strahlen 4, 4' auf den Strahlkorb 2 gerichtet. Das Strahlmittel
wird den Schleuderstrahlrädern 3 über eine Gemischreinigung mit Vorratsbehälter 6
zugeführt. Das Strahlmittel wird im Vorratsbehälter aufgeheizt. Hierzu wird dem Behälter
6 entsprechend dem Pfeil 11 Heizenergie zugeführt. Die Beheizung kann indirekt über
heiße Verbrennungsgase oder durch direkt in dem Vorratsbehälter angeordnete Heizstrahler
oder -drähte erfolgen.
[0018] Auch der Retorte kann z. B. über Infrarot-Heizstrahler oder durch Zuführung aufgeheizter
Luft (angedeutet durch Pfeil 9) Heizenergie zugeführt werden. Wesentlich ist, daß
die verschmutzten oder mit anhaftenden Beschichtungen versehenen Metallteile sich
in einer im wesentlichen geschlossenen Retorte befinden und auf eine Schweltemperatur
gebracht werden können, die bei Lackresten im 0 Bereich von 450 C liegt. Durch die
Temperatur in der Retorte werden die anhaftenden Lackrest-Beschichtungen von außen
ausgehend verkokt und verschwelt, wobei die Schwelgase durch eine entsprechende Absaugung
(Pfeil 10) entfernt und in einer thermischen Nachverbrennung 7 zusammen mit anderen
Schwelgasen verbrannt werden. Die dabei sich ergebende Heizenergie wird entsprechend
den Pfeilen 9 und 11 wieder dem Prozeß zugeführt. Weitere zusätzliche Heizkreise sind
selbstverständlich möglich, wie bereits angedeutet.
[0019] Entsprechend dem Fortschreiten der Verkokung nehmen- die Strahlmittelstrahlen Schicht
um Schicht der spröde gewordenen Beschichtung ab. Das verbrauchte Strahlmittel fällt
in den trichterförmigen Aufnahmebereich 12 der Retorte 1 und wird dort mit Hilfe eines
Schneckenförderers 14 noch im heißen Zustand entfernt und mit Hilfe eines Becherwerkes
5 in den Behälter 6 zur Reinigung gefördert. Dabei können die beispielsweise mit Hilfe
von Zentrifugal-Abscheidern abgeschiedenen, nicht verbrannten Beschichtungsteilchen
in einem Ofen 7 für eine thermische Nachverbrennung unter Sauerstoffzufuhr verbrannt
werden. Die dabei gewonnene Energie kann dem Kreislauf wieder zugeführt werden.
[0020] Über eine Filtereinrichtung 8 und gegebenenfalls Nachkühlung kann die Luft inertisiert
in die Atmosphäre gelassen werden.
[0021] Figur 2 zeigt in Erweiterung des Erfindungsprinzipes gemäß Figur 1 eine vergrößerte
Retorte 21, die neben einem Oberteil, das ähnlich gestaltet ist wie die Strahlstation
gemäß Figur 1, ein Unterteil aufweist, in dem ein fluidisierbares Wirbelbett 22 auszubilden
ist. Über einen perforierten Retortenboden 23 wird gemäß Pfeil 24 erwärmte Luft oder
ein in seinem Sauerstoffgehalt gegenüber Luft inertisiertes gasförmiges Medium eingeblasen,
mit dem in an sich bekannter Weise ein fluidisiertes Wirbelbett 22 hervorgerufen wird.
Das Wirbelbett hat seine Grenze bei 25. Es besteht aus Strahlmittel, das eine Temperatur
hat, die der Verschwelungstemperatur für den vorliegenden Bedarf entspricht. Als Bettungsmittel
für das Wirbelbett wird das beim Strahlen verwendete Strahlmittel verwendet, also
beispielsweise körniger Sand oder Aluminiumschrot mit einer Körnung zwischen 0,1 -
1 mm. Auch Stahlkorn oder Kupferkorn kann verwendet werden. Auch im vorliegenden Falle
wird das zu strahlende Gut, also beispielsweise Kabelreste mit Ummantelung, in einem
Strahlkorb oder einzeln aufgehängt dem Strahlmittelstrahl 4 bzw. 4' ausgesetzt, der
von zwei Schleuderrädern 3, 3' hervorgerufen wird. Der Strahlmittelabrieb fällt dabei
in die Wirbelschicht- bettung hinein und wird dabei durch Verkoken und Durchblasen
der Luft gereinigt. Es erfolgt ein Abzug bei 10. Im Kopf der Retorte 21 ist eine Hebezeug
angebracht, mit dem das zu strahlende Gut, beispielsweise ein Strahlkorb, bis in die
Wirbelschicht-Bettung 22 hineingesenkt werden kann. Diese befindet sich in einem fluidisiertem
Zustand und nimmt das zu reinigende Gut ohne weiteres auf. Nach einer gewissen Zeit
des Verweilens in der Wirbelschicht-Bettung hat sich die anhaftende Beschichtung soweit
erwärmt, daß eine Verschwelung einsetzt. Anschließend wird das Gut aus dem Wirbelbett
herausgezogen und in den Strahlbereich gebracht. Dort werden die anhaftenden, verkokten
Reste sofort von dem heißen Strahlmittelstrahl abgetragen.
[0022] Das verschmutzte und möglicherweise überfließende und das Volumen vergrößernde Strahlmittel
plus Verschmutzung wird über einen Kanal 26 herausgetragen und mit Hilfe eines Becherwerkes
15 wiederum in einen Gemisch-Reinigungs- und Vorratsbehälter 6 getragen. Hier erfolgt
ähnlich wie in der Aufbereitung gemäß Figur 1 eine Nachverbrennung, Filterung und
zusätzliche Erwärmung, wobei anschließend das Strahlmittel im Kreislauf wieder den
Schleuderrädern 3, 3' zugeführt wird.
[0023] Bei der Ausführungsform gemäß Figur 2 ergibt sich demnach ein Zusammenspiel zwischen
dem an sich bekannten, fluidisierbaren Bett zur Aufheizung von Metallteilen und der
raschen Beseitigung der pyrolysierten Verkokungen auf der Oberfläche dieser Metallteile
mit Hilfe eines aufgeheizten Strahlmittels. Die dabei erforderliche Ernergie wird
vorzugsweise direkt aus der Nachverbrennung der verschwelbaren und verkokbaren Rückstände
gewonnen. Das Strahlmittel selbst kann ohne größere Temperatur- und Wärmeverluste
im Kreislauf geführt werden und in der Station 6 auch gereinigt werden. Zum Abreinigen
eignen sich übliche Windsichter, die auch mit aufgeheizter Luft oder inertisiertem
Medium betrieben werden können.
[0024] Eine detailliertere Ansicht der Retorte zur Durchführung des Verfahrens geht aus
der Figur 3 hervor.
[0025] Die Retorte 1 besitzt ein kastenförmiges Gehäuse, das mit einer Wärmeisolationsschicht
versehen ist. Im Kopf des Gehäuses ist ein Hebezeug 28 vorgesehen, an dem ein Strahlkorb
2 oder ein anderes, eventuell lose zu transportierendes Metallteil aufgehangen werden
kann. Über gegenüberliegende, mit Wärmeschleusen versehene Tore 29, 29' kann eine
Zu- und Abführung der Gegenstände erfolgen. Im oberen Bereich der Retorte 1 sind zwei
entsprechende Schlitze 17 eingelassen, durch die die Strahlmittelstrahlen 4, 4', die
von den beiden Schleuderrädern 3, 3' herrühren, in das Innere der Strahlkammer gelangen
können. Den Schleuderrädern 3, 3' wird das Strahlmittel in bereits erwärmtem Zustand
von der Vorratskammer 6 über Falleitungen zugeführt. Das verschmutzte Strahlmittel
fällt nach Kontakt mit den zu reinigenden Metallteilen in den Bodenbereich der Retorte
1 und wird dort von einem hitzebeständigen Becherwerk aufgenommen und wieder nach
oben in die Vorratskammer 6 transportiert. Hierzu ist der Boden trichterförmig in
Richtung Aufnahmebereich des Becherwerkes schräg gestellt. Bei 9' ist ein Einlaß für
Heißluft zu erkennen, mit dem die Atmosphäre der Retorte 1 aufgeheizt werden kann.
Zwei Abzugsrohre für die heiße, eventuell nachzuverbrennende Abluft sind bei 10' dargestellt.
,
[0026] Die Zeichnungen 1 und 3, die im Prinzip dieselbe Retorte darstellen, dienen nur zur
Erläuterung des Erfindungsprinzipes. Abweichungen von dieser Ausführungsform sind
selbstverständlich möglich.
[0027] Figur 4 zeigt in detaillierterer Darstellung eine Ausführungsform für eine Retorte
21, bei der im Fuße der Retorte eine fluidisierte Wirbelschichtbettung 22 mit Hilfe
von eingeblasener Luft 24 erzeugt wird. Die eingeblasene Luft, die auch ein weitgehend
sauerstofffreies inertisiertes Medium sein kann, besitzt eine Temperatur, die das
Bettungsmedium, das gleichzeitig Strahlmittel ist, auf eine Schweltemperatur, wie
erforderlich, aufheizt. Die Schwelgase werden aus dem fluidisierbaren Bett herausgezogen
und über Abluftrohre 10' entfernt bzw. einer Nachverbrennung zugeführt. Im oberen
Bereich der Retorte 21 befindet sich eine Strahlstation, die auch im vorliegenden
Falle mit zwei Schleuderstrahlrädern 3, 3' ausgestattet ist, wobei eine ähnliche Technik
verwendet ist, wie bei Figur 3. Durch einen Schüttschlitz 30 wird ständig fluidisierbares
Medium abgenommen, das von oben auf die fluide Wirbelbettschichtung 22 vom Strahlen
her fällt, und über ein hitzebeständiges Becherwerk 15 der Kammer 6 zur Reinigung
und Aufwärmung wieder zugeführt.
[0028] Mit der Vorrichtung gemäß Figur 4 ist möglich, die Gegenstände, die sich in einem
Strahlkorb befinden oder einzeln aufgehängt sind, zunächst im fluidisierbarem Wirbelbett
vorzuwärmen und dabei schon die Beschichtung zu verkoken. Nach dem Herausziehen mit
Hilfe des Hebezeuges 28 setzt dann der Bestrahlungsvorgang mit dem auf Schweltemperatur
aufgeheizten Strahlmittel ein, wobei die bereits verkokten Schichten nach kurzer Zeit
entfernt werden. Durch Einsatz von zwei Hebezeugen kann jeweils ein Teil des zu strahlenden
Gutes in der Wirbelbettung zum Aufwärmen gehalten werden, während ein anderer Teil
im Strahlbereich gestrahlt wird.
[0029] Die in den vorliegenden Ausführungsbeispielen verwendeten Nebenaggregate, wie Zuluft-
und Abluft-Ventilatoren sowie für Reinigung und Filterung und das Becherwerk, sind
nur als technische Ausführungsmöglichkeiten zu verstehen, ohne daß sie eine Begrenzung
der Problemlösungen darstellen. Es ist insbesondere möglich, Strahlräder mit Impeller-Systemen
bei Temperaturen von 450 - 0 500 C zu betreiben. Das heiße Strahlmittel kommt dann
nur mit Metallteilen in Berührung. Lediglich die Lager der Schleuderstrahlräder müssen
gegen die Wärme isoliert werden, damit kein direkter Wärmeübertritt erfolgt.
[0030] Da der durch das Strahlmittel abgetragene Pyrolysekoks sehr feinkörnig bis pulvrig
ist, läßt er sich leicht in üblichen Trennkaskaden vom Strahlmittel wieder trennen
und danach einer Nachverbrennung zuführen. Auch das Pyrolysegas kann in an sich bekannten
Nachverbrennern und Öfen verbrannt werden.
[0031] Folgende Verfahrensbeispiele sollen weiterhin zur Erläuterung der Verfahrensansprüche
dienen:
Beispiel 1:
Entlacken von sperrigen Gehängen (Automobil-Lackierung)
[0032] Lackiergehänge von jeweils 0,4 m Länge und mit Altlackschichten bis zu 5 mm Dicke
werden in einem Strahlkorb locker geschichtet und in den Strahlbereich einer Retorte
gemäß Figur 1 eingehängt. Das Fassungsvermögen der Retorte liegt bei 3 m (1 m Grundfläche
bei 3 m Höhe). Die untere Hälfte der Retorte ist mit einer Wirbelbettung gefüllt.
Als Strahl- und Wirbelbettung wird Stahlkorn mit einer Körnung von 0,2 - 0,4 mm Kornstärke
verwendet. Das Strahlmittel wird auf 450 C erwärmt durch eingeblasene Luft und mit
dieser Temperatur auch vom Becherwerk in die Kammer 6 gefördert und nochmals nachgewärmt.
Die Teile werden zunächst im Wirbelbett zehn Minuten lang aufgeheizt, dann aus dem
Wirbelbett 0 gehoben und fünf Minuten lang mit 450 C heißgestrahlt unter Drehung des
Strahlkorbes. Die Pyrolyse- und Schwelgase werden abgezogen. Die Teile können rückstandsfrei
entnommen werden.
Beispiel 2:
Entfernen von Kabelmänteln von Kupfer- und Aluminiumkabeln
[0033] Kabelabschnitte in einer Länge von 5 - 50 cm mit einer Metallstrangedicke zwische
8 und 20 mm werden in einem Strahlkorb locker geschichtet und mit einem Schrot von
0,2 bis 0,5 mm Körnung bei 500 C (Kupferschrot bei o Kupfer-Kabeln) bzw. 380 C (Aluminiumschrot
bei Aluminiumkabeln) in einer heizbaren Retorte gestrahlt, deren Innentemperatur auf
500 C bzw. 400 C gehalten wird. Eine fluide Wirbelbettschichtung ist nicht vorgesehen.
[0034] Je nach Ummantelungsdicke und Material der Ummantelung dauert die Behandlung zwischen
5 und 30 Minuten. Empirisch oder optisch kann diese Zeit festgelegt werden. Dem Strahlkorb
können völlig entmantelte Metallstränge entnommen werden.
Beispiel 3:
Entfetten von ölgetränkten Dieselmotor-Zylinderköpfen
[0035] Zum Entfetten und völligen Blankmachen stark verschmutzter Zylinderköpfe, beispielsweise
aus abgewrackten Schiffen, werden diese in einer Retorte gemäß Figur 4 behandelt,
wobei zunächst eine Erwärmung in einem fluidisierbaren Wirbelbett aus Stahlschrot
(0,1 - 0,3 mm 0 Körnung) bei 260 C erfolgt. Anschließend wird der Zylinderkopf freihängend
und drehend mit dem Strahlmittel gestrahlt, bis die Oberfläche total rückstandsfrei
ist. Die Behandlung dauert insgesamt etwa 20 Minuten.
Beispiel 4:
Entfernung von Kunststoff- oder Gummiresten von flachen
Gehäuseteilen
[0036] 0 Mit Hilfe von gekörntem Sand, der auf 300 - 400 C erhitzt wird, werden flache Gehäuseteile
mit Kunststoff-oder Gummiresten von diesen Resten, einschließlich der unmittelbar
auf den Metall-Oberflächen haftenden Reste, befreit. Dabei wird durch den heißen Sand
jeweils Schicht für Schicht pyrolysiert, verkokt und versprödet und damit abtragungsfähig
gemacht. Beispielsweise können Styropor-Ausschäumungen von 15 mm Dicke an Metallteilen
innerhalb von 10 Minuten völlig abgetragen werden. Länger dauert es bei einer entsprechenden
Gummischicht, beispielsweise aufvulkanisierten Gummipolstern bei Panzerketten, bei
denen mit etwa 25 Minuten Abtragungszeit o bei einer Temperatur von 450 C gerechnet
werden muß. Die vorstehenden Beispiele 1 bis 4 zeigen, daß sich das Verfahren dazu
eignet, an sich sehr schwer abzutragende Oberflächenbeschichtungen, die einem Strahlverfahren
nicht zugänglich sind, durch eine Kombination von Pyrolyse- und Strahlverfahren in
kurzer Zeit von der Oberfläche zu entfernen.
[0037] Das Verfahren kann sowohl in chargenweiser als auch in kontinuierlicher Verfahrensweise
verwendet werden, beispielsweise für das Entfernen von Antidröhn-Massen von Stahlrohren.
1. Verfahren zur Entfernung verschwelbarer, anhaftender Beschichtungen von Metallteil-Oberflächen,
wobei die Metallteile im Verfahrensverlauf geschwelt oder pyrolysiert werden,
dadurch gekennzeichnet, daß die Metallteile in einer im wesentlichen geschlossenen
Retorte auf Schweltemperatur gebracht werden und daß ohne Verlassen der Retorte die
anhaftende, verkokte Beschichtung mit Fortschreiten oder nach Beendigung der Verschwelung
mit Hilfe von aufgeheiztem Strahlmittel abgestrahlt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Strahlmittel wenigstens
auf Schweltemperatur aufgeheizt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Strahlmittel
zur Reinigung und Aufheizung aus der Retorte abgeführt und nach Sichtung und Aufheizung
im geschlossenen Kreislauf dem Strahlmittelstrahl wieder zugeführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufheizung der Metallteile
in einem fluidisierbaren Wirbelbett innerhalb der Retorte erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Bettungsmedium des Wirbelbettes
gleichzeitig das Strahlmittel ist.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß für die Entfernung
von Lackschichten das Strahl- bzw. Bettungsmittel und die Atmosphäre der Retorte auf
eine Temperatur zwischen 400 und 460 C aufgeheizt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1, angewandt bei der Entmantelung von Leitungskabeln, dadurch
gekennzeichnet, daß ein Strahlmittel aus dem Metall verwendet wird, aus dem auch der
Metall-Kabelstrang besteht.
8. Retorte zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Wandung der Retorte (1, 21) Schlitze (17) zum Durchlaß des von den Schleudervorrichtungen
(3, 3') herrührenden Strahlmittelstrahles (4, 4') enthält.
9. Retorte nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Wirbelbett den unteren
Teil der Retorte einnimmt und daß der Strahlbereich oberhalb des Wirbelbettes angeordnet
ist.
10. Retorte nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß innerhalb der Retorte ein
Hebezeug (28) angeordnet ist.
11. Retorte nach Anspruch 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Retorte mit wärmerückhaltenden,
gegenüberliegenden Durchlauftoren versehen ist.