[0001] Die Erfindung betrifft eine elektrische Schmelzsicherung mit einem geschlossenen
Gehäuse, in welchem ein Federmechanismus einen elektrischen Kontakt unterbricht, sobald
ein als Auflage für den Federmechanismus dienender, im wesentlichen aus einem organischen
Stoff bestehender Schmelzkörper flüssig wird und den Federmechanismus entlastet.
[0002] Eine derartige Schmelzsicherung ist aus der US-PS 29 34 628 bekannt.
[0003] Es gibt im Prinzip zwei Arten von Schmelzsicherungen: Die einen dienen zur Strombegrenzung,
die anderen zur Temperaturbegrenzung. Bei der ersten Art wird durch den elektrischen
Strom selbst ein Schmelzkörper so stark erhitzt, daß er bei einer bestimmten, maximal
zulässigen Stromstärke schmilzt und den elektrischen Kontakt irreversibel unterbricht.
Die Erfindung bezieht sich aber ausschließlich auf die zweite Art von Schmelzsicherungen,
bei denen die Unterbrechung des Kontaktes nicht durch den Strom, sondern durch Erhitzung
von außen bei einer bestimmten, maximal zulässigen Temperatur erfolgt. Solche Schmelzsicherungen
werden in zunehmendem Maße in Elektrogeräte eingebaut, um diese vor Oberhitzung zu
schützen und bei Übersteigen einer bestimmten Temperatur irreversibel auszuschalten.
Die Abschalttemperatur wird dabei durch die Schmelztemperatur des Schmelzkörpers bestimmt.
[0004] Damit auch über lange Betriebszeiten eine absolut sichere Funktion der Sicherungen
gewährleistet werden kann, müssen an den Schmelzkörper als eigentliches Schaltelement
folgende besondere Anforderungen gestellt werden:
Geeignete Stoffe müssen einen zur jeweiligen Abschalttemperatur passenden Schmelzpunkt
haben. Damit die Schmelzsicherungen schlagartig funktionieren, soll es sich dabei
möglichst um einen scharfen Schmelzpunkt und nicht um einen Schmelzbereich handeln.
Deshalb sind die in der US-PS 29 34 628 genannten Wachse als Schmelzkörper-Material
ungeeignet.
[0005] Beim Schmelzen müssen die Schmelzkörper möglichst leicht und schnell zerfließen,
um den Federn innerhalb der Schmelzsicherung den Weg zum Öffnen des Kontaktes freizugeben.
[0006] Die Schmelzkörper stehen während der gesamten Gebrauchsdauer nicht nur unter einer
bestimmten Federspannung, sondern werden in dieser Zeit auch noch einer thermischen
Wechselbeanspruchung unterworfen. Sie müssen der Federkraft standhalten, und zwar
bei Temperaturen, die zeitweise nur knapp unter dem jeweiligen Schmelzpunkt liegen.
Dabei sind natürlica die Form der Schmelzkörper (Zylinder, Hohlzylinder, Kugel usw.)
sowie das Herstellungsverfahren von großem Einfluß auf die erreichbare Druckfestigkeit.
In jedem Fall muß sichergestellt sein, daß die Schmelzkörper ein Vielfaches der während
des Betriebs auftretenden Federspannung aushalten und während der geforderten Betriebszeit
keine kritischen Längen- oder Formänderungen erleiden.
[0007] Für ein sicheres Funktionieren der Schmelzkörper müssen bei der Herstellung verschiedene
Toleranzgrenzen eingehalten werden. Es dürfen also keine Stoffe verwendet werden,
die beim Erwärmen unregelmäßige oder irreversible Längenänderungen verursachen und
die z.B. unterhalb der Betriebstemperatur einen Phasenwechsel mit damit verbundener
Volumenänderung aufweisen (z.B.α KNO
3 → βKNO
3, Phasenwechsel bei 129"C).
[0008] Bezüglich der Korrosion innerhalb der Schmelzsicherungen ist zu beachten, daß die
verwendeten Stoffe keinesfalls die Oberflächen der Kontakte oder des Gehäuses angreifen
dürfen. Da die Schmelzsicherungen bei der Herstellung meist luftdicht abgeschlossen
werden, wird man während des Betriebes bei Verwendung hygroskopischer Substanzen keine
Probleme zu erwarten haben, weil Feuchtigkeit ferngehalten werden kann. Für den Produktionsprozeß
können aber zusätzliche Maßnahmen erforderlich werden.
[0009] In den jeweiligen Anwendungsbereichen werden Temperaturen erreicht, bei denen schon
deutlich merkbare Dampfdrücke der Schmelzkörpersubstanz auftreten können. Dies gilt
vor allem für die meisten organischen Stoffe. Durch inhomogene Temperaturen der Schmelzsicherung
können so Massentransporte von Schmelzkörpersubstanz über die Gasphase auftreten und
die Funktion der elektrischen Kontakte beeinträchtigt werden. Daher ist bei der Auswahl
der Stoffe für den Schmelzkörper ein relativ niederer Dampfdruck bei Betriebstemperaturen
von ganz entscheidender Bedeutung.
[0010] Die Stoffe müssen schließlich noch möglichst häufig und billig sein und sich leicht
durch Gießen oder Pressen zu stabilen Formkörpern verarbeiten lassen.
[0011] Aufgabe der Erfindung ist es nun, formtreue und stabile Schmelzkörper zu schaffen,
die alle genannten Qualitätsforderungen erfüllen.
[0012] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Schmelzkörper im wesentlichen
aus einer gesättigten aliphatischen Dicarbonsäure mit 4 bis 14 Kohlenstoffatomen besteht.
[0013] Besonders geeignete Dicarbonsäuren sind:

[0014] Die Dicarbonsäuren zeichnen sich gegenüber den meisten anderen organischen Verbindungen
durch hohe chemische Stabilität und besonders niedrigen Dampfdruck unterhalb des Schmelzpunktes
aus.
[0015] Außerdem liegen ihre Schmelzpunkte zwischen 95 und 153°C besonders günstig, da in
vielen praktischen Fällen eine Temperaturbegrenzung in diesem Bereich gefordert wird.
So ist z.B. zur Vermeidung von gefährlichem Druckanstieg eine Begrenzung in diesem
Temperaturbereich nötig, da der Dampfdruck des Wassers und wässriger Lösungen sowie
auch vieler gebräuchlicher organischer Stoffe bei diesen Temperaturen über Atmosphärendruck
steigt. Außerdem werden viele Materialien, z.B. die meisten Kunststoffe, bei diesen
Temperaturen weich, schmelzen oder degradieren.
[0016] Andererseits sind Gläser oder anorganische Salze, die generell als Schmelzsubstanzen
in Frage kämen, für diesen Temperaturbereich nicht geeignet, da ihre Schmelzpunkte
zu hoch sind.
[0017] Die Schmelzkörper können sehr einfach durch Gießen der geschmolzenen Substanzen in
entsprechende Gußformen aus Metall, Graphit oder anderem für Gußformen geeignetem
Material gefertigt werden.
[0018] Die Schmelzkörper sind auch sehr leicht herzustellen, indem die pulverisierten Substanzen
mit einem Preßdruck von etwa 5000 bis 10000 bar, insbesondere zwischen 1000 und 3000
bar, in die gewünschte Form gepreßt werden.
[0019] Um die in engen Toleranzgrenzen festgelegten Abmessungen der Schmelzkörper zu garantieren,
ist es zweckmäßig, eine genau definierte Pulvermenge an Substanz in die Preßform zu
geben. In der Serienfertigung sind diese Mengen für alle Preßlinge in denselben engen
Toleranzgrenzen zu halten. Dabei kann es vorkommen, daß die Pulverteilchen mehr oder
weniger zu Clustern verschiedenster Größe zusammenhaften. Die Substanzen lassen sich
dann nur sehr schwer durch Schütten und Schütteln gleichmäßig dosiert auf mehrere
Preßformen verteilen, und eine reproduzierbare Serienfertigung gleicher Formkörper
wird auf diese Art unmöglich.
[0020] Eine brauchbare Fließfähigkeit der Pulver kann zu diesem Zweck durch bekannte Granulierverfahren
erhalten werden (Römpps Chemie-Lexikon, 7. Aufl., Bd. 2 (1973) S. 1340). Um ein Pulver
zum Fertigen von Schmelzkörpern herzustellen, das nicht haftet, sondern leicht durch
einfaches Schütten in Preßformen gefüllt und reproduzierbar dosiert werden kann, und
welches außerdem zu festen Schmelzkörpern gepreßt werden kann, die bis zu Arbeitstemperaturen
kurz unterhalb des Schmelz- und Schaltpunktes bezüglich Form und Länge stabil sind,
ist es aber auch zweckmäßig, der pulverisierten, reinen Schmelzsubstanz ein feinkörniges
anorganisches Oxid oder feinkörniges
[0021] keramisches Material in Mengen von 10 bis 75 Gew.% zuzusetzen. Beispiele für derartige
Materialien sind Aluminiumoxid (A1
20
3, Korund) und Zirkoniumoxid mit Korngrößen zwischen 0,25 und 0,05 um.
[0022] Die Funktion und der prinzipielle Aufbau der erfindungsgemäßen Schmelzsicherung gehen
aus einem in der Zeichnung dargestellten Beispiel hervor. In der Zeichnung zeigen
Fig. 1 eine Schmelzsicherung im normalen Betriebszustand im Schnitt und
Fig. 2 eine Schmelzsicherung nach thermischer Überlastung im Schnitt.
[0023] Die Sicherung besteht aus einem geschlossenen, metallischen Gehäuse 1, in welchem
ein aus einer zylindrischen Feder 2, einer Sternfeder 3 und einer konischen Feder
4 bestehender Federmechanismus den elektrischen Kontakt zwischen einer Stromzuführung
5 und der Sternfeder 3 unterbricht, sobald ein als Auflage dienender Schmelzkörper
6 flüssig wird und die zylindrische Feder 2 entlastet. Zwischen dem Schmelzkörper
6 und der zylindrischen Feder 2 sowie zwischen der zylindrischen Feder 2 und der Sternfeder
3 sind Stützplatten 7 angeordnet, die eine gleichmäßige Verteilung des Federdrucks
bewirken. Die Stromzuführung 5 ist in Höhe der Wandung des Gehäuses 1 von einem Dichtungs-
und Isolierkörper 8 umgeben.
[0024] Durch das Schmelzen des Schmelzkörpers betätigt sich der Federmechanismus wie folgt:
Die Feder 2 wird entlastet, wodurch die konische Feder 4 die Sternfeder 3 von der
Stromzuführung 5 abhebt und so den elektrischen Kontakt unterbricht. In Fig. 1 ist
der Kontakt geschlossen, in Fig. 2 ist der Kontakt offen und der Schmelzkörper geschmolzen
dargestellt.
[0025] Die durch den Zusatz von feinkörnigem anorganischem Oxid oder keramischem Material
erreichte gute Fließeigenschaft der pulverisierten Schmelzsubstanzen ist aus den Tabellen
zu ersehen, in denen die Zeiten aufgeführt sind, die benötigt werden, bis 3,0 cm
3 der lockeren Pulververschüttung von Schmelzsubstanz wie in einer Sanduhr aus einem
Glastrichter mit einer Öffnung von 1,5 mm Durchmesser und 20 mm Länge ausgelaufen
sind.
[0026] Die Pulver und Pulvermischungen werden vorzugsweise vor dem Gebrauch durch ein feinmaschiges
Sieb gegeben, um auszuschließen, daß eventuell als Verunreinigung vorhandene größere
Kristalle oder Cluster die Messung oder in der Praxis auch die dosierte Füllung der
Preßformen beeinträchtigen können.

[0027] Die Fließfähigkeit der A1
20
3-Mischungen ist also sehr gut, während die Substanzen ohne Zusatz nur sehr schlecht
oder gar nicht fließen.
1. Elektrische Schmelzsicherung mit einem geschlossenen Gehäuse, in welchem ein Federmechanismus
einen elektrischen Kontakt unterbricht, sobald ein als Auflage für den Federmechanismus
dienender, im wesentlichen aus einem organischen Stoff bestehender Schmelzkörper flüssig
wird und den Federmechanismus entlastet,
dadurch gekennzeichnet, daß der Schmelzkörper (6) im wesentlichen aus einer gesättigten
aliphatischen Dicarbonsäure mit 4 bis 14 Kohlenstoffatomen besteht.
2. Schmelzsicherung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß der Schmelzkörper (6) im wesentlichen aus Adipinsäure,
Pimelinsäure, Korksäure, Heptandicarbonsäure oder Sebacinsäure besteht.
3. Schmelzsicherung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Schmelzkörper (6) durch Gießen der geschmolzenen Substanzen
in entsprechende Gußformen hergestellt ist.
4. Schmelzsicherung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Schmelzkörper (6) ein feinkörniges anorganisches Oxid
oder feinkörniges keramisches Material in Mengen von 10 bis 75 Gew.% enthält.
5. Schmelzsicherung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß der Schmelzkörper (6) Aluminiumoxid oder Zirkoniumoxid
mit Korngrößen zwischen 0,25 und 0,05 pm enthält.