[0001] Die Erfindung betrifft einen Flugkörper nach dem Oberbegriff des Patentanspruch 1.
[0002] Unter Flugkörper sind hierbei aus Abschußrohren gestartete Raketen sowie aus Rohrwaffen
abgefeuerte Geschosse zu verstehen, die zur Flugbahnstabilisierung ein Heckleitwerk
aufweisen. Um die Zielgenauigkeit derartiger Flugkörper zu verbessern, wird vielfach
ein zweites Flügel umfassendes Leitwerk vorgesehen, das in Flugrichtung vor dem Heckleitwerk
angeordnet ist. Eine besonders große Wirkung ist mit diesem zweiten Leitwerk dann
zu erzielen, wenn die Flügel dieses Leitwerks weit über den Durchmesser des Flugkörpers
hinausragen.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Flugkörper mit einem besonders wirksamen
und betriebsicher arbeitenden zweiten Leitwerk anzugeben.
[0004] Diese Aufgabe wird ausgehend von einem Flugkörper der eingangs naher bezeichneten
Art durch die in Patentanspruch 1 angegebene Erfindung gelöst.
[0005] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung gehen aus den Unteransprüchen
hervor.
[0006] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezug auf die Zeichnungen näher erläutert. Dabei
zeigt:
Fig. 1: eine schematische Darstellung eines Flugkörpers mit einem Heckleitwerk und
einem zweiten Leitwerk;
Fig. 2: in Teilschnittdarstellung eine vergrößerte Detaildarstellung des Flugkörpers
gemäß Fig. 1;
Fig. 3: eine Schnittdarstellung des Flugkörpers entlang der Linie III - III nach Fig.
2 mit Blick entlang des Pfeils 3';
Fig. 4: eine vergrößerte Detaildarstellung des Flugkörpers und zwar als Schnitt entlang
des Kreissektors IV - IV nach Fig. 3;
Fig. 5: eine Schnittdarstellung des Flugkörpers entlang der Linie V - V nach Fig.
2.
Fig. 6: einen Querschnitt durch eine Weiterbildung der Erfindung.
[0007] Fig. 1 zeigt in schematischer Darstellung in Seitenansicht einen Flugkörper 100 mit
einem für die Flugbahnstabilisierung vorgesehenen Heckleitwerk 101 und einem zweiten
Flügel 14 umfassenden Leitwerk 102, das in Flugrichtung gesehen vor dem
leckleitwerk 101 angeordnet ist. Dieses zweite Leitwerk L02 ermöglicht eine besonders
genaue Beeinflussung der Flugbahn des Flugkörpers 100 auf der Endphase seines Flugweges.
Besonders wirksam sind hierfür Flügel 14, die weit über den Durchmesser des Flugkörpers
100 hinausragend ausgebildet sind.
[0008] Um auch mit derartigen Flügeln ein Abfeuern des Flugkörpers 100 aus Startrohren oder
Waffenrohren mit einem vorgegebenen Kaliber, der im wesentlichen dem Außendurchmesser
des Flugkörpers 100 entspricht, zu ermöglichen, werden die Flügel 14 dieses zweiten
Leitwerks 102 zumindest während des Start- bzw. Abschußvorgangs einklappbar ausgebildet
und erst im Anschluß daran, spätestens jedoch bei Beginn der Endphase der Flugbahn
durch im folgenden noch näher erläuterte Mittel ausgeklappt, um in ihre Arbeitsstellung
zu gelangen.
[0009] Fig. 2 zeigt in Teilschnittdarstellung eine vergrößerte Detaildarstellung des Flugkörpers
nach Fig. 1 und zwar den mittleren Teil in Höhe des zweiten Leitwerks 102. Erkennbar
ist ein in Arbeitsstellung ausgeklappter Flügel 14 sowie ein in Ruhestellung eingeklappter
Flügel 14. In Ruhestellung ist der Flügel 14 in einem axial verlaufenden Schlitz 20
in der Außenwandung des Flugkörpers 100 angeordnet. Um von der Ruhestellung in die
Arbeitsstellung zu gelangen, sind die Flügel 14 um senkrecht in Bezug auf die Längsachse
103 des Flugkörpers 100 angeordnete Achsen 21 drehbar gelagert. Das Aufklappen erfolgt
zweckmäßig entgegen der Flugrichtung des Flugkörpers 100, so daß angreifende Luftkräfte
den Aufklappvorgang unterstützen. Besondere Anforderungen werden an die Mittel gestellt,
die die Flügel 14 des zweiten Leitwerks 102 aus der Ruhestellung in ihre Arbeitsstellung
überführen. Einerseits sollen diese Mittel möglichst wenig Raum und Gewicht einnehmen,
da sie als Totlast
anteil die Nutzlast des Flugkörpers verringern; zum anderen sollen sie auch nach längerer
Lagerungszeit auch bei stärksten Beschleunigungskräften betriebssicher arbeiten und
die zunächst eingeklappten Flügel 14 entfalten. Erfindungsgemäß umfassen die Mittel
zum Ausklappen der Flügel 14 einen aufblasbaren Körper (airbag) 12, 12', der in Ruhestellung
der Flügel 14 im wesentlichen im Bereich der Längsachse 103 des Flugkörpers 100 auf
engstem Raum derart zusammengefaltet ist, daß die ihrer Lagerstelle auf den Achsen
21 abgewandten Endstücke der in den Schlitzen 20 versenkten Flügel 14 auf diesem zusammengefalteten
Körper 12, 12' aufliegen. Aus dieser zusammengefalteten Stellung ist dieser aufblasbare
Körper 12, 12' durch Gaszufuhr aufblasbar, wobei er sich vorzugsweise in radialer
Richtung ausdehnt und zu einem im wesentlichen scheibenförmigen Gebilde aufblasbar
ist. Durch diesen Aufblasvorgang, der sich bei Gaszufuhr in sehr kurzer Zeit vollzieht,
wird auf die Enden der Flügel 14 eine in Radialrichtung wirkende Kraft ausgeübt, so
daß sie um die Drehachsen 21 herumschwenken und in ihre Arbeitsstellung gelangen,
in der sie im wesentlichen senkrecht auf der Längsachse 103 des Flugkörpers 100 stehen.
Bezugsziffer 12 kennzeichnet den aufblasbaren Körper im zusammengefalteten Zustand;
Bezugsziffer 12' den aufgeblasenen Zustand. Ein hochgespanntes gasförmiges Medium
zur Beaufschlagung des Körpers 12, 12' wird in einem Druckgasbehälter 3 mitgeführt,
der über Gaskanäle 4, 6 unter Zwischenschaltung eines gegebenenfalls elektrisch fernbedienbaren
Druckminderungsventils 5 mit dem aufblasbaren Körper 12, 12' verbunden ist. Bis zum
Entfalten der Flügel 14 des Leitwerks 102 ist der Druckgasbehalter 3 durch einen gasdichten
Verschluß 2 verschlossen. Dieser Verschluß 2 wird zwecks Einleitung des Aufklappvorgangs
der Flügel 14 beispielsweise durch eine pyrotechnische Zündkapsel 1 beseitigt. Bevor
das aus dem Druckgasbehälter 3 ausströmende
hochgespannte Gas zwecks Ausklappen der Flügel 14 auf den aufblasbaren Körper 12,
12' einwirkt und diesem die deutlich in Fig. 4 erkennbare Gestalt verleiht, muß zunächst
eine Sicherung entfernt werden, die den Flügel 14 in Ruhestellung innerhalb des axialen
Schlitzes 20 arretiert. Diese Sicherung besteht aus einem im Gaskanal 6 in Richtung
der Längsachse 103 gleitbar gelagerten Schieber 7, der eine topfförmig ausgebildete
Haltescheibe 8 trägt, die mit ihrer Seitenwand 8' in eine in der Außenkante 22 des
Flügels 14 angeordnete Ausnehmung 23 eingreift. Aus dem Druckgasbehälter 3 nach Entfernung
des Verschlusses 2 ausströmendes Gas gelangt dazu über den Gaskanal 4 und das Druckminderungsventil
5 auch in den Gaskanal 6 und verschiebt den Schieber 7 so weit in Flugrichtung entlang
der Achse 103, daß die Seitenwand 8' der topfförmig ausgestalteten Haltescheibe 8
außer Eingriff mit der Ausnehmung 23 des Flügels 14 gelangt und diesen dadurch freigibt.
Durch die Fortbewegung des Schiebers 7 wird sodann eine Bohrung 11 im Gaskanal 6 freigegeben,
die diesen mit dem aufblasbaren Körper 12, 12' verbindet und dessen Aufblasen durch
den im Gaskanal 6 anstehenden Gasdruck ermöglicht. Durch die radiale Ausdehnung des
aufblasbaren Körpers 12, 12' werden die Flügel 14 schlagartig herumgeschwenkt und
gelangen so in ihre Arbeitsstellung, in der sie durch federbelastete Bolzen 24 arretiert
werden, die in in der Nachbarschaft der Drehachse 21 im Flügel 14 angeordnete Ausnehmungen
25 eingreifen.
[0010] Die erfindungsgemäß für das Ausklappen der Flügel 14 vorgesehenen Mittel lassen sich
auf vergleichsweise engem Raum unterbringen und arbeiten auch nach sehr langer Lagerzeit
auch bei großen Beschleunigungsbeanspruchungen
Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung, die in Fig. 6 nur in einer schematischen
Querschnittszeichnung dargestellt ist, sind die Flügel 14 des Leitwerks in Radialrichtung
eingeschoben innerhalb der Hülle des Flugkörpers 100 angeordnet. Ihre der Flugkörperachse
zugewandten Endstücke liegen auf einem im Ruhezustand zusammengefalteten, aufblasbaren
Körper 12 auf. Wenn dieser aufblasbare Körper 12 mit einem Gasdruck beaufschlagt wird,
dehnt er sich aus und schiebt dabei die Flügel 14 in Radialrichtung nach außen, so
daß sie in ihre Arbeitsstellung gelangen.
[0011] Der aufblasbare Körper 12, 12' besteht bei allen Ausführungsbeispielen der Erfindung
aus einem gasdichten Material, das einer hohen Druckbeanspruchung standhält. Besonders
geeignet ist beispielsweise eine gewebeverstärkte Gummihülle oder eine aus einem Kunststoff
bestehende Hülle.
1. Flugkörper mit einem Heckleitwerk und einem zweiten in Flugrichtung vor dem Heckleitwerk
angeordneten, Flügel umfassenden Leitwerk, dadurch gekenn- zeichnet, daß die Flügel
(14) des zweiten Leitwerks (102) ausklappbar ausgebildet sind, und daß Mittel vorgesehen
sind, um die Flügel (14) entgegen der Flugrichtung aufzuklappen.
2. Flugkörper nach Anspruch 1, dadurch gekenn- zeichnet, daß die Flügel (14) in Ruhestellung
in axial verlaufenden Schlitzen (20) in der Außenwandung des Flugkörpers (100) angeordnet
sind.
3. Flugkörper nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Flügel
(14) um senkrecht in Bezug auf die Längsachse (103) des Flugkörpers (101) angeordnete
Achsen (21) drehbar gelagert sind.
4. Flugkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel
zum Ausklappen der Flügel (14) einen aufblasbaren Körper (airbag) (12, 12') umfassen,
der in Ruhestellung der Flügel (14) im wesentlichen im Bereich der Längsachse (103)
des Flugkörpers (100) derart zusammengefaltet ist, daß die ihrer Lagerstelle auf den
Achsen (21) abgewandten Endstücke der in den Schlitzen (20) versenkten Flügel (14)
auf ihm aufliegen und der sich vorzugsweise in radialer Richtung ausdehnend zu einem
im wesentlichen scheibenförmigen Gebilde aufblasbar ist.
5. Flugkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel
zum Ausklappen der Flügel (14) weiter einen Druckgasbehälter (3) umfassen und daß
der Körper (12, 12') vermittels gasdurchlässiger Kanäle (4, 6.) mit dem Druckgasbehälter
(3) verbindbar ist.
6. Flugkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß zur Arretierung
der Flügel (14) in Ruhestellung ein im Gaskanal in Richtung der Längsachse (103) gleitbar
gelagerter Schieber (7) vorgesehen ist, der eine topfförmig ausgebildete Haltescheibe
(8) trägt, die mit ihrer Seitenwand (8`) in eine in der Außenkante (22) des Flügels
(14) angeordnete Ausnehmung (23) eingreift.
7. Flugkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 6, da- durch gekennzeichnet, daß zur
Arretierung des Flügels ein federbelasteter Bolzen (24) vorgesehen ist, der nach Ausklappen
des Flügels (14) in eine in der Nachbarschaft der Drehachse (21) im Flügel (14) angeordnete
Ausnehmung (25) eingreift.