[0001] Die Erfindung betrifft einen aktiven Füllstoff für Schleifscheiben auf der Basis
von Metallhalogeniden, Verfahren zur Herstellung dieses Füllstoffs und eine Füllstoff
enthaltende Schleifscheibe.
[0002] Schleifscheiben, die zum Trennschleifen geeignet sind, bestehen üblicherweise aus
einem spanabhebenden Schleifmittel, einem Trägermaterial (Bindemittel) und schleifaktiven
Füllstoffen. Diese aktiven Füllstoffe dienen vor allem zur Aufnahme und Abführung
der beim Schleifvorgang entstehenden Reibungswärme.
[0003] Eine Vielzahl von anorganischen Salzen wurde bereits für die Anwendung als aktiver
Füllstoff vorgeschlagen, z.B. wasserfreie, wasserlösliche, nicht-oxidierende anorganische
Alkali- oder Erdalkalisalze mit Schmelzpunkten zwischen 700 und 1200°C, insbesondere
Natriumchlorid und Natriumcarbonat; die Menge des Füllstoffs beträgt dabei bis zu
40 Volumprozent, bezogen auf das Bindemittel (US-Patentschrift 2 216 135).
[0004] Ferner ist bekannt, daß Bleichlorid und Antimonsulfid sowie Alkalichloroferrate geeignete
aktive Füllstoffe sind (europäische Patentschrift 8 697 = US-Patentschrift 4 263 016).
Weitere schleifaktive Füllstoffe sind Metallhalogenide und Metallkomplexsalze, insbesondere
Manganchloride, Mangankomplexsalze und Zinkkomplexsalze (europäische Anmeldungsschrift
70 520). Antimonsulfid wird auch in Kombination mit Alkalisalzen der Schwefelsäure,
Salzsäure und Bromwasserstoffsäure verwendet, wobei die Menge des Füllstoffs etwa
5 bis 40 Volumprozent beträgt, bezogen auf das Bindemittel (US-Patentschrift 2 940
841). Aufgabe der Erfindung ist nun die Bereitstellung eines aktiven Füllstoffs für
Schleifscheiben, der preiswert, umweltfreundlich und einfach zu verarbeiten ist.
[0005] Die Erfindung betrifft einen aktiven Füllstoff für Schleifscheiben auf der Basis
von Metallhalogeniden, der dadurch gekennzeichnet ist, daß er aus einem Gemisch aus
50 bis 95 Gewichtsprozent eines basischen Aluminiumchlorids und 50 bis 5 Gewichtsprozent
Natriumchlorid oder Kaliumchlorid oder eines Gemisches aus Natriumchlorid und Kaliumchlorid
besteht.
[0006] Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines aktiven Füllstoffs
für Schleifscheiben auf der Basis von Metallhalogeniden, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß eine wäßrige Lösung, die ein basisches Aluminiumchlorid und Natriumchlorid
oder Kaliumchlorid oder ein Gemisch aus Natriumchlorid und Kaliumchlorid enthält,
sprühgetrocknet wird.
[0007] Die Erfindung betrifft weiterhin eine Füllstoff enthaltende Schleifscheibe, die dadurch
gekennzeichnet ist, daß der Füllstoff ein Gemisch aus 50 bis 95 Gewichtsprozent eines
basischen Aluminiumchlorids und 50 bis 5 Gewichtsprozent Natriumchlorid oder Kaliumchlorid
oder eines Gemisches aus Natriumchlorid und Kaliumchlorid ist.
[0008] Der erfindungsgemäße Füllstoff ist ein homogenes, feines Pulver. Die Korngröße (Partikeldurchmesser)
der Füllstoff-Komponenten liegt zu 90 Prozent unterhalb von 40 µm (Siebanalyse). Von
besonderem Vorteil ist der Füllstoff, wenn die Korngrößen seiner Komponenten weitgehend
gleich sind.
[0009] Das basische Aluminiumchlorid wird vorteilhafterweise durch elektrochemische Umsetzung
von Aluminium mit Salzsäure hergestellt, und zwar durch Anlegen von Gleichstrom an
Aluminiumelektroden, die in wäßrige Chlorwasserstofflösung eintauchen; dadurch wird
das Aluminium ohne Chlor- und Sauerstoffbildung anodisch aufgelöst unter Bildung des
basischen Aluminiumchlorids (deutsche Patentschrift 1 174 751 = US-Patentschrift 3
240 687). Besonders geeignet ist ein Aluminiumchlorid der Formel

wobei m eine Zahl von 3 bis 5, n eine Zahl von 1 bis 3, die Summe (m+n) gleich 6 und
x 2 bis 3 ist.
[0010] Als zweiten Bestandteil enthält der erfindungsgemäße Füllstoff Natriumchlorid oder
Kaliumchlorid oder ein Gemisch aus Natriumchlorid und Kaliumchlorid. Das letztgenannte
Gemisch besteht aus 10 bis 90 Gewichtsprozent Natriumchlorid und 90 bis 10 Gewichtsprozent
Kaliumchlorid, vorzugsweise aus 40 bis 60 Gewichtsprozent Natriumchlorid und 60 bis
40 Gewichtsprozent Kaliumchlorid.
[0011] Der Füllstoff ist zusammengsetzt aus 50 bis 95 Gewichtsprozent des basischen Aluminiumchlorids
und 50 bis 5 Gewichtsprozent Natriumchlorid oder Kaliumchlorid oder eines Natriumchlorid/Kaliumchlorid-Gemisches.
Vorzugsweise besteht der Füllstoff aus 60 bis 85 Gewichtsprozent des basischen Aluminiumchlorids
und 40 bis 15 Gewichtsprozent Natriumchlorid oder Kaliumchlorid oder eines Natriumchlorid/Kaliumchlorid-Gemisches.
[0012] Die Herstellung des erfindungsgemäßen Füllstoffes erfolgt vorteilhafterweise durch
Sprühtrocknung einer wäßrigen Lösung von basischem Aluminiumchlorid und Natriumchlorid
oder Kaliumchlorid oder eines Natriumchlorid/Kaliumchlorid-Gemisches. Dabei liegt
die Gesamtkonzentration der genannten Salze in der Lösung im Bereich von 10 bis 50,
vorzugsweise von 20 bis 30 Gewichtsprozent. Die Sprühtrocknung wird mit Hilfe eines
handelsüblichen Sprühtrockners durchgeführt; die Eintrittstemperatur beträgt 250 bis
350°C, die Austrittstemperatur 100 bis 150°C und die Verweilzeit 4 bis 6 Sekunden.
Die Düsenscheibe des Sprühtrockners hat einen Durchmesser von 12 bis 15 cm, und die
Scheibe rotiert mit einer Umdrehungszahl von 13 000 bis 20 000 Umdrehungen pro Minute.
[0013] Besonders wirtschaftlich ist die Sprühtrocknung einer Lösung, die erhalten wurde
durch Umsetzung von Natriumaluminat oder Kaliumaluminat oder eines Natriumaluminat/-Kaliumaluminat-Gemisches
mit Aluminiumchlorid in wäßriger Lösung bei einem pH-Wert von 3,5 bis 4,5 und bei
einer Temperatur von 90 bis 100°C. Zur gezielten Einstellung einer bestimmten Zusammensetzung
kann der Lösung vor der Sprühtrocknung noch basisches Aluminiumchlorid oder Natriumchlorid
oder Kaliumchlorid zugesetzt werden.
[0014] Der erfindungsgemäße Füllstoff eignet sich als aktiver Füllstoff für Schleifscheiben.
Diese enthalten als Schleifmittel üblicherweise kristallines Aluminiumoxid (Korund)
oder auch Siliciumcarbid oder Borcarbid. Als Trägermaterial und Bindemittel dient
ein hitzehärtbares Polykondensationsharz, insbesondere ein Phenoplast oder ein Aminoplast,
z.B. ein Phenol/Formaldehyd-Harz, ein Harnstoff/Formaldehyd-Harz oder ein Melamin/Formaldehyd-Harz
mit einem Schmelzbereich von 90 bis 110°C. Die kunstharzgebundene Schleifscheibe ist
üblicherweise zusammengesetzt aus 50 bis 85, vorzugsweise 60 bis 75 Gewichtsprozent
eines Schleifmittels, 10 bis 25, vorzugsweise 15 bis 20 Gewichtsprozent eines Bindemittels
und 5 bis 25, vorzugsweise 10 bis 20 Gewichtsprozent eine aktiven Füllstoffs. Sie
ist besonders geeignet zum Trennen von Metallen, Kunststoffen und Gläsern.
[0015] Die kunstharzgebundenen Schleifscheiben werden in bekannter Weise in einem Preßverfahren
hergestellt. Dazu wird aus den jeweils benötigten Komponenten eine rieselfähige, homogene,
verformbare Masse hergestellt, und diese Masse wird in einer geschlossenen Form einem
Druck ausgesetzt, der je nach dem angestrebten Härtegrad zwischen 20 und 500 bar liegt.
Der Preßvorgang erfolgt mit Hilfe von handelsüblichen Preßautomaten. Nach dem Pressen
werden die erhaltenen Schleifscheiben getrocknet; die Trocknungstemperatur beträgt
je nach Scheibengröße 150 bis 180°C.
[0016] Die erfindungsgemäßen Schleifscheiben zeigen gute Schnittqualitäten; ihre Durchmesserverluste
pro Schnitt, ihre spezifischen Trennleistungen (= Abnahme des Werkstücks pro Zeiteinheit)
und ihre Leistungsfaktoren (= Quotient aus Abnahme des Werkstücks und Abnahme des
Scheibenquerschnitts) entsprechen denjenigen von handelsüblichen Trennscheiben, die
Bleichlorid als Füllstoff enthalten (z.B. Trennschleifscheibe (
RPFERD 100 T 600-6 A 24 SG der Firma August Rüggeberg, D-5277 Marienheide). Sie sind
jedoch durch eine wesentlich erhöhte Sprenggeschwindigkeit ausgezeichnet.
[0017] Die folgenden Beispiele dienen zur näheren Erläuterung der Erfindung. Prozentangaben
beziehen sich jeweils auf das Gewicht.
Beispiel 1
[0018] In einem Rührkessel mit einem Volumen von 3 m
3 wurden
150 kg technisches Natriumaluminat (54 % A1
20
3, 41 % Na
20) in 1,5 m
3 Wasser gelöst. Mit der erhaltenen Lösung wurden 550 kg einer 27prozentigen wäßrigen
Aluminiumchloridlösung verrührt. Die resultierende dünnflüssige Suspension wurde mit
Dampf auf 100°C erhitzt, und die danach erhaltene fast klare Lösung, die einen pH-Wert
von 4 aufwies, wurde in einem handelsüblichen Sprühtrockner getrocknet (Eintrittstemperatur
300°C; Austrittstemperatur 120°C; Verweilzeit Sekunden; Düsenscheibendurchmesser 160
cm; Rotationsgeschwindigkeit der Scheibe 13 000 Umdrehungen pro Minute). Es wurden
415 kg eines feinpulvrigen Produktes erhalten, das sich zu 72 Prozent aus basischem
Aluminiumchlorid und zu 28 Prozent aus Natriumchlorid zusammensetzte. Die Siebanalyse
ergab folgende Rückstände: 0,9 Prozent bei 160 µm; 1,1 Prozent bei 125 µm; 1,2 Prozent
bei 100 µm; 2,2 Prozent bei 80 µm; 3,4 Prozent bei 63 µm; 9,2 Prozent bei 40 µm.
Beispiel 2
[0019] Beispiel 1 wurde wiederholt, wobei zusätzlich 80 kg Kaliumchlorid in der nach dem
Erhitzen erhaltenen Lösung mit einem pH-Wert von 4 gelöst wurden. Es wurden 495 kg
eines feinpulvrigen Produktes erhalten, das aus 60,5 Prozent basischem Aluminiumchlorid,
23,5 Prozent Natriumchlorid und 16 Prozent Kaliumchlorid bestand. Die Siebanalyse
ergab einen Rückstand von 8,5 Prozent bei 40 µm.
Beispiel 3
[0020] Beispiel 1 wurde wiederholt, wobei zusätzlich 200 kg basisches Aluminiumchlorid in
der nach dem Erhitzen erhaltenen Lösung mit einem pH-Wert von 4 gelöst wurden. Es
wurden 615 kg eines feinpulvrigen Produktes erhalten, das aus 81 Prozent basischem
Aluminiumchlorid und 19 Prozent Natriumchlorid bestand. Die Siebanalyse ergab einen
Rückstand von 7,8 Prozent bei 40 µm.
Beispiel 4
[0021]
a) Unter Verwendung eines Gemisches aus 20 Prozent eines handelsüblichen Phenol-Formaldehyd-Harzes
mit einem Schmelzbereich von 110 bis 120°C, 70 Prozent Korundpulver und 10 Prozent
des nach Beispiel 1 erhaltenen Füllstoffs wurden gleichartige Schleifscheiben mit
einem Durchmesser von 60 cm, einer Dicke von 7,5 mm und einem Gewicht von 5 kg hergestellt
(Schleifscheibe PFERD 100 T 600-6 A 24 SG, bleifrei). Zum Vergleich wurden entsprechende
Scheiben unter Verwendung eines Gemisches aus 10 Prozent Phenol-Formaldehyd-Harz,
70 Prozent Korundpulver und 20 Prozent Bleichlorid gefertigt (Schleifscheibe PFERD
100 T 600-6 A 24 SG, bleihaltig).
b) Jeweils eine der nach a) hergestellten verschiedenen Scheiben wurde auf einer handelsüblichen
Schleifmaschine mit steigender Umfangsgeschwindigkeit solange in Rotation versetzt,
bis sie zersprang. Die jeweils höchste Umfangsgeschwindigkeit ist unter "Sprenggeschwindigkeit"
in der nachstehenden Tabelle aufgeführt.
c) Jeweils eine der nach a) hergestellten verschiedenen Scheiben wurde zum Trennschleifen
von stabförmigen Werkstücken mit quadratischem Querschnitt (10 cm x 10 cm) aus für
Prüfzwecke standardisiertem Baustahl "CK 45 normalisiert" eingesetzt. Die Schnitte
wurden senkrecht zur Längsachse des jeweiligen Werkstücks durchgeführt, wobei die
Umfangsgeschwindigkeit jeweils 100 m/s und die Leistungsaufnahme der Schleifmaschine
jeweils 125 A betrug. Nach einer bestimmten Anzahl von Schnitten wurden Durchmesserverlust,
spezifische Trennleistung und Leistungsfaktor ermittelt. Die jeweils ermittelten Werte
sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt.

1. Aktiver Füllstoff für Schleifscheiben auf der Basis von Metallhalogeniden, dadurch
gekennzeichnet, daß er aus einem Gemisch aus 50 bis 95 Gewichtsprozent eines basischen
Aluminiumchlorids und 50 bis 5 Gewichtsprozent Natriumchlorid oder Kaliumchlorid oder
eines Gemisches aus Natriumchlorid und Kaliumchlorid besteht.
2. Füllstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennnzeichnet, daß das basische Aluminiumchlorid
eine Verbindung der Formel

wobei m eine Zahl von 3 bis 5, n eine Zahl von 1 bis 3, die Summe (m+n) gleich 6 und
x 2 bis 3 ist.
3. Füllstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Gemisch aus Natriumchlorid
und Kaliumchlorid ein Gemisch aus 10 bis 90 Gewichtsprozent Natriumchlorid und 90
bis 10 Gewichtsprozent Kaliumchlorid ist.
4. Füllstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Korngrößen seiner Komponenten
weitgehend gleich sind.
5. Füllstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß er hergestellt wurde durch
Sprühtrocknen einer wäßrigen Lösung, die ein basisches Aluminiumchlorid und Natriumchlorid,
Kaliumchlorid oder ein Gemisch aus Natriumchlorid und Kaliumchlorid enthält.
6. Verfahren zur Herstellung eines aktiven Füllstoffs für Schleifscheiben auf der
Basis von Metallhalogeniden, dadurch gekennzeichnet, daß eine wäßrige Lösung, die
ein basisches Aluminiumchlorid und Natriumchlorid, Kaliumchlorid oder ein Gemisch
aus Natriumchlorid und Kaliumchlorid enthält, sprühgetrocknet wird.
7. Verfahren zur Herstellung eines aktiven Füllstoffs für Schleifscheiben auf der
Basis von Metallhalogeniden, dadurch gekennzeichnet, daß Natriumaluminat oder Kaliumaluminat
oder ein Gemisch aus Natriumaluminat und Kaliumaluminat in wäßriger Lösung bei einem
pH-Wert von 3,5 bis 4,5 bei einer Temperatur von 90 bis 100°C mit Alumiumchlorid umgesetzt
wird und die erhaltene Lösung sprühgetrocknet wird.
8. Füllstoff enthaltende Schleifscheibe, dadurch gekennzeichnet, daß der Füllstoff
ein Gemisch aus 50 bis 95 Gewichtsprozent eines basischen Aluminiumchlorids und 50
bis 5 Gewichtsprozent Natriumchlorid, Kaliumchlorid oder eines Gemisches aus Natriumchlorid
und Kaliumchlorid ist.