[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Ueberspannungsableiter für eine Gleichstrom-Freileitung,
insbesondere für die Oberleitung elektrischer Bahnen, mit einer an der Freileitung
angeschlossenen Funkenstrecke.
[0002] Aus der DE-PS 10 18 522 ist ein Ueberspannungsableiter der eingangs erwähnten Art
bekannt. Diese Schutzeinrichtung dient zum Unschädlichmachen von Wolken ionisierter
Gase, die bei Blitzeinschlägen entstehen und an Oberleitungen elektrischer Bahnen
entlang wandern. Sie besteht aus einer Funkenstrecke, deren erste Elektrode mit der
Oberleitung verbunden, aber davon beabstandet ist und deren zweite, zur ersten parallele
Elektrode geerdet ist. Die Elektroden bilden mit der Oberleitung einen spitzen Winkel
und sind so breit, dass die ionisierte Wolke nicht zwischen die Elektroden laufen
kann. Bei dieser Funkenstrecke und bei anderen bei Bahnbetrieben üblichen Hörnerfunkenstrecken
ist zu erwarten, dass eine Ueberspannung zwischen den Elektroden einen Lichtbogen
zündet, der wegen dem im Lichtbogen geführten Gleichstrom sich selber nicht löschen
kann. Nach Abklingen der Ueberspannung fliesst nämlich im Lichtbogen ein durch die
Betriebs-Gleichspannung unterhaltener Erd-Kurzschlussstrom. Dieser Erd-Kurzschlussstrom
wird bei den heutigen Gleichstrom-Bahnbetrieben durch den nächsten zur Löschung von
Kurzschluss-Gleichströmen ausgebildeten Leistungsschalter unterbrochen, wodurch aber
auch ein Betriebsunterbruch entsteht. Nebst einem unerwünschten Betriebsunterbruch
ist bei dieser Anordnung nachteilig, dass der den Erd-Kurzschlussstrom führende Lichtbogen
vor seiner Löschung die Funkenstrecke selbst und auch weitere Anlagenteile beschädigen
kann und dass der Leistungsschalter jedesmal bei einem durch Ueberspannung verursachten
oder eingeleiteten Kurzschluss eine Kurzschlusstrom-Unterbrechung durchführen muss.
Für den Leistungsschalter müssen dabei kürzere Wartungsintervalle gewählt werden.
Die Lebensdauer eines so eingesetzten Leistungsschalters ist auch relativ kurz.
[0003] In der Anordnung nach der CH-PS 95 909 hat man ein Funkenhornpaar mit einem durch
Verdampfung eines Elektrolytes funktionierenden Stromunterbrecher zusammengebaut.
Es ist vorgesehen, dass eine Ueberspannung zwischen den Funkenhörnern einen Lichtbogen
zündet. Der Strom fliesst im nachgeschalteten Stromunterbrecher durch den Elektrolyt
zur Erde und verdampft diesen. Die Dampfentwicklung verdrängt die Flüssigkeit, verlängert
und kühlt den Lichtbogen und schliesslich unterbricht den durch die Betriebsspannung
unterhaltenen Erd-Kurzschlussstrom. Diese Anordnung ist nur für Wechselspannungsleitungen
geeignet und für Gleichstrom-Freileitungen nicht verwendbar. Bei Gleichstrom würde
im Elektrolyt des Stromunterbrechers eine Elektrolyse mit gefährlicher Gasbildung
auftreten. Abgesehen davon wäre zur Gleichstromunterbrechung noch eine einen künstlichen
Nulldurchgang des Stromes erzeugende Anordnung nötig.
[0004] Bei der Schutzvorrichtung gegen schädliche Ueberspannungen nach der CH-PS 39 308
hat man zwei ein Funkenhornpaar bildende Elektroden beweglich angeordnet. Diese Elektroden
werden durch daran angeschlossene gegenüberliegende plattenförmige Körper, durch elektrostatische
Kräfte so verstellt, dass bei der Betriebsspannung eine grosse Elektrodenentfernung
möglich ist. Der Funkenstrecke ist ein Widerstand nachgeschaltet. Diese Einrichtung
ist kompliziert und für Gleichstrom-Freileitungen nicht verwendbar. Zur Unterbrechung
von Gleichströmen sind hier keine Einrichtungen vorhanden.
[0005] Aus der DE-PS 24 34 858 ist es beispielsweise bekannt, einen spannungsabhängigen
Widerstand auf der Basis von Zinkoxyd für Gleichlast zu verwenden. Bei diesem Widerstand
wird durch Zusatz von Wismutoxyd, Germaniumoxyd, Kobaltoxyd und Manganoxyd zur zu
sinternden Masse eine höhere Stabilität unter Gleichlast und höhere Stossaufnahmefähigkeit
erreicht. Aus Gründen der Betriebssicherheit müssen jedoch bei Gleichstrom-Freileitungen
relativ viele Widerstandselemente in Reihe geschaltet werden. Ein aus spannungsabhängigen
Widerständen auf der Basis von Zinkoxyd bestehender Ueberspannungsableiter für eine
Gleichstrom- Freileitung ist daher mit wirtschaftlichen Nachteilen verbunden.
[0006] Ein moderner, beispielsweise aus der DE-PS 16 38 120 bekannter Ueberspannungsableiter
mit in einem Isolator untergebrachten gestapelten Funkenstrecken und dazu in Reihe
geschalteten ebenfalls gestapelten spannungsabhängigen Widerständen ist nur für Wechselspannungsleitungen
geeignet. Die Funkenstrecken sind nicht in der Lage, einen Gleichstrom zu unterbrechen.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Ueberspannungsableiter für eine
Gleichstrom-Freileitung, insbesondere für die Oberleitung elektrischer Bahnen zu schaffen,
der in der Lage ist, die bei einer Ueberspannung auftretenden elektrischen Ladungen
zur Erde abzuleiten, den Folge-Gleichstrom zu unterbrechen, eine hohe Betriebssicherheit
und wirtschaftliche Vorteile aufweist.
[0008] Die gestellte Aufgabe ist dadurch gelöst, dass der Ueberspannungsableiter aus einer
als offenes Funkenhornpaar ausgebildeten Funkenstrecke und aus mindestens einem mit
der Funkenstrecke in Reihe geschalteten spannungsabhängigen Widerstand besteht, wobei
in der folgenden die Spannungsabhängigkeit des Widerstandes beschreibenden Gleichung:
Strom = (Konstante x Spannung) der Exponent n mindestens 20 ist. Bei dieser Anordnung
zündet die an der Gleichstrom-Freileitung plötzlich auftretende Ueberspannung zwischen
den dafür vorgesehenen Funkenhörnern einen Lichtbogen, der zwischen den Funkenhörnern
thermisch hochgetrieben, dabei gekühlt und verlängert wird. Der Betrag des spannungsabhängigen
Widerstandes nimmt während diesem Vorgang so kleine Werte an, dass die Ladung von
der Gleichstrom-Freileitung zur Erde fliessen kann. Sobald die auf der Gleichstrom-Freileitung
vorhandene elektrische Ladung über den Lichtbogen und den spannungsabhängigen Widerstand
zur Erde geflossen ist, kehrt die Betriebs-Gleichspannung zurück. Bei dieser Spannung
nimmt der Widerstand des spannungsabhängigen Widerstandes plötzlich so stark zu, dass
der zwischen den Funkenhörnern brennende Lichtbogen instabil wird und erlischt. Auf
diese Weise ist es möglich, mit einfachen und wirtschaftlich vorteilhaften Mitteln
in der Ueberspannungsableiter-Anordnung selbst eine Gleichstromunterbrechung zu erzielen.
Um die erforderliche Betriebssicherheit zu erreichen, sind in Kombination mit einem
Funkenhornpaar auch wesentlich weniger Widerstandselemente notwendig als bei einem
direkt zwischen der Gleichstrom-Freileitung und Erde angeschlossenen spannungsabhängigen
Widcrstandsstapel.
[0009] Vorteilhafterweise sind bei diesem Ueberspannungsableiter das an der Gleichspannungsleitung
angeschlossene erste Funkenhorn auf einem ersten Stützisolator und das zweite Funkenhorn
auf einen den spannungsabhängigen Widerstand umschliessenden zweiten Stützisolator
montiert, wobei die Anschlüsse des spannungsabhängigen Widerstandes mit den Armaturen
des zweiten Stützisolators elektrisch leitend verbunden sind und beide Stützisolatoren
an einem gemeinsamen geerdeten Rahmen befestigt sind. Diese Anordnung ergibt eine
weitere Vereinfachung im Aufbau des Ueberspannungsableiters und bietet wirtschaftliche
Vorteile.
[0010] Im folgenden wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der beiliegenden Zeichnungen
näher beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 die Seitenansicht und
Fig. 2 die Draufsicht eines Ueberspannungsableiters für eine Gleichstrom-Freileitung
eines elektrischen Bahnbetriebes.
[0011] Der in den beiden Figuren dargestellte Ueberspannungsableiter besteht im wesentlichen
aus einer zwischen den beiden Funkenhörnern 1 und 2 gebildeten Funkenstrecke und aus
drei der Funkenstrecke nachgeschalteten spannungsabhängigen Widerständen 3. Die Spannungsabhängigkeit
des Widerstandes 3 ist durch die folgende Gleichung beschrieben: Strom = (Konstante
x Spannung)
n. In dieser Gleichung beträgt der Exponent n mindestens 20. Diese Grösse des Exponenten
ergibt eine in der Praxis in den meisten Fällen für die Unterbrechung des im Lichtbogen
fliessenden Gleichstromes ausreichende Zunahme des Widerstandes bei der nach Abklingen
der Ueberspannung wiederkehrenden Betriebsspannung. Auf diese Weise ist es möglich,
den im Lichtbogen fliessenden Gleichstrom mit Hilfe einfacher spannungsabhängiger
Widerstände und eines einfachen Funkenhornpaares zu unterbrechen.
[0012] Das an der nicht dargestellten Gleichstrom-Oberleitung angeschlossene erste Funkenhorn
1 ist auf einem ersten Stützisolator 4 und das zweite Funkenhorn 2 auf einen die spannungsabhängigen
Widerstände 3 umschliessenden zweiten Stützisolator 5 montiert. Die Anschlüsse der
spannungsabhängigen Widerstände 3 sind mit den Armaturen 6, 7 des zweiten Stützisolators
5 elektrisch leitend verbunden. Die beiden Stützisolatoren 4, 5 sind an einem gemeinsamen
geerdeten Rahmen 8 befestigt.
[0013] Beim Auftreten einer Ueberspannung am mit der Oberleitung verbundenen Funkenhorn
1 erfolgt ein Ueberschlag an der engsten Stelle zwischen den Funkenhörnern 1 und 2.
Das Potential des durch die spannungsabhängigen Widerstände 3 geerdeten Funkenhorns
2 liegt vor dem Ueberschlag praktisch auf Erdpotential, weil der bei Gleichspannung
massgebende Widerstandswert der Widerstände 3 wesentlich unter dem Widerstandswert
der Funkenstrecke liegt. Beim Ueberschlag bricht die Spannung zwischen den Funkenhörnern
1 und 2 zusammen, sodass praktisch die ganze Ueberspannung auf die spannungsabhängigen
Widerstände 3 fällt. Der Betrag des Widerstandes der spannungsabhängigen Widerstände
3 nimmt aber bei einer um 5 bis 25 % über der Nennspannung liegenden Grenze plötzlich
sehr schnell ab, sodass an seinen Anschlüssen 6, 7 bei der Führung des Ableitstromes
kein die Isolation der Gleichspannungsleitung gefährdender Spannungsabfall auftritt.
[0014] Nachdem die bei einer Ueberspannung auf der Oberleitung vorhandene elektrische Ladung
zur Erde abgeleitet wurde, fällt die Spannung an der Oberleitung praktisch auf die
Betriebsspannung zurück. Bei dieser Spannung nimmt aber der Widerstandswert der spannungsabhängigen
Widerstände 3 so stark zu, dass der durch thermische Wirkung bereits in die Länge
gezogene und gekühlte Lichtbogen zwischen den Funkenhörnern 1, 2 instabil wird und
erlischt. Der beschriebene Ueberspannungsableiter erlaubt es, den nach Abklingen einer
Ueberspannung fliessenden Kurzschluss-Gleichstrom mit einfachen Mitteln in der Ueberspannungsableiter-Anordnung
selber zu unterbrechen, wodurch die durch Ueberspannungen bedingten Kurzschlussabschaitungen
der vorhandenen Leistungsschalter ausbleiben.
1. Ueberspannungsableiter für eine Gleichstrom-Freileitung, insbesondere für die Oberleitung
elektrischer Bahnen, mit einer an der Freileitung angeschlossenen Funkenstrecke, dadurch
gekennzeichnet, dass der Ueberspannungsableiter aus einer als offenes Funkenhornpaar
(1, 2) ausgebildeten Funkenstrecke und aus mindestens einem mit der Funkenstrecke
in Reihe geschalteten spannungsabhängigen Widerstand (3) besteht, wobei in der folgenden,
die Spannungsabhängigkeit des Widerstandes (3) beschreibenden Gleichung: Strom = (Konstante
x Spannung)n, der Exponent "n" mindestens 20 ist.
2. Ueberspannungsableiter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das an der
Gleichstrom-Freileitung angeschlossene erste Funkenhorn (1) auf einem ersten Stützisolator
(4) und das zweite Funkenhorn (2) auf einen den spannungsabhängigen Widerstand (3)
umschliessenden zweiten Stützisolator (5) montiert sind, wobei die Anschlüsse (6,
7) des spannungsabhängigen Widerstandes (3) mit den Armaturen des zweiten Stützisolators
(5) elektrisch leitend verbunden sind und beide Stützisolatoren (4, 5) an einem gemeinsamen
geerdeten Rahmen (8) befestigt sind.