[0001] Die Erfindung betrifft das rationelle Herstellen von Bucheinbänden mit hoher Standfestigkeit.
[0002] Aus der FR-PS 1.041.118 ist ein Bucheinband bekannt, bei dem auf dem Rücken des gehefteten
Buchblockes eines Mousselinstreifen befestigt ist, der zu beiden Seiten des Buchblockes
einen Überstand hat, und bei dem die Buchdecke aus einer Weichplastikdoppelschicht
ohne Leinenuntergrund besteht. Zwischen den beiden Schichten ist eine Pappeeinlage
vorgesehen. Die Innenschicht dieser Einlage weist Schlitze auf, in die die Ränder
des Mousselinstreifens des Buchrückens gesteckt werden. Anschließend werden die beiden
Schichten miteinander elektrisch verschweißt.
[0003] Des weiteren ist aus der US-PS 3.244.436 ein Bucheinband bekannt, bei dem auf dem
Rücken des Buckblockes eine Gewebeschicht mittels Heißschmelzkleber aufgebracht ist,
und eine Buchdecke mit einem inneren und einem äußeren Gelenkband, Einbanddeckeln
sowie einer Rückeneinlage versehen ist. Die Gelenkbänder sind auf den Innen-und Außenflächen
der Deckel mit Hilfe von Heißschmelzkleber befestigt. Das Zusammenhängen von Buchblock
und Buchdeckel unter Anwendung von Hitze ist ebenso wie der Aufbau des gesamten Einbandes
aufwendig; trotzdem bilden die Gelenklinien hierbei Schwachstellen des Einbandes.
[0004] Ferner wirdzum Einhängen des Buchblockes in die Buchdecke in der Buchbindertechnik
bereits eine sogenannte "Hülse" verwendet, die ein schlauchförmiges bzw. rohrförmiges
Gebilde aus kräftigem Papier ist. Die Hülse wird für den Einsatz in flachgedrücktem
Zustand auf ihrer Oberseite mit dem Rückrücken der Buchdecke und auf ihrer Unterseite
mit dem Rücken des Buchblockes verklebt. Eine derartige bekannte Hülse hat jedoch
erhebliche Nachteile. So ist die Herstellung der Hülse aufwendig, weil sie ein geschlossenes,
schlauchförmiges Gebilde ist. Ferner bringt die Hülse keinerlei Verstärkung der Einbanddecke;
da sie aus Papier besteht, ergibt sie auch keine gute Standfestigkeit. Entscheidender
Nachteil einer derartigen Hülse ist jedoch, daß solche aus Papier gefertigten Hülsen
einzeln hergestellt, für das jeweilige Buch zugeschnitten, auf den Außenseiten mit
Klebstoff bestrichen und dann mit dem Rücken der Buchdecke und dem Rücken des Buchblockes
verbunden werden, während die bei der Handhabung des fertigen Buches besonders beanspruchten
Stellen an den Gelenken, d.h. dem Übergang in Vorder- und Hinterdeckel der Einbanddecke
bzw. dem Übergang vom Rücken des Buchblockes in die Seitenflächen keinerlei Verstärkung
erfahren und deshalb an diesen Schwachstellen in der Regel der Einband zerstört wird.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, diese Nachteile zu beheben und Bucheinbände mit einer
neuartigen, besonders stabilen Buchhülse zu schaffen, die dem Buch nicht nur im Rücken,
sondern auch insbesondere an den Gelenkstellen eine besonders hohe Standfestigkeit
verleiht.
[0006] Gemäß der Erfindung wird dies mit einem Verfahren erreicht, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß der Buchblock flüssig stabilisiert wird, ein Kapitalband auf den Buchrücken
aufgebracht wird, die Blätte des Buchblockes quergebunden werden, der Rücken des Buchblockes
mit Papier hinterklebt wird, und Buchblockrücken und Einbandrücken gehülst werden,
indem Buchblockrücken und Einbandrücken sowie der anschliessende Teil der Einbanddecke
im Bereich der Gelenkstellen mit jeweils einer bahnförmigen Stabilisierschicht aus
textilem Material, Kunststoffmaterial, Spezialpapier oder dergl. mit eingeschlossenem
Stabilisierpapier in einem Arbeitsgang verklebt werden.
[0007] Für ein derartiges Verfahren wird eine Hülse verwendet, die gekennzeichnet ist durch
einen ersten Streifen aus textilem Material, Kunststoffolie oder dergl., dessen Breite
größer ist als die des Buchrückens, einen stabilisierenden Papierstreifen, der in
der Mittellängsachse des ersten Streifens im wesentlichen vollflächig mit dem ersten
Streifen verklebt ist, und dessen Breite gleich oder etwas größer als die Breite des
Buchrückens, jedoch kleiner als die Breite des ersten Streifens ist, so daß der erste
Streifen links und rechts von dem Papierstreifen überstehende Abschnitte aufweist,
einen zweiten Streifen aus textilem Material, Kunststoffolie oder dergl., dessen Breite
gleich oder größer als der erste Streifen, jedoch breiter als der Papierstreifen ist,und
der an der dem Papierstreifen zugewandten Seite auf den über den Papierstreifen vorstehenden
Abschnitten mit dem ersten Streifen verklebt ist, wobei der zweite Streifen mit dem
Papierstreifen keine Klebeverbindung oder sonstige Verbindung besitzt, sondern bei
einer Rundung der Hülse im Papierstreifenbereich sich vom Papierstreifen abhebt.
[0008] Eine Vorrichtung zum Herstellen einer derartigen Hülse ist dadurch gekennzeichnet,
daß der erste Streifen, der Papierstreifen und der zweite Streifen jeweils als Endlosstreifen
auf Vorratsrollen aufgewickelt sind, daß der zweite Streifen mit dem Papierstreifen
so in Deckung gebracht wird, daß die Mittellängsachsen der beiden Streifen zusammenfallen
und der zweite (obere) Streifen seitlich über den Papierstreifen vorsteht, daß der
zweite Streifen und der Papierstreifen übereinanderliegend und in Deckung miteinander
über eine Klebstoffauftragrolle geführt werden, deren Breite der Breite des zweiten
Streifens entspricht, so daß der Papierstreifen vollständig und der erste Streifen
an den über dem Papierstreifen überstehenden Abschnitten teilweise mit Klebstoffauftrag
versehen wird, und daß der erste Streifen hinter der Klebstoffauftragrolle von unten
her an die Papierschicht herangeführt wird, wobei die Mittellängsachsen der Papierschicht
und des ersten Streifens zusammenfallen, daß die drei Schichten in eine Druckrollenanordnung
einlaufen, in der sie gegeneinander gepreßt werden, so daß am Ende der Druckrollenanordnung
die fertige Hülse geformt ist, und daß der fertige Dreifachstreifen endlos auf einer
Aufwickelrolle aufgewickelt wird.
[0009] Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0010] Mit dem erfindungsgemäßen Vorschlag werden insbes. folgende Vorteile erreicht:
a) Durch Verwendung einer vorderen und einer hinteren Gewebeschicht sowie einer stabilisierenden
Papierschicht, die mit der einen Gewebeschicht verklebt ist, wird eine stabilere,
festere und haltbarere Verbindung zwischen Buchblockrücken und Buchdeckenrücken erreicht.
Anstelle einer Gewebeschicht am Buchdeckenrücken kann, wenn eine weniger feste und
stabile Verbindung ausreichend ist, eine Papierschicht verwendet werden.
b) Gleichzeitig wird durch die breite, bahnförmige Ausgestaltung der Hülse eine entscheidende
Verstärkung der Einbanddecke erzielt, da die beiden Gewebeschichten über die Gelenkstellen
hinaus mit den Seitenteilen des Buches verbunden sind und damit ein Ausreißen des
Buches an den Gelenkstellen wirksam verhindert wird.
c) Es wird damit eine hohe Standfestigkeit und Formtreue des Bucheinbandes erreicht.
d) Die Herstellung der Hülse ist besonders einfach, und die Materialien, die sonst
einzeln zugeschnitten werden müssen, werden hierbei von einem Endloshülsenstreifen
auf einmal abgeschnitten.
e) Mit der erfindungsgemäßen Hülse ist es möglich, die Herstellung und den Ablauf
des Verbindens der Hülse mit Buchdecke und Buchblock vollautomatisch durchzuführen,
indem programmgesteuert die gesamte, für ein bestimmtes Buch jeweils benötigte Buchhülse
in den Buchbindevorgang eingefügt wird.
f) Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren bzw. der erfindungsgemäßen Hülse wird eine
erhebliche Verkürzung der Arbeitszeit bei der Herstellung des Einbandes erreicht,
während bei gleichzeitiger Erhöhung der Standfestigkeit des Einbandes dessen Qualität
verbessert wird.
g) Der Bucheinband umfaßt lediglich drei Elemente, nämlich Buchblock, Hülse und Einbanddecke.
Damit läßt sich die Herstellung des Bucheinbandes besonders einfach und preiswert
bei gleichzeitiger hoher Qualität und Haltbarkeit des Einbandes durchführen.
[0011] Nachstehend wird die Erfindung in Verbindung mit der Zeichnung anhand eines Ausführungsbeispieles
erläutert. Es zeigt:
Fig. 1 eine fertige Hülse nach der Erfindung vor dem Gebraucn,
Fig. 2 eine Hülse nach Fig. 1 in Verbindung mit einem Bucheinband, und
Fig. 3 eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zur Herstellung der Hülse nach
Fig. 1 oder 2.
[0012] Die Hülse 1 nach der Erfindung besteht aus einem ersten Materialstreifen 2, einem
Papierstreifen 3 und einem zweiten Materialstreifen 4. Die Streifen 2, 3 und 4 verlaufen
parallel zueinander in der gleichen Mittenlängsachse. Der Papierstreifen 3 hat eine
geringere Breite als der Materialstreifen 4 und ist im wesentlichen vollflächig mit
dem Materialstreifen 4 verklebt. Der Materialstreifen 2 liegt lose über dem Papierstreifen
3. Die Enden 5 und 6 des Materialstreifens 4 sind mit den freien äußeren Bereichen
des Materialstreifens 2 verklebt. Diese Klebestellen sind mit 7, 8 bezeichnet, während
die Flächenklebung zwischen Papierstreifen 3 und Materialstreifen 4 mit 9 angedeutet
ist.
[0013] Der Materialstreifen 4 besteht aus technischem Gewebe, textilem oder Kunststoffmaterial,
Gaze oder dergl. hochfestem Material, während die Papierschicht 3 in der Buchbindertechnik
übliches Papier für Stabilisierungszwecke ist. Der Materialstreifen 2 kann aus gleichem
Material wie der Streifen 4 hergestellt sein, er kann jedoch auch aus festem Papier
bestehen, wenn eine geringe Standfestigkeit des Einbandes als ausreichend angesehen
wird. Der Streifen 2 kann die gleiche Breite wie der Streifen 4 haben, er kann auch
schmäler sein als dieser, muß jedoch den Papierstreifen 3 soweit überdecken, daß ein
Verkleben der Streifen 2 und 4 miteinander sichergestellt ist. Bei einer Variante
der Erfindung kann anstelle der Klebestellen 7, 8 eine Naht vorgesehen sein, auch
kann bei Verwendung von entsprechenden Materialien für die Streifen 2 und 4 ein Verschweißen
an diesen Stellen vorgenommen werden. Während der Papierstreifen 3 die Breite des
Buchrückens hat und diesen zumindest vollständig umschließt, ist die Breite des Materialstreifens
2 so gewählt, daß sie auf alle Fälle ausreichend groß ist, damit die Seitenränder
des Streifens 2 über die Gelenkstellen des Einbandes hinausreichen, um die nötige
Formbeständigkeit des Bucheinbandes zu gewährleisten. In Fig. 2 ist mit 10 die Buchdecke
und mit 11 der Buchblock angedeutet.
[0014] Die einzelnen Streifen 2, 3 und 4 werden bei einer Ausführungsform einer Vorrichtung
nach Fig. 3 jeweils von Vorratsrollen 12, 13, 14 abgewickelt. Der Streifen 4 wird
über eine Umlenkrolle 15 geführt, so daß er beim Einlauf in eine Klebevorrichtung,
z.B. eine Klebstoffauftragswalze 16 direkt in Deckung mit dem Papierstreifen 3 steht.
Die Vorratsrollen 12, 13, 14 sind so angeordnet bzw. die Materialstreifen auf diesen
Rollen so aufgewickelt, daß ihre Mittenlängsachsen in Deckung zueinander liegen. Die
Klebstoffauftragswalze 16 hat etwa die Breite des Materialstreifens 4 und trägt auf
den Papierstreifen 3 und die über den Papierstreifen 3 hinausragenden Seitenabschnitte
des Materialstreifens 4 Klebstoff auf, so daß beim Zusammenführen der Streifen 2,
3 und 4 und beim Durchlauf durch entsprechende Andruckrollen 17, 18 der Materialstreifen
2 mit dem Papierstreifen 3 und mit den Randabschnitten des Materialstreifens 4 verklebt
wird. Auf einer Aufwickelrolle 19 wird anschließend die fertige Endloshülse 20 aufgewickelt.
L. Verfahren zum Stabilisieren von festen Einbänden von Büchern, dadurch gekennzeichnet,
daß
a) der Buchblock flüssig stabilisiert wird,
b) ein Kapitalband auf den Buchrücken aufgebracht wird,
c) die Blätter des Buchblockes quergebunden werden,
d) der Rücken des Buchblockes mit Papier hinterklebt wird, und
e) Buchblockrücken und Einbandrücken gehülst werden, indem Buchblockrücken und Einbandrücken
sowie der anschliessende Teil der Einbanddecke im Bereich der Gelenkstellen mit jeweils
einer bahnförmigen Stabilisierschicht aus textilem Material, Kunststoffmaterial, Spezialpapier
oder dergl. mit eingeschlossenem Stabilisierpapier in einem Arbeitsgang verklebt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Hülse dadurch hergestellt
wird, daß ein Papierstreifen, dessen Breite gleich oder etwas größer als die Dicke
des Buchrückens ist, mit einem ersten Streifen aus textilem Material, Kunststoffolie,
oder dergl. im wesentlichen vollflächig längs der Mittellängsachse verklebt wird,
und daß ein weiterer Streifen aus textilem Material, Kunststoffolie öder dergl. mit
dem ersten Streifen an den zu beiden Seiten des Papierstreifens freiliegenden Längsabschnitten
verklebt wird, derart, daß der zweite Streifen mit dem Papierstreifen keine Klebeverbindung
hat.
3. Hülse für das Stabilisieren von Einbandrücken und Buchblockrücken, gekennzeichnet
durch
a) einen ersten Streifen (4) aus textilem Material, Kunststoffolie oder dergl., dessen
Breite größer ist als die des Buchblockrückens (11),
b) einen stabilisierenden Papierstreifen (3), der in der Mittellängsachse des ersten
Streifens (4) im wesentlichen vollflächig mit dem ersten Streifen verklebt ist, und
dessen Breite gleich oder etwas größer als die Breite des Buchblockrückens, jedoch
kleiner als die Breite des ersten Streifens (4) ist, so daß der erste Streifen (4)
links und rechts von dem Papierstreifen überstehende Abschnitte (5, 6) aufweist,
c) einen zweiten Streifen (2) aus textilem Material, Kunststoffolie oder dergl., dessen
Breite gleich oder größer als der erste Streifen (4), jedoch breiter als der Papierstreifen
(3) ist, und der an der dem Papierstreifen (3) zugewandten Seite auf den über den
Papierstreifen vorstehenden Abscnnitten (7, 8) mit dem ersten Streifen (4) verklebt
ist,
d) wobei der zweite Streifen (2) mit dem Papierstreifen (3) keine Klebeverbindung
oder sonstige Verbindung besitzt, sondern bei einer Rundung der Hülse (2 - 4) im Papierstreifenbereich
sich vom Papierstreifen (3) abhebt.
4. Hülse nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Materialien des ersten und
des zweiten Streifens gleiche Materialien sind.
5. Hülse nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Materialien der beiden Streifen
unterschiedliche Materialien sind, vorzugsweise der zweite Streifen für eine vereinfachte
Ausführung des Einbandes ein Spezialpapier ist.
6. Hülse nach einem der Ansprüche 3 - 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Streifen
(1) und wahlweise der Streifen (2) aus technischem Gewebe, vorzugsweise Gaze, besteht.
7. Hülse nach einem der Ansprüche 3 - 6, dadurch gekennzeichnet, daß der erste Streifen,
der Papierstreifen und der zweite Streifen jeweils aus Endlosmaterial bestehen und
nach Abschluß des Verklebens in Fertigeinbandlängen geschnitten sind.
8. Vorrichtung zum Herstellen der Hülse nach Anspruch 3 - 7, dadurch gekennzeichnet,
daß der erste Streifen, der Papierstreifen und der zweite Streifen jeweils als Endlosstreifen
auf Vorratsrollen aufgewickelt sind, daß der zweite Streifen mit dem Papierstreifen
so in Deckung gebracht wird, daß die Mittellängsachsen der beiden Streifen zusammenfallen
und der zweite (obere) Streifen seitlich über den Papierstreifen vorsteht, daß der
zweite Streifen und der Papierstreifen übereinanderliegend und in Deckung miteinander
über eine Klebstoffauftragrolle geführt werden, deren Breite der Breite des zweiten
Streifens entspricht, so daß der Papierstreifen vollständig und der erste Streifen
an den über dem Papierstreifen überstehenden Abschnitten teilweise mit Klebstoffauftrag
versehen wird, und daß der erste Streifen hinter der Klebstoffauftragrolle von unten
her an die Papierschicht herangeführt wird, wobei die Mittellängsachsen der Papierschicht
und des ersten Streifens zusammenfallen, daß die drei Schichten in eine Druckrollenanordnung
einlaufen, in der sie gegeneinander gepreßt werden, so daß am Ende der Druckrollenanordnung
die fertige Hülse geformt ist, und daß der fertige Dreifachstreifen endlos auf einer
Aufwickelrolle aufgewickelt wird.