[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufwickeln einer Materialbahn auf einen
Wickelkern einer Wickelstation, bei dem die Materialbahn mit einem Umschlingungswinkel
größer als 0° und kleiner als 180° um eine Anpreßwalze geführt wird, die gegen einen
drehenden Wickel der Materialbahn anliegt, sowie eine Vorrichtung zum Aufwickeln einer
Materialbahn.
[0002] Bei der Produktion von bahnförmigen Materialien aus Papier, Kunststoff und dergleichen
wird das Endprodukt im allgemeinen auf einen Wickelkern aufgewickelt. Hierzu werden
Zweifach- und Dreifach-Wendewickler eingesetzt, bei denen die Wickelvorrichtung, wie
der Name besagt, aus zwei oder drie Wickelstationen besteht. Zweifachund Dreifach-Wendewickler
erlauben, die Produktion beim Abschlagen der Materialbahn ohne Unterbrechung fortzusetzen.
Sobald der maximale Wickeldurchmesser beim Aufwickeln der Materialbahn erreicht ist,
schwenkt der Wendewickler einen leeren Wickelkern in eine Position, die ein Abschlagen
bzw. ein Abtrennen der laufenden Materialbahn ermöglicht. Dies geschieht in einer
Weise, bei der die Materialbahn von dem leeren Wickelkern mitgenommen wird.
[0003] Aus der DE-OS 30 40 398 ist eine Vorrichtung zum Auswechseln von fertigen Wickeln
gegen leere Wickelkerne in einer Dopeltragwalzenwickelmaschine zum Aufwickeln von
Bahnen, insbesondere Papierbahnen, bekannt. Der fertige Wickel wird mittels einer
Ausdrückvorrichtung von der Wickelstation zu einer eine seitlich angeordnete Ausziehvorrichtung
aufweisenden Ausziehstation zum Ausziehen der Wickelachse geholt. An beiden Bahnseiten
ist je ein Hebel gelagert, dessen freies Ende einen Greifer zum Erfassen des leeren
Wickelkerns aufweist. Die Hebel sind derart zwischen der Ausziehstation und der Wickelstation
gelagert, daß sich die Greifer in einer Endstellung in der Ausziehstation zur Aufnahme
eines leeren Wickelkerns und in der anderen Endstellung in der Wickelstation zur Abgabe
des Wickelkerns befinden.
[0004] Die DE-OS 32 16 110 beschreibt eine Wickelmaschine mit einer zwischen kraftbetätigten
Wickelhebeln gelagerten Aufwickelachse, einer mit der Aufwickelsachse zusammenwirkenden
Andruckwalze und einer Tragwalze für den Wickel. Est werden bei dieser Wickelmaschine
die Schwenkbewegungen der Wickelhebel und von Schwenkhebeln für jeden Wickeldurchmesser
der Tragwalze einander überlagert. Die Schwenkhebel stützen den Wickel im wesentlichen
von unten ab. Durch die Fortsetzung der Schwenkbewegungen sowohl der Wickelhebel als
auch der Tragwalze über den Wickelbereich hinaus entfernen sich die Tragwalze und
der Wickel soweit voneinander, daß der Wickel auf einer Palette oder einem Wagen abgelegt
werden kann, ohne daß die Tragwalze dabei hinderlich ist.
[0005] Um einen bestimmten definierten Folienaufbau zu erreichen, ist es Stand der Technik,
beim Wickeln einer Folienbahn die Zugkraft in der Folienbahn als konstant oder als
Funktion der Zeit vorzugeben. Dies geschieht normalerweise durch Vorgabe eines bestimmten
Drehmomentes für den Antriebsmotor der Wickelstation, auf deren Wickelkern gerade
die Folienbahn aufgewickelt wird. So ist in der DE-OS 27 12 436 ein Verfahren zur
kontinuierlichen Herstellung von biaxial orientiertem wärmefixiertem Polymerfilm
bekannt, der einer Spannung ausgesetzt wird, die mindestens dreimal so groß wie die
normale beim Filmtransport zwischen den Verstreckstationen und der Aufwickelstation
auftretenden Spannung ist, während der Film bei einer Temperatur zwischen Raumtemperatur
und dem Einfrierpunkt des Films gehalten wird. Der Polymerfilm wird der hohen Längsspannung
zwischen dem Wärmefixieren und dem Aufwickeln ausgesetzt, wobei die Längsspannung
mindestens die fünffache normale Transportspannung beträgt.
[0006] Der Wickelaufbau einer Rolle wird verbessert, wenn die Materialbahn um eine Anpreßwalze
geführt wird, die selbst unmittelbar an dem Wickel mit einer vorgegebenen Anpreßkraft
anliegt. Normalerweise beträgt der Umschlingungswinkel der Materialbahn für die Anpreßwalze
180°, wodurch bewirkt wird, daß die Zugkraft in der Materialbahn keine Komponente
in Richtung oder entgegen der Richtung der Anpreßkraft aufweist. Die Anpreßkraft,
mit der die Anpreßwalze in diesem Fall auf den Wickel drückt, ist dann gleich der
Kraft, beispielsweise er zeugt durch einen Druckluftzylinder, der mit der Anpreßwalze
verbunden ist, um die Anpreßwalze anzudrücken. Um die Zugkraft in der Materialbahn
als auch die Kraft, mit der die Anpreßwalze auf den Wickel wirkt, konstant zu halten
oder als Funktion der Zeit vorzugeben, werden beispielsweise Rechner eingesetzt, um
die Kräfte zu regeln.
[0007] Wendewickler, bei denen der Umschlingungswinkel um die Anpreßwalze 180° beträgt,
sind häufig schlecht zu bedienen, da dieser Umschlingungswinkel Konstruktionen erfordert,
die ein Durchfädeln der Materialbahn nur unter schwierigen Umständen zulassen.
[0008] In der Praxis wird daher häufig ein Umschlingungswinkel kleiner als 180° angewandt,
was zur Folge hat, daß eine Komponente der Kraft in Richtung bzw. entgegen der Richtung
der Materialbahn entgegengesetzt zu der Anpreßkraft der Anpreßwalze an den Wickel
wirkt. Es ist dann nur durch eine sehr aufwendige Steuerung möglich, die Anpreßkraft
der Anpreßwalze so zu erhöhen, daß die Zugkraft in der Materialbahn in etwa kompensiert
wird und eine fest vorgegebene Wickelspannung und fest vorgegebene Anpreßkraft eingehalten
werden können.
[0009] Aufgabe der Erfindung ist es, Materialbahnen mit vorgegebener Wickelspannung und
vorgegebener Anpreßkraft zwischen dem Wickel und der Anpreßwalze, ohne aufwendige
Steuerung, mit einfachen Mitteln auf einen Wickelkern einer Wickelstation eines Mehrfachwicklers
aufzuwickeln.
[0010] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 in der
Weise gelöst, daß die Kraft F
b in der Materialbahn, die entgegengesetzt zu der Zugkraft in der Materialbahn ist,
laufend gemessen und einer vorgegebenen Anpreßkraft F
P, mit der die Anpreßwalze an dem Wickel anliegt, zu einer Kraft F aufaddiert wird,
mit der als Sollwert die Anpreßwalze gegen den Wickel angedrückt wird.
[0011] Weitere verfahrensmäßige Schritte für die Vorgabe der Anpreßkraft F
P der Anpreßwalze an den Wickel ergeben sich aus den Merkmalen der Verfahrensansprüche
2 bis 6.
[0012] Die Vorrichtung zum Aufwickeln einer Materialbahn auf einen Wickelkern einer Wickelstation,
bei der die Materialbahn durch eine Anpreßwalze an einen drehenden Wickel herangeführt
ist und mit einem Umschlingungswinkel größer 0° und kleiner als 180° um die Anpreßwalze
geführt ist, zeichnet sich dadurch aus, daß in Aufwickelrichtung der Materialbahn
eine Meßwalze der Anpreßwalze vorgeschaltet ist, über die die Materialbahn geführt
ist, um die Kraft F
b in der Materialbahn zu messen und daß die gemessene Kraft F
b mit der vorgegebenen Anpreßkraft F
P, die im Berührungspunkt von Anpreßwalze und Wickel der Wickelstation angreift, addiert
wird, und die Summe beider Kräfte F
b, F
P den Sollwert der Kraft F ergibt, mit der die Anpreßwalze an den Wickel angedrückt
wird.
[0013] Die Weiterbildung der erfindungsgemäßen Vorrichtung ergibt sich aus den übrigen Ansprüchen
8 bis 14.
[0014] Mit der Erfindung wird der Vorteil erzielt, die Kraft F
b nämlich die Wickelspannung, in der Materialbahn während des Wickelns ständig zu regeln
und darüber hinaus die Anpreßkraft F
P zwischen Anpreßwalze und Wickel sehr schnell und sehr genau regeln zu können. Als
weiterer Vorteil kommt eine leichte Bedienbarkeit der Anlage hinzu, d.h. ein leichtes
Durchfädeln der Materialbahn durch die Walzen hindurch, da der Umschlingungswinkel
der Materialbahn um die Anpreßwalze herum nur 90° beträgt.
[0015] Die Erfindung wird im folgenden anhand der Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
Figur 1 eine schematische Ansicht eines ZweifachWendewicklers gemäß dem Stand der
Technik,
Figur 2 eine schematische Ansicht der Vorrichtung bzw. einer Wickelstation nach der
Erfindung, und
Figur 3 in schematischer Ansicht den Einsatz der Vorrichtung nach der Erfindung im
Zusammenwirken mit einem Dreifach-Wendewickler.
[0016] In Figur 1 ist schematisch ein an sich bekannter Zweifach-Wendewickler 16 gezeigt,
bei dem zwei Wickelkerne 4a,4b an den Enden einer Schwinge 19 angebracht sind, die
schwenkbar am oberen Ende eines Stränders 18 gelagert ist. An der einen Seite des
Ständers 18 befindet sich etwa in Höhe der Lagerung der Schwinge 19 eine Hilfsrolle
20, auf die eine Materialbahn 2, wie beispielsweise eine Folien- oder Papierbahn,
unmittelbar nach dem Abschlagen eines Wickels 3 auf dem ersten Wickelkern 4a solange
aufgewickelt wird, bis der leere, zweite Wickelkern 4b in die ursprüngliche Aufwickellage
des ersten Wickelkerns 4a geschwenkt ist, in der eine Anpreßwalze 5 an dem sich ausbildenden
Wickel anliegt. Sobald die Schwinge 19 geschwenkt wurde, kann der Wickel 3 von dem
Wickelkern 4a, der sich dann in der Entnahmestellung befindet, abgenommen werden.
[0017] Die Anpreßwalze 5 ist an unteren Ende eines Trägers 12 befestigt, dessen oberes Ende
mit einen Druckzylinder 13 verbunden ist. Der Druckzylinder 13 ist entlang einer
Gleitschiene 22 verschiebbar, so daß stets sichergestellt ist, daß die Anpreßwalze
5 am Wickel 3 anliegt, unabhängig davon, wie groß der Durchmesser des Wickels 3 ist.
Die Materialbahn 2 wird mit einem Umschlingungswinkel von 90° um eine Umlenkwalze
17 zu der Anpreßwalze 5 geführt und umschlingt diese mit einem Umschlingungswinkel
von 180°. Von der Anpreßwalze 5 läuft die Folienbahn 2 auf den Wickel 3 auf, der mit
einem Drehmoment M
d des nicht gezeigten Antriebsmotors der Wickelstation angetrieben wird.
[0018] Der Umschlingungswinkel von 180° um die Anpreßwalze 5 herum bewirkt, daß die Kraft
F
b in der Materialbahn 2, die entgegengesetzt zu der Zugkraft bzw. der Wickelspannung
in der Materialbahn 2 ist, keine Komponente in Richtung order entgegen der Richtung
der Anpreßkraft F
P hat. Die Anpreßkraft F
P, mit der die Anpreßwalze 5 an dem Wickel 3 anliegt, ist dann gleich der Kraft F,
mit der der Druckzylinder 13, beispielsweise ein Druckluftoder ein Hydraulikzylinder,
die Anpreßwalze 5 gegen den Wickel 3 drückt.
[0019] Sowohl die Kraft F
b in der Materialbahn 2 als auch die Kraft F
P, mit der die Anpreßwalze 5 auf den Wickel 3 wirkt, können konstant sein oder in Abhängigkeit
von der Zeit vorgegeben werden, wofür entsprechende Rechner eingesetzt werden können.
[0020] Zweifach-Wendewickler 16, die mit Anpreßwalzen 5 ausgestattet sind, bei denen der
Umschlingungswinkel der Materialbahn 2 um die Anpreßwalze 180° beträgt, lassen ein
Durchfädeln der Materialbahn 2 bei Maschinenanfahrt oder nach Bahnabriß nur unter
schwierigen Umständen zu. In der Praxis wird daher häufig auf den vollen Umschlingungswinkel
von 180° verzichtet, was zur Folge hat, daß stets eine der Komponente der Kraft F
b entgegengesetzt zu der Anpreßkraft F
P wirkt. Es ist dann nur durch eine sehr aufwendige Steuerung möglich, die Kraft F
so zu erhöhen, daß die Komponente der Kraft F
b in der Materialbahn in etwa kompensiert wird.
[0021] In Figur 2 ist eine Vorrichtung 1 nach der Erfindung zum Aufwickeln der Materialbahn
2 auf einen Wickelkern 4 einer Wickelstation 9 gezeigt. Teile dieser Vorrichtung 1,
die mit entsprechenden Teilen nach den Figuren 1 und 3 übereinstimmen, sind mit den
gleichen Bezugszeichen belegt.
[0022] Die Materialbahn 2 wird auf Leitwalzen 10 und 11 in Aufwickelrichtung C über eine
Meßwalze 6 geführt, die der Anpreßwalze 5 vorgeschaltet ist. Die Meßwalze 6 ist auf
Kraftmeßdosen 7 gelagert, die auf einem Ständer 8 angeordnet sind. In Figur 2 ist
eine der Kraftmeßdosen 7 schematisch im oberen Teil des Ständers 8 angedeutet. Die
Kraft F
b in der Materialbahn 2, die entgegengesetzt zu der Zugkraft bzw. Wickelspannung ist,
wird mit Hilfe der Meßwalze 6 fortlaufend bestimmt. Die Materialbahn 2 wird horizontal
über die Unterseite der Leitwalzen 10 und 11 geführt und steigt schräg nach oben zu
der Meßwalze 6 an. Nach der Meßwalze 6 verläuft die Folienbahn 2 horizontal in Richtung
der Anpreßwalze 5 und ist um diese mit einem Umschlingungswinkel von 90° herumgeführt
und wird zu dem Wickel 3 mit einem Wickelradius R auf dem Wickelkern 4 aufgewickelt.
Der Wickelradius R wird entweder laufend gemessen oder aus den Foliendaten Lauflänge,
Dicke und Wickeldichte berechnet. Die Messung von R kann mit Hilfe eines nicht dargestellten
Wegaufnehmers geschehen, der sich z.B. mit dem Träger 12 bewegt. Der Wickel 3 läuft
mit einem Drehmoment M
d im Gegenuhrzeigersinn um. Die fortlaufend gemessene Kraft F
b wird mit der vorgegebenen Anpreßkraft F
P, mit der die Anpreßwalze 5 gegen den Wickel 3 drücken soll, addiert, und die Summe
der beiden Kräfte F
b und F
P ergibt den Sollwert der Kraft F, mit der die Anpreßwalze 5 in Richtung auf den Wickel
gehalten wird.
[0023] Die Anpreßwalze 5 ist an dem unteren Ende des Trägers 12 befestigt, ebenso wie bei
dem Zweifach-Wendewickler 16 nach Figure 1. Der Träger 12 steht mit dem Kolben des
Druckzylinders 13 in Verbindung, der entlang der Gleitschiene 22 verschiebbar ist.
[0024] Bei dem Druckzylinder 13 handelt es sich um einen Luftdruck- oder einen Hydraulikzylinder,
dessen Mediumdruck durch das Ausgangssignal eines ersten Regelkreises 14 geregelt
wird. In den Regelkreis 14 werden ein elektrisches Signal, das der durch die Kraftmeßdosen
7 bestimmten Kraft F
b entspricht, und ein weiteres elektrisches Signal eingespeist, das äquivalent der
vorgegebenen Anpreßkraft F
P der Anpreßwalze 5 ist. Diese beiden elektrischen Signale werden zu dem Ausgangssignal
des ersten Regelkreises 14 addiert, das dann in entsprechender Weise den Mediumdruck
des Druckzylinders 13 so regelt, daß die Anpreßwalze 5 im Berührungspunkt A mit dem
Wickel 3 die Kraft F
P auf den Wickel 3 ausübt. Die Kraft F
P ist der Sollwert, mit der die Anpreßwalze 5 gegen den Wickel 3 gedrückt wird.
[0025] Des weiteren ist noch ein zweiter Regelkreis 15 vorhanden, den, dem das der gemessenen
Kraft F
b entsprechende elektrische Signal der Kraftmeßdosen 7 eingespeist wird. In dem Regelkreis
15 wird dieses Signal mit einem zeitlich variablen/oder konstanten Signal des Sollwertes
F
b verglichen, das dem vorgegebenen Drehmoment M
d entspricht. Das vorgegebene Drehmoment M
d ist gleich dem Sollwert des Drehmoments, und daraus wird gemäß der Gleichung F
b = M
d/R der Sollwert F
b berechnet. Das Ausgangssignal des zweiten Regelkreises 15 wird dem nicht gezeigten
Antriebsmotor der Wickelstation 9 zugleitet und regelt somit das Drehmoment M
d des Wickels 3 in einer Weise, daß die auf die Materialbahn 2 ausgeübte Zugspannung
F
b dem vorgegebenen Drehmoment M
d entspricht.
[0026] Bei der Anordnung nach Figur 2 erlaubt der geringe Umschlingungswinkel von 90° der
Materialbahn 2 um die Anpreßwalze 5, eine konstruktive Anordnung der Walzen des Wendewicklers,
wenn es sich beispielsweise um einen Zweifach-Wendewickler nach Figur 1 oder um einen
Dreifach-Wendewickler nach Figur 3 hendelt, vorzunehmen, die eine leichte Bedienbarkeit,
d.h. ein leichtes Durchfädeln der Materialbahn 2 gestattet.
[0027] Durch die Meßwalze 6, die auf den Kraftmeßdosen 7 des Ständers 8 gelagert ist, wird
ständig die Kraft F
b in der Materialbahn 2 bestimmt. Diese Kraft wird mit der Anpreßkraft F
P, die im Berührungspunkt A zwischen der Anpreßwalze 5 und dem Wickel 3 wirkt, zu der
Kraft F aufaddiert, die den Sollwert darstellt, mit der die An; preßwalze 5 in Richtung
auf den Wickel gehalten wird.
[0028] Wie schon voranstehend erwähnt ist, ermöglicht es die dargestellte Anordnung, eine
Wickelcharakteristik, d.h. die Kraft F
b in der Materialbahn 2, als Funktion der Zeit vorzugeben. Dies geschieht durch die
Vorgabe des Drehmoments M
d, das konstant oder von der Zeit abhängig sein kann. Das konstante Drehmoment M
d bzw. der gewünschte zeitliche Verlauf des Drehmoments M
d kann auch mechanisch oder elektronisch abgespeichert und als Sollwert für eine Regelung
vorgegeben werden. In diesem Fall kann dann der voranstehend beschriebene zweite Regelkreis
15 entfallen. Es ist auch möglich, den zeitlichen Verlauf der Kraft F
b in der Materialbahn 2 als Sollwert vorzugeben, indem die Wickelspannung bzw. die
Zugkraft auf die Materialbahn 2 vorab festgelegt wird, und diesen Sollwert mit dem
Meßwert der Kraft F
b, wie er von der Meßwalze 6 und den Kraftmeßdosen 7 festgestellt wird, zu vergleichen
und den Antrieb der Wickelstation 9 bzw. das Drehmoment M
d so zu regeln, daß Soll- und Meßwert übereinstimmen. Dies geschieht mit Hilfe des
zweiten Regelkreises 15, wie dies voranstehend schon beschrieben wurde.
[0029] In Figur 3 ist ein Dreifach-Wendewickler 23 schematisch dargestellt, mit den an den
Ecken eines Rollenwechslers 21, der eine dreiecksförmige Gestalt besitzt, drehbar
gelagerten Wickelkernen 4a, 4b, 4c. Einer dieser Wickelkerne, nämlich der Wickelkern
4a, befindet sich in der Aufwickelstellung und trägt einen Wickel 3, gegen den die
Anpreßwalze 5 im Berührungspunkt A anliegt. Der Rollenwechsler 21 ist mittig auf einem
Ständer 18 gela gert und in Richtung des Pfeils B im Gegenuhrzeigersinn schwenkbar,
so daß nach dem Abschlagen des Wickels 3, sobald dieser seine vorgegebene Größe erreicht
hat, der nächste Wickelkern 4c in die Aufwickelstellung gebracht werden kann.
[0030] Die Materialbahn 2 umschlingt die Anpreßwalze 5 mit einem Umschlingungswinkel von
90° und ist über die der Anpreßwalze 5 in Aufwickelrichtung R vorgelagerte Meßwalze
6 geführt, die auf Kraftmeßdosen 7 auf dem Ständer 8 gelagert ist.
[0031] Die Anpreßwalze 5 ist in der gleichen Are wie bei der Anordnung nach Figur 2 am unteren
Ende des Trägers 12 angebracht, der mit seinem oberen Ende mit einem nichtgezeigten
Druckkolben des Druckzylinders 13 verbunden ist, der längs der Gleitschiene 22 horizontal
hin und her verschiebbar ist. Die übrigen Teile dieser Anordnung, wie der erste und
der zweite Regelkreis und die Leitwalzen, sind identisch mit den entsprechenden Teilen
der Anordnung nach Figur 2 und wurden aus Vereinfachungsgründen weggelassen.
[0032] Für die Regelung der Gesamtkraft F bzw. der Anpreßkraft F
P und die Messung der Kraft F
b in der Materialbahn 2 gilt das im Zusammenhang mit der Beschreibung der Figur 2 gesagte.
1. Verfahren zum Aufwickeln einer Materialbahn auf einen Wickelkern einer Wickelstation,
bei dem die Materialbahn mit einem Umschlingungswinkel größer als 0° und kleiner
als 180° um eine Anpreßwalze geführt wird, die gegen einen drehenden Wickel der Materialbahn
anliegt, dadurch gekennzeichnet, daß die Kraft Fb in der Materialbahn, die entgegengesetzt zu der Zugkraft in der Materialbahn ist,
laufend gemessen und einer vorgegebenen Anpreßkraft FP, mit der die Anpreßwalze an dem Wickel anliegt, zu einer Kraft F aufaddiert wird,
mit der als Sollwert die Anpreßwalze gegen den Wickel angedrückt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Drehmoment Md des Wickels konstant gehalten wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Drehmoment Md des Wickels sich zeitabhängig ändert.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der zeitliche
Verlauf des Drehmoments Md in einem Regelkreis abgespeichert wird.
5. Vorrichtung zum Aufwickeln einer Materialbahn auf einen Wickelkern einer Wickelstation,
bei der die Materialbahn durch eine Anpreßwalze an einen drehenden Wickel herangeführt
ist und mit einem Umschlingungswinkel größer 0° und kleiner als 180° um die Anpreßwalze
geführt ist, dadurch gekennzeichnet, daß in Aufwickelrichtung (R) der Materialbahn
(2) eine Meßwalze (6) der Anpreßwalze (5) vorgeschaltet ist, über die die Materialbahn
(2) geführt ist, um die Kraft Fb in der Materialbahn (2) zu messen und daß die gemessene Kraft Fb mit der vorgegebenen Anpreßkraft FP, die im Berührungspunkt (A) von Anpreßwalze (5) und Wickel (3) der Wickelstation
(9) angreift, addiert wird, und die Summe beider Kräfte Fb, FP den Sollwert der Kraft F ergibt, mit der die Anpreßwalze (5) an den Wickel (3) angedrückt
wird (Fig. 2).
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßwalze (6) auf Kraftmeßdosen
(7) gelagert ist, die auf einem Ständer (8) angeordnet sind.
7. Vorrichtung nach den Ansprüchen 5 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Umschlingungswinkel
der Materialbahn (2) um die Anpreßwalze (5) 90° beträgt.
8. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Anpreßwalze (5) an
dem unteren Ende eines Trägers (12) befestigt ist, der mit dem Kolben eines Druckzylinders
(13) in Verbindung steht, dessen Mediumdruck durch das Ausgangssignal eines ersten
Regelkreises (14) geregelt wird, in den das der gemessenen Kraft Fb entsprechende elektrische Signal der Kraftmeß dosen (7) eingespeist und mit einem
elektrischen Signal, das äquivalent der vorgegebenen Anpreßkraft FP der Anpreßwalze (5) ist, zu dem Ausgangssignal addiert wird.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß ein zweiter Regelkreis
(15) vorhanden ist, dem das der gemessenen Kraft Fb entsprechende elektrische Signal der Kraftmeßdosen (7) zugeleitet und mit einem zeitlich
variablen oder konstanten Signal verglichen wird, das aus dem Soll-Wert des Drehmoments
Md berechnet wird und daß das Ausgangssignal des zweiten Regelkreises (15) das Drehmoment
Md des Wickels (3) und somit über die auf die Materialbahn (2) ausgeübte Zugspannung
die Kraft Fb so regelt, daß der Ist-Wert des Drehmoments mit dem vorgegebenen Soll-Wert des Drehmoments
übereinstimmt.
10. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Wickelstation (9)
ein Einfachwickler ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Wickelstation (9)
ein Zweifach- oder Dreifach-Wendewickler ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Druckzylinder (13)
ein Druckluft- oder ein Hydraulikzylinder ist.