(19)
(11) EP 0 211 313 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
25.02.1987  Patentblatt  1987/09

(21) Anmeldenummer: 86110041.0

(22) Anmeldetag:  22.07.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4B65H 23/195, B65H 23/198
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE DE FR GB IT LU NL

(30) Priorität: 30.07.1985 DE 3527178

(71) Anmelder: HOECHST AKTIENGESELLSCHAFT
65926 Frankfurt am Main (DE)

(72) Erfinder:
  • Dietz, Wolfgang, Dr. Dipl.-Ing.
    D-6600 Saarbrücken (DE)
  • Gras, Armin
    D-6691 Oberlinxweiler (DE)
  • Lohmann, Harald, Dipl.-Ing.
    D-6680 Neunkirchen-Kohlhof (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren und Vorrichtung zum Aufwickeln einer Materialbahn


    (57) Eine Materialbahn 2 wird mit einem Umschlingungswinkel größer als 0° und kleiner 180°, insbesondere von 90°, um eine Anpreßwalze 5 herum an den drehenden Wickel 3 eines Mehrfach-Wendewicklers herangeführt. Der Anpreßwalze 5 ist eine Meßwalze 6, auf Kraftmeßdosen 7 eines Ständers 8 gelagert, vorgeschaltet, die die Kraft Fb in der Materialbahn 2 fortlaufend bestimmt und in zwei Regelkreisen 14,15 das dazu äquivalente elektrische Signal einspeist. Die Kraft Fb wird mit einer konstanten oder zeitlich variabel vorgegebenen Anpreßkraft FP zwischen dem Wickel 3 und der Anpreßwalze 5 addiert, und die Summe der beiden Kräfte dient als Sollwert für die Kraft F, mit der die Anpreßwalze 5 durch einen Druckzylinder 13 gegen den Wickel 3 gedrückt wird.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufwickeln ei­ner Materialbahn auf einen Wickelkern einer Wickelsta­tion, bei dem die Materialbahn mit einem Umschlingungs­winkel größer als 0° und kleiner als 180° um eine An­preßwalze geführt wird, die gegen einen drehenden Wickel der Materialbahn anliegt, sowie eine Vorrichtung zum Aufwickeln einer Materialbahn.

    [0002] Bei der Produktion von bahnförmigen Materialien aus Pa­pier, Kunststoff und dergleichen wird das Endprodukt im allgemeinen auf einen Wickelkern aufgewickelt. Hierzu werden Zweifach- und Dreifach-Wendewickler eingesetzt, bei denen die Wickelvorrichtung, wie der Name besagt, aus zwei oder drie Wickelstationen besteht. Zweifach­und Dreifach-Wendewickler erlauben, die Produktion beim Abschlagen der Materialbahn ohne Unterbrechung fortzu­setzen. Sobald der maximale Wickeldurchmesser beim Auf­wickeln der Materialbahn erreicht ist, schwenkt der Wendewickler einen leeren Wickelkern in eine Position, die ein Abschlagen bzw. ein Abtrennen der laufenden Materialbahn ermöglicht. Dies geschieht in einer Weise, bei der die Materialbahn von dem leeren Wickelkern mit­genommen wird.

    [0003] Aus der DE-OS 30 40 398 ist eine Vorrichtung zum Aus­wechseln von fertigen Wickeln gegen leere Wickelkerne in einer Dopeltragwalzenwickelmaschine zum Aufwickeln von Bahnen, insbesondere Papierbahnen, bekannt. Der fertige Wickel wird mittels einer Ausdrückvorrichtung von der Wickelstation zu einer eine seitlich angeord­nete Ausziehvorrichtung aufweisenden Ausziehstation zum Ausziehen der Wickelachse geholt. An beiden Bahnseiten ist je ein Hebel gelagert, dessen freies Ende einen Greifer zum Erfassen des leeren Wickelkerns aufweist. Die Hebel sind derart zwischen der Ausziehstation und der Wickelstation gelagert, daß sich die Greifer in einer Endstellung in der Ausziehstation zur Aufnahme eines leeren Wickelkerns und in der anderen Endstellung in der Wickelstation zur Abgabe des Wickelkerns befin­den.

    [0004] Die DE-OS 32 16 110 beschreibt eine Wickelmaschine mit einer zwischen kraftbetätigten Wickelhebeln gelagerten Aufwickelachse, einer mit der Aufwickelsachse zusammen­wirkenden Andruckwalze und einer Tragwalze für den Wickel. Est werden bei dieser Wickelmaschine die Schwenkbewegungen der Wickelhebel und von Schwenkhebeln für jeden Wickeldurchmesser der Tragwalze einander überlagert. Die Schwenkhebel stützen den Wickel im we­sentlichen von unten ab. Durch die Fortsetzung der Schwenkbewegungen sowohl der Wickelhebel als auch der Tragwalze über den Wickelbereich hinaus entfernen sich die Tragwalze und der Wickel soweit voneinander, daß der Wickel auf einer Palette oder einem Wagen abgelegt werden kann, ohne daß die Tragwalze dabei hinderlich ist.

    [0005] Um einen bestimmten definierten Folienaufbau zu errei­chen, ist es Stand der Technik, beim Wickeln einer Fo­lienbahn die Zugkraft in der Folienbahn als konstant oder als Funktion der Zeit vorzugeben. Dies geschieht normalerweise durch Vorgabe eines bestimmten Drehmomen­tes für den Antriebsmotor der Wickelstation, auf deren Wickelkern gerade die Folienbahn aufgewickelt wird. So ist in der DE-OS 27 12 436 ein Verfahren zur kontinu­ierlichen Herstellung von biaxial orientiertem wärme­fixiertem Polymerfilm bekannt, der einer Spannung aus­gesetzt wird, die mindestens dreimal so groß wie die normale beim Filmtransport zwischen den Verstrecksta­tionen und der Aufwickelstation auftretenden Spannung ist, während der Film bei einer Temperatur zwischen Raumtemperatur und dem Einfrierpunkt des Films gehalten wird. Der Polymerfilm wird der hohen Längsspannung zwi­schen dem Wärmefixieren und dem Aufwickeln ausgesetzt, wobei die Längsspannung mindestens die fünffache nor­male Transportspannung beträgt.

    [0006] Der Wickelaufbau einer Rolle wird verbessert, wenn die Materialbahn um eine Anpreßwalze geführt wird, die selbst unmittelbar an dem Wickel mit einer vorgegebenen Anpreßkraft anliegt. Normalerweise beträgt der Um­schlingungswinkel der Materialbahn für die Anpreßwalze 180°, wodurch bewirkt wird, daß die Zugkraft in der Ma­terialbahn keine Komponente in Richtung oder entgegen der Richtung der Anpreßkraft aufweist. Die Anpreßkraft, mit der die Anpreßwalze in diesem Fall auf den Wickel drückt, ist dann gleich der Kraft, beispielsweise er­ zeugt durch einen Druckluftzylinder, der mit der Anpreß­walze verbunden ist, um die Anpreßwalze anzudrücken. Um die Zugkraft in der Materialbahn als auch die Kraft, mit der die Anpreßwalze auf den Wickel wirkt, konstant zu halten oder als Funktion der Zeit vorzugeben, werden beispielsweise Rechner eingesetzt, um die Kräfte zu re­geln.

    [0007] Wendewickler, bei denen der Umschlingungswinkel um die Anpreßwalze 180° beträgt, sind häufig schlecht zu be­dienen, da dieser Umschlingungswinkel Konstruktionen erfordert, die ein Durchfädeln der Materialbahn nur unter schwierigen Umständen zulassen.

    [0008] In der Praxis wird daher häufig ein Umschlingungswinkel kleiner als 180° angewandt, was zur Folge hat, daß eine Komponente der Kraft in Richtung bzw. entgegen der Rich­tung der Materialbahn entgegengesetzt zu der Anpreß­kraft der Anpreßwalze an den Wickel wirkt. Es ist dann nur durch eine sehr aufwendige Steuerung möglich, die Anpreßkraft der Anpreßwalze so zu erhöhen, daß die Zug­kraft in der Materialbahn in etwa kompensiert wird und eine fest vorgegebene Wickelspannung und fest vorgege­bene Anpreßkraft eingehalten werden können.

    [0009] Aufgabe der Erfindung ist es, Materialbahnen mit vorge­gebener Wickelspannung und vorgegebener Anpreßkraft zwischen dem Wickel und der Anpreßwalze, ohne aufwen­dige Steuerung, mit einfachen Mitteln auf einen Wickel­kern einer Wickelstation eines Mehrfachwicklers aufzu­wickeln.

    [0010] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach dem Ober­begriff des Anspruchs 1 in der Weise gelöst, daß die Kraft Fb in der Materialbahn, die entgegengesetzt zu der Zugkraft in der Materialbahn ist, laufend gemessen und einer vorgegebenen Anpreßkraft FP, mit der die An­preßwalze an dem Wickel anliegt, zu einer Kraft F auf­addiert wird, mit der als Sollwert die Anpreßwalze gegen den Wickel angedrückt wird.

    [0011] Weitere verfahrensmäßige Schritte für die Vorgabe der Anpreßkraft FP der Anpreßwalze an den Wickel ergeben sich aus den Merkmalen der Verfahrensansprüche 2 bis 6.

    [0012] Die Vorrichtung zum Aufwickeln einer Materialbahn auf einen Wickelkern einer Wickelstation, bei der die Ma­terialbahn durch eine Anpreßwalze an einen drehenden Wickel herangeführt ist und mit einem Umschlingungswin­kel größer 0° und kleiner als 180° um die Anpreßwalze geführt ist, zeichnet sich dadurch aus, daß in Auf­wickelrichtung der Materialbahn eine Meßwalze der An­preßwalze vorgeschaltet ist, über die die Materialbahn geführt ist, um die Kraft Fb in der Materialbahn zu messen und daß die gemessene Kraft Fb mit der vorgege­benen Anpreßkraft FP, die im Berührungspunkt von An­preßwalze und Wickel der Wickelstation angreift, addiert wird, und die Summe beider Kräfte Fb, FP den Sollwert der Kraft F ergibt, mit der die Anpreßwalze an den Wickel angedrückt wird.

    [0013] Die Weiterbildung der erfindungsgemäßen Vorrichtung ergibt sich aus den übrigen Ansprüchen 8 bis 14.

    [0014] Mit der Erfindung wird der Vorteil erzielt, die Kraft Fb nämlich die Wickelspannung, in der Materialbahn während des Wickelns ständig zu regeln und darüber hin­aus die Anpreßkraft FP zwischen Anpreßwalze und Wickel sehr schnell und sehr genau regeln zu können. Als wei­terer Vorteil kommt eine leichte Bedienbarkeit der An­lage hinzu, d.h. ein leichtes Durchfädeln der Material­bahn durch die Walzen hindurch, da der Umschlingungs­winkel der Materialbahn um die Anpreßwalze herum nur 90° beträgt.

    [0015] Die Erfindung wird im folgenden anhand der Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:

    Figur 1 eine schematische Ansicht eines Zweifach­Wendewicklers gemäß dem Stand der Technik,

    Figur 2 eine schematische Ansicht der Vorrichtung bzw. einer Wickelstation nach der Erfindung, und

    Figur 3 in schematischer Ansicht den Einsatz der Vorrichtung nach der Erfindung im Zusammen­wirken mit einem Dreifach-Wendewickler.



    [0016] In Figur 1 ist schematisch ein an sich bekannter Zwei­fach-Wendewickler 16 gezeigt, bei dem zwei Wickelkerne 4a,4b an den Enden einer Schwinge 19 angebracht sind, die schwenkbar am oberen Ende eines Stränders 18 gela­gert ist. An der einen Seite des Ständers 18 befindet sich etwa in Höhe der Lagerung der Schwinge 19 eine Hilfsrolle 20, auf die eine Materialbahn 2, wie bei­spielsweise eine Folien- oder Papierbahn, unmittelbar nach dem Abschlagen eines Wickels 3 auf dem ersten Wickelkern 4a solange aufgewickelt wird, bis der leere, zweite Wickelkern 4b in die ursprüngliche Aufwickellage des ersten Wickelkerns 4a geschwenkt ist, in der eine Anpreßwalze 5 an dem sich ausbildenden Wickel anliegt. Sobald die Schwinge 19 geschwenkt wurde, kann der Wickel 3 von dem Wickelkern 4a, der sich dann in der Entnahmestellung befindet, abgenommen werden.

    [0017] Die Anpreßwalze 5 ist an unteren Ende eines Trägers 12 befestigt, dessen oberes Ende mit einen Druckzylinder 13 verbunden ist. Der Druckzylinder 13 ist entlang ei­ner Gleitschiene 22 verschiebbar, so daß stets sicher­gestellt ist, daß die Anpreßwalze 5 am Wickel 3 an­liegt, unabhängig davon, wie groß der Durchmesser des Wickels 3 ist. Die Materialbahn 2 wird mit einem Um­schlingungswinkel von 90° um eine Umlenkwalze 17 zu der Anpreßwalze 5 geführt und umschlingt diese mit einem Umschlingungswinkel von 180°. Von der Anpreßwalze 5 läuft die Folienbahn 2 auf den Wickel 3 auf, der mit einem Drehmoment Md des nicht gezeigten Antriebsmotors der Wickelstation angetrieben wird.

    [0018] Der Umschlingungswinkel von 180° um die Anpreßwalze 5 herum bewirkt, daß die Kraft Fb in der Materialbahn 2, die entgegengesetzt zu der Zugkraft bzw. der Wickelspannung in der Materialbahn 2 ist, keine Komponente in Richtung order entgegen der Richtung der Anpreßkraft FP hat. Die Anpreßkraft FP, mit der die Anpreßwalze 5 an dem Wickel 3 anliegt, ist dann gleich der Kraft F, mit der der Druckzylinder 13, beispielsweise ein Druckluftoder ein Hydraulikzylinder, die Anpreßwalze 5 gegen den Wickel 3 drückt.

    [0019] Sowohl die Kraft Fb in der Materialbahn 2 als auch die Kraft FP, mit der die Anpreßwalze 5 auf den Wickel 3 wirkt, können konstant sein oder in Abhängigkeit von der Zeit vorgegeben werden, wofür entsprechende Rechner eingesetzt werden können.

    [0020] Zweifach-Wendewickler 16, die mit Anpreßwalzen 5 aus­gestattet sind, bei denen der Umschlingungswinkel der Materialbahn 2 um die Anpreßwalze 180° beträgt, lassen ein Durchfädeln der Materialbahn 2 bei Maschinenanfahrt oder nach Bahnabriß nur unter schwierigen Umständen zu. In der Praxis wird daher häufig auf den vollen Um­schlingungswinkel von 180° verzichtet, was zur Folge hat, daß stets eine der Komponente der Kraft Fb entge­gengesetzt zu der Anpreßkraft FP wirkt. Es ist dann nur durch eine sehr aufwendige Steuerung möglich, die Kraft F so zu erhöhen, daß die Komponente der Kraft Fb in der Materialbahn in etwa kompensiert wird.

    [0021] In Figur 2 ist eine Vorrichtung 1 nach der Erfindung zum Aufwickeln der Materialbahn 2 auf einen Wickelkern 4 einer Wickelstation 9 gezeigt. Teile dieser Vorrichtung 1, die mit entsprechenden Teilen nach den Figuren 1 und 3 übereinstimmen, sind mit den gleichen Bezugszeichen belegt.

    [0022] Die Materialbahn 2 wird auf Leitwalzen 10 und 11 in Aufwickelrichtung C über eine Meßwalze 6 geführt, die der Anpreßwalze 5 vorgeschaltet ist. Die Meßwalze 6 ist auf Kraftmeßdosen 7 gelagert, die auf einem Ständer 8 angeordnet sind. In Figur 2 ist eine der Kraftmeßdosen 7 schematisch im oberen Teil des Ständers 8 angedeutet. Die Kraft Fb in der Materialbahn 2, die entgegengesetzt zu der Zugkraft bzw. Wickelspannung ist, wird mit Hilfe der Meßwalze 6 fortlaufend bestimmt. Die Materialbahn 2 wird horizontal über die Unterseite der Leitwalzen 10 und 11 geführt und steigt schräg nach oben zu der Meßwalze 6 an. Nach der Meßwalze 6 verläuft die Folienbahn 2 horizontal in Richtung der Anpreßwalze 5 und ist um diese mit einem Umschlingungswinkel von 90° herumgeführt und wird zu dem Wickel 3 mit einem Wickelradius R auf dem Wickelkern 4 aufgewickelt. Der Wickelradius R wird entweder laufend gemessen oder aus den Foliendaten Lauflänge, Dicke und Wickeldichte berechnet. Die Messung von R kann mit Hilfe eines nicht dargestellten Wegaufnehmers geschehen, der sich z.B. mit dem Träger 12 bewegt. Der Wickel 3 läuft mit einem Drehmoment Md im Gegenuhrzeigersinn um. Die fortlaufend gemessene Kraft Fb wird mit der vorgegebenen Anpreßkraft FP, mit der die Anpreßwalze 5 gegen den Wickel 3 drücken soll, addiert, und die Summe der beiden Kräfte Fb und FP ergibt den Sollwert der Kraft F, mit der die Anpreßwalze 5 in Richtung auf den Wickel gehalten wird.

    [0023] Die Anpreßwalze 5 ist an dem unteren Ende des Trägers 12 befestigt, ebenso wie bei dem Zweifach-Wendewickler 16 nach Figure 1. Der Träger 12 steht mit dem Kolben des Druckzylinders 13 in Verbindung, der entlang der Gleit­schiene 22 verschiebbar ist.

    [0024] Bei dem Druckzylinder 13 handelt es sich um einen Luft­druck- oder einen Hydraulikzylinder, dessen Mediumdruck durch das Ausgangssignal eines ersten Regelkreises 14 geregelt wird. In den Regelkreis 14 werden ein elektrisches Signal, das der durch die Kraftmeßdosen 7 bestimmten Kraft Fb entspricht, und ein weiteres elektrisches Signal eingespeist, das äquivalent der vorgegebenen Anpreßkraft FP der Anpreßwalze 5 ist. Diese beiden elektrischen Signale werden zu dem Ausgangssignal des ersten Regelkreises 14 addiert, das dann in entsprechender Weise den Mediumdruck des Druckzylinders 13 so regelt, daß die Anpreßwalze 5 im Berührungspunkt A mit dem Wickel 3 die Kraft FP auf den Wickel 3 ausübt. Die Kraft FP ist der Sollwert, mit der die Anpreßwalze 5 gegen den Wickel 3 gedrückt wird.

    [0025] Des weiteren ist noch ein zweiter Regelkreis 15 vorhanden, den, dem das der gemessenen Kraft Fb entsprechende elektrische Signal der Kraftmeßdosen 7 eingespeist wird. In dem Regelkreis 15 wird dieses Signal mit einem zeitlich variablen/oder konstanten Signal des Sollwertes Fb verglichen, das dem vorgegebenen Drehmoment Md entspricht. Das vorgegebene Drehmoment Md ist gleich dem Sollwert des Drehmoments, und daraus wird gemäß der Gleichung Fb = Md/R der Sollwert Fb berechnet. Das Aus­gangssignal des zweiten Regelkreises 15 wird dem nicht gezeigten Antriebsmotor der Wickelstation 9 zugleitet und regelt somit das Drehmoment Md des Wickels 3 in einer Weise, daß die auf die Materialbahn 2 ausgeübte Zugspannung Fb dem vorgegebenen Drehmoment Md entspricht.

    [0026] Bei der Anordnung nach Figur 2 erlaubt der geringe Um­schlingungswinkel von 90° der Materialbahn 2 um die Anpreßwalze 5, eine konstruktive Anordnung der Walzen des Wendewicklers, wenn es sich beispielsweise um einen Zweifach-Wendewickler nach Figur 1 oder um einen Dreifach-­Wendewickler nach Figur 3 hendelt, vorzunehmen, die eine leichte Bedienbarkeit, d.h. ein leichtes Durch­fädeln der Materialbahn 2 gestattet.

    [0027] Durch die Meßwalze 6, die auf den Kraftmeßdosen 7 des Ständers 8 gelagert ist, wird ständig die Kraft Fb in der Materialbahn 2 bestimmt. Diese Kraft wird mit der Anpreßkraft FP, die im Berührungspunkt A zwischen der Anpreßwalze 5 und dem Wickel 3 wirkt, zu der Kraft F aufaddiert, die den Sollwert darstellt, mit der die An­; preßwalze 5 in Richtung auf den Wickel gehalten wird.

    [0028] Wie schon voranstehend erwähnt ist, ermöglicht es die dargestellte Anordnung, eine Wickelcharakteristik, d.h. die Kraft Fb in der Materialbahn 2, als Funktion der Zeit vorzugeben. Dies geschieht durch die Vorgabe des Drehmoments Md, das konstant oder von der Zeit abhängig sein kann. Das konstante Drehmoment Md bzw. der gewünschte zeitliche Verlauf des Drehmoments Md kann auch mechanisch oder elektronisch abgespeichert und als Sollwert für eine Regelung vorgegeben werden. In diesem Fall kann dann der voranstehend beschriebene zweite Regelkreis 15 entfallen. Es ist auch möglich, den zeitlichen Verlauf der Kraft Fb in der Materialbahn 2 als Sollwert vorzugeben, indem die Wickelspannung bzw. die Zugkraft auf die Materialbahn 2 vorab festgelegt wird, und diesen Sollwert mit dem Meßwert der Kraft Fb, wie er von der Meßwalze 6 und den Kraftmeßdosen 7 festgestellt wird, zu vergleichen und den Antrieb der Wickelstation 9 bzw. das Drehmoment Md so zu regeln, daß Soll- und Meßwert übereinstimmen. Dies geschieht mit Hilfe des zweiten Regelkreises 15, wie dies voranstehend schon beschrieben wurde.

    [0029] In Figur 3 ist ein Dreifach-Wendewickler 23 schematisch dargestellt, mit den an den Ecken eines Rollenwechslers 21, der eine dreiecksförmige Gestalt besitzt, drehbar gelagerten Wickelkernen 4a, 4b, 4c. Einer dieser Wickelkerne, nämlich der Wickelkern 4a, befindet sich in der Aufwickelstellung und trägt einen Wickel 3, gegen den die Anpreßwalze 5 im Berührungspunkt A anliegt. Der Rollenwechsler 21 ist mittig auf einem Ständer 18 gela­ gert und in Richtung des Pfeils B im Gegenuhrzeigersinn schwenkbar, so daß nach dem Abschlagen des Wickels 3, sobald dieser seine vorgegebene Größe erreicht hat, der nächste Wickelkern 4c in die Aufwickelstellung gebracht werden kann.

    [0030] Die Materialbahn 2 umschlingt die Anpreßwalze 5 mit einem Umschlingungswinkel von 90° und ist über die der Anpreßwalze 5 in Aufwickelrichtung R vorgelagerte Meßwalze 6 geführt, die auf Kraftmeßdosen 7 auf dem Ständer 8 gelagert ist.

    [0031] Die Anpreßwalze 5 ist in der gleichen Are wie bei der Anordnung nach Figur 2 am unteren Ende des Trägers 12 angebracht, der mit seinem oberen Ende mit einem nicht­gezeigten Druckkolben des Druckzylinders 13 verbunden ist, der längs der Gleitschiene 22 horizontal hin und her verschiebbar ist. Die übrigen Teile dieser Anordnung, wie der erste und der zweite Regelkreis und die Leitwalzen, sind identisch mit den entsprechenden Teilen der Anordnung nach Figur 2 und wurden aus Vereinfachungs­gründen weggelassen.

    [0032] Für die Regelung der Gesamtkraft F bzw. der Anpreßkraft FP und die Messung der Kraft Fb in der Materialbahn 2 gilt das im Zusammenhang mit der Beschreibung der Figur 2 gesagte.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Aufwickeln einer Materialbahn auf einen Wickelkern einer Wickelstation, bei dem die Ma­terialbahn mit einem Umschlingungswinkel größer als 0° und kleiner als 180° um eine Anpreßwalze geführt wird, die gegen einen drehenden Wickel der Materialbahn anliegt, dadurch gekennzeichnet, daß die Kraft Fb in der Materialbahn, die entgegengesetzt zu der Zugkraft in der Materialbahn ist, laufend gemessen und einer vor­gegebenen Anpreßkraft FP, mit der die Anpreßwalze an dem Wickel anliegt, zu einer Kraft F aufaddiert wird, mit der als Sollwert die Anpreßwalze gegen den Wickel angedrückt wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Drehmoment Md des Wickels konstant gehalten wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Drehmoment Md des Wickels sich zeitab­hängig ändert.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der zeitliche Verlauf des Drehmoments Md in einem Regelkreis abgespeichert wird.
     
    5. Vorrichtung zum Aufwickeln einer Materialbahn auf einen Wickelkern einer Wickelstation, bei der die Materialbahn durch eine Anpreßwalze an einen drehenden Wickel herangeführt ist und mit einem Umschlingungswinkel größer 0° und kleiner als 180° um die Anpreßwalze geführt ist, dadurch gekennzeichnet, daß in Aufwickel­richtung (R) der Materialbahn (2) eine Meßwalze (6) der Anpreßwalze (5) vorgeschaltet ist, über die die Materialbahn (2) geführt ist, um die Kraft Fb in der Materialbahn (2) zu messen und daß die gemessene Kraft Fb mit der vorgegebenen Anpreßkraft FP, die im Berührungspunkt (A) von Anpreßwalze (5) und Wickel (3) der Wickelstation (9) angreift, addiert wird, und die Summe beider Kräfte Fb, FP den Sollwert der Kraft F ergibt, mit der die Anpreßwalze (5) an den Wickel (3) angedrückt wird (Fig. 2).
     
    6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßwalze (6) auf Kraftmeßdosen (7) gelagert ist, die auf einem Ständer (8) angeordnet sind.
     
    7. Vorrichtung nach den Ansprüchen 5 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Umschlingungswinkel der Materialbahn (2) um die Anpreßwalze (5) 90° beträgt.
     
    8. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Anpreßwalze (5) an dem unteren Ende eines Trägers (12) befestigt ist, der mit dem Kolben eines Druckzylinders (13) in Verbindung steht, dessen Mediumdruck durch das Ausgangssignal eines ersten Regelkreises (14) geregelt wird, in den das der gemessenen Kraft Fb entsprechende elektrische Signal der Kraftmeß­ dosen (7) eingespeist und mit einem elektrischen Signal, das äquivalent der vorgegebenen Anpreßkraft FP der Anpreßwalze (5) ist, zu dem Ausgangssignal addiert wird.
     
    9. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß ein zweiter Regelkreis (15) vorhanden ist, dem das der gemessenen Kraft Fb entsprechende elektrische Signal der Kraftmeßdosen (7) zugeleitet und mit einem zeitlich variablen oder konstanten Signal verglichen wird, das aus dem Soll-Wert des Drehmoments Md berechnet wird und daß das Ausgangssignal des zweiten Regelkreises (15) das Drehmoment Md des Wickels (3) und somit über die auf die Materialbahn (2) ausgeübte Zugspannung die Kraft Fb so regelt, daß der Ist-Wert des Drehmoments mit dem vorgegebenen Soll-Wert des Drehmoments übereinstimmt.
     
    10. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Wickelstation (9) ein Einfachwickler ist.
     
    11. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Wickelstation (9) ein Zweifach- oder Dreifach-­Wendewickler ist.
     
    12. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Druckzylinder (13) ein Druckluft- oder ein Hydraulikzylinder ist.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht