[0001] Die Erfindung betrifft einen im Klebezwickverfahren hergestellten Schuh ohne Brandsohle,
sowie Verfahren zu seiner Herstellung.
[0002] Ein derartiger Schuh ist bekannt aus dem DE-Patent 32 01 488 des Erfinders. Bei der
Herstellung dieses Schuhs wird eine Brandsohle verwendet, die unterseitig mit spaltbarem
Material, vorzugsweise Manila-Papier, beschichtet ist. Durch den Einsatz einer solchen
speziellen Brandsohle kann das bewährte Klebezwickverfahren beibehalten werden. Sobald
die Zwischen- und/oder Laufsohle angeklebt ist, kann die Brandsohle unter Aufspaltung
des Manila-Papiers aus dem Schuh herausgenommen werden. Im Schuh verbleibt lediglich
eine Schicht des aufgespalteten Papiers.
[0003] Dieser bekannte Schuh kann im altbekannten Klebezwickverfahren hergestellt werden,
nach dem auch heute noch ca. 70 bis 80 % aller Schuhe hergestellt werden und das insbesondere
für orthopädische Einzelschuhanfertigung das einzig mögliche Verfahren ist. Mangels
Brandsohle wird der Schuh leichter, niederer, weicher und elastischer und bietet die
Möglichkeit, beliebige Polster, Fußbette, Innensohlen usw. vorzusehen. Der bei dem
brandsohlenlosen Schuhwerk gewonnene direkte Kontakt zwischen weichem Sohlen- oder
Zwischensohlenmaterial und dem Fuß verleiht einen wesentlich elastischeren und damit
beschwerdefreieren Auftritt und damit auch eine elastischere Schrittabwicklung, als
dies bei dem bisher bekannten, mit Brandsohlen ausgestatteten Schuhwerk möglich ist.
Auch wenn Einlagen und ähnliches verwendet werden müssen, unterscheidet sich der Schuh
im Aussehen nicht von einem herkömmlichen Schuh.
[0004] Es wurde auch schon versucht, brandsohlenlose Schuhe durch direktes Anspritzen einer
Kunststoffsohle an das Oberleder herzustellen. Hierzu werden jedoch spezielle Kunststoffspritzmaschinen
mit einem Spritzleisten für jede Schuhgröße benötigt. Beide sind sehr teuer und rentieren
sich erst in der Großserienfertigung. Außerdem erhält das Oberleder meist eine sehr
einfache, wenig elegante Form. Die Herstellung von insbesondere orthopädischem Schuhwerk
dagegen ist eine Einzel- oder bestenfalls Kleinserienfertigung, wobei zusätzlich auf
die individuelle Form der meist kranken Füße Rücksicht genommen werden muß.
[0005] Es wurde auch schon versucht, brandsohlenlose Schuhe unter Anwendung des sogenannten
Schnurzwickverfahrens herzustellen (US-PS'en 35 70 151 und 39 13 160). Das Schnurzwickverfahren
ist erheblich aufwendiger als das Klebezwickverfahren und daher unwirtschaftlich.
Gerade bei empfindlichen Füßen kann auch die Zwickschnur stören. Diesen Versuchen
war deshalb kein Erfolg beschieden.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen brandsohlenlosen, im Klebezwickverfahren
herstellbaren, insbesondere orthopädischen Schuh anzugeben, bei dessen Herstellung
nicht nur auf eine Brandsohle, die mit spaltbarem Material beschichtet ist, sondern
gegebenenfalls auf die Verwendung einer Brandsohle insgesamt verzichtet werden kann.
[0007] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß auf der der Laufsohle abgewandten Seite des
Zwickeinschlags eine nach dem Ankleben einer Zwischen- oder Laufsohle wieder lösbare
Kleberschicht vorgesehen ist.
[0008] Durch die Verwendung einer wieder lösbaren Kleberschicht, die vorzugsweise nur als
Randstreifen ausgebildet ist, ist es möglich, den Zwickeinschlag des Schuhschaftes
auf einer normalen Brandsohle, die in üblicher Art und Weise auf der Unterseite des
Leistens angeheftet ist, oder aber direkt auf dem Leisten zu befestigen. Die weitere
Herstellung des Schuhs erfolgt ganz in der herkömmlichen Manier durch Ankleben einer
Zwischen- oder einer Laufsohle an die freiliegende Seite des Zwickeinschlags und/oder
den unteren Seitenrand des Schuhschaftes. Es ist lediglich darauf zu achten, daß die
dabei verwendeten Kleber bei den Bedingungen, bei denen die lösbare Kleberschicht
aufgeht, nicht aufgehen. Als lösbare Kleberschicht sind Kleber geeignet, die beispielsweise
beim Erwärmen oder aber bei der Anwendung von Feuchtigkeit oder anderen Lösungsmitteln
ihre Klebkraft vorübergehend oder ganz verlieren. Auch Kleber, die ihre Klebkraft
von selbst nach einer gewissen Zeitspanne verlieren, sind einsetzbar.
[0009] Um den durch den Wegfall der herkömmlichen Brandsohle erreichbaren Laufkomfort optimal
ausnutzen zu können, ist der Zwickeinschlag zur Sohlenmitte hin verjüngend dünn ausgeschliffen.
[0010] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist die dem Fuß zugewandte
Seite der Laufsohle elastisch und weich. Die Laufseite der Laufsohle kann auf optimale
Formbeständigkeit und Abriebsfestigkeit ausgelegt werden.
[0011] Bei Schuhen mit fester Sprengung im Gelenkbereich kann eine halbe Brandsohle der
herkömmlichen Art eingearbeitet sein. Die erfindungsgemäß erreichbaren Vorteile bleiben
im Vorfußbereich trotzdem erhalten. Derartige Schuhe sind insbesondere auch als orthopädische
Schuhe geeignet.
[0012] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind weiterhin Verfahren zum Herstellen des
brandsohlenlosen Schuhes im Klebezwickverfahren.
[0013] Gemäß einer ersten Variante wird der Zwickeinschlag des Schuhschaftes mit Hilfe eines
wieder lösbaren Klebers auf eine Brandsohle, die in üblicher Art und Weise auf der
Unterseite des Leistens angeheftet ist, montiert. Anschließend wird die Zwischen-
oder Laufsohle am Schuhschaft befestigt. Sobald dies geschehen ist, wird die Klebkraft
des lösbaren Klebers aufgehoben und Leisten und Brandsohle werden aus dem Schuh herausgenommen.
[0014] Gemäß einer zweiten Variante wird der Zwickeinschlag des Schuhschaftes mit Hilfe
eines wieder lösbaren Klebers direkt auf der Unterseite des Leistens montiert. Nach
Befestigung der Zwischen- oder Laufsohle am Schuhschaft wird die Klebkraft des lösbaren
Klebers aufgehoben und der Leisten aus dem Schuh herausgenomm=n.
[0015] Die zweite Variante hat also den Vorteil, daß eine Brandsohle während der ganzen
Schuhherstellung nicht mehr benötigt wird. Stattdessen wird der Schuhschaft direkt
an der Unterseite des Leistens angeklebt, was bei den bisherigen Verfahren undenkbar
war.
[0016] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung der erfindungsgemäßen Verfahren werden die
Kleber erwärmt, wobei der lösbare Kleber zwischen Zwickeinschlag und Leisten bzw.
Brandsohle seine Klebkraft verliert und der Kleber zwischen Schuhschaft und Zwischen-
oder Laufsohle seine Klebkraft erhöht.
[0017] Insgesamt gesehen ergibt sich bei der Erfindung eine Einsparung der Brandsohle mit
der daraus resultierenden Volumen- und Gewichtsminderung und Flexibilitätserhöhung
sowie ein direkter Fußkontakt mit vorbestimmten weichen, transpirationsmindernden,
fußwohlfördernden und fußschmerzhindernden Materialien.
[0018] Anhand der Zeichnung soll die Erfindung in Form eines Ausführungsbeispiels näher
erläutert werden. Es zeigen
Fig. 1 eine Draufsicht auf die Unterseite eines Montageleistens,
Fig. 2 eine Draufsicht gemäß Fig. 1 bei Verwendung einer Teil-Brandsohle,
Fig. 3 die Befestigung eines klebegezwickten Schaftes auf der Laufsohle und
Fig. 4 das Herausnehmen der Brandsohle oder des Leistens aus dem fertiggestellten
Schuh nach Lösung der Verklebung zwischen Zwickeinschlag und Leisten oder Brandsohle.
[0019] In den Fig. 1 und 2 ist mit dem Bezugszeichen 1' die Unterseite eines Montageleistens
1 bezeichnet. Dabei ist es für die Herstellung des Schuhs möglich, auf der Unterseite
des Leistens 1 eine herkömmliche Brandsohle 3 zu befestigen. Ein Verklebungsrand auf
der Unterseite 1' des Leistens 1 bzw. der dort angehefteten Brandsohle 3 dient zur
zeitweiligen Befestigung des Zwickeinschlags 2 des Schuhschaftes 4.
[0020] Die Herstellung des Schuhs erfolgt also im herkömmlichen Klebezwickverfahren, wobei
der Zwickeinschlag 2 mit Hilfe eines später wieder lösbaren Klebers entweder direkt
auf dem Leisten 1 oder auf der dort angehefteten Brandsohle 3 montiert wird. Das Klebezwicken
kann dabei von Hand oder auch maschinell erfolgen. Als Brandsohle 3 kann praktisch
jede handelsübliche Brandsohle verwendet werden.
[0021] Zur Befestigung des Zwickeinschlags können alle Kleber verwendet werden, deren Klebkraft
nach Herstellung des Schuhs wieder beseitigt werden kann. Bekannt sind Kleber, die
beim Erwärmen ihre Festigkeit verlieren. Für die übrigen Verklebungen, speziell zum
Verbinden von Schaft 4 und Laufsohle 5, werden dann Kleber verwendet, die bei diesen
Bedingungen ihre Klebkraft nicht verlieren, sondern nach Möglichkeit noch verbessern.
Bekannt sind Kleber, die bei erhöhten Temperaturen aushärten.
[0022] Bei Schuhen mit festen, in den Schuhen verbleibenden Gelenken, vornehmlich Schuhen
mit hohen Absätzen, wird im Fersen- und Gelenkbereich eine Teil-Brandsohle 7 verwendet.
Auch bei diesen Schuhen behalten Vorfuß und Zehen den unmittelbaren Kontakt mit der
weichen überseite der Laufsohle 5.
[0023] Fig. 3 zeigt die Befestigung des noch auf dem Leisten 1 aufgezogenen, ansonsten jedoch
fertiggestellten Schuhschaftes 4 auf einer Laufsohle 5. Als Laufsohle 5 kann prinzipiell
jede beliebige Sohle verwendet werden. Bevorzugt werden natürlich Sohlen, deren dem
Fuß zugewandte Oberseite weich und elastisch ist, um dem Fuß einen entsprechenden
Laufkomfort bieten zu können. Die Verbindung zwischen Schaft 4 und Laufsohle 5 erfolgt
ebenfalls im Bereich eines mit Kleber beschichteten Randstreifens 6 von der Breite
des Zwickeinschlags 2. Wird als Laufsohle 5 eine Schalensohle verwendet, wird deren
Rand auch mit dem Seitenleder des Schuhschaftes 4 verklebt und gegebenenfalls vernäht.
[0024] Sobald die Verbindung zwischen Schaft 4 und Laufsohle 5 hergestellt ist, kann der
Leisten 1 aus dem Schuh herausgenommen werden. Hierzu wird durch entsprechende Maßnahmen,
beispielsweise durch Erwärmen des Leistens 1, die Klebkraft der lösbaren Kleberschicht
aufgehoben. Dabei kann der andere Kleber 6 zusätzlich aushärten.
[0025] Falls eine Brandsohle 3 vorgesehen war, kann durch geeignete Maßnahmen, beispielsweise
durch Erwärmen oder durch Anwendung von Lösungsmitteln, die Klebkraft der lösbaren
Kleberschicht aufgehoben und die Brandsohle 3 selbst aus dem Schuh herausgenommen
werden. Dieser Vorgang ist in Fig. 4 dargestellt.
[0026] Der fertige Schuh besitzt also keine Brandsohle. Er ist leicht und flexibel und
ermöglicht einen direkten Kontakt zwischen Fußsohle und Oberseite der Laufsohle 5.
Die Laufsohle 5 kann bei Bedarf, insbesondere für orthopädische Anwendungen , schon
vor der Verklebung mit besonderen Polstern, Fußstützen usw. ausgerüstet werden.
[0027] Auch Schuhe mit festen Sprengungen in den Gelenken, in die halbe Brandsohlen 7 eingearbeitet
werden, die den Vorfußbereich freilassen, können ohne Änderung des Herstellungsverfahrens
hergestellt werden.
1. Im Klebezwickverfahren hergestellter Schuh ohne Brandsohle, dadurch gekennzeichnet,
daß auf der der Laufsohle (5) abgewandten Seite des Zwickeinschlags (2) einen nach
dem Ankleben einer Zwischen- oder Laufsohle (5) wieder lösbare Kleberschicht vorgesehen
ist.
2. Schuh nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kleberschicht als Randstreifen
ausgebildet ist.
3. Schuh nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Zwickeinschlag (2)
zur Sohlenmitte hin verjüngend dünn ausgeschliffen ist.
4. Schuh nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die dem Fuß zugewandte
Seite der Laufsohle (5) elastisch und weich ist.
5. Schuh nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
im Fersen- und Gelenkbereich eine Teil-Brandsohle (7) vorgesehen ist.
6. Verfahren zum Herstellen eines Schuhs ohne Brandsohle nach den Ansprüchen 1 bis
5 im Klebezwickverfahren, dadurch gekennzeichnet, daß der Zwickeinschlag (2) des Schuhschaftes
(4) mit Hilfe eines wieder lösbaren Klebers auf eine Brandsohle (3), die in üblicher
Art und Weise auf der Unterseite (1') des Leistens (1) angeheftet ist, montiert wird
und daß nach Befestigung der Zwischen- oder Laufsohle (5) am Schuhschaft (4) die Klebkraft
des lösbaren Klebers aufgehoben wird und Leisten (1) und Brandsohle (3) aus dem Schuh
herausgenommen werden.
7. Verfahren zum Herstellen eines Schuhs ohne Brandsohle nach den Ansprüche 1 bis
5 im Klebezwickverfahren, dadurch gekennzeichnet, daß der Zwickeinschlag (2) des Schuhschaftes
(4) mit Hilfe eines wieder lösbaren Klebers auf der Unterseite (1') des Leistens (1)
montiert wird und daß nach Befestigung der Zwischen- oder Laufsohle (5) am Schuhschaft
(4) die Klebkraft des lösbaren Klebers aufgehoben und der Leisten (1) aus dem Schuh
herausgenommen wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Zwickeinschlag
(2) vor dem Befestigen der Zwischen- oder Laufsohle (5) zur Sohlenmitte hin verjüngend
dünn ausgeschliffen wird.
9. Verfahren nach Anspruch 6, 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Kleber erwärmt
werden, wobei der lösbare Kleber zwischen Zwickeinschlag (2) und Brandsohle (3) bzw.
Leisten (1) seine Klebkraft verliert und der Kleber (6) zwischen Schuhschaft (4) und
Zwischen- oder Laufsohle (5) seine Klebkraft erhöht.