(19)
(11) EP 0 213 410 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
11.03.1987  Patentblatt  1987/11

(21) Anmeldenummer: 86110624.3

(22) Anmeldetag:  31.07.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4B22F 9/04, B22F 3/12
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB

(30) Priorität: 13.08.1985 DE 3529019

(71) Anmelder: SIEMENS AKTIENGESELLSCHAFT
80333 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Schultz, Ludwig, Dr. Dipl.-Phys.
    D-8526 Bubenreuth (DE)
  • Wohlleben, Karl, Dr. Dipl.-Phys.
    D-8520 Erlangen (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Herstellung eines metallischen Körpers aus einer insbesondere amorphen Legierung mit zumindest teilweise magnetischen Komponenten


    (57) Mit dem Verfahren ist ein metallischer Körper aus einer insbesondere amorphen Legierung herzustellen, wobei ein Zwischenprodukt aus mindestens zwei pulverförmigen, zu­mindest teilweise magnetischen Legierungskomponenten unter Vornahme eines Kompaktierungsschrittes ausge­bildet wird und dieses Zwischenprodukt in den metallischen Körper mittels einer Diffusionsreaktion umgewandelt wird. Mit dem Verfahren sollen Körper größerer Ausdehnung großtechnisch herzustellen sein, wobei insbesondere auch schwer verformbare oder spröde Legierungskomponenten zu verwenden sein sollen. Hierzu ist erfindungsgemäß vorgesehen, daß aus den pulver­förmigen Legierungskomponenten mittels eines zu einem vorbestimmten Zeitpunkt zu beendenden Mahlprozesses ein kristallines Mischpulver mit Teilchen derart herge­stellt wird, daß diese jeweils zumindest weitgehend eine schichtähnliche Struktur aus den Legierungs­komponenten aufweisen, daß die Pulverteilchen zu­mindest im Zustand ihrer Beweglichkeit in einem Magnet­feld ausgerichtet werden und daß schließlich dieses Mischpulver zu dem Zwischenprodukt der gewünschten Form und Abmessung in dieser Richtung kompaktiert und ge­gebenenfalls noch weiter verformt wird.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Her­stellung eines metallischen Körpers aus einer amorphen Legierung, insbesondere aus einem metallischen Glas, bei welchem
    - ein Zwischenprodukt aus mindestens zwei pulver­förmigen, zumindest teilweise magnetischen Komponen­ten der Legierung unter Vornahme eines Kompaktie­rungsschrittes so ausgebildet wird, daß die Legie­rungskomponenten in dem Zwischenprodukt jeweils in mindetens einer Dimension höchstens 1 µm ausgedehnt sind, und
    - das Zwischenprodukt in den metallischen Körper mittels einer Diffusionsreaktion bei vorbestimmter erhöhter Temperatur umgewandelt wird.

    [0002] Ein derartiges Verfahren zur Herstellung einer amorphen Legierung ist z.B. in der "Frankfurter Zeitung: Blick durch die Wirtschaft" (Herausgeber: "Frankfurter Allgemeine Zeitung"), 27. Jahrgang, Nr. 23, 1.2.1984, Seite 5 bzw. in "Machine Design", Vol. 55, No. 25, 10.10.1983, Seite 8 angedeutet.

    [0003] Als "metallische Gläser" bezeichnete amorphe Mate­rialien sind allgemein bekannt (vgl. z.B. "Zeitschrift für Metallkunde", Band 69, 1978, Heft 4, Seiten 212 bis 220 oder "Elektrotechnik und Maschinenbau", 97. Jahr­gang, September 1980, Heft 9, Seiten 378 bis 385). Bei diesen Materialien handelt es sich im allgemeinen um spezielle Legierungen, die aus mindestens zwei vor­bestimmten, auch als Legierungskomponenten bezeich­neten Ausgangselementen oder -verbindungen mittels be­sonderer Verfahren herzustellen sind. Häufig ist dabei das Material mindestens eines der Elemente oder einer der Verbindungen magnetisch. Diese speziellen Legie­rungen weisen anstelle eines kristallinen ein glas­artiges, amorphes Gefüge auf und besitzen eine Reihe von außergewöhnlichen Eigenschaften bzw. Eigenschafts­kombinationen wie z.B. hohe Verschleiß- und Korrosions­beständigkeit, große Härte und Zugfestigkeit bei gleichzeitiger guter Duktilität sowie besondere magnetische Eigenschaften. Außerdem lassen sich über den Umweg des amorphen Zustandes mikrokristalline Mate­rialien mit interessanten Eigenschaften herstellen (vgl. z.B. DE-PS 28 34 425).

    [0004] Die Herstellung metallischer Gläser erfolgt bisher im allgemeinen durch schnelles Abschrecken aus der Schmelze (vgl. auch DE-OS 31 35 374 oder 31 28 063). Dieses Verfahren führt jedoch dazu, daß mindestens eine Dimension des hergestellten Materials kleiner als etwa 0,1 mm ist. Für verschiedene Abwendungen wäre es da­gegen wünschenswert, wenn metallische Gläser in be­liebiger Form und Abmessung zur Verfügung stünden.

    [0005] Ferner wurde vorgeschlagen, metallische Gläser statt durch schnelles Abschrecken durch eine spezielle Fest­körperreaktion herzustellen. Hierbei muß eine der Legierungskomponenten in die andere unterhalb der Kristallisationstemperatur des zu erzeugenden metallischen Glases schnell diffundieren, wobei die andere Komponente praktisch unbeweglich bleibt. Eine derartige Diffusionsreaktion wird im allgemeinen auch als anomale, schnelle Diffusion bezeichnet. Hierbei sind bestimmte energetische Voraussetzungen zu er­füllen (vgl. z.B. "Physical Review Letters", Vol. 51, No. 5, August 1983, Seiten 415 bis 418 oder "Journal of Non-Crystalline Solids", Vol. 61 und 62, 1984, Seiten 817 bis 822). So müssen die Legierungskomponenten exo­therm miteinander reagieren. Ferner wird auch eine be­stimmte Mikrostruktur benötigt, indem die beteiligten Legierungskomponenten eng benachbart sind und jeweils in mindestens einer Dimension sehr kleine Ausdehnungen unter 1 µm aufweisen. Dementsprechend sind insbesondere Schichtstrukturen geeignet, die beispielsweise durch Aufdampfen erzeugt werden können (vgl. z.B. die genannte Literaturstelle aus "Phys.Rev.Letters", Vol. 51). Daneben ist hierfür auch eine Schichtung von dünnen Metallfolien möglich (vgl. z.B. "Proc. MRS Europe Meeting on Amorphous Metals and Non-Equilibrium Processing", Hrsg. M. von Allmen, Strasbourg, 1984, Seiten 135 bis 140).

    [0006] Darüber hinaus kann eine entsprechende schichtähnliche Struktur auch nach dem Verfahren erhalten werden, das aus der eingangs genannten Veröffentlichung "Blick durch die Wirtschaft" zu entnehmen ist. Gemäß diesem Verfahren mischt man zunächst als Legierungskomponenten entsprechende Metallpulver der gewünschten Zusammen­setzung und kompaktiert diese dann zu einem Zwischen­produkt. Dieses Zwischenprodukt, in dem die Legie­rungskomponenten jeweils in mindestens einer Dimension höchstens 1 µm ausgedehnt sind, wird anschließend durch anomale schnelle Diffusion bei vorbestimmter erhöhter Temperatur in den gewünschten metallischen Körper mit amorphem Gefüge überführt.

    [0007] Während bei dem erwähnten Aufdampfverfahren nur sehr dünne Gebilde zu erhalten sind, setzen die erwähnten beiden Verformungsverfahren eine gute Duktilität der beteiligten Legierungskomponenten voraus. Außerdem tritt bei dem bekannten Verfahren, bei dem von pulver­förmigen legierungskomponenten ausgegangen wird, die Schwierigkeit auf, daß die sich an der Oberfläche der Metallpulver befindlichen Oxidschichten durch die Ver­formung entfernt werden müssen und daß das sich bei der Kompaktierung und Verformung ergebende Gefüge sehr unregelmäßig ist. Betrachtet man außerdem technisch interessante Legierungen, so findet man, daß häufig eine der Legierungskomponenten schlecht oder praktisch nicht verformbar ist, wie z.B. Bor bei FeNiB oder Kobalt bei CoZr. Auch sind einige Komponenten nicht oder nur zu hohem Preis als Folie erhältlich wie z.B. Seltene Erdmetalle für amorphe Übergangsmetall-/Seltene-­Erden-Verbindungen.

    [0008] Zur großtechnischen Herstellung von metallischen Kör­pern mit verhältnismäßig ausgedehnter Form und Ab­messung aus amorphen Legierungen, wobei insbesondere auch schwer verformbare oder spröde Legierungs­komponenten zu verwenden sind, kann ein Verfahren dienen, das mit der nicht-vorveröffentlichten DE-­Patentanmeldung P 35 15 167.6 vorgeschlagen wurde. Ge­mäß diesem Verfahren wird zunächst mittels eines an sich bekannten Mahlprozesses mit einer Pulvermühle aus den meistens kristallinen Pulvern der die Legierungs­komponenten darstellenden Ausgangselemente oder -ver­bindungen ein Mischpulver hergestellt, dessen einzelne Teilchen etwa schichtförmig aus den Ausgangselementen bzw. -verbindungen aufgebaut sind. Der Zeitpunkt zur Beendigung des Mahlprozesses, zu dem dieser Aufbau der Mischpulverteilchen vorliegt, läßt sich, z.B. durch experimentelle Untersuchung der Teilchen, ohne weiteres ermitteln und somit festlegen. Dieses so hergestellte Mischpulver wird dann in einem weiteren Arbeitsschritt zu einem kompakten Zwischenprodukt mit dem gewünschten Körper angepaßter Form und Abmessung kompaktiert und/­oder verformt. Dieses kompakte Zwischenprodukt besteht dabei noch aus kristallinen Teilen der Ausgangselemente oder -verbindungen, deren jeweilige Abmessungen in mindestens einer Dimension unter 1 µm oder sogar unter 0,2 µm liegen. In einer sich anschließenden Diffusions­glühung wird dann in an sich bekannter Weise das Zwi­schenprodukt in den gewünschten metallischen Körper aus der amorphen Legierung bzw. aus dem metallischen Glas umgewandelt.

    [0009] Bei diesem vorgeschlagenen Verfahren erfolgt die Kompaktierung des Pulvers entweder durch Strangpressen oder durch andere Verformungsmethoden wie z.B. Hämmern. Diese Verformung bewirkt eine Verkleinerung der individuellen Schichtdicken, wenn die Schichten parallel zur Verformungsrichtung liegen. Man erhält zwar durch den Mahlvorgang Pulverteilchen mit weit­gehend parallel angeordneten Schichten, doch bei der Kompaktierung erfolgt keine Ausrichtung der Teilchen, so daß die Anordnung der einzelnen Schichten bezüglich der Verformungsrichtung statistisch verteilt ist. Für Schichten die senkrecht zur Verformungsrichtung lie­gen, kann sich dann bei der Verformung sogar eine Vergrößerung der Schichtdicke ergeben, wogegen Schichten, die überwiegend parallel zur Verformungs­richtung liegen, beim Verformen dünner werden. Die statistisch orientierte Ausrichtung der Schichten vor dem Kompaktieren führt also gegebenenfalls zu einer Vergrößerung der Bandbreite der Schichtdicken nach der Verformung; d.h., die Verformung bei der Kompaktierung wird also nicht ausgenutzt.

    [0010] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, das eingangs genannte Verfahren so auszugestalten, daß mit ihm unter Verwendung mindestens einer magnetischen Komponente metallische Körper mit verhältnismäßig ausgedehnter Form und Abmessung aus einer amorphen oder auch nicht­amorphen, kristallinen Legierung großtechnisch her­zustellen sind, wobei insbesondere auch schwer ver­formbare und spröde Legierungskomponenten zu verwenden sein sollen und wobei in dem Kompaktierungsschritt die einzelnen Schichten parallel zu einer vorbestimmten Vorzugsrichtung, der späteren Verformungsrichtung, angeordnet werden.

    [0011] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den im Haupt­anspruch angegebenen Maßnahmen gelöst.

    [0012] Die mit dieser Ausgestaltung des Verfahrens verbundenen Vorteile sind insbesondere darin zu sehen, daß sich die Teilchen des Mischpulvers in einem angelegten Magnet­feld hinreichender Stärke so ausrichten, daß ihre schichtähnlichen Strukturen etwa parallel zum Magnet­feld liegen. Das Magnetfeld wird dabei während des Her­stellungsverfahrens zumindest zu einem Zeitpunkt ange­legt, an dem die einzelnen Teilchen noch beweglich sind, d.h. im allgemeinen zumindest vor dem eigent­lichen Kompaktierungsschritt. Aufgrund der besonderen Ausrichtung der einzelnen schichtähnlichen Strukturen des Mischpulvers im Magnetfeld wird so erreicht, daß diese dann bei der Verformung noch dünner werden, d.h. also, der Verformungsprozeß zur Kompaktierung wird auch zu einer weiteren Verringerung der Schichtdicken ausgenutzt. Durch entsprechend geringe Schichtdicken werden bekanntlich Diffusionsreaktionen zwischen den Teilchen begünstigt. Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn mit den Legierungskomponenten ein amorphes Material erzeugt werden soll.

    [0013] Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens gehen aus den Unteransprüchen hervor.

    [0014] Die Erfindung wird nachfolgend noch weiter anhand der Herstellung eines Körpers aus einem besonderen metallischen Glas erläutert. Dabei brauchen die minde­stens zwei pulverförmigen Legierungskomponenten nicht alle unbedingt metallisch zu sein, sondern bei einzel­nen von ihnen kann es sich auch um Metalloide handeln. Jedoch muß mindestens eine dieser Komponenten magne­tische Eigenschaften aufweisen. Im allgemeinen werden die Komponenten kristallin sein; in speziellen Fällen der Verwendung von Metalloiden können jedoch auch amorphe Pulver wie z.B. aus Bor vorgesehen werden.

    [0015] Das metallische Glas des herzustellenden Körpers soll eine mittlere, beispielsweise binäre Zusammensetzung AxBy aufweisen, wobei A und B die beispielsweise metallischen Ausgangselemente bzw. Legierungskompo­nenten sowie x und y Atom-% (mit x + y = 100) bedeuten. Eine der Legierungskomponenten A oder B sollen dabei aus einem magnetischen Material bestehen. Gemäß einem konkreten Ausführungsbeispiel kann es sich bei A z.B. um magnetisches Co und bei B um nicht-magnetisches Zr handeln. Daneben kann ebensogut auch von entsprechenden anderen Komponenten zur Ausbildung von bekannten zwei- ­oder mehrkomponentigen amorphen oder auch nicht­amorphen Legierungen ausgegangen werden. Gemäß dem angenommenen Ausführungsbeispiel einer binären Legie­rung werden zunächst Pulver der beiden Komponenten A und B zusammen mit gehärteten Stahlkugeln in einen geeigneten Mahlbecher gegeben. Die Größe der Pulver kann beliebig sein, eine ähnliche Größenverteilung beider beteiligter Komponenten ist jedoch vorteilhaft. Die resultierende atomare Konzentration des aus diesen Pulvern herzustellenden Körpers wird durch das Mengenverhältnis der beiden Pulversorten bestimmt.

    [0016] Dementsprechend können zunächst reine Co- und Zr-Pulver mit Pulverpartikelgrößen von jeweils z.B. durch­schnittlich etwa 40 µm in eine Planetenkugelmühle (Marke Fritsch: Typ "Pulverisette-5") gegeben werden, deren Stahlkugeln Durchmesser von jeweils 10 mm auf­weisen. Eine Variation des Kugeldurchmesses und der Kugelanzahl bewirkt dabei eine beliebige Veränderung der Mahlintensität. Um eine Oberflächenoxidation der Teilchen zu verhindern, wird der Stahlbehälter der Mühle unter Schutzgas, beispielsweise unter Argon, verschlossen und erst nach Beendigung des Mahlprozesses wieder geöffnet. Während des Mahlvorganges werden dann die Pulver flachgedrückt, verschweißt und auch wieder geteilt. Dabei kann vorteilhaft ein vorbestimmtes Temperaturniveau unterhalb der Kristallisationstempe­ratur des zu bildenden amorphen Materials eingehalten werden. Gegebenenfalls lassen sich auch mehrere Tempe­raturstufen vorsehen bzw. kann ein entsprechendes Temperaturprogramm durchlaufen werden. Mit fortschrei­tender Mahldauer entstehen dann größere Pulverteilchen, die zumindest weitgehend eine schichtähnliche Struktur aufweisen, d.h. aus einer Vielzahl von alternierenden schichtähnlichen Bereichen der beteiligten Legie­rungskomponenten bestehen. Hierbei handelt es sich um eine Mikrostruktur, wie sie z.B. auch in der An­fangsphase eines bekannten Verfahrens zum mechanischen Legieren entsteht (vgl. z.B. "Scientific American", Vol. 234, 1976, Seiten 40 bis 48). Nach diesem be­kannten Verfahren können an sich auch amorphe Legierungen hergestellt werden (vgl. z.B. "Applied Physics Letters", Vol. 43, No. 11, 1.12.1973, Seiten 1017 bis 1019). Während jedoch bei dem bekannten Verfahren des mechanischen Legierens solange gemahlen wird, bis sich die vorerwähnte schichtähnliche Struktur wieder auflöst und eine echte Legierung entsteht, wird demgegenüber bei dem Verfahren nach der Erfindung der Mahlvorgang bei Erreichen der gewünschten schicht­ähnlichen Struktur, in der die schichtähnlichen Be­reiche im allgemeinen etwa 0,01 bis 0,9 µm, vorzugs­weise zwischen 0,05 und 0,5 µm dick sind, abgebrochen. Die Größe der Pulverteilchen selbst stellt sich auf etwa 10 bis 200 µm Durchmesser ein. Der vorbestimmte Zeitpunkt, an dem diese gewünschte Struktur der Pulverteilchen vorliegt, kann z.B. durch Schnitt­untersuchungen der Teilchen festgelegt werden. Am Ende des zu diesem Zeitpunkt abzubrechenden Mahlprozesses liegt somit ein Mischpulver vor, dessen Teilchen aus alternierenden dünnen, kristallinen, schichtähnlichen Bereichen bestehen, und daß somit noch eine ausrei­chende Beweglichkeit der Pulverteilchen in einem Magnetfeld und eine hinreichende Duktilität für einen schließlich durchzuführenden Kompaktierungsschritt aufweist.

    [0017] Solange die Pulverteilchen noch beweglich sind, wer­den diese also erfindungsgemäß einem magnetischen Gleichfeld ausgesetzt. Sie richten sich dann so aus, daß ihre schichtähnlichen Strukturen parallel zu dem Magnetfeld liegen. Die Magnetfeldrichtung wird dabei so gelegt, daß sie mit einer späteren Kompaktierungsrich­tung übereinstimmt.

    [0018] Die Art und Weise wie die magnetische Ausrichtung der Pulverteilchen erfolgt, richtet sich nach der je­weiligen Kompaktierungsmethode. Wird z.B. ein soge­nanntes isostatisches Pressen angewandt, entweder in Verbindung mit einer gleichzeitigen Diffusionsglühung als heißisostatisches Pressen oder zur Bildung eines Formkörpers zur weiteren Verformung durch Strang­pressen, Hämmern oder ähnlichem, so wird zunächst das Mischpulver in eine verformbare Form eingefüllt. An­schließend wird dann eventuell unter Rütteln und Klopfen, das magnetische Feld parallel zur Längsachse der Form angelegt. Die Feldstärke kann hierfür im Bereich zwischen 0,1 und 1 T liegen. Nachdem so die Pulverteilchen mit ihren einzelnen Schichten parallel zur Feldrichtung ausgerichtet sind, kann das Magnetfeld abgeschaltet, die Form verschlossen und der iso­statische Preßvorgang begonnen werden. Hierbei ist auf eine sorgfältige Handhabung des Preßlings zu achten, damit sich das Pulver nicht wieder umordnet.

    [0019] Eine weitere Möglichkeit besteht darin, das Pulver zunächst in einer einachsigen Presse zu einem kompakten Vorprodukt bzw. zu mehreren tablettenartigen Form­stücken zusammenzupressen. Nachdem das Vorprodukt oder die Formstücke gegebenenfalls noch ummantelt wurde bzw. wurden, schließt sich noch ein weiterer Verformungs­schritt wie z.B. Strangpressen oder Hämmern an. Hierbei ist das Magnetfeld nach Einfüllen des Mischpulvers in die Preßmatrize vor dem Pressen anzulegen. Außerdem kann das Mischpulver auch direkt in einen Mantel ein­gefüllt, magnetisch ausgerichtet und anschließend im Mantel stranggepreßt, gehämmert oder anderweitig zu einer guten Verdichtung verformt werden.

    [0020] Bei dem gewählten Ausführungsbeispiel wurde davon aus­gegangen, daß nur eine der beiden Legierungskomponen­ten A oder B aus einem magnetischen Material besteht. Ebensogut können jedoch auch beide Komponenten magne­tisch sein. Dies bedeutet aber, daß im allgemeinen verschiedene Curie-Temperaturen TcA bzw. TcB der bei­ den Komponenten A und B vorliegen. In diesem Falle wird die erfindungsgemäße Ausrichtung der erstellten Pulver­teilchen in einem Magnetfeld bei einer Temperatur T vorgenommen, die zwischen den beiden Curie-Tempe­raturen liegt, d.h. daß gilt: TcA <T<TcB, falls TcA <TcB ist (ansonsten umgekehrt).

    [0021] Am Ende eines gegebenenfalls noch weiteren Formgebungs­schrittes liegt dann ein Zwischenprodukt des herzu­stellenden Körpers mit der gewünschten Form und Ab­messung vor. Anschließend erfolgt dann eine Wärmebe­handlung, bei der die für die Amorphisierung ver­antwortliche Interdiffusion der beteiligten Legie­rungskomponenten als Festkörperreaktion erfolgt. Diese Reaktion kann zwar gegebenenfalls als anomale, schnelle Diffusion in bekannter Weise ablaufen, wobei eine Legierungskomponente in die andere diffundiert. Es sind jedoch ebensogut auch andere Diffusionsreaktionen mit z.B. gegenseitige Eindiffusion der Komponenten möglich. Bei all diesen Reaktionen ist zu beachten, daß, je feiner das Gefüge ist, desto niedrigere Temperaturen und desto kürzere Glühzeiten für die vollständige Um­wandlung des Zwischenproduktes in den gewünschten Kör­per ausreichen. Für diese Festkörper-Diffusions­reaktion muß die Glühtemperatur auf jeden Fall in be­kannter Weise unterhalb der Kristallisationstemperatur des metallischen Glases liegen. Der am Ende dieses Ver­fahrens als Endprodukt vorliegende metallische Körper besteht somit aus einer amorphen Legierung mit durch das Kompaktierungsverfahren vorgegebener und deshalb weitgehend beliebig wählbarer Dicke und Form.

    [0022] Bei dem vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens wurde davon ausge­gangen, daß ein Körper aus einem metallischen Glas her­ gestellt werden soll. Jedoch lassen sich mit diesem Verfahren ebensogut auch Körper aus kristallinen Mischpulver herstellen, die nach einer Diffusions­glühung nach wie vor kristallin sind. Gegebenenfalls kann der kristalline Zustand dieser Materialien auch über den Umweg eines nicht-kristallinen, amorphen Gefüges erreicht werden (vgl. z.B. "Applied Physics Letters", Vol. 44, No. 1, Januar 1984, Seiten 148 und 149).


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Herstellung eines metallischen Kör­pers aus einer insbesondere amorphen Legierung, bei welchem Verfahren
    - ein Zwischenprodukt aus mindestens zwei pulver­förmigen, zumindest teilweise magnetischen Kompo­nenten der Legierung unter Vornahme eines Kom­paktierungsschrittes so ausgebildet wird, daß die Legierungskomponente in dem Zwischenprodukt je­weils in mindestens einer Dimension höchstens 1 µm ausgedehnt sind und
    - das Zwischenprodukt in den metallischen Körper mittels einer Diffusionsreaktion bei vorbestimmter erhöhter Temperatur umgewandelt wird,
    dadurch gekennzeichnet,
    - daß aus den pulverförmigen Legierungskomponenten mittels eines zu einem vorbestimmten Zeitpunkt zu beendenden Mahlprozesses ein kristallines Mischpulver mit Teilchen derart hergestellt wird, daß diese jeweils zumindest weitgehend eine schichtähnliche Struktur aus den Legierungskomponenten aufweisen,
    - daß die Pulverteilchen zumindest im Zustand ihrer Beweglichkeit in einem Magnetfeld ausgerichtet werden
    - und daß schließlich dieses Mischpulver zu dem Zwischenprodukt der gewünschten Form und Abmessung in dieser Richtung kompaktiert und gegebenenfalls noch weiter verformt wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch g e­kennzeichnet, daß die Beendigung des Mahlprozesses experimentell mittels Untersuchung der Mischpulverteilchen bestimmt wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die pulverförmigen Legierungskomponenten unter Schutzgas zu dem Misch­pulver vermahlen werden.
     
    4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, da­durch gekennzeichnet, daß die Legierungskomponenten bei mindestens einer vorbe­stimmten Temperatur zu dem Mischpulver vermahlen wer­den.
     
    5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, da­durch gekennzeichnet, daß die pulverförmigen Legierungskomponenten solange ver­mahlen werden, bis die etwa alternierenden, schicht­ähnlichen Bereiche in den Mischpulverteilchen Dicken zwischen 0,01 µm und 0,9 µm, vorzugsweise zwischen 0,05 µm und 0,5 µm aufweisen.
     
    6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, da­durch gekennzeichnet, daß die pulverförmigen Legierungskomponenten zu Mischpulver­teilchen mit Teilchendurchmesseern zwischen etwa 10 und 200 µm, vorzugsweise etwa 20 und 100 µm vermahlen wer­den.
     
    7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, da­durch gekennzeichnet, daß die Mischpulverteilchen einem Magnetfeld der Stärke zwi­schen 0,1 und 1 Tesla ausgesetzt werden.
     
    8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, da­durch gekennzeichnet, daß das Mischpulver bei angelegtem Magnetfeld einer Rüttel­oder Klopfbehandlung unterzogen wird.
     
    9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, da­durch gekennzeichnet, daß das Mischpulver durch Hämmern oder Strangpressen zu dem Zwischenprodukt verformt wird.
     
    10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, da­durch gekennzeichnet, daß die Diffusionsreaktion nach dem letzten Kompaktierungs- ­bzw. Verformungsschritt vorgenommen wird.
     
    11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, da­durch gekennzeichnet, daß die Diffusionsreaktion zugleich mit dem letzten Kompaktie­rungs- bzw. Verformungsschritt durchgeführt wird.
     
    12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß zwei magnetische Legierungskomponenten (A und B) mit verschiedenen Curie-Temperaturen (TcA bzw. TcB) vor­gesehen werden und daß das Ausrichten der Pulverteilchen im Magnetfeld bei einer Temperatur (T) vorgenommen wird, die in dem Temperaturintervall zwischen den bei­den Curie-Temperauren (TcA und TcB) liegt.
     
    13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, da­durch gekennzeichnet, daß ein nicht-kristallines Gefüge des Zwischenproduktes durch eine vorbestimmte Glühbehandlung in ein mikro­kristallines Gefüge umgewandelt wird.
     
    14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, da­durch gekennzeichnet, daß das Zwischenprodukt aus mindestens zwei kristallinen Legie­rungskomponenten gebildet wird.
     
    15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, da­durch gekennzeichnet, daß neben mindestens einem metallischen Ausgangselement oder einer metallischen Ausgangsverbindung als der einen Legierungskomponente mindestens ein weiteres Aus­gangselement bzw. eine weitere Ausgangsverbindung als weitere Legierungskomponente vorgesehen wird, die ein Metalloid ist.
     
    16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch ge­kennzeichnet, daß als Metalloid amorphes Bor vorgesehen wird.
     
    17. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 16, da­durch gekennzeichnet , daß als mindestens eine Ausgangskomponente eine Verbindung oder Legierung aus mehreren Elementen vorgesehen wird.
     





    Recherchenbericht