[0001] Die Erfindung betrifft einen verbesserten Technetium-99m-Generator auf Basis von
trägeradsorbiertem Molybdän-99, Verfahren zur Herstellung solcher Generatoren und
ihre Verwendung zu Gewinnung von Eluaten, die Technetium-99m in Form von Pertechnetat
enthalten.
[0002] Technetium-99m ist das am häufigsten benutzte radioaktive Nuklid in der nuklearmedizinischen
Diagnostik. Dies beruht auf seinen für diese Anwendung optimalen kernphysikalischen
Eigenschften (kurze Halbwertszeit von 6,0 Stunden, keine Korpuskularstrahlung, günstige
γ-Energie von 140 keV). Es kann aus einem Molybdän-99/Technetium-99m-Generator leicht
und einfach gewonnen werden.
[0003] Bei dem zur Zeit verbreitetsten Generatortyp wird das Molybdän-99, aus dem das Isotop
Technetium-99m durch Kernzerfall ständig gebildet wird, als Molybdän-99-molybdat
an eine Aluminiumoxidsäule adsorbiert. Das Technetium-99m, das chemisch als Pertechnetat
vorliegt, wird durch Waschen mit isotonischer Kochsalzlösung vom Molydbän-99 abgetrennt.
Als Molybdän-99 wird heute fast ausschließlich das sogenannte Spaltmolybdän-99 verwendet.
Es wird aus der beim Kernzerfall von Uran-235 anfallenden Spaltproduktmischung isoliert
und besitzt eine sehr hohe spezifische Aktivität. Durch wird es möglich, hohe Aktivitäten
an Technetium-99m in kleinen Volumina Kochsalzlösung aus einem Generator zu erhalten.
[0004] Die Einführung des Spaltmolybdäns erlaubte es, in den Generatoren nur noch geringe
Mengen (1-2 g) Aluminiumoxid einzusetzen, wodurch die zur Elution des Technetium-99m
notwendige minimale Menge Kochsalzlösung auf wenige Milliliter (ca. 5 ml) begrenzt
werden konnte.
[0005] Die an einen gebrauchsfertigen Generator zu stellenden Mindestanforderungen sind
in der DIN 6854 (Januar 1985) zusammengefaßt. Danach sollte die eluierbare Aktivität
an Tc-99m bei einer Elution in 24 Stunden-Intervallen 70 % nicht unterschreiten. Die
Qualität des Eluates unterliegt dabei bestimmten Anforderungen. Es ist natürlich wünschenswert,
diese Grenzwerte so weit wie möglich zu unterschreiten. Dies gilt besonders für Molybdän-99,
das in hohen Aktivitäten im Generator enthalten ist und im Eluat auf Grund der langen
Halbwertszeit von 66,0 h zu einer unnötigen Strahlenbelastung bei der Anwendung am
Menschen führen würde.
[0006] Es ist bekannt, daß Mo-99/Tc-99m-Generatoren mit Spaltmolybdän, insbesondere bei
höheren Mo-99-Aktivitäten, zu Ausbeuteverlusten oder manchmal sogar zu Ausbeutezusammenbrüchen
neigen (EP-B 0 014 957). Dieser Effekt wird durch organische Verunreinigungen im
Elutionsmittel, die z.B. aus Kunststoffelutionsmittelbehältern in die Kochsalzlösung
gelangen können, noch verstärkt.
[0007] Um diese Ausbeuteverluste zu vermeiden, werden Ausbeutestabilisatoren eingesetzt.
Es ist bekannt, daß Kupfer(II)-Ionen diese stabilisierende Wirkung haben.
[0008] Hierbei tritt jedoch die Schwierigkeit auf, daß die geringen Mengen an Aluminiumoxid
nicht ausreichen, den Durchtritt des Kupfers in das Eluat auf Dauer zu verhindern.
[0009] In der deutschen Offenlegungsschrift 1 929 067 wird beschrieben, dem Elutionsmittel
Kupfer(II)-acetat zuzusetzen. Als minimale Menge werden 0,001 Volumenprozent gefordert,
worunter wohl im Falle von Kupfer(II)-acetat 10 µg/ml = 3,5 µg Cu(II)/ml zu verstehen
sind. Für moderne Generatoren, die im Gegensatz zu denen, die am Prioritäts tag
der genannten deutschen Offenlegungsschrift üblich waren, nur eine geringe Menge an
Aluminiumoxid enthalten, reicht diese - selbst bei Einsatz der genannten minimalen
Kupfer(II)-Konzentrationen - nicht aus, den erwähnten Durchtritt des Kupfers in das
Eluat zu verhindern. Darüber hinaus hat sich gezeigt, daß 3,5 µg Cu(II)/ml Elutionsmittel
nicht immer eine stabil hohe Ausbeute gewährleisten können.
[0010] Zur Verhinderung des Durchtritts von Kupferionen in das Eluat wurde in der EP-B -0
014 957 ein Verfahren beschrieben, das die Fixierung von größeren Mengen Kupfer(II)
auf dem Aluminiumoxid erlaubt. Diese Methode erfordert jedoch einen zusätzlichen Verfahrenschritt
bei der Herstellung der Generatoren und ist somit aufwendig.
[0011] Es wurde nun gefunden, daß mit Aminogruppen modifizierte Kieselgele und gegebenenfalls
Magnesiumsilikate vorteilhafte Trägermaterialien für Technetium-99m-Generatoren darstellen,
die Kupfer(II)-ionen fest zu binden vermögen. Die Erfindung betrifft somit Technetium-99m-Generatoren
auf Basis von trägeradsorbiertem Molybdän-99, die durch einen Gehalt an einem aminogruppenmodifizierten
Kieselgel und gegebenenfalls Magnesiumsilikaten gekennzeichnet sind.
[0012] Es wurde weiterhin gefunden, daß das aminogruppenmodifizierte Kieselgel in der Lage
ist, radioaktives Molybdän-99 zu adsorbieren. Damit können die Mo-99-Gehalte im Eluat
auf weniger als 1 µCi Mo-99/Ci Tc-99m gesenkt werden. Eine Ausgestaltung der Erfindung
betrifft somit einen Technetium-99m-Generator, dessen Trägermaterial aus aminogruppenmodifiziertem
Kieselgel besteht. Bevorzugte Ausgestaltungen dieser Erfindung enthalten jedoch zusätzlich
Aluminiumoxid und gegebenenfalls Magnesiumsilikate.
[0013] Erfindungsgemäße Generatoren mit einem Gehalt an Magnesiumsilikat enthalten neben
dem erfindungsgemäßen aminogruppenmodifizierten Kieselgel zweckmäßig zusätzlich Aluminiumoxid
zur Adsorption des Mo-99. Für solche Generatoren, die mehr als ein Trägermaterial
enthalten, ist es grundsätzlich möglich, die Trägermaterialien zu mischen und mit
der Mischung die üblichen Apparaturen zu füllen. Da jedoch die unterschiedlichen Materialien
im allgemeinen eine unterschiedliche Korngröße aufweisen, muß durch besondere Vorkehrungen,
beispielweise gemeinsames Vermahlen, darauf geachtet werden, daß in der Füllung keine
"Kanäle" offenbleiben. Es ist deshalb im allgemeinen zweckmäßiger, die unterschiedlichen
Materialien schichtweise in die Generatoren einzufüllen. "Schichtweise" kann hierbei
bedeuten, daß die unterschiedlichen Materialien in mehreren, abwechselnd aufeinander
folgenden Schichten eingebracht werden, zweckmäßig ist jedoch, jedes Material in
Form einer einzigen Schicht einzubringen.
[0014] Vorzugsweise wird das aminogruppenmodifizierte Kieselgel als unterste Schicht in
die Generatorsäule eingebracht. Darüber wird dann eine Schicht aus Aluminiumoxid aufgetragen.
[0015] Es kann auch von der in der EP-B 0 014 957 beschriebenen Erfindung Gebrauch gemacht
werden, indem man einen Generator herstellt, bei dem in der obersten Schicht das Kupfer(II)-beladene
Aluminiumoxid eingebracht ist, darunter eine Schicht von Aluminiumoxid und hierunter
eine Schicht des erfindungsgemäßen Trägermaterials folgt.
[0016] In den Figuren 1 und 2 sind schematisch und nicht notwendigerweise maßstabsgerecht
zwei Ausgestaltungen der Erfindung dargestellt:
[0017] In Figur 1 bedeutet (1) die Säule, in welche das Trägermaterial eingefüllt wird,
wobei durch den Pfeil die Elutionsrichtung (von oben nach unten) angedeutet ist. (2)
und (3) bedeuten die Schichten unterschiedlicher Trägermaterialien, in einer bevorzugten
Ausgestaltung also Aluminiumoxid als Schicht (2) und aminogruppenmodifiziertes Kieselgel
als Schicht (3).
[0018] Die Figur 2 bezeichnet eine entsprechende Anordnung mit drei Schichten, wobei drei
unterschiedliche Materialien (2), (3) und (4) Verwendung finden. In einer bevorzugten
Ausgestaltung dieses Aspektes der Erfindung bedeutet (4) eine Schicht aus Kupfer(II)-beladenem
Aluminiumoxid, (2) Aluminiumoxid und (3) aminogruppenmodifiziertes Kieselgel und gegebenenfalls
Magnesiumsilikate.
[0019] Die technische Ausgestaltung von Nuklidgeneratoren ist bekannt und beispielsweise
in der deutschen Auslegeschrift 1 614 486 (bzw. der entsprechenden US-PS 3 369 121)
oder der GB-PS 1 186 587 beschrieben. Es kann deshalb hier auf Details verzichtet
werden.
[0020] Die Menge des Trägermaterials richtet sich nach der Dimensionierung des Generators
und der Beladung; sie ist durch einfache Vorversuche leicht zu ermitteln.
[0021] Aminogruppenmodifizierte Kieselgele sind als Trägermaterialien für chromatographische
Prozesse üblich. Eine bevorzugte Form enthält die Aminogruppen in Form von 1,3-Propylamingruppen.
Es sind jedoch auch andere Trägermaterialien, beispielsweise solche mit sekundären
oder tertiären Aminogruppen, wie sie als Adsorbentien für saure Verbindungen dienen,
möglich.
[0022] Als Magnesiumsilikat eignen sich natürlich vorkommende Produkte wie Forsterit, Enstatit,
Serpentin, Serpentinasbest, Talk, Antigorit oder Meerschaum sowie entsprechende
synthetische Produkte, die Magnesiumortho-, -di- oder -polysilikate, letztere mit
Ketten-, Band- oder Schicht- (Blatt-)-Struktur enthalten. Solche Materialien werden
beispielsweise für chromatographische Verfahren eingesetzt.
[0023] In den folgenden Beispielen wird die Erfindung näher erläutert.
[0024] Für die Herstellung von Generatorsäulen wurden folgende Trägermaterialien verwendet:
Aluminiumoxid S, sauer, superaktiv; Fa. Riedel de Haen;
(R)LiChroprep NH₂ für die Flüssigkeitschromatographie, Fa. Merck, im folgenden "Kieselgel".
Als Elutionsmittel wurde physiologische Kochsalzlösung verwendet, die unterschiedliche
Mengen an Kupfer(II)-chlorid, Dihydrat enthielt. Die Kupfer(II)-Bestimmung erfolgte
kolorimetrisch, wobei die untere Nachweisgrenze 0,1 ppm betrug.
Beispiel 1
[0025] Durch Elution unter gleichen Bedingungen wurde festgestellt, in welchem Maße die
Trägermaterialien befähigt sind. Kupfer(II)-Ionen festzuhalten. Die Eluate Nr. 1-8
waren in allen Fällen kupferfrei. Wie die folgende Tabelle 1 zeigt, kann das Kieselgel
Kupfer(II) sehr viel besser abfangen als das Aluminiumoxid.

Beispiel 2
[0026] In eine Glassäule werden 105 mg Kieselgel gepackt und darüber 1,0 g Aluminiumoxid
geschichtet. Die Säule wird mit Mo-99 beladen und arbeitstäglich mit physiologischer
Kochsalzlösung eluiert, die 20 µg CuCl₂ x 2H₂O pro ml enthält. Vor Zugabe des Kupfer(II)-chlorids
wurde die Kochsalzlösung zusammen mit der üblicherweise zur Verpackung dienenden
PVC-Folie im Autoklav sterilisiert. Es ist bekannt, daß dabei organische Verunreinigungen
in das Elutionsmittel gelangen, die zu starken Ausbeuteverminderungen führen können.
[0027] Zum Vergleich wurde eine Glassäule mit 1,2 g Aluminiumoxid und eine weitere mit
105 mg Kieselgel und 1,0 g Aluminiumoxid gefüllt. Diese Vergleichsgeneratoren eluierte
man mit kupferfreiem, mit organischen Verunreinigungen belastetem Elutionsmittel.
[0028] In den Eluaten wird der Gehalt an Technetium-99m, Molybdän-99 und soweit das Elutionsmittel
Kupfer(II) enthält, der Anteil an Kupfer(II) gemessen. In der Tabelle 2 sind die
Ergebnisse zusammengefaßt. Die Ausbeute an Tc-99m ist in %, bezogen auf die Mo-99-Aktivität,
der Molybdän-99-Gehalt in ppm, bezogen auf die Tc-99m-Aktivität und der Kupfer(II)-Gehalt
in ppm angegeben.
[0029] Die Tabelle 2 zeigt:
1. Durch Einsatz von Kieselgel wird der Mo-99-Gehalt im Eluat unter 1 ppm gesenkt.
2. Durch Einsatz von Kieselgel kann dem Elutionsmittel Kupfer(II) zugesetzt werden,
wodurch die Ausbeute an Tc-99m gleichmäßig hoch bleibt, ohne daß Kupfer(II) in nennenswerten
Mengen im Eluat nachgewiesen werden kann.
3. Durch Einsatz von Kieselgel kann der Kupfer(II)-Gehalt im Elutionsmittel über den
minimalen Anteil von 20 ppm hinaus gesteigert werden.

Beispiel 3
[0030] Es wurden Generatorsäulen nach dem Verfahren der EP-B 0 014 957 hergestellt. Einige
enthielten jedoch als unterste Schicht zusätzlich Kieselgel. Diese wurden mit Mo-99
beladen und arbeitstäglich mit physiologischer Kochsalzlösung eluiert. Die Tabelle
3 zeit die Ergebnisse.

[0031] Die Tabelle 3 belegt die Herabsetzung des Mo-99-Gehaltes im Eluat auch bei Anwendung
der Ausgestaltung nach EP-B 0 014 957. In keinem Eluat konnte Cu(II) festgestellt
werden.
1. Technetium-99m-Generator auf Basis von trägeradsorbiertem Molybdän-99, der mit
Kupfer(II) enthaltenden Lösungen eluiert wird, gekennzeichnet durch einen Gehalt
an einem aminogruppenmodifizierten Kieselgel.
2. Generator nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichent, daß in einer Elutionssäule (1)
der das Molybdän-99 enthaltende Träger als obere Schicht (2) und das aminogruppenmodifizierte
Kieselgel als untere Schicht (3) angeordnet ist.
3. Generator nach Anspruch 1 oder 2, durch gekennzeichnet, daß er zusätzlich ein
Magnesiumsilikat enthält.
4. Generator nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß in einer Elutionssäule
(1) als obere Schicht (4) Kupfer(II)-beladenes Aluminiumoxid, als mittlere Schicht
(2) Aluminiumoxid und als untere Schicht (3) aminogruppenmodifiziertes Kieselgel angeordnet
ist.
5. Verfahren zur Herstellung eines Generators nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß man als Trägermaterial ein aminogruppenmodifiziertes Kieselgel einsetzt.
6. Verwendung eines Generators nach Anspruch 1 bis 4 zur Gewinnung eines Technetium-99m
enthaltenden Eluats.